Meine Länder

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Länder in dunkelgrün wurden bereits besucht,
Länder in hellgrün sind fest geplant,
Länder in orange sind in vorläufiger Planung für die nächsten zwölf Monate.

Mittwoch, 26. Juni 2019

Das Sherry & Port

... ist einer der gefährlichsten Orte für meinen Geldbeutel, denn dort lasse ich das meiste Geld, für gutes Essen und gutes Trinken, aber auch für Urlaube, denn - wer den Blog aufmerksam verfolgt, weiß das längst - ein nicht unbeträchtlicher Anteil meiner Reisen wird dort gebucht.

Nun saßen wir heute nicht im Sherry, denn dort war es sehr heiß, sondern standen daneben, als wir das traditionelle Nach-Winter-Belohnungswochenende gebucht haben. Christina und ich hatten Andrea, die ja mit uns in Istanbul und in Budapest war, zum Geburtstag ein Abendessen entweder bei Hamsi in Istanbul oder im Café Vian in Budapest geschenkt. Jetzt klappte es aber nicht so richtig mit Budapest (zeitlich), und Istanbul passte uns von den Flugzeiten her nicht so ganz richtig.

Plötzlich kam Barcelona als mögliches Ziel auf, die Flugzeiten und -preise sind auch in Ordnung, und jetzt fliegen wir am Freitag, dem 14. Februar 2020 um 16.05 Uhr von Frankfurt nach Barcelona und landen dort um 16.05 Uhr. Am Sonntag, dem 16. Februar 2020 fliegen wir um 18.45 Uhr zurück nach Frankfurt, wo wir um 20.55 Uhr landen.

Das ist jetzt also die erste Reisebuchung für die 20er-Jahre - juchhe ...

In Barcelona war ich schon ein paar Mal, aber nie richtig, sodass ich mich jetzt richtig auf die Stadt freue, insbesondere auf die ganzen Gaudí-Gebäude mit der Sagrada Família und dem Parc Güell. Das wird hoffentlich richtig, richtig schön - und die Hoffnung ist, dass sich im Februar die Anzahl von (anderen) Touristen in Grenzen hält, aber das werden wir sehen.

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Heute habe ich von den ungarischen Kollegen die Bestätigung für mein Hotel bekommen, ein Kollege aus München ist schon in Budapest und fliegt auch am 2. August zurück - alles also auf Go für Montag, wenn ich von Zürich nach Budapest fliege ... Budapest III läuft ...

Sonntag, 23. Juni 2019

Ach Freunde

... ich wollte meine Wäsche eigentlich schon bezahlen, nicht den Expresszuschlag, aber den normalen Preis schon. Aber anscheinend haben meine Auftritte an der Rezeption für noch mehr Angst vor dem verrückten Deutschen (Russen/Mexikaner, wie auch immer) gesorgt als beabsichtigt, denn am Ende musste ich überhaupt nichts mehr für die Wäscherei bezahlen. Also, gut, Strich drunter ...

Natürlich war ich viel zu früh am Busstand in Varadero, zumal ich erst 30 Minuten vor Abfahrt meine Reservierung in eine Fahrkarte umtauschen konnte. Da stand zwar "60 Minuten vorher" drauf, und es waren auch schon alle Beteiligten da, die den Umtausch hätten vornehmen können, aber manchmal habe ich den Eindruck, wenn die Kubaner einen Zeitplan haben, wird der eingehalten, auch wenn es völlig unsinnig ist. Aber das ist ja in deutschen Beamtenstuben auch nicht anders ...

Pünktlich fuhr der Bus ab, die Klimatisierung war entweder kaputt oder sehr schwach eingeschaltet, denn ich schwitzte ganz schön, als wir da über Matanzas wieder nach Havanna fuhren. Wir hielten in der Altstadt, ich entschied mich spontan, da schon auszusteigen. Ich wurde von einem halben Dutzend Fahrradtaxifahrern überfallen, und nachdem ich mich gesammelt hatte, nahm ich einen, der - auch wenn die Strecke zu meiner neuen casa particular kürzer war als gedacht - angesichts meines Untergewichts einen Gewichtsabschlag veranschlagt hatte. Passt schon ...

Die Vermieter dort waren nicht ganz so herzlich wie Isabel und Jorge, aber das Zimmer passte, auch wenn ich die Klimaanlage erst spät richtig ankriegte (die Übertragung zwischen Fernbedienung und Anlage war nicht gut, sodass das Ding nur ventilierte und nicht kühlte; als es dann nachts kühlte, lag ich direkt drunter und habe mir eine Ohrentzündung eingehandelt, aber ich werde es überleben, denke ich ...) ...

Erst einmal ging ich aber nochmal in die Altstadt - und um dorthin zu kommen, musste ich durch Centro Havana laufen. Das ist nicht wirklich beängstigend (jedenfalls am Tag), aber so richtig schön ist das auch nicht, wenn da auf der Straße irgendwie ein Haufen Müll liegt und man den Eindruck hat, da haben sie keine Lust gehabt, den Container voll mitzunehmen und haben ihn auf die Straße ausgekippt ...

Am Paseo Martí aß ich in einem der laut Eigenwerbung Gourmet-Restaurants von Havanna früh zu Abend, und ja, das war schon lecker, aber eben auch zu westlichen Preisen, vor allem war es aber schön kühl ... Danach lief ich noch ein bisschen durch die Altstadt, trank in einer Eckkneipe noch zwei Bier und kam mit dem Inhaber, einem in Berlin als Sohn kubanischer Diplomaten geborenen Kubaner, ins Gespräch. Das erklärte dann auch, wieso da so viele Flaggen und Aufkleber von deutschen Vereinen an den Wänden und den Kühlschränken hingen.

Es war noch hell, als ich nach Hause ging und - wieder einmal - früh im Bett war.

Gestern Morgen hatte ich das Frühstück für 9 Uhr bestellt, und die Früchte waren sehr toll, auch wenn man streiten kann, ob man dafür 7 CUCs, also 7 Dollar, bezahlen muss. Jedenfalls verließ ich dann die casa, stellte mein Gepäck ab und ging nochmal in die Stadt, weil ich eine Kneipe suchen wollte, in der die Spiel der deutschen Fußball-Frauen gezeigt wird.

Das ging in die Hose, was ich durch den Verzehr von einigen Getränken in diversen Kneipen wettmachte, ehe ich - zum wiederholten Mal - im Asturianito einfiel, um dort zu Mittag zu essen. Der Brotkorb dort ist - für alle, die Knoblauch mögen bzw. vertragen - definitiv empfehlenswert, einziger Kritikpunkt bleibt, dass die Portionen zu groß sind, speziell für den Preis. Ich war also wieder megasatt und machte mich - ich schwitzte schon wieder aus allen Poren - auf zurück zu meiner Unterkunft.

Leider konnte ich dort nicht mehr duschen, also lief ich zum Malecón - der Meerespromenade - und wollte mir dort ein Taxi anhalten. Es hielt auch ein Taxi, aber das war ein Coco-Taxi, ein motorisiertes Dreirad, was hier aber als vollwertiges Taxi gilt - ich war unsicher, ob der mich rechtzeitig bis zum Abflug meines Fliegers zum Flughafen bringen würde, aber wir brauchten nicht viel länger als ein "normales" Taxi bräuchte.

Der Taxifahrer wäre fast an meinem Terminal vorbeigefahren, aber das war ausschließlich mein Fehler, weil ich der Flughafen in Havanna aus drei Terminals besteht, einem Inlands- und zwei Auslandsterminals, und ich hatte ihm das falsche Terminal genannt. Da wir aber zum Glück am richtigen Terminal vorbeifuhren und ich meinen Fehler einsah, konnte er kurzerhand drehen und mich erfolgreich abliefern.

Online-Check-in geht in Kuba nicht so richtig, sodass ich beim Check-in-Schalter anstehen musste, um meine Bordkarte zu kriegen. Die Ausreise dauerte dann ewig, aber ich bekam wenigstens einen Ausreisestempel in meinen Pass, und die Sicherheitskontrolle war lächerlich (Schuhe ausziehen, aber Flüssigkeiten waren wurscht, die habe ich nämlich auszupacken vergessen) ...

Ich kaufte noch ein paar Zigarren ein, wechselte mein T-Shirt, wenn ich schon nicht duschen konnte (trotzdem richtig, richtig eklig ...), und schlief während des Fluges fast gar nicht, sondern guckte diverse Star-Wars-Episoden und so'n Schnulli. Außerdem verschmähte ich zum Entsetzen des Pärchens neben mir das Abendessen, weil ich im Asturianito so gut (und vor allem viel) gegessen hatte.

Wir kamen deutlich vorfristig in Frankfurt an, machten eine große Flughafenrundfahrt, wurden an der Busankunft C-Non-Schengen rausgelassen, ich marschierte weiter in Richtung der kleinen Einreise für die Umsteiger im Schengen-Raum, passierte diese (da wollte ich immer schonmal durchgehen und gucken, wo ich rauskomme) und landete schließlich auf der Mittelebene, wo man vom Terminal 1B hoch zur Skyline fährt. Dass man da aus einer Einreise rauskommt, hätte ich auch nicht vermutet ... Schön, wieder ein bisschen mehr vom Frankfurter Flughafen erkundet.

Ich saß in der S-Bahn zu der Zeit, als wir eigentlich erst die Flugzeugtüren öffnen sollten, war dann zügig in meiner Wohnung und schaue, dass ich jetzt zumindest bis zum Abend halbwegs durchhalte, um dann "normal" ins Bett zu gehen.

Fotos gibt's jetzt keine mehr, das war ja eigentlich nur noch Altstadtrumgammeln in Havanna.

Freitag, 21. Juni 2019

Rot vor Wut / Bedingt abfahrbereit

20. Juni 2019: Rot vor Wut

... ist meine Schulter gerade. Nein, alles in Ordnung, ich habe heute ein bisschen Farbe bekommen, obwohl ich mich dreimal eingeschmiert habe, aber die Sonne steht hier halt gerade ziemlich genau im Zenit (es ist Sommersonnenwende und Varadero liegt fast genau auf dem nördlichen Wendekreis, wenn ich mich nicht verrechnet habe), und das Wasser hat ja einen gewissen Brennglaseffekt, da hilft selbst Lichtschutzfaktor 50 und das nahezu ständige Tragen eines Hemdes (außer im Wasser) nur bedingt. Das gilt vor allem, wenn das Meer soooooooo schön ist, so kristallklar (hätte fast "klistallkrar" geschrieben, dabei habe ich gar nicht so viel Bier getrunken bisher ...), so sauber und mit so vielen Fischen, die einem an den Füßen herumknabbern wollen - der Strand von Varadero ist in der Tat einer der schönsten, die ich je gesehen habe.

Die Freunde hier an der Rezeption wollten mich heute, glaube ich, ernsthaft verarschen. Ich marschierte heute Morgen wieder zur Rezeption und wollte mein Zeug abgeben, da wurde mir wieder eröffnet, ich solle das im Zimmer hinlegen. Das Zimmermädchen würde die Dinger dann mitnehmen. Nun gut ... Als ich nach dem Frühstück zurück ins Zimmer kam, war noch niemand da gewesen, und so langsam wurde die Zeit knapp, weil ich denen schon 24 Stunden geben wollte. Also ging ich nochmal runter, die Dame rief nun (endlich!) die Wäscherei an und sagte, dass das jetzt abgeholt wird. Gott sei Dank!

Eine Stunde später kam ich wieder auf mein Zimmer, da war mein Wäschebeutel immer noch, aber irgendein sehr hilfreicher Mensch hatte jetzt einen Quittierungszettel draufgelegt, damit man da die Anzahlen eintragen kann. Kruzifixhimmelherrgottnochemol, was soll das? Kann man das einem nicht früher sagen, dass man noch so einen Wisch in dreifacher Ausfertigung ausfüllen muss? Muss das überhaupt wirklich sein (es ist ja nicht das erste Mal, dass ich Sachen im Hotel waschen lasse, und bisher hat da noch niemand so dermaßen einen Aufriss gemacht)? Nun stand ich - zwei Minuten später, nachdem meine Baseballkappe mal von sich aus durch mein Zimmer geflogen war - zum vierten Mal (!) an der Rezeption, und an meinem Gesichtsausdruck konnte jede der Damen ablesen, dass hier gleich etwas explodiert, und zwar nicht vor Freude.

Die Rezeptionschefin übernahm, beorderte die Wäscherereifachangestellte an die Rezeption und ich durfte - endlich - meinen Wäschebeutel übergeben. Moral von der Geschichte ist, dass sie sich jetzt extrem beeilt haben und ich fünf Stunden später meine Wäsche wieder hatte. Das wäre wiederum nicht nötig gewesen, weil ich ja keine übermenschlichen Dinge oder Mega-Express-Bearbeitung haben wollte, sondern einfach nur mein Zeug abgeben. Wenn die Tante gestern Abend den Beutel genommen hätte und heute Mittag abgegeben hätte, wäre mir das doch völlig schnurzegal gewesen, solange ich morgen früh mein Zeug wieder habe. Aber so kriegen die eine so dermaßen herabgesetzte Bewertung von mir, auch wenn ansonsten das Hotel ja gar nicht so scheiße ist ...

Meine Mutter hat mich auch noch angezählt, weil ich so oft von Essen und Trinken erzähle, aber - das habe ich schon mehrfach erläutert - das Verkosten von einheimischem Essen und Trinken gehört für mich ganz wesentlich zum Reisen dazu. Nun wird man in diesem auf Ausländer zugeschnittenen Hotel nicht ausschließlich kubanische Küche erwarten können, aber für ein All-inclusive-Hotel ist das Essen durchaus akzeptabel - und heute Morgen gab es wieder diese leckere Blutwurst, das Spiegelei sah auch ganz ansehnlich aus (und schmeckte auch so), das Roastbeef von gestern Abend war jetzt als Aufschnitt noch besser, und am Schluss habe ich noch die eine oder andere Frucht (naja, eigentlich esse ich hier nur Papaya, Mango und Guayaba - wenn die so heißt,jedenfalls ist das eine Frucht, die außen grün und innen rosa ist, mit kleinen, relativ harten Kernen, die man aber mitessen kann, und die ein wenig säuerlich schmeckt) verspeist.

Meinen Morgenschwimm hatte ich da schon hinter mir (jaja, nichtlineare Erzählweise mal wieder, sorry), danach wanderte ich zwischen Lobbybar, Strandbar und Meer hin und her, las ein wenig am Strand (ich hatte mir u.a. den Wikipedia-Artikel zur Geschichte Kubas heruntergeladen) und verfolgte dann das U21-Männer-Deutschland-Spiel in der Lobbybar. Jetzt pflege ich meine Wunden, werde gleich, wenn die Sonne im Untergehen begriffen ist, noch ein letztes Mal für heute schwimmen gehen, danach duschen und es mir schließlich beim Abendessen gutgehen lassen.

Morgen muss ich um 12 Uhr auschecken, lasse mich dann gemütlich zu meiner Busgesellschaft fahren und dann geht es um 14 Uhr schon zurück nach Havanna. In Havanna bin ich gegen 17 Uhr, habe dann nochmal eine Nacht in einer anderen casa particular - eher in Vedado, also im wohlhabenderen Stadtteil - und muss dann noch einchecken für übermorgen. Denn übermorgen geht mein Flug so gegen 18 Uhr zurück, sodass ich am Sonntag um 10.35 Uhr planmäßig in Frankfurt lande. Egal, ob ich am Flughafen in Havanna noch duschen kann oder nicht, ich werde in Wiesbaden erst schön duschen gehen und dann gucken wir mal, wo ich etwas zu essen herkriege, falls ich ein Hüngerchen verspüre ...


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21. Juni 2019: Bedingt abfahrbereit

... bin ich, denn ich hätte überhaupt keine Einwände gehabt, wenn ich hier drei Nächte anstatt zwei und dann morgen den ersten Bus von Varadero nach Havanna gebucht hätte. Nun ist es aber so (klar, ich könnte das bereits bezahlte Zimmer in Havanna und den bereits bezahlten Bus sausen lassen, aber so habe ich jetzt noch eine Nacht im schönen Havanna und bin dann morgen an Ort und Stelle, ohne mir Sorgen machen zu müssen, dass der Bus massiv Verspätung hat - auf der Hinfahrt kam er drei Minuten zu früh an! - oder ausfällt oder sonstwas, und das Taxi kriege ich in Havanna im Notfall schnell gewechselt ...), und das ist dann auch okay so ...

Ich sitze gerade in meinem sehr schön kühlen Hotelzimmer, das ich am liebsten nicht verlassen würde (jedenfalls nicht, um nicht an den Strand zu gehen ...), und werde gleich zum Auschecken und Fußballgucken in die Lobby gehen.


Heute Morgen war ich um 7 Uhr im Meer (sooooo schön, auch wenn es so aussah, als ob Gewitter käme, kam aber nicht), danach zum Frühstück, surfte noch ein bisschen im Internet und ging dann zum planmäßig letzten Mal für mindestens ein Vierteljahr an den Strand und ins Wasser. Die Wolken hatten sich verzogen, sodass wieder das wunderbare türkisblaue Wasser danach begehrte, beschwommen zu werden (boah, aus dem Satzanfang musste ich erstmal wieder rauskommen ...) - der Aufforderung folgte ich gerne.

Also, Freunde, Varadero ist toll, wenn man einfach nur schwimmen und entspannen will, man sieht nichts, aber auch gar nichts vom richtigen Kuba, aber manche Touristen wollen das vielleicht auch nicht, und die, die es wollen, kriegen es schon gebacken, mal ein paar Tage nach Havanna oder so zu fahren - das Hotel muss ich, falls das etwas ambivalent gewesen sein sollte, ja nicht unbedingt weiterempfehlen, aber der weiße Strand, das türkisblaue Wasser (ohne Müll!) und die Palmen, das ist schon richtig, richtig toll (und ich gerate ja nicht soooo schnell dermaßen ins Schwärmen, zumindest wenn es um Strände geht).

Nächster Eintrag vielleicht heute Abend in meiner neuen casa particular, vielleicht morgen Nacht (deutscher Zeit) vom Flughafen in Havanna, am wahrscheinlichsten aber erst am Sonntag nach der Ankunft in meiner Bude in Wiesbaden.

Nicht gestellt ...

"Geschichte Kubas" lesend ...

Donnerstag, 20. Juni 2019

Hasta la victoria siempre / Buick, 1955, dunkelrot / Alptraum-Rezeption am Traumstrand

17. Juni: Hasta la victoria siempre

Das Abendessen gestern Abend fand ich eigentlich ganz lecker, der Kellner war sehr lieb und sprach sogar ziemlich gut Deutsch, aber als ich dann im Zimmer war (meine Vermieterin hatte mich noch ermahnt, dass "esta casa no permite amigas ni amigos", dieses Haus also das Mitbringen von Freundinnen oder Freunden nicht gestatte, da läuft am Vatertag hier in der Altstadt wohl manchmal etwas aus dem Ruder ...), lag mir die Ropa Vieja (das Rindergeschnetzelte) sehr (aber nicht lange ...) im Magen, wobei ich eher glaube, dass das Problem die vielen Zwiebeln waren. Der Schwertfisch, den ich als Vorspeise hatte, war jedenfalls fantastisch gewesen. Ich überlege mir noch, ob ich da heute oder morgen Abend nochmal hingehe, denn grundsätzlich hat es mir da gut gefallen.

Jetzt sitze ich auf meinem Bett, es ist halb neun, um neun Uhr gibt es Frühstück, ich muss (will) noch duschen, und dann gucken wir mal, wohin es mich heute verschlägt.

Bevor ich über die Ereignisse des heutigen Tages berichte, muss ich erst noch ein ein bisschen Statistik anführen, ein bisschen Langeweile muss der geneigte Leser dieses Blogs ja durchaus ertragen: Kuba ist das zwölfte besuchte von 23 nordamerikanischen Ländern, die ich zähle, sodass ich nun die Mehrheit der Staaten in Afrika (29 von 56), Asien (sogar drei Viertel, 34+1 von 44), Europa (54 von 55), Nordamerika und Südamerika (zwei Drittel, 8 von 12) besucht habe. Einzig Antarktika (0 von 1) und Ozeanien (1 von 16) habe ich noch nicht so ausgiebig bereist. Das ergibt dann tatsächlich (für einen gelernten Mathematiker überraschend) 138 von 207 - auf Anhieb!

Andersherum gesprochen, die Kontinente mit den meisten unbesuchten Ländern sind Afrika (27), Ozeanien (15), Nordamerika (11), Asien (10, einschließlich Saudi-Arabien), Südamerika (4), Antarktika (1) und Europa (1, nämlich Südossetien), das sind dann 69 Länder, und es erklärt sich, wieso jeder, der meine Karte sieht, auf Afrika verweist und sagt: "Da fehlt aber noch eine ganze Menge!" Jaha!

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So, nach diesem kurzen Ausflug in die Statistik sitze ich nun - schon seit dem frühen Abend - in meiner Bude, ich habe heute wieder mehr entdeckt von Havanna, aber irgendwie genieße ich es auch, dass ich nach ein paar Bierchen schon früh ins (kühle) Zimmer kann und mich in die kubanische Geschichte einlesen kann, nachdem ich mir am Parque Cervantes an meinem Stammstandpunkt ein paar Wikipedia-Artikel zu Fidel, Che, Camilo (nur ein "l"), der kubanischen Revolution und dem bösen, bösen Helms-Burton Act heruntergeladen habe.

Das Frühstück war sehr lecker, es gab Ananas, Banane und Mango (besonders die Mango war himmlisch), dazu erklärte mir meine Chefin, Isabel, im Schnelldurchlauf einiges über Havanna und empfahl mir unter anderem ein Esslokal. Gegen 10 Uhr verließ ich - frisch eingeschmiert, das sollte heute nötig sein - meine casa particular. Ich lief entlang der Hafeneinfahrt in Richtung der Plaza Vieja (Alter Platz), und dieser Platz ist nicht nur alt, sondern auch sehr schön - etwa drei Viertel der umgebenden Gebäude sind schon saniert, das ist richtig schick dort. Ich lief weiter in Richtung Süden, weil ich zum Fährterminal wollte, und nachdem ich um ein Armeegebäude herumgelaufen war, landete ich dort.

Die Fährfahrt soll "complementario", kostenlos, sein, aber das hindert den Kapitän nicht daran, die Fahrgäste vor der Fahrt abzukassieren. Das wäre alles kein Problem gewesen, wenn ich denn Moneda Nacional, CUP, also das Geld gehabt hätte, das die Kubaner verwenden. Ich weiß nicht genau, was die Überfahrt kostet, aber mehr als 1 CUP wird es kaum sein (wenn eine Busfahrt 0,40 CUP kostet), und 1 CUP sind etwa 4 US-Cents. Es lag also nicht daran, dass ich kein Geld hatte, sondern daran, dass ich solches Geld nicht hatte, dass ich Reißaus nahm und die Schiffslände wieder verließ, ohne mit der Fähre gefahren zu sein. (Nochmal zur Erinnerung: Touristen müssen meistens mit CUC bezahlen, und ein CUC sind 24 CUPs, aber an die kommt man als Tourist nicht ganz so einfach ran ...)

Ich lief nun einmal quer durch Habana Vieja in Richtung des Capitolio, des im Umbau befindlichen Sitzes des kubanischen "Parlaments". Als ich da rauskam, hatte ich den Blick auf das Gebäude, das unweigerlich an das US-Kapitol in Washington erinnert, und auf den Prado, auf dem allerlei alte Ami-Schlitten herumfuhren. Vor allem hatte ich jetzt aber Durst, und ich lief einigermaßen ziellos in der Gegend herum auf der Suche nach einer Kneipe, die jetzt, um 11 Uhr schon geöffnet hätte. Ich lief und lief, vorbei am Floridita, wo einst Hemingway seine Daiquirís schlürfte (der Reiseführer sagt, die seien heutzutage eher bescheiden), lief wieder am Parque Central vorbei und an der Kneipe, die mir meine Vermieterin empfohlen hatte, und am Ende landete ich an einem Straßeneckkiosk, an dem Kubaner essen und trinken, an dem deutlich sichtbar auch stand: "1 CUC = 24 MN" Hier konnte ich also auch mit meinen Touristen-CUCs bezahlen.

Ich genehmigte mir eine große Flasche kubanischer Cola für 50 CUPs, also gut 2 CUCs, bekam 20 CUPs Wechselgeld (die hüte ich jetzt wie einen Schatz ...) und machte beim Genuss der Cola erstmal wieder unsittliche Geräusche. Ein (schlanker) Kubaner kam vorbei und machte mir deutlich, dass ich - er zeigte auf meinen Waschbärbauch - nicht so viel Cola trinken solle, aber - amigo - ich war kurz vor dem Verdursten, da kam mir der Typ gerade recht ...

Schlussendlich ging ich dann zur Haltestelle des Hop-on-hop-off-Busses (auch das hat hier in Kuba schon Einzug gehalten), nachdem ich mich beim ersten Mal von einem Schlepper hatte weglocken lassen. Ich zahlte 10 CUCs, wartete zwanzig Minuten, dass das Ding losfuhr, und war dann zufrieden, denn es ging - mit überdachtem Doppelstöcker - in Richtung des Malecón, also der Seepromenade. Mir wehte es die Kappe vom Kopf, aber zum Glück blieb sie im Bus, sodass ich wohlbehütet die US-Botschaft begutachten konnte, die da ein wenig einsam in der Gegend herumsteht. Es ging durch relativ wohlhabend aussehende Gebiete zur Plaza de la revolución, auf der nicht nur ein Riesenturm steht (und ansonsten Betonwüste), sondern die auch das Innenministerium beheimatet, und an diesem Innenministerium ist eine Wandskulptur mit Che Guevara und dem unvermeidlichen "Hasta la victoria siempre". Nun denn, dann siegt mal schön ...

Ich stieg nicht aus, sondern fuhr weiter bis zum San-Cristobal-Friedhof, dort zahlte ich 5 CUCs Eintritt (ich hatte versucht, mich durchzuschummeln, aber ich gehe einfach nicht als Kubaner durch, vielmehr wurde ich wieder für einen Russen gehalten - so rot ist meine Rübe doch gar nicht!) und ging - wieder ein wenig planlos - über diesen riesigen, schönen und architektonisch durchaus hübschen Friedhof. Die Kapelle in der Mitte des vierspurigen (!) Kreisverkehrs - im Friedhof - war leer (und es lief relativ laut Popmusik), ich ging an einem Denkmal für einen dominikanisch-kubanischen Helden vorbei, sah ein - im Umbau befindliches - Art-déco-Mausoleum und ein Denkmal für im Dienst gestorbene Feuerwehrleute mit teilweise herzzerreißenden Botschaften der Familie ...

Nach einer knappen Stunde oder so verließ ich den - sehr empfehlenswerten - Friedhof, wartete kurz auf den Bus und stieg in diesen ein. Es ging nun in Richtung Miramar, eines Vorortes am Meer, an dem viele Touristenhotels liegen, wobei ich nicht so richtig verstehe, weshalb man dort absteigt: Man ist weit vom Schuss entfernt, aber der Strand - naja, eher das Meeresufer, Strand gibt es nicht so richtig - sieht nicht wirklich einladend aus, da bin ich ganz froh, dass ich mich in der Altstadt einquartiert habe, auch wenn mir der Familienanschluss, den ich hier habe, normalerweise nicht so gefällt, aber meine Vermieter sind zurückhaltend, das macht es deutlich leichter für mich (dafür helfe ich dann pro forma auch beim Abräumen des Frühstückstisches ...).

Nachdem wir am - nicht so wirklich einladend aussehenden - Nationalaquarium drehten, fuhren wir wieder zurück in die Altstadt und am Parque Central stieg ich aus.

Nun suchte ich die Lokalität auf, die mir meine Chefin empfohlen hatte, und auch wenn ich eine Treppe hoch und dann durch ein anderes Lokal hindurchmusste, fand ich das Astuarianito. Joa, die Ober sprechen fast nur Spanisch, und meine Avocado kam nicht - wie bestellt - mit Garnelen, sondern mit Thunfisch, aber dafür war sowohl der Brotkorb als auch die Vorspeise wie ebenso das Hauptgericht (ein Monster von einem Thunfischsteak, das zwar nicht überall ganz durch war, aber dort, wo es durch war, sehr, sehr gut war) hochgradig lecker, auch das - endlich einmal wirklich - eiskalte Getränkebouquet (Wasser, Fanta und Bier) war sehr wohltuend, sodass ich nach dem Genuss eines Espresso (jaja, es reißt ein, ich weiß), eines Schokoladenkuchens und des teuersten Rums des Hauses mein Tagwerk vollendet hatte, am Parque Cervantes wie eingangs erwähnt noch das Internet unsicher machte und dann noch im Hellen in mein Zimmer ging.

Es ist jetzt - nach Duschen und Lesen und Blogschreiben - doch schon 19.20 Uhr, aber im Urlaub muss man ja nicht bis in die Puppen draußen sein, sondern darf sich auch mal ausruhen, und das mache ich hier. Der Ventilator läuft, die Klimaanlage ebenso, so soll es sein, und morgen ist mein vorerst letzter Tag in Havanna, da werde ich schon noch etwas finden, was man sich angucken kann, da bin ich sicher: Zum Beispiel könnte ich mal versuchen, in die Kathedrale reinzukommen, die sieht von außen hübsch aus, die könnten von innen auch ganz ansehnlich sein.

Das war es erst einmal für den 17. Juni, Fotos kommen mal in Ruhe.

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18. Juni: Buick, 1955, dunkelrot

Auch heute fuhr ich einmal im Kreis, aber nicht mehr im Doppeldecker-Bus, sondern - stilecht für Havanna - in einem Buick, der es 1955, also noch deutlich vor der Revolution, nach Kuba geschafft hatte ...

Heute ging mein Wecker runter, ich war wohl, obwohl ich zu meiner üblichen Zeit kurz nach 4 Uhr wachgewesen war, wieder eingeschlafen, und ich hatte mein Frühstück für 8.30 Uhr bestellt. Das schaffte ich gerade so, es gab wieder leckere Früchte (Mango war wieder dabei, toll!), Tee und Rührei, und kurz vor 9.30 Uhr verließ ich das Haus, weil um 9.30 Uhr der von meiner Chefin empfohlene geführte Altstadtrundgang anfing. Nun war ich die letzten Tage so oft in der Altstadt herumgelatscht, dass ich den Altstandrundgang heute Morgen ausfallen ließ. Dafür lief ich zum Parque Central, und da kam mir dieser schöne dunkelrote wagen (dessen Marke ich zu dem Zeitpunkt noch nicht identifizieren konnte) in die Quere. Die anderen alten Ami-Schlitten sind meist in so einem Rosa-Ton gehalten, und rot gefällt mir besser als rosa, also lief ich dem hinterher und fragte den Fahrer, ob er mich durch Havanna kutschiert. Wir einigten uns auf den wohl üblichen Preis´von 25 CUCs, also 25 Dollar, und auf ging es durch Chinatown und Vedado. Am Revolutionsplatz wollte ich nicht anhalten, ich finde die Plaza de la revolución ehrlich gesagt ziemlich nichtssagend, weil das eine einzige Betonfläche ist - interessant sind die beiden Wandskulpturen von Che Guevera und Camilo Cienfuegos an den beiden Ministerien, das gefühlt 538. Martí-Denkmal in Havanna (Martí war der Vater der kubanischen Unabhängigkeit, wenn ich das richtig verstanden habe) und halt der Riesenturm da ...

Es ging also ohne langen Stopp weiter, wieder vorbei am San-Cristóbal-Friedhof, aber danach rechts ab über eine andere Strecke durch Vedado als gestern. Wir machten einen kurzen Stopp am Parque Lennon und der dortigen John-Lennon-Statue (die Brille ist derzeit abhandengekommen ...), fuhren auf meinen Wunsch an der deutschen Botschaft vorbei und danach über den Malecón wieder zum Parque Central. Schön war's in diesem alten Ding (mit Handyhalterung und relativ modernem Radio, ein H-Kennzeichen hätte das Ding also in Deutschland nicht bekommen ...), und als die Seitenstraße zur deutschen Botschaft seeeeehr uneben war, tat es mir um das 64 Jahre alte Gefährt (!) fast ein bisschen leid.

Den Rest des Tages genoss ich in vollen Zügen, spazierte nochmal durch die Altstadt, guckte kurz in die Kathedrale rein, aß in einer kleinen Kneipe gutes, aber teures Mittagessen mit einem Bananen-Daiquirí, und mit dem Cocktail um 11.30 Uhr war der Grundstein gelegt für den sehr gammeligen Rest des Tages. Ich saß im Parque Cervantes, nutzte meine Stunde Internet zu Ende (die hat jetzt doch ganz gut gehalten), lief ans Meer, trank dort ein Bierchen und landete am Ende wieder am Parque Central. Es war so, als ob ein Gewitter käme, und also suchte ich noch einmal das (wirklich eiskalt heruntergekühlte) Astuarianito auf, saß zweieinhalb Stunden fast nur unter Kubanern und aß wieder viel zu viel (die Hauptspeisen dort sind so dermaßen üppig und zudem spottbillig, dass ich jedes Mal vergesse, wie groß die Mahlzeiten sind, und da ich diesen Brotkorb nehmen muss - mit zwei Knoblauchsoßen und Butter und frischgebackenem Brot -, bin ich dann meist schon nach der Avocado-Vorspeise satt ...). Als ich das Restaurant verließ, nieselte es immer noch, ich brauchte keine Karte mehr, um heimzufinden, und bin jetzt schon wieder um kurz vor sieben bettfertig. Es ist furchtbar mit mir, aber andererseits schlafen, essen und trinken, das ist ja auch Urlaub ...

Morgen geht es um 10 Uhr mit dem Bus nach Varadero, planmäßige Ankunft ist um 13.05 Uhr, da sollte ich dann hoffentlich gegen 14, 15 Uhr in meinem Hotel sein, das wird schon gutgehen, hoffe ich.

Havanna, ja, das ist eine (Alt-)Stadt der massiven Widersprüche: Da gibt es wunderschön renovierte Häuser, in denen meist dann Kneipen oder Unterkünfte sind, und direkt daneben ist eine völlig unsanierte Bruchbude, wo man unwillkürlich reinguckt (oft sind die Türen offen) und sich fragt, ob da wirklich Leute wohnen. Da gibt es das Mädchen, das mitten auf den Bürgersteig pinkelt, und viele Straßenhunde, aber andererseits eben auch unwahrscheinlich viele Kunstgalerien und Street Art, dass einem das Auge übergeht. Da fahren abgerissene Fahrradrikschas und alte Sowjetautos durch die Gegend, und daneben sind diese wunderschönen alten, gut in Schuss gehaltenen Ami-Schlitten, aber eben auch sehr moderne Stadtbusse unterwegs. Es gibt teure Touristenlokale mit durchaus gutem Essen, aber eben auch westlichen Preisen, und daneben Stände für die Einheimischen, wo man für ein paar Cent ein Stück Pizza bekommt (dafür aber mit moneda nacional zahlen sollte). Das muss man sich einfach mal selbst angucken, und besser früher als später, denn dieser Mix aus Alt und Neu ist so spannend und verändert sich so stark, dass Stadt und Land in ein paar Jahren womöglich kaum mehr wiederzuerkennen sind. Der (mehr als) gelegentlich morbide Charme der Altstadt wird langfristig vielleicht vergehen, aber ich hoffe, dass die Freundlichkeit der normalen Menschen - nicht unbedingt der Schlepper, sondern der normalen Leute, die hier ihrer Arbeit nachgehen - erhalten bleibt. Im Reiseführer stand etwas von nur semi-motivierten Kellnerinnen und Kellnern - das kann ich so nicht bestätigen: Die jungen Leute wollen, das ist keine Frage, und ich bin zuversichtlich, dass Kuba in den nächsten Jahrzehnten seinen Weg gehen wird, seinen eigenen, ja, vielleicht auch nicht immer den ganz direkten, aber das ist so spannend hier in Havanna, dass da immer mehr Ausländer kommen werden und sich die Stadt weiter verändern wird.

Das war es jetzt erstmal für Havanna, morgen kommt der Kulturschock mit All-inclusive-Hotel und fast nur noch Ausländern am Strand, aber das ist auch okay, dann es ist schon anstrengend, hier mit langen Hosen in der Gegend herumzulaufen und zu schwitzen, da freue ich mich jetzt auf ein bisschen Strand und Badehose und Schwimmen. (Und ehrlich gesagt tue ich mich auch schwer, hier einfach ein Wasser zu kaufen, denn Supermärkte gibt es jedenfalls in der Altstadt nicht so richtig - ja, es gibt Tiendas, also kleine Läden, aber irgendwie traue ich dann den Kühlketten nicht so ganz - das macht bei Wasser nichts aus, schon klar, aber ich möchte gerne das Wasser anfassen, bevor ich es kaufe, um zu fühlen, ob es wirklich kalt ist, und das kriege ich hier nicht so richtig gebacken ...)

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19. Juni: Alptraum-Rezeption am Traumstrand

Wie üblich war ich früh wach und schon im Bad, als mein Wecker runterging. "Bäh, Wecker im Urlaub", wird mancher sagen, aber andererseits ist der, gerade wenn man um 20 Uhr schon ins Bett geht, mehr Versicherung als alles andere. Und wenigstens muss ich nicht mitten in der Nacht aufstehen. Ich duschte, packte und fragte dann meine Chefin, ob es hier in der Nähe einen cajero automático, einen Geldautomaten, gebe. Sie erläuterte was von izquierda und dann derecha, also erst links und dann rechts, und ich stiefelte in Richtung Revolutionsmuseum. Ich hielt Ausschau, fand erst nix und war schon fast auf dem (längeren) Weg zum Parque Central, als mir direkt auf der Ecke, an der ich aus "meiner" Straße gekommen war, ein Schild sah, auf dem man - mit viel Liebe - cajero automático erkennen konnte.

Anders als im Reiseführer behauptet worden war (mal wieder), klappte das wieder auf Anhieb mit dem Geldabheben, sodass meine Bargeldreserven, die gestern Abend dann auf 8 CUCs gefallen waren, wieder aufgefüllt werden konnten. Ich frühstückte, der Sohn des Hauses wollte mir ein Taxi für 15 CUC andrehen, was ich ablehnte, sodas sich dann kurz nach acht Uhr das Haus verließ. Ich lief in Richtung Uferpromenade, gabelte mir einen alten Ami-Schlitten auf und ließ mich für 10 CUCs (immer noch zu viel, aber sei's drum, dafür war ich wieder in so einem alten Teil - diesmal mit geschlossenem Dach - unterwegs ... Schee!) zum Terminal fahren.

Der Taxifahrer lobte mich für mein Spanisch, was eine dreiste Lüge war, aber wenigstens kriege ich es hin, dass man mich einigermaßen versteht - nicht verstanden habe ich den Witz meines Unterkunftschefs, der meinte, ich könnte umsonst in Havanna wohnen bleiben, während sie für mich nach Varadero fahren. Sorry, aber sowas verstehe ich doch am frühen Morgen nicht, zumal der Typ, der mich an den Vater eines alten Schulkameraden erinnert, seinen Humor immer von ganz weit unten herholt, wenn kein Mensch damit rechnet ...

Wir fuhren über den Malecón und vorbei an der Universität, bogen eine Straße vor der Plaza de la revolución links ab und landeten schließlich am Terminal, in dem ich - nach ein bisschen Suche - meine Busgesellschaft fand.

Hier fing das Chaos an: Erst wurde ich an dem einen Stand weggeschickt, ich solle um 9 Uhr wiederkommen. Dann kam ich um 9 Uhr wieder, nachdem ich an der Information gefragt hatte, auf einmal Aufruhr, mutmaßlich, weil ich über das Internet gebucht hatte. Zwischendurch hatte ich das Gefühl, dass sie den Bus überbucht hatten, aber irgendwann - recht spät - bekam ich meine handschriftlich ausgefüllte Bordkarte. Jetzt hieß es erstmal, den Ausgang suchen, weil das natürlich nirgends beschildert ist - sonst könnte der Ausländer ja, wenn der Krieg ausbricht, wissen, von wo aus welcher Bus abfährt (das kann ja keiner wollen). Als ich endlich meinen Bus gefunden hatte (ich ging durch das "Gate" einfach durch), sprach der Busfahrer noch auf mich ein, mutmaßlich, weil ich mein Gepäck hätte abgeben sollen. Der konnte mich jetzt aber mal gern haben, ich stieg ein und bis Varadero nicht mehr aus dem Bus aus.

Die dreistündige Fahrt war schön: Vorbei am Meer (ich saß natürlich auf der meerabgewandten Seite, hatte aber dafür umso schönere Ausblicke aufs Landesinnere!), an grünen Wäldern, über Flüsse mit Bötchen hinweg ging es über Matanzas und den Flughafen von Varadero schließlich auf die Halbinsel, auf der Varadero liegt. Ich stieg aus dem Bus aus, lief an allen Gepäckausgabestellen vorbei und lachte mir einen Taxifahrer an, der mich das Stückchen zu meinem Hotel fuhr.

Ich kam gegen 13.30 Uhr an, mir wurde eröffnet, dass ich erst um 16 Uhr einchecken könne. So weit, so schlecht. Wenigstens bekam ich gleich das All-inclusive-Armband und sollte essen gehen, was ich tat. Das Essen ist schön angerichtet und schmeckt, die Fruchtabteilung ist klein, aber fein, Bier und Cola gab es auch, und - man höre und staune - ich hatte eine nette Bedienung. Danach ging es aber rapide bergab ...

Ich süffelte mich durch die Stunden, trank da ein Bierchen und hier eins, ging an den Strand (traumhaft, wirklich richtig, richtig schön!) und wollte dann um 16 Uhr, nachdem ich intensiv im Internet gesurft hatte, einchecken. Mein Zimmer sei "in ten minutes", in zehn Minuten, fertig, man gebe mir aber schon die Schlüsselkarte. Nun denn, meine Dame und Herren, es war nicht 16.10 Uhr, als mein Zimmer fertig war, sondern 16.52 Uhr - das war richtig, richtig Mist. Dass man erst so spät einchecken kann, ist schon nicht so schön, aber dass man dann nicht aufs zimmer kann und auch noch belogen wird, das ist ... naja, da käme jetzt ein Kraftausdruck, aber da ich doch noch nicht so viel Bier getrunken habe, lasse ich den jetzt mal so stehen.

Das Zimmer ist völlig okay, hat den versprochenen Meerblick, ist relativ groß, aber ein kleines bisschen in die Tage gekommen, insgesamt meckere ich über das Zimmer nicht.

Ich packte meinen Wäschesack und ging an die Rezeption mit der Bitte, mir den Inhalt zu waschen. Ich käme zu spät, wurde mir eröffnet. Erstens wäre ich vielleicht pünktlich gewesen, wenn ich pünktlich hätte einchecken können, aber zweitens und vor allem, dann nehmt's halt meinen Wäschesack und wascht den erst morgen, zum Henker, das kann doch nicht so schwer sein! Nein, ich musste ihn wieder mit hoch aufs Zimmer nehmen, dort ablegen und soll morgen früh wieder zur Rezeption dackeln. Das ist halt dann leider doch sozialistisches Serviceverständnis, das kann ich nicht anders sagen.

Nachdem ich mich nun ausreichend geärgert hatte, ging ich an den Strand und war ein kleines bisschen besänftigt. Da ist zwar eine Menge los, aber der Strand von Varadero gehört sicherlich zu den schönsten Stränden, die ich in meinem Leben so gesehen habe: weißer Sand, ruhiges, wohltemperiertes Meer, flach abfallend - sehr, sehr schön. Und ich habe mir trotz ausgiebigen Bades keinen Sonnenbrand geholt, soweit ich das bis jetzt abschätzen kann.

Es wäre also zu viel gesagt, wenn ich behauptete, das Donnergrollen hätte den heutigen Tag vollumfänglich beschrieben, aber als der Donner und die schwarzen Wolken und die Regenwand näher kamen, verließ ich dann doch das Meer, trank an der Poolbar noch ein - wirklich klitzekleines - Bierchen und bin jetzt eben aus der Dusche gestiegen. Jetzt geht es zum Abendessen und dann irgendwann auch ins Bett, und morgen wird sich erholt, komme, was da wolle ...

Kathedrale von Havanna

Straßenszene mit altem Ami-Schlitten

Kneipensträßchen

"Skyline" von Centro Havana

Skyline

Máximo Gómez

Revolutionsmuseum

Im Revolutionsmuseum (alter Präsidentenpalast)

Street Art

Capitolio

US-Botschaft

Revolutionsplatz

Kirche auf dem San-Cristóbal-Friedhof

Art-Déco-Grab

Hasta la victoria siempre

Parque Lennon

Mein Stadtrundfahrtskreuzer

Parque Central

Strand in Varadero

Gewitter in Varadero

Montag, 17. Juni 2019

Überfressen / Fidel Castro höchstpersönlich

15. Juni: Überfressen

... habe ich mich heute auf dem Flug und dann am Abend zur Feier des Tages in einem vernünftig-schicken Restaurant in der Altstadt von Havanna.

Der Flug war ganz erträglich, ich guckte wieder viele Filme und bereute es nicht, dass ich nicht für 329 Euro das Upgrade auf die Business Class genommen hatte - falls es auf dem Heimweg auch wieder so ein "Sonderangebot" gibt, gucke ich mir das aber vielleicht sogar mal an ... Nicht ganz so sozialverträglich waren die Leutchen gegenüber des Gangs von mir, der eine Typ stand nämlich gefühlt vier Stunden im Gang und war dort auch nicht wegzubewegen. Als es dann ans Aussteigen ging und er seinen Auftritt verpasste, rempelte ich ihn dann dezent - und natürlich völlig unabsichtlich - an, dann merkte er, dass er gerade mal wieder Mist baute.

Die Einreise nach Kuba ging schnell, aber es wurde nur meine Touristenkarte - nicht mein Pass - gestempelt (die hatte mir beim Boarden noch Scherereien gemacht, weil ich - natürlich - nicht am Check-in-Schalter war und die daher nicht bestätigen konnten, dass ich diese Touristenkarte hatte; nach Klärung ging dann aber alles gut). Nur hinter der Einreise (und noch vor der Gepäckausgabe!) ist ein Zoll, an dem alle ihr Handgepäck durchleuchten lassen müssen - das ist nun ziemlich sinnbefreit (nicht völlig, weil sie nach der Gepäckausgabe dann nicht mehr auf illegale Gegenstände röntgen, aber ziemlich) - und entsprechend wenig begeistert war, zumal sich unsere Crew dann auch noch vordrängelte. Saftladen! Meinen Krankenversicherungsschutz musste ich übrigens nicht nachweisen - oh Mann ...

Wenigstens musste ich nicht auf mein Gepäck warten, was die Zöllnerin etwas überraschte, aber sie ließ mich durch und somit war ich ordnungsgemäß in mein 138. Land eingereist - zwei Drittel des Weges sind geschafft. Juchhe!!!

Weniger "juchhe" war, dass der Geldautomat im ersten Anlauf kein Geld ausspuckte - mit Hilfe eines Taxifahrers, den ich trotz der unerbetenen Hilfe dann für die Fahrt zu meinem Gästehaus engagierte, fand ich dann aber einen zweiten Geldautomaten und der spuckte Geld aus. Jetzt hatte ich 150 CUC, also konvertible Pesos - Kuba hat ein doppeltes Währungssystem: Ausländer müssen mit konvertiblen Pesos (CUC) hantieren, die Kubaner selbst hantieren in der Regel mit "moneda nacional", die CUP abgekürzt wird. Da gibt es Umrechnungen, aber Ausländer kommen an die CUPs kaum ran, die müssen die CUCs fast immer nehmen, jedenfalls um Hotels und so etwas zu bezahlen. Sei es, wie es sei, ich hatte Geld, und das Taxi (ein modernes Auto) fuhr mit mir durch Havanna, vorbei an diversen alten Ami-Straßenkreuzern, die teilweise richtig was hermachen ... Schon schick, und da gibt es auch Stadtrundfahrten in den Straßenkreuzern, ich denke, das werde ich mir mal antun ...

Meine casa particular, mein Gästehaus, ist völlig in Ordnung, die Dusche hat sogar einen abnehmbaren Duschkopf, und ich habe Ventilator und Klimaanlage, was will man mehr, zumal ich mitten in der Altstadt wohne?

Selbige machte ich mit einem kurzen Spaziergang dann auch unsicher, es ging vorbei an einigen sehr schön renovierten, aber auch noch an einigen sehr baufälligen Gebäuden, wenn Kuba mal einen richtigen Aufschwung erlebt, dann wird hier die Hölle los sein im positiven Sinne - sehr ansehnlich das Ganze.

Ich entdeckte eine Abendessenkneipe, die aber erst um 18.30 Uhr aufmachte, die Zwischenzeit überbrückte ich mit einem Bier und einer Cola in einer Eckkneipe, die mit Mojitos im großen Glas für 4 CUC (= 4 Dollar) wirbt. In der Abendessenkneipe gab es kein nationales Bier, nur ausländisches, sodass ich auf Cuba Libre auswich. Das Steak Tatare, das ich mir zur Feier des Tages als Vorspeise genehmigte, war sehr lecker, der Meeresfrüchteteller nicht so ganz, die Muscheln schmeckten mir nicht, und nach zwei Mahlzeiten im Flieger war schon die Vorspeise eine doofe Idee gewesen, sodass ich die Hälfte des Meeresfrüchtetellers zurückgehen ließ, auch meinen Cuba libre nicht austrank, sondern zahlte und machte, dass ich heimkomme.

Jetzt ist es hier kurz nach 20 Uhr, ich habe noch kurz geduscht und bin jetzt auf dem Weg ins Bett.

Ich habe jetzt drei volle Tage hier, das werde ich ausnutzen und morgen erst einmal ausschlafen, auch wenn ich vermute, dass ich sowieso schon um 4 Uhr oder so auf bin.

Das Internet ist hier tatsächlich eine komische Sache, ich habe es jetzt unterlassen, mir so eine Rubbelkarte für eine Stunde Internet zu kaufen, und im Gästehaus gibt es im Moment auch kein Internet, aber ich lebe noch und ich lebe sehr gut ...

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16. Juni: Fidel Castro höchstpersönlich

... hat die Amerikaner in der Schweinebucht 1962 in die Flucht geschlagen, mit einem vor dem Revolutionsmuseum ausgestellten Raketenwerfer, oder was das Ding ist ...

Ich schlief aus, sehr lange, obwohl ich schon tatsächlich um kurz nach 4 Uhr wach war, zwang ich mich, bis 8.30 Uhr oder so im Bett zu bleiben. Danach duschte ich (erneut) und verließ mein Zimmer. Der Sohn meiner Vermieter, Ernesto (ich weiß nicht, ob er mit Zweitnamen "Che" heißt ...), meinte, dass er mir Frühstück machen könnte, aber das erst besorgen müsste, was ich dann dankend ablehnte. Ich marschierte daher erst einmal in Richtung der Hafeneinfahrt, guckte mir diverse Festungen von ferne an, ehe ich mich entschied, in einer Kneipe gerade ums Eck zu frühstücken.

Das Frühstück war in Ordnung, mit leckeren Früchten, mit Rührei und Schinkensandwiches sowie einer heißen Schokolade, auf die Bart Simpson mit Zucker drapiert worden war (unfassbar, wie man das schaffen kann, bei meiner ruhigen Hand wäre das einfach ein gelber Klecks gewesen ...). Die Bedienung brachte mir Rückgeld, bevor ich bezahlt hatte, was sicherlich dazu führte, dass ich wie ein Auto guckte, ehe wir beide in Lachen ausbrachen, weil sie meinen Tisch mit dem Nebentisch verwechselt hatte ...

Danach machte ich die Runde um die Einfahrt zum Hafen von Havanna, begegnete meinen Vermietern, die mich zunächst fast nicht erkannten mit meiner Baseball-Kappe, ging zum Castillo de San Salvador de la Punta, guckte mir dort die Kanonen an und rüber ans Castillo de los tres reyes del morro (die Burg der drei Könige von Morro, wobei ich nicht ausschließlich will, dass meine Spanischkenntnisse mich hier im Stich lassen und "morro" kein Ortsname ist, sondern eine generisch Bedeutung hat). Das Ziel meiner - schweißtreibenden - Bemühungen war aber das Revolutionsmuseum.

Ich drückte 8 CUCs Eintritt ab, also etwa 8 Dollar, und guckte mir das Ding mal an. Um Che Guevera wird ein großes Gewese der argentinisch-kubanisch-bolivianischen-ach-was-rede-ich-insgesamt-lateinamerikanischen Freundschaft gemacht, da gab es wohl noch einen dritten Kumpel von Che und Fidel, Camillo, wenn ich es richtig erinnere, der dann irgendwann in einem - natürlich von der CIA sabotierten - Flieger abstürzte und ums Leben kam. Überhaupt ist der "imperialismo yanqui", also der Yankee-Imperalismus, grundsätzlich an allem Übel schuld, das Kuba jemals (naja, okay, nein, erst seit der Revolution 1959, obwohl ...) ereilt hat, und den Che Guevara haben sie auch umgebracht, damals 1967 in Bolivien ...

Wenn das Revolutionsmuseum den Zustand der Revolution widerspiegelt, dann ist die Revolution im Umbau begriffen, denn die Räume im alten Präsidentenpalast werden gerade renoviert, und das ist auch gut so, denn das sind tolle Räumlichkeiten, auch wenn sie in die Deckengemälde teilweise Lampenkabel eingezogen haben, was nicht so richtig kunsthistorisch einwandfrei aussieht, aber hey, viva la revolución siempre, und wenn's im Bauhandwerk ist! (Und der Fahrstuhl ist auch außer Betrieb ...)

Nach einer guten Stunde im Revolutionsmuseum (zu den Grundsätzen der kubanischen Demokratie, hust, gehört, dass den Kandidaten verboten ist, Wahlkampf zu betreiben, da könnt ja sonst jeder kommen, hust) verließ ich dasselbe wieder und machte mich wieder in die Altstadt. Ich brauchte dringend etwas zu trinken, und daher fiel ich wieder in der Eckkneipe am Parque Cervantes ein, in dem ich gestern Abend schon auf die Öffnung meiner Abendesskneipe gewartet hatte. Dort verzehrte ich zwei Colas und ein Bier und machte mich dann auf zum Verkaufsschalter für Internet-Rubbelkarten, der wohl in der Nähe sein sollte, wenn ich dem Barkeeper richtig zugehört hatte. Ich kam da an, und normalerweise ist sonntags länger auf, aber gerade am kubanischen Vatertag war nur bis 13 Uhr offen, und es war - natürlich - gerade 13.07 Uhr geworden. Argh.

Glücklicherweise stand ein Verkäufer noch vor der Tür, der mir für 2 CUCs (also zwei Dollar) so eine Rubbelkarte verkaufte, und jetzt musste ich nur noch einen WLAN-Zugang der kubanischen staatlichen Telekommunikationsbehörde finden. Den fand ich an einem Ministerium am Parque Cervantes und konnte endlich vernünftig meine Mutter anrufen (die Verbindung dort war überraschend schnell ...) und Fotos hochladen auf Facebook (die Welt muss ja wissen, dass es mich noch gibt ...).

Der Himmel zog sich so langsam zu, und ich hatte gegenüber der Telekommunikationsbehörde eine Kneipe mit Musik vernommen, in die ich nun Einlass begehrte. Ich aß ein bisschen Huhn, trank Softgetränke und Bier und zum Abschluss einen Mojito, weil es dann anfing zu regnen, dass ich meinte, die nächste Sintflut käme und würde alle kubanischen Tiere mitnehmen. Etwa zweieinhalb Stunden später, die Musik war ziemlich gut - einschließlich Sinatras "My Way" und "Guantanamera" - verließ ich einigermaßen geraden Schrittes die Kneipe (ich hatte mit Trinkgeld 20 CUCs gezahlt, also 20 Dollar) und machte mich zur Plaza de Armas, dem alten Hauptplatz der Stadt auf.

Ich guckte da ein bisschen rum, ging nochmal zum Platz der Kathedrale und suchte nach einer hübschen Abendesskneipe, als es schon wieder anfing zu nieseln. Ich war in der Nähe meiner casa particular, also sitze ich jetzt hier -  es ist kurz vor 17 Uhr kubanischer Zeit - und schreibe diese Zeilen. Ich denke, ich werde nachher nochmal rausgehen, lecker zu Abend essen, dann zum Parque Cervantes stiefeln, da noch ein Bierchen trinken und das Ganze hier hochladen, auch wenn ich nicht sicher bin, ob das mit den Fotos und allem klappt ... Ach, ich bin überhaupt nicht sicher, ob das klappt, aber ich werde versuchen.

Havanna gefällt mir sehr gut, ich verstehe meine Kuba-Expertin jetzt, wieso sie mir den Rat gab, viel in Havanna zu gucken - es ist auch sehr schön, dass ich so viel Zeit habe, um auch mal fast drei Stunden in einer Kneipe zu versacken. Hier ist vieles im Umbruch, gar keine Frage, aber ich bin froh, dass ich noch die Ami-Straßenkreuzer sehe und nicht nur asiatische Autos, die es hier nämlich inzwischen auch schon etliche gibt.

Auch morgen habe ich vor, mich treiben zu lassen, das wird schon werden. Das mit dem Geldabheben funktioniert jetzt doch ziemlich problemlos, da hätte ich nicht noch viel Bargeld aus Deutschland mitbringen müssen, aber man weiß ja nie, alles okay bei mir ...

Samstag, 15. Juni 2019

On the road again

Nicht einmal eine Woche war ich in Deutschland, da geht es schon wieder weg, diesmal nach Kuba, diesmal hoffentlich zur Erholung, diesmal allein, diesmal ohne tagesgenauen Plan - natürlich werde ich Havanna unsicher machen, vielleicht auch mal in Havanna an den Strand fahren, aber so richtig Programm habe ich noch keines, außer dass ich am Mittwoch mit dem Bus nach Varadero an den Strand und am Freitag zurück nach Havanna fahre.

Meine Mutter war die letzten beiden Tage da und brachte mich eben zum Flughafen, dann holte ich mir am Thomas-Cook-Schalter noch meine Touristenkarte für Kuba, ging durch die Passkontrolle an 1C, weil da weniger los war, wartete dann aufs Gate, ging durch die Transitsicherheitskontrolle, wo heute mal wieder die Obergenauen Dienst taten, aber jetzt sitze ich am Gate, gehe gleich durchs Pre-Boarding und freue mich dann wieder auf Filme im Übermaß. Das wird lustig ...

Ich weiß nicht genau, wie gut die Internetverbindung (bzw. der Internetzugang) in Kuba sein wird, daher kann es sein, dass ich nicht täglich berichte. Gespannt bin ich, ob ich für die Krankenversicherung noch was abdrücken muss oder ob die Kubaner zumindest einer meiner Gold-/Platinkreditkarten oder zumindest die Auslandskrankenversicherungskarte akzeptieren, sonst muss ich halt ein paar Euro abdrücken, um den kubanischen Staatshaushalt wesentlich mitzufinanzieren.

Ich werde berichten, allerspätestens nächsten Sonntag, wenn ich wieder in Wiesbaden bin.

In zwölf Stunden oder so lande ich in meinem 138. Land, damit mache ich die zwei Drittel von 207 Ländern voll, das wird sicherlich heute Abend gebührend mit kubanischem Bier und kubanischem Rum begossen. I like jetzt schon ...

Schönes Wochenende allerseits!

Sonntag, 9. Juni 2019

Völlig fertig II

Joa, Freunde, wir haben sehr viel gesehen, gar keine Frage, aber ich wäre heute in der U-Bahn in Madrid fast im Stehen eingeschlafen, das war aber wiederum kein großes Wunder, weil ich im Flieger von Panama nach Madrid praktisch gar nicht geschlafen habe. Naja, übernächste Woche ist in Kuba ein bisschen richtiger Urlaub angesagt, so mit Herumlungern in Havanna (und gerne auch dort am Strand) und zwei Tagen All-inclusive-Urlaub in Varadero.

Gestern Morgen fuhren wir noch ein bisschen spazieren, und zwar auf die Halbinsel, die verhinden soll, dass Schlamm in die Fahrrinne des Panama-Kanals gespült wird. Von da hat man einen grandiosen Ausblick auf die Skyline und auf die Puente de las Américas, die natürlich auch auf Fotos verewigt wurden (wenn ich das eine Foto von der Skyline hochgeladen bekomme).

Danach fuhren wir ein bisschen im Seich herum, weil ich gerne die Umfahrung der Altstadt nochmal in die andere Richtung nehmen wollte, dabei aber die richtige Ausfahrt nicht auf Anhieb fand und wir also durch etwas zwielichtigere Viertel der panamaischen Hauptstadt fuhren.

Schließlich aber kamen wir am Os segredos da carne an, stellten das Auto ins Parkhaus dort und ließen es uns wieder sehr, sehr gut gehen - lecker Knoblauchsteaks und Knoblauchbrot, Schweinebraten mit krachender Schwarte, Rindfleisch mit Käsemarinade, Filet Mignon, hmmm ... Ach, und die Ananas in Zimtmarinade ist so dermaßen fantastisch, dass ich da wieder allein eine Ananas gefuttert habe, glaube ich, alles in allem.

Das Segredos ist nicht gerade billig, aber es ist großartig.

Wir fuhren in Richtung Flughafen, gerieten in ein Gewitter, tankten noch kurz und gaben dann pünktlich das Auto ab. Insgesamt hatten wir für 15,50 Dollar Maut verfahren - das passte, zudem wir zwischendurch ein bisschen Sorge hatten, dass da was schiefgelaufen war, weil die Anzeigen an den Mautstellen so komisch waren.

Wir gingen nochmal zum Check-in, weil ich beim Einchecken gestern Morgen ein Angebot für ein Upgrade bekommen hatte, das verlockend günstig war. Als ich es anklickte, stellte sich heraus, dass das nur für die Strecke Madrid-Frankfurt gelten sollte, aber das hatte nirgends gestanden und war dafür dann auch zu viel Geld. Auf einmal brach aber die Menüführung ab, und kein Mensch wusste mehr, ob und wenn ja, für wieviel, ich jetzt was geupgradet hatte (am Ende saßen wir die ganze Zeit in Economy, da können sie jetzt nicht kommen und ein Upgrade abrechnen ...).

Wir reisten aus (ohne Stempel), tranken noch ein Bierchen, betrachteten unsere Iberia-Maschine bei der Ankunft und gingen dann ziemlich spät an Bord. Ich guckte wieder Filme und Serien, schlief eben praktisch gar nicht und verschmähte nach dem tollen Mittagessen auch das nicht so leckere Abendessen ...

In Madrid reisten wir - mit Problemen - am Automaten ein, suchten den Business-Check-in-Schalter (ich hatte eine E-Mail bekommen, dass wir wegen der kleinen Maschine für die Strecke Madrid-Frankfurt unser Handgepäck auch aufgeben könnten), die Check-in-Dame wusste davon nichts, checkte aber nach Vorzeigen der E-Mail unser Handgepäck ein, sodass wir jetzt wesentlich befreiter noch in die Stadt fahren konnten.

Wir kamen an der Opéra aus der U-Bahn raus, tranken im Café Vergara ein Bierchen, aßen ein Eis, gingen ein bisschen am Königspalast vorbei, fuhren dann aber zügig wieder zurück zum Flughafen. Auch die letzte Sicherheitskontrolle überlebten wir, schleppten uns zum Gate, gingen auch hier wieder spät an Bord und schliefen dann den ganzen Flug über, denke ich.

Nach dem Aufschlag in Frankfurt waren wir wach, holten unser Gepäck vom Band, fuhren mit dem Skyline-Ersatzbus, erwischten gerade so die S-Bahn, holten das Auto von Jessi und Christian, die beiden fuhren mich heim, und jetzt gucke ich noch Fußball ...

Freunde, ich bin zu alt für so einen Scheiß - das war ziemlich anstrengend, aber wir haben aber natürlich auch so unendlich viel gesehen: Letizia, den Amazonas, Peru und Brasilien, Bogotá (wenn auch bei Regen), Medellín, Cartagena, Panama-Kanal, Panama-Altstadt, das alte Panama, doch in Panama hat es uns richtig gut gefallen, auch wenn Panama ein bisschen teurer als Kolumbien ist, aber dieser Kanal ist halt echt beeindruckend, und das Segredos wird sicherlich auch seinen Beitrag geleistet haben ... Toll war's (achso, ne, "Es war toll"), aber jetzt bin ich echt froh, morgen noch einen freien Tag zu haben und auszuschlafen zu können.

Foto will noch nicht so ganz, aber das kriegen wir auch noch hin ... Irgendwann, in den nächsten Tagen. Gute Nacht erst einmal!

Samstag, 8. Juni 2019

Völlig fertig

... war ich heute Morgen und bin ich jetzt wieder, aber weder da noch jetzt weiß ich so richtig, wieso.

Es war 10 Uhr heute Morgen, als Jessi mich per WhatsApp-Anruf unsanft aus dem Bett klingelte, aber sie hatte völlig recht, ich hatte offenbar total verpennt, und sie hatten sich schon Sorgen gemacht. Den Jetlag habe ich offenbar inzwischen abgelegt, und es hatte sich gerade nach dem Festmahl gestern Abend wohl völliges Urlaubsgefühl eingestellt.

Nun denn, gegen 11 Uhr verließen wir das Hotel und fuhren in Richtung der Stelle, an der 1519 die Stadt Panama gegründet wurde. (Inzwischen sind das alles Ruinen, weil 1671 ein gewisser Captain Morgan die Stadt geplündert und zerstört hatte.) Joa, meine Streckenführung heute Morgen war bombastisch, da ich uns so richtig im Seich herumführte (wurde ja Zeit für mein regelmäßiges Fehlplanen einmal im Urlaub). Das wäre kein Problem gewesen, wenn nicht die Gegenden, wo wir rauskamen, ein wenig, nunja, heruntergekommen gewesen wären - jedenfalls waren wir froh, als wir draußen waren und im dritten Versuch das Besucherzentrum fanden.

Wir parkten das Auto (das Parken ist hier regelmäßig einigermaßen problemlos, jedenfalls außerhalb der Innenstadt), zahlten unseren Eintritt und fuhren dann mit einem kleinen Bähnchen vom Eingang zum historischen Stadtkern der Ruinen. Joa, Ruinen halt ... Wir stiegen auf den erhaltenen Kirchturm, von dem man einen guten Ausblick auf das Umland, auf das Meer und die heutigen Skyline von Panama-Stadt hat, gingen noch ins multimedial gar nicht so unansprechende Museum (die arbeiten da häufig mit "Zeitraffer"-Aufnahmen, sodass man die 152-jährige Geschichte des alten Panama ganz gut erfassen kann), aber dann hatten wir schon wieder ein Hüngerchen.

Wir fuhren zurück ins Hotel, stellten da das Auto ab und fuhren mit Uber (damit jeder etwas trinken konnte) ins Casco Viejo, in die Altstadt. Wir aßen in einem Rooftop-Restaurant sehr exquisit (also sehr gut, aber nicht unbedingt eine Riesenportion), spazierten dann - Eis essend - durch die Altstadt, kamen an der Kathedrale und am Regierungsgebäude vorbei, besichtigten die Bolívar-Statue, schossen noch einmal Skyline-Fotos und ließen uns dann nach kurzer Besichtigung der Kathedrale von Uber wieder in Richtung unserer Kneipe des ersten Abends fahren.

Der Chef im Panama Brews machte immer noch den Eindruck, er sei sein bester Kunde (er ist zwar nüchtern, aber ein bisschen brummig-ungepflegt), aber wir tranken Bierchen und Gin Tonic, aßen in der Pizzeria noch eine kleine Pizza zu dritt und sind jetzt schon wieder im Hotel.

Morgen geht es wieder heim, aber erstmal planen wir, das Os Seguros da Carne noch einmal unsicher zu machen, da gibt es auch Mittagessen - wenn wir im Flieger platzen, ist es dann halt so ...

Nächster Bericht wahrscheinlich vom Flughafen in Panama morgen, sonst nach der Heimkehr.

Skyline von Panama vom Kirchturm aus

Kirchturm und Ruinen

Altstadt, Kathedrale

Altstadt, Bolívar-Denkmal

Freitag, 7. Juni 2019

Ein Bootsführerschein

... wäre für Jessi heute Abend fast nötig gewesen, denn auf der Heimfahrt von den Miraflores-Schleusen fing es dermaßen an zu regnen, dass einige Straßen in Panama-Stadt unter Wasser standen. Das hatte ich ja um eine ähnliche Jahreszeit 2013 schon erlebt, und heute eben wieder ...

Wir schliefen heute alle einigermaßen aus, trafen uns dann zum (akzeptablen, aber nicht großartigen) Hotelfrühstück und fuhren in Richtung Miraflores-Schleuse.

Auf dem Weg fuhren wir aber einen Umweg, nämlich über die Straße, die die Panamaer um die Altstadt herum ins Meer gebaut haben - so etwas habe ich auch noch nicht gesehen, das ist eine kreisförmige Brücke um das Casco Viejo, echt gut.

Ich entschied, dass wir in Richtung der Puente de los Américas, der Pazifik-Brücke über den Panamakanal fahren würden, wir erwischten aber die Ausfahrt zum Ufer nicht, sodass wir - früher als geplant - über die Brücke fuhren. Die erste Gelegenheit zur Abfahrt von Route 1 auf die Route 4 (es ist mir nicht ganz klar, welche der beiden Straßen die Panamericana ist) und fuhren über die Puente Centenario wieder auf die östliche Kanalseite zurück.

An den Miraflores-Schleusen hatten wir gerade die letzte Schleusung in Süd-Nord-Richtung verpasst, sodass wir - nachdem wir uns vergewissert hatten, dass wir später nochmal wiederkommen könnten, ohne erneut Eintritt zu bezahlen - uns wieder trollten und nach Gamboa fuhren.

Gamboa liegt am Panamakanal, zwischen dem Gatún-See und der Pedro-Miguel-Schleuse, denn dort wollten wir zu Mittag essen. Das erste, besser bewertete Lokal war irgendwie offen, aber doch nicht so richtig, sodass wir das von Anfang an angestrebte Kneipchen aufsuchten.

Dort waren und kamen wir genau richtig, denn das liegt an einem Zufluss zum Panamakanal, sodass wir Blick aufs Wasser hatten, und zudem gab es ein Buffet, an dem wir uns gütlich taten. Sicherlich war das nicht das beste Buffet meines Lebens, aber speziell der Salatteil konnte etwas.

Jessi und Christian schlugen vor, die dort befindlichen Kapitäne mal zu fragen, ob wir ein bisschen auf den Kanal schippern könnten. Wir konnten, und so fuhren wir drei mit unserem Kapitän auf den Panamakanal. Zwei Riesenfrachter fuhren an uns vorbei, das war sehr, sehr beeindruckend.

Lustig dagegen waren die Äffchen, die unser Kapitän mit einer Mango herbeilockte; einer von denen saß am Ende bei Jessi auf dem Schoß. Sachen gibt's.

Nach einer Stunde Rundfahrt waren wir glücklich und zufrieden, dass wir jetzt tatsächlich auf dieser großen Wasserstraße gewesen waren - das war toll ...

Wir fuhren zurück zur Miraflores-Schleuse, konnten tatsächlich wieder rein (der Wächter erinnerte sich an Christian), wir guckten noch bei zwei Schleusungen, jetzt in Nord-Süd-Richtung, zu und brachen dann auf - keine Minute zu früh ...

Eine Minute nach unserem Aufbruch ging die Welt unter, denn ein Gewitter ließ den Regen auf unser Prasseln. Wir kauften noch kurz Getränke ein und waren von den drei Metern vom Auto zum Supermarkt pitschnass, unterwegs nach Panama-Stadt fuhren wir mehrfach durch meterlange Pfützen (Seen/Ozeane) und waren froh, am Hotel angekommen zu sein.

Nach kurzer Erholung fuhren wir per Uber zum Rodizio-Restaurant gegenüber der Kneipe, in der wir gestern zu Abend gegessen hatten. Nun denn, wir ließen es uns seeehr gut gehen, denn wir konnten gar nicht so schnell gucken, wie die leckeren Fleischstücke (und Zimtananas-Stücke) auf unseren Tellern landeten. Wir tranken Bier, Gin Tonic und Abuelo-Rum, und irgendwie war es sehr lustig ... Die Rechnung kam, wir hatten es uns richtig gutgehen lassen, aber das darf auch mal passieren.

Ein weiteres Uber fuhr uns heim, und morgen wird, denke ich, wieder ausgeschlafen ...

Auch heute Fotos:

Unterwegs im Panamakanal

So ein Affe (schreibe ich jedes Mal, ich weiß)

Miraflores-Schleusung

Binnenschifffahrt auf Panamas Straßen

Donnerstag, 6. Juni 2019

Oh, wie warm ist Panama

Jaja, ich weiß, Janosch hat Panama schön genannt, ist es auch, aber Panama ist auch ganz schön schwül-warm, erträglich ist es trotzdem ...

Das Abendessen gestern war ganz hervorragend, wenn ich wieder in Cartagena bin, gehe ich da nochmal essen, und dann kommt das Carbón de Palo auch in meine Restaurant-Empfehlungsliste ... Ich fuhr mit dem Taxi heim, und war relativ früh im Hotel.

Dementsprechend war der Wecker heute morgen nicht soooo grausam, ich checkte aus, mein Hotelrezeptionist bestellte mir ein Taxi, das teuer war, auch weil ich dann doch zu wenig kolumbianisches Geld übrig hatte, aber wegen ein paar Euro (die ich am Ende tatsächlich ausgab) mache ich jetzt kein Bohei.

Jessi, Christian und ich trafen uns unabgesprochen am Flughafen, tranken noch alle drei einen Kaffee (ja, auch ich) und gingen dann durch Sicherheitskontrolle und Ausreise.

Wir diskutierten noch einige physikalisch-philosophische Grundsatzfragen, als wir - einigermaßen verständlich - über die Lautsprecheranlage ausgerufne wurden. Was hatten wir jetzt schon wieder falsch gemacht? Gar nichts, lautet (natürlich) die Antwort.

Da wir nur mit Handgepäck flogen und daher nicht am Check-in-Schalter eingecheckt hatten, fehlte unserer Fluggesellschaft der Nachweis, dass wir einen Weiterflug aus Panama heraus haben. Da die Panamaer darauf manchmal Wert legen, wollten sie das eben überprüfen, ehe wir den Flieger besteigen durften. Nachher wir den Nachweis erbracht hatten, bekamen wir auch (ausgedruckte) Bordkarten und alles war in Ordnung. (Natürlich wurde bei der Einreise nach Panama weder dieser Nachweis noch der Gelbfieberimpfnachweis verlangt, Freunde der Sonne ...)

Der Flug war problemlos, ich war einer der wenigen Erwachsenen, die in ihre Cola keinen Rum haben wollten, auch die Einreise in Panamá ging schnell. Der Zoll war verhältnismäßig langwierig, aber auch erträglich. Wir hatten gestern Abend noch ein Auto gebucht, das holten wir jetzt ab und fuhren mit einem leicht eingedellten Hyundai vom Flughafenparkplatz.

Wir hatten uns entschieden, sofort an die atlantische Schleuse des Panama-Kanals zu fahren, denn das dortige Besucherzentrum liegt direkt neben der neuen Schleuse, die noch länger und breiter ist als die alte und somit noch größeren Schiffen das Passieren das Panama-Kanals erlaubt.

Nach zunächst sintflutartigem Regen auf der (schlechten) Autobahn von Panama-Stadt in Richtung Colón fuhren wir durch Wald zum - nicht unbedingt üppig beparkplatzten - Besucherzentrum. Wir drückten 15 Dollar Eintritt pro Person (nur bar) ab und hatten dann den Panama-Kanal für uns.

Das Ganze ist einfach wahnsinnig beeindruckend, wenn da solche Riesenfrachter wie die Northern Magnitude aus Madeira auf dem Weg von Busan in Südkorea nach Houston in den USA durchgeschleust werden. Die Northern Magnitude war jetzt weder maximal breit noch maximal lang, aber eben so groß, dass sie durch die neue Schleuse durchmusste ...

Wir beobachten das Schiff durch die erste Schleusung hindurch, begutachteten auch ein panamisches Insekt, das ebenfalls die Schleusung verfolgte, ehe wir nach einer guten Stunde einschließlich zwölfminütigen Kurzfilms das Besucherzentrum wieder verließen, wir hatten nämlich Hunger.

Wir fuhren zum Hotel, fanden dieses schnell, checkten ein und liefen dann in Richtung der angestrebten Kneipe. Die war allerdings zu, aber eine gute zweite Wahl war direkt gegenüber, sodass wir dort aßen. Jessi aß ein Hühnchensteak, Christian ein Rinderfilet und ich eine typisch panamisches Gericht, was aus ropa vieja (alte Kleidung, hier Rinderfrikassee mit Gemüse), Kochbananen, Reis mit Hühnchen und einer Art dickflüssigen Sancocho bestand - sehr, sehr lecker. Dazu wurden natürlich panamaische Biere verkostet.

Wir liefen über den Parkplatz des Intercontinental-Hotels zum Pazifik, schossen da Bilder, tranken im 62. Stock des Hard Rock Hotel ein Getränk und schossen Bilder der fantastischen Aussicht, liefen dann noch in eine Bierbeiz, tranken dort panamaisches Weizenbier und Stout und ließen uns schließlich von einem Uber für 2,16 US-Dollar heimfahren.

Jetzt bin ich müde, morgen geht es wahrscheinlich an die Miraflores-Schleuse, mal gucken, was wir beim Frühstück noch so aushecken ...
Schleusung der Northern Magnitude



Gatún-See mit wartenden Schiffen

Skyline von Panamá

Blick vom Hard Rock Hotel