Nein, das ist nicht das neue Lotto-Format, sondern die Schnapsidee, die ich an diesem Wochenende verfolgt habe - soviel zum erholsamen Wochenende nach einer anstrengenden Arbeitswoche, aber das wird den erfahrenen Blogleser ja eher nicht überraschen.
Ich machte heute früh Feierabend und fuhr nach Hamburg zu obligatorischen Matjes- (und heute mal wieder Krabben-)Brötchen essen. Unterwegs kam mir die Idee, dass ich ja eigentlich heute die schon seit einiger Zeit angedachte Alle-Bundesländer-in-24-Stunden-Tour machen könnte.
Der Zug nach Hamburg hatte - wie sollte es anders sein? - Verspätung, sodass ich nicht so ganz wahnsinnig viel Zeit hatte, um zur Hafenstraße in St. Pauli zu fahren, aber am Ende reichte es, um gemütlich ein Astra und zwei Brötchen zu verdrücken, ehe ich mit Bus und Regionalbahn über Lübeck (da war die Hölle los!) nach Herrnburg tuckerte.
Zum ersten Mal in den 16 Monaten, in denen ich jetzt eine Bahncard 100 habe, war ich damit in Mecklenburg-Vorpommern, das war auch das letzte Bundesland, das ich noch nicht besucht hatte.
Ich hielt mich eine knappe halbe Stunde in Mecklenburg-Vorpommern auf, denn um 20.44 Uhr sollte es schon zurückgehen, um 20.49 Uhr fuhr der Zug tatsächlich ab, und um 20.50 Uhr überquerten wir die Grenze zwischen Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein, womit meine 24 Stunden zu laufen begannen.
Nach dem Umsteigen in Lübeck kamen wir um 21.42 Uhr (52 Minuten nach Start der Uhr) in Hamburg und damit im dritten Bundesland der Reise an. Ich fuhr vom Hauptbahnhof nach Altona, um mir dort - der Zug fuhr in Altona los - einen guten Platz zu sichern. Es war ruhig, bis zum Hamburger Hauptbahnhof, als eine hochgradig unkoordinierte Schulklasse den Waggon enterte, erstmal komplett unqualifiziert in der Gegend herumstand, jetzt aber wenigstens - ich habe laut Musik in den Ohren - die Musik nicht übertönt ...
Um 23.03 Uhr (2:13 h nach Start der Uhr) kamen wir in Niedersachsen (Land Nr. 4) an, um 23.36 Uhr (ich war 2:46 h unterwegs) in Bremen (Land Nr. 5). Dort stiegen die spanischsprachigen Menschen, die mir gegenüber saßen und sich auch nicht wirklich leise unterhalten hatten, aus, sodass ich wieder die Beine ausstrecken konnte.
Um 23.53 Uhr waren wir wieder in Niedersachsen, fuhren um 0.22 Uhr für eine Minute durch Nordrhein-Westfalen (Land Nr. 6), nur um gleich wieder nach Niedersachsen zu fahren, denn der nächste Stopp war in Osnabrück. Um 0.52 Uhr waren wir dann endgültig in Nordrhein-Westfalen, und es ging durch die diversen Großstädte dieses Bundeslandes bis nach Köln.
Dort hätte ich mich eigentlich entscheiden müssen, ob ich bis Koblenz im Zug sitzen bleibe (der Zug blieb in Köln erst einmal planmäßig 45 Minuten stehen) oder in den (schnelleren) ICE nach Frankfurt umsteige. Das Umsteigen würde ein bisschen knapp werden, und so kam es auch, weil wir pro Haltestelle (mit zehn Minuten Fahrt dazwischen) ein bis zwei Minuten verloren, sodass der ICE nach Frankfurt nicht wartete.
Ich blieb also in "meinem" ICE sitzen bis Koblenz, und was nachts im ICE abgeht, ist wirklich spannend: Erst kam ein Mann mit einem Dreirad rein, setzte sich zu mir an den Tisch, zog sich die Schuhe aus, ließ dabei das Dreirad im Gang herumstehen, ging dann weiter mit seinem Dreirad, aber ohne Schuhe, kam dann aber, wohl, nachdem er das Dreirad verstaut und einen besseren Platz gefunden hatte, wieder zurück und holte seine Schuhe. Währenddessen standen wir, weil die - in diesem Zug zahlreich vertretenen - DB-Security-Leute wohl einen Fahrgast aus dem Zug beförderten. Ich habe nicht mitbekommen, worum es ging, aber in dieser Dichte habe ich das tagsüber nicht oft erlebt ...
Der Rauswurf fand kurz vor der Grenze zwischen Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz statt, sodass wir erst um 4.35 Uhr und somit nach sieben Stunden und 45 Minuten seit Beginn der Zeitmessung in Rheinland-Pfalz und dem 7. Land heute ankamen.
Im Morgengrauen ging es ein kleines Stück am Rhein entlang (das sah sehr schön aus), und als ich in Koblenz um kurz nach fünf Uhr ausstieg, war es da schon richtig hell. Ich frühstückte sehr gesund mit Spezi und Fleischkäsebrötchen, wanderte ein bisschen auf dem Bahnhofsvorplatz herum und setzte mich dann schon bald in den bereitstehenden Regionalexpress nach Saarbrücken.
Die Fahrt im jedenfalls nicht überfüllten Zug entlang von Mosel und Saar war auch heute wieder ganz wunderbar, was der Rotzbesoffene, der mit einer angebrochenen Flasche Champagner in den Zug getorkelt kam und ihn bald wieder verließ, vielleicht nicht ganz so eindeutig (oder aber doppelt!) wahrgenommen hat ...
Der Zug pendelte zwischen einer Minute zu früh und einer Minute zu spät, sodass ich den normalerweise nicht ganz bequemen Anschluss in Saarbrücken auf den ICE dann doch sehr bequem erreichte. (Achso: Saarland, Land Nr. 8, erreicht um 8.01 Uhr!)
Mit dem ICE ging es dann nach Kaiserslautern (Wiedereinreise nach Rheinland-Pfalz so gegen 9.21 Uhr), und dort warteten Jessi und Christian auf mich. Wir hatten uns seit März nicht mehr gesehen, dementsprechend freute ich mich, dass die beiden die spontane Aktion mitmachen konnten. "Aktion", denn ich wurde nicht nur mit Brezeln, Bier und Wasser versorgt, sondern die beiden begleiteten mich auch in der S-Bahn nach Mannheim. Im Rhein ist die Landesgrenze zu Baden-Württemberg, und dieses Land Nr. 9 wurde um 11.08 Uhr erreicht.
Wir verabschiedeten uns in Mannheim, die beiden fuhren zurück nach Kaiserslautern, ich setzte mich in den Zug zum Frankfurter Flughafen. Ich Held hatte es beschrien, indem ich Jessi und Christian gesagt hatte, dass die Bahn bisher (seit Beginn des 24-Stunden-Zeitraums) sogar halbwegs okay unterwegs gewesen wäre - jetzt waren nämlich Personen im Gleis. Na super ...
Wir kamen mit Verspätung in Mannheim und ich hatte in Frankfurt zwischenzeitlich 0 Minuten zum Umsteigen. In Hessen kam ich um 11.40 Uhr an (Land Nr. 10), in Frankfurt am Flughafen um kurz nach 12 Uhr, und ich musste den Bahnsteig wechseln. Ich lief zügig, lief an etlichen noch blockierten Türen vorbei und kam schließlich im Bordbistro zum Sitzen, weil sonst alles voll war ...
Um 12.39 Uhr kamen wir in Bayern, also, öhm, in Franken an, sodass das Bundesland Nr. 11 erreicht war, und das 15 Stunden und 49 Minuten nach dem offiziellen Startzeitpunkt.
Im Bordbistro ließ ich es mir mit Cola und Bierchen recht gut gehen, auch wenn der Mann mit dem Hammer mich schon sehr intensiv suchte. Den Anschluss in Würzburg hätte ich mit Rennen und so vielleicht erreicht, aber dann hätte ich auch das zweite Bier herunterstürzen müssen, das wollte ich nicht mehr. Daher blieb ich bis Nürnberg im Zug sitzen, aß dort noch "3 im Weggla", also drei Nürnberger Rostbratwürstchen, und schlenderte mit dem Brötchen in der Hand zum Gleis. Dort fuhr gerade ein (früherer) Zug nach Erfurt ein, und da ich in Erfurt zum einen eh umsteigen musste und zum anderen dann wieder einen Wursttag veranstalten könnte, stieg ich in den früheren Zug ein.
Ich fand auch in diesem Zug einen guten Sitzplatz, allerdings war der Zug ein bisschen verspätet, sodass es nicht für eine Thüringer Bratwurst am Erfurter Bahnhof reichte. Der Freude über das 12. Land heute (15.54 Uhr, nach 19 Stunden und vier Minuten) tat das aber definitiv keinen Abbruch.
In Erfurt stieg ich in den letzten Zug der Rekordfahrt ein (von Erfurt nach Berlin; die Fahrt von Berlin zurück nach Hannover am Schluss ist jetzt schon außer Konkurrenz), und die vital statistics lauten:
- Sachsen-Anhalt, Land Nr. 13, erreicht um 16.44 Uhr, nach 19 Stunden und 54 Minuten
- Sachsen, Land Nr. 14, erreicht um 17.03 Uhr, nach 20 Stunden und 13 Minuten
- (nochmal Sachsen-Anhalt)
- Brandenburg, Land Nr. 15, erreicht um 18.16 Uhr, nach 21 Stunden und 26 Minuten
- Berlin, Land Nr. 16 (juchhe!), erreicht um 18.38 Uhr, nach 21 Stunden und 48 Minuten
Startpunkt in Herrnburg, Mecklenburg-Vorpommern, gestern, 20.49 Uhr |
Saar oder Mosel, weiß ich nicht mehr genau (1) |
Kurz vor Leipzig: Das habe ich heute gemacht |
Berlin, Bundestag, U-Bahn |
Saar oder Mosel, weiß ich nicht mehr genau (2) |