Meine Länder

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Freitag, 3. Juni 2022

In Amersfoort die Nerven verloren

 ... habe ich eben, weil ich den IC in Amsterdam schon ohne mich abfahren sah, obwohl ich einen Zug zwei Stunden vor meiner ursprünglich geplanten Verbindung genommen habe. Jetzt scheint aber alles gut zu werden - überziehen will ich den Spannungsbogen ja nicht.

Ursprünglich hatte ich geplant, den IC um 16.40 Uhr von Hannover nach Amsterdam zu nehmen. Dort wollte ich um 21 Uhr ankommen und um 21.28 Uhr weiter nach Brüssel fahren, sodass ich um 23.50 Uhr am Brüsseler Flughafen angekommen wäre. So weit, so gut, doch natürlich hatte ich die Rechnung ohne die Deutsche Bahn gemacht ...

Heute Nacht war in Minden (Westfalen) wohl ein Zug entgleist, sodass die Strecke kaputt war und repariert werden musste. Daher gab es - laut Bahn-App und Bahn-Website - Umleitungen und durchaus resultierende Verspätungen von 60 bis 75 Minuten. Nun gut, ich sprach mit meinem Chef, dass ich schon um 14 Uhr Schluss mache und den IC um 14.40 Uhr nehme. Da hätte ich planmäßig um 19 Uhr in Amsterdam sein sollen, plus 75 Minuten ist 20.15 Uhr, hätte für den 21.28-Uhr-Zug locker gereicht und vielleicht (ich wäre schließlich in Amsterdam) noch für eine Tüte ... Fritten.

Ich stieg um 14.40 Uhr in den Zug (nachdem in letzter Minute das Gleis geändert worden war und ich mich noch beeilen musste) und wurde prompt mit der Ankündigung begrüßt, dass eine Verspätung von 90 bis 180 Minuten erwartet würde. Was, liebe Bahn, soll der Mist? Wenn die Zugbegleiter das einem beim Einsteigen in den Zug ansagen, dann kann man das doch auch in die App und auf die Website schreiben und nicht was von 60 bis 75 Minuten erzählen. Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich mich nämlich nach weiteren Alternativen umgeschaut, etwa der völligen Schnapsidee, von Hannover nach Frankfurt (!) und von dort nach Brüssel zu fahren (wäre mich wahrscheinlich sogar günstiger gekommen, auch wenn ich nicht in die Niederlande eingereist wäre).

Nun saß ich aber also im IC, und der fuhr die Umleitung nach Bremen. Na gut. In Bremen stellte sich heraus, dass die Fahrtrichtung geändert werden muss, aber die Lok musste - gefühlt - erst noch gesucht werden, denn die kam ewig nicht an Land (+25 Minuten). Als sie dann da war, sagte die Zugchefin ungerührt durch, dass ihr System ausgefallen sei und sie irgendeine Zuganmeldung jetzt auf Papier machen müsse - das kostete eine weitere halbe Stunde, es ist unfassbar.

Inzwischen hatten wir ziemlich genau zwei Stunden Verspätung, und es wurde mehr, denn der Lokführer kannte die Strecke nicht und durfte daher nur 100 km/h fahren. Glücklicherweise kannte er die Strecke nach Osnabrück dann besser, aber aus den 120 Minuten Verspätung wurden bis Bad Bentheim 150 Minuten - das waren zwei Minuten mehr als der Unterschied zwischen planmäßiger Ankunft und planmäßiger Abschlussabfahrt. Na super!

Inzwischen war ich auch so weit, dass ich nicht mehr ohne Weiteres nach Köln oder so kam, also musste ich gucken, wie ich jetzt durchkomme. In Bad Bentheim kam die niederländische Besatzung an Bord, die bei Überqueren der Grenze um 19.19 Uhr ansagte, dass in den Niederlanden keine Maske mehr notwendig sei. Die Frauen in meiner Nähe machten sich ein bisschen lustig über die Menschen, die sich panikartig die Maske ausziehen würden, guckten dann aber ein kleines bisschen bedröppelt, als ich genau das machte. Ich hatte das Ding jetzt fünf Stunden angehabt, jetzt hatte ich keine Lust mehr.

Die niederländische Besatzung sorgte aber - jedenfalls bis kurz vor Amersfoort - dafür, dass die Verspätung ein wenig abnahm und ich jetzt so ungefähr sieben Minuten Umsteigezeit haben würde (sieben von ursprünglich 148!). Kurz vor Amersfoort wurde der Zug aber plötzlich langsamer, stand fast und tuckerte dann langsam weiter, sodass wir die schönen vier Minuten Vorsprung, die wir hatten, wieder verloren und noch ein bisschen. Ich guckte nochmal in die Reise-App und sah, dass es eine Verbindung von Amersfoort nach Rotterdam gab, mit der ich quasi das "Amsterdam-Eck" abkürzen würde und in Rotterdam wieder auf den ursprünglich in Amsterdam anvisierten IC aufspringen könnte.

Gesehen, getan, ich stieg in Amersfoort aus, kaufte mir dort noch eine - dringend benötigte - Cola und stieg am gleichen Gleis in den IC nach Rotterdam ein. Ich hatte ein Flexticket, war aber trotzdem nicht unglücklich, dass mich auch in den Zug keiner kontrollierte, denn sonst wären die jungen deutschen Damen, die sich (sehr laut) darüber beömmelten, wie die Niederländer den Ort "Gouda" aussprechen, womöglich noch schräger geworden.

Dieser (niederländische) IC fuhr praktisch exakt pünktlich über Utrecht und Gouda nach Rotterdam, und ich war vor Gouda von der von Grachten durchzogenen Heidelandschaft richtiggehend begeistert. Ja, die Gegend ist ein bisschen arg flach dort, aber schick war das schon!

In Rotterdam stieg ich in aller Ruhe um auf dem sehr geräumigen Hauptbahnhof und wartete auf den - ebenfalls pünktlichen - IC aus Amsterdam nach Brüssel. Ich hatte unterwegs spekuliert, dass der IC in Amsterdam vielleicht warten würde, aber da das die letzte Verbindung war, die für mich okay ist (in der Nacht fährt da praktisch nichts, und der erste Zug morgens würde erst um 7.51 Uhr oder so ankommen, was für den Check-in für eine Flug um 8.30 Uhr zu spät gewesen wäre), wollte ich das nicht riskieren, und ich denke, so im Nachhinein war wenigstens der Umstieg in Amersfoort eine gute Entscheidung.

Der IC nach Brüssel war nicht so wahnsinnig voll, ich hatte mich auch noch im Gesicht gekratzt, sodass ich wie ein abgestochenes Schwein aussah, aber jetzt war alles wurscht, denn ich saß im angestrebten Zug.

Ich war kaum um 22.52 Uhr in Belgien eingereist, als ich - erstmals am heutigen Tag, die Deutschen hatten sich nicht getraut, und in den Niederlanden fährt man ja normalerweise eh mit dieser OV Chipkaart in der Gegend herum - kontrolliert wurde. Der Schaffner konnte mein Handyticket nur bedingt kontrollieren und wischte ein bisschen auf dem Handy herum, aber als er dann sah, dass ich zum Brüsseler Flughafen wollte, war er glücklich - und ich auch. Das WLAN in den niederländischen und belgischen Zügen war jedenfalls heute - noch - schlechter als das deutsche, im IC von Amersfoort nach Rotterdam konnte ich mich nicht anmelden, obwohl es eines gab, im IC von Rotterdam nach Brüssel gab es gar kein WLAN, sehr schräg, aber so musste ich halt über meine Roaming-Verbindung Musik hören, wird schon passen.

Am Flughafen kam ich - Ironie der ganzen Geschichte - genau zu der Zeit an, zu der ich seit Wochen ankommen wollte, nämlich um 23.50 Uhr. Ich spazierte den gesamten Check-in-Bereich des Flughafens ab und sitze jetzt hier im schon ein bissel gespenstischen Bereich, in dem ich morgen ..., äh, heute früh mein Gepäck off-droppen werde. Ich habe eben auf einer ganz ruhigen (und sauberen!) Toilette meine Zähne geputzt, und jetzt verbringe ich die Nacht hier, bis ich so gegen 5.30 Uhr hoffentlich einchecken kann. Dann sehen wir weiter, ob die Belgier wirklich EU-Bürger diskriminieren, weil angeblich die automatischen Ausreisekontrollen nur für Belgier geöffnet sind - da steht das nächste Vertragsverletzungsverfahren, das ich in die Wege leite, an, höhö!

Bis dahin lese ich aber oder gucke Filme oder höre Musik, hier am Flughafen mit superschnellem WLAN (ernsthaft, das ist richtig cool).

Heidelandschaft vor Gouda I

Heidelandschaft vor Gouda II

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