Meine Länder

Meine Länder
Länder in dunkelgrün wurden bereits besucht,
Länder in hellgrün sind fest geplant,
Länder in orange sind in vorläufiger Planung für die nächsten zwölf Monate.

Freitag, 8. Juni 2018

"Der Raketenbeschuss hält sich auch in Grenzen."

Christians Feststellung kann unwidersprochen bleiben, denn auch nach unserem Schwimm im Mittelmeer heute Morgen blieb es beim Grand Total von 0 auf uns abgeschossenen Raketen. Keine Ahnung, was die Leute, denen man vom bevorstehenden Israel-Urlaub erzählt, immer denken - ja, es gab und gibt Zeiten, in denen Raketen auf Israel abgeschossen wurden und werden, aber auf Tel Aviv oder die Ziele, an die wir auf dieser Tour wollen, gibt es das selten und dann auch noch unplatziert ...

Der Arbeitstag gestern war ein bisschen stressig, weil ich pünktlich um 17 Uhr wegwollte, aber am Ende konnte ich alles erledigen, was ich noch erledigen musste. Wir trafen uns sehr pünktlich am Terminal 2 des Flughafens, auch wenn ich Christian fast übersah. Anstatt 20.20 Uhr war jetzt eine verspätete Abflugszeit von 21.15 Uhr angegeben, was aber auch noch kein Problem war. So hatten wir mehr Zeit für meine berüchtigten Skyline-Ausflüge: Auf ging es durch die Passkontrolle und einmal zum Terminal 1Z und wieder zurück, ehe ich Jessi und Christian am 1C das Feldlager zeigen wollte, das der Frankfurter Flughafen da für die Non-Schengen-Flugverpasser vorhält. Gruselig, immer wieder ...

Wir gingen schon durch die Sicherheitskontrolle zum Gate E2, auch wenn das Gate offiziell noch nicht feststand, und lagen damit richtig, sodass wir ziemlich früh dann auch in den Abflugbereich gehen konnten. 21.15 Uhr kam und ging, das Boarding verzögerte sich, sodass es so langsam ein wenig enger werden würde. (Nicht so katastrophal wie bei den Kollegen, die am Gate nebenan gestern Morgen um halb sechs nach Warna fliegen wollten und dann kurz vor uns gegen 22 Uhr abflogen ...)

Schließlich kamen wir um 22.40 Uhr deutscher Zeit weg, würden um 0.15 Uhr ankommen und hätten dann fünf Minuten bis zum Closing des Gates für den Tel-Aviv-Flug gehabt. Wir kamen wenigstens in Belgrad an einem Fingergate an, liefen dann in Richtung Gate C6, hatten dort die (oberflächliche) Sicherheitskontrolle (und das für einen Flug nach Israel!) für uns, boardeten, gingen an Bord, wuchteten unser Gepäck kreuz und quer durch den ganzen Flieger in noch freie Gepäckfächer und setzten uns dann auf unsere zugewiesenen Plätze in der zweiten Reihe. Wir hatten kein Gepäck aufgegeben, sodass der Load Controller eigentlich nichts mit unserem Gepäck zu schaffen hatte, und nach ein paar Minuten - es war keiner mehr nach uns gekommen - ging die Tür zu und wir flogen (trotzdem!) noch pünktlich ab.

Liebe Freunde von Air Serbia, verwechselt bitte das Flugzeug nicht mit einer Sauna! Die Klimaanlage in Frankfurt wurde erst kurz vor dem Start angeschaltet (ich tropfte wie eine Duftkerze in der Hölle ...) und in der zweiten Reihe auf dem Tel-Aviv-Flug staute sich die Wärme auch. Christian entdeckte beim Gang auf die Toilette aber, dass der Flieger ziemlich leer war, sodass wir beide uns nach weit hinten setzten. So konnten sowohl Jessi als auch wir beide ein bisschen schlafen oder dösen, ehe wir um halb fünf ziemlich pünktlich in Tel Aviv ankamen.

Die Einreise ging ziemlich schnell, auch wenn der Grenzer mich wieder löcherte, das Mietauto bekamen wir auch (einen Honda mit Automatik), und auf ging die wilde Fahrt nach Tel Aviv.

Ich wollte in die Frühstückskneipe am Boulevard Rothschild, doch wir fanden keinen Parkplatz, also fuhren wir weiter über die Allenby zum Strand und dort dann zur anderen Frühstückskneipe dieser Kette, in der Christina und ich 2016 gefrühstückt hatten. Dort fuhren wir auch Kreise über Kreise (Jessi fuhr, weil ich im Flieger noch dem Bierkonsum gefrönt hatte), fanden aber ums Verrecken (sorry) keinen Parkplatz. Wir fuhren wieder zurück und suchten ein Parkhaus, fanden es nicht, aber dafür einen Parkplatz mit geöffneter Schranke und einem Mann, der fegte. Er meinte, es sei Sabbat (nein, es ist Freitag, aber er meinte wohl, dass Wochenende ist und man daher dort parken dürfe). Wir parkten also, gingen zum Benedict und hofften, dass das Auto nachher noch unversehrt sei. (Spannungsbogen nicht nötig: war es.)

Im Benedict sprach der Ober ein bisschen Deutsch, auch wenn man ihn wegen der lauten Musik, unter der wir saßen, kaum verstand, und es gab leckeres und dringend benötigtes Frühstück für allerdings gutes Geld - Israel ist wirklich nicht billiger geworden, seit ich zuletzt da war ... Denn auch wenn das Frühstück (Jessi hatte eine Schakschuka, angeblich ein israelisches Nationalgericht, aus pochierten Eiern, Tomaten, Chilischoten und Zwiebeln, sagt die Wikipedia, ich ein "klassiches israelisches Frühstück" mit Spiegelei, Thunfischcreme, Artischokencreme, Tomatentatar, Weichkäse, Oliven und Frischkäse) sehr, sehr lecker war, sind 50 Euro für drei Leute nicht wenig Geld für ein Frühstück ...

Wir entschieden uns, gleich ins Mittelmeer schwimmen zu gehen, fuhren also wieder die Allenby runter, suchten uns ein (sacketeures) Parkhaus und waren ein paar Minuten später umgezogen (Umkleidekabinen gibt es noch und wieder, auch wenn sie noch mehr der Strandkneipen umgebaut haben) und im Wasser. Beim Versuch, an Christian vorbei ins Meer zu stürmen, übersah ich eine Sandbank und mache ein Bauchlandung, die ich (und wahrscheinlich die Umstehenden ebenso) wahnsinnig amüsant fand, während Christian nicht so rechte wusste, woher das Walross kam, das da plötzlich ihm zu Füßen ins Wasser platschte ...

Herrlich, Freunde, herrlich - heute war ein bisschen Wellengang, es war traumhaft schön, im Mittelmeer zu baden. Da ich nicht eingeschmiert war (und nicht noch röter sein wollte als ich jetzt doch schon wieder bin ...), zog ich mich gleich nach dem Schwimm wieder an und war (leider) ein bisschen ungemütlich, weil ich angezogen am Strand stand (ich wollte mich nicht setzen auf Jessis und Christians Strandtuch setzen, auch wenn die beiden es mir oft anboten, weil ich einfach mal stehen wollte), während die beiden noch das Strandfeeling (vom Gefühl her ...) genossen.

Trotzdem fuhren wir bald darauf (es war inzwischen erst halb zehn oder so) wieder ein Stückchen nach Jaffa weiter, parkten erst irgendwo, wo ein Anwohner uns warnte, dass das Falschparken dort 1.000 Schekel (knapp 200 Euro) kosten würde, sodass wir uns wieder ein teures Parkhaus suchten und ein paar Schritte über den berühmten Flohmarkt von Jaffa machten. Obwohl es schon sehr, sehr heiß wurde, bestiegen wir den Altstadtberg, guckten uns um, liefen durch die Gassen runter zum Hafen und dann wieder zum Auto (wir wollten jetzt so langsam einfach ins Kühle und unsere Cola genießen, die wir beim Straßenhändler erstanden hatten).

Die Polizei sperrte so langsam alle Straßen (nicht unseretwgen, sondern weil heute die Gay-Pride-Parade durch Tel Aviv führte), sodass wir fast fluchtartig Tel Aviv-Jaffa verließen und in Richtung Jerusalem und Totes Meer fuhren.

Wieder fuhr Jessi und das war gut so: Ich bewunderte sie, wie fit sie noch Auto fahren konnte, denn mir fielen während der Fahrt mehrfach die Augen zu (Christian fiel wegen der schlechten Klimaanlagensteuerung des Beifahrers - meiner Wenigkeit - sogar kurzzeitig in Ohnmacht. Behauptet er ...). Folgerichtig konnte ich Jessi nicht richtig führen und wir machten eine kleine Stadtrundfahrt durch Vororte von Jerusalem.

Wir merkten kaum, als wir ins Westjordanland einfuhren, denn man konnte keinen Unterschied zu Israel feststellen, weil die von uns befahrenen Gebiete ohnehin unter israelischer Verwaltung stehen. Unser Ziel lautete Kalia Beach am nördlichen Anfang des Toten Meeres. Dort fuhren wir auf den Parkplatz, drückten unsere 15 Euro Eintritt pro Person ab und hatten dann Strandzugang zum Toten Meer und die Option, in der tiefsten Bar der Welt ein Bier (oder drei ...) zu trinken.

Der Weg von der Umkleidekabine zum Wasser war lang, weniger wegen der Streckendistanz, sondern wegen der Hitze des Sandes. Ich sprintete von Schattenplatz zu Schattenplatz, verbrannte mir meine Hinterpfoten trotzdem ordentlich und kam schließlich an einem Ensemble aus einem Sonnenschirm und drei Stühlen zum Stehen, die wir für uns okkupierten.

Es ist und bleibt ein Erlebnis, im Toten Meer zu ... Jetzt hätte ich fast "schwimmen" geschrieben. Nein, schwimmen kann man nicht, sondern nur auf dem Wasser liegen und sich die Sonne auf den Schädel brennen zu lassen. Obwohl, man kann sich mit Schlamm einreiben (was wir nicht taten, allenfalls unfreiwillig, weil ich - heute war Fall-entinstag bei mir - auf dem glitschigen Salzschlickboden die Balance verlor ...).

Christian ging kurz vor mir aus dem Wasser, wollte durch Rennen in den Schatten seine Fußsohlen schonen, stolperte aber und verletzte sich dabei - für Männerverhältnisse allerschwerstens - am großen Zeh. Glücklicherweise mussten wir nicht den sofortigen Abbruch der Reise beschließen .... Wird schon wieder!

Auf den Schreck tranken wir erstmal ein Bier (Jessi natürlich nicht, die musste ja fahren). Die Hitze war mörderisch, es waren 45,6 Grad Celsius (in der Sonne, denke ich, aber trotzdem), da standen zwei große Klimageräten an der Bar, die aber nur das Tote Meer und die Wüste kühlten, obwohl der Windzug ein wenig zur "Abkühlung" beitrug. Also folgten - zwecks weiterer Abkühlung - das zweite und dritte Bier (ehe wir verdursten!) und danach fuhren wir - ich nur mit Badehose und T-Shirt im Auto sitzend - nach Jerusalem zurück.

Den Checkpoint bei der Einfahrt nach Jerusalem überstanden wir, ohne auch nur angehalten zu werden. Ich führte Jessi sehr souverän mehrfach im Kreis durch Jerusalem (okay, manchmal war die Streckenführung und -beschilderung einfach verwirrend, aber trotzdem ...), aber überraschenderweise kamen wir irgendwann am Hotel an.

Der Check-in bei unserer Russisch sprechenden Empfangsdame dank ihrer Übersetzungs-App ganz gut, und wir trennten uns erstmal für eine Stunde, um in Ruhe duschen zu können.

Um 17.30 Uhr trafen wir uns frisch wiederhergestellt in der Lobby, denn es sollte an die Westmauer (Klagemauer) gehen, weil ich gehört hatte, dass das Willkommenheißen des Sabbats dort sehr schön sei. Vor die Westmauer hatte der liebe Gott aber erstmal die Parkplatzsuche gestellt, und als wir wegen vergeblicher Suche (alle Parkhäuser waren am Sabbatvorabend zu!) schon fast wieder auf dem Weg zum Unterkunft waren, sahen wir am Straßenrand ein paar freie Parkbuchten.

Wir hatten heute schon ein paar unschöne Erfahrungen mit vermeintlich freien Parkbuchten gemacht (Einfahrt, sonstwie verboten, doch belegt, Behindertenparkplatz etc.), sodass wir dem Braten nicht trauten, zumal wir am Freitag Nachmittag nichts mehr bezahlen zu müssen glaubten. Also ließen wir das Auto stehen (auch diesmal stand es noch hinterher da) und liefen an der Hauptstraße vorbei und dann einen Fußweg (in der Hitze!) hoch zum Ziontor, durch das wir die Altstadt betraten.

Wir liefen durch das jüdische Viertel (das ich bis dahin auch allenfalls nur ein bisschen kannte) und kamen nach dem Erkunden verschlungener Pfade an der Sicherheitskontrolle für die Westmauer raus. Kein Mensch wollte dort etwas von uns ...  Weil schon viele Gläubige an der Mauer standen, verzichteten wir heute darauf, uns auch ins Getümmel zu werfen und betrachteten die Feierlichkeiten von hinter dem Zaun.

Es ist ganz eigentümlich: Der (Männer-)Bereich fühlte sich an, als ob im linken Teil der ernsthaften, konservativen Orthodoxen ganz still und leise vor sich hinbeteten, während im rechten Teil ein paar größere Gruppen von jungen Männern sangen, tanzten, Sprechgesänge vollführten, Fußballlieder zum Besten gaben (wahrscheinlich mit religiösem Unterton ...). Ich verstand den Sinn hinter diesem sehr demonstrativen Sich-auf-den-Sabbat-Freuen nicht so ganz, aber wenn man jede Religion bis ins Detail verstehen könnte, wären auf einmal viele Geistliche arbeitslos - das kann ja keiner wollen!

Nachdem wir uns das Schauspiel eine knappe Stunde angeschaut hatten, verließen wir das Westmauer-Areal wieder und gingen durch das muslimische und das christliche Viertel in Richtung Jaffator. Dort in der Nähe ist das armenische Viertel mit der "Armenian Taverna", in die wir einfielen. Ich konnte mal wieder mein Schnorakalutjun zum Besten geben, ansonsten war das Essen recht lecker, wenn auch Touristenpreise aufgerufen wurden.

Nach ein paar Stunden in der Sonnenhitze fühlten sich die 24 Grad auf dem Heimweg wirklich angenehm kühl an, sodass wir den gleichen Heimweg wie auf dem Hinweg nahmen.

Nach endlicher Zeit kamen wir auch in unserem Homestay/Hotelele, wie auch immer, an und wackelten in unsere Zimmer.

Morgen geht es nach Haifa, dann sehen wir weiter.

Christian schießt eifrig Fotos, sodass ich erstmal auf meine verzichte. Vielleicht darf ich Christians Fotos ja in den nächsten Tagen irgendwann in den Blog einspielen, dann kann jeder nochmal bunt auf Blog nachvollziehen, wieviel schöner Israel noch einmal geworden ist.

So, jetzt geht's ins Bett. Gute Nacht!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen