Meine Länder

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Montag, 11. Oktober 2010

Die Stadt des Friedens

Man beachte bitte den ausgebauten Artikel zu gestern .

Friedlich habe ich heute in La Paz (paz heißt auf Spanisch "Frieden") erst einmal einigermaßen ausgeschlafen, bis ich dann gegen 8.30 Uhr bolivianischer Zeit aufstand, duschte und dann ins Hotelrestaurant zum Frühstücken ging. Es gab sogar ganz schmackhaftes Brötchen mit Marmelade, Orangensaft und den unvermeidlichen mate de coca. Heute war das aber wirklich sinnvoll, da ich doch ein paar Schritte gehen wollte und der Reiseführer ganz doll arg vor der Höhenkrankheit warnte.

Danach verließ ich das Hotel und ging erst einmal in die falsche Richtung, nämlich nach oben, obwohl ich zum Prado wollte, der Hauptstraße von La Paz. Ich merkte meinen Fehler glücklicherweise relativ schnell, hatte aber schon einen Indígena-Markt begutachtet, auf dem frisches Gemüse verkauft wurde. Wechselstuben fand ich hingegen leider keine, sodass ich dann doch an den Geldautomaten ging und umgerechnet für 50 Euro Bolivianos abhob; hoffentlich sind die Gebühren nicht mindestens genauso hoch ...

Danach ging ich wieder die paar Schritte runter zur Plaza San Francisco und betrat auch die dort gelegene Kirche. Da gerade der Gottesdienst anfing, konnte ich keinen allzugroßen Rundgang machte, aber was ich gesehen habe, war toll. Nicht ohne Grund spricht der Reiseführer von einer der schönsten Kirchen von La Paz.

Danach lief ich ein wenig den Prado hinunter zum Reiterstandbild von Simón Bolívar. Hm, ja, ganz hübsch. Anschließend lief ich zur Plaza Murillo, an dem das Parlament und der Präsidentenpalast liegen (obwohl La Paz offiziell nicht Hauptstadt von Bolivien ist). Dort spielte gerade eine Polizeikapelle, auch schick ... Anschließend wanderte ich noch ein wenig in der Altstadt und im Indígena-Viertel herum, ehe ich essen ging.

Diesmal verirrte sich ein Lama auf meinen Teller, zum ersten Mal ein richtiges Steak, medium gebraten, sehr lecker, wenn auch ein wenig zäh, aber das kann auch an dem schlechten Messer gelegen haben ... Dazu gab es Bier aus La Paz, was wenig überraschend Paceña heißt. Durchaus trinkbar.

Auf diese Weise überbrückte ich den Regen, und als der Regen aufgehört hatte, ging ich ein wenig auf die Jagd nach Mitbringseln. Ich habe, glaube ich, ein paar ganz akzeptable, zum Teil auch lustige Sachen gefunden ...

Eigentlich wollte ich danach auf mein Zimmer und den Tag sehr früh ausklingen lassen, aber dann entdeckte ich gegen 14.30 Uhr, dass um 16 Uhr ein Fußball-Erstligaspiel hier war. Schnell wieder angezogen fragte ich erst einmal den Concierge, wo denn das Spiel heute sei, denn der Club Bolívar spielt manchmal in einem, manchmal in einem anderen Stadion. Da ich deiner Antwort nicht so ganz traute, kaufte ich mir eine Zeitung, und siehe da, das Spiel fand in dem anderen Stadion stand, im Estadio Hernando Siles Zuazo, einem der höchstgelegenen Stadien der Welt. Also machte ich mich mit dem Colectivo auf den Weg zum Stadion, wo ich gegen 15 Uhr ankam. Da ich nicht unbedingt in die Kurve wollte, ging ich einmal ums Stadion herum zur Gegentribüne, wo ich eine Karte für 20 Bolivianos (2 Euro) erstand, wobei mich der Kassierer bescheißen wollte: Ich hatte ihm einen Hunderter gegeben und er gab mir ein Bündel Scheine zurück, an dem außen Zwanziger waren. Ich zählte aber nach, und siehe da, in der Mitte war nur ein Zehner. War natürlich ein Versehen ...

Ich war kaum im Stadion, als es wieder anfing zu regnen. Ich kaufte mir für 50 Cent einen Regenschutz und verfolgte das Vorspiel zwischen zwei Reservemannschaften. Ich wartete darauf, dass die Mannschaften zum Aufwärmen kämen, aber Pustekuchen; die schienen sich außerhalb des Stadions aufgewärmt zu haben.

Der Schiedsrichter kam fünf Minuten vor Spielbeginn auf den Platz, von den Spielern keine Spur. Der Schiedsrichter wurde interviewt (!), keine Spieler da. Dann, allmählich, kamen die Spieler von Bolívar auf den Platz, ein paar Minuten später auch die gegnerische Mannschaft von Guabirá.

Interessante Sachen: Zuallererst natürlich das Spray, mit dem der Schiedsrichter den Freistoßpunkt und den Mauerabstand markierte. Ich hatte schonmal davon gehört, aber das mit eigenen Augen zu sehen, war schon sehr lustig. Das Spiel an sich war sehr unterhaltsam (4:2 am Ende für Bolívar, nachdem Guabirá 1:0 und 2:1 geführt hatte), mit zwei Elfmetern (einem verschossenen) für Bolívar, unzähligen gelben, aber nur einer gelb-roten Karte in der 90. Minute. Es gab teilweise katastrophale Fehlpässe, aus denen ein oder zwei Tore und nochmal ein oder zwei Riesenchancen entstanden; Schauspielerei, Rudelbildung und Blutgrätschen am laufenden Band. In Deutschland wären in dem Spiel wahrscheinlich fünf Leute vorzeitig vom Platz gegangen. Vom Niveau her vielleicht dritte Liga, aber so katastrophale Fehlpässe in Serie spielt selbst Carl Zeiss Jena nur in schlechten Tagen. Der Schiedsrichter wurde zur Halbzeit von Polizisten mit Helm und Schild in die Kabine eskortiert!

Danach lief ich das Stück nach Hause in der Dämmerung, gut behütet mit einer Bolívar-Schildmütze, die ich für 15 Bolivianos, also 1,50 €, erworben hatte ...

Jetzt sitze ich in der Hotellobby, weil hier die Verbindung besser ist, und trinke heute wahrscheinlich doch kein Bierchen mehr. Mal sehen.

Kleine ÖP(N)V-Kunde Südamerika: Das Bussystem ist sehr gut ausgebaut, man kommt (zumindest national) völlig problemlos von A nach B, und fährt oft in modernen bis modernsten Bussen, mit Schlafsitzen, Videoprogramm und allem drum und dran. Auch international klappt das mit den Bussen meistens ganz gut (hoffentlich morgen auch nochmal, wenn ich von La Paz zurück nach Arica) fahre. Züge sind in Südamerika eher selten, und wenn, dann sauteuer.
Im Nahverkehr gibt es natürlich Taxis, die sogar einigermaßen günstig sind. Dazu kommen Colectivos und Micros, das sind Taxis und mehr oder weniger kleine Busse, die eine feste Strecke abfahren, einen festen Preis verlangen und bei denen man entlang der Strecke beliebig auf- und abspringen kann. Die Dinger gibt es eigentlich überall auf der Welt, in der Türkei heißen die Dolmuş, in anderen Ländern wieder ganz anders. Es ist nicht unbedingt die bequemste Art zu reisen, da man recht eng gequetscht sitzt, vielleicht nicht die sicherste (die wenigstens sind angeschnallt, und gestern in La Paz ging es ganz schön steil runter, sodass ich meinem Vordermann ziemlich wörtlich im Nacken hing; größeres Gepäck wird auf das Gefährt geschnallt), aber wohl die ziemlich günstigste (gestern für die Zwei-Stunden-Fahrt von Desaguadero nach La Paz 15 Bolivianos, 1,50 €).
In Puno habe ich sogar Fahrrad- und Moto-Rikschas gesehen (weiß nicht, wie die in Peru heißen), mit denen kann man dann kurze Strecken fahren, atmet aber auf alle Fälle die Abgase der anderen ein ...

Fotos, wenn die Verbindung besser ist bzw. bei Facebook für meine Freunde.

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