Der heutige Tag stand aber sowas von im Zeichen des Völkermordes 1994 ...
Heute Morgen habe ich zunächst einigermaßen ausgeschlafen und habe dann kurz vor Toreschluss um 10 Uhr noch ein sehr kleines Frühstück eingenommen, nämlich einen Tee. Ich hatte gestern im Flieger so gut gegessen (äh, bzw.: so viel), dass ich davon heute noch satt war. Mein Hotelchef erklärte mir noch den Weg, und das war gut so. Ich wäre nämlich bergab gegangen, aber das Stadtzentrum von Kigali liegt auf dem Hügel. Ich wurde den ganzen Tag über meist freundlich, gelegentlich mürrisch als "muzungu" (oder in Variationen) begrüßt, also als "einer, der ziellos umherstreift" oder einfach "Weißer".
Ich war schon noch wenigen Minuten nassgeschwitzt, als ich oben am Place de l'unité nationale aufschlug und mich erst einmal orientierte. Ich lief ein wenig herum, wurde von Zeitungsverkäufern beschwatzt und tauschte 50 Euro um. Dann kaufte ich eine Ruanda-Flagge und suchte ein Taxi, das mich zum Kigali Genocide Memorial Centre brachte.
Ähm, ja. Das Ding haut einen um. Aber richtig. Klar, ich habe von meinen Eltern geerbt, nicht allzuweit vom Wasser gebaut zu sein. Darum ging es aber gar nicht. Ich war danach einfach und wirklich überwältigt, gar nicht mal in Tränen aufgelöst, sondern einfach nur sehr bedrückt. Die ganze Ausstellung geht relativ harmlos los mit einer Einführung in die ruandische Geschichte, in der nacheinander die Deutschen, die Belgier und die Franzosen ihr Fett wegkriegen. Danach kommen einige Ausstellungsabschnitte zum Völkermord 1994 an sich, die mit sehr drastischen Bildern und sehr tiefgehenden Schilderungen von Betroffenen unterlegt sind. Das ist schon heftig. Nachdem man durch diesen äußeren Ring gelaufen ist, kommt man in den Innenteil der Ausstellung. Erster Raum: Fotos von Ermordeten. Videos von Überlebenden. Zweiter Raum: Alltagskleidung. Dritter Raum: Schädel. Knochen. Schädel. Knochen. Heftig. Richtig heftig. Als Ausstellung heftiger als in Auschwitz, finde ich.
Im zweiten Stock geht es dann mit einer allgemeinen Geschichte des Völkermords im 20. Jahrhundert weiter, mit den Herero, den Armeniern, natürlich dem Holocaust, Kambodscha, Bosnien. Man denkt, man hat es hinter sich. Dann aber kommt ein sehr schlicht gestalteter Raum, mit einzelnen Kinderschicksalen. "Jean-Pierre. Acht Jahre. Charakter: Papas Liebling. Tod: Mit Machete zerstückelt." oder "Marie. Zwei Jahre. Lieblingswort: Tantchen. Tod: Gegen die Wand geworfen." (Diese beiden Beispiele stehen nicht so da, aber so ähnlich geht das Ganze.) Ja, danke schön auch.
Ich kam jedenfalls, nach einem Spaziergang durch ein paar Grabstätten, deutlich unentspannter als vorher wieder zu meinem Taxifahrer. Ich ließ mich zum Busbahnhof fahren, wo ich dann ein Busticket für die Fahrt von Kigali nach Kampala am Sonntag kaufte. Danach ging es zurück in die Innenstadt, wo er mir einen Dollar mehr abknöpfte als vereinbart, aber mein Gott, ein Dollar.
Ich ging etwas essen und probierte das ruandische Primus-Bier (naja). Auf einen Absacker ging ich dann an die Poolbar des Hotels Mille Collines, das Pate stand für den Film "Hotel Rwanda". Es ist schon ein komisches Gefühl, bei Jazzklavier-Musik am Pool zu sitzen, sein Bierchen zu süffeln und darüber nachzudenken, was für Szenen sich hier vor nicht einmal 18 Jahren abgespielt haben mögen. Dass es hier um Leben und Tod ging. Heute wurde gelacht, weil eine Deutsche zu ihrem Mann meinte, die Spanier spielen schon wieder, dabei war das nur eine Wiederholung. Achso, das Mützig-Bier ist auch nicht so der Brüller.
Danach war ich seelisch wie körperlich platt und ging ins Hotel. Leider ist im Hotel der Fußball-Sender nicht verfügbar, der sonst überall läuft, aber es ist auch ganz okay so. Ich habe jetzt noch bei ein paar Hotels angefragt, weil ich in Kampala, Nairobi und Arusha schon ganz gerne unmittelbar nach Ankunft einen Anlaufpunkt hätte. Hoffentlich antworten die zügig.
Aber offenbar habe ich bei dem Regenchaos in der Ukraine nicht so viel verpasst bisher. Apropos Regen: Hier ist es mild bis warm, ein klitzekleines bisschen zu feucht für meinen Geschmack, aber sehr gut aushaltbar. Abends wird es angenehm kühl. Alles gut.
Morgen habe ich überhaupt keinen Plan. Ich denke, ich werde wieder ausschlafen und dann weitersehen, was ich mache. Ist ja schließlich Urlaub ...
Bilder wollen nicht ganz so wie ich. Vielleicht morgen.
Heute Morgen habe ich zunächst einigermaßen ausgeschlafen und habe dann kurz vor Toreschluss um 10 Uhr noch ein sehr kleines Frühstück eingenommen, nämlich einen Tee. Ich hatte gestern im Flieger so gut gegessen (äh, bzw.: so viel), dass ich davon heute noch satt war. Mein Hotelchef erklärte mir noch den Weg, und das war gut so. Ich wäre nämlich bergab gegangen, aber das Stadtzentrum von Kigali liegt auf dem Hügel. Ich wurde den ganzen Tag über meist freundlich, gelegentlich mürrisch als "muzungu" (oder in Variationen) begrüßt, also als "einer, der ziellos umherstreift" oder einfach "Weißer".
Ich war schon noch wenigen Minuten nassgeschwitzt, als ich oben am Place de l'unité nationale aufschlug und mich erst einmal orientierte. Ich lief ein wenig herum, wurde von Zeitungsverkäufern beschwatzt und tauschte 50 Euro um. Dann kaufte ich eine Ruanda-Flagge und suchte ein Taxi, das mich zum Kigali Genocide Memorial Centre brachte.
Ähm, ja. Das Ding haut einen um. Aber richtig. Klar, ich habe von meinen Eltern geerbt, nicht allzuweit vom Wasser gebaut zu sein. Darum ging es aber gar nicht. Ich war danach einfach und wirklich überwältigt, gar nicht mal in Tränen aufgelöst, sondern einfach nur sehr bedrückt. Die ganze Ausstellung geht relativ harmlos los mit einer Einführung in die ruandische Geschichte, in der nacheinander die Deutschen, die Belgier und die Franzosen ihr Fett wegkriegen. Danach kommen einige Ausstellungsabschnitte zum Völkermord 1994 an sich, die mit sehr drastischen Bildern und sehr tiefgehenden Schilderungen von Betroffenen unterlegt sind. Das ist schon heftig. Nachdem man durch diesen äußeren Ring gelaufen ist, kommt man in den Innenteil der Ausstellung. Erster Raum: Fotos von Ermordeten. Videos von Überlebenden. Zweiter Raum: Alltagskleidung. Dritter Raum: Schädel. Knochen. Schädel. Knochen. Heftig. Richtig heftig. Als Ausstellung heftiger als in Auschwitz, finde ich.
Im zweiten Stock geht es dann mit einer allgemeinen Geschichte des Völkermords im 20. Jahrhundert weiter, mit den Herero, den Armeniern, natürlich dem Holocaust, Kambodscha, Bosnien. Man denkt, man hat es hinter sich. Dann aber kommt ein sehr schlicht gestalteter Raum, mit einzelnen Kinderschicksalen. "Jean-Pierre. Acht Jahre. Charakter: Papas Liebling. Tod: Mit Machete zerstückelt." oder "Marie. Zwei Jahre. Lieblingswort: Tantchen. Tod: Gegen die Wand geworfen." (Diese beiden Beispiele stehen nicht so da, aber so ähnlich geht das Ganze.) Ja, danke schön auch.
Ich kam jedenfalls, nach einem Spaziergang durch ein paar Grabstätten, deutlich unentspannter als vorher wieder zu meinem Taxifahrer. Ich ließ mich zum Busbahnhof fahren, wo ich dann ein Busticket für die Fahrt von Kigali nach Kampala am Sonntag kaufte. Danach ging es zurück in die Innenstadt, wo er mir einen Dollar mehr abknöpfte als vereinbart, aber mein Gott, ein Dollar.
Ich ging etwas essen und probierte das ruandische Primus-Bier (naja). Auf einen Absacker ging ich dann an die Poolbar des Hotels Mille Collines, das Pate stand für den Film "Hotel Rwanda". Es ist schon ein komisches Gefühl, bei Jazzklavier-Musik am Pool zu sitzen, sein Bierchen zu süffeln und darüber nachzudenken, was für Szenen sich hier vor nicht einmal 18 Jahren abgespielt haben mögen. Dass es hier um Leben und Tod ging. Heute wurde gelacht, weil eine Deutsche zu ihrem Mann meinte, die Spanier spielen schon wieder, dabei war das nur eine Wiederholung. Achso, das Mützig-Bier ist auch nicht so der Brüller.
Danach war ich seelisch wie körperlich platt und ging ins Hotel. Leider ist im Hotel der Fußball-Sender nicht verfügbar, der sonst überall läuft, aber es ist auch ganz okay so. Ich habe jetzt noch bei ein paar Hotels angefragt, weil ich in Kampala, Nairobi und Arusha schon ganz gerne unmittelbar nach Ankunft einen Anlaufpunkt hätte. Hoffentlich antworten die zügig.
Aber offenbar habe ich bei dem Regenchaos in der Ukraine nicht so viel verpasst bisher. Apropos Regen: Hier ist es mild bis warm, ein klitzekleines bisschen zu feucht für meinen Geschmack, aber sehr gut aushaltbar. Abends wird es angenehm kühl. Alles gut.
Morgen habe ich überhaupt keinen Plan. Ich denke, ich werde wieder ausschlafen und dann weitersehen, was ich mache. Ist ja schließlich Urlaub ...
Bilder wollen nicht ganz so wie ich. Vielleicht morgen.
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