Wir beenden unseren Tag im neunten Stock unseres Hotels "Dnister" in Lemberg in der Nähe des Ivan-Franko-Parkes mit einem fantastischen Blick auf das hell erleuchtete Lemberg.
Nach einem sehr feudalen in unserem sehr guten Hotel Kossak in der Nähe der Krakauer Innenstadt brachen wir gegen 7.30 Uhr auf in den Kampf gegen den Krakauer Stadtverkehr, kamen aber nicht wirklich weit. Die Brücke, über die wir gemusst hätten, war gesperrt, sodass wir uns durch den Berufsverkehr am Freitag Morgen quälen mussten, dabei aber eine mittelprächtige Stadtrundfahrt samt Fahrt um und Blick auf den Wawel als Entschuldigung erhielten. Irgendwann fing dann in den Außenbezirken Krakaus die Autobahn an (Temperatur: -19,5 °C), die aber leider auch nur weniger Kilometer vorhanden war, ehe man auf eine relativ gut erhaltene Nationalstraße kam. Da diese leider einspurig war und geschätzte Millionen von LKWs die gleiche Strecke in Richtung Ukraine unternahmen, kamen wir entsprechend langsam, manchmal furchtbar langsam, voran. Dafür entschädigten die gut bis sehr gut geräumten Straßen im "winter wonderland".
Dafür ging der Grenzübertritt in die Ukraine relativ schnell: Auf polnischer Seite konnten wir zum Glück die EU-Bürger-Spur benutzen und viele ukrainische Autos überholen, die in der "All-passports"-Spur ausharren mussten. Die Grenzabfertigung auch bei der Einreise in die Ukraine war problemlos. Keine Spur mehr von den drei Stunden Wartezeit von vor zwei Jahren, als das Computersystem der ukrainischen Grenzer am ersten Einsatztag ausgestiegen war und nichts mehr ging.
Meine Mutter fuhr die Strecke bis Lemberg weiter (ich bin auf dieser Tour bisher noch überhaupt nicht gefahren, da wir uns bisher als Fahrerin/Kartenleser gut ergänzen), wo wir sogar noch bei hellichtem Tageslicht das Kopfsteinpflaster mit eingelassenen oder hervorstehenden Straßenbahnschienen hinter uns bringen konnten. Nach kurzer Verwirrung meinten wir zu Recht, einige Straßenzüge zu erkennen, die wir 2008 schon gesehen hatten, als wir unser Auto bei dem Hotel parkten, in dem wir heute wohnen würden, und fanden schließlich zügig unser Hotel. Der Check-in ging sehr fix. Das Zimmer ist vielleicht nicht ganz so der Hammer wie unser Hotel letzte Nacht in Krakau, aber dafür deutlich preisgünstiger und immer noch sehr akzeptabel.
Dennoch hielten wir uns nicht lange im Zimmer auf, sondern spazierten eine Viertelstunde in die Altstadt, begutachteten den örtlichen Weihnachtsmarkt und fanden uns schließlich in einer sehr urigen, aber auch sehr leeren "Beer-and-meat"-(Bier-und-Fleisch-)Gaststätte wieder. Eine der Bedienungen sprach recht gutes Englisch und die Karte war ohnehin auf Englisch verfügbar, sodass wir anders als vor zehn Jahren in Russland nicht auf die Speisekarte Dart spielen mussten. Wir bestellten Lachstartar und Rinderzunge als Vorspeise und Entenbrust bzw. ein Timberloin-Steak als Hauptspeise. Selten haben wir so gut gegessen wie heute Abend: Das Lachstartur wurde mit Honig und einer Joghurt-Soße serviert, die Rinderzunge in Barbecue Sauce und mit Haselnüssen bestreut. Wahnsinn! Ein Geschmackserlebnis der ganz seltenen Art: Eines, wo man "Das kann doch nicht zusammenpassen!?" sagt, aber dann eines Besseren belehrt wird. Die vorzügliche Entenbrust und das hervorragend gebratene Steak konnten da nur noch mithalten. Zusammen mit dem hausgebrauten sehr schmackhaften Bier für 1,20 € für ein 0,4-Liter-Glas war das ein rundum gelungener Abend bei einem Gesamtverzehr von 37 €.
Danach fuhren wir mit dem Taxi über das nicht geräumte und noch verschneite Kopfsteinpflaster zurück zu unserem Hotel, sitzen nun der WLAN-Verbindung wegen in der Bar im 9. Stock und schreiben diese Zeilen. Die Ukraine macht sich, neuerdings klappt sogar die Einreise! Das macht Hoffnung für die EM 2012, zu der wir, falls Deutschland womöglich hier spielt, durchaus gerne nach Lemberg zurückkehren würden. Lemberg ist eine Stadt, die zu jeder Jahreszeit ihren ganz besonderen Charme und der Bereisung bedarf.
Morgen geht es in Richtung Südosten gen Moldawien. Wir hoffen, dass wir eine gute Strecke nach Moldawien hinein in Richtung Chișinău zurücklegen können, damit wir übermorgen dann in Ruhe das besondere Abenteuer Transnistrien angehen können ...
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen