Meine Länder

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Länder in orange sind in vorläufiger Planung für die nächsten zwölf Monate.

Mittwoch, 30. September 2020

"Weißt du, wo wir sind?" "Ja, da sind viele Nussbäume."

Nun, wenn die Mutter mit dem Sohne verreist, haben die beiden manchmal verschiedene Prioritäten - es gibt zwei Bestandteile von Fauna und Flora, die meine Mutter dazu bringen können, vor Begeisterung in den Straßengraben zu fahren: Störche und Walnussbäume. Seitdem aber meistens ich fahre, ist das nicht mehr so gefährlich, wenn meine Mutter einen Storch oder einen Walnussbaum sieht, weil es egal ist, ob sie weiter auf die Straße guckt oder nicht ...

Zudem waren wir zum Zeitpunkt dieses Dialogs schon wieder fast aus Erzingen in der Gemeinde Klettgau herausgefahren, hier kannte das Auto den Weg wirklich schon selbst ...

Das Aufstehen gestern Morgen in San Marino war nicht ganz so einfach, aber der Blick aus dem Fenster auf dieses Panorama in San Marino und der Emilia Romagna, das ließ mich dann - zusammen mit der Dusche - einigermaßen wach werden. Der Frühstücksraum wurde gesucht und - nach einigem Suchen - gefunden, das Frühstück war völlig in Ordnung, und danach ging es wieder den Berg hinunter, zu einem anderen Grenzübergang nach Italien als auf dem Hinweg.

Meine Hoffnung, dort einen richtigen Grenzstein statt nur solcher komischen Grenzplaketten (die außerdem nur mit einer Schraube im Boden verankert und daher drehbar waren - wie soll man da denn den Grenzverlauf finden?!) zu finden, wurden sehr enttäuscht, denn auf dem (italienischen) Parkplatz beim (san-marinesischen) Einkaufszentrum war überhaupt keine Grenzmarkierung zu finden, niente ... Nur auf der Hauptstraße konnte man anhand des "Benvenuti"-Schildes die Grenze erahnen, aber das war es auch schon ... Schade!

Wir fuhren noch einmal kurz nach San Marino zurück, um dort zu tanken, dann ging es über kleine Sträßchen zur Autobahn in Richtung Bologna. Wir hatten uns beim Frühstück entschieden, keinen Abstecher nach Mailand (oder nach Bologna) zu machen, sondern durchzustarten, um am Abend noch etwas essen gehen zu können (und trinken, höhö, deswegen die Verzögerung von einem Tag ...).

Also ging es über Bologna, Mailand, Como/Chiasso (auch kein Grenzstein), Gotthardtunnel in Richtung Zürich. Das Navi hatte einen Stau auf der Autobahn um Zürich herum entdeckt und gab uns eine Ausweichroute - die natürlich direkt durch Zürich hindurch führte - oh Mann! Auf der Autobahn wären wir - trotz Stau - schneller und - trotz Stau - entspannter unterwegs gewesen, aber so war ich wenigstens erstmals seit 2011 oder so wieder mehr oder weniger ernsthaft in Zürich ...

Hinter Bülach standen wir im Stau, erst als wir in Eglisau ankamen, wurde der Verkehr besser, danach ging es über Hüntwangen/Bühl und mit einem kleinen Abstecher nach Weisweil, weil an der Straße zwischen Weisweil und Erzingen Grenzsteine stehen und ich gestern noch keinen gesehen hatte (wer zeigt mir den Vogel da hinten?!), in Richtung Bonndorf und - nach schnellem Auspacken - stilecht ins Di Lisi zum Abendessen.

Antipasti, Primi und Secondi Piatti wurden ebenso wie Dolci verspeist (danach konnte man mich nach Hause rollen), dazu gab es Schwarzwälder Bier und italienischen Schnaps, das war ein richtig schöner Ankunftsabend, und heute Morgen habe ich endlich mal ausschlafen können, das ist immer schwierig so, erstens auf einem Roadtrip und zweitens mit meiner Mutter ...

Insgesamt waren das - mit Rundfahrten und Ausflügen - über 3.000 Kilometer, aber auch wenn ich alles gefahren bin (und meine Mutter das Spazierengefahrenwerden ähnlich genossen hat wie meine Großmutter es genossen hatte, wenn meine Mutter fuhr), war das sehr entspannt ... Klar, es gibt - gerade in Italien - immer einige brenzlige Situationen (gestern hätte uns ein Lkw mit schlaftrunkenem Fahrer - gefühlt - fast zerquetscht, sodass ich beim zweiten Überholversuch dauerhupend an ihm vorbeifuhr, damit er wenigstens die paar Sekunden wachbleibt), aber richtig übel war eigentlich nur der wahnsinnige Wolkenbruch auf der Fahrt aus der Toskana nach Apulien, als wir dachten, ein Schwimmbad nach dem anderen fiele auf uns herunter, unfassbar!

Achso, eins bin ich noch schuldig: Nachdem meine Mutter über den ihr (am ersten Abend) lang erscheinenden Weg zum Meer geklagt hatte, hatte uns der Chef von datt Janze ja beim Frühstück gesagt, dass er den Zaun aufmachen würde. Joa, das tat er dann auch: In dem Zaun ist ein Durchgang (entrato vietato natürlich, Zutritt verboten), aber der wird durch ein Zaunstück verschlossen, das allerdings oben nur mit einem Draht festgemacht ist ... Meine Mutter öffnete also den schon etwas klaffenden Zaunspalt noch ein bisschen weiter (ich googelte schon mal die Nummer des Konsulats, wenn sie verhaftet wird ...), und dann latschten wir da durch, alles voll legal, wie so vieles in Italien, wenn man sich allein den Straßenverkehr mal anschaut ...

Italien? Sehr, sehr gerne wieder, das stand ja eigentlich nie in Frage, aber dieses Jahr hat es halt mit Corona und Nicht-so-richtig-fliegen-wollen und allem gepasst, und wir haben es keine Sekunde bereut, sondern es vielmehr richtig krachen lassen ... Das war ein schöner Urlaub, und jetzt freue ich mich auf ein paar freie Tage hier im Schwarzwald, danach geht es mit frischer Kraft in den Winter ...

Weihnachten hatte ich ja schon seit Jahren Georgien vor - Georgien ist kein Risikogebiet, aber da müsste man halt schon fliegen. Wir werden also frühestens im Dezember irgendetwas Flugtechnisches buchen, dann ist die Gefahr, dass ein paar Tage später gar nix mehr fliegt, hoffentlich überschaubar (und wegen Ansteckung im Flieger habe ich eh keine Sorgen) ... Mal sehen, vielleicht geht es auch nur nach Mailand oder Bologna oder Venedig oder an die belgische Küste - alles noch offen, alles spontan, dieses Jahr kann man halt nicht wirklich gut planen ...

Fotos aus San Marino:

Halb in Italien, halb in San Marino (RSM = Repubblica di San Marino)

Blick aus dem Zimmerfenster

Blick vom Monte Titano auf die Adria

Piazza della Libertà mit Regierungspalast

Gondelbahn ins Tiefland

Aus der Gondelbahn

In den Gassen von San Marino

Stadtmauer oberhalb des Parkplatzes

Montag, 28. September 2020

Nach 22 Jahren

 ... sind meine Mutter und ich heute erstmals wieder nach San Marino gekommen - am 11. April 1998 waren wir, damals noch mit meinem Vater, von unserem Urlaubsort an der italienischen Adriaküste hier hoch nach San Marino gefahren, in mein 12. Land - so richtig konnten wir uns nicht mehr erinnern, wo genau wir damals gewesen waren, aber weit bis in die Altstadt von San Marino sind wir damals definitiv nicht vorgedrungen ...

Das Aufstehen heute Morgen war wieder einmal nicht so leicht, ich duschte, dann ging es zum - wie immer - leckeren Frühstück. Wir checkten aus, zahlten und fuhren dann erstmals von der Hotelausfahrt nach links in Richtung Stiefel. Nach einigen Kilometern kamen wir auf die Autobahn Bari-Bologna und blieben über 300 Kilometer auf dieser, nur unterbrochen vom einen oder anderen Tankstopp.

Vor ein paar Tagen hatte es so bestialisch geregnet, dass ich nur seeeeehr langsam fahren konnte auf der Autobahn, jetzt ging das alles ganz gut ...

In Rimini-Süd ging es von der Autobahn ab und in Richtung der Repubblica di San Marino, auch wenn uns das Navi über kleine Dorfstraßen leitete.

Wir überquerten die Grenze und ich wollte einen Grenzstein oder zumindest etwas Vergleichbares suchen, fand aber keinen Parkplatz (ein Parkplatz wurde mir von einem San-Marinesen weggeschnappt), sodass wir wieder nach Italien fuhren, dann wieder nach San Marino, ich parkte auf einem anderen Parkplatz, ging ein paar Meter die Straße hoch und fand dort schließlich Grenzmarkierungen ... Glücklicher Autor!

Es ging danach einige Kilometer zum Teil steil den Berg hoch, das Navi leitete uns um die Innenstadt herum, der Parkplatz Nr. 6 war voll und daher mehr oder weniger gesperrt, auf Parkplatz 7 gab es massig Platz, aber wir fuhren erstmal hoch in die Nähe des Hotels ... Meine Mutter stieg aus und holte unseren Parkschein, während ich auf Parkplatz Nr. 6 kreiselte und schließlich einen Parkplatz fand, als gerade meine Mutter auftauchte - passte ja prima ...

Wir checkten ein, gingen aufs Zimmer (traumhafter Panoramablick auf Italien und den Regierungspalast) und waren bald unterwegs auf unserem Stadtspaziergang. Unterhalb des einen Turms hat man einen fantastischen Ausblick auf Rimini und die Adria, leider machte während unseres Aufenthalts dort der Turm zu, aber das war uns wurscht, wir liefen zur Piazza della Libertà und dem dortigen Regierungsgebäude, dann ein Stück weiter zur Seilbahn - mit der fuhren wir runter und bald danach wieder hoch, ein Abstecher zur Basilika des heiligen Marinus (also von San Marino) folgte, ich kaufte noch einen San-Marino-Hut ...

Ein Aperitif-Bier wurde mit Blick auf die Adria verzehrt (es ist ziemlich kühl hier), dann ging es kurz ins Hotel und zum Abendessen, das lecker war, aber angesichts der Auswahl zwischen französischem Fassbier und san-marinesischem Hauswein zum Wein führte.

Jetzt sind meine Ma und ich - natürlich völlig unbedüdelt - in unserem Zimmer. Ein richtig schöner Tag war das heute, mal sehen, was wir morgen so anstellen ...

Fotos wollen heute nicht, kommen dann morgen oder so, sorry ..

Sonntag, 27. September 2020

Vollends versöhnt

 ... ist meine Mutter mit dem Laden hier, denn nach gutem Frühstück gingen wir an den Strand ... Das Wetter zeigte sich - die ersten paar Stunden - von seiner Sonnenseite, wir waren schwimmen, wir lagen auf unseren Liegestühlen am fast menschenleeren Strand (nur ein Pärchen aus unserem Hotel wagte sich an den Strand, und einer vom Hotel, der in der Bar die Stellung hielt), lasen und guckten Serien, meine Ma ratzte gelegentlich weg - es war echt toll ...

Gegen 14, 15 Uhr zog sich der Himmel zu, ich ging noch einmal schwimmen (das war jetzt doch ein bisschen kühl), dann gingen wir hoch, duschten und genossen den Urlaubstag im Bett in unserem Zimmer, auch schön ...

Um 19 Uhr ging es zum Aperitif mit anschließendem Gelage, jetzt sind wir wieder im Zimmer gelandet, ich gucke noch ein bisschen Football ...

Heute also ein richtiger Faultag und berichtstechnisch nicht so richtig ergiebig, morgen wird das besser, wenn ich erstmals seit 1998 in San Marino bin ... Schön wird's, und Grenzsteine gibt es hoffentlich auch ...

Bella Italia

Samstag, 26. September 2020

Xavier Bardoo

 ..., und das war erst Anfang des zweiten Aperol Spritz, so jedenfalls heißt der uneheliche Sohn von Xavier Naidoo (ja, der mit dem Aluhut) und Javier Bardem, einem spanischem Schauspieler ... Wir suchten den Schauspieler (und fanden ihn nicht), der unserem Chef hier im Hotel-Restaurant ähnlich sieht, und das Ergebnis war dann ein gewisser "Xavier Bardoo", ohje, ohje ...

Normalerweise hat man nach deutschem Recht ein 14-tägiges Widerspruchsrecht, und das hätte ich heute Nacht gerne ausgeübt, und zwar gegen das Alter 38 ... Ich hatte zwar in den Tagen vorher schon Nackenschmerzen gehabt, aber heute Nacht wurden diese so schlimm, dass ich mich im Bett herumwälzte (oder das zumindest versucht hätte, wenn das nicht so schweineweh getan hätte ...). Ich warf dann gegen 6 Uhr zwei Schmerztabletten ein, mit denen wurde es unwesentlich besser, aber als meine Mutter mich fürs Frühstück aus dem Bett warf, ging es mir nicht richtig gut ...

Seltsamerweise war es in der Vertikalen deutlich besser als in der Horizontalen, und das Frühstück hier war sehr lecker (nachdem wir gestern Abend den Wunschzettel ausgefüllt hatten) ... Ohne unnötige Verzögerung liefen wir an den Strand, und ich war sehr glücklich, dass meine Mutter einigermaßen zufrieden mit dem Strand war. "Einigermaßen", weil ihr die Wellen immer noch zu hoch waren (ich war im Wasser und fand sie gerade richtig), vor allem aber, weil wir auf dem Rückweg den alten Weg direkt zum Hotel liefen, nur um vor verschlossener Tür zu stehen, also mussten wir zurück an den Strand und einen der offiziellen Wege hier durchs Naturschutzgebiet laufen ... Naja, heute Abend meinte der Chef, er mache uns die Tür da auf - wie auch immer er das anstellen will ...

Ich duschte, und danach fuhren wir zum Einkaufen von Sprudel und Shampoo ins Gebirge hier auf dem Gargano. Nach einer Stunde Fahrt durch eine wunderbar abwechslungsreiche Landschaft kamen wir an einem - noch offenen - Supermarkt an, kauften Sprudel und Shampoo, bekamen aber nicht den gewünschten Kanister Olivenöl ... Nicht so toll ...

Wir fuhren durch sehr wanderbare Wälder, wunderschön, weiter, als ich plötzlich scharf abbremste, ein paar Meter zurücksetzte und einen Feldweg hochfuhr, denn ich hatte eine Kneipe aufgetan, an deren Schild auch etwas von Olivenöl stand. Meine Mutter stieg aus, verhandelte mit Händen und Füßen und staubte schließlich den gewünschten Kanister Olivenöl ab - Ziel erreicht ...

Wir fuhren über kleinere Käffer, fuhren am Meer entlang (die Promenade, die wir gestern aus Versehen gefahren waren), landeten wieder in Rodi Garganico (ich sage immer "Gargantico" ...), und von dort kennt das Auto den Heimweg inzwischen selbst.

Wir okkupierten das Restaurant (heute war die Küche wieder funktionsfähig), überbrückten die Wartezeit bis zur Küchenöffnung mit Aperol Spritz, entdeckten dann den Zapfhahn fürs Bier, tranken zum Essen Bier und waren glücklich, nicht nur wegen des Bieres, sondern auch wegen des Essens: Sowohl der Garnelencocktail als auch das Carpaccio vom Schwertfisch als auch die Spaghetti mit Thunfischtartar als auch der gebratene Oktopus als auch der Fleischteller waren seeeeeeehr lecker - wir waren glücklich, der Chef (dem meine Mutter gestern noch ihre Unzufriedenheit offenbart hatte) war glücklich, alle glücklich, und wir - allerspätestens nach dem Kräuterschnaps "Montenegro" - auch ...

Wunderbarer Geburtstag, morgen essen wir wieder hier, dann geht es - eben gebucht - am Montag nach San Marino und am Dienstag wahrscheinlich - jedenfalls mit Zwischenstopp in Mailand - heim. Mal gucken, wie oft wir den Plan jetzt noch umwerfen ...

Am Strand

Im Wald zwischen Strand und Hotel

Blick auf Teile des Gargano

Meer und Rodi

Freitag, 25. September 2020

Trulli - Castel - Küche kaputt

So ungefähr lässt sich der heutige Tag zusammenfassen, und auch wenn Mutter (und Sohn) vom Hotel hier nicht ganz begeistert sind: Wir haben fest vor, es uns hier gutgehen zu lassen, und wenn der erste Abend ein Vorgeschmack war (die Hinfahrt ausgenommen ...), dann wird auch so passieren ...

Das Aufstehen war heute wieder mühsam, aber gegen 8.30 Uhr saßen wir am Frühstückstisch. Es gab wieder Salami mit Brötchen, das ist immer wieder lecker, und gegen 9 Uhr, 9.30 Uhr brachen wir auf, nachdem wir uns das Geld, was wir für Getränke auf die Schlüsselkarte geladen und nicht brauchten, zurückzahlen lassen hatten (klingt komisch, der Satz ...).

Es ging - relativ kurz und schmerzlos, kaum eine Stunde Fahrt - nach Alberobello mit seinen Trulli-Häusern, von denen meine Mutter mir vorgeschwärmt hatte, seit ich denken kann. Wir fuhren ein bisschen in der Gegend herum, entschieden uns dann - unterstützt durch ein Wendemanöver auf offener Straße - zur Nutzung des Tagesparkplatzes und wanderten wenige hundert Meter in das Viertel, das fast ausschließlich aus Trulli-Häusern besteht.

Mir war nicht klar gewesen, dass die Dinger großteils noch bewohnt oder zumindest als Läden bewirtschaftet werden, und diese eigentümliche Dachstruktur ist sehr interessant. Wir machten einen kleinen Spaziergang, gingen kurz in die Trulli-Kirche rein, aber dann waren uns die Touristen zu viel, wir hatten gesehen, was wir sehen wollten, also fuhren wir zu ...

Es ging, etwa zwei Stunden, ein kurzes Stück auf die Autobahn, rein in die Provinz Barletta-Andria-Trani, denn wir wollten zum Castel del Monte. Schon aus einigen Kilometern Entfernung sieht man die eigentümlich modern wirkende Burg auf dem Berg stehen, doch die Zufahrt zu dem Parkplatz, den ich anvisiert hatte, ist gesperrt, sodass wir auf dem Parkplatz am Fuße des Berges parken und mit dem Shuttlebus hochfahren mussten.

Da ich nicht abschätzen konnte, wann wir da wären, hatte ich im Vorfeld keine Führung reservieren können (in Wirklichkeit hatte ich Trottel natürlich einfach nicht geguckt, aber ich hätte, selbst wenn ich geguckt hätte, wirklich nicht sagen können, wann wir da sind), sodass wir nur einen Spaziergang um das beeindruckende Gebäude machten und dabei auch noch den Ausblick auf das weite Land um die Burg herum genießen konnten.

Auch hier war es also nur eine Stippvisite, aber eine sehr schöne ...

Das letzte Teilstück war die Rundfahrt auf der Halbinsel Gargano: Wir hatten jetzt noch relativ viel Zeit, sodass wir im Süden auf die Halbinsel drauffuhren (bei Manfredonia ...) und dann über wunderbare, aber teilweise enge Sträßchen - durch schönen grünen Wald und vorbei am türkisblauen Meer - in Richtung Vieste unterwegs waren. Wir verfuhren uns mehrfach, teilweise absichtlich, teilweise unabsichtlich, irgendwann war meine Mutter durch und schlug mir vor, doch ein bisschen langsamer und weniger rechts zu fahren ...

Als wir an unserem Hotel ankamen und meine Ma kein Meer sah, war sie traurig, zumal in dem Hotel erstens das Restaurant heute außer Betrieb war (Küche kaputt, aber morgen soll das behoben sein ...) und zweitens das Meer und der Strand einen fünfminütigen Spaziergang durch das Naturschutzgebiet hier entfernt sind. Das hatte ich gestern beim Buchen vielleicht ein bisschen zu optimistisch interpretiert, aber trotz allem wanderte ich an den Strand - und war begeistert. Ich hoffe sehr, dass meiner Ma das morgen auch gefällt, und sie endgültig versöhnt ist mit dem Örtchen hier ...

"Endgültig versöhnt", weil ich sie mit einigem Drängen überzeugen konnte, ins nächstgelegene Örtchen Rodi Garganico zu fahren, weil ich dort ein Fischlokal aufgetan hatte. Ohje, die Fahrt wurde immer länger, weil ich auch keinen Parkplatz fand, plötzlich standen wir halb in der Fußgängerzone, ich flüchtete, verfuhr mich, wir nahmen einen neuen Anlauf hin zu einem größeren Parkplatz und einem anderen Lokal, da verweigerte sich plötzlich Google, ich drehte und zwang Google, den Weg nochmal neu zu berechnen, und am Ende standen wir (nachdem wir durch das Kaff mehrere Runden gedreht hatten und ich an den supersteilen Hügeln mehrfach den Motor unsanft, äh, ausgemacht hatte ...) auf einem Parkplatz ...

Das Restaurant wenige Meter weiter sah von der Straße nicht so richtig einladend aus, aber als wir reinkamen und die blau-weiße Einrichtung sahen, wurde ich hoffnungsvoller, dass es meiner Ma zumindest optisch hier gefällt.

Oh ja, optisch hat es ihr gefallen, und kulinarisch ebenso. Es gab eine Platte mit rohen Meeresfrüchten, also Austern, Seeigeln, Schwertmuscheln, Herzmuschel und roher Garnele - fan-tas-tisch!!! Auch die Hauptspeisen (gemischte Fischplatte für meine Mutter, Thunfischsteak für mich) waren sehr lecker, und selbst das Eis (mit Trüffel) konnte mithalten ... Ich hoffte so inständig, dass sie uns bei den Getränken nicht abziehen, weil ich Grund zur Annahme zu haben glaubte, dass wir morgen noch einmal dorthin wollten, und tatsächlich war alles in Ordnung ...

Wenn es uns morgen nochmal so gut schmeckt, kommt das Ding auf die Restaurantempfehlungsliste ...

Durch dunkle Sträßchen ging es heim, die Hoffnung auf ein Absackerbier wurde erneut enttäuscht, aber das ist jetzt wurscht. Vielleicht fahren wir schon am Dienstag heim, weniger aus Geldmangel oder aus Angst, dass der Corona-Risikogebiet-Gürtel um Deutschland bald geschlossen wird, sondern einfach, weil wir gesehen haben, was wir sehen wollten, und ich gegen ein paar Urlaubstage im Schwarzwald auch nichts einzuwenden habe. San Marino werden wir ziemlich sicher noch mitnehmen, und mal gucken, ob uns doch noch der Hafer sticht - ich werde berichten ...

Trulli ...

... in Alberobello

Nahaufnahme

Castel del Monte

... mit Eingang

... aus der Ferne

Gargano-Halbinsel

... mit Meer

Strand in der Abendsonne

Blick nach Osten

Nationalpark Gargano


Donnerstag, 24. September 2020

Am sechsten Tage

 ... hat der liebe Gott noch nicht geruht, aber wir dafür schon, denn heute waren wir einfach nur wunderbar faul ...

Das Frühstück heute Morgen war lecker, nachdem ich mich irgendwann aus dem Bett gequält hatte (die Campari Spritz gestern Abend waren seeeeeehr lecker gewesen, wenn auch leicht bitter), danach ging es erstmals an den Strand und ins Wasser.

Heute Morgen war das Mittelmeer relativ ruhig, das hat besonders meiner Ma großen Spaß gemacht. Ungeduscht, aber mit frischer Badehose ging es zum Mittagessen, und ich muss wirklich sagen, das Essen hier ist richtig, richtig lecker, auch und gerade weil es vermeintlich nur ein Buffet ist ... Sehr schön!

Die ersten Stunden des Nachmittags verbrachte ich wie üblich im Zimmer, während meine Mutter am Strand ratzte, aber als ich gegen 14.30 Uhr am Strand aufschlug, gingen wir gleich mal schwimmen. Ein bisschen Lesen und Dösen folgte, ehe der Abschlussschwimm kam - jetzt wurde es wieder etwas welliger, was mir größeren Spaß machte als meiner Mutter ...

Danach ging es aufs Zimmer zum Duschen, dann in den Hof für den Aperitiv, das Abendessen im heute recht leeren Speisesaal war wieder sehr lecker, und zum Schluss gab es - zur Karoakemusik des einen Platzanweisers - noch Processo bzw. Campari Spritz ...

Das war ein sehr entspannter, sehr schöner, sonnenbrandarmer Tag, das hat wirklich Spaß gemacht - zumal wir heute Abend noch das Domizil auf der Gargano-Halbinsel gebucht haben, wo wir morgen hinfahren - mal gucken, was das kann ...

Heute daher nur zwei Strandfotos, morgen sollte es mit Alberobello, Castel del Monte und Gargano wieder aussagekräftiger werden. Gute Nacht!




Ein halbes Jahrhundert

 ... ist es her, dass meine Mutter in Metaponto am Strand war, und ich war ob der Bebauung dort geneigt, ihre Erzählungen, dass damals nur ein Hotel am Strand gestanden hätte und in weiter Ferne ein Restaurant, sonst "nur Gebüsch", ins Reich der Legenden zu verweisen, denn heute ist Metaponto Lido ein größeres Örtchen, das nur in der Nebensaison - die definitiv schon läuft, offiziell muss man bis zum 30. September Parkscheine lösen, aber der Italiener, der zeitgleich mit uns am Parkplatz ankam, gab mir zu verstehen, dass ich mir da keine Sorgen mehr machen müsse ... - schon ein bisschen verschlafen ist, auch wenn am Strand schon noch ein paar Italiener unterwegs waren ...

Das Aufstehen heute war mühsam, auch wenn wir gestern nur ein Bier (Moretti, trinkbar) und zusammen eine Flasche Wein getrunken hatten, das lag also nicht am Alkohol, sondern eher an der Klimaanlage im Auto, denn ich habe seit Tagen einen steifen Nacken - danach ging es zum Frühstück. Während es in Südtirol so war, dass man selbst Einweghandschuhe trug (so wie in Breslau), machen sie es hier so, dass man alles - vom Saft über die Salami und das Brötchen zum Frühstück bis hin zu den Speisen beim Mittag- oder Abendessen - zwar am Büffet bekommt, aber vom Kellner angereicht bekommt. So kommen nur die Kellner mit den Schöpflöffeln in Kontakt, auch nicht unsinnig, das so zu gestalten und man spart sich das An- und Ausziehen der Einweghandschuhe.

Ich aß Brötchen mit Salami, Eispeisen sind hier wohl nicht so in, dazu gab es Saft und Cappuccino, ja, auch für mich ...

Wir wollten uns heute Morgen mal Metaponto angucken, aber als wir da waren und gesehen hatten, was wir wollten, überlegten wir uns, dass wir auch nach Matera fahren könnten. Unterwegs guckten wir in Metaponto noch nach den dortigen Ausgrabungsstätten, aber irgendwie war da zu, sodass wir auf die Straße in Richtung Matera fuhren.

Das Land hier ist ziemlich flach (jedenfalls in Küstennähe), und überall sieht man Landwirtschaft einschließlich nicht wenig Rebbau, die Sträßchen sind - abseits der Küstenschnellstraße - einspurig pro Richtung, gefahren wird sehr italienisch (ich habe heute mit einem Italiener geschimpft, der mich von hinten anblickte, weil ich ihm nicht - in den Lkw hinein - ausgewichen bin ...), aber man gewöhnt sich schnell daran ...

In Matera führte mich das Navi in ein Wohngebiet, bei dem ich nicht sicher bin, ob ich da überhaupt hineinfahren durfte, denn es war sehr eng, die Straße runter abbiegen durfte ich dann auf keinen Fall, also fuhr ich - anders als alle anderen - geradeaus und dann über eine sehr enge Straße wieder auf die Hauptstraße. Diese Höhlengebäude haben wir nicht so richtig gesehen, weil wir dann doch auf einem Parkplatz ziemlich weitab zum Stehen kamen und meine Mutter bei der Hitze - nachvollziehbarerweise  - streikte, aber er erste Eindruck von Matera war gar nicht so verkehrt ...

Überhaupt ist uns natürlich bewusst, dass wir uns - egal ob Toskana oder Apulien oder Basilikata - hier nur einen allerallerersten Eindruck dieser Gegenden (wieder)verschaffen. Reißaus nehme ich hier definitiv nicht, aber so richtig eingetaucht sind wir weder in die Toskana noch in die südlichen Regionen des Landes. Macht nix, ich komme hoffentlich irgendwann wieder ...

Von Matera wollten wir eigentlich direkt nach Tarent durchstarten, aber da wir auf dem Weg dorthin quasi fast an unserem Hotel vorbeikamen, entschieden wir uns, noch dort zu Mittag zu essen - das hatten wir schließlich bezahlt ...

Es war eine gute Entscheidung, denn unter anderem gab es Oktopustentakel als Antipasti, und das ist immer wieder sooooo lecker ... Dazu gab es ein bisschen Pasta und Gedöns, dann waren wir gestärkt für die zweite Etappe heute.

In Tarent fuhren wir über die Brücke auf die Altstadtinsel und parkten - unter williger Mithilfe eines bestenfalls inoffiziellen Parkplatzwächters (das Auto war nachher noch da, immerhin ...) - auf einem Parkplatz. Wir liefen durch wunderbar verwinkelte Altstadtgassen, sahen zwischendurch das Meer und kamen am Rathaus heraus, vor dem zwei Säulen stehen, die das einzige Überbleibsel des Poseidon-Tempels sind ...

Meine Mutter wollte unbedingt in eine alte Burg hinein, die aber schon zu den Anlagen des italienischen Militärs gehört, und ich konnte ich sie vom Weitergehen abhalten, noch bevor wir beschossen wurden ...

Auf der Ostseite der Altstadtinsel liefen wir zurück zum Auto, stellten uns in den Stau, fuhren noch einmal um die Insel herum und machten dann, dass wir ins Hotel kommen ...

Ich hatte Italien nie ernsthaft mit Stränden in Verbindung gebracht, klar, Cavallino, Lido di Jesolo, und so, das kannte ich (intellektuell), aber so richtig emotional war mir nie klar, dass man in Italien an wunderbaren Ständen hätte schwimmen können. Essen, Trinken, Kulturstätten bewundern, alles klar, keine Frage, aber baden?

Sei es, wie es sei, wir waren bald an unserem Strand hier in Castellaneta Marina, und es war sooooooooo toll ... Als wir ins Meer gingen, war der Wellengang noch überschaubar, steigerte sich aber dergestalt, dass meine Mutter dann irgendwann das Wasser verließ, ich blieb noch ein bisschen und genoss und genoss und genoss - sooooooooo schön ...

Irgendwann war es aber auch für mich genug, wir gingen aufs Zimmer, duschten, nahmen Aperol Spritz als Aperitiv, aßen uns mit Pulpo als Antipasti und Pasta und Würstel mit Pommes satt, stellten fest, dass wir die Bar um ihr ganzes Aperol gebracht hatten, machten mit Campari Spritz weiter und sind eben aufs Zimmer gewackelt ...

Das war ein echter Urlaubstag, auch wenn wir viel gesehen haben, aber morgen wird es ein Badetag, das wird toll ...


Fotos? Fotos! (Heute mal in umgedrehter Reihenfolge, oh Mann!)

  Blick in Tarent aufs Piccolo Mare

Überreste des Poseidon-Tempels

In Tarent

Tarent by the sea

Kathedrale in Tarent

Unterwegs in Apulien

Kleiner Eindruck von Matera

Metaponto, Strandpromenade

Dienstag, 22. September 2020

Der Amselweg in Bonndorf

 ... war heute - versehentlich - unser Zwischenziel, aber da wären wir erst um 18 Uhr sonstwas - morgen! - angekommen. Als das Handy-Navi uns plötzlich von der Schnellstraße herunternavigieren wollte, wussten wir beide, dass das nicht stimmen konnte, aber wir konnten uns beide nicht vorstellen, wie das Teufelsding während des Herunterrutschens vom Oberschenkel meiner Mutter den Amselweg in Bonndorf als Zwischenziel auswählen und die Navigation starten konnte. Freunde werden meine Mutter und das Ding sowieso nicht mehr, aber das heute war wirklich lustig ...

Nach einem ausnahmsweise relativ üppigen Frühstück bezahlten wir - einschließlich des gestrigen Absackers in Form von Aperol Spritz - und fuhren von dannen. Es bleibt zu erwähnen, dass es gestern nochmal Oktopus und Rindertatar als Vorspeise gab und danach die Tagliata, die es uns beiden so angetan habt, sowie Fleisch mit Gemüse in Tempurateig - das war alles so lecker, dass das Ding seit eben auf meinen Restaurantempfehlungen steht.

Zwischen den Gängen buchten wir ein Hotel im apulisch-basilikataischen Grenzgebiet: Ich redete meine Mutter mehrfach über den Haufen, weil ich fand, dass das Hotel, wo wir jetzt heute Abend gelandet sind, besser war als alle Alternativen - und ich denke, wir haben keinen Fehler gemacht ...

Nachdem wir dann in einem Hotel in Apulien zum Buchen gekommen waren, baute ich noch unsere Registrierung (die Region Apulien verlangt das), schickte diese an das hiesige Gesundheitsamt und gehe davon aus, dass wir jetzt unbehelligt hier Urlaub machen können ...

Es ging über die Schnellstraße in Richtung der italienischen Autobahnhauptschlagader, der A1, und auf der blieben wir über 300 Kilometer bis nach Neapel. Dann ging es in Richtung Reggio di Calabria, und wir beide waren völlig perplex, dass es von Neapel nach Reggio noch einmal mehr als 400 Kilometer sind - Italien hat ganz schön lange Zehen ...

Wir aber fuhren hinter Salerno einmal quer vom Fußrücken zur Sohle, durch gebirgiges, ländliches Gebiet, aber trotzdem fast alles zweispurig ausgebaut - uns war beiden nicht klar, dass das Gebirge, das den italienischen Stiefel durchzieht, so weit in den Südosten reicht, und mehr als einmal sahen wir wunderbar auf einem Hügel gelegene Dörfer ... Dass ich mich inzwischen an die italienische Fahrweise gewöhnt habe, bei der "40 km/h" übersetzt "mindestens 100 km/h" heißt, kommt noch hinzu ...

Wir fühlten uns abwechselnd an Spanien, Israel, Kroatien erinnert und stellten wieder einmal fest, dass auch Italien landschaftlich sehr abwechslungsreich ist, zumal jedenfalls ich erstmals überhaupt in der Region Basilikata unterwegs war ... (Auch Umbrien beehrte ich heute erstmals so richtig - wir überquerten x-mal den Tiber und - so interpretiere ich das - dabei auch die Grenze zwischen Umbrien und Lazio.)

Nach einem kurzen Stück auf der Schnellstraße Metaponto-Tarent fuhren wir rechts ab und in das Örtchen Castellaneta Marina, in dem unser Hotelele liegt. Der Check-in ging nicht so superschnell, und unser Zimmer hat leider nur Gartenblick, aber wir ließen uns nicht vom Gang an den Strand abhalten - und waren begeistert!

Wir gingen über das Küstensträßchen in den Strandbereich unseres Hotels hinein, legten unsere Sachen auf die uns zustehenden Liegen und stiegen ins ziemlich wellige, aber sehr angenehm temperierte Nass. Ab und zu erwischten uns die Wellenkämme, aber das war soooooo schön ... Ganz und gar herrlich, um am Strand war (um die Zeit, es war inzwischen halb sechs oder so) nichts mehr los - soooooo toll!

Nach dem Bad duschten wir, genehmigten uns noch ein Bierchen und wurden auf Umwegen ins Restaurant des Hotels gelotst, um hier unser Büffet-Abendessen einzunehmen. Als Vorspeise aßen wir Bruschetta, Garnelen-Obst-Salat, Aubergine, danach gab es Pasta mit Erbsen und Schinken, und Hauptgericht waren u.a. Thunfisch mit Bohnen und Kartoffeln. Das hier ist natürlich kein Fine Dining, sondern (Einheimische-)Touristen-Verköstigung, aber trotzdem war's sehr lecker ...

Heute geht es mal einigermaßen früh ins Bett, mal gucken, was wir morgen so anstellen ...

Fotos von der Fahrt heute keine (meine Mutter hatte alle Hände voll zu tun, uns nicht in den Schwarzwald zu lotsen, da gab's keine Bilder), aber dafür ein paar vom wunderbaren Strand ...

Am Strand I

Am Strand II

Am Strand III


Montag, 21. September 2020

Baden gegangen

... sind meine Mutter und ich heute zweimal, einmal morgens, einmal nach der Rückkehr aus Siena, und auch wenn ich den Pool hier ziemlich kühl finde (meine Mutter lacht dann immer und denkt an mein Gekreische damals 2000 in Norwegen zurück, als das Wasser noch viel kälter war), so war er insbesondere heute Nachmittag seeehr erfrischend ...

Nicht baden gegangen sind wir dagegen mit der Auswahl unserer heutigen Mittagessen-Osteria, aber vielleicht sollte ich erstmal am Anfang anfangen.

Das Konzept des Ausschlafens muss ich meiner Mutter vielleicht noch einmal erläutern, denn um zwanzig vor acht zog sie die Gardinen auf, sodass sogar sie selbst geblendet und ich aus dem Tiefschlaf gerissen wurde. Mann, ey!

Sie ging schon zeitig zum Pool, ich folgte ihr kurz darauf nach - und war augenblicklich wach ...

Nach dem Duschen ging es zum Frühstück, das wir dann abbrachen, um doch noch den frühen Zug nach Siena zu kriegen. Es wurde ein bisschen knapp, zumal wir einen Parkplatz erst weit draußen auf dem kostenlosen Parkplatz fanden, ich sprintete schon vor, während meine Mutter noch die Anoraktasche mitnahm, und zu allem Überfluss mussten wir noch durch die Unterführung. Der Ticketentwerter war kaputt, also sprintete ich zurück zum Entwerter am anderen Gleis und schwitzte also schon am frühen Morgen ...

Und dann hockt man da dampfend im Zug, die Maske im Gesicht, sodass die untere Gesichtshälfte schönes Gewächshausklima hat ...

Entweder ist Siena nicht auf mit dem Zug anreisende Menschen eingestellt, oder wir waren zu blöd, den hocheffizienten Busverkehr vom Bahnhof zur Altstadt zu eruieren - ich tippe auf Ersteres, Ruhe dahinten!

Mein Versuch, online die Fahrkarte zu kaufen, war gescheitert, weil ich es mit einer deutschen E-Mail-Adresse versuchte, also ging ich zum Bahnhofskiosk und kaufte uns da vier Fahrten (zwei hin, zwei zurück) - die Busse, die an der Bushaltestelle direkt am Bahnhof anhielten, fuhren alle in die falsche Richtung, sodass wir ins gegenüberliegende Einkaufszentrum gingen, dort - nach einigem Suchen - einige Monsterrolltreppen hochfuhren und plötzlich in einem oberen Stadtteil waren ...

Von dort fuhr dann irgendwann ein Bus (wir merkten zu spät, dass man die aktiv anhalten muss ...), und als wir aus dem ausstiegen (ich entwertete unsere Fahrkarten mit Kugelschreibern, wie es auf dem Hinweis beschrieben war, den italienischen Kontrolleuren traue ich nämlich seit Rom 2002 alles zu ...), waren wir schon quasi in der Stadt.

Wir liefen hinunter zum Campo, und schon der Weg durch die kleinen Sträßchen und Gässchen ist toll - aber wenn du dann am Campo bist, diesem ovalen, stadionartigen Hauptplatz, dann ist es - das Wetter war heute Morgen noch gut gewesen - absolut fantastisch schön dort, gerade der Torre, der Turm, am Palazzo Pubblico ist sehr beeindruckend. Der Campo ist auch Schauplatz des palio di Siena, des städtischen Pferderennens, das seit Jahrhunderten ausgetragen wird ...

Berauscht von der Atmosphäre setzten wir uns auf der anderen Seite des Campo in eine Osteria, und nach der Enttäuschung gestern war ich ziemlich misstrauisch ... Wir wollten eigentlich nur zwei Aperol Spritz trinken (bis ich wieder würde fahren müssen, würden noch einige Stunden vergehen), aber ich sah noch pappardelle al cinghiale auf der Karte stehen, lange, breite Bandnudeln mit Wildschweinragout, das musste ich doch probieren!

Meine Mutter bekam noch - obwohl sie nichts bestellte - frisches, salzhaltiges Brot mit Aubergine-Zwiebel-Tomaten-Aufstrich, aber das war - wie sich herausstellte - im Gedeck enthalten. So, liebe Leute, soll es sein: Gedeck auf der Karte angeben, freundlich sein, abrechnen, was bestellt wurde, einen nicht abzocken, sehr, sehr gut!

Danach liefen wir, weiter durch die wunderbaren mittelalterlichen Straßen, zum Dom - Eintrittskarten wurden erstanden (was ich ja für Gotteshäuser eigentlich nicht so mag, aber sei's drum), und dann ging es in die dunkelgrün-weiße Kathedrale hinein - wow! Sowohl meine Mutter als auch ich fühlten uns an die Mezquita-Kathedrale in Córdoba erinnert, weil diese farbig-weiß gestreiften Säulen uns beiden sehr gut gefallen, und die Marmor-Intarsien-Arbeiten sind unglaublich beeindruckend.

An den Wänden hängt auch das eine oder andere sehr ansehnliche Bild, aber die angrenzende Piccolomini-Bibliothek mit ihrer Decken- und Waldmalerei ist der Wahnsinn, ganz großartig ... Wie immer verweise ich an dieser Stelle auf die Bilder, weil ich Kunstbanause (und nirgendwo kriegt man das so eindrucksvoll vor Augen geführt wie in Italien ...) natürlich nur staunen, aber das weder kunsthistorisch noch sonst wie qualifiziert beschreiben kann ...

Als wir aus dem Dom herauskamen, merkten wir, dass wir das - angesagte - Gewitter praktisch mit dem Besuch der Kirche umgangen hatten, denn ab jetzt blieb es trocken. Durch nasse, aber glücklicherweise nicht rutschige Sträßchen ging es nochmal kurz in unsere Osteria und dann in Richtung Bus.

Google und die Verkehrsbetriebe von Siena werden keine richtig guten Freunde mehr, denn die Fahrpläne passten nicht so richtig zusammen, aber nach einem Umweg und ein bisschen schnellerem Spaziergang kamen wir an eine Bushaltestelle und fuhren einige wenige Stationen zum Bahnhof.

Dort erwischten wir - mit abermaligem Gleiswechsel wie gestern und entsprechend wieder dampfend -unseren Zug zurück nach Poggibonsi. Ich holte das Auto, musste aber (Einbahnstraße auf dem Parkplatz) einen größeren Umweg fahren, sodass meine Mutter schon mir nachgelaufen war, weil sie (nicht ernsthaft) dachte, ich hätte sie vergessen ... Soll es schon gegeben haben ...

Inzwischen kenne ich den Weg in unser Domizil, es ging nochmal in den Pool (herrlich kühl ...) und gleich um 19 Uhr zum Abendessen. Unser Ober von vorgestern und gestern hat heute frei, aber wir sind hoffnungsfroh, dass die Küche uns wieder was Leckeres zaubert ...

Wir haben uns jetzt entschieden, dass wir morgen die Thermen von Saturnia nicht mitnehmen und nicht in Pitigliano übernachten, sondern gleich nach Apulien durchstarten, das haben wir heute beim Abendessen besprochen und auch ein bisschen vom Wetter abhängig gemacht, denn im Gewitter in den Thermen unter freiem Himmel sitzen, das muss ja nicht unbedingt sein ...

Jetzt aber erstmal Fotos aus Siena:

Unterwegs zum Campo

Il Campo

Palazzo Pubblico

Dom

Domfassade

Im Dom

Altar und so ...

Kanzel

Bibliothek

Im Garten am Hotel

Sonntag, 20. September 2020

Donald Trumps Aufmerksamkeitsspanne

… soll, wenn man Anthony Fauci, dem Chef-Epidemiologen der USA (ist er das eigentlich noch?), glaubt, negativ … Ganz so schlimm war es bei uns heute nicht, aber wir waren von den Kunstwerken, die es in den Uffizien gibt, so erschlagen, dass wir nach nicht einmal drei Stunden aufgaben und von dannen zogen - unfassbar …

Der Wecker ging heute Morgen um 6 Uhr runter (grässlich!), weil wir um 7 Uhr zum Frühstück wollten (und waren). Für italienische Verhältnisse ist das Frühstück hier üppig - es gab Rührei und leckere Salami und gute Säfte und alles …

Irgendwie waren wir aber ziemlich zeitig mit dem Frühstück durch und hatten noch eine gute Stunde Zeit, bis wir in Poggibonsi am Bahnhof sein mussten (wir wollten mit dem Zug nach Florenz hineinfahren). Also fuhren wir ein bisschen in der Toskana herum, und auch wenn das Wetter durchwachsen war, war es fantastisch, zwischen Weinreben, Olivenbäumen, Zypressen und schönen toskanischen Häusern, durch kleine Örtchen durchzufahren, enge, verwinkelte Sträßchen, einmal über eine Schotterpiste, weil ich beim Festlegen der Route "irgendwo" geklickt hatte, und das "irgendwo" eben nur über eine Schotterpiste zu erreichen war (wir drehten …).

Es ging kurz vor Poggibonsi noch ein Stück über die Schnellstraße, und dann standen wir auf dem kostenlosen Park+Rail-Parkplatz mit noch einer Viertelstunde Zeit bis zur Abfahrt des Zuges. Das langte, um am Automaten (mit deutschsprachiger Benutzerführung) die Fahrkarten zu kaufen, und bald saßen wir im Zug, der über Empoli in Richung Florenz Santa Maria Novella fuhr …

Wir waren kurz vor Florenz, als es anfing zu regnen - zum Glück hatten wir Regenjacken mitgenommen, sodass wir trotz leichten Regens halbwegs trocken in die Innenstadt von Florenz kamen. Erster Halt war an der absolut beeindruckenden Kathedrale, die - wie gestern die Gebäude in Pisa - mit ihrem strahlenden Weiß unglaublich schön ist.

Wir hatten nicht sehr viel Zeit, weil wir um 11 Uhr unseren Uffizien-Slot hatten und noch die Karten abholen mussten, sodass ich meine Mutter anhielt, dass wir zügig zu den Uffizien latschen. Wir kamen kurz vor den Uffizien aber an den Arno und dort an die Ponte Vecchio, eine sehr schöne, bebaute Brücke über den Fluss …

Einige Meter weiter sind die Uffizien, und ich platzierte meine Mutter erstmal auf einer Bank, während ich die Karten holte. Das ging überraschend schnell (und problemlos), sodass wir - nach der etwas druckvollen Anreise - nun 20 Minuten Zeit hatten.

Nach einer Viertelstunde Erholung stellten wir uns an der Porta 1 an, drei Jugendliche versuchten sich vorzudrängeln, was wir schließlich unterbanden, wir überstanden die Fieber- und die Sicherheitskontrolle, mussten zwei Etagen Treppen steigen und kamen dann in den ersten Gang.

Ich war natürlich noch nie in den Uffzien, aber dieser große Gang erinnerte mich an einen großen Gang in den Vatikanischen Museen, und wenn ich bedenke, wie man da manchmal durchgeschoben wird, war es heute unglaublich leer …

Die Uffizien haben eine unglaubliche Vielfalt an Ausstellungsstücken, aber so richtig viele Highlights, die der Kunstlaie aus dem Effeff kennt, haben sie gar nicht mal - die Venus von Botticelli, klar, aber danach waren das Lutherbild Albrecht Dürers und Adam & Eva von Cranach die beiden Bilder, die mir am ehesten bekannt vorkamen (das heißt natürlich nüscht, und Kunstkenner werden mich jetzt erwürgen wollen …).

Trotzdem, es gibt sooooo viel zu sehen, und allein der Palast ist fantastisch mit seinen Deckenmalereien und den vielen, vielen Bildern, die kaum beachtet unter der Decke hängen - das muss man sich selbst mal angucken, gerade wenn man ein bisschen mehr Ahnung von Kunst hat als ich …

Uns taten die Füße weh, nicht wegen der langen Strecke, sondern wegen des ständigen Stop-and-Go, sodass wir froh waren, als wir aus den Uffizien herauskamen und auf die Piazza della Signoria kamen. Dort steht der Palazzo Vecchio, der auch ganz schick anzusehen ist - aber auch den guckten wir uns nicht besonders intensiv an.

Meine Ma hatte Appetit auf ein Eis, ich hatte Appetit auf ein bisschen Pasta, sodass wir Google anwarfen und eine schöne Kneipe, etwas abseits, ausfindig machten.

Wir wurden sehr freundlich empfangen, aber hinsichtlich der Bestellung ein bisschen über den Haufen geredet, obwohl oder gerade weil wir der angebotenen Pasta mit Hummer nicht abgeneigt und durchaus bereit waren, ein bisschen mehr zu bezahlen. Eine Portion wurde bestellt, dazu eine Portion Oktopussalat, und während der Oktopussalat durchaus sehr lecker war, waren wir von der Pasta mit Hummer enttäuscht. Ich kann das Preis-Leistungs-Verhältnis nicht gut abschätzen, aber meine Ma war angesäuert, gerade weil wir auch Sachen vom Hummer bekamen, die man eigentlich nicht anbietet (die Leber) - jedenfalls fragte uns niemand mehr nach Espresso oder Dessert, die Herrschaften hatten also mitbekommen, dass wir nicht richtig zufrieden waren; entsprechend fiel das Trinkgeld aus …

Wir machten, dass wir wegkamen, genossen noch ein (ebenfalls teures, aber gutes) Eis und setzten uns dann eine Stunde vor Abfahrt auf eine Bank am Bahnhof - froh, dass wir die mascherina, die Maske mal abnehmen konnten, weil weit und breit kein anderer Mensch zu sehen war.

Die Gleisanzeige stimmte natürlich nicht, sodass wir vom Gleis 3 zum Gleis 4 wackelten, einstiegen und die Stunde zurück nach Poggibonsi fuhren. Unser Auto stand noch da, und es ging auf dem direkten Weg zurück.

Wir hatten ja zum Abendessen schon reserviert, also tauchten wir auf, wir waren unvernünftig und aßen das Käse-Wurst-Brett und Rindtatar als Vorspeise (Brett sehr gut, Tatar fantastisch). Danach aß meine Ma das Beef Tagliata, das ich gestern hatte (sie bekam es medium, auch sehr lecker), und ich aß Gnudi, das sind toskanische Knödel mit Spinatfüllung in ausgelassener Butter - das war geschmacklich sehr intensiv und durchaus lecker …

Ein Espresso und ein Kräuterschnaps folgte, und danach schleppten wir uns in unsere Behausung und werden morgen erstmal ausschlafen. Mal sehen, wie das Wetter wird, vielleicht gehen wir erstmal im Pool schwimmen, eigentlich war ja Siena geplant, wir gucken einfach mal, wie wir das machen …

Kathedrale

Kuppel der Kathedrale

In den Uffizien

Venus von Botticelli

Tribuna

Aristoteles

Porträt meiner Mutter (höhö)

Der Luther und seine Frau 

Adam und Eva

Medusa

Galileo Galilei

Palazzo Vecchio