... hätte es heute gegeben, wenn eine Katze an Bord gewesen wäre, denn die wäre zwar noch auf britischem Boden gewesen, aber schon nach Frankreich eingereist gewesen - und wenn es meine Katze gewesen wäre, hätte sie gar keinen französischen Boden betreten ...
Ich war gestern nach dem ja alles in allem doch akzeptablen Essen und dem Bier-Mythos (äh, Mythos-Bier, höhö) hundekaputt ins Bett gefallen; dementsprechend früh war ich heute einigermaßen wach. Ich stand auf, duschte in dem kleinen, aber ebenfalls akzeptablen Bad (ich glaube, fast jedes Bad wäre für mich akzeptabel, solange da ein abnehmbarer Duschkopf drin ist) und checkte um kurz vor sieben Uhr aus.
Ein wunderbares Frühstück wurde bei McDonald's erworben und dann schon in St Pancras konsumiert. Aber, liebe Freunde, wieso um Gottes willen gibt es bei euch keinerlei Mülleimer?? Jaja, "security reasons", aber irgendwo muss man doch mal abwägen, verdammte Axt. Da ich aber ein ordentlicher Deutscher bin, machte ich eine mittelprächtige Wanderung aus dem Bahnhof heraus, und dort war dann ein Abfalleimer - unfassbar, ganz ehrlich ...
Ebenfalls völlig bescheuert sind die Freunde von Eurostar: Wieso sagt ihr denn bitteschön an, man solle "90-120 Minuten" vor Abfahrt da sein, wenn ihr die Schlange erst 90 Minuten vor Abfahrt aufmacht? Ich hätte eine geschlagene halbe Stunde länger schlafen können, ihr Saftsäcke!
Und, schlussendlich, liebe französische Polizei: Wieso macht ihr bitteschön die elektronische Passkontrolle nicht auf, wenn ihr die Impfausweise (darum geht es nämlich) überhaupt nicht (mehr) kontrolliert??? Was soll der Mist? (Die Schlange bei der Passkontrolle war nämlich mit deutlich größerem Rückstau versehen als die Sicherheitskontrolle.) Also, bitte der (deutschen) Bundespolizei so etwas bitte nicht nachmachen!
Bei den Eurostar-Verbindungen gibt es regelmäßig die sogenannten vorgezogenen Einreisekontrollen - bei Zügen ins Vereinigte Königreich kontrollieren die britischen Grenzer schon an den Bahnhöfen in Kontinentaleuropa die Pässe, während bei Abfahrten aus London nach Kontinentaleuropa die Franzosen (in Amtshilfe für die Belgier und Niederländer) schon in England die Schengen-Einreisekontrolle vornehmen. Auf diese Weise kann man dann am Ankunftsbahnhof in der Regel ohne weitere Kontrolle den Bahnhof verlassen. So etwas gibt es auch bei manchen Flughäfen für die Einreise in die USA, so wird etwa in Dublin schon in Irland die US-amerikanische Einreisekontrolle passiert (meine Ma waren ja 2011 auf den Bahamas schon in Nassau wieder in die USA eingereist). Gemacht wird das natürlich, um unliebsame Einreisewillige schon vor der Ankunft auszusortieren, sodass man keine Scherereien mit der Abschiebung hat, sondern die Leutchen einfach am Abflug- bzw. Abfahrtsort sitzen gelassen werden.
Es gibt da in manchen Fällen technische Schwierigkeiten, weil etwa der Eurostar ja auch Relationen innerhalb des Schengenraumes anbietet (etwa Amsterdam - Lille oder so) - diese Leute fahren in gesonderten Waggons, die dann in Lille geräumt werden, aber im Großen und Ganzen ist das ganz praktisch, dass ich jetzt in Brüssel nur noch durch die - schmerzfreie - Zollkontrolle musste.
Aber mal langsam mit den jungen Pferden, zurück nach London: Nun war ich im - jetzt hätte ich fast "Abflugbereich" geschrieben - Wartebereich angelangt - etwa drei Viertel der Leute trug keine Maske, später im Zug dann aber schon ...
Pünktlich ging es zum Boarding, der Zug war nicht wirklich voll, sodass sich die Dame neben mir dann kurz nach Abfahrt in eine andere Zweierreihe setzte - so war uns beiden geholfen.
Danach ging es - mit schlechtem WLAN - durch Londoner Stadttunnel und dann durch die südenglische Landschaft. Bei der Einfahrt in den Eurotunnel gab es leider keine Feuerwerk und keine Lightshow, wäre ja schon schön gewesen, und eine Durchsage, wann wir die Grenze überquert haben, gab's auch nicht ...
Ich konnte nur feststellen, dass wir um 9.33 Uhr britischer Zeit in den Tunnel fuhren und um 10.52 Uhr französischer Zeit wieder raus - 19 Minuten dauerte die Durchfahrt also.
Die französische Landschaft war von der Bahnstrecke zu sehen (das ist in England eine dezidierte Hochgeschwindigkeitsstrecke, die hinter Lärmschutzwällen liegt, sodass man zwar viel Grün sieht, aber nix von der Landschaft), und wir kamen acht Minuten zu früh (!) in Lille an. Pünktlich ging es weiter, und pünktlich waren um 12.05 Uhr in Brüssel.
Eine Zollkontrolle gab es, aber die interessierte sich für die Leute im grünen Kanal nicht, und dann lief ich die - lange - Strecke zur Metro, kaufte mir zwei Fahrkarten (ich hätte mich auch ein- und austappen können, aber das habe ich zu spät gesehen ...) und fuhr zur Börse.
Von dort lief ich durch wunderschöne kleine Gässchen (in Brüssel war der Teufel los) in Richtung eines Lokals, das ich ins Auge gefasst hatte, das aber leider zu war. Ich lief weiter, guckte auf Google nach Bewertungen, kriegte mich nicht ausgekäst, und als ich mich ausgekäst hatte, war in meiner angestrebten Kneipe kein Platz.
Ich wurde auf zwanzig Minuten später vertröstet, und die Zeit nutzte ich, um am Grand-Place vorbeizuschauen. Das Wetter heute war fantastisch, ich genoss die Sonne (mit Sark-Mütze auf dem Schädel) und kam dann pünktlich zum Restaurant zurück.
Ich setzte mich an den falschen freien Platz, aber das war "no problem", und bestellte Moules frites und ein Bier. Das Essen war nicht ganz billig (vier Minuten vom Grand-Place entfernt), aber dafür war die Portion wirklich riesig, so riesig, dass ich am Ende wirklich kämpfen musste, um die letzte Muschel zu verdrücken. Ich fand die kleine Vorspeise aufs Haus (seeeeehr leckere Oliven) und die Tatsache, dass mir unaufgefordert nochmal Brot nachgereicht wurde, beides sehr gut, das war echt schön dort ...
Ich hatte noch ein bisschen Zeit, ging ins "Mort Subite", trank dort zwei seeeeehr teuer Bierchen (5,40 Euro für 0,25 l, das ist schon heftig, aber es ist halt lecker) und machte mich dann zurück zum Bahnhof.
Natürlich erwischte ich die Straßenbahnen noch alle gerade so (wahrscheinlich, weil ich so viel Puffer eingebaut hatte, die eine Straßenbahn wartete sogar auf mich) und war entsprechend viel zu früh am Bahnhof.
Der ICE war sogar schon da, aber noch geschlossen, und auf dem gleichen Gleis kam ein Zug der SNCF, der französischen Bahngesellschaft, zum Stehen - allerdings erst auf zweite, dringliche Aufforderung des Einweisers, am Ende war aber noch ausreichend Platz, dass die Züge nicht aufeinanderprallten.
Es ist eine Unart der Deutschen Bahn, dass die Reservierungsanzeigen gefühlt jede zweite Fahrt (und in beiden Fahrten heute) ausfallen, denn so weiß man eben nicht, welche Plätze reserviert sind und also, welche Plätze man im leeren Zug meiden sollte, wenn man nachher nicht vertrieben werden will. Es ging heute alles gut (bisher), aber da verstehe ich nicht, was da so schwierig dran sein soll ...
Kurz vor Köln kamen wir außerplanmäßig zum Stehen, weil sich so'n Idiot hinter dem Kölner Hauptbahnhof vor den Zug geworfen hatte, und das wirbelte jetzt die ganze Reiseplanung an diesem Verkehrsknotenpunkt durcheinander. Bei der Bahn wusste die linke Hand auch nicht so richtig, was die rechte Hand tat, aber jetzt sitze ich in einem anderen Zug als dem geplanten (der wurde wohl umgeleitet) und komme wohl mit ein, eineinhalb Stunden Verspätung daheim an ... Naja, dann ist es halt so ...
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Eine Sache wollte ich noch aus Guernsey erzählen: An ganz vielen Stellen, an denen im Rest der Welt ein "Vorfahrt-gewähren"-Schild stünde, steht auf Guernsey ein "FILTER"-Hinweis. Hier soll man keinen Kaffee kochen, sondern sich im Reißverschlussverfahren einfädeln - für Kreisverkehre, die die britisch orientierten Verkehrsplaner so gerne machen, fehlt auf den engen Sträßchen dort einfach der Platz, also macht man das so. Am Anfang sieht das erstmal komisch aus, aber daran wird man sich schnell gewöhnen.
Ein Fazit kommt übermorgen oder so, mit ein bisschen Abstand ...
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Fotos von heute:
Beinahe-Knutscherei |
Gutes Wetter auf dem Grand-Place |
Wartesaal für den Eurostar |
Gässchen in Brüssel |
Grand-Place |
Belgische Küche |
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