Manchmal könnte man meinen, so einen Volldepp wie mich kann man nicht auf die Menschheit loslassen ... Ich wollte die Damen heute zum Tünel, einer der ältesten U-Bahnen der Welt, führen und es natürlich so machen wie die Istanbuler, die einfach irgendwo über die Straße gehen ... Also latschte ich voraus und überquerte die Straße, als ich aus dem Augenwinkel sah, dass dort, wo die Damen hinter mir her sollten, ein Auto relativ schnell angefahren kam.
Ich drehte mich um, zeigte ihnen die Gefahr und - rumms ... Das Auto, hinter dem ich die Straße überquert hatte, musste aufgrund eines Staus stehen bleiben, was ich aber - da ich nicht hinschaute, wo ich hinlief - nicht sah und also das Auto rammte. Da waren zum Glück schon ein paar Macken drin, ich lief zum Beifahrersitz, bat um Entschuldigung, der Fahrer war, glaube ich, auch erleichtert, dass ich nicht sein ganzes Auto zermalmt hatte, ich rettete mich auf die andere Straßenseite und fing erstmal hysterisch an zu lachen ...
Mein linkes Knie tat mir ein bisschen weh, aber insgesamt habe ich den Unfall nach aktuellem Stand recht unbeschadet überstanden, aber in Zukunft gucke ich wieder, wo ich hinlaufe, gerade im Straßenverkehr - mannometer ...
Zum Frühstück heute Morgen gab es keinen Gesang, denn heute hatte niemand Geburtstag. Danach hatte ich ein Einsehen und ging los, um meinen vier Damen noch jeweils eine Istanbulcard zu kaufen, weil ich solche Scherereien heute nicht mehr haben wollte. Nach einigem Suchen fand ich einen Stand, der mir nicht nur die Karten verkauften, sondern auch die HES-Autorisierung vornahm. Die Damen heißen jeweils Y T (oder so), sind entweder im Jahr 1910 oder im Jahr 2010 geboren, aber die HES-Codes und Reisepassnummern sind richtig eingetragen. Bringt voll was ...
Danach ging es hinunter nach Gülhane, ich lud die Karten auf (das geht nur bis 20 Lira, was dazu führte, dass ich heute mehrfach nachladen musste, Saftladen ...) und wir fuhren nach Karaköy. Dort überquerten wir mehr oder weniger unfallfrei die Straße und gingen zur Tünelbahn. Wir fuhren hoch in Richtung Istiklal und liefen durch selbige hindurch.
Es war heute recht leer, jedenfalls am südlichen Ende der Istiklal, und wir bewunderten die ganzen Generalkonsulate, die dort liegen. Ein Frühschoppen wurde verzehrt, doch dabei mussten wir um Fassbier kämpfen. Ich beobachtete unseren Ober, wie er fünf Flaschen an die Theke schleppte und ich rief "no, draft beer!". Daraufhin ging er (hochwahrscheinlich) zu einer anderen Kneipe ums Eck, holte dort die Fassbiere und brachte sie uns. Überhaupt scheint man sich hier in der Regel auszuhelfen, wenn der eine Laden was nicht hat, aber etwas braucht - gefällt mir durchaus gut ...
Am Taksim mussten wir, um genug Kleingeld für das Aufladen der Istanbulcard zu haben, zwei Portionen Maronen essen, dann ging es mit dem anderen Schrägaufzug hinunter nach Kabataş, doch da hier die Fähren für uns unpassend fuhren, gingen wir doch rüber zur Straßenbahn und fuhren wieder nach Karaköy.
Eine Fährfahrt nach Kadiköy folgte, danach ging es nochmal in die Straße vom Abendessen vorgestern, wir tranken dort Bier und Fanta und Ayran, aßen eine Portion Pommes (ich war schon satt ...) und fuhren dann zurück nach Eminönü.
Wir bestellten für heute Abend einen Tisch in einer der Touristenkneipen auf der Galatabrücke (der Ober erkannte mich wieder und versprach, einen schönen Platz in der ersten Reihe zu reservieren, das tat er auch), aber danach ging es erst einmal zwecks Erholung ins Hotel.
Für mich war das keine richtige Erholung, weil ich erstmal den Check-in für morgen vollziehen musste und dann die Schweizer Einreisegenehmigungen produzierte. Für die deutschen Einreiseanmeldungen wurde ich nicht ganz fertig (die machte ich dann heute Abend kurz vor dem Blogschreiben zu Ende) ...
Wir fuhren mit der Straßenbahn hoch zur Haltestelle des Großen Basars, denn ich wollte den Damen den Ausblick vom Hof der Süleymaniye-Moschee zeigen. Die Mädels wurden ein bisschen nölig, weil der Weg doch ein bisschen weiter war (meinten sie jedenfalls), aber als wir dort ankamen und sie den Blick auf den Bosporus mitsamt Brücke und das Goldene Horn und den Galataturm hatten, verstummten sie und gaben zu, dass das ein toller Ausblick ist ...
Es ging jetzt steile Treppen herunter in Richtung Goldenes Horn, durch Marktstraßen, wir drückten uns einmal an die Wand, weil ein großer Transporter durch die - enge! - Gasse fuhr, aber dann kamen wir am Platz vor der Neuen Moschee raus, unterquerten die Schnellstraße und waren pünktlich in der reservierten Gaststätte.
Naja, was soll ich sagen? "Gelage" wäre eine ziemliche Untertreibung, wir haben es richtig krachen lassen, mit Vorspeisen und Fischplatten und Wein, Baklava und Wassermelonen gingen aufs Haus, der Tee sowieso, am Ende waren wir glücklich und zufrieden, weil auch der Service dort toll war (die wissen natürlich, wie sie es machen müssen ...) und der Blick auf die Brücke traumhaft ... (Ja, Geld waren wir auch losgeworden, aber so ist das halt in diesen Kneipen ...)
Als ich mit der Straßenbahn heimwollte, wurde dann doch fast gestreikt, aber ich konnte die Damen besänftigen, dass wir wirklich schneller sind (und das stimmt, glaube ich, wirklich), denn wir waren die Abkürzung zum Hotel gegangen, die gar nicht so steil war, wie ich sie in Erinnerung hatte.
Ein Absacker wurde keiner genommen (man höre und staune!) und so waren wir jetzt um kurz nach zehn auf den Zimmern ...
Morgen geht es noch in die Blaue Moschee, dann holt uns das Taxi um 12 Uhr ab (hoffentlich klappt das besser, ich habe jetzt über Booking gebucht ...), ehe wir um 15.40 Uhr abfliegen ...
Nostalgische Straßenbahn, heute nicht gefahren ... |
Neue Moschee am Taksim-Platz |
Fischteller (war jetzt zu faul, das Bild zu drehen ...) |
Blick vom Hof der Süleymaniye |
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