So lässt sich die Situation heute Morgen zusammenfassen, nachdem ich den Fehler gemacht hatte, mit dem Uber zum Überlandbus kutschiert werden zu wollen. Die Uber-App verband mich mit einem lokalen Anbieter, was nicht ungewöhnlich ist, zeigte mir dann aber als Abholpunkt eine Bushaltestelle an der Hauptstraße an. Da fluchte ich schon einmal, weil ich meinen Koffer nicht gern die 100 Meter da hoch ziehen wollte, in der schon um 8.30 Uhr nicht unbeträchtlichen Hitze. Jetzt hatte ich das Teil aber nunmal gebucht, also marschierte ich da hoch, wurde von mindestens drei Taxis angehupt, ob ich mitfahren wolle, und stand dann an der Haltestelle doof in der Gegend herum.
Ständig klingelte mein Telefon, mein Fahrer versuchte mich wohl zu erwischen, aber da jede Minute mich 1,50 Euro gekostet hätte (bei drei, vier Euro für die Fahrt), ignorierte ich die Anrufe, zumal die jamaikanischen Taxifahrer gerne mal anzurufen scheinen, um sich zum dritten Mal rückzuversichern, dass die Zeit stimmt. Der Typ kam und kam nicht, also guckte ich dann - nach dem fünften Anruf - doch mal, ob er am Tor meiner Unterkunft steht. Ja, klar, natürlich stand er.
Er gestikulierte wild in meine Richtung, ich gestikulierte wild zurück, das Streitgespräch blieb in der Lautstärke leicht erhöht, aber zivilisiert, und am Ende, als ich drin saß, und wir das Problem eruierten, waren wir uns einig, dass die App Mist gebaut hatte. "Work in progress" sei hier vieles in Jamaika bei solchen App-Anbindungen, also noch ein bisschen Baustelle das alles, und vermutlich kannte die App die Straße zu meiner Unterkunft nicht, sodass sie mir den Abholpunkt anzeigte, während der Fahrer genau wusste, wie er zu meiner Unterkunft kommt.
Am Ende verstanden wir einander, gaben uns die Hand und ich stiefelte zu meiner Busgesellschaft.
Der Check-in ging reibungslos, nur gab mir die Dame keinen Stift, um den Kofferanhänger auszufüllen, sodass ich beim Beladen des Busses dann doch rausgezogen wurde, mir einen Stift von einer Mitpassagierin leihen musste, und auf den Anhänger irgendetwas draufkritzelte, was im Notfall kaum jemand als meinen Namen und meine Telefonnummer hätte entziffern können.
Ich hatte im Kopf gehabt, dass wir auf der Südseite der Insel nach Negril fahren würden, aber es kann sein, dass sie uns mit dem Bus nach Montego Bay zusammengelegt haben, denn in den Bus musste ich umsteigen, auf dass ich am Flughafen in Montego Bay in einen anderen Bus nach Negril umsteigen möge. (Mein Gepäck wurde aber in Montego Bay ohne mein Zutun umgeladen, von daher war mir das fast wurscht.)
Es ging die gleiche Strecke wie auf dem Hinweg zurück, über diese unglaublich grüne und durchaus gebirgige Insel, das Wetter war heute (zumindest auf der Strecke) gut, es regnete praktisch nicht, aber man merkte, dass Werktag war, denn wir kamen etwas später als am Sonntag am Ziel (heute in Montego Bay) an. (Unterwegs hörte ich jede Menge Bob-Marley-Reggae und danach noch ein bisschen von dem, was Amazon Music für Ska und Dancehall hält.) Wir Leute nach Negril mussten eine Viertelstunde auf den Bus warten, in dem gab es weder Stecker noch funktionierendes WLAN (anders auf dem ersten Teil der Strecke im anderen Bus), sodass ich das Samsung-Gedudel meines Handys in Endlosschleife anhörte, um die Amerikaner hinter mir nicht hören und vor lauter lautstark geäußerter Gottesgläubigkeit erwürgen zu müssen.
Auf der Strecke von Montego Bay nach Negril fing es praktisch sofort nach der Abfahrt an zu regnen, und zum Teil waren das ganze Sturzbäche, die vom Himmel fielen. Entsprechend langsam ging es verkehrsmäßig voran, sodass wir mit 30, 45 Minuten Verspätung in Negril ankamen.
Mein Taxifahrer war von dem Geschäft, was er mit mir machte, wenig begeistert, obwohl ich für die 500 Meter zum Hotel gutes Geld bezahlte (aber eben nicht den Preis, den er hatte haben wollen), aber wenigstens war ich einmal so klug gewesen, die Strecke nicht laufen zu wollen.
Als ich ankam, standen schon wieder zwei Gruppen vor mir und ich dachte mir, dass das ja heiter werden könne, als schon ein Mensch von der Rezeption mit Klemmbrett unter dem Arm angetrabt kam, meine Daten abglich, meinen Pass kopierte, während ich die Formulare ausfüllte, mir Schlüssel und Handtuchkarte zulieferte und am Ende ein fettes Lob für diesen sehr schnellen und sehr geschickten Check-in-Prozess kassierte - seht ihr, Jamaikaner, so wird das gemacht!
Mein Zimmer im ersten Stock ist wunderbar, mit abnehmbarem Duschkopf (und gerade so erträglichem Wasserdruck), alles wunderbar, aber ich hielt mich nicht lang auf, sondern ging erstmal an den Strand. Dort trank ich unter einem wunderbaren schattigen Baum zwei Bier, an der Reaktionsgeschwindigkeit können sie noch arbeiten, sonst hätte ich vielleicht in der Zeit auch drei Bier getrunken, aber dass jemand so schnell ein Bier verdrückt, kennen die vielleicht gar nicht ...
Danach ging ich noch kurz schwimmen, wurde von einem alten Gesellen angesprochen, ob ich ein bisschen Ganja, also Gras, kaufen will, ich lehnte ab mit der (wahren) Aussage, dass mein Vater vom Rauchen gestorben sei (dass mein Vater wahrscheinlich nie im Leben Marihuana geraucht hat, muss der Typ ja nicht wissen), und überraschenderweise ließ er mich danach auch sofort in Ruhe ...
Das Wasser ist herrlich hier am angeblichen sieben Meilen langen Strand, hier gefällt es mir schon einmal auf Anhieb.
Jetzt bin ich geduscht und gehe gleich zum Abendessen auf der Terrasse am Strand, nebenan ist noch eine Bar mit Musik, vielleicht trinke ich dort den Absacker, aber darüber berichte ich morgen.
Unterwegs im Inselinneren |
Negril: Blick aufs Meer |
Strand nach links |
... und Strand nach rechts |
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