Angesichts solch erbärmlicher Lügen konnte der ältere Herr auf dem Boot, das mein Kajak abschleppte, gar nicht anders, als dreckig zu grinsen. Denn weder hätte ich es "fast" geschafft gehabt, die Insel Cerf in dem Kajak zu umrunden, noch werde ich das morgen wieder versuchen, ich kann nämlich schon jetzt meine Arme kaum mehr heben und will gar nicht wissen, wie das erst morgen werden wird ...
Heute Morgen wurde erst einmal ausgeschlafen, denn selbst meine Mutter wurde erst um halb neun Ortszeit wach (wobei, wenn man sieht, dass das halb sieben in Deutschland ist, ist das schon wieder kein so großes Wunder, und angesichts des nicht völlig ausreichenden Schlafes, den wir im Flieger genossen hatten, gleich gar nicht). Wir zogen uns an und gingen zum Frühstück, das mit wunderbaren Früchten (unter anderem der von mir hassgeliebten Passionsfrucht/Maracuja), Rührei mit Speck und Crêpes mit Marmelade sehr lecker war.
Danach machten wir einen Strandspaziergang, erst nach rechts runter, dann, als wir da nicht mehr einfach weiterkamen, links runter, denn wir wollten mal gucken, wo es zum Aussichtspunkt auf eine Anhöhe hier auf der Insel geht. Den Weg fanden wir vor lauter "private property" (Privatbesitz) nicht, aber dafür eine kleine, einfache Kapelle, die wir erst einmal kurz anguckten.
Unter den aufmerksamen Augen eines Wachhundes, der zwei Strandwanderern hinterherspaziert war, aber dann von ihnen abließ, machten wir einen kleinen Schwimm, gingen dann aber zurück ins Hotel und genehmigten uns dort zwei Bierchen zum Mittagessen.
Danach hatte ich mir genug Mut angetrunken, um mal mit dem Kajak zu versuchen, die Insel und die nähere Umgebung zu erkunden.
Also, auf ging die wilde Luzi, im Uhrzeigersinn, die meiste Zeit gegen die Wellen und den Wind. Nach knapp zwei Kilometer hatte ich den nördlichsten Punkt der Insel erreicht, fuhr erstmal auf den Strand, zog mein T-Shirt aus und ließ mich ins (flache) Wasser fallen ... Ich schwitzte wie ein Walross, von unten (aus den Ablasslöchern des Kajak) und von oben (von meinen Paddeln, die ich höchstwahrscheinlich ziemlich unsachgemäß einsetzte) kam auch Wasser, zwischendurch regnete es auch mal drei Tropfen, kurz, es war herrlich!
Weiter ging es, die Wellen und der Wind gegen mich wurden immer stärker, weitere 750 Meter schaffte ich und insgesamt ungefähr 180 Grad um die Insel, dann rief ich immer lauter Schimpfworte, paddelte und erholte mich im Wechsel, doch als die Wellen mich gegen die Felsen zu treiben begannen, stieg ich elegant aus dem Kajak aus, stellte mich erstmal hin - im ein Meter hohen Wasser - und erholte mich, ohne zurückgetrieben zu werden.
Ein Boot fuhr vorbei, die beiden Männer riefen etwas herüber, ich gab den Daumen hoch (gedacht als Zeichen, dass es mir gut ginge, denn so viel Ehrgeiz hatte ich jetzt schon noch, und ich dachte, ich sei kurz vor Erreichen der guten Strömung), doch sie interpretierten das als Hilfebitte. Sie kamen längs, im zweiten Versuch klappte das Abschleppen (beim ersten Mal löste sich der Knoten) und so schipperte das Boot vorweg und ich hinterher (und wurde richtig nass, weil jetzt natürlich das Wasser richtig ins Kajak drückte).
In der guten Strömung und in der Nähe des Hotels (aber noch so weit entfernt, dass es für mich nicht peinlich wurde), wurde ich abgekoppelt, der eingangs erwähnte Dialog fand statt, und den Rest des Weges rettete ich mich ins Hotel ... Ich glaube schon, dass ich das noch geschafft hätte, aber das wäre so eine Achdorf-Aktion gewesen, wo ich danach drei Tage dreivierteltot gewesen wäre (und der Schnitzer-Wert gesagt hätte: "Der fährt nie wieder Kajak!") - jetzt bin ich vielleicht zwei Tage halbtot, dann geht es weiter.
Herzlichen Dank natürlich an die beiden Abschlepper, überhaupt sind die Seycheller sehr, sehr freundlich, aber allein ins Kajak setze ich mich nicht so bald wieder (wenn meine Ma mitkommt, paddelt sie und ich trommle, dann passt das vielleicht ...). (Ja, ich ahne schon, dass das womöglich eine meiner legendär schlechten Vorhersagen sein könnte.)
Ich holte meine Ma noch für einen letzten Schwimm ab, wir genossen das Planschen sehr. Danach wurde geduscht fürs Abendessen (hervorragende panierte Garnelen mit Pommes für meine Ma und zwei leckere Thunfischsteaks für mich), und jetzt fallen wir ins Bett.
Herrlich hier, alles wunderbar, wir gucken mal, ob wir morgen oder so mal auf die Hauptinsel rüberfahren, vielleicht wollen wir auch noch nach Praslin oder La Digue, aber das entscheiden wir spontan, das ist ja schließlich Urlaub hier ...
Fotos:
Nachwehen des Pokalfinales: Weinender Himmel bei der Ankunft |
Überfahrt nach Cerf |
Blick von der Terrasse |
Heute Morgen bei besserem Wetter: Blick auf Hotel und Pool |
Landungsbrücke |
Blick von der Landungsbrücke nach links |
Weg von der Kapelle zum Strand |
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