Meine Länder

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Montag, 16. April 2018

Joa, und dann

... schreibe ich öfter, fällt mir bei der Nachbetrachtung von gestern auf, sorry, ich versuche, mich zu bessern ...

Ich war um 2.30 Uhr wach, mein Körper schrie "schlafen" und gleichzeitig "aufwachen, es ist schon 10.30 Uhr, du Schlafmütze", aber diesmal verschlief ich - anders als in Südkorea einst im Mai - nicht. Ich schlief zwar erst um 4 Uhr oder so wieder ein, aber den Wecker um 5.30 Uhr hörte ich ... Was ist das denn für ein Urlaub, wenn man sich freiwillig den Wecker auf 5.30 Uhr stellt, sachma?!?!

Nun, ich stand jedenfalls und ging um ziemlich genau 6 Uhr nach unten an den Pool. Ich duschte ordnungsgemäß und stieg dann ins Wasser. Freunde, ich weiß, ich bin nicht gerade dünn, aber wenn ich soviel Wasser verdränge, dass der Swimmingpool komplett überläuft und den ganzen Poolbereich unter Wasser setzt, ist erstens der Pool ziemlich klein und zweitens der Höhenunterschied zwischen Wasserkante und Poolrand deutlich zu gering dimensioniert. Also ehrlich!

Nach der Aktion lief ich - natürlich von der Basehose tropfend und mit den Flip-Flops quietschend - durch die Hotellobby und hoch in mein Zimmer. Ich duschte und ging dann zum Frühstück. Wieder gab es lecker Bohnenpampe (ich schreibe das jetzt extra so, die schmeckt wirklich nicht schlecht), dazu Ometlett auf Toast und Bananen und Melone und Ananas. Durchaus wohlschmeckend, das Ganze.

Etappe 0
Gegen 7.15 Uhr checkte ich aus (der Nachtwächter hatte gestern Abend bei meiner Heimkehr ein dickes Gewehr in der Hand gehabt, El Salvador scheint nicht so ganz hundertprozentig sicher zu sein nachts ...) und machte mich auf den Weg, meinen Bus zu suchen, mit dem ich die erste von insgesamt fünf Etappen meines heutigen Roadtrips bewältigen wollte. Ich wusste, dass ich die Nummer 235 nehmen sollte und wo die abfuhr. Das war aber ein Stückchen zu gehen und ich hoffte, den Bus irgendwo in der Stadt abfangen zu können. (Den Hinweis meiner Rezeptionistin ignorierte ich, denn der war komplett daneben, jedenfalls für die 235.) Joa, und dann ... ... och, menno, also ich lief durch die rechtwinklig angelegten Straßen von Santa Ana, immer in die Richtung, in der ich einen Bus sah, kam unterwegs - schon leicht schwitzend - an einem schönen Park und einem verfallenden Gebäude vorbei, stellte mich kurzzeitig an eine Bushaltestelle, ehe ich sah, dass da nichts von der 235 drauf stand, ging dann wieder in Richtung Süden und stand gerade einer Tankstelle, während mich ein Bettler bequatschte, als ich die 235 vorbeifahren sah.

100 m oder so von mir entfernt blieb sie stehen, und ich vermutete, dass sie eh sofort weiterfahren würde, also ging ich gemächlichen Schrittes an den Haltepunkt und wollte den Bus zwanzig Minuten später nehmen. Als ich schon fast da war und gerade dachte, dass der vielleicht doch auf mich wartet, fuhr der Bus nun direkt vor meiner Nase weg. Naja, passiert, zwanzig Minuten (kurz nach acht Uhr) später sollte der nächste Bus kommen.

Etappe 1
"Oh, oh", denkt jetzt so mancher, "solche Ansagen gehen bei dem doch immer schief ..." Aber nein, tatsächlich, der nächste Bus kam 20 Minuten später, sammelte mich auf (ich zahlte 90 US-Cents) und ab ging es in Richtung Metapán. Unterwegs stiegen immer mal wieder Leute ein und aus, viele wollten nach - ich verstand - "Texas", ehe ich nachguckte und sah, dass es eine Stadt namens Texistepeque gibt, die hier wohl alle "Texis" nennen ... Auf der Etappe stand mein Koffer neben mir und okkupierte den Fußraum meines Nebensitzes, es sollte die letzte Etappe bleiben, auf der das so einfach ging ... Nach einer gut eineinhalbstündigen Fahrt - es war jetzt 9.30 Uhr - kamen wir in Metapán an.

Etappe 2
Im fliegenden Wechsel ging es in den Bus nach Anguiatu, den Ort an der salvadorianisch-guatemaltekischen Grenze. Die erste Minute stand ich im Bus, ehe eine Frau mir ein bisschen Platz machte (wir saßen dann zu dritt auf der Bank), während mein Koffer phänomenal im Weg stand ... Nach einer Viertelstunde oder so stieg der halbe Bus aus und wollte zunächst über meinen Koffer klettern, ehe mein Nebenmann auf der anderen Seite des Busses den Koffer kurz in seinen Fußraum nahm, damit alle vorbeikonnten. Als der Bus leer war, nahm ich mir meinen eigenen Sitz und meinen Koffer wieder zu mir, und alles war gut ...

Der Bus hielt genau an der Grenzstation, ich bekam keinen Ausreisestempel aus El Salvador, dafür aber einen Computerausdruck, dass ich um 10.08 Uhr aus El Salvador ausgereist sei ("zu Fuß" übrigens, stand da drauf ...). Den Wisch wollte vor der Grenzbrücke noch einer sehen, und schon war ich wieder als El Salvador draußen, ohne dass auch nur eine einzige Kugel in meine Richtung geflogen wäre ...

An der guatemaltekischen Einreisekontrolle lief ich fast vorbei, weil ich ins Gebäude reingehen wollte, obwohl ich vorher an einer der Schalter meinen Pass hätte abgeben müssen - übelgenommen hat mir das keiner. Auch hier lagen überall die Zollzettel herum, aber ausgefüllt hat die eh keiner, und kein Grenzer wollte sie haben, also lasse ich das in Zukunft sein (fliegt mir dann irgendwann um die Ohren, klar, aber erstmal spare ich mir so Zeit ...). Kein Zoll ward gesehen und ich lief - an etlichen Lkws vorbei - in Richtung Guatemala. So ein Typ sprach mich an, ob ich in Richtung Chiquimula wollte, was ich bejahte. Er zeigte in die allgemeine Richtung die Straße hoch, aber ich lachte mir einen Mitreisenden an, der mit mir wartete und die Leutchen ein bisschen besser verstand.

Irgendwann kam unter Gehupe ein Kleinbus angerauscht, der Typ brüllte "Chiquimula" und wir stiegen ein.

Etappe 3
Zunächst ging es in sehr gemütlichem Tempo über die Dörfer (weil immer irgendwo einer ins Dorf abseits der Straße musste) und auch auf der Hauptstraße hätte ich mich nur wenig anstrengen müssen, um den Bus im Gehen zu überholen. Nach einer Stunde oder so waren wir in Concepción Las Minas, und am dortigen Marktplatz standen wir dann ein Weilchen und warteten, bis der Bus voll wird (bis dahin waren wir als Handvoll Gäste unterwegs). Leute kamen vom Abstimmen (die Guatemalteken stimmten heute darüber ab, ob sie ihren Territorialdisput mit Belize dem Internationalen Gerichtshof vorlegen, wenn ich das richtig verstanden habe), und gegen 12 Uhr waren wir startklar (und mein Koffer im Kofferraum, nachdem der Steward ihn dorthin befördert hatte ...).

Auf einmal hatte der Fahrer das Gaspedal gefunden und fuhr (diese doofen Hubbel - das ist ein Fachbegriff!!! - sind einfach zum Weinen) deutlich schnelleren Tempos in Richtung Chiquimula.

Schnell wurden wir aber von einer Polizeikontrolle ausgebremst, und als der Polizist die Ausweise sehen wollte, wusste ich, dass das gleich lustig wird. Jeder zeigte seinen Personalausweis vor, kurzes Nicken des Polizisten, ich hielt ihm meinen Pass hin.

In seinen Augen zerbrach etwas, denn nun musste er sich doch in den Kleinbus begeben (was er bis dahin vermieden hatte) und den Pass begutachten. Er starrte sekundenlang auf die Passhülle und versuchte verzweifelt (das konnte man seinem Gesicht ansehen) zu eruieren, aus was für einem Land zur Hölle dieser gringo jetzt kommt (meist werde ich in solchen Situationen für einen Niederländer gehalten, denn wenn die Leute ein bisschen Englisch verstehen, lesen sie anstatt "Deutsch"(land) etwas von "Dutch", also "niederländisch", was zu weiteren Verwirrungen führt). Er gab es auf, blätterte den Pass durch auf der Suche nach dem Einreisestempel, verzweifelte abermals, weil er ihn vor lauter anderen Stempeln nicht sofort fand, und war am Ende heilfroh, als er etwas von Guatemala gefunden hatte und mir den Pass wiedergeben konnte, ohne das Gesicht zu verlieren. Ich sparte mir mein Grinsen, bedankte mich kurz, und weiter ging's (die Guatemalteken hatten das Schauspiel auch verfolgt und verkniffen sich das Schmunzeln teilweise nicht ...).

Am Río Dondo wurde ich aus dem Bus geworfen, denn ich hatte dem Schaffner beim Kauf meiner Fahrkarte gesagt, dass ich zur frontera, zur Grenze, wollte und er hatte - ich kam ja von einer (anderen) renze - richtig geschlussfolgert, dass ich wohl an die Grenze zu Honduras wollte. Er pfiff einen Bus an, dass ich (und ein paar andere) noch mitwollte, mein Koffer wurde ausgeladen und beim anderen Bus aufs Dach geladen, und so beginnt die vierte Etappe.

Etappe 4a
Der Bus war voll, und so musste ich stehen. Das wäre nicht so schlimm gewesen, wenn ich denn aufrecht hätte stehen können. Nur war das Ding so klein, dass ich nur mit nicht durchgestreckten Beinen und schiefgehaltenem Kopf überhaupt stehen konnte. Mein Schädel knallte ständig (doofe Hubbel, doofe) an die Dachverkleidung, ich hatte wegen meines im Vergleich zum durchschnittlichen Guatemalteken recht hohen Schwerpunktes und der abenteuerlichen Fahrweise des Busfahrers manchmal Schwierigkeiten, mich auf den Beinen zu halten (vor allem, wenn der Schaffner noch halb in mir drin stand, um die Leute hinter mir abzukassieren), und zu allem Überfluss hörte ich bei dieser Berg- und Talfahrt Mundharmonika-Gejodel aus dem Radio, dass ich dachte, ich bin in Österreich ...

Wir waren gerade in Camotán auf halber Strecke, als ich plötzlich - frontera, frontera - aus dem Bus geworfen wurde und wieder in fliegendem Wechsel (meinen Koffer hinter mir her zerrend, auf dass dieser diesmal in den Gepäckraum unter dem Fahrgastbereich verstaut würde) einen anderen Bus bestieg.

Etappe 4b
Hier bekam ich einen Sitzplatz, meine Fahrkarte aus Etappe 4a galt immer noch, und jetzt ging es - mit einem deutlich gesitteteren Busfahrer - durch die - übrigens in El Salvador, Guatemala und Honduras sehr reizvolle - Gegend. Nach einer halben Stunde Fahrt (heute rotzte keine alte Oma in eine Plastiktüte, wie gestern geschehen) kamen wir an die guatemaltekisch-honduranische Grenze und wurden wieder aus dem Bus geworfen. (Irgendwann unterwegs fiel mir auf, dass die Salvadorianer und Guatemalteken und Honduraner, auch wenn man sie sicher nicht in einen Topf werfen sollte, ganz überwiegend Jeans tragen, was ich in dieser Dichte nicht unbedingt erwartet hätte - Cowboyhüte tragen auch einige, aber das ist nun nicht die Mehrheit ...)

Die guatemaltekische Ausreise brachte ich schon auf honduranischem Boden hinter mich, denn die beiden Staaten haben ihre Kontrollstellen zusammengelegt. Zuvor hatte ich - noch in Guatemala - Geld gewechselt, und diesmal war der Wechsler korrekt, auch wenn der Kurs - natürlich nicht -  optimal war, aber jetzt hatte ich wenigstens ein paar honduranische Lempiras.

Die Schlange bei der guatemaltekischen Ausreise war nicht vorhanden, der Herr war sehr freundlich und wollte eigentlich auf eine schon belegte Seite stempeln, am Ende stempelte er aber doch eine neue Seite an, sei's drum. Er schickte mich in die Schlange nebenan zur honduranischen Einreise, die ich bei einer ebenfalls sehr freundlichen Grenzerin nach Abgabe von Fingerabdrücken und 30 Quetzales (sie wollte guatemaltekisches Geld haben, die Honduranerin, verstehe, wer wolle ....) überstand. Das erste Mal wurde ein Einreisestempel direkt in den Pass gedruckt (ich kannte nur entweder normale Stempel oder Sticker, auf die etwas aufgedruckt wird und die dann in den Pass geklebt werden), und um genu 13.51 Uhr und 55 Sekunden war ich nach Honduras eingereist und in meinem 132. Land. Juchhe ...

Ich zerrte mein Gepäck wieder ein paar Meter bis zum Verlassen des Zollbereichs (der Zoll selbst will nichts von Touristen, aber die Busse wollen nicht in diesen Zollbereich reinfahren und warten deswegen draußen), wo schon ein Kleinbus stand.

Etappe 5
 Als nach vielleicht zwanzig Minuten die Ablösung kam, fuhren wir los, obwohl immer noch nicht alle Plätze belegt waren, und es ging auf die letzten zehn Kilometern bis nach Copán Ruinas. Das dauerte nicht lang (auch wenn die Strecke angesichts des Warnhinweises "No vomitar en el bus, por favor" - "Bitte übergeben Sie sich nicht in den Bus" für manche wohl doch lang wird), war aber sehr schön (überall bunt blühende Bäume, das hatte ich so weder in Guatemala noch in El Salvador gesehen), und wir hielten einen Block von der Plaza Central entfernt. Mein Fahrer wuchtete den Koffer wieder runter vom Dach und ich ging zur Plaza Central. Ich wusste nicht genau, wo mein Hotel lag (ich hatte Google Maps gestern nicht für Copán heruntergeladen, ich Dussel), stellte aber fest, dass es genau neben der Kirche an selbiger Plaza Central liegt.

Ich checkte in mein völlig akzeptables Zimmer (nein, fast akzeptabel, jeder darf raten, wieso nur "fast"; kleiner Tipp, es klingt so ähnlich wie "abduschbarer Nehmkopf") und begab mich dann auf einen kurzen Spaziergang durch dieses sehr hübsche Städtchen.

Ich kaufte unterwegs eine dringend benötigte Cola und kam am Ende am "Llama del bosque" raus, das bei Wikivoyage empfohlen wurde. Ich bestellte ein typisch honduranisches Essen, im Tontopf gekochte Bohnenpampe und (ich hatte "mixto" gestellt) Hühnchengeschnetzeltes mit Tortillachips und Mixed Pickles, und trank ein honduranisches Bier namens "Salvavida", was übersetzr "Schwimmring" heißt. Das Essen war sehr lecker (aber auch seeeehr sättigend, und das, obwohl ich richtig Hunger hatte), und das Bier ist das erste Bier auf dieser Reie gewesen, das mich überzeugt hat - in Guatemala und El Salvador waren die mir alle zu laff.

Ich lief zurück zur Plaza Central, wurde von einem Besoffenen angequatscht und entschied mich dann, das Archäologische Museum dort zu besuchen. Das Ding ist klein, aber fein, ich war der einzige Besucher (drei Euro ist okay, nicht zu wenig, nicht viel zu viel) und guckte mir einige durchaus beeindruckende Skulpturen und bemalte Objekte an, die bei den Ausgrabungen in Copán gefunden wurden.

Ich holte mir noch was zu trinken und war dann gerade vor dem Wolkenbruch im Hotel, duschte kurz und gehe jetzt gleich, relativ früh, ins Bett ...

Morgen will ich um 8 Uhr an den Ruinen sein, habe dort ein paar Stunden und fahre ja dann um 14.20 Uhr zurück nach Guatemala-Stadt, wo ich um 19.20 Uhr ankommen soll. Ich werde wohl ein Taxi in mein Flughafenhotel nehmen, denn übermorgen geht es ja schon zu allerfrühester Zeit nach Flores, das wird auch schön ...

Guatemala-Stadt

Guatemala-Stadt: Plaza de la Constitución

Santa Ana: Kathedrale

Santa Ana

Copán Ruinas: Plaza Central

Kirche an der Plaza Central (hinter dem Baum rechts ist mein Hotel)

Stele vor dem Archäologischen Museum

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