So, ich bin heute Morgen um 5.15 Uhr aufgestanden (die Viertelstunde Kuscheln habe ich mir gegönnt) und habe geduscht, sodass ich ziemlich genau um sechs Uhr fertig war. Mit meinem Gastwirt hatte ich schon besprochen, dass ich mein Gepäck beim ihm lassen kann, und heute Morgen war sein Sohn oder so da, der mich auscheckte. Nach kurzem Suchen des Schlüssels (ich fand ihn dann in meinem Gepäck ...) verließ ich mit Laptop-Tasche und zwei Plastiktüten (!) bepackt das Hostel. In der einen Plastiktüte war der Reiseführer und was zu trinken, in der anderen Wechselunterwäsche und mein Kulturbeutel. Man braucht ja nicht viel für eine Übernachtung.
Nach erfolgreichem Suchen und Besteigen eines Taxis fuhr mich dieses, unterbrochen von einem Umweg, weil die Straße gesperrt war, zum Bahnhof in Poroy, wo ich noch gut Zeit hatte, da mein Zug erst um dreiviertel acht (7.45 Uhr für Nord- und Westdeutsche) fuhr. Im Zug, von dem man in den dreieinhalb Stunden Fahrt durchaus interessante Aussichten in die Gegend hat, kam ich mit einem offenkundig frisch verliebten, mittelalten US-peruanischen Pärchen ins Gespräch, das mir von ihren Problemen mit der Höhenkrankheit erzählte. Er war gestern sogar in der Klinik, und der Besuch von Machu Picchu stand auf der Kippe, bis er sich nach 15 Minuten Sauerstoff doch noch erholte ... Sie neckte ihn ab und zu mit so einem spöttischen "America is great", worauf er, der Ironie durchaus mächtig, knochentrocken zurückgab: "Yep, America's perfect". Sehr sympathisch, zumal er den Trip heute vor allem deswegen mitmachte, um nicht seinen Schwiegereltern (in spe) sagen zu müssen: "Ja, wir waren in Peru, aber nicht in Machu Picchu, weil ich zu krank war ..."
Nach relativ kurzem Suchen den Berg hinauf fand ich mein Hostel in einer Seitengasse: Sehr schön, sehr sauber, so neu, dass der dritte Stock noch im Bau ist (was man aber nicht merkt!). Frühstück zwischen 4 und 8 Uhr, Check-out bis um 9 Uhr, das habe ich so auch noch selten erlebt, aber ist nachvollziehbar, weil ja doch die meisten, die in Aguas Calientes übernachten, dann morgens früh hoch zum Machu Picchu gehen, wenn die ganzen Tagestouristen noch nicht da sind (und was auch ich so halten werde).
Nach meinem Mittagessen (in der Karte steht 38 Soles für mein Alpaka-Steak, die Schlepperin vor dem Lokal sagt 20 mit Wein, am Ende sind es 20 mit Wein, aber auch mit Steuer, also etwa 24 Soles, weniger als sieben Euro, auch nicht dramatisch schlimm) ging ich dann mit kurzem Stopp im Hotel zwecks Badehoseholen zu den dem Ort den Namen gebenden Aguas calientes, den heißen Quellen. Für 10 Soles Eintritt (plus 3 Soles Handtuchmiete) kriegt man sieben kleine, aber feine Becken, die unterschiedliche Temperaturen haben (ein saukaltes, drei, vier lauwarme, zwei ziemlich warme) und (außer den ganz warmen) nicht wirklich überfüllt sind. Als sich dann aber nach eineinhalb Stunden Genießen in den 30 Quadratmetern des (größeren!) warmen Beckens grob geschätzt ebensoviele Menschen aufhielten, wurde es mir dann doch zu voll, sodass ich nach einem Abstecher in die Bar (die auch durchaus Getränke an den Beckenrand bringt) die fünf Minuten zurück zu meinem Hotel lief.
Ich brachte meine Badehose zurück ins Hotel, ging zum Abendessen (wieso muss man hier in Aguas Calientes immer um die Steuer verhandeln [!], während in Cuzco und Arequipa die Steuer ganz selbstverständlich mit im Preis drin ist?) und trank ein Absackerbier und sitze nun in meinem Zimmer, da ich morgen ja doch früh rauswill.
Als Gruß in die Frauengasse eine kleine Bierkunde: In Chile habe ich bisher nur Escudo (hm, ist ein Lager, aber nicht gerade süffig, eher wässrig) und ein Kross (schwarz, kleine Brauerei, durchaus genießbar) getrunken. Hier in Peru sind die Biere Arequipeña und Cusceña (ich springe zwischen "Cuzco" und "Cusco" immer hin und her, wie man merkt) doch sehr lecker. Ein kleines Bier (330 ml) heißt übrigens "chica", also "Mädchen", das mittlere mit dem krummen Volumen von 620 ml heißt dann "mediana" oder "personal" und das große mit einem Liter oder so, hm, das heißt dann halt "grande". Manchmal, und gerade im Sprechen, ist mit "grande" aber auch das "mediana" gemeint, aber das kriegt man schon hin ...
Bilder: Blick aus dem Zug von Poroy (Cuzco) nach Aguas Calientes (Machu Picchu); Blick aus meinem Hotelzimmer
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