Meine Länder

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Sonntag, 19. Dezember 2010

A small gift for my friend

Bitte Nachtrag von gestern unter heutigem Datum beachten. Wir haben es gestern wegen fehlender Internetverbindung nicht geschafft ...

Nach kalter Dusche sowie kurzem und schmerzlosen Frühstück in Bălţi in Moldawien sind wir heute über Transnistrien nach Odessa in der Ukraine gefahren. Selten war ich so froh, wieder in der Ukraine zu sein ...

Die Dusche heute Morgen funktionierte nicht so wie wir wollten: Jedenfalls kam trotz der Versicherung unserer Rezeptionistin, alles geprüft zu haben, nur kaltes Wasser heraus. Danach waren wir aber auf alle Fälle extremst erfrischt ...

Die ersten etwa 100 Kilometer der Fahrt gingen über festgefahrenen oder schon freigefahrenen Schnee in Ostmoldawien. Die Straßen sind extrem breit, meist vierspurig, auch wenn nur zwei Spuren freigefahren sind, in der Regel kerzengerade, manchmal ist es eine mittlere Berg- und Talbahn. Unserem Auto tat es gut, einmal keine Straßenbahnschienen in der Stadt zu haben wie in Lemberg oder in der Vorstadt von Odessa und über ziemlich sauber asphaltierte Straßen zu brausen, zum Teil mit 120 km/h. Um Chişinău herum konnte man relativ viele Weinreben entdecken, vielleicht hätte man mal moldawischen Wein probieren sollen; eventuell beim nächsten Mal.

Wir fuhren so durch Moldawien und wussten, dass so langsam mal die Grenze kommen musste, als auf einmal ein Stopp-Schild in der Landschaft stand. Es handelte sich um den "internen moldawischen Zoll", der uns auf eine Räuberpiste in Richtung Transnistrien schickte. Unterwegs ließen wir uns von russischen Friedenstruppen, transnistrischen Grenzern (die die Zolleinfuhrerklärung nicht ausfüllen wollten) und einem moldawischen (oder transnistrischen?) Bewohner einer früheren Polizeiunterkunft erläutern, wo wir zu einem "richtigen" Grenzübergang mit Zollerklärung kämen. Dort landeten wir, mussten mehrmals den Kofferraum öffnen, eine Migrationskarte ausfüllen, den Pass abgeben, uns zehn Stunden Aufenthalt (bis 20.53 Uhr in meinem Fall!) in Transnistrien erlauben lassen, dann zum Zoll fahren, dort eine Zollerklärung (wenigstens auf Englisch!) ausfüllen, eine Zollgebühr/Steuer/Versicherung (oder gar Bestechung) in Höhe von 134 moldawischen Lei bezahlen (wir gaben 150 Lei, etwa 10 Euro, und bekamen nitschewo [=0] zurück ...), bis wir schließlich auf den gar nicht so schlechten transnistrischen Straßen unterwegs waren.

Nach geschätzten 500 m kamen wir an eine Polizeikontrolle: Der Polizist wollte Papiere und Führerschein sehen, gab uns alles zurück und ging dann weg, weshalb wir weiterfuhren (ich weiß nicht, ob das schon das Ende der Kontrolle war, auf alle Fälle kam *kein* Blaulicht hinter uns her ...). Nach einem weiteren Checkpoint der russischen Friedenstruppen kamen wir schließlich ins Stadtzentrum von Tiraspol, der "Hauptstadt" von Transnistrien. Wir fuhren ein paar Mal auf der Hauptpromenade auf und ab, machten Fotos und parkten dann kurz unser Auto, um einen Spaziergang zu machen. Wir sahen Sonntagsmärkte und Frauen, die in dem Stadtpark Kleidung verkauften, sahen eine schöne orthodoxe Kirche und eine Bettlerin, der wir unsere restlichen moldawischen (ausländischen?!) Lei gaben. Nach nicht allzulanger Zeit brachen wir ob der Unsicherheit über die Dauer des transnistrisch-ukrainischen Grenzübertritts wieder auf und hatten richtig kalkuliert:

Die Einfahrt in die transnistrische Ausreise ging fix, danach wollten wir durch den grünen Kanal, wurden trotzdem eifrigst vom Zoll inspiziert (inclusive unseres Weckers und des Wick Vapurup) und kamen dann zur transnistrischen Ausreisegrenze. Wir sollten mal wieder am Rand parken und es passierte - nichts. Dann kam der Grenzer zu mir, bat mich in ein Kabuff und wir unterhielten uns ein wenig mit Händen und Füßen über unsere Reisen; leider ließ er nicht locker und wollte weiterhin ein Bestechungsgeld, weshalb er nach einiger Zeit einen etwas Englisch sprechenden Kollegen hinzuholte; wir erzählten weiter über unsere Reise und meine berufliche Zukunft, ehe der Englisch Sprechende endlich anfing, von einem "small gift to my friend" zu sprechen, woraufhin ich fünf Dollar auspackte, er zwanzig verlangte und ich ihn dann "I'm a student, come on!"-mäßig auf zehn Dollar herunterbekam. Endlich hatten wir unsere Pässe wieder, auf Nimmerwiedersehen ... Die ukrainische Einreise ging etwas schneller, auch wenn hier ebenfalls das Problem des fehlenden moldawischen Ausreisestempels begutachtet wurde und auch die Motorblocknummer genauestens geprüft wurde. Schließlich waren wir in die Ukraine eingereist, fuhren noch eine gute Stunde und fanden dank - ja, Google Maps - unser Hotel sehr schnell. Nach Einchecken und Parken gingen wir ein wenig in die Innenstadt, beschauten die Oper und die Potemkin'sche Treppe und aßen schließlich in dem vom Rezeptionistin empfohlenen Restaurant sehr, sehr gut. Nach einem (bzw. zwei) Absackern in einem Pub, das irischer aussah als jedes irische Pub (einschließlich eines Kilt tragenden Obers) stolperten im vereisten Odessa in unser Hotel, sitzen nun hier und schreiben diese Zeilen.

Die erste Großetappe haben wir bestens geschafft, morgen steht ein Stadtspaziergang auf dem Programm, da wir Odessa bisher noch überhaupt nicht kennen, ab übermorgen geht es auf die zweite Großetappe über Kiew, Minsk, Riga nach Sankt Petersburg.

Ein paar kulturelle Beobachtungen: Der Weihnachtsschmuck hier ist sehr bunt, in allen Farben, von rot über weiß bis blau, durchaus anders als in Deutschland. Es sind viele "West"-Autos unterwegs, aber darunter mischt sich durchaus mal der eine oder andere Lada (der dann nicht vom Fleck kommt!). Hinzu kommen viele Kleinbusse, die Anhalter aufnehmen und zu ihrem Ziel fahren, so wie fast überall auf der Welt. An den Straßenrändern sind manchmal kleine Sandberge aufgehäuft, deren Sand dann in Abständen von Helfern auf die Straßen geworfen werden, sodass die Straße nicht ganz so glatt ist. Sehr löblich.

Bier-/Wodkakunde: Heute gab es ein leckeres Bier, das mit "Sla" anfängt, den Rest habe ich vergessen, und einen Kuranets-Wodka (angepriesen als "Honey with Pepper", naja). Bier in der Ukraine durchaus süffig, und die Wodkas machen einen auch nicht blind.

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