So, wir sitzen gerade in einer schönen Lounge am Flughafen von Nassau auf den Bahamas, gleich geht es nach Eleuthera. Sorry, dass ich diesen Eintrag erst so spät schreibe, aber ich habe heute Nacht wenig Schlaf bekommen und wollte nicht irgendwelchen Murks schreiben ...
Gestern Morgen ging es nach dem vergeblichen Warten auf ein erneutes Erscheinen einer Rundschwanzseekuh in Richtung Miami Beach. Dort kamen wir gegen 11 Uhr, konnten aber leider noch nicht einchecken. Also machten wir uns auf den Weg in Richtung Ocean Drive und Strand, der zum Glück nur zwei Straßen entfernt war. Wir wanderten ein bisschen am Strand entlang, der sehr schön war. Allerdings war der Sand schweineheiß ... Nach dem leicht dekadenten Genuss von ein paar Austern und eines Seafood-Salats fuhren wir Richtung Miami-Innenstadt. Dabei fing das Debakel mit dem öffentlichen Nahverkehr in Miami an ...
Der Bus, mit dem wir fahren wollten, kam und kam nicht; ein anderer hielt (korrekterweise) nicht an unserer Haltestelle. Wir waren schon so weit, ein Taxi zu nehmen, als dann endlich die Linie M kam. Die Fahrer wechseln in Miami nicht, weil man das Geld in so einen Automaten werfen muss. Argh. Wir stiegen aus und fuhren mit dem (kostenlosen; einziger Lichtblick im Miami-Dade-ÖPNV) Metromover ein wenig in der Innenstadt herum. Sehr beeindruckend auch hier die Hochhäuser samt Skyline.
Danach brachte ich meine Ma zum Busbahnhof, von wo aus sie wieder in Richtung Hotel fuhr, während ich das Abenteuer auf mich nahm, mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu einem Sport-Großereignis zu fahren: Ich wollte zum College-Football der Miami Hurricanes gegen die Ohio State Buckeyes. Meine Metrorail kam eine halbe Stunde verspätet, der Bus, in den ich umstieg, in etwa auch. Auf halber Strecke wurden wir wegen Überfüllung aus dem Bus geworfen (der nächste kam wirklich eine Minute später ...), am Stadion kam ich aber pünktlich an.
Die Kartenabholung ging ausnahmsweise problemlos, das Spiel war toll. Auch wenn das Sunlife Stadium nicht komplett ausverkauft war, sind 66.279 Zuschauer ja auch nicht schlecht ... Bemerkenswert fand ich, dass links neben mir ein Ohio- und rechts neben mir ein Hurricanes-Fan saßen und die völlig entspannt miteinander diskutierten. Überhaupt war wenig Polizei und überhaupt kein Gepöbel zu sehen oder zu hören.
Miami gewann durch zwei Touchdowns im ersten Quarter mit 24:6, die Stimmung war gut, auch wenn ich wahrscheinlich Baseball oder Eishockey bevorzugen würde ...
Danach begann das "Martyrium". Den Weg zurück zur Bushaltestelle fand ich problemlos, ahnte aber Schreckliches, als ich den Stau auf unserer Seite gepaart mit den sehr kurzen Grünphasen sah. Der Bus hätte um 23.15 Uhr fahren sollen (ich hatte darauf spekuliert, dass ich bei meiner Ankunft gegen 22.40 Uhr noch den Bus von 22.37 Uhr erwische, Pustekuchen). Gegen 23.30 Uhr kam da irgendetwas mit Warnblinklicht: Der Bus war dermaßen überfüllt, dass die Fahrerin (nachvollziehbarerweise) niemanden mehr reinließ.
Dass in eineinhalb Stunden nach einem Großereignis genau null öffentliche Verkehrsmittel vom Stadion aufbrechen, die auch Passagiere aufnehmen, hätte ich jetzt fast als Dritte-Welt-Zustand bezeichnet. Ich tue es nicht, weil ich die Entwicklungsländer nicht beleidigen möchte.
Gegen 0 Uhr sprach eine Mitwartende per Handy mit einem Busfahrer und meinte daraufhin, dass heute kein Bus mehr führe. Spätestens jetzt löste sich unsere aus zwei Dutzend Menschen bestehende Leidensgemeinschaft auf. Wir zogen in alle Richtungen und suchten Taxis. Ich erwischte schließlich eines, das mich dann wohlbehalten nach South Beach brachte ...
Schlaf bekam ich nicht mehr viel, weil wir schon um fünf Uhr wieder aufstehen mussten, weil unser Flug um neun Uhr ging. Auschecken, die Abholung des Autos und die Abgabe bei Avis gingen problemlos, beim Einchecken nahmen sie uns für "Übergepäck" 25 Dollar ab, weil mein Handgepäck angeblich zu groß war. Ärgerlich, vor allem, weil bei uns im Flieger dann etliche mit ähnlich großen Handgepäck unterwegs waren. Argh.
Der Flug hierüber war gut, die Einreise unnötig kompliziert (Rückflugticket vorzeigen, zum ersten Mal wurde dieser Einreisewisch tatsächlich untersucht, sehr ungewöhnlich ...), dafür ging es beim Zoll schnell. Das Wiedereinchecken ging dann auch einigermaßen fix, auch wenn unsere Schalterdame ein wenig vor sich hin döste, ehe sie uns nach einem Anschiss ihres Chefs dann sehr freundlich bediente ...
Bilder gibt es später/morgen, weil ich das Datenkabel im Koffer habe.
Noch ein paar Beobachtungen:
Während des vergeblichen Wartens auf das Manatee (die Seekuh) sah meine Ma wenigstens drei Delfinchen vorbeischwimmen ...
Ein bisschen muss ich zum Coupon-Unwesen schreiben. Die Amerikaner verbrauchen eine Unmenge Papier, um irgendwelche Coupon-Hefte zu durchforsten, wie man ein paar Dollar sparen kann. Besonders absurd wird es, wenn man vor der Kasse einer Attraktion Couponhefte findet, in denen man für diese Attraktion einen Rabatt bekommt. Wenn sie einfach von sich aus den Rabatt gewähren würden, könnte man jede Menge Papier sparen ...
Nach den sporadischen Kurzeinwürfen zur Bierkunde mal eine Zusammenfassung. Die großen amerikanischen domestic beers (Budweiser, Miller, Coors, Samuel Adams) sind kalt (!!) durchaus genießbar, deswegen kommen sie auch immer in kleinen Flaschen ... Wirklich lecker sind die microbreweries, die öfter ein sehr leckeres, wenn auch geschmacklich manchmal ungewohntes Bier brauen. Mexikanisches Bier haben wir konsequent gemieden, nicht weil es nicht schmecken würde, sondern weil wir das in Mexiko trinken wollen, irgendwann einmal. Und jetzt haben wir hier ein Kalik vor uns stehen, das ein bahamaisches (?) Pils ist und auch durchaus gut trinkbar.
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