Meine Länder

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Dienstag, 24. Mai 2022

Der Lohn der Mühe

 ... für fünfeinhalb Kilometer Paddeln am heutigen Tag (ich hab natürlich auch mitgemacht und nicht nur getrommelt, während meine Mutter paddelte) waren zunächst das außergewöhnliche Gefühl, allein auf einer Insel zu sein (nämlich der Île Longue, auch wenn das gar nicht stimmt, weil es da eine Bar gibt und anscheinend auch sogar etliche Häuser - und früher war das der seychellische Jugendknast -, aber wenn man von der Île au Cerf kommt, sieht das da alles einsam und wild aus), und anschließend das außergewöhnliche Gefühl, auf einer Insel (der Île Moyenne) zu sein, auf der man - wenn man nicht aufpasst - wortwörtlich stolpert über die zutreffend benannten Seychellen-Riesenschildkröten.

Wir schliefen heute wieder aus, frühstückten sehr lecker und machten uns dann relativ bald auf, denn wir wollten mal sehen, ob wir in Richtung der Schildkröten-Insel kommen, mit dem Kajak. Gesagt, getan, am Paddelrhythmus müssten Mutter und Sohn noch ein bisschen arbeiten, aber wir kamen trotzdem recht gut voran, um die erste Ecke der Insel, um die zweite, und dann eröffnete ich meiner Mutter, dass wir daaaaaaaa drüben wahrscheinlich hinmüssten.

Ich hatte mein Handy in zwei Lagen Frischhaltebeutel eingepackt, sodass das möglich trocken bliebe (so ganz traute ich dem Braten nicht, denn mein Diensthandy ließ ich im Hotel und nahm nur mein privates mit ...), blieb es auch, obwohl alles andere, was wir dabei hatten, im Wellenbad durchnässt wurde, und guckte zwischendurch mal auf die Karte, damit ich uns nicht ganz wild leitete.

Wir steuerten erst einmal die Île Longue an, weil ich nicht ganz sicher, wo die Île Moyenne war, wir paddelten gegen den Wind und die Wellen, was das Zeug hielt, und als das Wasser flach und der Boden sandig wurde, sprang ich aus dem Kajak und zog das Boot bis an den Strand (so konnte ich meine Armmuskulatur schonen und meine Beinmuskulatur trainieren, höhö).

Hier badeten wir im seichten Wasser, es war herrlich, weil wir beide auch schon ein bisschen geschwitzt hatten, und da tat die minderschwere Abkühlung (kalt war das Wasser natürlich nicht) sehr gut.

Wir hatten gesehen, dass die Île Moyenne jetzt doch näher war als gedacht, also entschieden wir uns, doch noch die paar hundert Meter zu paddeln, denn Schildkröten wollten wir schon gerne sehen. Unterwegs versuchten wir eine Sandbank zu umschiffen, das gelang uns in den jetzt stärker werdenden Wellen nur begrenzt, sodass ich wieder ausstieg, das Ding von der Sandbank zog, dann aber wieder einstieg, weil das Wasser doch noch einmal tiefer wurde (wackel, wackel ...).

Schließlich landeten wir als zweites Kajak neben etlichen Motorbooten an und brauchten erstmal dringend eine Erfrischung. Die bekamen wir in Form einer Cola, den Eintritt für den angeblich kleinsten eigenständigen Nationalpark der Welt konnten wir auch gleich zahlen, da übervorteilten sie uns ein bisschen, aber wenigstens gab mir die Kassiererin den zweiten (nassen) Geldschein zurück, den ich ihr versehentlich hatte rüberwachsen lassen - das Geld war nämlich mit durchnässt worden, weil das nicht im Frischhaltebeutel war ...

Wir liefen die Treppen hoch zum offiziellen Eingang des Nationalparks, die Eintrittskarte wurde kontrolliert, und wir wurden auf einen 40 Minuten dauernden Rundweg geschickt. Schon nach wenigen Minuten kam das erste Highlight in Form des "Schildkröten-Kindergartens". Dort wanderten zig kleine Schildkrötchen in der Gegend herum, eine war von unserem Anblick so fasziniert, dass sie sich gleich mal auf den Rücken legte, sich aber binnen Sekunden sehr geschickt wieder umgedreht hatte, und meine Ma wird schon richtig liegen, wenn sie sagt, dass die Einzäunung da sicher deswegen sei, dass da nicht ein paar Schildkrötchen versehentlich in den Taschen irgendwelcher Touristen landen. (Und natürlich lässt meine Mutter die von ihr am Strand gefundenen Kaurimuscheln - die eigentlich Kaurischnecken heißen, wie die Wikipedia mir soeben zuruft - sofort wieder fallen, sobald sie sie bewundert hat! Ich hab da gerade was im Auge ...)

Wir liefen jedenfalls weiter, über Stock und Stein, meine Ma immer hinter mir her, als ich plötzlich stehenblieb und auf die Reaktion meiner Mutter wartete. Nein, Mutter, ich wollte dich nicht dabei beobachten, wie du schwitzt, sondern da stehen zwei Schildkröten vor uns. Sooooooooooo schön, wenn da so plötzlich zwei wirklich riesige Schildkröten in mehr oder weniger freier Wildbahn vor dir stehen, sooooooo herrlich ...

Wir machten eifrig Fotos, nahmen dann schweren Herzens Abschied und stieftelten eine Treppe hinauf zu einem Aussichtspunkt. Ich lief ein paar Meter vor, machte ein Foto, drehte mich um, um zu sehen, wo meine Mutter bleibt - und erschreckte mich fürchterlich: Am Wegesrand hatte eine Schildkröte gestanden, die jetzt auf der Suche nach einer Mahlzeit auf mich zukam und plötzlich mitten im Weg stand. Ich hatte leider nichts zum Fressen, aber meine inzwischen hinzugeeilte Mutter nahm sich der Schildkröte in Form von Streicheleinheiten an, und da die Schildkröte nicht den Kopf zurückzog, sondern ihn - im Gegenteil - noch ein bisschen weiter vorreckte, nehme ich, dass das in Ordnung geht ... Gefüttert haben wir sie nämlich wirklich nicht, das ist nämlich ausdrücklich verboten. (Und da musste ich jetzt auch nicht husten!)

Es ging weiter auf der Insel, jetzt eine steile Treppe hinunter an einen kleinen Strand, aber da hielten wir uns nicht so lange auf, denn wir dürfen hier das Kajak offiziell nur drei Stunden kostenfrei ausleihen, und das wurde jetzt sowieso nicht mehr reichen. Also stiefelten wir wieder die Treppe hinauf, kamen noch am ehemaligen Hundehaus vorbei, in dem die vermeintlichen Straßenhunde, die eine frühere Besitzerin der Insel beherbergte, wohnten. (Dabei steht eine schöne Geschichte, dass die Fischer, die alten Schlawiner, fremde Hunde geklaut hätten und ihr als "Straßenhunde" verkauft hätten, denn je mehr Hunde die alte Dame hatte, desto mehr Fische musste sie von - richtig - den Fischern kaufen ...)

Zum Gipfel wollte meine Ma nicht mehr (und ich auch nicht, schon gar nicht in den Flipflops), also liefen wir in Richtung Ausgang, liefen noch um zwei weitere Schildkröten herum (insgesamt sahen wir sechs ausgewachsene Exemplare, wenn ich richtig gezählt habe), räumten noch Wäsche von einer Schwimmerin, die ihr Zeug auf unser Boot gelegt hatte, aufs nächste Boot und versuchten dann, abzulegen.

Der erste Versuch ging gründlich schief, weil die Wellen uns sofort wieder auf den Strand bugsierten, beim zweiten Mal ging's besser, die Sandbank trafen wir natürlich wieder (Rhythmus und so), also hüpfte ich wieder raus, schob uns von der Sandbank runter, und dann ging es los ...

Die ersten hundert Meter waren mühsam, weil wir hier noch gegen die Strömung unterwegs waren, aber als wir die Île Ronde passiert hatten (da kann man übrigens auch traumhaft im flachen Wasser abden), fuhren wir mit der Strömung, was deutlich einfacher war ...

Wir kamen gut wieder an, ich stieg ein bisschen früh aus, weil mein Rücken wehtat, und wollte das Kajak am Strand entlangziehen. Der Wellengang war aber so, dass meine Ma im Kajak Schlangenlinien fuhr und mich ob meiner Fehlentscheidung, so früh auszuscheiden, maßregelte - die Strafe folgte auf dem Fuße, als ich sie endlich auch aus dem Kajak scheuchte, stolperte sie - nachdem sie auf der Insel so vielen Wurzeln und schiefen Treppen und Zeugs ausgewichen war - über einen Stein und fiel rücklings in den Sand. Oh Mann! Es scheint aber nichts Schlimmes passiert zu sein, das Handgelenk ist noch ganz (mit der Hand hielt sie ja die ganzen Sachen fest, anstatt die Sachen in den Sand zu schmeißen und sich abzustützen ...), und das Kajak fand seinen Weg zum Anlegeplatz auch fast ganz allein.

Ich trug mich noch, eines Doktors angemessen, mit Uhrzeit 13:(unleserlich) aus, und da es von 10:15 Uhr 13:(unleserlich) Uhr offensichtlich nicht mehr als drei Stunden sind, war alles gut ... (Hoffe ich.)

Jetzt hatten wir uns ein Bier (und wirklich nur eins!) und einen Papaya-Saft (der dann doch ein Mango-Saft wurde ...) redlich verdient, danach gingen wir nochmal kurz in Meer und Pool schwimmen und machten dann den Rest des Nachmittags so richtig faul.

Für heute Abend haben wir Frühlingsrollen bzw. Meeresfrüchtecocktail als Vorspeise und Fischfillet bzw. Fischcurry als Hauptspeise bestellt, denn wir haben Hunger nach unserem Tagesausflug.

Auf der Île Moyenne heute und auch hier auf unserer Insel steht alle drei Meter was von wegen Maskenpflicht, aber kaum ein Mensch (außer einer Bedienung zum Mittagstisch) trägt hier noch Maske - Corona scheint hier also auch vorbei zu sein ...

Mal sehen, was wir in den nächsten Tagen noch so anstellen, ich wollte ja eigentlich gern noch eine Art Inselrundfahrt auf Mahé machen, und Praslin wäre sicher auch eine Fährfahrt wert (oder einen Flug, aber die Flüge sind wirklich sauteuer - für 20 Minuten Flugvergnügen), wir schauen einfach mal spontan von Tag zu Tag ...

Das Essen heute Abend hat gemundet, vor allem das Fischcurry war hervorragend, das esse ich nochmal ...

Fotos wollen heute mal wieder nicht, viele treue Leser haben sie aber schon per WhatsApp gekriegt, und die anderen treuen Leser kriegen sie hoffentlich morgen.

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