Vor Jahren hatte Christian im Veli-Bej-Bad in Budapest ja einen Aufguss produziert, der sich gewaschen hatte, und so etwas hofften wir heute auch zu kriegen, denn unser tolles Grand Hotel hat ja einen Spa-Bereich. Also standen wir, pünktlich wie wir sind, noch vor dem Frühstück und um kurz vor acht Uhr vor dem Spa-Bereich auf der Matte. Doch die Tür ging nicht auf, es wurde 8 Uhr, es wurde 8.05 Uhr, dann entschieden wir uns, den anderen Eingang zu versuchen. Dort stand ein Schild, dass "aus technischen Gründen" erst um 10 Uhr geöffnet werde.
Mann, ey! Nun, wir entschieden uns, das Beste daraus zu machen und erst einmal frühstücken zu gehen. Das Frühstück war sehr, sehr lecker und reichhaltig, mit Lachs und Würstchen und Spiegelei - und Prosecco. Jessi und ich gönnten uns ein Gläschen, danach wollten wir auf die Dachterrasse, die war aber zu und die Rezeption ließ sich nicht erweichen ...
Wir schauten so gegen 9.15 Uhr, ob das Spa vielleicht doch schon bereit sei und - Wunder über Wunder - das war es. Wir gingen wieder aufs Zimmer, legten unsere schicken Hotelbademäntel an und fuhren runter ins Spa. Ein bisschen dunkel ist es dort, aber es gibt einen kühlen Pool, ein angenehm warmes Jacuzzi und fünf Saunaräume.
Wir steuerten zielstrebig auf die Finnische Sauna zu, die war aber noch am Aufwärmen, weil die Saunen erst ab 10 Uhr bereit seien, wie die Spa-Verantwortliche, die noch ein Foto von uns schoss, uns mitteilte. Sei's drum, badeten wir halt erst ein bisschen im Pool und im Jacuzzi, ehe wir um Punkt 10 Uhr in der Sauna eintrudelten.
Die ersten Aufgüsse mit Wasser waren schon gut, aber als die Spa-Verantwortliche auf Christians Bitte hin einen aromatisierten Aufguss bereitstellte, wurde es noch besser. Zwei Saunagänge zogen wir durch (wir hatten das Spa übrigens exklusiv für uns), badeten zwischendurch wieder ein bisschen und machten uns dann gegen 11.15 Uhr zum Check-out und auf nach Hause, denn seit gestern befinden wir uns ja auf dem Rückweg.
Die Fahrt aus Lemberg heraus war zwar ein bisschen umständlich, aber schließlich fanden wir die M10, die uns bis zur Grenze führen sollte. Das klappte auch ganz gut, aber schon 500 Meter vor der Grenze standen die Autos im Stau (dass die Lkws im Stau stehen, ist da üblich, aber dass Autos so früh stillstehen, hatte ich nicht so in Erinnerung). Sei's drum, wir stellten uns also an und warteten und warteten und warteten. Nix ging, Christian stieg mal aus und holte sich einen Happen zu essen, ich lief, als es dann ein paar Schritte vorwärts ging, neben dem Auto her bzw. dem Auto voraus, ab und zu fuhr auf der autobahnähnlichen Straße ein Geisterfahrer (immerhin mit Warnblinklicht ...) in Richtung des Kreisverkehrs (natürlich gab es Gegenverkehr!), Zustände, für die man in Deutschland für dieses und fürs nächste Leben den Führerschein entzogen bekäme - in der Ukraine scheinbar ganz normal.
Die Abstände zwischen den Öffnungen der Schleusen zu den Grenzanlagen wurden immer kürzer, aber die Zahl der zugelassenen Autos eben auch kleiner, sodass wir erst im vierten oder fünften Schwung hineinkamen. Anders erging es dem einen oder anderen Auto, das auf der freien Spur den Stau überholt hatte und sich vordrängeln wollte. Dazu war ein Grenzer während des Staus die Autos abgelaufen und hatte die Kennzeichen aufgeschrieben, und wer halt nicht auf dieser Liste draufstand, durfte nicht rein ... Gut so!
In der Grenzanlage dauerte es wieder ewig, bis sich ein Zöllner zu uns bequemte und pro forma den Kofferraum in Augenschein nahm. Ich machte den Fehler, mich an die ausdrücklich beschilderte Aufforderung zu halten, im Auto sitzen zu bleiben, bis man vom Grenzer zum Aussteigen aufgefordert wird. Irgendwann wurde uns gesagt, wir sollten zur Passkontrolle, also latschte ich zur Zollkontrolle, dann zur Passkontrolle, die ukrainischen Grenzer an der Grenze waren deutlich unfreundlicher als die an der moldawisch-ukrainischen Grenze, aber was soll's ...
Wir standen praktisch auf der Grenzlinie vor der polnischen Schranke, und auch in Polen dauerte die Einreise über die EU-Außengrenze lange, lief aber deutlich geordneter ab als die Ausreise in der Ukraine. Die Zollkontrolle war auch harmlos, dann waren wir endlich wieder in der EU und fuhren auf die - wunderbare - Autobahn A4 in Richtung Krakau.
Dort ging es recht schnell voran, selbst wenn wir gelegentlich von einigen Polen rechts überholt wurden, obwohl Christian am Rande des Erlaubten fuhr, sodass wir schon gegen 18 Uhr in Krakau ankamen. Der Parkplatz des Hotels nebenan (wo wir laut unserem Hotel unterkamen) war schnell gefunden, wir checkten ein, guckten kurz am Wawel vorbei und gingen dann zum Rynek, dem Krakauer Hauptplatz. Kneipe um Kneipe war dort, vielleicht sollte ich "Touristenkneipe an Touristenkneipe" schreiben, denn die, die gut aussahen, waren schlecht bewertet, sodass es uns zu bunt wurde und wir uns etwas abseits des Trubels eine traditionelle polnische Kneipe suchen.
Wir landeten in der Schwarzen Ente, bekamen geradeso noch einen Platz und waren schon von den Piroggen sehr begeistert. Als Hauptspeise gab es Kartoffelpuffer mit Gulasch, Krautwickel mit Fleisch und Bigos im Brotlaib, alles sehr lecker, und am Ende zahlten wir mit 75 Euro weniger als wir am Rynek wahrscheinlich allein für die Getränke bezahlt hätten.
Ein kurzer Abendspaziergang zum Hotel folgte, die Hotelbar wurde kurz besetzt, aber jetzt sind wir alle im Bett, denn so schön das Spa heute Morgen war, so müde machte es, und die dreieinhalbstündige Warterei an der Grenze war sicher auch nicht nervenberuhigend.
Eine Story von gestern noch: Christian rettete einem Wauzi das Leben, weil er eine Vollbremsung (er sagt zwar, es war keine, aber es fühlte sich sehr danach an) einlegte, als der Hund vom Straßenrand auf die Straße schlawenzelte, vor dem Auto wegsprang, dann doch wieder aufs Auto zu hüpfte und schließlich, mit gefühlt zwanzig Zentimetern Abstand von der Stoßstange, sich davon machte ... Dummer, glücklicher Hund!
Ein paar Fotos von Krakau spendiere ich auch:
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen