Nein, nicht "cui bono", sondern "cuy bueno", also "Meerschweinchen gut". Das war es nämlich durchaus, als ich heute zum ersten Mal den großen Bruder des europäischen Hausmeerschweinchens verdrückt habe. Sieht, nunja, gewöhnungsbedürftig aus, manche Innereien schmecken auch sehr gewöhnungsbedürftig, aber alles in allem keine Erfahrung, die ich bereue. Freunde werden der cuy und ich aber trotzdem nicht mehr, dafür hat er sich zu sehr dagegen gewehrt, von mir aufgegessen zu werden, unter Aufbringung aller Knöchelchen und Sehnchen. Da lob ich mir das Alpaka-Geschnetzelte, das mein Mittagessen heute dargestellt hat. Schneiden, und gut is.
Aber von vorne: Nach guter Fahrt mit tatsächlich fast 180°-Liege (habe nur mit der Toilettentür gekämpft und den Bussteward fast gewürgt, als er gegen 22 Uhr, als ich schlafen wollte, mit Bingo - ja, Bingo! - anfing) kamen wir überraschend früh heute Morgen gegen 5.30 Uhr in Cuzco an. Mein mate de coca, also Coca-Tee, hatte durchaus eine beruhigende Wirkung, weil ich sogar mal zwei Stunden am Stück geschlafen habe. Ist trotzdem nicht ganz so angenehm wie im Flugzeug, weil ja der Bus ständig bremst und sich auch mal auf eine Kurvenfahrt einlässt, die man dann mitbekommt beim Schlafen, aber zu überleben ist es allemal.
Ließ mich dann von einem Taxifahrer zur Kirche Santa Teresa fahren, weil hier mein Hostel sein musste, was ich aber nicht wirklich fand. Nach einigem Herumirren und Polizisten- und Taxifahrer-Fragen resignierte ich schließlich und setzte mich auf die Plaza de armas. Dort nutzte ich die Internet-Verbindung eines noch nicht geöffneten Lokals und fand dann mit einiger Verspätung doch mein Hotel. Zum Glück war mein Zimmer schon frei, die sehr rührigen Hauseigentümer sprechen zwar kaum Englisch, aber mit meinem grauenhaften Spanisch können wir uns doch verständigen ... Dann war erstmal der Gang unter die Dusche angesagt, zumal mir zu allem Überfluss auch noch ein Vogelviech auf den Kopf ...
Danach Stadtrundgang, und, naja, wow. Allein die Plaza de armas ist toll mit der Kathedrale und, mal wieder, der Iglesia de la compañia, also der Kirche der Jesuiten, deren Altar so zwanzig Meter hoch und komplett golden/vergoldet ist. Auch interessant sind die Überbleibsel der Inka-Kultur. Auf dem zweiten Bild sieht man den berühmten zwölfeckigen Stein, der fugenlos in die Mauer integriert ist (da stehen dann alle davor und fotografieren, ich also auch). Auch die Qoricancha, der Sonnentempel der Inka hier in der Hauptstadt der Inka, war sehr beeindruckend, auch wenn Teile davon in der Santo-Domingo-Kirche verbaut worden sind, sodass heute ein eigenartiges Nebeneinander von Inka- und spanischer Kultur hier rumsteht.
Nach dem erwähnten Alpaka-Geschnetzelten in einer kleinen Kneipe etwas außerhalb des Touristengegend ging ich erstmal heim ins Hotel, weil ich einfach platt war: Mangel an Flüssigkeit in der Höhenlage hier (3.400 Meter) und Wärme waren zuviel für mich. Nach ein, zwei Stunden Pause ging es aber weiter.
Auf dem Rundgang kam mir ein Peruaner entgegen, der mich auf einmal nach einem Blick auf meinen Reiseführer auf Deutsch ansprach, woher ich denn käme. Als ich antwortete, dass ich aus Süddeutschland sei, nicht weit weg von der Schweizer Grenze, fing er an, feinstes Schweizerdeutsch zu parlieren. Ich hab mich schier weggeschmissen vor Lachen ...
Die Inka-Cola hier schmeckt so wie der Reiseführer sagt: nach flüssigen Gummibären. Und damit lecker.
In Südamerika (zumindest ist mir das sowohl in Chile als auch in Peru aufgefallen) scheint es so zu sein, dass an oder in den katholischen Kirchen die Landesflagge und die des Vatikans hängt. Sehr lustig ...
Ich bin jetzt eine Woche unterwegs und habe schon soviel gesehen: Atlanta, Valpaíso, Viña del Mar, einen kleinen Teil von Santiago, die Atacama, Arequipa und jetzt Cuzco. Und es kommt ja noch Einiges!
Apropos: Meine Busverbindung nach La Paz am Samstag wird lustig. Ich habe jetzt erst einmal ein Ticket nach Puno am Titicaca-See und muss dann gucken, dass ich weiterkomme, bevor die Grenze zwischen Peru und Bolivien schließt. Wird schon schief gehen ...
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