Meine Länder

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Dienstag, 12. Oktober 2010

Schwimmen im Südpazifik

Heute habe ich zum ersten Mal im Südpazifik gebadet (im Nordpazifik war ich schon 2001 bei meinem Besuch bei unserem chinesischen Austauschschüler in Qingdao).

Aber von Anfang an: Sehr früh aufgestanden heute in La Paz, den Nachtwächter geweckt, von dem noch eine Rechnung in die Hand gedrückt bekommen (hatte gestern schon gezahlt), dann zum Taxi, das vor dem Hotel wartete. Nach einer kurzen Fahrt gegen 5.20 Uhr am Terminal terrestre angekommen, nach kurzem Herumfragen auch an den Schalter für den Bus nach Arica gekommen. Für 80 Bolivianos (8 €) habe ich dann meine Fahrkarte erstanden. Abfahrt, wie eigentlich immer pünktlich (anfangs überraschend für mich), um 6.00 Uhr. Nach Aufladen von einigen Passagieren in El Alto (hoch gelegener Vorort von La Paz) und entlang der Strecke ging die Fahrt über den Altiplano, das andine Hochland. Den bolivianischen Stempel bekommt man erst, wenn man schon kilometerweit in Chile ist: Aussteigen, Ausreisestempel Bolivien holen, einsteigen, der Bus fährt zehn (!) Meter weiter, aussteigen, Gepäck rausholen, Einreisestempel Chile abholen, durch Zollkontrole (Einfuhr tierischer und pflanzlicher Produkte nach Chile streng reglementiert), Zeug in Bus einladen, weiterfahren.

Ich hatte vorgestern den Pass auf 4.338 m zum "Höhepunkt" meines Lebens erklärt. Das ist schon wieder hinfällig ... Der Lago Chungará, an dem wir vorbeifuhren, liegt auf 4.570 m. Und wir fuhren nach ein bisschen höher auf der Straße. Landschaft im Altiplano wie auf der nun folgenden Abfahrt bizarr-schön. Auf etwa 600 Metern fängt dann plötzlich entlang eines Flüsschens ein Grünstreifen an, durch den man fährt. Sehr, sehr schön.

Achso, die Bahnstrecke zwischen La Paz und Arica ist wirklich, wirklich, wirklich eingestellt. Die Gleise sind schon zum Teil überwuchert, da ist schon lange kein Zug mehr gefahren ...

Dann Ankunft in Arica am Busbahnhof, in das Hotel, das von beiden Reiseführern (Chile und Peru/Bolivien) euphorisch gelobt wird, Zimmer noch frei gewesen für 15, 16 Euro mit eigenem Bad. Beim Ausfüllen des Meldezettels auch Abfrage nach Reiseführern. Mit "Riesse Know How" war wohl mein Reise-Know-How-Führer gemeint ...

Unmittelbar danach an den Strand, der etwa fünf Minuten vom Hostel weg ist. Ein wenig kühl, aber sehr erfrischend (heute Morgen auf viereinhalbtausend Metern brauchte ich erstmals wirklich meinen Anorak, danach wurde es tiefer werdend immer heißer). Danach in Strandnähe ein Bier getrunken (ein südchilenisches Austral, die Brauerei wurde von einem deutschen Braumeister namens José Fischer gegründet). Ins Hostel, geduscht und auf in die Stadt. Zu Fuß 20 Minuten oder so, war ein schöner Spaziergang am Pazifik entlang.

Arica ist in der Tat ein wenig verschlafen, wenn auch nicht so heruntergekommen, wie es der Reiseführer schreibt. Die Verschlafenheit rührte vielleicht auch daher, dass heute Feiertag war (wenn ich das richtig verstanden habe): Der 12. Oktober ist eigentlich der Feiertag (Entdeckung Amerikas durch Kolumbus), aber da man überlange Wochenenden (Freitag bis Dienstag mit Brückentag Montag) vermeiden will, verschiebt man in Chile manche Feiertage wie diesen einfach auf den Montag davor, also auf heute. Das hatte zur Folge, dass heute nur ganz wenige Gaststätten aufhatten (dafür praktisch alle Drogerien ...). Anstatt Fisch am Meer ging ich dann also nach langem Suchen in eine Kneipe, die in ungefähr das Flair des Cheers in Jena hat: Viele Plakate (hier in etwa gleichviele von Filmen wie von Sportereignissen), viel Bier, deftiges Essen. Dort wieder eine Chorrillana gegessen und zwei große Bier getrunken (es bleibt dabei, chilenisches Bier schmeckt nicht so wirklich ...) und am Ende mit Trinkgeld 11 Euro gezahlt.

Der Spaziergang zurück ins Hostel kam mir schneller vor als der Hinweg ...

Morgen Früh werde ich wahrscheinlich nochmal schwimmen gehen, dann das berühmte all-you-can-eat-Frühstück hier genießen und dann gegen 13 Uhr zum Flughafen fahren.

Achso, und nebenbei. Das Gendermainstreaming (furchtbares Wort, unnötiger Inhalt) scheint auch in den spanischsprachigen Ländern so langsam um sich zu greifen. Allerdings haben die Bolivianer das durchaus kreativ gemacht: Während "niños" herkömmlich sowohl "niños" (Jungs) wie "niñas" (Mädchen) einschließt, wurde das dann am Nationaltheater in einem Plaket einfach als "niñ@s" geschrieben ...

Fotos: Der den Lago Chungará überragende Vulkan Sajama (6520 m), meine vom höheren Luftdruck in Meereshöhe deutlich eingedrückte Wasserflasche und der Blick auf den Strand in Arica

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