Wir haben das Glück, dass uns die Sonne seit drei Tagen verwöhnt; wir sind vor dem Wintereinbruch, der Deutschland und Westpolen lahmgelegt zu haben scheint, einfach weggefahren. Seit drei Tagen haben wir keine Schneeflocke gesehen, dafür hat die Sonne uns von Aufgang bis Untergang begleitet. Der Straßenzustand pendelt zwischen von den Autos freigefahren und geschlossener und festgefahrener Schneedecke, sodass wir auf allen Unterlagen bisher, toi, toi, toi, sehr gut und oft auch ziemlich zügig vorangekommen sind. Heute sind wir zwar das erste Mal ein wenig gerutscht, aber das haben wir auch gut abfangen können.
Nachdem sie bei unserem Hotels bei unserer Ausfahrt erst mal kurz die Schranken heruntergelassen haben, ehe sie uns rausließen, und im Anschluss an eine kurze unfreiwillige Stadtrundfahrt in Lemberg kamen wir über Umwege nach Ivano-Frankiwsk und von dort über Tschernowitz an die Grenze. Die ukrainische Ausreise ging einigermaßen schnell, die moldawische Einreise wäre auch zügig gegangen, wenn nicht die Bankdame, bei der ich die 4 € Straßenbenutzungsgebühr für Moldawien einzahlen musste, bei der Zigarettenpause oder sonstwo gewesen wäre ... Dieser Grenzübergang markierte einigermaßen genau auch den Grenzübergang zwischen Österreich-Ungarn und dem russischen Zarenreich bis 1917/18/19; heute ist es halt die Grenze zwischen der Ukraine und Moldawien. Die letzten beiden Nächte haben wir in ehemalig österreichischen Städten verbracht, nämlich Krakau und Lemberg; von "Ostblock" kann hier Gott sei Dank in weiten Teilen nicht mehr die Rede sein.
Danach fuhren wir noch eine ganz schöne Strecke in der Abenddämmerung, bis wir hier in Bălţi in Zentralmoldawien ein schönes und preisgünstiges Hotel gefunden haben (25 € für eine Übernachtung in einem schönen Doppelzimmer) und auch hier im Hotel zu Abend gegessen haben. Es gab zwar nicht so ein Festmahl wie gestern Abend, aber wenn hat Hunger hat, schmeckt ein schönes Schweineschnitzel auch in Moldawien sehr lecker ...
Zur Bierkunde: In Krakau haben wir das unvermeidliche und auch schmackhafte Żiwiec getrunken, in Lemberg ist natürlich das L'vivska (Lemberger) relativ weitverbreitet, auch wenn wir dort das Hausbier unser "Mons-pius"-Kneipe getrunken haben. Hier in Bălţi gab es Bier der Marke Chişinău in der Form Aurie, das goldgelb aussieht und ebenfalls durchaus trinkbar ist.
Damit kein falscher Eindruck entsteht: Wir ließen Krakau und Lemberg nicht einfach links liegen, sondern hatten diese Städte ja schon vor Jahren besucht; auf dieser Tour ist der erste Zwischenstopp mit zwei Nächten ab morgen Abend in Odessa geplant; wir hätten es heute Abend vielleicht noch ganz gerne nach Chişinău geschafft, aber dazu war es dann einfach zu dunkel, zumal wir morgen keine solche Monsteretappe vor uns haben (heute waren es knapp über 500 km). Für unser eigentliches Reiseziel, Sankt Petersburg, sind wir ganz schön weit ab vom Schuss, aber das ist durchaus in Ordnung so.
Heute Abend wollte meine Ma einem hilfreichen Tankwart die ersten Schnäpschen der diesjährigen Tour übergeben; er nahm sie einfach nicht an ... Wer nicht will, der hat schon. Bei unseren letzten Reisen, wie etwa 2000 nach Nordosteuropa, war das alles noch gegangen, naja ...
Wir sind gespannt auf Transnistrien, ein "Land", das in Deutschland kaum eine Sau kennt, und sehen der womöglich notwendig werdenden Entrichtung von Bestechungsgeldern wohlwollend entgegen.
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