Meine Länder

Meine Länder
Länder in dunkelgrün wurden bereits besucht,
Länder in hellgrün sind fest geplant,
Länder in orange sind in vorläufiger Planung für die nächsten zwölf Monate.

Freitag, 23. September 2011

The Paradise - with elements of hell in it

Am Dienstag waren wir nach dem Schwimmen ein klein wenig unterwegs mit unserem Autochen, haben eingekauft, haben einen bestimmten Strand gesucht (den "Ten Bay Beach") und die nähere Umgebung erkundet. Wir suchten die Restaurants in unserer Nähe, die im Wikitravel-Reiseführer angegeben waren, nur um alle, wirklich alle geschlossen vorzufinden. Wir wissen nicht, ob Nebensaison hier wirklich so "off" ist oder ob das noch Folgen des Hurrikans sind, die man auch in anderer Hinsicht hier an fast jeder Ecke beobachten kann, ob das nun abgedeckte Hausdächer oder verwüstete Waldungen sind oder eben Strände, an denen ein knapper Meter einfach so fehlt ...

Wir waren gerade am letzten geschlossenen Restaurant, als meine Mutter Rauch aus dem Motor aufsteigen sah. Die Temperaturanzeige war "heiß". Wir vermuteten, dass wir dem Autochen ein bisschen viel zugemutet hatten, und fuhren nach Hause, um es abkühlen zu lassen. Wir kamen gerade auf die Einfahrt, aber nicht zu unserem Haus, da starb der Wagen ab. Mit viel gutem Zureden und heftigem Gasdruck schaffte ich die zehn Meter zum Parkplatz. Wir riefen die Autovermietung an, es kam sofort eine Dame, die Kühlflüssigkeit und danach einfach Leitungswasser in das Kühlsystem füllte. Naja, kann passieren.

Am Mittwoch waren wir unterwegs in den Norden, wir kamen an dem einzigen im Norden gelegenen Wikitravel-Restaurant vorbei (auch zu) und steuerten die Fähre nach Harbour Island an. Naja, "Fähre" traf es eher nicht so gut, es handelte sich um ein Wassertaxi, sprich ein Motorboot, das für fünf Dollar pro Schnauz die Leute auf die etwa eine Meile (?) entfernte Insel schaukelt. Da wir nur ein paar Stunden bleiben wollten, mieteten wir kein Golfwägelchen an, wie sie dort in Hülle und Fülle herumfahren, sondern gingen zu Fuß. Da es freundlicherweise auch öffentliche Strandzugänge gab, steuerten wir einen solchen an. Die (ebenfalls vom Hurrikan in Mitleidenschaft gezogene) Treppe wäre vom TÜV innerhalb von Millisekunden gesperrt worden, aber manchmal (manchmal!) ist es auch ganz in Ordnung, wenn nicht alles so ist wie in Deutschland, denn runter (und auch später hoch) kamen wir wenigstens.

Der Strand - wow! Auch wenn (Hurrikan ...) noch genügend Seepflanzenteile am Strand liegen, ist dort oben in der Tat einer der schönsten Strände der Welt. Der Sand ist zwar nur mit gutem Willen pink, aber der Strand ist völlig unfelsig, das Wasser zeigt alle Farbtöne von türkis und blau, kaum Menschen sind am Strand, und wenn, dann mehrere hundert Meter entfernt. Unser Strand direkt an unserem Häuschen ist auch sehr schön, und die paar Meter nebenan liegende Bucht ist fast so toll, aber in Harbour Island einen kilometerlangen Sandstrand zu haben, das ist schon toll. Das nächste Mal suche ich gleich nach bezahlbaren Unterkünften in Harbour Island ...

Wir spazierten wieder zurück durch das Städtchen Dunmore (das einzige auf Harbour Island), aßen ganz lecker in einem etwas abgelegenen Imbiss und ließen uns dann wieder zurück nach Eleuthera bringen. Den Zusammenprall der Gezeiten am Current Cut wollten wir uns auch ansehen, doch leider gerieten wir in einen binnen dreißig Sekunden zu voller Größe angewachsenen tropischen Regen und nahmen fix Reißaus. Trotzdem sahen wir, wie zwischen Eleuthera und einer kleinen Nachbarinsel die Strömungen aufeinandertreffen. Dort zu schwimmen oder zu schnorcheln dürfte nicht ganz ungefährlich, aber sehr spannend sein ...

Wir fuhren dann die etwa eineinhalb Stunden zurück nach Palmetto Point, wo wir nochmal kurz in unserem liebgewonnenen Supermarkt einkauften und dann zuhause gemütlich Thunfischsalat aßen.

Gestern, am Donnerstag, wollten wir dann den Süden der Insel erkunden. Ich badete im Ocean Hole in Rock Sound, einem an den Blautopf in Blaubeuren erinnernden ziemlich kreisrunden Bassin, das keine sichtbare Verbindung zum Ozean hat, aber salzig ist. Die Fischlein, die dort angeblich sein sollten, sahen wir leider nicht, wir unterließen aber auch die Fütterung der Viecher ... Danach wollten wir an den Lighthouse Beach im äußersten Süden der Insel, der sehr schön sein soll. Als wir auf der nicht gerade guten Straße unterwegs waren, fing auf einmal das Auto wieder an zu rauchen, die Temperatur war wieder im oder sogar über den roten Bereich. Hier wollten wir nicht liegen bleiben, mitten im Wald! Ich drehte also, und da, wo sonst immer nur Büsche waren, stand auf einmal ein Baum. Argh. Wenigstens kamen wir wieder auf die Hauptstraße, wo wir den Schaden begutachteten: Zwei Dellen und ein kaputtes Bremslicht ... Da wir aber auch nicht mitten in der Pampa stehen bleiben wollten, fuhren wir weiter. Wir kamen gerade ins nächste Dorf, als das Auto endgültig abstarb.

Wir hatten großes Glück, weil gerade ein Brüderpaar unterwegs war, das ein wenig Verstand im Umgang mit Autos (und Handys!) hatte. Erst fülllten sie Wasser nach (keines mehr drin!), dann Öl (keines mehr drin!), schließlich schoben sie das Auto unter einen Baum zum Abkühlen. Sie riefen bei unserer Autovermietung an, die offenbar schon ahnte, dass mit dem Auto etwas nicht stimmen würde, weil sie gleich nach dem weißen Mitsubishi fragte. Wir warteten, zufällig kamen (neben dem Arzt und dem Pfarrer) auch ein paar Automechaniker vorbei, die dem Auto Schrottplatzpotenzial bescheinigten, zumal sich im Motorblock offenbar Öl und Wasser schon vermengt hatten (was wohl ganz schlecht sei). In den zwei Stunden, die wir warteten, kamen wir wenigstens mit den Brüdern gut ins Gespräch, die uns eine Kokosnuss knackten und auch sonst sehr freundlich waren. Die Autovermietungstante kam mit zwei Mechanikern, sie schleppten unser Auto ab. Ein Wort der Entschuldigung oder des Bedauerns oder gar ein Erlass der Mietgebühr zumindest für diesen Tag? Fehlanzeige! Stattdessen ein "This happens to me all the day". Das weckt großes Vertrauen in diese Autovermietung ...

Wir kamen weitere zwei Stunden später in Palmetto Point an, das Auto wurde abgehängt, der Schaden begutachtet. Die Dame brachte uns wenigstens zu unserem Haus. Sie komme "gleich" vorbei, um uns ein neues Auto zu bringen. Naja, sie kam eineinviertel Stunden später mit einer Schrottkiste. Der Schaden an dem Vorauto beliefe sich auf 450 Dollar (der Automechaniker, der vorbeikam, hatte von höchstens 300 gesprochen). Und dass das Auto jemals die Straße wiedersieht oder gar repariert wird, wage ich tatsächlich zu bezweifeln. Sie wollte zwei Stunden später wiederkommen, mit einer Rechnung. Danach meinte sie noch, wir müssten uns jetzt aber ein bisschen beeilen, um noch einkaufen zu können!

Wir gingen einkaufen (Langusten zum Abendessen ...) mit einem Auto, an dem der rechte Außenspiegel fehlt und in dem das Armaturenbrett "Service engine soon" anzeigt. Als wir zurückkamen, war unsere Dame schon da (ausnahmsweise mal über-überpünktlich). Und ja, wir waren sauer. Wir gingen sie auch ziemlich an, was aber, denke ich, verständlich ist, wenn man mit einem Mietauto zweimal liegen bleibt und dann als Ersatzauto eine weitere schrottreife Kiste bekommt. Daraufhin machte sie uns noch wegen meines Unfalls Vorwürfe (es entstünden Mietausfälle, weil das Auto nicht in einem Tag repariert würde - das mag sein, aber das liegt dann eher am kaputten Motor als an zwei Dellen) und rief zu guter Letzt ihren Freund und einen weiteren Bodyguard. Die kamen ein paar Minuten später, und ihr Freund war wenigstens deutlich vernünftiger als sie. Er erläuterte mir, dass es hier nur alte Autos gäbe, weil die Zölle so hoch seien (geschenkt, aber alte Autos sind noch lange nicht automatisch dermaßen unzuverlässig), und schließlich habe man uns ja immer geholfen. Und für das Auto benötige man eine Spezialfarbe, die extra eingeflogen werden müsse. Dass ich nicht lache ...

Wenn ich wieder nach Eleuthera komme, dann nur, um das Wassertaxi rüber nach Harbour Island zu nehmen. Keinesfalls werde ich jemals wieder diese Autovermietung beauftragen. Dieses happy-go-easy ist ja ganz schön, aber wenn man zweimal mit einer Schrottkiste liegen bleibt und dann wieder eine Schrottkiste als Ersatz bekommt, dann hat man keine Gelassenheit mehr. Wenn schon der Motor verreckt, wieso sollte ich dann Vertrauen in die Bremsen haben?

Naja, nach einer unruhigen Nacht sind wir heute, Freitag, Morgen bei Regenwetter aufgewacht. Wie passend. Das Frühstück meiner Ma war wie immer sehr lecker, jetzt geht es in die Stadt zum Einkaufen. Hoffentlich kommen wir heute nochmal zum Schwimmen.

Die Strände von Eleuthera und Harbour Island sind fantastisch, die allerallermeisten Menschen supersuperfreundlich, aber diese unschönen Begleitumstände mit dem Auto haben mir persönlich schon ziemlich auf die Stimmung und auf den Magen geschlagen. Ich bin jedenfalls froh (und das sagen zu müssen finde ich sehr bedauerlich), wenn wir am Sonntag diese Insel wieder verlassen haben, weil wir dann unsere Schrottkiste nicht mehr am Bein haben.

Bilder: Strände bei uns vor der Haustür und auf Harbour Island, Blick auf Harbour Island aus dem Wassertaxis; ein einsamer Schwimmer im Ocean Hole

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen