Meine Länder

Meine Länder
Länder in dunkelgrün wurden bereits besucht,
Länder in hellgrün sind fest geplant,
Länder in orange sind in vorläufiger Planung für die nächsten zwölf Monate.

Donnerstag, 2. September 2021

Gleise! Was? Gleise! Was? Rumpel

Christian - als Fahrer - hatte Jessi und mich gebeten, nach Schlaglöchern und sonstiger Unbill Ausschau zu halten, und dementsprechend meldete ich kurz vor einem Schienenweg an: "Gleise!" Jessi und Christian sind eindeutig schon zu lange verheiratet, denn beide verstanden einmütig "Scheiße" (das zitiere ich hier ja nur ...) und fragten daraufhin, "was" für einen Fehler ich denn nun schon wieder gemacht hatte (kurz davor hatte ich gepennt und einen Abzweig verpasst) ... Ich antworte natürlich wieder "Gleise!", diesmal ein wenig dringlicher, denn die Schienen kamen immer näher (und Schienenwege in Rumänien, in Moldawien und der Ukraine sind nicht immer so richtig schön plan in den Straßenbelag eingelassen) ... Wieder verstanden mich die beiden falsch und riefen nun ihrerseits mit Dringlichkeit aus, "was" denn falsch liefe ... Da rumpelte es auch schon, denn wir hatten - natürlich ohne großartiges Bremsen - die Gleise überfahren. Prost Mahlzeit!

Das Frühstück heute Morgen war sehr lecker, es gab die Möglichkeit zum Full English Breakfast (in Rumänien!) und dazu Lachs und allerlei sonstiges Gedöns, doch, mit dem Hotel in Suceava waren wir sehr zufrieden ...

Gegen 8.30 Uhr ging es los, erst einmal zum Autowaschen, Madame (und vor allem Monsieur) sind ja Deutsche ... Mit sauberem Auto ging es über einigermaßen gute Nationalstraßen (wir hatten den Weg extra so gewählt, dass wir auf maximal zweistelligen Straßen unterwegs sind, nachdem wir mit dreistelligen Straßen so eher gemischte Erfahrungen gemacht hatten. Über einige kleinere und größere Käffer ging es zwei Stunden in Richtung Grenze.

An der rumänischen Ausreisekontrolle waren vor uns genau 0 Autos, sodass wir gleich drankamen, mit Pässen und Fahrzeugpapieren bewaffnet zum Grenzer gingen, der prüfte die Pässe recht langwierig, scheuchte uns dann aber endlich weg.

Über den Pruth fuhren wir in Richtung Moldawien und kamen hinter einem rumänischen Fahrzeug zum Stehen. Der Grenzer sammelte nach und nach Pässe, Christians Führerschein, Impfpässe, Fahrzeugschein, Grüne Versicherungskarte und die Bescheinigung über die moldawische Online-Vignette ein. Zwei Zöllner ließen sich auch sehen und kontrollierten die Fahrzeugidentifikationsnummer, der Grenzer fragte nach, welche Impfstoffe wir bekommen hätten (ausgerechnet bei mir nicht, obwohl ich mit der Kreuzimpfung fast mit Problemen gerechnet hätte), dann waren wir nach etwa 20 Minuten durch und wurden - ausladende Armbewegung nach weiter hinten - an den Zoll verwiesen.

Allein, am Zoll fuhren wir - von wegen ausladende Armbewegung, das Häuschen war direkt hinter dem Grenzerhäuschen und das Fensterchen geschlossen - versehentlich vorbei, wurden an der Endkontrolle zurückgepfiffen (im wahrsten Sinne des Wortes), ich lief schuldbewusst zurück zum Zoll, alles "no problem", denn die Fahrzeugpapiere und die Vignette waren ja da, aber wieso wir, nachdem die Zöllner uns ja im Rahmen der Einreisekontrolle schon begutachtet hatten (doppelt!), da nochmal anhalten mussten, erschließt sich mir sowieso nicht so ganz.

Sei's drum, diesmal durften wir den Grenzbereich verlassen und parkten wenige Meter weiter erst einmal an einer Tankstelle, um ein Selfie von uns mit der Geschwindigkeitsbegrenzungstafel von Moldawien zu machen. Die Leutchen an der Tankstelle hielten uns definitiv für verrückt, aber das sind wir ja fast schon gewöhnt.

Wir entschieden uns, dann doch schon dort zu tanken, ich hakte an der Zapfpistole den Hebel ein, dass ich sie nicht ständig halten müsse, auf einmal sprudelte mir Benzin entgegen, sodass ich den Tankvorgang schleunigst abbrach. Sowas war mir auch nicht nie passiert ...

Zahlen konnte ich mit Kreditkarte, alles bestens auch in Moldawien, und im Grenzkaff Lipcani erreichten wir den östlichsten Punkt dieser Reise. Über akzeptable Straßen ging es - laut Google Maps - genau 15,5 Kilometer zur moldawisch-ukrainischen Grenze.

Die Moldawierin gab uns unser Kleinpapier mit Datum, Kennzeichen und Personenzahl, und dieses wurde im Verlauf der weiteren Kontrollen von allen vier zuständigen Stellen (Moldawien Ausreise Grenze, Moldawien Ausreise Zoll, Ukraine Einreise Grenze, Ukraine Einreise Zoll) abgestempelt, sodass wir dann am Ende die Grenzzone verlassen konnten.

Die Grenzkontrolle (auch die moldawische Ausreise) findet schon auf ukrainischem Boden statt, und außer dass es etwas langwierig war (speziell der ukrainische Zoll), ging alles problemlos.

Mit drei Stempeln im Pass ging es auf die ersten Kilometer Rumpelpiste hinter der Grenze. Die ukrainischen Straßen sind unberechenbar, es gibt sehr gute Abschnitte, die besser sind als deutsche Landstraßen, aber es gibt auch Europastraßen, bei denen man in den Schlaglöchern fast versinkt.

Christian machte das ganze Prozedere mit Überholen (und mit, öhm, 90 Sachen innerorts noch überholt zu werden ...) ziemlich Spaß, Jessi und ich sahen uns ein paar Mal unserem Schöpfer gegenüber (einmal versicherte Christian uns glaubhaft, dass er vor einer Kuppe überholen könne, weil er schon gesehen habe, dass keiner kommt ... Okay!), aber so kamen wir wenigstens oft zügig voran.

Trotzdem waren wir am Ende knapp neuneinhalb Stunden unterwegs, als wir gegen 19 Uhr in Lemberg eintrafen. Durch regen Stadtverkehr ging es zum Grand Hotel, ich sprang hinaus, um mir nochmal den Weg zu einem Parkhaus zeigen zu lassen, doch die Rezeptionistin bestand darauf, dass der Chefeinweiser guckt, ob noch ein Parkplatz vor dem Hotel frei ist ...

Hier begann das Drama: Der Chefeinweiser sprach kein Englisch und machte uns mit Händen und Füßen halbwegs begreiflich, was er von uns wollte, doch erstmal musste das Taxi aus dem Weg. Plötzlich knirschte es, und ich dachte wirklich, dass das Taxi am Auto entlanggeschrammt sein, sprang Christian zwecks Nachgucken natürlich direkt vor das Auto, da war aber kein Kratzer, und es war wohl so, dass die Automatik des Autos eine Vollbremsung einlegte, ehe es zum Zusammenprall kam.

Das Drama ging weiter, denn der Chefeinweiser gab unverständliche Signale, am Schluss stand Christian weit auf dem Gehweg, muss nochmal zurücksetzen, es ging um Zentimeter, aber jetzt steht das Auto erstmal da, und wir hoffen, dass der Nebenmann ohne Verursachung von Schäden an "unserem" Auto einsteigen und wegfahren kann. Heilige Maria Mutter Gottes, ist das eng da ...

Wir hielten uns nicht lange im Hotel auf, sondern machten einen kurzen Spaziergang zum Mons Pius, aßen dort Oliven und Lachstatar zur Vorspeise, danach Kalbsfilet mit Trüffelbutter und Madeirasauce, New-York-Steak und Kalbszunge mit Bulgur, dazu wurden vorrangig Hopfenkaltschalen verzehrt, und am Schluss ging es mit einem weiteren kurzen Spaziergang durch die Altstadt zurück ins Hotel.

Hier sitzen wir jetzt in der Bar und lassen es uns weiterhin gutgehen. Morgen geht es ins Spa, danach zum Frühstück und dann über die Grenze nach Krakau. Christian sagte eben, dass er sich nicht hätte vorstellen können, dass sich Polen mal fast heimisch anfühlt, aber so ist es halt, wenn man dann wieder in die EU zurückkommt ...

Fotos? Ja? Fotos? Jaha!

Oper in Lemberg

Unterwegs in Rumänien

Kurz vor der Grenze

Ukrainische Bushaltestelle

Kalbszunge mit Bulgur

Lemberg

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen