Dieser Post wurde am Tag danach ein wenig erweitert.
So, ich bin sehr müde und geschafft, weil heute ein anstrengender, zudem stressiger Tag war und weil die Mückenstiche immer noch jucken. Aber: Ich habe heute auch sehr viel Schönes gesehen und bin schlussendlich gut in La Paz, Bolivien, gelandet. Bolivien ist mein 67. Land ...
Nach frühem Aufstehen heute Morgen holte mich meine Reisebürotante vom Hotel ab und trug mir den Koffer schneller ins Taxi als ich gucken konnte ... Danach fuhren wir zum Busterminal, wo sie sich um meine Fahrt kümmern sollte. Natürlich fiel meine Fahrt um 7.15 Uhr aus, weil der Motor des Busses kaputt war. Immerhin buchte sie mir einen Ersatzbus, der aber erst um 8 Uhr fuhr.
In den stieg ich nun ein (war gar nicht mal so furchbar schlecht) und wir fuhren nicht gerade superschnell in Richtung Puno. Dabei hatte hatte man eine sehr schöne Aussicht auf den Altiplano, das Hochland zwischen Peru und Bolivien, mal wieder ein ganz andere Landschaft, aber auch durchaus faszinierend. Während der Fahrt erreichten wir auch den höchsten Punkt meiner Reise in Abre La Raya mit 4438 m. Ich glaube, so hoch war ich in meinem Leben an Land noch nie. In gewisser Weise war das also ein Höhepunkt meines Lebens ... Man merkte deutlich, wie die Gespräche mit laufendem Anstieg immer mehr abnahmen, die Leute mehr tranken, mehr husteten. Selbst der dauerlabernde Amerikaner auf der Sitzreihe neben mir hörte auf zu erzählen und machte seiner Freundin damit eine große Freude ...
Von vier verschiedenen Leuten waren mir fünf verschiedene Grenzschließungszeiten genannt worden, und als wir um 14 Uhr immer noch nicht in Puno waren, wurde ich so langsam kribbelig, weil die Angaben über die Grenzschließungszeit zwischen 17 Uhr und 19 Uhr schwankten und von Puno mindestens noch einmal zwei Stunden Fahrt zum Grenzort Desaguadero eingeplant werden mussten.
Jedenfalls kamen wir ziemlich genau 15 Uhr an, mein Gepäck war natürlich ganz hinten im Kofferraum und Busse fuhren auch keine mehr. Ich machte mich also auf den Weg nach den Collectivos, die diese Strecke noch fahren sollte. Dank der freundlichen Mithilfe eines Punoers (?) fand ich relativ zügig das Collectivo-Terminal und sogar einen Collectivo zur Grenzstadt, der auch halb gefüllt war.
Der Collectivo füllte sich und gegen 16 Uhr fuhren wir los. Unterwegs gab es wirklich grandiose Ausblick auf den Titicaca-See. Toll! Ich hatte natürlich den größten und langsamsten Collectivo von ganz Südamerika herausgesucht, sodass wir erst so gegen 18.45 Uhr in Desaguadero ankamen. Von dort war es wenigstens nur ein kurzer Weg zur Grenze. Und, Gott sei Dank war noch auf, und zwar bis 19.30 Uhr (peruanischer Zeit).
So eine Grenze habe ich nie gesehen: Wenn du das willst, kannst du einfach über die Grenze laufen, weil keine Absperrungen, kein gar nichts da sind, nur ein Schild am Straßenrand, dass man sich doch gefälligst zur Einholung von Aus- bzw. Einreisestempeln bei den Grenzern melden soll. Zoll? Nichts zu sehen.
Ich holte mir den peruanischen Ausreisestempel, schlenderte über die Grenze und wurde ums Zollgebäude herumgeschickt (auf meine Frage hin!), um meinen Einreisestempel abzuholen. Entgegen der Auskunft des Auswärtigen Amtes musste ich doch einen dieser bürokratischen Meldezettel ausfüllen, den kein Grenzer der Welt genauer anschaut, aber sei's drum.
Ein paar Meter weiter standen schon die Collectivos, doch durch Zeitumstellung war es schon 20.10 Uhr (bolivianischer Zeit) und außerdem dunkel, sodass keine Wechselstube mehr auf hatte. Mir wurde empfohlen, zurück nach Peru zu gehen und dort zu wechseln, aber das war mir dann wirklich zu heiß. Natürlich, das hätte keine Sau gemerkt, aber am Ende drehen sie dir einen Strick mit illegaler Einreise draus.
Ich ging zu den Collectivos hin und fragte, ob sie auch Pesos oder Dollar annehmen, als sich ein Amerikaner (wie ich dachte) einmischte. Er nahm mich unter seine Fittiche und wir kamen ins Gespräch. Es stellte sich heraus, dass er als Sohn eines Peruaners und einer Bolivianerin (oder andersherum) in La Paz geboren wurde, aber mit 19 nach Boston zum Studium ging und letztes Jahr zurück nach Südamerika kam, um hier zu arbeiten und der Liebe wegen.
Er und seine Frau nahmen mich dann auch (im Taxi) zu meinem Hotel mit; und er wird möglicherweise morgen im Hotel anrufen, damit wir eine Tour durch La Paz machen. Sehr sympathisch, dieser Mensch. Auf dem Weg nach La Paz hatten wir von der "Vorstadt" El Alto einen fantastischen Ausblick auf die hell erleuchtete Stadt. Leider bekam ich meinen Blitz am Fotoapparat nicht so schnell ausgeschaltet, als dass ich das hätte einfangen können. Schade.
Mein Hotel wurde in meinem Uralt-Reiseführer (2004) noch empfohlen, inzwischen liegt zumindest das Bad hart an der Grenze zur Ekelhaftigkeit. Aber ich wollte um 22.30 Uhr nicht noch durch La Paz marschieren, und das Bett ist wenigstens sauber, wenn auch hart. Aber zwei Nächte hier werden mich hoffentlich auch nicht umbringen, zumal ich nur sieben Euro pro Nacht zahle.
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