... oder so. Jedenfalls habe ich meine Hauschefin heute Morgen beim Frühstück so verstanden, als ich ihr erzählte, dass das Erlebnis Dub Club gestern Abend sehr gut war, wenn ich auch ein bisschen etwas anderes erwartet hatte.
Schon die Fahrt hoch zu diesem Club ist ein Erlebnis, weil man zunächst durch das nächtliche (und im Fahrtwind angenehm kühler gewordene) Kingston fährt, dann aber plötzlich abbiegt und über eine enge, schlaglochreiche, kurvige Bergstraße (den Skyline Drive) in die Berge über die Stadt fährt. Ein paar Mal war ich unsicher, ob mein - vom Hotel angeheuerter - Fahrer nicht versehentlich in den Berg reinfährt, aber wir kamen heil oben an - und schon auf der Straße hat man einen fantastischen Blick auf das nächtliche Kingston. Traumhaft!
Nachdem mein Taxifahrer mich herausgeschmissen hatte, wankte ich - ich hatte zwischendurch ja ein paar Stunden Pause gemacht und insgesamt zu wenig getrunken - über die unebenen Stufen hinab, bezahlte neun Euro Eintritt und kam an der Bühne vorbei. Hier spielte - zum Aufwärmen - ein DJ mit lauten (guten) Bässen, aber ich guckte mich weiter um und ging auf die Terrasse, wo es nicht nur Getränke, Essen und Memorabilia, sondern auch diverse Aquarien und einen nochmal fantastischeren Ausblick auf Kingston gab.
Das Publikum war sehr gemischt, von alteingesessenen jamaikanischen Rastafari-Gesellen über diverse Amerikaner, eine Finnin belauschte ich, drei Deutschsprachige (vier, mit mir), zwei Israelis waren dabei und jede Menge Jamaikaner. Nach etwa einer Stunde fingen zwei Jazzmusiker (ich habe ja von Musik leider so gar keine Ahnung, aber das klang für mich wie Jazz) an, sich warm zu spielen, eine weitere halbe Stunde später kamen dann Rastafaris dazu, und am Ende gab das eine wunderbare Mischung zwischen den Reggae- und Jazz-Instrumenten.
Nach dem Konzert wanderte alles auf die Terrasse, ich hielt mich an einem weiteren Bier fest, merkte aber doch, dass der Mann mit dem Hammer sehr deutlich im Anmarsch war (erholsamer Urlaub und so ...) und rief mir meinen Fahrer, auf dass er um 23 Uhr wieder da sei. Punkt 23 Uhr stand er auf der Matte, ich hatte mich vom beschwerlichen Aufstieg über die Treppen auch erholt, und gegen 23.30 Uhr war ich im Hotel (nachdem ich im Taxi bald eingeschlafen war). Ein sehr, sehr interessanter Abend - auch wenn ich keine Fotos von den Musikern gemacht habe, weil das offiziell verboten ist und ich Dussel mich - im Gegensatz zu allen anderen - an dieses Verbot hielt ...
(Die Wikipedia sagt, dass Ska eher ein Vorläufer des Reggae sei, sei's drum, was weiß ich schon ...)
Heute Morgen gab es leider nur den ersatzweise bestellten Chicken Stew zum Frühstück, obwohl ich auf Akee mit Salzfisch gehofft (und das auch primär bestellt) hatte, insgesamt war das Frühstück jetzt nicht so der Burner, das hat meine Madame möglicherweise auch gemerkt, denn für morgen wurde mein Frühstückswunsch nicht abgefragt, da esse ich lieber in der Nähe der Bushaltestelle (oder dann in Negril).
Danach lief ich erstmal wieder in den Supermarkt von gestern und holte mir einen Liter Kakao (der war ratzfatz weggesoffen), einen halben Liter Limonade (die war auch schnell weg) und dann noch eine Flasche Wasser (die teilte ich mir ein bisschen besser ein). Ich hatte gestern echt zu wenig getrunken, was meine Nieren mir auch mitteilten, sodass ich da heute ein bisschen besser unterwegs sein wollte.
Ich lief zum Devon House, wurde von einer Frau überholt, die mich mit ihrem freundlichen "Good morning" zu Tode erschreckte und lief in die große Anlage hinein. Leider wird da gerade generalsaniert, sodass man das Devon House nicht so wirklich gut von der eigentlich gedachten Seite anschauen konnte, viel war auch "restricted area", das war ein bisschen unglücklich.
Ebenfalls unglücklich war, dass - nachdem ich mal ein bisschen Kakao und Limonade weggebracht hatte - kein Wasser aus dem Wasserhahn der Toilette kam. Der Jamaikaner neben mir kannte das Problem und spülte mehrfach, damit der Wasserdruck wiederkomme (?!), aber das half nicht. Da stand ich nur mit meinen eingeseiften Händen. Ich lief Runden, fand nix, entschied mich dann für ein Eis, und siehe da, am Gebäude des Eisstandes war ein Waschbecken mit Seife und Handtüchern.
Wieso man das braucht, verstand ich, als ich versuchte, dort ein Eis zu verspeisen: Das mag einer der besten Eisstände der Welt sein (und das Eis war auch gut), aber die machen da solche Riesenkugeln (ich hatte natürlich vor lauter Unwissenheit zwei Kugeln genommen), dass schon eine Kugel nicht auf das Hörnchen passt, und zwei schonmal gar nicht. Außerdem ist es in Kingston recht heiß, sodass mir die Hälfte des Schokoladeneises auf die Hand tropfte und meinen Arm entlang bis zum Ellbogen (!) lief, von wo es auf meine Jeans tropfte. Na, vielen Dank auch!
Nach dem Verzehr des Eises musste ich erstmal wieder das Waschbecken bemühen, meine Hand und meinen Arm von Schokoladeneis befreien (bei meinem Gesicht klappte das mit dem Befreien nur mittelmäßig), und die Jeans kann ich schön in die Wäsche geben (ich hatte mich heute Morgen schon mit Hühnchen-Soße bekleckert, auf Hemd und Jeans, aber aus dem Hemd habe ich die einigermaßen rausbekommen, sodass ich das Hemd heute noch tragen konnte).
Danach lief ich außen am Gelände des Devon House vorbei, um Fotos von selbigem zu machen, und dann lief ich die eineinhalb Kilometer zum Bob-Marley-Museum. Unterwegs - in Hitze mit nicht geringer Luftfeuchtigkeit, ich schwitzte wie ein Biber - kam ich am Jamaica House, dem Sitz des Premierministers, und am King's House, dem Sitz des Generalgouverneurs, vorbei, bis ich gegen 12.20 Uhr in 56 Hope Road einlief.
Das Bob-Marley-Museum verlangt von Ausländern 25 Euro Eintritt für die Tour, aber das lohnt sich schon, weil wir - entgegen dem Hinweis im Reiseführer - nicht nur eine Stunde, sondern fast zweieinhalb unterwegs waren.
Der erste Stopp wurde bei Bongo Herman gemacht, einem Perkussionisten und Sänger, der anscheinend auch mal Bob Marley begegnet war und mit ihm spielte, jedenfalls hat der Mensch einen eigenen Artikel in der (englischsprachigen) Wikipedia, da muss das ja alles stimmen. Bongo Herman ließ erstmal ein paar Kinder seine Trommel misshandeln, dann drückte er (ausgerechnet) mir (ich stand am weitesten links von ihm) so ein Instrument in die Hand und erläuterte mir, was ich machen soll. Erstens verstand ich ihn mit seinem jamaikanischen Akzent kaum, zweitens fasste ich das Ding schonmal gleich falsch an und drittens bin ich ja - jedenfalls unvorbereitet - so ein richtiger Rhythmuslegastheniker, sodass ich das Ding bald wieder abgenommen bekam. Der (weiße) Amerikaner nach mir war glücklicherweise genauso "confused" wie ich, machte es auch nicht besser und ganz zum Schluss machte der (schwarze) Amerikaner, dem ich in unterschwelligem Rassismus fast automatisch besseres Rhythmusgefühl unterstellte, mit der Ratsche alles falsch: Anstatt ratsch-ratsch-ra-ra-ra-ratsch machte der Dubbel mehrfach ratsch-ratsch-ra-ra-ratsch, sodass Bongo Herman verzweifelt den Kopf schüttelte und die ganze Truppe herzhaft lachte.
Danach ging es in Bob Marleys Haus, wir waren in dem Raum, in dem er bei einem Attentatsversuch 1976 eine Kugel in den Arm bekam (da sind noch zwei Einschlagsstellen im Putz), dann ging es in die obere Etage mit den Wohnräumen, die zum Teil noch so erhalten sind, zum Teil zu Ausstellungsräumen umfunktioniert wurden. Das wäre an sich alles nicht so spektakulär, aber unser (junger) Guide, dem man seine Begeisterung so richtig anmerkte, machte das richtig gut, und im Erdgeschoss wurden - in Bob Marley Tonstudio - die Vibes so richtig beschworen.
Die gemeinschaftliche Gesangseinlage von "No Woman No Cry" und "Buffalo Soldier" war jetzt nicht so richtig das Gelbe vom Ei, weil sich kaum einer so textsicher war, sich jetzt auch hier in den heiligen Hallen zum Affen zu machen, aber spannend war es schon, hier zu stehen, wo der gute Bob viele seiner Alben eingespielt hat.
Zum Schluss ging es in einen letzten Ausstellungssaal, ehe noch ein Film gezeigt wurde, der auch ganz interessant war und unter anderem Interviews mit Bob Marley zeigte. Im Fanshop kaufte ich nix, weil sie keine vernünftigen Basecaps hatten, danach trank ich noch eine Cola im Museumscafé und machte mich wieder auf den Weg.
Ich wollte zu einem Meeresfrüchterrestaurant, aber die Abkürzung, für die Google Maps mir eine Straße angab, gab es gar nicht, sodass ich einen Umweg gehen musste und schließlich an dem schönen Freiluftlokal ankam. Den gewünschten Fisch gab es nicht, also aß ich dann doch Curried Goat, also Curry-Ziege, mit Reis, und dazu meinen Zu-wenig-getrunken-Cocktail aus Wasser, Cola und Bier.
Das jamaikanische Bier und ich, wir werden keine richtigen Freunde, das Red Stripe schmeckt irgendwie komisch, aus der Flasche sowieso und vom Fass auch, das Dragon Stout ist ein bisschen arg stark und war mir zu warm, wenn das richtig kalt ist, versuche ich das nochmal, aber Heineken will ich halt auch nicht trinken, und immer nur Mango- oder Tamarindensaft (die gestern Abend beide sehr lecker waren) ist auf Dauer auch nix fürs Mutters Sohn.
Die Curry-Ziege war überraschend lecker, doch, das muss ich sagen, aber ich habe ja spätestens auf den Seychellen Currys lieben gelernt, da sollte es eigentlich keine so große Überraschung sein.
Jetzt war es aber erst 17 Uhr, aber die Bedienung wollte kassieren, also verließ ich das Etablissement und entschied mich, nach einiger Bedenkzeit, doch noch in eine weitere Kneipe zu gehen. Da versüffelte ich nochmal drei Bier, wollte dann aber nicht auf den Karaoke-Montag warten (zumal Karaoke und ich zuletzt in Wiesbaden mit dem Jockel ja grandios in die Hose gegangen war, als wir nicht wussten, dass es eine zweite Strophe Kid Rocks "All Summer Long" gibt ...) und ging in der Dämmerung - mit einem kurzen Abstecher zum Getränkekaufen - nach Hause.
Jetzt bin ich kurz geduscht und gehe gleich ins Bett, ist ja auch schon halb neun ...
Morgen geht es um 10 Uhr nach Negril, damit nach den sehr interessanten, aber auch anstrengenden zwei Tagen hier in Kingston noch ein bisschen gefaulenzt werden kann.
Devon House |
Bob-Marley-Museum - Einfahrt |
Bongo Herman |
Mural auf dem Gelände |
Bob-Marley-Museum mit Statue |
Einfahrt zum King's House |
Zutritt verboten - dies ist keine Toilette (sondern ein Regenwasserkanal) |
Blick auf das nächtliche Kingston vom Dub Club |
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