Argh. Jetzt ist alles gut bei uns beiden.
Sonntag
Der Flug von Nassau nach Eleuthera war kurz, erst gab es einen kurzen viertelstündigen Hopper nach North Eleuthera, dann einen noch kürzeren zehnminütigen Hopper nach Governor's Harbour. Dort entstiegen wir dem Flugzeug, gingen direkt in das kleine Kabuff, das die Flughafenhalle darstellte und sahen kein Gepäckband oder so. Also folgten wir den anderen, ungefähr sechs Mitreisenden, die auch in Governor's Harbour ausgestiegen waren, durch das Kabuff hindurch und sahen links von uns, dass der Wagen mit unserem Gepäck durch das Flughafentor gerollt wurde. Einer der Flughafengepäckmitarbeiter stellte uns unser Gepäck auf den Parkplatz, wo wir auf unser Auto warteten. Unser Flug war nämlich eine Dreiviertelstunde zu früh (!), sodass unser Auto noch nicht da war. Mit der freundlichen Hilfe von zwei, drei Eleutheraern, die bei der Autovermietung anriefen, konnten wir schließlich mit der Dame dort telefonieren. Sie stellte mir ein paar Fragen (wie ich hieße, ob ich einen SUV oder ein Auto bräuchte, etc. -- nicht, dass das alles schon vorher reserviert gewesen wäre ...). Jedenfalls kam sie mit einem Mitsubishi angerollt, der Mietpreis wurde bar bezahlt, sie erklärte uns noch den Weg zu unserem Hotel, dann fuhren wir los. Links natürlich! Unser kleines Schätzchen hat schon 163.000 Meilen auf dem Tacho, das ist eine leichte Umstellung zu unseren brandneuen Mietautos in den USA, und ein bisschen klappern tut er auch, aber solange er fährt, ist alles gut.
Wir folgten der Wegbeschreibung, fuhren in die Church Street und bogen am großen Baum rechts ab und kamen auf eine immer schlechter werdende Straße: Zunächst war sie gerade so zweispurig befahrbar, dann wurde sie einspruig und schließlich hörte der Asphalt auf. Schließlich entschieden wir uns zu fragen, doch der Mann, der in einem der Häuser wohnte, war selbst Tourist und kannte sich nicht aus. Erst zwei Bauarbeiter konnten uns helfen und meinte, wir wären etwa eine halbe Meile zu weit gefahren. Wir fuhren also zurück und fanden auch tatsächlich das Schild zu unserem Hotel. Es sah ziemlich verlassen aus, zumal noch Baugerüste und Hurrikan-Verkleidungen der Fenster an selbigen waren. Der Swimmingpool war leer, kein Mensch zu sehen, die Rezeption zu, kein Schild, kein gar nichts. Wir fragten in einem daneben gelegenen Wohnkomplex nach, aber die sehr freundlichen Anwohner konnten uns auch nicht helfen, denn selbst ans Telefon gingen die Hotelmanager nicht mehr ...
Nun war guter Rat teuer. Wir fuhren in Governor's Harbour herum und suchten hier und dort andere Hotels, die im Reiseführer angegeben waren. Entweder wir fanden sie nicht oder sie waren auch hurrikanbedingt zu. Schließlich fragten wir in Governor's Harbour einen Mann, der die Stromleitungen wiederherstellte. Dieser rief einen anderen an und schickte uns in eine Bar, in der B. J. uns abholen würde. Als wir in die Bar kamen, saß dort ein Taxifahrer, den wir schon am Flughafen gesehen hatten. Wir tranken ein Bier, ich ging auf die Toilette, und als ich wiederkam, war der Plan wieder geändert. Offenbar hatte der Taxifahrer unseren Stromarbeiter bequatscht, denn schließlich hatte ich keinen B. J. in der Bar, sondern eine Amerikanerin am Ohr, die mich fragte, wie lange wir hier wohnen wollten. Wir fuhren dann hinter dem Taxifahrer her und kamen zu einem Haus, in dem uns drei Hunde und ein besoffener Amerikaner empfingen.
Schließlich kam auch seine Frau dazu und zeigte uns eine einigermaßen saubere, aber doch leicht versiffte Hütte. Alles in allem kam uns das ein bisschen komisch vor, und als der Typ unsere Verzweiflung ausnutzen und uns unter Druck setzen wollte ("I need a decision *now* whether you're staying for the night or not."), entschieden wir uns dagegen. Ein letzter Versuch in einem Hotel ging auch in die Hose, also fuhren wir in Richtung Norden nach Harbour Island, in Richtung der Touristeninsel, um wenigstens irgendwo ein Zimmer zu bekommen.
Unterwegs sahen wir das ganze Ausmaß der Verwüstung, die Irene hinterlassen hatte, denn auch einige andere Hotels waren offenkundig zu, die Straßen zwar gut geräumt, aber abseits der Straßen viele umgestürzte Bäume und Baumteile in den Feldern. Im Dunkeln kamen wir an einer Bar in Gregory Town vorbei und entschieden uns, dort zu fragen, ob sie uns ein Nachtquartier böten, weil die Fähre rüber nach Harbour Island wohl um die späte Zeit nicht mehr fuhr.
Wir bekamen ein Quartier in einem freundlichen Hotel, konnten dort auch zu Abend essen und ein Bier trinken. Das Hotel war zwar nicht am Strand und auch nicht gerade supertollschön, aber wenigstens sauber und ein guter Unterschlupf für die Nacht, zumal sie auch Internet hatten.
Montag
Am nächsten Morgen riefen wir zuhause an (Skype) und suchten noch einmal wenig hoffnungsvoll nach Cottages, insbesondere bezahlbaren. Dort waren zwei, die noch verfügbar waren, und was noch besser war, die letzten Änderungen waren erst vor einigen Tagen, sodass wir davon ausgehen konnten, dass diese den Sturm unbeschadet überstanden hatten. Bei der ersten Hütte ging niemand ans Telefon, bei der zweiten schon. Ein kanadisches Ehepaar verstand mich kaum (Skype!), aber wir konnten uns nach einigem Hin und Her und einem Rückruf einigen, dass wir den Verwalter des Hauses um 12 Uhr am Supermarkt in Governor's Harbour träfen.
Wir brachen also auf, tankten noch unterwegs (dringend nötig, Benzinpreise wie in Deutschland) und waren gegen 11.15 Uhr am Supermarkt. Dort war auch ein Bank, in der wir Geld holten. Schließlich war genug Zeit, um selbst schon einmal einkaufen zu gehen. Wir waren also um 11.45 Uhr vor dem Supermarkt und hoffnungsfroh. Es wurde 12 Uhr, niemand kam, ich laberte ein paar Leute an, ob sie der uns nur namentlich bekannte Mensch seien, sie mussten leider verneinen. Es wurde 12.15 Uhr, karibische Pünktlichkeit, hofften wir. Um 12.30 Uhr fragten wir den Besitzer des Supermarktes, ob er mal dort anrufen könne (kein Internet, kein Skype). Handy tot. Um 12.45 Uhr ging meine Ma hin und fragte, ob sie noch einmal die Leute in Kanada anrufen könnte. Die wussten auch nicht, wieso er so nicht kam. Schließlich noch ein Versuch beim Verwalter, er ging ran, er kommt "shortly". Ein paar Minuten später war er schließlich da.
Wir fuhren hinter ihm her, er musste noch ein paar Leute ein- und ausladen, unter anderem auch das Zimmermädchen, weil das Haus diese Woche hätte leerstehen sollen. Schließlich kamen wir an, ein paar hundert Meter weiter als unser ursprünglich geplantes Hotel. Wir stiegen aus, wir guckten uns um und waren glücklich. Fantastisch. Das Häuschen superschön, Schlafzimmer mit Blick aufs Meer, Klimaanlage, schönes Bad, großes Wohnzimmer, Terrasse, Tisch draußen, Fahrräder, ein Bank mit Blick aufs Meer, Hängematte, zwei Liegen am Strand unter einem Dach, in fünfzig Metern ist man im Wasser. Wir gingen schwimmen, während das Zimmermädchen die Wohnung putzte, und fühlten wir uns sauwohl. Kilometerlanger Sandstrand, kein Mensch da. Der "gentle way" runter zum Strand war jetzt zwar ein "gentle way" runter zu einem ein Meter hohen Absatz, den Rest hatte sich das Meer während des Hurrikans Irene geholt. Also kletterten wir den Meter Absatz herunter und tauchten in die Fluten ein. Ein wenig felsig hier an der Atlantikküste, aber das tut einem ja nix, und zwei Stunden fanden wir auch einen schönen Strand ganz ohne Felsen ein paar Meter nebenan.
Wir nahmen das Zimmermädchen mit ihren zwei Mädchen wieder mit in die Stadt, gingen Bier einkaufen, aßen in einer Strandkneipe, fuhren wieder in unsere Hütte und gingen schwimmen und spazieren am Strand. Ein Traum. Pures Glück. Am Abend tranken wir ein paar Bier, ehe wir vor den Mücken ins Haus flüchteten und gingen zeitig ins Bett.
Dienstag
Heute Morgen waren wir früh wach, waren wieder schwimmen, haben gerade gut gefrühstückt.
Da wir hier in der Hütte kein Internet haben, habe ich den heutigen Bericht vorgeschrieben und schicke ihn gleich irgendwo in der Stadt ab.
Nach einigen Wirren geht es uns jetzt sehr gut. Schnorchelausrüstung ist im Haus, ein paar Vorgänger haben Tipps aufgeschrieben, und ein paar von denen werden wir jetzt wohl erkunden.
Bilder: Miami (Übertrag von zuvor); Football in Miami; Flughafen in Governor's Harbour; unsere Hütte; Blick auf den Atlantik von unserer Hütte
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