Meine Länder

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Länder in dunkelgrün wurden bereits besucht,
Länder in hellgrün sind fest geplant,
Länder in orange sind in vorläufiger Planung für die nächsten zwölf Monate.

Samstag, 25. Juni 2022

16 in 24

Nein, das ist nicht das neue Lotto-Format, sondern die Schnapsidee, die ich an diesem Wochenende verfolgt habe - soviel zum erholsamen Wochenende nach einer anstrengenden Arbeitswoche, aber das wird den erfahrenen Blogleser ja eher nicht überraschen.

Ich machte heute früh Feierabend und fuhr nach Hamburg zu obligatorischen Matjes- (und heute mal wieder Krabben-)Brötchen essen. Unterwegs kam mir die Idee, dass ich ja eigentlich heute die schon seit einiger Zeit angedachte Alle-Bundesländer-in-24-Stunden-Tour machen könnte.

Der Zug nach Hamburg hatte - wie sollte es anders sein? - Verspätung, sodass ich nicht so ganz wahnsinnig viel Zeit hatte, um zur Hafenstraße in St. Pauli zu fahren, aber am Ende reichte es, um gemütlich ein Astra und zwei Brötchen zu verdrücken, ehe ich mit Bus und Regionalbahn über Lübeck (da war die Hölle los!) nach Herrnburg tuckerte.

Zum ersten Mal in den 16 Monaten, in denen ich jetzt eine Bahncard 100 habe, war ich damit in Mecklenburg-Vorpommern, das war auch das letzte Bundesland, das ich noch nicht besucht hatte.

Ich hielt mich eine knappe halbe Stunde in Mecklenburg-Vorpommern auf, denn um 20.44 Uhr sollte es schon zurückgehen, um 20.49 Uhr fuhr der Zug tatsächlich ab, und um 20.50 Uhr überquerten wir die Grenze zwischen Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein, womit meine 24 Stunden zu laufen begannen.

Nach dem Umsteigen in Lübeck kamen wir um 21.42 Uhr (52 Minuten nach Start der Uhr) in Hamburg und damit im dritten Bundesland der Reise an. Ich fuhr vom Hauptbahnhof nach Altona, um mir dort - der Zug fuhr in Altona los - einen guten Platz zu sichern. Es war ruhig, bis zum Hamburger Hauptbahnhof, als eine hochgradig unkoordinierte Schulklasse den Waggon enterte, erstmal komplett unqualifiziert in der Gegend herumstand, jetzt aber wenigstens - ich habe laut Musik in den Ohren - die Musik nicht übertönt ...

Um 23.03 Uhr (2:13 h nach Start der Uhr) kamen wir in Niedersachsen (Land Nr. 4) an, um 23.36 Uhr (ich war 2:46 h unterwegs) in Bremen (Land Nr. 5). Dort stiegen die spanischsprachigen Menschen, die mir gegenüber saßen und sich auch nicht wirklich leise unterhalten hatten, aus, sodass ich wieder die Beine ausstrecken konnte.

Um 23.53 Uhr waren wir wieder in Niedersachsen, fuhren um 0.22 Uhr für eine Minute durch Nordrhein-Westfalen (Land Nr. 6), nur um gleich wieder nach Niedersachsen zu fahren, denn der nächste Stopp war in Osnabrück. Um 0.52 Uhr waren wir dann endgültig in Nordrhein-Westfalen, und es ging durch die diversen Großstädte dieses Bundeslandes bis nach Köln.

Dort hätte ich mich eigentlich entscheiden müssen, ob ich bis Koblenz im Zug sitzen bleibe (der Zug blieb in Köln erst einmal planmäßig 45 Minuten stehen) oder in den (schnelleren) ICE nach Frankfurt umsteige. Das Umsteigen würde ein bisschen knapp werden, und so kam es auch, weil wir pro Haltestelle (mit zehn Minuten Fahrt dazwischen) ein bis zwei Minuten verloren, sodass der ICE nach Frankfurt nicht wartete.

Ich blieb also in "meinem" ICE sitzen bis Koblenz, und was nachts im ICE abgeht, ist wirklich spannend: Erst kam ein Mann mit einem Dreirad rein, setzte sich zu mir an den Tisch, zog sich die Schuhe aus, ließ dabei das Dreirad im Gang herumstehen, ging dann weiter mit seinem Dreirad, aber ohne Schuhe, kam dann aber, wohl, nachdem er das Dreirad verstaut und einen besseren Platz gefunden hatte, wieder zurück und holte seine Schuhe. Währenddessen standen wir, weil die - in diesem Zug zahlreich vertretenen - DB-Security-Leute wohl einen Fahrgast aus dem Zug beförderten. Ich habe nicht mitbekommen, worum es ging, aber in dieser Dichte habe ich das tagsüber nicht oft erlebt ...

Der Rauswurf fand kurz vor der Grenze zwischen Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz statt, sodass wir erst um 4.35 Uhr und somit nach sieben Stunden und 45 Minuten seit Beginn der Zeitmessung in Rheinland-Pfalz und dem 7. Land heute ankamen.

Im Morgengrauen ging es ein kleines Stück am Rhein entlang (das sah sehr schön aus), und als ich in Koblenz um kurz nach fünf Uhr ausstieg, war es da schon richtig hell. Ich frühstückte sehr gesund mit Spezi und Fleischkäsebrötchen, wanderte ein bisschen auf dem Bahnhofsvorplatz herum und setzte mich dann schon bald in den bereitstehenden Regionalexpress nach Saarbrücken. 

Die Fahrt im jedenfalls nicht überfüllten Zug entlang von Mosel und Saar war auch heute wieder ganz wunderbar, was der Rotzbesoffene, der mit einer angebrochenen Flasche Champagner in den Zug getorkelt kam und ihn bald wieder verließ, vielleicht nicht ganz so eindeutig (oder aber doppelt!) wahrgenommen hat ...

Der Zug pendelte zwischen einer Minute zu früh und einer Minute zu spät, sodass ich den normalerweise nicht ganz bequemen Anschluss in Saarbrücken auf den ICE dann doch sehr bequem erreichte. (Achso: Saarland, Land Nr. 8, erreicht um 8.01 Uhr!)

Mit dem ICE ging es dann nach Kaiserslautern (Wiedereinreise nach Rheinland-Pfalz so gegen 9.21 Uhr), und dort warteten Jessi und Christian auf mich. Wir hatten uns seit März nicht mehr gesehen, dementsprechend freute ich mich, dass die beiden die spontane Aktion mitmachen konnten. "Aktion", denn ich wurde nicht nur mit Brezeln, Bier und Wasser versorgt, sondern die beiden begleiteten mich auch in der S-Bahn nach Mannheim. Im Rhein ist die Landesgrenze zu Baden-Württemberg, und dieses Land Nr. 9 wurde um 11.08 Uhr erreicht.

Wir verabschiedeten uns in Mannheim, die beiden fuhren zurück nach Kaiserslautern, ich setzte mich in den Zug zum Frankfurter Flughafen. Ich Held hatte es beschrien, indem ich Jessi und Christian gesagt hatte, dass die Bahn bisher (seit Beginn des 24-Stunden-Zeitraums) sogar halbwegs okay unterwegs gewesen wäre - jetzt waren nämlich Personen im Gleis. Na super ...

Wir kamen mit Verspätung in Mannheim und ich hatte in Frankfurt zwischenzeitlich 0 Minuten zum Umsteigen. In Hessen kam ich um 11.40 Uhr an (Land Nr. 10), in Frankfurt am Flughafen um kurz nach 12 Uhr, und ich musste den Bahnsteig wechseln. Ich lief zügig, lief an etlichen noch blockierten Türen vorbei und kam schließlich im Bordbistro zum Sitzen, weil sonst alles voll war ... 

Um 12.39 Uhr kamen wir in Bayern, also, öhm, in Franken an, sodass das Bundesland Nr. 11 erreicht war, und das 15 Stunden und 49 Minuten nach dem offiziellen Startzeitpunkt.

Im Bordbistro ließ ich es mir mit Cola und Bierchen recht gut gehen, auch wenn der Mann mit dem Hammer mich schon sehr intensiv suchte. Den Anschluss in Würzburg hätte ich mit Rennen und so vielleicht erreicht, aber dann hätte ich auch das zweite Bier herunterstürzen müssen, das wollte ich nicht mehr. Daher blieb ich bis Nürnberg im Zug sitzen, aß dort noch "3 im Weggla", also drei Nürnberger Rostbratwürstchen, und schlenderte mit dem Brötchen in der Hand zum Gleis. Dort fuhr gerade ein (früherer) Zug nach Erfurt ein, und da ich in Erfurt zum einen eh umsteigen musste und zum anderen dann wieder einen Wursttag veranstalten könnte, stieg ich in den früheren Zug ein.

Ich fand auch in diesem Zug einen guten Sitzplatz, allerdings war der Zug ein bisschen verspätet, sodass es nicht für eine Thüringer Bratwurst am Erfurter Bahnhof reichte. Der Freude über das 12. Land heute (15.54 Uhr, nach 19 Stunden und vier Minuten) tat das aber definitiv keinen Abbruch.

In Erfurt stieg ich in den letzten Zug der Rekordfahrt ein (von Erfurt nach Berlin; die Fahrt von Berlin zurück nach Hannover am Schluss ist jetzt schon außer Konkurrenz), und die vital statistics lauten:

  • Sachsen-Anhalt, Land Nr. 13, erreicht um 16.44 Uhr, nach 19 Stunden und 54 Minuten
  • Sachsen, Land Nr. 14, erreicht um 17.03 Uhr, nach 20 Stunden und 13 Minuten 
  • (nochmal Sachsen-Anhalt)
  • Brandenburg, Land Nr. 15, erreicht um 18.16 Uhr, nach 21 Stunden und 26 Minuten 
  • Berlin, Land Nr. 16 (juchhe!), erreicht um 18.38 Uhr, nach 21 Stunden und 48 Minuten
Bescheuert? Klar! Aber auch total cool, das hat wirklich Spaß gemacht, natürlich auch, weil Jessi und Christian sich so kurzfristig zum (stückweisen) Mitfahren entschieden haben ... Richtig viel habe ich natürlich nicht gesehen, vor allem - logisch - in der Nacht, aber auch tagsüber habe ich - gerade nach dem Urteil des US-Supreme Court gestern - ab und zu mal auf den Rechner und nicht auf die Landschaft geguckt (und Blog wollte ich ja auch noch - quasi live - schreiben!).

In Berlin habe ich noch - bei total schwülem Wetter - dem Kanzleramt einen Besuch abgestattet, aber meinen üblichen Spaziergang abgekürzt und bin von der U-Bahn-Station Bundestag zurück zum Hauptbahnhof gefahren (eine Currywurst habe ich in Berlin aber natürlich verspeist!).

Jetzt bin ich auf dem Heimweg nach Hannover, da komme ich in knapp zwei Stunden an, und dann dusche ich erst einmal zwei Stunden, glaube ich, heiß und kalt und alles durcheinander ...

Ein paar Fotos gibt es dann doch:

Startpunkt in Herrnburg, Mecklenburg-Vorpommern, gestern, 20.49 Uhr

Saar oder Mosel, weiß ich nicht mehr genau (1)

Kurz vor Leipzig: Das habe ich heute gemacht

Berlin, Bundestag, U-Bahn

Saar oder Mosel, weiß ich nicht mehr genau (2)

Dienstag, 21. Juni 2022

"Es geht mir gut"

So lautet eines der bekannteren Lieder von Marius Müller-Westernhagen (so bekannt, dass sogar ich es kenne), und es wird wohl höchste Zeit, dass ich hier Entwarnung gebe, denn ich habe doch ein paar mehr treue Leserinnen und Leser als gedacht. Eigentlich war dieser Blog ja gedacht, einst 2009, für meine Mutter, meine Schwägerin und meinen Bruder, damit die verfolgen können, was ich so anstelle in der Weltgeschichte, inzwischen lesen nicht nur (aktuelle und ehemalige) Kolleginnen und Kollegen mit, sondern auch der immer mal wieder hier erwähnte Schnitzer-Wirt (bzw. dessen Frau) und einige der Damen, die morgens mit meiner Mutter zum Frühschwimmen antreten.

Also, nachdem viele Leserinnen und Leser besorgt bei meiner Mutter oder bei mir nachgefragt haben: Es geht mir gut, und insbesondere geht es meinem Fuß wieder gut. Ich war zwar die letzten Tage nicht wandern (was bei der Hitze auch sonst nicht so wahnsinnig clever gewesen wäre, denke ich), und ich war noch nicht einmal in der Schweiz, aber ich habe meine Ersatzoma und meine Ma am Samstag in "Die Halde" in Oberried, in der Nähe des Schauinsland, entführt, auf dass wir da lecker essen. Und lecker gegessen haben wir definitiv!

Damit wir alle etwas Gutes trinken konnten, fuhren die Damen mit dem am Vortag nach meiner Ankunft aus Hannover noch am Bahnhof in Rötenbach aus dem Automaten gelassenen Neun-Euro-Ticket mit mir mit dem Bus von Bonndorf nach Neustadt, dann mit der S-Bahn hinunter nach Kirchzarten und schließlich mit dem Bus wieder hoch zur Halde.

Als Vorspeise gab es für meine Ma einen leckeren Salat, für mich ein gar fantastisches Forellentatar. Zur Hauptspeise wurden Atlantik-Wolfsbarsch, Zwiebelrostbraten und Rehnüssle verspeist, und zum Dessert gab es Schwärzwälder Kirschtorte, Zitroneneis mit Wodka und einen ertrunkenen Espresso, was auf Italienisch als "Espresso Affogato" viel besser klingt, denn da war Espresso, eine Kugel Vanilleeis und ein Whiskey-Likör drinnen.

Da es ein ganz unsägliches Freiburger Biergesöff gab - das gan ter selber trinken, der Braumeister! -, stiegen wir um auf Rosé (ich, Wein, jawoll!), der von Tannenzäpfle beim Umstieg in Kirchzarten auf dem Hin- und Rückweg umrahmt wurde ... (Zäpfle schmeckt nämlich, und Bier git Kraft!)

Der Heimweg war ein mittelprächtiges Abenteuer, denn nach dem Beinahe-Hitzschlag in Kirchzarten (die Halde liegt auf angenehmen 1.100 Metern, da waren es keine 36 Grad wie unten im Tal!) fiel der angepeilte Zug aus (kaputt!) - wir fuhren dann mit dem nächsten Zug nach Seebrugg anstatt nach Neustadt, stiegen dort in den Bus nach Rothaus um und dort dann wieder mit diesem saumäßig engen Anschluss (auch wenn der Bus eh wartet) nach Bonndorf.

Wir stiegen am Rathaus aus, verspeisten noch einen Absacker im "Kranz" und hatten dann glücklicherweise den Sonntag zum Erholen, mit Schwimmen und leckerem Frühstück im Schwimmbad und dem Seriengucken im Bett - herrlich!

Jetzt bin ich auf dem Weg nach Hannover, am Wochenende will ich mich ein bisschen erholen, wobei das bedeuten kann, dass ich ein bisschen in der Gegend herumfahre (vielleicht an die Ostsee, vielleicht nach Zittau ins deutsch-polnisch-tschechische Dreiländereck, denn in Polen und Tschechien war ich dieses Jahr noch nicht ...), mal sehen ...

Am Wochenende danach bin ich bei Wiesbaden zu einem Geburtstag eingeladen und plane, am Vorabend mal wieder das Sherry unsicher zu machen, am Wochenende darauf bin ich in zum Fischmarkt in Stuttgart (und bei Schwägerin und Bruder zu Besuch), am 16./17. Juli dann in England, das Wochenende darauf in Kaiserslautern und am letzten Juli-Wochenende zum weltberühmten Bonndorfer Schlossfest.

Freunde kommen Anfang September zu Besuch, und die Woche davor will ich eigentlich nochmal weg - Flüge sind ziemlich teuer, Usbekistan/Tadschikistan ginge, aber Tadschikistan will im Moment noch PCR-Tests bei Ein- und Ausreise, Malawi auch, und da sind die Flüge richtig teuer, noch teurer ist fast nur die Mongolei, Gabun ginge, aber da würde meine Ma gerne mit wegen Elefanten und Gorillas, das muss ich ein bisschen schieben, und so gibt es kein richtiges coronatestfreies, neues, einigermaßen günstig erreichbares Land im Moment, aber ich hoffe, dass sich das noch kurzfristig ändert ...

Joa, und dann naht fast schon wieder der Jahresabschluss, da wird - außer vielleicht einem Budapest-Wochenende zum Baden oder einem Istanbul-Trip zum Fährefahren - nicht so wahnsinnig viel sein mit Urlaubmachen, aber dann muss ich womöglich ein paar Tage wieder nach 2023 mitnehmen ... Das werde ich aber bestimmt berichten.

Samstag, 11. Juni 2022

Ein mühsames Geschäft

... war es heute (und das ist dann aber auch der letzte Jammer-Eintrag), von Brüssel nach Hannover zu kommen, aber da ich diese Zeilen im Zug nach Hannover vorschreibe, hoffe ich, dass da nicht mehr zu viel schiefgehen wird.

Erst einmal muss ich ein großes Lob loswerden, an die Freunde von TUIfly Belgium. Wie sich sowohl die Bodencrew in Montego Bay als auch die Flugbesatzung um mich gekümmert haben, mit Rollstuhl, mit Schmerztabletten, das war super. Ich spiele gern Ekel Alfred, wenn mir was nicht passt, aber dann muss ich auch mal loben, wenn Leute die berühmt-berüchtigte "Extrameile" gehen. Dass nicht alles hundertprozentig geklappt hat, dass sie mich dann beim Boarding kurzzeitig vergessen haben (aber dann kamen schnellstens gleich zwei Rollstühle angefahren ...) und dass, wenn ich keinen Assistenzdienst in Brüssel bestelle, natürlich auch keiner da ist, alles geschenkt, bei dieser Kurzfristigkeit, mit der wir alle operieren mussten. Mir kommt es hier auf das Erkennen der Notlage an, und das fing bei der jungen Bodenpersonaltante in Montego Bay an und hörte gar nicht mehr auf. Jetzt hätte ich fast ganz dick aufgetragen und was vom "Glauben an die Menschheit" erzählt, so viel Tränendrüse muss nun auch wieder nicht sein, aber so in die Richtung ging es dann schon, auch wegen des glatzköpfigen, tätowierten Belgiers, der mir bei der Gepäckausgabe mit dem Koffer helfen wollte, und der jungen Russin, die mir den Koffer in den Zug wuchtete. Herzlichen Dank!

Beim nochmaligen Lesen des gestrigen Blogeintrags ist mir aufgefallen, dass man den möglicherweise so missverstehen könnte, dass ich Rollstuhlfahrer insgesamt für lächerlich hielte - keineswegs war das meine Absicht! Ich wollte nur zum Ausdruck bringen, wie hilflos ich mich fühlte, weil ich keinen einzigen Schritt schmerzfrei gehen konnte, und das alles wegen so eines blöden geschwollenen Knöchels.

Nachdem ich mich also beim Boarding in die Reihe gestellt hatte und mit meinem Humpeln und meinem leidenden Gesichtsausdruck (ja, jetzt zelebriere ich das auch ein bisschen, bin ja schließlich ein Mann!) die Check-in-Tante zur Frage, ob ich der "wheelchair passenger", also der Rollstuhl-Passagier, sei, veranlasst hatte, nachdem dann blitzschnell aus allen (naja, aus zwei Richtungen) Rollstühle angefahren kann, nachdem ich beim Boarding gesagt bekam, ich müsse nicht in meine hinterletzte Reihe, sondern könne mir - der Flieger sei leer, das sah beim Auswählen der Sitzplätze gar nicht so aus - eine Reihe aussuchen, kam ich dann in einer schönen Dreierreihe am Flügel zum Sitzen. Hier konnte ich mich ausbreiten, hier lag ich mal in die eine Richtung (Beine angewinkelt), mal in die andere Richtung (auch hier Beine angewinkelt), mal saß ich gegen die Wand des Flugzeuges gelehnt (aber leider auch gegen die nicht hochklappbare Außenrückenlehne), es war die zweite schlechte Nacht in Folge, aber am Ende schlief ich - die Augen auf meine eigene Rückenlehne gerichtet - sogar ein oder zwei Stunden. Glaube ich. Und werde mich morgen auch deswegen kaum bewegen können. Glaube ich.

Ich bekam dank der freundlichen Flugbegleiterin zwei Paracetamol-Tabletten verpasst, mit denen es ein bisschen besser wurde, aber 2 x 500 mg Paracetamol im Abstand von sieben Stunden hauen bei mir Ochsen halt auch nicht so richtig rein.

Als wir dann gelandet waren, war eben die nicht bestellte Assistenz auch nicht da, die Damen boten mir an, eine zu bestellen, aber das könne dauern, und am Ende - sportlicher Ehrgeiz und so, ich Vollidiot - entschied ich mich, es einfach zu probieren.

Ich hätte es sein lassen sollen, denn als ich an der Passkontrolle ankam, schwitzte ich wie ein - welches Tier hatte ich heute noch nicht? - Kamel, dass ich mich wunderte, nicht wegen Corona-Verdachts rausgezogen zu werden. Die elektronische Einreise der Belgier und ich werden keine Freunde mehr, denn wieder musste der Grenzer mich manuell freigeben, aber das ging wenigstens schneller als bei der Ausreise, dann humpelte ich weiter zur Gepäckausgabe.

Eine sehr freundliche Frau sprach mich an und bot mir an, noch etwas zu trinken zu holen für mich, aber ich lehnte dankend ab, lief zur Gepäckausgabe, als mein Koffer auch schon in Sicht kam. Ich fluchte und humpelte zum Gepäckband, der tätowierte Glatzkopf fragte mehrfach auf Flämisch, ob ich Hilfe bräuchte, aber am Heben liegt das Problem ja an sich nicht, wie ich feststellte.

Der Zoll wollte nix von mir (dann wäre ich, glaube ich, auch vollends zusammengebrochen), und nach zwei weiteren Erholungspausen kam ich am Ticketautomaten an.

Aus unerfindlichen Gründen war es günstiger, die Fahrt Flughafen - Brüssel-Nord und Brüssel-Nord - Aachen (ab Aachen fuhr ich wieder mit der Bahncard 100) getrennt zu buchen, so sparte ich am Ende mindestens fünf Euro, auch wenn ich für die kurze Strecke immer noch genug bezahlte.

Ich verließ mich auf die Gleisanzeige der (deutschen) Bahn-App und war verlassen, aber da war ich vielleicht auch ein bisschen selbst schuld, denn dass die fremde Gleisanzeigen aktualisieren, kann man vielleicht nicht erwarten. Also musste ich wieder mit dem Fahrstuhl von Gleis 3 hoch, zum Gleis 1 fahren und dann mit dem Fahrstuhl runter. Aua.

Das Einsteigen in den Zug klappte mit Hilfe der (vielsprachigen) Russin gut, aber als ich dann in Brüssel-Nord ausstieg, streikte alles. Der rechte Fuß - geschwollen, aua; der linke Oberschenkel - überbeansprucht, aua. Ich stand da, kam nicht vor und nicht zurück und überlegte, mich einfach auf den Boden zu legen und zu warten, was passiert. (Jetzt kann ich darüber lachen, aber in dem Moment war mir definitiv nicht nach Lachen.)

Ich humpelte also zum Aufzug, lief in der Unterführung zum anderen Aufzug und fuhr hoch. Da war zum Glück eine Bank in erreichbarer Entfernung, und auf die setzte ich mich für die folgende Stunde. Ich sah den ICE, mit dem ich fahren wollte, auf dem Hinweg nach Brüssel-Süd und erkannte, dass meine Position strategisch günstig am Ende des Zuges sein würde.

Der Zug kam pünktlich, ich erwischte auch den Einstieg ganz gut, das passte alles, und ich fand auch einen Platz. Bei Überschreiten der deutschen Grenze zog ich mir auch die Maske an, und bis Köln ging alles glimpflich.

In Köln kamen wir auch nahe bei den Aufzügen zum Stehen (da hatte ich bisher einigermaßen Glück gehabt), und ich wollte noch in die Apotheke am Kölner Hauptbahnhof. Nur, die fand ich nicht auf Anhieb. Der Humpelotto humpelte aber weiter, und siehe da: "Apotheke"!

Die Apothekerin fragte - anders als die Stewardess im Flieger - nicht nach Allergien und Alkoholkonsum in den letzten Stunden, sondern drückte mir einfach Ibuprofen in die Hand und ließ mich in Ruhe (danke!). Ich lief - im Kölner Bahnhof ist ein kleiner Anstieg, den man als normaler Fußgänger gar nicht wahrnimmt, aber für mich war das heute fast der Mount Everest - zu meinem Gleis, das gerammelt voll war, weil gerade eine Regionalbahn angekommen war.

Ich fand dann aber auch einen Sitzplatz am Gleis und später in der Bahn auch, nur war der "ggf. freigeben" und natürlich kam da einer, der kurzfristig reserviert hatte. Ich hatte meinen Koffer schon ins Gepäckfach über den Sitzen gewuchtet (das Heben war ja nicht das Problem, an den Armen habe ich ja nix), da blieb er auch, denn ich verzog mich ins nahegelegene Bordbistro und blieb hier praktisch bis Hannover. Ich trank hier erstmal Wasser, Cola und Apfelschorle im Akkord und bestellte am Schluss noch eine Currywurst, die keine Offenbarung war, aber auch nicht furchtbar.

Inzwischen schlugen die beiden Ibuprofens auch ganz gut an, sodass ich mich langsam, auch noch humpelnd, aber nicht mehr mit diesen Monsterschmerzen zur Stadtbahn begab und mich dann von der Haltestelle auch noch in die Wohnung bugsierte. Einmal musste ich aufpassen, dass ich nicht rücklings von der Treppe purzle - das hätte gerade noch gefehlt -, aber auch diese Situation überstand ich (nach heute fühle ich mich fast unbesiegbar, höhö).

Zwischenzeitlich hat jetzt auch der Familienrat getagt und mir eine formelle Rüge ausgestellt, aber das war mir grad egal, denn ich ging erstmal duschen, schockfrostete den Fuß und jetzt sitze ich hier im Wohnzimmer, Fuß hoch, mal sehen, wann aus dem Elefantenfuß wieder ein menschlicher wird.

Oh Mann, das war heute wieder eine wirkliche Achdorf-Aktion, der Schnitzer-Wirt sagt: "Der fliegt nie wieder." Aber damit liegt der Schnitzer-Wirt ziemlich sicher falsch, denn schon in fünf Wochen geht es nach England zur Frauen-EM (wenn mir nicht das prognostizierte Sommerchaos an den Flughäfen in die Quere kommt).

Es war aber, wenn vom etwas unschönen Heimflug absieht, eine wunderbare Reise - ich habe viel von Jamaika gesehen, nicht nur die Strände, sondern auch die unglaublich grünen Landschaften in der Inselmitte und das moderne Kingston, ich habe - sehr bewusst - viel jamaikanisches Essen zu mir genommen und es nie bereut, ich habe viel jamaikanische Musik erlebt und über sie erfahren (auch auf dem Rückflug hatte ich die meiste Zeit Bob Marley im Ohr).

Das war richtig, richtig schön - und es gibt ja noch so viel zu sehen: Schnorcheln war ich nicht einmal, in den Blue Mountains war ich nicht, in Kingston auch nicht in den alten Stadtbezirken, Ocho Rios und viele andere, für ihre schönen Strände bekannten Ortschaften müsste ich mir nochmal angucken. Das Fortkommen mit Knutsford war wunderbar, die Busse fahren pünktlich, man kommt - außer bei dem Unwetter auf dem Weg nach Negril - pünktlich an, das WLAN funktioniert meist, Stecker gibt es meist ebenso im Bus, das ist richtig gut, mit denen zu reisen (auch wenn ich mir durchaus zutrauen würde, in Jamaika auch selbst zu fahren, sooo schlecht sind die Straßen nicht).

Ich werde nach dieser Erfahrung zukünftig mehr darauf achten, Schmerztabletten in den Kulturbeutel zu packen (ist auch eine Auflage des Familienrates), dann klappt das auch mit den Heimflügen ... (Und ich bin richtig froh, morgen noch einen freien Tag zu haben, weil ich jetzt zwei Nächte nicht wirklich gut gepennt habe.)

Over and out für Jamaika, war wirklich sehr schön. 

Freitag, 10. Juni 2022

Komplett lächerlich

... kam ich mir heute vor, denn ich ließ mich tatsächlich im Rollstuhl durch den Flughafen transportieren - mein Fuß tut so dermaßen weh, dass ich nicht wirklich auftreten kann, es ist zum Heulen. Für den Weg vom Bett ins Bad habe ich gefühlt fünf Minuten gebraucht, und weil ich Intelligenzbestie weder Schmerztabletten dabei habe noch eine Apotheke gefunden habe, tut das halt weiterhin weh.

Den Abschlussschwimm und das Frühstück habe ich dementsprechend heute Morgen abgeblasen, weil ich sonst nicht fertig geworden wäre, und zu allem Überfluss war das Wasser in der Dusche nur die ersten drei Sekunden wirklich kalt, dann wurde es - egal, in welcher Position der Temperaturhebel war - deutlich wärmer, sodass das auch nicht richtig Kühlung versprach.

Die Leute, egal ob im Hotel, mein Taxifahrer, die Leute vom und im Bus oder die Leute am Flughafen, waren alle zuckersüß und sorgten sich - glaube ich - ernsthaft um mich, Herrje, selbst die Taxifahrer am Flughafen guckten mich zerknirscht an ... Beim Aussteigen war ich zu allem Überfluss noch über meine eigenen Flipflops (andere Schuhe kriege ich heute nicht über den rechten Fuß gezogen) gestolpert und dachte, ich hätte die zerstört, aber ein freundlicher Taxifahrer baute den verunfallten Flipflop wieder zusammen ...

Alles in allem also ein sehr unglücklicher Abschluss der Reise, aber ich bin trotz allem zuversichtlich, dass ich es überleben werde, und das letzte Mal in der Karibik schwimmen werde ich gestern hoffentlich auch nicht gewesen sein.

Jetzt sitze ich am Flughafen, habe mir dooferweise den Rollstuhl abnehmen lassen, sodass ich ziemlich immobil bin, aber ich hoffe, dass ich im Flieger dann doch ein bisschen schlafen und mich erholen kann. Achso, schlafen konnte ich heute Nacht im Hotel kaum, nicht nur des Fußes wegen, sondern auch, weil so ein bekloppter Vogel die ganze Zeit eine Partnerin oder einen Partner anlocken wollte und alle drei Sekunden ein Piepen von sich gab ...

Ein bisschen zu lachen hatte ich heute aber doch:


Ein Kandidat für den Darwin Award

... war ich heute, aus vielerlei Gründen. Der Darwin Award ist ein sarkastischer Preis für jene unglücklichen Zeitgenossen, die sich durch ihre besonders doofen Aktionen aus dem Genpool zurückziehen, indem sie bei diesen Verrichtungen entweder ihr Leben oder zumindest ihre Zeugungsfähigkeit verlieren.

Jedes Kind weiß, dass man sich bei Gewitter möglichst ins Gebäude zurückziehen und keinesfalls schwimmen gehen soll. Joa, was macht der blitzgescheite Autor heute, als er (im Zimmer) hört, dass es erst kracht (Donner, kein Schuttabladen, wie ich zuerst dachte) und dann regnet? Ja, klar, er wirft sich in die Fluten des tropischen Gewitters und geht ins Meer schwimmen!

Ich war tatsächlich der Ansicht, dass der Donner von einer Baustelle nebenan kam, und das mit dem Schwimmen im Regen und dem Spaß daran habe ich ja schon öfter erklärt. Aber als es dann, während ich im Meer war, weiter donnerte (und so viel Schutt kann es gar nicht geben), entstieg ich dann doch zügig den Fluten, zog mich wieder an und ging zurück auf mein Zimmer. Held, Mann ey!

Der Tag heute begann schon nicht gut, denn als ich heute aufwachte, tat mir der Fuß mal wieder weh. Ich werde in den letzten Tagen zu wenig getrunken haben, zudem hatte ich mir meine Kontaktlinse zerrupft, aber das erst einen Tag später gesehen, Entzündungen über Entzündungen in meinem Körper, da stimmt die Gicht im Fuß halt mit ein.

Ich humpelte also zum Frühstück, aß lecker Callaloo (das ist wirklich lecker, vor allem mit den Beilagen, auch wenn es einzeln ein wenig gewöhnungsbedürftig schmeckt), trank viiiiel Wasser und wieder ein Ginger Beer, ging wieder ins Zimmer, holte mein Zeug und machte es mir - jetzt doch - am Strand gemütlich.

Ich lag da im Schatten unter dem großen Baum, das Handtuch über meine Beine gezogen (weil doch ein bisschen Sonne durch die Baumwipfel kam), und daddelte auf dem Handy, zog mir aber - als das alle war - auch die Kappe ins Gesicht und versuchte, ein bisschen zu dösen.

Zwischendurch humpelte ich mal ins Meer, etliche Jamaikaner nahmen Anteil an meinen Schmerzen, eine Frau empfahl mir ihr Hausmittel (Ingwer, Essig und noch etwas, was ich nicht verstand), ich legte mich aber wieder auf die Liege und hielt still.

Nachdem ich dann von der Darwin-Award-Aktion wider Erwarten gesund ins Zimmer zurückgekommen war, wollte ich eben eigentlich noch einmal schwimmen gehen, aber den Weg ans Meer und zurück sparte ich mir. Ich duschte (lange, heiß und kalt) und ging zum Abendessen.

Das alles kann ich hier so entspannt schreiben und das Abendessen gleich noch beschreiben, weil ich endlich entdeckt habe, wie dieser sch....öne Adapter funktioniert: Da ist ein zu drehendes Teil an dem Teufelsding, dessen Öffnung man auf den zu verwendenden Steckertyp einstellen muss, und, siehe da, plötzlich klappte es auch mit dem Aufladen des Computers und des anderen Handys. (Mein privates Samsung-Handy kann ich über die sehr praktischen USB-Stecker, die in allen drei Hotels vorhanden waren, aufladen, das Dienst-iPhone ist sich für so etwas ja zu fein ...)

Das Abendessen war lecker, ich bestellte einen gegrillten Fisch, der war lecker und hatte genau die richtige Größe. Den Heimweg schaffte ich unter Schmerzen, mal sehen, was das morgen so gibt ...

Morgen geht es um 9 Uhr mit dem Bus zurück nach Montego Bay, um 15.35 Uhr geht mein Flieger, sodass ich am Samstag Morgen planmäßig um 8.30 Uhr in Brüssel ankommen sollte. Angepeilt ist der Zug nach Brüssel-Nord um 10.13 Uhr, wo ich dann ausreichend Zeit zum Umsteigen in den ICE nach Köln haben müsste. Von Köln geht es dann nach Hannover, wo ich - wenn alles klappt ... - um 15.28 Uhr ankäme. Mal sehen, was das wird ...

Strand von der Invalidenliege aus

Callaloo (das Grünzeug) mit zweierlei Bananen, Festival und so Gedöns


Donnerstag, 9. Juni 2022

Ein fauler Tag am Strand

 ... ist so ganz uncharakteristisch für den 1111. Blogeintrag - Schnapszahl, juchhe! -, aber das war es heute - wobei, so wahnsinnig viel am Strand war ich gar nicht, ich habe zum Teil auch einfach die Kühle in meinem Zimmer genossen, weil der Himmel zwar bedeckt war, aber die Sonnenschirme schon alle belegt waren am Strand, da wollte ich nichts riskieren, und das war auch gut so, glaube ich ...

Das Abendessen gestern Abend war sehr lecker, ich aß Fischfilet auf jamaikanische "Escovitch"-Art, was wohl eine besondere Art der Marinade ist. Lecker war's jedenfalls, und auch sehr reichhaltig, so reichhaltig, dass ich darauf noch zwei Cocktails verdrückte, die auf die sehr appetitlichen Namen "Mudslide" ("Schlammlawine") und "Dirty Banana" ("Dreckige Banane") hörten, aber sehr lecker waren.

Heute Morgen hatte ich ein bisschen Kopfweh, und ich bin nicht sicher, ob das an zu vielen Cocktails, zu wenig Wasser oder zu viel Klimaanlage lag, jedenfalls habe ich heute Abend keinen Alkohol mehr getrunken, wobei ich es heute Mittag mit drei Bier wahrscheinlich auch nicht so wahnsinnig klug angestellt habe ...

Das Frühstück war auch gut, es gab endlich Akee mit Salzfisch, joa, nicht verkehrt, morgen probiere ich etwas anderes, dann ging ich schwimmen und pendelte zwischen Meer und Zimmer hin und her. Ich aß in der benachbarten 24-Stunden-Kneipe mit guten (aber wenigen) Bewertungen gut und teuer zu Mittag und kam am späten Nachmittag bei tiefhängenden Wolken wieder an den Strand und blieb, keine Ahnung, wahrscheinlich eine Stunde im Meer und sinnierte über Gott und die Welt nach (nicht "Gold und die Welt", wie ich eben fast wieder eine meiner Stilblüten produziert hätte ...).

Natürlich musste ich noch zu Abend essen, es gab noch einmal Jerk Chicken, das war aber gut und viel, aber jetzt bin ich trotzdem halbwegs früh im Bett, und das ist auch okay so.

Morgen wird das nochmal so ein Gammeltag, und dann geht es ja - leider ... - schon wieder in Richtung Europa.

Akee mit Salzfisch

Mittwoch, 8. Juni 2022

Taxifahrer sauer, ich sauer, App schuld

So lässt sich die Situation heute Morgen zusammenfassen, nachdem ich den Fehler gemacht hatte, mit dem Uber zum Überlandbus kutschiert werden zu wollen. Die Uber-App verband mich mit einem lokalen Anbieter, was nicht ungewöhnlich ist, zeigte mir dann aber als Abholpunkt eine Bushaltestelle an der Hauptstraße an. Da fluchte ich schon einmal, weil ich meinen Koffer nicht gern die 100 Meter da hoch ziehen wollte, in der schon um 8.30 Uhr nicht unbeträchtlichen Hitze. Jetzt hatte ich das Teil aber nunmal gebucht, also marschierte ich da hoch, wurde von mindestens drei Taxis angehupt, ob ich mitfahren wolle, und stand dann an der Haltestelle doof in der Gegend herum.

Ständig klingelte mein Telefon, mein Fahrer versuchte mich wohl zu erwischen, aber da jede Minute mich 1,50 Euro gekostet hätte (bei drei, vier Euro für die Fahrt), ignorierte ich die Anrufe, zumal die jamaikanischen Taxifahrer gerne mal anzurufen scheinen, um sich zum dritten Mal rückzuversichern, dass die Zeit stimmt. Der Typ kam und kam nicht, also guckte ich dann - nach dem fünften Anruf - doch mal, ob er am Tor meiner Unterkunft steht. Ja, klar, natürlich stand er.

Er gestikulierte wild in meine Richtung, ich gestikulierte wild zurück, das Streitgespräch blieb in der Lautstärke leicht erhöht, aber zivilisiert, und am Ende, als ich drin saß, und wir das Problem eruierten, waren wir uns einig, dass die App Mist gebaut hatte. "Work in progress" sei hier vieles in Jamaika bei solchen App-Anbindungen, also noch ein bisschen Baustelle das alles, und vermutlich kannte die App die Straße zu meiner Unterkunft nicht, sodass sie mir den Abholpunkt anzeigte, während der Fahrer genau wusste, wie er zu meiner Unterkunft kommt.

Am Ende verstanden wir einander, gaben uns die Hand und ich stiefelte zu meiner Busgesellschaft.

Der Check-in ging reibungslos, nur gab mir die Dame keinen Stift, um den Kofferanhänger auszufüllen, sodass ich beim Beladen des Busses dann doch rausgezogen wurde, mir einen Stift von einer Mitpassagierin leihen musste, und auf den Anhänger irgendetwas draufkritzelte, was im Notfall kaum jemand als meinen Namen und meine Telefonnummer hätte entziffern können.

Ich hatte im Kopf gehabt, dass wir auf der Südseite der Insel nach Negril fahren würden, aber es kann sein, dass sie uns mit dem Bus nach Montego Bay zusammengelegt haben, denn in den Bus musste ich umsteigen, auf dass ich am Flughafen in Montego Bay in einen anderen Bus nach Negril umsteigen möge. (Mein Gepäck wurde aber in Montego Bay ohne mein Zutun umgeladen, von daher war mir das fast wurscht.)

Es ging die gleiche Strecke wie auf dem Hinweg zurück, über diese unglaublich grüne und durchaus gebirgige Insel, das Wetter war heute (zumindest auf der Strecke) gut, es regnete praktisch nicht, aber man merkte, dass Werktag war, denn wir kamen etwas später als am Sonntag am Ziel (heute in Montego Bay) an. (Unterwegs hörte ich jede Menge Bob-Marley-Reggae und danach noch ein bisschen von dem, was Amazon Music für Ska und Dancehall hält.) Wir Leute nach Negril mussten eine Viertelstunde auf den Bus warten, in dem gab es weder Stecker noch funktionierendes WLAN (anders auf dem ersten Teil der Strecke im anderen Bus), sodass ich das Samsung-Gedudel meines Handys in Endlosschleife anhörte, um die Amerikaner hinter mir nicht hören und vor lauter lautstark geäußerter Gottesgläubigkeit erwürgen zu müssen.

Auf der Strecke von Montego Bay nach Negril fing es praktisch sofort nach der Abfahrt an zu regnen, und zum Teil waren das ganze Sturzbäche, die vom Himmel fielen. Entsprechend langsam ging es verkehrsmäßig voran, sodass wir mit 30, 45 Minuten Verspätung in Negril ankamen.

Mein Taxifahrer war von dem Geschäft, was er mit mir machte, wenig begeistert, obwohl ich für die 500 Meter zum Hotel gutes Geld bezahlte (aber eben nicht den Preis, den er hatte haben wollen), aber wenigstens war ich einmal so klug gewesen, die Strecke nicht laufen zu wollen.

Als ich ankam, standen schon wieder zwei Gruppen vor mir und ich dachte mir, dass das ja heiter werden könne, als schon ein Mensch von der Rezeption mit Klemmbrett unter dem Arm angetrabt kam, meine Daten abglich, meinen Pass kopierte, während ich die Formulare ausfüllte, mir Schlüssel und Handtuchkarte zulieferte und am Ende ein fettes Lob für diesen sehr schnellen und sehr geschickten Check-in-Prozess kassierte - seht ihr, Jamaikaner, so wird das gemacht!

Mein Zimmer im ersten Stock ist wunderbar, mit abnehmbarem Duschkopf (und gerade so erträglichem Wasserdruck), alles wunderbar, aber ich hielt mich nicht lang auf, sondern ging erstmal an den Strand. Dort trank ich unter einem wunderbaren schattigen Baum zwei Bier, an der Reaktionsgeschwindigkeit können sie noch arbeiten, sonst hätte ich vielleicht in der Zeit auch drei Bier getrunken, aber dass jemand so schnell ein Bier verdrückt, kennen die vielleicht gar nicht ...

Danach ging ich noch kurz schwimmen, wurde von einem alten Gesellen angesprochen, ob ich ein bisschen Ganja, also Gras, kaufen will, ich lehnte ab mit der (wahren) Aussage, dass mein Vater vom Rauchen gestorben sei (dass mein Vater wahrscheinlich nie im Leben Marihuana geraucht hat, muss der Typ ja nicht wissen), und überraschenderweise ließ er mich danach auch sofort in Ruhe ...

Das Wasser ist herrlich hier am angeblichen sieben Meilen langen Strand, hier gefällt es mir schon einmal auf Anhieb.

Jetzt bin ich geduscht und gehe gleich zum Abendessen auf der Terrasse am Strand, nebenan ist noch eine Bar mit Musik, vielleicht trinke ich dort den Absacker, aber darüber berichte ich morgen.

Unterwegs im Inselinneren

Negril: Blick aufs Meer

Strand nach links

... und Strand nach rechts

Dienstag, 7. Juni 2022

Jazz + Reggae = Ska

 ... oder so. Jedenfalls habe ich meine Hauschefin heute Morgen beim Frühstück so verstanden, als ich ihr erzählte, dass das Erlebnis Dub Club gestern Abend sehr gut war, wenn ich auch ein bisschen etwas anderes erwartet hatte.

Schon die Fahrt hoch zu diesem Club ist ein Erlebnis, weil man zunächst durch das nächtliche (und im Fahrtwind angenehm kühler gewordene) Kingston fährt, dann aber plötzlich abbiegt und über eine enge, schlaglochreiche, kurvige Bergstraße (den Skyline Drive) in die Berge über die Stadt fährt. Ein paar Mal war ich unsicher, ob mein - vom Hotel angeheuerter - Fahrer nicht versehentlich in den Berg reinfährt, aber wir kamen heil oben an - und schon auf der Straße hat man einen fantastischen Blick auf das nächtliche Kingston. Traumhaft!

Nachdem mein Taxifahrer mich herausgeschmissen hatte, wankte ich - ich hatte zwischendurch ja ein paar Stunden Pause gemacht und insgesamt zu wenig getrunken - über die unebenen Stufen hinab, bezahlte neun Euro Eintritt und kam an der Bühne vorbei. Hier spielte - zum Aufwärmen - ein DJ mit lauten (guten) Bässen, aber ich guckte mich weiter um und ging auf die Terrasse, wo es nicht nur Getränke, Essen und Memorabilia, sondern auch diverse Aquarien und einen nochmal fantastischeren Ausblick auf Kingston gab.

Das Publikum war sehr gemischt, von alteingesessenen jamaikanischen Rastafari-Gesellen über diverse Amerikaner, eine Finnin belauschte ich, drei Deutschsprachige (vier, mit mir), zwei Israelis waren dabei und jede Menge Jamaikaner. Nach etwa einer Stunde fingen zwei Jazzmusiker (ich habe ja von Musik leider so gar keine Ahnung, aber das klang für mich wie Jazz) an, sich warm zu spielen, eine weitere halbe Stunde später kamen dann Rastafaris dazu, und am Ende gab das eine wunderbare Mischung zwischen den Reggae- und Jazz-Instrumenten.

Nach dem Konzert wanderte alles auf die Terrasse, ich hielt mich an einem weiteren Bier fest, merkte aber doch, dass der Mann mit dem Hammer sehr deutlich im Anmarsch war (erholsamer Urlaub und so ...) und rief mir meinen Fahrer, auf dass er um 23 Uhr wieder da sei. Punkt 23 Uhr stand er auf der Matte, ich hatte mich vom beschwerlichen Aufstieg über die Treppen auch erholt, und gegen 23.30 Uhr war ich im Hotel (nachdem ich im Taxi bald eingeschlafen war). Ein sehr, sehr interessanter Abend - auch wenn ich keine Fotos von den Musikern gemacht habe, weil das offiziell verboten ist und ich Dussel mich - im Gegensatz zu allen anderen - an dieses Verbot hielt ...

(Die Wikipedia sagt, dass Ska eher ein Vorläufer des Reggae sei, sei's drum, was weiß ich schon ...)

Heute Morgen gab es leider nur den ersatzweise bestellten Chicken Stew zum Frühstück, obwohl ich auf Akee mit Salzfisch gehofft (und das auch primär bestellt) hatte, insgesamt war das Frühstück jetzt nicht so der Burner, das hat meine Madame möglicherweise auch gemerkt, denn für morgen wurde mein Frühstückswunsch nicht abgefragt, da esse ich lieber in der Nähe der Bushaltestelle (oder dann in Negril).

Danach lief ich erstmal wieder in den Supermarkt von gestern und holte mir einen Liter Kakao (der war ratzfatz weggesoffen), einen halben Liter Limonade (die war auch schnell weg) und dann noch eine Flasche Wasser (die teilte ich mir ein bisschen besser ein). Ich hatte gestern echt zu wenig getrunken, was meine Nieren mir auch mitteilten, sodass ich da heute ein bisschen besser unterwegs sein wollte.

Ich lief zum Devon House, wurde von einer Frau überholt, die mich mit ihrem freundlichen "Good morning" zu Tode erschreckte und lief in die große Anlage hinein. Leider wird da gerade generalsaniert, sodass man das Devon House nicht so wirklich gut von der eigentlich gedachten Seite anschauen konnte, viel war auch "restricted area", das war ein bisschen unglücklich.

Ebenfalls unglücklich war, dass - nachdem ich mal ein bisschen Kakao und Limonade weggebracht hatte - kein Wasser aus dem Wasserhahn der Toilette kam. Der Jamaikaner neben mir kannte das Problem und spülte mehrfach, damit der Wasserdruck wiederkomme (?!), aber das half nicht. Da stand ich nur mit meinen eingeseiften Händen. Ich lief Runden, fand nix, entschied mich dann für ein Eis, und siehe da, am Gebäude des Eisstandes war ein Waschbecken mit Seife und Handtüchern.

Wieso man das braucht, verstand ich, als ich versuchte, dort ein Eis zu verspeisen: Das mag einer der besten Eisstände der Welt sein (und das Eis war auch gut), aber die machen da solche Riesenkugeln (ich hatte natürlich vor lauter Unwissenheit zwei Kugeln genommen), dass schon eine Kugel nicht auf das Hörnchen passt, und zwei schonmal gar nicht. Außerdem ist es in Kingston recht heiß, sodass mir die Hälfte des Schokoladeneises auf die Hand tropfte und meinen Arm entlang bis zum Ellbogen (!) lief, von wo es auf meine Jeans tropfte. Na, vielen Dank auch!

Nach dem Verzehr des Eises musste ich erstmal wieder das Waschbecken bemühen, meine Hand und meinen Arm von Schokoladeneis befreien (bei meinem Gesicht klappte das mit dem Befreien nur mittelmäßig), und die Jeans kann ich schön in die Wäsche geben (ich hatte mich heute Morgen schon mit Hühnchen-Soße bekleckert, auf Hemd und Jeans, aber aus dem Hemd habe ich die einigermaßen rausbekommen, sodass ich das Hemd heute noch tragen konnte).

Danach lief ich außen am Gelände des Devon House vorbei, um Fotos von selbigem zu machen, und dann lief ich die eineinhalb Kilometer zum Bob-Marley-Museum. Unterwegs - in Hitze mit nicht geringer Luftfeuchtigkeit, ich schwitzte wie ein Biber - kam ich am Jamaica House, dem Sitz des Premierministers, und am King's House, dem Sitz des Generalgouverneurs, vorbei, bis ich gegen 12.20 Uhr in 56 Hope Road einlief.

Das Bob-Marley-Museum verlangt von Ausländern 25 Euro Eintritt für die Tour, aber das lohnt sich schon, weil wir - entgegen dem Hinweis im Reiseführer - nicht nur eine Stunde, sondern fast zweieinhalb unterwegs waren.

Der erste Stopp wurde bei Bongo Herman gemacht, einem Perkussionisten und Sänger, der anscheinend auch mal Bob Marley begegnet war und mit ihm spielte, jedenfalls hat der Mensch einen eigenen Artikel in der (englischsprachigen) Wikipedia, da muss das ja alles stimmen. Bongo Herman ließ erstmal ein paar Kinder seine Trommel misshandeln, dann drückte er (ausgerechnet) mir (ich stand am weitesten links von ihm) so ein Instrument in die Hand und erläuterte mir, was ich machen soll. Erstens verstand ich ihn mit seinem jamaikanischen Akzent kaum, zweitens fasste ich das Ding schonmal gleich falsch an und drittens bin ich ja - jedenfalls unvorbereitet - so ein richtiger Rhythmuslegastheniker, sodass ich das Ding bald wieder abgenommen bekam. Der (weiße) Amerikaner nach mir war glücklicherweise genauso "confused" wie ich, machte es auch nicht besser und ganz zum Schluss machte der (schwarze) Amerikaner, dem ich in unterschwelligem Rassismus fast automatisch besseres Rhythmusgefühl unterstellte, mit der Ratsche alles falsch: Anstatt ratsch-ratsch-ra-ra-ra-ratsch machte der Dubbel mehrfach ratsch-ratsch-ra-ra-ratsch, sodass Bongo Herman verzweifelt den Kopf schüttelte und die ganze Truppe herzhaft lachte.

Danach ging es in Bob Marleys Haus, wir waren in dem Raum, in dem er bei einem Attentatsversuch 1976 eine Kugel in den Arm bekam (da sind noch zwei Einschlagsstellen im Putz), dann ging es in die obere Etage mit den Wohnräumen, die zum Teil noch so erhalten sind, zum Teil zu Ausstellungsräumen umfunktioniert wurden. Das wäre an sich alles nicht so spektakulär, aber unser (junger) Guide, dem man seine Begeisterung so richtig anmerkte, machte das richtig gut, und im Erdgeschoss wurden - in Bob Marley Tonstudio - die Vibes so richtig beschworen.

Die gemeinschaftliche Gesangseinlage von "No Woman No Cry" und "Buffalo Soldier" war jetzt nicht so richtig das Gelbe vom Ei, weil sich kaum einer so textsicher war, sich jetzt auch hier in den heiligen Hallen zum Affen zu machen, aber spannend war es schon, hier zu stehen, wo der gute Bob viele seiner Alben eingespielt hat.

Zum Schluss ging es in einen letzten Ausstellungssaal, ehe noch ein Film gezeigt wurde, der auch ganz interessant war und unter anderem Interviews mit Bob Marley zeigte. Im Fanshop kaufte ich nix, weil sie keine vernünftigen Basecaps hatten, danach trank ich noch eine Cola im Museumscafé und machte mich wieder auf den Weg.

Ich wollte zu einem Meeresfrüchterrestaurant, aber die Abkürzung, für die Google Maps mir eine Straße angab, gab es gar nicht, sodass ich einen Umweg gehen musste und schließlich an dem schönen Freiluftlokal ankam. Den gewünschten Fisch gab es nicht, also aß ich dann doch Curried Goat, also Curry-Ziege, mit Reis, und dazu meinen Zu-wenig-getrunken-Cocktail aus Wasser, Cola und Bier.

Das jamaikanische Bier und ich, wir werden keine richtigen Freunde, das Red Stripe schmeckt irgendwie komisch, aus der Flasche sowieso und vom Fass auch, das Dragon Stout ist ein bisschen arg stark und war mir zu warm, wenn das richtig kalt ist, versuche ich das nochmal, aber Heineken will ich halt auch nicht trinken, und immer nur Mango- oder Tamarindensaft (die gestern Abend beide sehr lecker waren) ist auf Dauer auch nix fürs Mutters Sohn.

Die Curry-Ziege war überraschend lecker, doch, das muss ich sagen, aber ich habe ja spätestens auf den Seychellen Currys lieben gelernt, da sollte es eigentlich keine so große Überraschung sein.

Jetzt war es aber erst 17 Uhr, aber die Bedienung wollte kassieren, also verließ ich das Etablissement und entschied mich, nach einiger Bedenkzeit, doch noch in eine weitere Kneipe zu gehen. Da versüffelte ich nochmal drei Bier, wollte dann aber nicht auf den Karaoke-Montag warten (zumal Karaoke und ich zuletzt in Wiesbaden mit dem Jockel ja grandios in die Hose gegangen war, als wir nicht wussten, dass es eine zweite Strophe Kid Rocks "All Summer Long" gibt ...) und ging in der Dämmerung - mit einem kurzen Abstecher zum Getränkekaufen - nach Hause.

Jetzt bin ich kurz geduscht und gehe gleich ins Bett, ist ja auch schon halb neun ...

Morgen geht es um 10 Uhr nach Negril, damit nach den sehr interessanten, aber auch anstrengenden zwei Tagen hier in Kingston noch ein bisschen gefaulenzt werden kann.

Devon House

Bob-Marley-Museum - Einfahrt

Bongo Herman

Mural auf dem Gelände

Bob-Marley-Museum mit Statue

Einfahrt zum King's House

Zutritt verboten - dies ist keine Toilette (sondern ein Regenwasserkanal) 

Blick auf das nächtliche Kingston vom Dub Club

Montag, 6. Juni 2022

"Everything's Gonna Be Alright" in "Kingston Town" (hopefully)

Naja, das werden wir sehen, ob alles in Ordnung ist in Kingston, aber bisher sieht das ganz gut aus ...

Ich hatte mir heute Morgen den Wecker gestellt (!) auf sieben Uhr, aber den brauchte ich nicht, denn ich war schon gegen sechs Uhr wach. Ich ging schwimmen (herrlich!), duschte ganz kurz, zog mich fürs Frühstück an und marschierte in die Lobby.

Heute gab es endlich mal jamaikanisches Frühstück, und zwar Salzfisch mit Bohnen ... Das muss ich nochmal probieren, vielleicht kriege ich morgen hier im Hotel Akee mit Salzfisch (ackee with saltfish), das als Nationalgericht Jamaikas gilt und das man tatsächlich zum Frühstück verzehrt.

Ich ging zurück aufs Zimmer, hatte noch ein bisschen Zeit, ging - für die nächsten zwei Tage - ein letztes Mal schwimmen und machte mich dann fertig.

Mein Taxifahrer hatte mich mehrfach angerufen, keine Ahnung, wieso, wegen fünf Minuten, die er früher fahren wollte, sei's drum, sodass ich - viel zu früh - in der Lobby stand und den Fehler machte, nichts mehr zu trinken. Ich checkte aus, stellte mich an den Ausgang und schaute nach dem mir von dem Taxibetrieb genannten Kennzeichen. Da war nix. Wieder rief mich der Taxifahrer an, und schließlich fanden wir uns, er guckte ein bisschen so, als hätte ich mir etwas vorzuwerfen, aber er stand da zwar wohl seit ein paar Minuten, aber in einem Auto mit einem gänzlich anderen Kennzeichen. Wie soll ich den denn da finden?

Nun denn, die Fahrt zum Flughafen war problemlos, auch wenn der Typ mehr mit seinem Handy herummachte als auf den Straßenverkehr zu gucken, er rollte dann auch mal ein paar Sekunden mit Schrittgeschwindigkeit auf der Überholspur, aber da die Jamaikaner eh viel hupen, wurde halt auch da nur gehupt, aber spätestens, als der Typ mich zum Abflug fahren wollte (ich hatte das Busunternehmen als Ziel angegeben!), wurde mir klar, dass der Typ ein bisschen überfordert ist, mit ... allem.

Schließlich kam ich aber bei dem Busunternehmen mit dem typisch jamaikanischen Namen Knutsford an. Der Check-in klappte gut, ich war natürlich viel zu früh und saß noch ein bisschen im Wartesaal. Dann ging es zum Boarden, der Gepäckeinlader knurrte mich kurz an, weil ich ihn nicht sah und mein Gepäck selbst einladen wollte (der will selbst Tetris spielen, vermute ich), dann setzte ich mich - da steht am Eingang, man soll ein Maske tragen, also trug ich eine, auch wenn die meisten Ausländer keine trugen - in den Bus und traute meinen Augen nicht: Da gab es eine voll ausgestattete Steckdose, die sogar meinen Laptop-Stecker aufnahm, sodass ich - im Bus! - alle meine Gerätschaften aufladen konnte. Juchhe!!

Die Reisezeit war mit vier Stunden angegeben, tatsächlich waren es nur drei, und das war eine wunderbare Fahrt, erst am Meer entlang in Richtung Ocho Rios, dann auf der Autobahn einmal quer über das durchaus gebirgige Inselinnere, bis wir im ziemlich sauber und aufgeräumt aussehenden Kingston ankamen.

Das mit dem Buchen eines Ubers klappte nicht, weil die nur Bargeld annehmen und ich (noch) kein jamaikanisches hatte, also musste ich doch ein Taxi nehmen, nachdem ich den Fahrer gefragt hatte, ob er auch US-Dollar nimmt (tat er natürlich). Die Fahrt war wie erwartet kurz, und so stelle ich mir einen Check-in vor: freundlich, schnell, alles gut, nur war denen das Kreditkartenladegerät ausgefallen (sowas könnte ja in Deutschland nie passieren, ohje ...). Da ich aber eh Geld holen wollte, schickten mich die beiden Damen in ein nahegelegenes Einkaufszentrum, in dem ich erstens Geld abhob und zweitens ein dringend benötigtes Getränk kaufte.

Nun war ich reich, konnte bezahlen und die (junge) Madame gab mir den Tipp, dass ich mich heute Abend in den wohl unter Reggae-Fans recht bekannten Dub Club fahren lassen sollte. Das ließ ich mir von ihr arrangieren, und jetzt geht um 20 Uhr das Taxi da hoch in die Berge über Kingston, mal gucken, wie das so wird ...

Erst einmal machte ich aber einen Spaziergang durch New Kingston, auch wenn Madame mir ein bisschen Angst machte, ich solle nicht aufs Handy gucken und auch sonst aufpassen, was um mich herum passiert: So schlimm war es dann (bisher!) nicht, denn auf den Straßen, auf denen ich unterwegs war, war kein Mensch. Das angepeilte Restaurant, wo ich mal außerhalb der Hotelanlage Jerk Pork probieren wollte, gibt es aber wohl nicht mehr, also lief ich weiter zum Emancipation Park, der der Befreiung der Sklaven gedenkt, durch diesen (schönen Park) hindurch und kam schließlich in einer jamaikanischen Fastfood-Kette zum Sitzen.

Ich bestellte Jerk Chicken (also doch), nahm glücklicherweise davon Abstand, aus dem Viertelhuhn ein halbes zu machen (denn auch so war die Portion groß), und bekam also neben diesem ein Festival (frittiertes Brot), gebackene Bananen, viel Reis und ein bisschen Gemüse. Dazu erstand ich eine Cola, war acht Euro oder so los und pappsatt.

Ich lief weiter ins Hotel, holte nochmal - für alle Fälle wegen heute Abend - Geld und ging dann ins Hotel, wo ich duschte (mit abnehmbarem Duschkopf, himmlisch nach drei Tagen der Entbehrung) und jetzt die Klimaanlage genieße, denn Kingston ist heiß (auch wenn gelegentlich mal ein Wind geht) ... 

Mal sehen, was das heute Abend wird, in eineinhalb Stunden kommt das Taxi, ich bin gespannt (und werde morgen Nacht deutscher Zeit darüber berichten, wie es mir erging).

Unterwegs an der Küste

... und im Landesinneren, ...

... weiter im Landesinneren

Emancipation Park I

Emancipation Park II

Und nochmal an der Küste

Sonntag, 5. Juni 2022

Fragmente aus Montego Bay

Meinem Rechner ist leider der Strom ausgegangen, weil ich zwar einen Adapter dabei habe, aber entweder die Steckdose keinen Strom abgibt oder mein Rechner keinen aufnimmt (ich halte den Rechner für unschuldig), also werde ich - bis auf Weiteres - übers Handy - das WLAN hier lm Hotel ist wirklich gut, auch am Strand - Fragmente zusammentragen. 

Heute Morgen hat mich eine amerikanische Mutter mit ihrem Sohn sehr erfreut. Die beiden waren paddeln, und im Vergleich zu den beiden waren meine Ma und ich absolute Paddelprofis ... Zweimal fuhren sie in andere Paddler rein, einen Schnorchler überfuhren sie fast, und einmal sind sie unfreiwillig beinahe auf den Strand gefahren. Ich bin fast vor Lachen vom Liegestuhl gefallen, herrlich!

Die Leute hier müssen im Kajak Schwimmwesten tragen, dabei kannst du in dem flachen Wasser hier zehn Meter vom Strand entfernt eigentlich nicht absaufen.  Die Seycheller hatten da deutlich mehr Gottvertrauen ...

Als ich da so am Strand lag, rauchte zehn Meter entfernt von mir einer süßliches Zeug. Aber das Gras war so potent, dass ich dachte, ich rauchte es selbst ... Party on! Oder so.

Oh ja, und wie party on war! Ich zog, nachdem ich wieder trocken war, an den östlichen Hotelstrand um, nahm da eine Liege im Schatten, aber direkt an der Wasserlinie und ließ den lieben Gott eine gute Frau sein (oder so).

Nach einiger Zeit überkam mich ein Hüngerchen und ich ging zum Lunch. Das Hühnchen war eher nix am Buffet, aber die Forelle war echt gut.

Ich wanderte nach einigen Ginger Ales zwischen Zimmer und Lobby hin und her und kam am Ende an der Jerk Hut zum Sitzen.

Dort gefiel es mir: leckeres Essen, gute Musik, gut gelaunte Kellner, klasse. Hier saßen nur wenige Weiße, was wohl daran lag, dass die Jerk Sauce echt scharf ist, aber das wirkte hier alles am ehesten authentisch jamaikanisch in diesem sehr internationalen (= US-amerikanisch dominierten) Hotel.

Zweimal gingen die Teller aus, aber das ließ nur die Weißen ernsthaft verzweifeln (das Buffetrestaurant war keine drei Minuten zu Fuß entfernt, aber es dauerte bestimmt eine halbe Stunde, bis die Teller kamen). Nur als die Teller endlich da waren und nicht in der Reihenfolge bedient werden sollte, sagte eine schwarze Jamaikanerin mal an, was Sache ist. Eine weiße US-Amerikanerin war mir - gerade nach der Check-in-Erfahrung gestern - in ihrem Unglauben, dass das hier wirklich sein kann, sehr sympathisch. Heute war ich, wie ich ihr sagte, "intoxicated enough", also genug betrunken, dass ich das alles (wahnsinnig) lustig fand. Ich hatte erstens schon gegessen und bekam zweitens ständig ein Bier hingestellt, selbst als ich in Kölscher Manier eine Serviette (mangels Bierdeckel) auf meinen Becher legte.

Dementsprechend brauchte ich dann am Ende eine weitere Portion, diesmal Jerk Chicken, also Hühnchen. 

Danach ging ich noch einmal schwimmen, dann duschen und gehe jetzt anstatt zum Abendessen gleich ins Bett, denn ich bin satt, sitt und ausreichend bettschwer.

Für morgen habe ich ein Taxi vorab gebucht, da spare ich zumindest mal fünf Dollar im Vergleich. Besser als nix ...

Guten Morgen, Jamaika 



Strandbild 1  

Strandbild 2


Samstag, 4. Juni 2022

Frühsport für den Spürhund

... haben die belgischen Polizisten heute Morgen vorbereitet, denn so gegen 4 Uhr, 4.30 Uhr kamen zwei Polizisten in den sich so gaaaanz langsam füllenden Check-in-Bereich. Die guckten erstmal hinter Mülleimer und so, und ich dachte schon, die machen eine Sichtprüfung auf Sprengstoffe, als der eine Polizist plötzlich eine Tüte aus einer Dose und eine große Pinzette hervorzauberte, während der andere Polizist einen Mülleimer anhob. Was zum Henker machen die da? Der Tütenpolizist legte die Tüte mit der Pinzette unter den Mülleimer, der Mülleimer wurde wieder auf den Boden gestellt, und ich guckte wahrscheinlich wie ein sehr interessiertes Auto, sodass der Polizist mir etwas erklärend zurief, was ich sowohl wegen der Kopfhörer, die ich trug, als auch wegen der hohen Wahrscheinlichkeit, dass das Französisch oder Flämisch war, nicht verstand.

Ich bekam aber eine Ahnung, was die da machen, und diese Ahnung wurde wenige Minuten später bestätigt, als eine Polizistin mit Suchhund ankam (keine Ahnung, ob Drogen-, Sprengstoff- oder Noch-was-anderes-Spürhund) und den mal auf die Suche schickte. Der Hund suchte zunächst um einen anderen Schalter herum, lief dann zum Mülleimer, umkreiste den einmal und machte dann "Platz" an der Stelle, wo der Polizist zuvor die Probe hingelegt hatte. Der Hund bekam sein (laut krachendes) Leckerli, und der Typ hätte die Probe fast unter dem Mülleimer vergessen, wurden aber vom Kollegen daran erinnert, die wieder einzupacken.

Zu dem Zeitpunkt hatte ich aber schon ein Programm absolviert, das normalerweise für den ganzen Tag reicht: Zunächst hatte ich ja meinen Blog hochgeladen, dann überkam mich das Gefühl, dass ich möglichst doch nicht auf einem Mittelplatz sitzen wollte und schaute noch einmal, ob ich einen Fensterplatz bekommen könnte, und wenn ja, für welche Gage. Da gab es noch einige leere Reihen, und so buchte ich für 12 Euro den Platz 23A.

Währenddessen hatte eine Ex-Kollegin den Blogeintrag entdeckt und wünschte mir eine gute Reise. Wir schrieben uns hin und her, und um 1.50 Uhr wurde uns das zu doof, sodass wir anfingen zu telefonieren. Joa, wir sprachen über Gott und die Welt, meine neue Arbeit (naja, so neu ist die ja jetzt nicht mehr), unsere früher sehr enge und - trotz des gelegentlichen gegenseitigen Köpfeeinschlagens, höhö - sehr gute Zusammenarbeit, das war ein richtig schönes Gespräch, und ratzfatz war es kurz vor vier, als wir auflegten. Herrlich!


So hatte ich mir den Zeitvertreib am frühen Morgen in Brüssel nun wirklich nicht vorgestellt, aber das war ja umso besser so. Eine Stunde später, so gegen 5 Uhr, fingen zwei Damen an, den Check-in für unseren Flug aufzubauen. Sie brauchten ein bisschen, bis sie bereit waren, aber dann ging der Check-in bzw. Baggage Drop-off sehr schnell, und schon um 6 Uhr oder so war ich an der Sicherheitskontrolle. Die ging sehr fix (großes Lob an den Flughafen: viele Kontrollspuren, keine Gaga-Checks, alles bestens), aber an der elektronischen Passkontrolle stellte ich mich ein bisschen doof an, weil ich nicht genau wusste, ob der Pass richtig liegt, ständig auf den drauf guckte und dabei wahrscheinlich den biometrischen Abgleich zwischen Pass und meiner Realvisage versemmelte. Jedenfalls drehte sich die Sanduhr etliche Sekunden, bis sich ein Grenzer meiner erbarmte und mir grünes Licht gab - ein "merci" folgte, dann war ich im Gate-Bereich.

Ich gönnte mir ein Thunfisch-Sandwich (leckeres Brot, bisschen wenig Thunfisch) mit Cola und dann - für mich um 30 Uhr, denn ich hatte ja noch nicht geschlafen - ein großes Stella Artois. Das genoss ich mit Blick auf das Rollfeld, gab meiner Mutter ein Lebenszeichen und trottete dann zum Gate. Da die Sitzplätze an meinem Gate belegt aussahen, setzte ich mich ans Gate gegenüber und lief erst zu meinem Gate, als da das Boarding schon in vollem Gange war. Ich musste mich echt zusammenreißen, dass mir nicht die Augen zufielen, denn der Mann mit dem Hammer wurde vom Bier erst so richtig angestachelt, das war mal wieder eine meiner großartigeren Ideen, um 6 Uhr morgens nach durchgemachter Nacht ein Bier zu trinken, ganz großes Kino! Allerdings: Ich schaffte es und boardete erfolgreich.

Ich kam an meinen Platz, die Reihe war frei, die Reihe vor mir war frei, die Reihe hinter mir, und es kam da auch keiner mehr. Die haben die Plätze irgendwie ganz komisch gefüllt: Vorne und hinten im Economy-Bereich ist gerammelt voll besetzt gewesen, im Mittelteil (in dem ich mir den Platz ausgesucht hatte) war und ist (ich schreibe diesen Teil des Blogs zwei Stunden vor Ankunft in Punta Cana vor) gähnende Leere. Nun denn, ich breitete mich aus (wir starteten um 8.50 Uhr belgischer Zeit), schlief auch ein bisschen, hatte teilweise alle drei Tische unten (einen für mein Handy zum Videogucken, einen für meinen Rechner, einen als Abstellplatz für das Essenstablett), und die Zeit vergeht, höhö, wie im Fluge. Alles gut, aber ich bin dann auch froh, wenn wir in Punta Cana wieder starten und dann in Montego Bay landen.

Zweiter Teil des Blogs dann wahrscheinlich aus dem Hotel.

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So sieht's aus!

In Punta Cana mussten zuerst alle aussteigen, die in Punta Cana aussteigen wollten, so weit, so klar. Danach wurde noch einmal durchgezählt, der Headcount passte, dann mussten wir, die wir nach ontego Bay weiterwollten, auch aussteigen.

Um 12.19 Uhr betrat ich - nach der Landung um 11.50 Uhr, die auf einen recht wackligen Anflug folgte - erstmals seit März wieder dominikanischen Boden. Wir wurden in die Transfersicherheitskontrolle beordert (wieso, weiß auch kein Mensch, zumal das nur eine Pro-forma-Kontrolle war), dann landeten wir im Abflugbereich, in dem meine Ma und ich am 20. März auch auf den Rückflug warteten. Damals hatten wir (teuren, aber guten) Cuba Libre getrunken, und also machte ich das jetzt auch ...

Die Rechnung hatte ich aber ohne die Flughafendamen gemacht, denn die Transferpassagiere sollten - ich hatte gerade den ersten Schluck Cola mit Vitamine intus - als Erste einsteigen. Also nahm ich meinen Cuba Libre (der praktischerweise in einem Plastikbecher serviert worden war) mit, drängelte mich - erlaubterweise und sogar erwünschterweise - vor und stieg, mit halb gefülltem Cuba-Libre-Becher, in den Bus.

Ich setzte mich wieder auf meinen Platz, wieder war der Flieger um mich herum recht leer, wir starteten um 13.53 Uhr dominikanischer Zeit und landeten um 14.30 Uhr jamaikanischer Zeit, nach etwas über eineinhalb Stunden Flug, in Montego Bay.

Ich hatte ja schon online einen Einreisezettel ausgefüllt, und so musste ich keinen physischen Zettel mehr ausfüllen, die Einreise ging schnell, aber das war leider der einzige Prozessschritt, der am Flughafen in Montego Bay funktionierte.

Unser Flug war der einzige, bei dem kein Gepäckausgabeband angegeben war, sodass alle Passagiere aus Brüssel vor der Anzeige herumstanden und warteten. Irgendwann - nach langer Zeit - lief ich einfach mal in Richtung des Zollausgangs - und da stand mein Koffer, und bestimmt auch die Koffer aller anderen, friedlich in der Gegend herum und war schon von einem Gepäckband abgeräumt worden. So ein Saftladen!

Der nächste Saftladen folgte, nämlich der Zoll. Beim jamaikanischen Zoll gibt es noch einmal so Häuschen wie bei der Einreise, und wie immer ist es die Hauptaufgabe des Zolls, devisenbringende Touristen maximal abzuschrecken. Die Tante war anscheinend zu doof, ihr Computerprogramm zu bedienen, denn sie fand meine Landekarte im System nicht (die hatte auch ein paar Zollfragen umfasst). Das gipfelte in der Frage, ob ich überhaupt die Grenzkontrolle passiert hätte. Ich antwortete einigermaßen entgeistert, dass ich natürlich die Grenzkontrolle hinter mich gebracht hätte (und hatte ja auch einen Stempel im Pass) - was denkt die Trantüte denn eigentlich, sachma?

Sie lief an einen anderen Computer, kam dann wieder und nach vielen Minuten war das auf einmal alles in Ordnung. Was soll sowas? Was, bitte schön, soll ein Tourist nach Jamaika schmuggeln? Und wenn man sowas schon unterstellt, dann kontrolliert halt verflixt nochmal mein Gepäck, aber das war jetzt reines Bürokratiegeschiebe und totaler Schwachsinn.

Entsprechend geladen verließ ich den Zollbereich und kam in den nächsten Saftladen, nämlich zu den Taxifahrern. Dieses Taxifahrerkartell verdient mit den Touristen hier richtig gutes Geld, und dass ich den Preis für die Fahrt zu meinem Hotel (30 Dollar) für völlig überteuert hielt, ließ ich den Taxifahrer, der mich zu allem Überfluss auch noch in den hinterletzten Winkel des Taxiparkplatzes führte, deutlich spüren.

Als ich mich dann beruhigt hatte, kamen wir ein bisschen ins Gespräch, und die Jamaikaner scheinen es nicht zu verstehen, dass ich alleine reise. Der Typ wollte mir nicht nur Marihuana (denn nur damit sei es eine richtige jamaikanische Party), sondern auch noch eine Frau (wenn ich will) aufschwatzen und gab mir seine Karte. Oh Mann!

Die Ankunft am Hotel, das heißt, dem vierten Saftladen des heutigen Tages rettete mich davor, dieses Gespräch weiterführen zu müssen. Durch diese Kofferaktion hatte ich Zeit verloren und kam ungefähr zeitgleich mit einem riesigen Rudel anderer Touristen an. Die Rezeption dieses Hotels hier ist völlig überfordert, wobei das nicht an den Kapazitäten liegt: Da stehen genug Leute in der Gegend herum und tun wichtig, aber Leute einchecken, das machen nur wenige ...

Entsprechend langsam ging die Schlange voran, und dass da dann - in einem touristenorientierten All-inclusive-Hotel - keiner aus der Bar auf die Idee kommt, mal in der Schlange zu fragen, ob man ein Bier vorbeibringen kann, bleibt mir schleierhaft. Jedenfalls stand ich und stand ich, der Bierdurst wurde immer schlimmer, sodass man das an meinem Gesicht offenbar auch schon ablesen konnte. Irgendwann kam eine Dame und wollte meine "documents" sehen. Ich hatte keine Ahnung, was die wollte, aber am Ende wurde ich in ein Sonderbüro verbracht und einer VIP-Behandlung unterzogen. Freunde der Sonne, ich will keine Sonderbehandlung, sondern ich möchte, dass ihr schnell arbeitet, damit alle schnell eingecheckt werden und nicht nur die, die besonders böse gucken, weil sie ein Bier wollen.

Die Tante war dann sogar ein bisschen beleidigt, weil ich nicht euphorisch für diese VIP-Abfertigung dankte, sondern einfach nur einchecken wollte. Diese Zettelwirtschaft, die die Herrschaften hier betreiben (auch schon beim Zoll, und im Hotel noch schlimmer), ist ganz furchtbar (und natürlich zeitaufwendig), aber sei's drum, am Ende hatte ich meine Zimmerkarten und ging erstmal an die Bar, um mir ein Bier zu holen, während mein Koffer schon ins Zimmer verfrachtet wurde.

Das Bier schmeckte nicht, na super, entsprechend schnell brach ich auf. Der Koffermensch kam mir schon entgegen, ich trat in mein Zimmer - und es war sooooooooooo schön kühl, ganz herrlich. Im Freien hatte es 34 Grad, das ist dann schon recht mollig. (Einen abnehmbaren Duschkopf gibt es nicht, aber "Saftladen" hatte ich ja schon gesagt.)

Ich zog mich aus und die Badehose und ging erstmal an den Strand.

Und hier, meine Leserinnen und Leser, fängt jetzt der gemütliche Teil an: Tolle (kleine) Strändchen gibt es hier, das Wasser ist warm, wenn auch ein bissel arg flach, ich planschte erst einmal (uneingeschmiert, aber es war ja schon 17 Uhr), entstieg dann den Fluten, aß in einer kleinen Strandbar Jerk Pork, ein typisch jamaikanisches Gericht, das so ein bisschen wie vom Spieß getrennte Schaschlikstücke aussieht und mit einer scharfen Soße gereicht wird - das war herrlich! (Und dort schmeckte jetzt auch das Bier.)

Ich lief weiter, trank einen Cocktail namens Jamaica Delight, ging nochmal schwimmen zwischen dem Hotel und einer kleinen Liegeinsel, aber dann machte ich mich abendessenfertig, duschte also endlich (herrrrrrrrlich!).

Zum Abendessen gab es ganz hervorragende Spare Ribs und sonst auch das eine oder andere leckere Gericht, den Gang ins Pub verschob ich jetzt aber, denn ich bin hundemüde (ich habe im Flieger schon das Rennsteiglied vor mir hergesummt), und morgen ist auch noch ein Tag. (Auf dem Heimweg habe ich noch einen kleinen Rochen im Wasser schwimmen gesehen, sehr süß.)

Strand am Hotel

Hotelstrandpromenade

Liegeinsel

Über den Wolken ...