Meine Länder

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Mittwoch, 19. Juni 2013

Den Verlust der Brille ...

Eintragung vom 18. Juni 2013

... hatten wir heute zu beklagen; zum Glück hat der Dieb außer der Lesebrille und der Hälfte des Etuis nichts als der Handtasche entwenden können. Alles halb so schlimm also, wenn auch ein bisschen ärgerlich ...

Nach wieder einmal frühem Aufstehen und leckerem Frühstück fuhr uns unser Hauswirt abermals zur Bushaltestelle an der UCA, denn wir wollten heute nach León. Wir erwischten unseren Bus ganz gut und bezahlten auf dem Weg. Die Preise haben seit der letzten Wikivoyage-Aktualisierung angezogen: Anstatt 46 Córdobas liegt der Preis jetzt bei 51, das sind etwa 1,50 €. Furchtbare Abzocke für eine zweistündige Busfahrt kann man das wirklich nicht nennen.

Der Busbahnhof in León ist ein wenig außerhalb des Stadtzentrums (anders als in Granada), sodass wir ein Weilchen durch Jubel, Trubel, Heiterkeit laufen mussten. So manches Gefährt hupte uns von hinten an, weil wir auf der Straße liefen, aber die Bürgersteige sind gelegentlich extremst uneben/nicht vorhanden/zugestellt/zugesetzt/was auch immer, sodass man entweder immer auf- und absteigen oder eben auf der Straße laufen kann.

Nach ein paar Minuten Fußweg durch relativ dichten Verkehr kamen wir dann in die Fußgängerzone mit der Kathedrale, einer schönen Plaza und ganz entspannten Leutchen in dieser Universitätsstadt. Wir besichtigten kurz die Kathedrale (die mit Abstand die prunkvollste der bisher gesehenen ist, was aber nicht viel heißt, weil die uns hier alle relativ schlicht vorkommen) und tranken dann in einer nahegelegenen Kneipe etwas.

Danach machten wir wieder einen kleinen Spaziergang durch die zum Teil alten Kolonialbauten und aßen zu Beginn der Siesta eine größere Kleinigkeit in einem Einheimischenlokal, während wir vor uns hin schwitzen. Die Siesta verbrachten wir auf einer Bank auf der Plaza sitzend. Irgendwie haben wir es auch heute wieder geschafft, den Tag gemütlich zu verbummeln und trotzdem noch etwas von der Stadt zu sehen, sodass wir uns gegen 15.30 Uhr wieder auf den Rückweg machten. Wir sagten dem Busfahrer an, dass wir zur UCA wollten, und er lud uns ein. Die Minibusfahrer fahren noch ein bisschen, nunja, schneller als die Busfahrer, aber auch wenn wir gelegentlich mehr auf der Gegenspur als auf unserer eigenen unterwegs kamen, kamen wir heil am Ziel an. Der Busfahrer sagte auch irgendetwas von UCA an, aber ich ging davon aus, dass wir - wie gestern (wollte gerade "in den letzten Tagen" schreiben, dabei sind wir erst den zweiten Tag hier) - auch auf den Busparkplatz bei der UCA fahren. Pustekuchen, das machten wir natürlich nicht. Am Ende landeten wir am Mercado-Oriental-Busbahnhof und guckten dann, wie wir zurückkamen.

Das Taxisystem hier ist ein bisschen komisch. Entweder sind die Taxen voll und nehmen gegebenenfalls noch einen mit, wenn dessen Reiseziel auf dem Weg liegt, oder die Taxifahrer stehen rauchend neben ihren Autos und verströmen wenig Lust, den Touristen in ihr Auto zu locken. Nun denn, jedenfalls kamen auf der Gegenseite immer ein paar Busse gefahren, und ich hatte gelesen, dass die 111 an der UCA vorbeifährt, sodass wir uns in die nächstbeste 111 setzten. Beim Einsteigen passierte dann unser Malheur mit dem scheinbar betrunkenen Dieb. Zum Glück bemerkte Uli, dass der Typ an ihrer Tasche herumfuhrwerkte, sonst wäre womöglich mehr weggewesen als nur die Lesebrille.

Der Busfahrer der 111 meinte dann, uns noch die letzten Minuten Achterbahn fahren lassen zu müssen, da wir ganz schön über die Straßen gerumpelt sind. Aber für 8 Cent (in Worten acht Cent) für die Fahrkarte kann man auch das ertragen. Wir kehrten nach einem kurzen Fußweg in der Kneipe ein, die wir gestern schon gesehen hatten, und waren sehr zufrieden.

Wir tranken zwei Bierchen, aßen Hähnchenflügel und genehmigten uns dann die "Blüte des Zuckerrohres", also den einheimischen Rum Flor de Caña. Den gibt es in verschiedenen Qualitätsstufen, und man schmeckt tatsächlich den Unterschied zwischen Gran Reserva und Añejo Clásico, auch wenn wir uns nicht ganz einig wurden, welchen wir besser fanden ...

Die Abrechnung war leserlich, richtig, ohne zusätzliche Steuer und mit dem freundlichen Hinweis "Trinkgeld freiwillig". So mag ich das, der Ober bekam sein ordentliches Trinkgeld.

Diese Kneipe kann ich weiterempfehlen. Sie liegt in der ... und hier liegt der Hase begraben (oder der Hund im Pfeffer, oder wie auch immer). Straßennamen gibt es in Managua nicht (und in Granada und León auch nicht). Vielmehr verwendet man Referenzpunkte (für die Kneipe etwa die Ampel am Hotel Seminole) und beschreibt von dort den Weg über Blocks. Und am Ende steht dann als Adresse auf der Visitenkarte:

Semáforos hotel Seminole, una cuadra al sur, media cuadra abajo
(von der Ampel am Hotel Seminole einen Block nach Süden und dann einen halben nach Westen) 

Nun wird der des Spanischen Kundige einwenden, dass "abajo" keineswegs "nach Westen" heißt, und das ist richtig und falsch zugleich. "Abajo" heißt "abwärts", und wo geht die Sonne unter? Richtig, im Westen ... Manche schreiben dann auch "al oeste", wieder andere sagen anstatt "al norte" "al lago", also zum See hin, denn der Managua-See liegt im Norden der Stadt. Klingt kompliziert, aber man gewöhnt sich daran, wenn man erstmal die Referenzpunkte halbwegs identifiziert hat. Die Post komme jedenfalls an, sagt unser Hauswirt.

So, jetzt bin ich im Bett, denn morgen (heute für den werten Leser in Mitteleuropa) geht es früh raus. Unser Bus nach San José in Costa Rica fährt um 7 Uhr, und unser Hotelfahrer bringt uns schon um 5.30 Uhr zum Busbahnhof. Der Hauswirt meinte, wenn man eine Stunde vor Abfahrt da sei, bekomme man jetzt zur Nebenreisezeit auch so problemlos einen Platz. Sein Wort in Gottes Ohr ...

Ich werde morgen Abend hoffentlich aus meinem 84. Land berichten.

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