Meine Länder

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Länder in dunkelgrün wurden bereits besucht,
Länder in hellgrün sind fest geplant,
Länder in orange sind in vorläufiger Planung für die nächsten zwölf Monate.

Montag, 20. September 2021

Eine "disziplinierte Leisereiterin"

... sei sie gewesen, sagte eine der Damen gestern Abend kurz vor Abschluss der Reise, und auch wenn wir weder geritten sind noch besonders leise waren, so waren die vier Damen - und ich glaube, das meinte sie  tatsächlich bei ihrem Versprecher - sehr disziplinierte Reisebegleiterinnen, die sie auch von meinem schnelle(re)n Schritt und meinen ständigen Hinweisen, dass es "nur noch fünf Minuten" bis zum Ziel wären, nicht abbringen ließen.

Es war keineswegs mein Vorsatz, die vier Damen im Alter von 74 bis 80 durch die Stadt zu jagen, aber ich wollte ihnen halt auch möglichst viel zeigen, und ich habe die Hoffnung, dass es ihnen gefallen hat, auch weil ich ja durchaus dem einen oder anderen Hock zur Aufnahme von Flüssigkeit nicht abgeneigt war.

Das mit der Blauen Moschee war leider ein Reinfall, weil die erst nach dem Mittagsgebet öffnete, also zu einer Zeit, zu der wir gestern schon auf dem Weg zum Flughafen waren, und so musste ich bedauerlicherweise eingestehen, dass ich mich da verplant hatte (nicht dass die Damen geschockt gewesen wären, dass ich verplant bin ...). Aber auch so ist das nur ein weiterer Grund, noch einmal nach Istanbul zu fahren (und für mich ein Grund, demnächst wieder besser zu recherchieren - ich habe mich darauf verlassen, mich im touristischen Teil Istanbuls einigermaßen auszukennen, aber die Öffnungszeiten von Attraktionen sind manchmal ein bisschen erratisch, und das hätte man - vielleicht; kann auch gut sein, dass alles Nachschauen nicht geholfen hätte - durchaus einmal eruieren können).

Sei es also, wie es sei, wir nutzten die gewonnene Zeit, um ein letztes Mal beim Omar vorbeizuschauen und dort eine kleine flüssige Stärkung zu uns zu nehmen, bis wir zurück ins Hotel schlenderten, auf das - pünktliche - Taxi warteten und zum Flughafen fuhren ...

Die dreiviertelstündige Fahrt war sehr entspannt (es war deutlicher weniger Verkehr als auf dem Weg vom asiatischen Flughafen in die Stadt), aber so waren wir natürlich viel zu früh am Flughafen. Nun ja, wir saßen ein wenig in der Gegend herum, der Check-in dauerte ewig, aber dann gingen wir durch die Ausreise- und Sicherheitskontrolle, wurden von der Beschilderung ein bisschen umständlich geleitet und kamen am Gate zum Sitzen.

Das Boarding war einigermaßen pünktlich, der Flug entspannt, die Pizza und das Bier in Belgrad durchaus lecker (auch wenn meine Ma aus Versehen fast eingereist wäre, jedenfalls war sie schon auf dem Weg hinunter zur Einreisekontrolle, konnte aber auf der anderen Seite gleich wieder hochfahren ...) und der Heimflug wäre entspannt gewesen, wenn das Kind hinter uns nicht den ganzen Flieger unterhalten hätte ...

Das Einsammeln durch das Bonndorfer Blitz-Taxi (bisschen Werbung darf man ja machen, wenn man zufrieden ist) funktionierte wunderbar, und so ging es im Nieselregen von Zürich zurück nach Bonndorf. Der Fahrer war der gleiche wie auf dem Hinweg, und diesmal kamen wir noch besser ins Gespräch als am Donnerstag, alles gut ...

In Bonndorf wurde der "Kranz" noch unsicher gemacht, aber dann ging es auch bald heim (und für mich unter die Dusche), denn nach den ungewohnten Stadtwanderungen waren dann alle Beteiligten doch ein wenig müde ...

Es war - jede Leserin und jeder Leser wird baff vom Stuhl fallen - toll in Istanbul, am Ende war ich dann auch mit dem ÖPNV mehr oder weniger versöhnt, in Zukunft versuche ich, nicht mehr gegen stehende Autos zu laufen (und noch weniger gegen fahrende!), es wird - wenn es nach mir geht - einen dritten Versuch geben, mit meiner Mutter zum Hamsi zu gehen (die beiden ersten - 2017 und jetzt - scheiterten ja ...), es war einfach schee ...


Hagia Sophia bei - zum Abschied - Traumwetter

Und die Blaue Moschee gleich hinterher

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Erst einmal ist jetzt nichts Großartiges mehr für dieses Jahr geplant, auch wenn ich die eine oder andere Spontanaktion wie immer nicht ausschließe. Weihnachten und Silvester liegen dieses Jahr ein bisschen ungünstig, aber vielleicht habe ich ja doch die Chance, um Weihnachten herum mal wieder - erstmals seit langer Zeit - einen oder zwei Urlaubstage zu kriegen ... Eigentlich wäre Georgien dran, da war ich 2009, 2013 und 2017, da müssen wir mal schauen, ob wir das unter einen Hut kriegen.

Für Silvester ist jetzt erst einmal die Wiizemersteg-Tour geplant mit Fondue-Essen daheim und anschließender kurzer Fahrt zum Steg, um das neue Jahr mit einem Fuß in der Schweiz und mit dem anderen Fuß in Deutschland zu begrüßen. In Stein gemeißelt ist der Plan allerdings nicht, vor allem dann nicht, wenn sich noch eine tolle Reisemöglichkeit ergeben sollte.

Wir werden sehen, und der treue Leser wird unverzüglich unterrichtet werden, wenn es Neuigkeiten gibt ...

Samstag, 18. September 2021

Ins Auto gelatscht

Manchmal könnte man meinen, so einen Volldepp wie mich kann man nicht auf die Menschheit loslassen ... Ich wollte die Damen heute zum Tünel, einer der ältesten U-Bahnen der Welt, führen und es natürlich so machen wie die Istanbuler, die einfach irgendwo über die Straße gehen ... Also latschte ich voraus und überquerte die Straße, als ich aus dem Augenwinkel sah, dass dort, wo die Damen hinter mir her sollten, ein Auto relativ schnell angefahren kam.

Ich drehte mich um, zeigte ihnen die Gefahr und - rumms ... Das Auto, hinter dem ich die Straße überquert hatte, musste aufgrund eines Staus stehen bleiben, was ich aber - da ich nicht hinschaute, wo ich hinlief - nicht sah und also das Auto rammte. Da waren zum Glück schon ein paar Macken drin, ich lief zum Beifahrersitz, bat um Entschuldigung, der Fahrer war, glaube ich, auch erleichtert, dass ich nicht sein ganzes Auto zermalmt hatte, ich rettete mich auf die andere Straßenseite und fing erstmal hysterisch an zu lachen ...

Mein linkes Knie tat mir ein bisschen weh, aber insgesamt habe ich den Unfall nach aktuellem Stand recht unbeschadet überstanden, aber in Zukunft gucke ich wieder, wo ich hinlaufe, gerade im Straßenverkehr - mannometer ...

Zum Frühstück heute Morgen gab es keinen Gesang, denn heute hatte niemand Geburtstag. Danach hatte ich ein Einsehen und ging los, um meinen vier Damen noch jeweils eine Istanbulcard zu kaufen, weil ich solche Scherereien heute nicht mehr haben wollte. Nach einigem Suchen fand ich einen Stand, der mir nicht nur die Karten verkauften, sondern auch die HES-Autorisierung vornahm. Die Damen heißen jeweils Y T (oder so), sind entweder im Jahr 1910 oder im Jahr 2010 geboren, aber die HES-Codes und Reisepassnummern sind richtig eingetragen. Bringt voll was ...

Danach ging es hinunter nach Gülhane, ich lud die Karten auf (das geht nur bis 20 Lira, was dazu führte, dass ich heute mehrfach nachladen musste, Saftladen ...) und wir fuhren nach Karaköy. Dort überquerten wir mehr oder weniger unfallfrei die Straße und gingen zur Tünelbahn. Wir fuhren hoch in Richtung Istiklal und liefen durch selbige hindurch.

Es war heute recht leer, jedenfalls am südlichen Ende der Istiklal, und wir bewunderten die ganzen Generalkonsulate, die dort liegen. Ein Frühschoppen wurde verzehrt, doch dabei mussten wir um Fassbier kämpfen. Ich beobachtete unseren Ober, wie er fünf Flaschen an die Theke schleppte und ich rief "no, draft beer!". Daraufhin ging er (hochwahrscheinlich) zu einer anderen Kneipe ums Eck, holte dort die Fassbiere und brachte sie uns. Überhaupt scheint man sich hier in der Regel auszuhelfen, wenn der eine Laden was nicht hat, aber etwas braucht - gefällt mir durchaus gut ...

Am Taksim mussten wir, um genug Kleingeld für das Aufladen der Istanbulcard zu haben, zwei Portionen Maronen essen, dann ging es mit dem anderen Schrägaufzug hinunter nach Kabataş, doch da hier die Fähren für uns unpassend fuhren, gingen wir doch rüber zur Straßenbahn und fuhren wieder nach Karaköy.

Eine Fährfahrt nach Kadiköy folgte, danach ging es nochmal in die Straße vom Abendessen vorgestern, wir tranken dort Bier und Fanta und Ayran, aßen eine Portion Pommes (ich war schon satt ...) und fuhren dann zurück nach Eminönü.

Wir bestellten für heute Abend einen Tisch in einer der Touristenkneipen auf der Galatabrücke (der Ober erkannte mich wieder und versprach, einen schönen Platz in der ersten Reihe zu reservieren, das tat er auch), aber danach ging es erst einmal zwecks Erholung ins Hotel.

Für mich war das keine richtige Erholung, weil ich erstmal den Check-in für morgen vollziehen musste und dann die Schweizer Einreisegenehmigungen produzierte. Für die deutschen Einreiseanmeldungen wurde ich nicht ganz fertig (die machte ich dann heute Abend kurz vor dem Blogschreiben zu Ende) ...

Wir fuhren mit der Straßenbahn hoch zur Haltestelle des Großen Basars, denn ich wollte den Damen den Ausblick vom Hof der Süleymaniye-Moschee zeigen. Die Mädels wurden ein bisschen nölig, weil der Weg doch ein bisschen weiter war (meinten sie jedenfalls), aber als wir dort ankamen und sie den Blick auf den Bosporus mitsamt Brücke und das Goldene Horn und den Galataturm hatten, verstummten sie und gaben zu, dass das ein toller Ausblick ist ...

Es ging jetzt steile Treppen herunter in Richtung Goldenes Horn, durch Marktstraßen, wir drückten uns einmal an die Wand, weil ein großer Transporter durch die - enge! - Gasse fuhr, aber dann kamen wir am Platz vor der Neuen Moschee raus, unterquerten die Schnellstraße und waren pünktlich in der reservierten Gaststätte.

Naja, was soll ich sagen? "Gelage" wäre eine ziemliche Untertreibung, wir haben es richtig krachen lassen, mit Vorspeisen und Fischplatten und Wein, Baklava und Wassermelonen gingen aufs Haus, der Tee sowieso, am Ende waren wir glücklich und zufrieden, weil auch der Service dort toll war (die wissen natürlich, wie sie es machen müssen ...) und der Blick auf die Brücke traumhaft ... (Ja, Geld waren wir auch losgeworden, aber so ist das halt in diesen Kneipen ...)

Als ich mit der Straßenbahn heimwollte, wurde dann doch fast gestreikt, aber ich konnte die Damen besänftigen, dass wir wirklich schneller sind (und das stimmt, glaube ich, wirklich), denn wir waren die Abkürzung zum Hotel gegangen, die gar nicht so steil war, wie ich sie in Erinnerung hatte.

Ein Absacker wurde keiner genommen (man höre und staune!) und so waren wir jetzt um kurz nach zehn auf den Zimmern ...

Morgen geht es noch in die Blaue Moschee, dann holt uns das Taxi um 12 Uhr ab (hoffentlich klappt das besser, ich habe jetzt über Booking gebucht ...), ehe wir um 15.40 Uhr abfliegen ...

Nostalgische Straßenbahn, heute nicht gefahren ...

Neue Moschee am Taksim-Platz

Fischteller (war jetzt zu faul, das Bild zu drehen ...)

Blick vom Hof der Süleymaniye

Freitag, 17. September 2021

Stadt toll wie immer, ÖPNV immer wieder furchtbar

Oh Mann, und fertig sind wir auch noch ...

Der Tag fing für meine Mutter nicht so toll an, denn sie war fuchsteufelswild. Wir hatten gestern noch mit der Rezeption abgesprochen (und das sei wohl auch Hotelstandard, sagte man uns), dass heute zum 80. Geburtstag der einen Mitreisenden eine kleine Dekoration (und kein Gesang der Belegschaft ...) auf dem Frühstückstisch sei. Allein, die Dekoration fehlte - meine Ma reklamierte, und am Ende wurde ein bisschen dekoriert und - latürnich - auch ein Ständchen gebracht ... Oh Mann!

Nun denn, davon ließen wir uns nicht abbringen und frühstückten ganz gut, ehe es in Richtung Hagia Sophia ging. Die Yerebatan-Zisterne, an der wir unterwegs vorbeikamen, ist geschlossen (solche Sachen verstehe ich ja sogar, weil man da nicht mal eben lüften kann in dem Gewölbe ...), doch in die Hagia Sophia kommt man hinein, auch wenn man erst durch ein Kontrollzelt muss, an dem zwar Polizei steht, aber nichts und niemanden kontrolliert - was soll sowas?

Die Hagia Sophia ist seit letztem Jahr ja wieder eine Moschee, was den Vorteil hat, dass man keinen Eintritt bezahlen muss. Der Eingang ist jetzt da, wo der Ausgang früher war, und heute sah ich die Hagia Sophia erstmals in voller Pracht ohne Gerüst im Inneren - sehr, sehr schön ... Ein bisschen schade ist allerdings, dass man nicht mehr in den ersten Stock zu kommen scheint, wo die schönen Mosaike sind ... Ein bisschen gewöhnungsbedürftig ist das für den mehrfachen Hagia-Sophia-Besucher schon alles, auch dass der Ausgang jetzt ganz woanders ist als früher, und die christlichen Gemälde sind jetzt so mit Tüchern abgehängt, dass man sie noch sehen kann, im Moscheebetrieb aber eben auch komplett bedecken kann, aber so ist das Leben ...

Den Besuch in der Blauen Moschee sparten wir uns heute, weil das Freitags(mittags)gebet immer näher rückte, und nahmen dafür einen Frühschoppen in einer Gaststätte in der Nähe der Zisterne ein. Danach wagten wir uns ans Abenteuer Istanbuler Nahverkehr und was die Istanbuler Verkehrsbetriebe heute wieder für Hindernisparcours aufgebaut hatten, und siehe da: Wieder kamen wir nicht mit meiner Istanbulcard für alle durch ... Ich kaufte für die Damen Einzelfahrscheine (was immer wieder ein riesiger Aufwand ist, weil die Automatenmenüführung nicht wirklich auf den Verkauf von vier Einzelfahrkarten am Stück eingestellt ist und man zudem maximal mit einem 20-Lira-Schein bezahlen kann), dann fuhren sie eine Station in Richtung Großer Basar, während ich nicht mehr in die Straßenbahnstation hineinkam ... Wahnsinn, Leute, Wahnsinn ...

Durch den Großen Basar liefen wir zügig hindurch, weil auch die Damen dort - für mich etwas überraschend - nicht "lädelen" wollten (zu touristisch, was ich nachvollziehen kann), sodass wir bald im Einheimischen-Basar waren und uns dort ein wenig umschauten ...

Das Ende des Spaziergangs heute war aber im Gewürzbasar angesiedelt. Ja, auch der ist touristisch, keine Frage, vor allem, wenn man - wie ich heute - schnurstracks auf den Typen aus Schwäbisch Gmünd (nicht Schwäbisch Hall, wie ich hier Fake News verbreitet hatte) zusteuert, der uns eben auf Deutsch die verschiedenen Gewürze erklären konnte ... Alles in allem war das trotzdem recht bezahlbar alles, und jetzt hatten wir Lust auf ein Bier.

Dazu setzten wir uns auf die Galata-Brücke (achso, unterwegs gingen die Damen mit der Istanbulcard als Zahlungsmittel auf die Toilette, das funktionierte wenigstens ...) in eine der touristischsten Kneipen der Welt und tranken da ein Bierchen und aßen doch noch ein bisschen Hähnchenspieß und tranken noch ein Rakilein, mittags um halb drei oder so ...

Jetzt war es aber Zeit für die Fähre, wir fuhren von Eminönü nach Kadiköy, wurden dort von der Fähre gejagt, stiegen in eine andere Fähre nach Karaköy (nördlich des Goldenen Horns) um und dort in die Straßenbahn. Dass der Fahrkartenkauf da auch nicht gut funktionierte, versteht sich so langsam wohl von selbst ... (Diesmal spuckte der Automat keine Fahrkarten aus, sondern gab mir den 20-Lira-Schein in 20 Ein-Lira-Münzen zurück ... Erst der andere Automat gab dann Fahrkarten aus, wobei meine Mutter sogar mit ihrer Fahrkarte von der Fähre in die Straßenbahn einsteigen konnte ... Wahnsinn, Leute, Wahnsinn ...)

Beim Aussteigen in Sultanahmet wurde es dann ganz wild, weil die Leute uns nicht mal aussteigen ließen, aber die Damen - worüber ich fast lachen musste - sich durchaus mit Ellenbogeneinsatz zu helfen wussten, kamen alle am vereinbarten Ort nach draußen ...

Nun werden wir gleich in aller Ruhe in der Frühschoppenkneipe bei der Zisterne zu Abend essen und den Blick auf Hagia Sophia und Blaue Moschee genießen ...

Ich habe auch heute die Damen an ihre physischen Grenzen getrieben, aber das wussten sie ja eigentlich, als sie sich entschieden, sich von mir nach Istanbul begleiten zu lassen. (Fast) alles gut hier, und gut gehen lassen wir es uns auf alle Fälle ...

Fotos gibt es heute auch ein paar:

Hagia Sophia

Im Großen Basar

Erste Brücke bei Nacht von der Fähre

Blick auf den europäischen Teil Istanbuls von der Fähre

Hagia Sophia bei Tag

Galataturm bei Nacht


So mega-unsinnig

 ... ist es, was die Istanbuler mit dem öffentlichen Nahverkehr in Corona-Zeiten betreiben, dass es wirklich fast zum Heulen ist. Ach, zum Heulen war der ganze Tag gestern, denn irgendwie ging so ziemlich alles schief, was schiefgehen konnte.

Fangen wir mit dem Positiven an: Die Fahrt zum Flughafen klappte, der Fahrer sammelte unser heutiges Geburtstagskind ein, kam mit ihr im Auto an den vereinbarten Treffpunkt gefahren, missverstand mich dann zwar, als wir noch Mitreisende Nr. 5 bei ihr zu Hause einsammeln wollten und fuhr einfach weiter, aber nach einmaligem Drehen war auch das behoben. Es regnete in Bonndorf, und diese Wettermetaphorik passte ...

Wir kamen überpünktlich in Zürich an, konnten auch ziemlich bald einchecken, mit dem Umlaut im Vornamen meiner Mutter kam die - sehr freundliche, aber auch etwas überforderte - Check-in-Dame so überhaupt nicht klar, und dann schickte sie uns auch noch in den falschen Abflugbereich ...

Sie sagte mir, wir flögen ab E ab, sodass ich die Mannschaft durch den - unglaublich leeren Flughafen - trommelte, wir fuhren ins Untergeschoss, reisten aus, fuhren mit der Alpenbahn unter dem Rollfeld durch, doch als wir endlich in E ankamen, stand dort "D Gates" ...

Ich rief, als dann das Gate D41 angegeben wurde, extra nochmal bei den Abfertigungsfritzen an und wollte wissen, ob wir jetzt wirklich zu D wackeln können, da meinte die Tante zu allem Überfluss, mich belehren zu müssen, dass ich als Passagier die Pflicht habe, selbst auf die Gate-Anzeige zu gucken. Das, junge Frau, hatte ich doch die ganze Zeit getan, aber gerade deswegen soll die Check-in-Person einen doch dann nicht zum falschen Gate-Bereich schicken, wenn der Gate-Bereich noch gar nicht feststeht ...

Argh. Also fuhren wir wieder zurück mit der Alpenbahn, mussten noch mal durch die Sicherheitskontrolle (die Sicherheitskontrolleure in Zürich waren gestern allesamt sehr freundlich aufgelegt und scherzten mit uns, wo wir denn jetzt herkämen - ja, "ussem Schwarzwald" - "Wieso kämmet ihr denn dann hier durch?" Ich verkniff mir den Verweis auf die Check-in-Tante, denn wir waren endlich an unserem Gate ...

Das Boarding ging ein wenig verspätet los, aber am Ende landeten wir nach einem kurzweiligen Flug in Istanbul. Die Einreise hatte ich natürlich generalstabsmäßig vorbereitet, jede Dame erhielt ihren HES-Code (den man für die Einreise hier benötigt) und ihren Impfnachweis, den ich schon vor Tagen für den Check-in eingesammelt hatte, entsprechend ging das auch schnell ...

Ich hatte gestern noch ein Taxi gebucht, doch der Fahrer stand da, wo die ganzen anderen Leute mit Namensschildern standen, natürlich nicht ... Wir telefonierten hin und her (für teuer Geld), an den Istanbuler Flughäfen ist das öffentliche WLAN entweder nicht-existent oder richtig besch...eiden, nach einer Dreiviertelstunde stellte sich heraus, dass der Fahrer am anderen Simit Sarayi gewartet hatte ... Leute, ihr kennt den Flughafen besser, wählt doch dann ein eindeutiges Ziel ...

Der Fahrer fuhr, wie ein Istanbuler Taxifahrer halt fährt, auf dem Seitenstreifen und wild überholend, und wir kamen kaum voran (auch wenn er manchmal auf der Nebenstraße unterwegs war), bis er schließlich auf dem Seitenstreifen anhielt, seinen (englischsprechenden) Chef anrief und der mir verklickerte, dass wir gegen Aufpreis auch durch den Avrasya Tüneli, also den Tunnel unter dem Bosporus, fahren könnten, weil die gebuchte Brückenüberquerung staubedingt viel mehr Zeit beanspruche ...

Uns war jetzt alles egal, und es ist schon schick, da unter der Meerenge durchzufahren (die S-Bahn, mit der ich das schon gemacht hatte, war langweilig, aber im Straßentunnel sieht man so richtig, wie man zunächst runter und dann wieder hochfährt, das war interessant ...).

Natürlich standen wir in Europa dann auch schnell im Stau, doch der Fahrer fuhr - navi-gestützt - durch irgendwelche Seitengässchen, es stellten sich selbst mir manchmal die Haare zu Berge, so knapp war es da ab und an, aber am Ende kamen wir gut an unserem Hotel an.

Das Hotel ist - wie immer - völlig in Ordnung, wir hielten uns nicht lange auf, denn ich wollte die Mannschaft zum Hamsi bugsieren.

Die Damen streikten fast schon in Europa, weil wir natürlich nach Kadiköy wollten, und die Fährstelle ist die letzte vom Sirkeci-Bahnhof aus gesehen vor der Brücke übers Goldene Horn. Wir liefen also und liefen, ich lud schon einmal die Istanbulcard auf, doch als wir durchgehen wollten, zeigte das Ding rot an. Was ist das denn jetzt wieder für ein Mist? Natürlich sprach da kein Mensch Englisch, aber irgendwann erbarmte sich der Aufseher und meinte, wir bräuchten den HES-Code. Ich packte den aus, doch der Security-Mensch wollte nur meine Istanbulcard haben und tippte auf seinem Handy herum, um die freizuschalten. Kein HES-Code, kein nichts ...

Nach ein paar Minuten - wir hatten natürlich die Fähre verpasst - klappte alles und wir fünf konnten mit dieser einen Karte boarden, so weit, so normal, so nachverfolgungstechnischer Alptraum, aber Hauptsache Bürokratie und Verspäung produziert, ganz großes Kino!

Wie immer entschleunigte und entspannte ich binnen Sekunden, als die Fähre - zwanzig Minuten später - endlich abgefahren war und ich oben an Deck den Blick auf das jetzt schon hell erleuchtete Istanbul genoss. Die Fährfahrt war nach zwanzig Minuten vorüber, und ich scheuchte das Rudel hoch zum Hamsi.

Es kam, wie es kommen musste, und wie die Damen schon zuvor orakelt hatten: Der Hamsi war zu. Wollt ihr mich denn alle veräppeln?! In dem Fall verstand ich es sogar, denn die Straße vor dem Hamsi wird saniert, sodass man da nicht draußen sitzen kann, und deswegen scheint er halt (hoffentlich vorübergehend!) zugemacht zu haben ...

Wir fielen in die danebengelegene Kneipe ein, fragten, ob sie offenes Bier hätten, das wurde eifrig bejaht, wir setzten uns, bestellten Bier, sie brachten Flaschen. Leute!? Wir standen auf, waren drauf und dran, wieder nach Europa zu fahren, als wir an einer Kneipe vorbeiliefen, in der einer ein offenes Bier vor sich stehen hatte.

Wir fielen dort ein, saßen im Zwischengeschoss mit Blick auf die Straße (sehr schön ...), bekamen offenes Bier und verschluckten uns angesichts der (niedrigen!) Essenspreise fast. Trotz dieser Preise war das Essen (es wurden Hähnchenspieße und Sardinen und und am Schluss noch Hackfleischbällchen verdrückt) und auch das Trinken (ein paar Bier und eine Flasche Raki wechselten den Besitzer) sehr lecker, und wir waren wirklich zufrieden.

Wir liefen zurück zur Fähre, ich ging durch, dann sprang das Ding wieder auf rot. Ein sehr freundlicher Deutsch sprechender junger Mann erklärte uns nach Rücksprache mit dem Aufseher, dass ab 22 Uhr (!?!?!?!?!?!?!!!???!elf!) wieder die alten Regeln gelten würden und daher pro Karte nur eine Person durchgehen könne. Klar, ab 22 Uhr ist das Coronavirus ja auch viel gefährlicher, sodass man da dann besser nachverfolgen können muss.

Man verstehe mich nicht falsch: Wenn die Regel grundsätzlich wäre, pro Person eine Karte, dann würde ich das in Coronazeiten ja wirklich verstehen, aber so, dass man diesen HES-Code eigentlich gar nicht braucht und am Ende uhrzeitabhängig irgendwelche bescheuerten Regeln macht, ergibt das alles überhaupt keinen Sinn. Schade, dass die Istanbuler Verkehrsbetriebe da so einen Mist machen und den Touristen offensichtlich nicht haben wollen.

Ich hatte mich so auf Istanbul gefreut, aber im Moment muss ich einfach vom Besuch hier abraten, und das tut mir fast körperlich weh.

Die Damen fuhren dann mit dem Taxi heim (der Fahrer wollte für die Fahrt von Asien nach Europa nur 10 Euro haben, meine Mutter unterstellte ihm, dass er sich verrechnet habe, und gab ihm üppigstes Trinkgeld), ich fuhr mit Fähre und Straßenbahn - stinksauer und traurig zugleich - nach Hause und hatte - das will was heißen - kaum einen Blick für das nächtliche Istanbul ...

Jetzt gucken wir, dass wir die nächsten Tage das Beste aus der ganzen Situation machen - wird schon werden ...

Fotos jetzt nicht, weil ich gleich zum Frühstück muss ... Ohje, bin schon zu spät dran ...  

Mittwoch, 15. September 2021

Nicht mehr hinterher mit dem Zählen

 ... komme ich, der wievielte Istanbul-Aufenthalt ab morgen ansteht. Das liegt ein bisschen an Definitionsfragen (zählt ein Umstieg auf dem Flughafen Sabiha Gökçen schon als "Aufenthalt"?), vor allem aber an der schieren Häufigkeit ... Inzwischen müssten es schon über zehn sein (ich habe jetzt doch nachgezählt, mit Umsteigen wird es der 13., mit richtigem Besuch der 12. - nur bei der Saudi-Arabien-Tour Ende 2019 war ich wirklich nur am Flughafen, sonst bin ich immer zumindest mal zum Fährefahren in die Stadt) ...

Aber für Istanbul gilt wie für wenige andere Städte: geht immer.

Zuletzt war ich im Februar 2020 in Istanbul, damals mit der Viererbande von Damals-noch- und Ex-Kollegen, jetzt wird es eine Fünferbande, das wird - eigentlich ist es ja wurscht, mit wem ich da bin - bestimmt sehr, sehr schön ...

Das Taxi fährt morgen zwischen 7.15 Uhr und 7.30 Uhr, um 8.30 Uhr sollten wir am Flughafen in Zürich sein, um 11.05 Uhr geht der Flieger. Ich habe uns jetzt - da wir auf dem asiatischen Flughafen ankommen und in Sultanahmet wohnen - doch ein Taxi vom Flughafen zum Hotel gebucht, weil das sehr gut bezahlbar ist und wir, gerade mit Gepäck, dann doch nicht mit dem Bus vom Flughafen zur Fähre, dann mit der Fähre und am Schluss nochmal Straßenbahn fahren müssen.

Fähre fahren will ich aber schon gerne morgen, denn ich will die Damen zum Einstand gleich mal nach Asien, und zwar zu meiner Stammkneipe beim Hamsi, entführen. Mal gucken, ob wir da Platz kriegen, aber an einem Donnerstag Abend im September in Pandemie-Zeiten habe ich ein bisschen Hoffnung - aber wir werden sehen.

Ebenso werden wir sehen, ob wir noch mit der Fähre zurückkommen oder ob wir ein Dolmuş bemühen müssen oder ob wir doch wieder mit dem Taxi fahren, das entscheiden wir - natürlich - spontan und abhängig von den Gegebenheiten ...

Am Sonntag geht es dann - mit Umsteigen in Belgrad - wieder zurück nach Zürich. Die schweizerische und die deutsche Einreiseanmeldung muss ich noch ausfüllen, aber dafür brauche ich unsere Sitzplatzangaben im Flieger, und die habe ich noch nicht ... Seit ein paar Tagen akzeptieren die Serben - endlich - auch die deutschen Impfnachweise, aber 100 Minuten werden zum Umsteigen sicherlich gut reichen, zum Einreisen (und wieder Ausreisen) wird es aber wahrscheinlich eng ...

Oh Istanbul, du schöne Stadt, du schöne Stadt am Meer,
ich mag dich so, manch einer sagt, ich liebte dich so sehr!
Oh Istanbul, du schöne Stadt, mein Herz, das jauchzt und singt,
weil ich mich freu, was der Besuch wohl dieses Mal so bringt ...

Freitag, 10. September 2021

An der Grenze

 ... entlang bin ich gestern gewandert, und auch am Dienstag ist mir ein Grenzstein begegnet ...

In dieser Arbeitswoche habe ich das Mamataxi mal wieder über Gebühr beansprucht, weil es halt einfach schon kurz vor 20 Uhr dunkel wird und ich nicht so richtig die Zeit habe, nach Feierabend erst noch eineinhalb Stunden mit Bus und/oder Zug an meinen Startort zu fahren ... Wenn man dann noch großteils neue Strecken wandern will, wird es halt schwierig ...

Also bat ich meine Mutter am Dienstag, mich zur Unteren Alp zu bringen. Von dort lief ich über eine Art Hochplateau - mit tollen Ausblicken auf den Randen - in Richtung Eberfingen. Den einen Weg direkt hinter dem Feld fand ich nicht, also lief ich ein wenig weiter geradeaus und kam auf eine Kreisstraße, die noch nie ein Mensch zuvor gesehen hatte ...

Dieser Kreisstraße 6509 folgte ich eine ganze Weile, ehe ich wieder im Wald verschwand. Ein kleines Stück in Eberfingen war ich schon gelaufen, aber nach dem Überqueren der Bundesstraße 314 lief ich ein Stückchen hoch in den Wald und war bald im Busch, denn man konnte den Weg noch erkennen, aber der war schon ziemlich überwachsen.

Ich kämpfte mich hindurch, entdeckte den Grenzstein 394 am Wegesrand (kurz dahinter war ein ziemlich steiler Abhang, sodass ich versuchte, nicht auszurutschen ...), kämpfte mich weiter und kam dann in Hallau-Hausen auf einen Weg, den ich schon einmal - in umgedrehter Richtung - gelaufen war ...

Bald kam ich auf die schweizerische Dorfstraße, lief ein Stück zurück und wartete am - unbesetzten - Zollamt, bis wenige Minuten später meiner Mutter angetuckert kam ...

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Gestern war ich dann mal wieder so richtig grenzsteilgeil und ließ mich genau auf der Straße von Fützen nach Beggingen genau an der Grenze absetzen. Meine Mutter fuhr weiter und durch die Schweiz zurück (ich hatte unterwegs Sorge, ob sie einen Impfnachweis dabei hat, falls sie in Stühlingen in eine Kontrolle kommt, aber sie hatte ausnahmsweise ihr Handy dabei ...), während ich mich vom Grenzstein 521 numerisch abwärts bewegte ...

Die 520 sah ich direkt am Weg, die 519 und 518 stehen einsam in einem Feld, die 517 stand wieder am Wegesrand. Danach lief ich am Waldrand entlang auf einem bestenfalls inoffiziellen Weg zur 516 und fand die nächsten Grenzsteine nicht, weil die unten entlang des Bachs verließen, während ich oberhalb des Abhangs zunächst weiter am Waldrand, dann auf einem offiziellen Weg unterwegs war.

Bei der 509 kam ich wieder in die Nähe der Grenzsteine und lief bis zur 506 direkt am Bach entlang und bewunderte also die 508 und die 507. (Es war laut dort, denn auf dem gegenüberliegenden Hügel fuhren einige Leutchen auf dem Hang Motocross, sah ganz gut aus ...)

In der Nähe der 506 lief ich durch den Bach durch und war nur von der Schweizer Gemeinde Beggingen durch Gebiet der deutschen Gemeinde Blumberg auf Gebiet der Schweizer Gemeinde Schleitheim gelandet. Am Waldrand ging es hoch zur 505 (steil!) und an der 504 vorbei (weiter steil und jetzt querwaldein) bis fast zur 503.

Jetzt entschied ich mich, ein Stück nach Deutschland hineinzulaufen, denn das Gelände wurde mir jetzt zu unwegsam, aber der deutsche Weg war am Anfang auch nicht sehr viel wegsamer, wenn auch etwas weniger steil.

Zur Nummer 500 latschte ich wieder ein paar Meter mitten durch den Wald, bevor es nun auf einem Trampelpfad (es gibt wohl noch ein paar solche Typen wie mich, die den Grenzsteinweg ablatschen) zur 497 (scharfer Knick in der Grenze) und weiter auf einem Trampelpfad und zuletzt auf einem vernünftigen Waldweg zur 491 ging.

Unterwegs hatte ich die Abfahrtszeit meiner Mutter von 19 Uhr auf 19.30 Uhr verschoben, doch als ich dann auf dem abwärts steilen Weg zur 490 (dem letzten Grenzstein des Tages) war, rief ich nochmal an und gab das Kommando "zurück".

Von dort lief ich knappe zwanzig, dreißig Minuten bergab auf Asphaltstraßen und guten Wegen nach Grimmelshofen und kam dann am dortigen Brunnen bei der Wutachfußgängerbrücke zum Stehen. Diesmal kam meine Mutter erst etwa zehn Minuten später, aber das war auch noch völlig okay.

Das waren 24 Grenzsteine gestern, wenn ich mich nicht verzählt habe, und insgesamt 25 in dieser Woche, das nenne ich mal eine Ausbeute.

Es wird den geneigten Leser sicher wundern, dass ich die Grenzsteinbesuche nicht katalogisiert habe, und ich fürchte, ich kriege das jetzt nachträglich auch nicht mehr dokumentiert. Sei's drum, mindestens 100 werden es an der deutsch-schweizerischen Grenze gewesen sein, und wenn es 200 wären, würde es mich auch nicht wundern ...

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Einen habe ich noch vom Roadtrip mit Jessi und Christian: Beim letzten Tankstopp war ich auf der Toilette gewesen, und als ich aus der Tankstelle herauskam, war das Auto nirgends zu sehen. Ich suchte und suchte, sah die beiden vorbeifahren, winkte im Scherz - und dann stellte sich heraus, dass die beiden mich wirklich fast vergessen hätten ... Wir hatten noch Minuten zuvor überlegt, wie so etwas passieren kann, und dann kam Christian zum Auto zurück, hatte mich nicht auf der Toilette bemerkt, konnte aber auch nicht gut von außen durchs Fenster auf den Rücksitz schauen, stieg ein und fuhr zu ... Tsts ... Zum Glück haben sie mich noch winken sehen!


Waldweg

Zwischen Feldern

394 (Eberfingen/Hausen)

Runder Grenzstein (naja, runde Zahl ...)

So steil war das!

Blick auf den Randen

Schöner Grenzstein (alle Grenzsteine sind schön ...)

Da ist wohl einer dagegengefahren ...

Nr. 521 an der Straße von Fützen nach Beggingen

Unterwegs von der Unteren Alp nach Eberfingen

Blick in Richtung, öhm, Eggingen, oder so ...

Montag, 6. September 2021

Daheim im Schwarzwald

 ... war ich gestern Abend dann, doch wegen des Lokführerstreiks nicht standesgemäß mit ICE und Bus, sondern mit dem Mamataxi ...

Ich hatte am Vorabend mit meiner Mutter verhandelt, dass ich nicht umständlich in Mannheim zum Zug wollte und dann von Freiburg hoch in der Schwarzwald, zumal man ja nie weiß, wo diese Lokführer wieder die Republik lahmlegen, sondern dass sie mich irgendwo an der A 6 abfängt ...

Also ging es nach dem leckeren Frühstück in Görlitz auf die A 4 in Richtung Dresden, auf die A 72 in Richtung Hof, dann auf die A 9 in Richtung Nürnberg, auf die A 70 in Richtung Würzburg und dann - zum Umfahren von diversen Staus - auf der Landstraße durch den Steigerwald im Landkreis Schweinfurt zur A 3, von dort auf die A 81 und schließlich in den Stau auf der A 6 in Richtung Mannheim.

Eigentlich wollten wir uns - meine Ma kam über die A 81 von Süden und bog ebenfalls auf die A 6 nach Mannheim - am Parkplatz Sulmtal treffen, doch der wird gerade immer noch umgebaut, sodass meine Ma absprachegemäß am folgenden Parkplatz auf uns wartete.

Ich lud mein Gepäck und meine Persönlichkeit um ins Auto meiner Mutter, wir verabschiedeten uns von Jessi und Christian und fuhren zurück in Richtung A 81. Vor lauter Quatschen verfuhr ich mich, sodass wir nach Norden statt nach Süden fuhren, ich musste abermals drehen, aber dann ging es über Stuttgart und Donaueschingen nach Bonndorf.

Der Abend endete - nach ein paar Missverständnissen - dann doch im Schnitzer, joa, mehr muss ich nicht sagen, denke ich ...

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Es war toll, es war anstrengend für den Körper, aber wir haben auch sooooooo viel gesehen. Ja, von Wien haben wir nicht viel mitgekriegt, und ob das Dreiländereck Österreich-Slowakei-Ungarn für Jessi und Christian so begeisternd war wie für mich, darf ich getrost ausschließen, aber in Passau war ich noch nicht gewesen und fand es richtig schick dort.

Die rumänischen Straßen (insbesondere die Autobahn, die von der Grenze fast ununterbrochen bis Hermannstadt durchgeht) haben mich öfter als nicht beeindruckt, weil die inzwischen fast wie in Mitteleuropa sind (gerade die Autobahnen und die Fernstraßen; die zweistelligen Straßen gehen auch meist noch gut, die dreistelligen sind ein Glücksspiel ...). Hermannstadt fand ich sehr schick, auch wenn wir uns gar nicht so großartig in der Stadt aufgehalten haben, sondern zwei Ausflüge in die Karpaten gemacht haben. Die Schlösser Bran und Peleș (vor allem Letzteres) sind sehr, sehr schön, aber ein wenig bedauerte ich es, dass wir nicht nach Kronstadt und nach Schäßburg kamen, aber wir haben die benötigte Fahrzeit einfach unterschätzt.

Die Fahrt zu den Moldauklöstern war spannend, weil die Straßen dort nicht so grandios waren, aber das Kloster Moldovița fand ich noch faszinierender als erwartet (und ich hatte mir viel davon versprochen). Glück mit dem Wetter hatten wir auch noch. Das Abendessen in Suceava war das Einzige, wo ein bisschen arg viel schiefging, aber das war auch noch in Ordnung, gerade weil das Hotel absolut toll war.

Die Grenzübertritte nach Moldawien und die Ukraine waren - endlich mal wieder - Abenteuer. Die Einreise nach Moldawien war einigermaßen langwierig, aber noch bewältigbar (auch weil wir niemanden ernsthaft vor uns hatten), die Ausreise aus Moldawien nach wenigen Kilometern und die Einreise in die Ukraine an der Feld-Wald-und-Wiesen-Grenze ging sogar leidlich schnell.

Klar, von Moldawien haben wir nicht wirklich etwas gesehen, aber vielleicht doch einen ganz kleinen ersten Eindruck bekommen, und von der Ukraine haben wir - zumindest im Vorbeifahren - auch ein bisschen gesehen.

Auch in Lemberg kamen wir recht spät an, hatten dann aber den besten Parkplatz der ganzen Stadt, guckten uns die Altstadt ein kleines bisschen an und erlebten in einer Studentenkneipe in einem Keller (während wir auf den Tisch im Mons Pius warteten), dass Lemberg erstens eine studentisch geprägte Stadt ist und zweitens Corona dort - wie fast überall auf unserer Tour (bis auf die Einreise nach Moldawien) - nicht so richtig ernstgenommen wird ...

Der Grenzübertritt zurück in die EU nach Polen war recht langwierig, auch weil ich die Storys unseres Hauswirts in Görlitz, der von mehr als 24 Stunden Wartezeit berichtete, nicht so richtig ernstnehmen konnte, weil ich inzwischen dreimal dort über die Grenze bin und nie mehr als diesmal dreieinhalb Stunden warten musste.

In Krakau hatten wir zumindest ein bisschen Zeit, uns den Wawel (von unten) und den Hauptmarkt anzugucken, ehe wir in der Schwarzen Ente sehr lecker zu Abend aßen. Die Fahrt hoch zur Schneekoppe, mitsamt Gondelbahn und Grenzsteinen, war toll, da oben war es auch gar nicht so kühl, aber gerappelt voll, das war richtig, richtig schön ...

Görlitz am Ende der Reise war dann auch noch ganz schön, wir haben wirklich wahnsinnig viel gesehen.

Diese Tour würde ich in dem Zeitrahmen aber nicht noch einmal so machen, denn 4.800 Kilometer, oder was es am Ende waren, in neun Tagen, das ist schon grenzwertig. Die zwei Stunden im Spa in Lemberg waren dringendst nötig (wenn ich mal wieder in Lemberg bin, steige ich im Grand Hotel ab, das war wirklich schick und vor allem bezahlbar ...). Mit drei Tagen mehr, ja, durchaus, aber so war das schon recht heftig ...

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In eineinhalb Wochen geht es schon wieder auf Reisen, diesmal ganz entspannt nach Istanbul, bisschen Stadt angucken, bisschen Fähre fahren, lecker Döner essen, lecker zum Hamsi gehen, das wird schön, da bin ich ziemlich sicher mit meinem Ü70-Rudel ...

Christian hat mich beim freudigen Fotografieren am Grenzstein abgeschossen ...

Samstag, 4. September 2021

Schneeeeeeeeekoppe!

Joa, da waren wir heute ...

Nach gutem Frühstück in Krakau ging es auf die Autobahn in Richtung Kattowitz und Breslau, kurz hinter Breslau umfuhren wir noch über Land einen Stau, fuhren noch einmal kurz auf die Autobahn, aber dann in Richtung Südwesten und in Richtung der tschechischen Grenze.

Die Einreise nach Tschechien war wie erwartet völlig unproblematisch, denn kein Grenzer ward je gesehen, und so fuhren wir über die Bergstraßen den Berg hinunter, den wir zuvor in Polen hinaufgefahren waren.

An der Talstation der Spitzkoppe-Seilbahn war die Parksituation katastrophal, aber mit ein bisschen Lavieren (und letztlich unnötigem Abheben von tschechischem Geld) fanden wir einen guten Parkplatz und marschierten in Richtung Talstation.

Der Andrang dort hielt sich sehr in Grenzen, und ich fand es großartig, dass ich einen Teil der Fahrkarte mit dem zuvor abgehobenen Geld und den Rest per Kreditkarte zahlen konnte, ohne jetzt wahnsinnig mit der Fahrkartenverkäuferin zu verhandeln - so geht guter Kundenservice!

Die Schlange an der Bahn war entsprechend auch erträglich, und schon saßen wir in der Vier-Mann-Gondel in Richtung Rosenberg (der Mittelstation) und weiter hoch zur Bergstation an der Spitzkoppe. Am Rosenberg stieg eine junge Frau mit ihrer Tochter ein, hörte uns zu und sagte dann zu ihrer Tochter in ihrer Sprache (ich konnte nicht identifizieren, ob sie Tschechisch oder Polnisch sprach), dass wir Deutsch sprächen. Das wiederum verstand ich, erzählte es Jessi und Christian, woraufhin die junge Frau ein wenig peinlich berührt war, weil sie wahrscheinlich nicht damit gerechnet hatte, dass ich mitkriege, was sie sagt. Am Ende der Fahrt wünschte sie uns auf Deutsch "Auf Wiedersehen" und schaute, dass sie Boden gewann ...

Das Wetter auf der Schneekoppe war ganz gut, nicht perfekt, aber die Ausblicke auf die Täler in Polen und Tschechien waren trotzdem noch toll. Wir machen Fotos (vor allem von mir auf dem Grenzstein sitzend, Ententanz im Sitzen und so ...), guckten uns da oben auf dem Gipfelplateau um, überquerten mehrfach die über den Gipfel der Schneekoppe verlaufende Grenze zwischen Tschechien und Polen und machten uns dann einigermaßen zügig wieder auf zur Bergstation. Hier war die Warteschlange länger, ging aber trotzdem noch schnell voran, und nach der Ankunft unten fuhren wir über (größtenteils) polnische Landstraßen nach Görlitz in unser Hotel.

Der Hotelier ist ein bisschen arg gesprächig, sodass wir zum Abendessen noch in die Altstadt fuhren (mit dem Bus!), dort in einer Kneipe regionale Küche aßen und mit der Straßenbahn zurück ins Hotel fuhren. Hier tranken wir noch einen (oder zwei ...) Absacker, jetzt geht es aber ins Bett ...

Blick von der Schneekoppe I

Blick von der Schneekoppe II

Katholische Kathedrale auf der polnischen Seite der Schneekoppe

Görlitz

Blick von der Schneekoppe III

Schneekoppe-Gondelbahn

Grenzsteine an der Passstraße von Polen nach Tschechien

Freitag, 3. September 2021

Budapester Aufguss in Lemberg

Vor Jahren hatte Christian im Veli-Bej-Bad in Budapest ja einen Aufguss produziert, der sich gewaschen hatte, und so etwas hofften wir heute auch zu kriegen, denn unser tolles Grand Hotel hat ja einen Spa-Bereich. Also standen wir, pünktlich wie wir sind, noch vor dem Frühstück und um kurz vor acht Uhr vor dem Spa-Bereich auf der Matte. Doch die Tür ging nicht auf, es wurde 8 Uhr, es wurde 8.05 Uhr, dann entschieden wir uns, den anderen Eingang zu versuchen. Dort stand ein Schild, dass "aus technischen Gründen" erst um 10 Uhr geöffnet werde.

Mann, ey! Nun, wir entschieden uns, das Beste daraus zu machen und erst einmal frühstücken zu gehen. Das Frühstück war sehr, sehr lecker und reichhaltig, mit Lachs und Würstchen und Spiegelei - und Prosecco. Jessi und ich gönnten uns ein Gläschen, danach wollten wir auf die Dachterrasse, die war aber zu und die Rezeption ließ sich nicht erweichen ...

Wir schauten so gegen 9.15 Uhr, ob das Spa vielleicht doch schon bereit sei und - Wunder über Wunder - das war es. Wir gingen wieder aufs Zimmer, legten unsere schicken Hotelbademäntel an und fuhren runter ins Spa. Ein bisschen dunkel ist es dort, aber es gibt einen kühlen Pool, ein angenehm warmes Jacuzzi und fünf Saunaräume.

Wir steuerten zielstrebig auf die Finnische Sauna zu, die war aber noch am Aufwärmen, weil die Saunen erst ab 10 Uhr bereit seien, wie die Spa-Verantwortliche, die noch ein Foto von uns schoss, uns mitteilte. Sei's drum, badeten wir halt erst ein bisschen im Pool und im Jacuzzi, ehe wir um Punkt 10 Uhr in der Sauna eintrudelten.

Die ersten Aufgüsse mit Wasser waren schon gut, aber als die Spa-Verantwortliche auf Christians Bitte hin einen aromatisierten Aufguss bereitstellte, wurde es noch besser. Zwei Saunagänge zogen wir durch (wir hatten das Spa übrigens exklusiv für uns), badeten zwischendurch wieder ein bisschen und machten uns dann gegen 11.15 Uhr zum Check-out und auf nach Hause, denn seit gestern befinden wir uns ja auf dem Rückweg.

Die Fahrt aus Lemberg heraus war zwar ein bisschen umständlich, aber schließlich fanden wir die M10, die uns bis zur Grenze führen sollte. Das klappte auch ganz gut, aber schon 500 Meter vor der Grenze standen die Autos im Stau (dass die Lkws im Stau stehen, ist da üblich, aber dass Autos so früh stillstehen, hatte ich nicht so in Erinnerung). Sei's drum, wir stellten uns also an und warteten und warteten und warteten. Nix ging, Christian stieg mal aus und holte sich einen Happen zu essen, ich lief, als es dann ein paar Schritte vorwärts ging, neben dem Auto her bzw. dem Auto voraus, ab und zu fuhr auf der autobahnähnlichen Straße ein Geisterfahrer (immerhin mit Warnblinklicht ...) in Richtung des Kreisverkehrs (natürlich gab es Gegenverkehr!), Zustände, für die man in Deutschland für dieses und fürs nächste Leben den Führerschein entzogen bekäme - in der Ukraine scheinbar ganz normal.

Die Abstände zwischen den Öffnungen der Schleusen zu den Grenzanlagen wurden immer kürzer, aber die Zahl der zugelassenen Autos eben auch kleiner, sodass wir erst im vierten oder fünften Schwung hineinkamen. Anders erging es dem einen oder anderen Auto, das auf der freien Spur den Stau überholt hatte und sich vordrängeln wollte. Dazu war ein Grenzer während des Staus die Autos abgelaufen und hatte die Kennzeichen aufgeschrieben, und wer halt nicht auf dieser Liste draufstand, durfte nicht rein ... Gut so!

In der Grenzanlage dauerte es wieder ewig, bis sich ein Zöllner zu uns bequemte und pro forma den Kofferraum in Augenschein nahm. Ich machte den Fehler, mich an die ausdrücklich beschilderte Aufforderung zu halten, im Auto sitzen zu bleiben, bis man vom Grenzer zum Aussteigen aufgefordert wird. Irgendwann wurde uns gesagt, wir sollten zur Passkontrolle, also latschte ich zur Zollkontrolle, dann zur Passkontrolle, die ukrainischen Grenzer an der Grenze waren deutlich unfreundlicher als die an der moldawisch-ukrainischen Grenze, aber was soll's ...

Wir standen praktisch auf der Grenzlinie vor der polnischen Schranke, und auch in Polen dauerte die Einreise über die EU-Außengrenze lange, lief aber deutlich geordneter ab als die Ausreise in der Ukraine. Die Zollkontrolle war auch harmlos, dann waren wir endlich wieder in der EU und fuhren auf die - wunderbare - Autobahn A4 in Richtung Krakau.

Dort ging es recht schnell voran, selbst wenn wir gelegentlich von einigen Polen rechts überholt wurden, obwohl Christian am Rande des Erlaubten fuhr, sodass wir schon gegen 18 Uhr in Krakau ankamen. Der Parkplatz des Hotels nebenan (wo wir laut unserem Hotel unterkamen) war schnell gefunden, wir checkten ein, guckten kurz am Wawel vorbei und gingen dann zum Rynek, dem Krakauer Hauptplatz. Kneipe um Kneipe war dort, vielleicht sollte ich "Touristenkneipe an Touristenkneipe" schreiben, denn die, die gut aussahen, waren schlecht bewertet, sodass es uns zu bunt wurde und wir uns etwas abseits des Trubels eine traditionelle polnische Kneipe suchen.

Wir landeten in der Schwarzen Ente, bekamen geradeso noch einen Platz und waren schon von den Piroggen sehr begeistert. Als Hauptspeise gab es Kartoffelpuffer mit Gulasch, Krautwickel mit Fleisch und Bigos im Brotlaib, alles sehr lecker, und am Ende zahlten wir mit 75 Euro weniger als wir am Rynek wahrscheinlich allein für die Getränke bezahlt hätten.

Ein kurzer Abendspaziergang zum Hotel folgte, die Hotelbar wurde kurz besetzt, aber jetzt sind wir alle im Bett, denn so schön das Spa heute Morgen war, so müde machte es, und die dreieinhalbstündige Warterei an der Grenze war sicher auch nicht nervenberuhigend.

Eine Story von gestern noch: Christian rettete einem Wauzi das Leben, weil er eine Vollbremsung (er sagt zwar, es war keine, aber es fühlte sich sehr danach an) einlegte, als der Hund vom Straßenrand auf die Straße schlawenzelte, vor dem Auto wegsprang, dann doch wieder aufs Auto zu hüpfte und schließlich, mit gefühlt zwanzig Zentimetern Abstand von der Stoßstange, sich davon machte ... Dummer, glücklicher Hund!

Ein paar Fotos von Krakau spendiere ich auch:




Donnerstag, 2. September 2021

Gleise! Was? Gleise! Was? Rumpel

Christian - als Fahrer - hatte Jessi und mich gebeten, nach Schlaglöchern und sonstiger Unbill Ausschau zu halten, und dementsprechend meldete ich kurz vor einem Schienenweg an: "Gleise!" Jessi und Christian sind eindeutig schon zu lange verheiratet, denn beide verstanden einmütig "Scheiße" (das zitiere ich hier ja nur ...) und fragten daraufhin, "was" für einen Fehler ich denn nun schon wieder gemacht hatte (kurz davor hatte ich gepennt und einen Abzweig verpasst) ... Ich antworte natürlich wieder "Gleise!", diesmal ein wenig dringlicher, denn die Schienen kamen immer näher (und Schienenwege in Rumänien, in Moldawien und der Ukraine sind nicht immer so richtig schön plan in den Straßenbelag eingelassen) ... Wieder verstanden mich die beiden falsch und riefen nun ihrerseits mit Dringlichkeit aus, "was" denn falsch liefe ... Da rumpelte es auch schon, denn wir hatten - natürlich ohne großartiges Bremsen - die Gleise überfahren. Prost Mahlzeit!

Das Frühstück heute Morgen war sehr lecker, es gab die Möglichkeit zum Full English Breakfast (in Rumänien!) und dazu Lachs und allerlei sonstiges Gedöns, doch, mit dem Hotel in Suceava waren wir sehr zufrieden ...

Gegen 8.30 Uhr ging es los, erst einmal zum Autowaschen, Madame (und vor allem Monsieur) sind ja Deutsche ... Mit sauberem Auto ging es über einigermaßen gute Nationalstraßen (wir hatten den Weg extra so gewählt, dass wir auf maximal zweistelligen Straßen unterwegs sind, nachdem wir mit dreistelligen Straßen so eher gemischte Erfahrungen gemacht hatten. Über einige kleinere und größere Käffer ging es zwei Stunden in Richtung Grenze.

An der rumänischen Ausreisekontrolle waren vor uns genau 0 Autos, sodass wir gleich drankamen, mit Pässen und Fahrzeugpapieren bewaffnet zum Grenzer gingen, der prüfte die Pässe recht langwierig, scheuchte uns dann aber endlich weg.

Über den Pruth fuhren wir in Richtung Moldawien und kamen hinter einem rumänischen Fahrzeug zum Stehen. Der Grenzer sammelte nach und nach Pässe, Christians Führerschein, Impfpässe, Fahrzeugschein, Grüne Versicherungskarte und die Bescheinigung über die moldawische Online-Vignette ein. Zwei Zöllner ließen sich auch sehen und kontrollierten die Fahrzeugidentifikationsnummer, der Grenzer fragte nach, welche Impfstoffe wir bekommen hätten (ausgerechnet bei mir nicht, obwohl ich mit der Kreuzimpfung fast mit Problemen gerechnet hätte), dann waren wir nach etwa 20 Minuten durch und wurden - ausladende Armbewegung nach weiter hinten - an den Zoll verwiesen.

Allein, am Zoll fuhren wir - von wegen ausladende Armbewegung, das Häuschen war direkt hinter dem Grenzerhäuschen und das Fensterchen geschlossen - versehentlich vorbei, wurden an der Endkontrolle zurückgepfiffen (im wahrsten Sinne des Wortes), ich lief schuldbewusst zurück zum Zoll, alles "no problem", denn die Fahrzeugpapiere und die Vignette waren ja da, aber wieso wir, nachdem die Zöllner uns ja im Rahmen der Einreisekontrolle schon begutachtet hatten (doppelt!), da nochmal anhalten mussten, erschließt sich mir sowieso nicht so ganz.

Sei's drum, diesmal durften wir den Grenzbereich verlassen und parkten wenige Meter weiter erst einmal an einer Tankstelle, um ein Selfie von uns mit der Geschwindigkeitsbegrenzungstafel von Moldawien zu machen. Die Leutchen an der Tankstelle hielten uns definitiv für verrückt, aber das sind wir ja fast schon gewöhnt.

Wir entschieden uns, dann doch schon dort zu tanken, ich hakte an der Zapfpistole den Hebel ein, dass ich sie nicht ständig halten müsse, auf einmal sprudelte mir Benzin entgegen, sodass ich den Tankvorgang schleunigst abbrach. Sowas war mir auch nicht nie passiert ...

Zahlen konnte ich mit Kreditkarte, alles bestens auch in Moldawien, und im Grenzkaff Lipcani erreichten wir den östlichsten Punkt dieser Reise. Über akzeptable Straßen ging es - laut Google Maps - genau 15,5 Kilometer zur moldawisch-ukrainischen Grenze.

Die Moldawierin gab uns unser Kleinpapier mit Datum, Kennzeichen und Personenzahl, und dieses wurde im Verlauf der weiteren Kontrollen von allen vier zuständigen Stellen (Moldawien Ausreise Grenze, Moldawien Ausreise Zoll, Ukraine Einreise Grenze, Ukraine Einreise Zoll) abgestempelt, sodass wir dann am Ende die Grenzzone verlassen konnten.

Die Grenzkontrolle (auch die moldawische Ausreise) findet schon auf ukrainischem Boden statt, und außer dass es etwas langwierig war (speziell der ukrainische Zoll), ging alles problemlos.

Mit drei Stempeln im Pass ging es auf die ersten Kilometer Rumpelpiste hinter der Grenze. Die ukrainischen Straßen sind unberechenbar, es gibt sehr gute Abschnitte, die besser sind als deutsche Landstraßen, aber es gibt auch Europastraßen, bei denen man in den Schlaglöchern fast versinkt.

Christian machte das ganze Prozedere mit Überholen (und mit, öhm, 90 Sachen innerorts noch überholt zu werden ...) ziemlich Spaß, Jessi und ich sahen uns ein paar Mal unserem Schöpfer gegenüber (einmal versicherte Christian uns glaubhaft, dass er vor einer Kuppe überholen könne, weil er schon gesehen habe, dass keiner kommt ... Okay!), aber so kamen wir wenigstens oft zügig voran.

Trotzdem waren wir am Ende knapp neuneinhalb Stunden unterwegs, als wir gegen 19 Uhr in Lemberg eintrafen. Durch regen Stadtverkehr ging es zum Grand Hotel, ich sprang hinaus, um mir nochmal den Weg zu einem Parkhaus zeigen zu lassen, doch die Rezeptionistin bestand darauf, dass der Chefeinweiser guckt, ob noch ein Parkplatz vor dem Hotel frei ist ...

Hier begann das Drama: Der Chefeinweiser sprach kein Englisch und machte uns mit Händen und Füßen halbwegs begreiflich, was er von uns wollte, doch erstmal musste das Taxi aus dem Weg. Plötzlich knirschte es, und ich dachte wirklich, dass das Taxi am Auto entlanggeschrammt sein, sprang Christian zwecks Nachgucken natürlich direkt vor das Auto, da war aber kein Kratzer, und es war wohl so, dass die Automatik des Autos eine Vollbremsung einlegte, ehe es zum Zusammenprall kam.

Das Drama ging weiter, denn der Chefeinweiser gab unverständliche Signale, am Schluss stand Christian weit auf dem Gehweg, muss nochmal zurücksetzen, es ging um Zentimeter, aber jetzt steht das Auto erstmal da, und wir hoffen, dass der Nebenmann ohne Verursachung von Schäden an "unserem" Auto einsteigen und wegfahren kann. Heilige Maria Mutter Gottes, ist das eng da ...

Wir hielten uns nicht lange im Hotel auf, sondern machten einen kurzen Spaziergang zum Mons Pius, aßen dort Oliven und Lachstatar zur Vorspeise, danach Kalbsfilet mit Trüffelbutter und Madeirasauce, New-York-Steak und Kalbszunge mit Bulgur, dazu wurden vorrangig Hopfenkaltschalen verzehrt, und am Schluss ging es mit einem weiteren kurzen Spaziergang durch die Altstadt zurück ins Hotel.

Hier sitzen wir jetzt in der Bar und lassen es uns weiterhin gutgehen. Morgen geht es ins Spa, danach zum Frühstück und dann über die Grenze nach Krakau. Christian sagte eben, dass er sich nicht hätte vorstellen können, dass sich Polen mal fast heimisch anfühlt, aber so ist es halt, wenn man dann wieder in die EU zurückkommt ...

Fotos? Ja? Fotos? Jaha!

Oper in Lemberg

Unterwegs in Rumänien

Kurz vor der Grenze

Ukrainische Bushaltestelle

Kalbszunge mit Bulgur

Lemberg

Mittwoch, 1. September 2021

Fünf Minuten Sonnenschein

 ... gab es heute am Kloster Moldoviţa, aber die gab es gerade zu dem Zeitpunkt, als wir dort waren - auch heute hatten wir also mit der Sehenswürdigkeit und dem Wetter richtig, richtig Glück.

Zunächst muss ich aber die Pointe des gestrigen Tages erzählen, die ich vor lauter Mineralwasser im Blogeintrag gestern völlig vergessen hatte: Nach einer (Pinkel-)Pause hatte sich eine Fliege in unser Auto verirrt, Christian versuchte, diese durch Öffnen aller Fenster zu verjagen. Da wir aber schon 60, 70 Sachen auf dem Tacho haben, entstand ein ziemlicher Durchzug, sodass ich Sorge hatte, dass mein Anorak, der lose auf dem Gepäck auf der Rückbank lag, die Fliege macht. Also versuchte ich, den Anorak zu retten, blieb dabei aber mit meiner Hand im Ladekabel meines Handys hängen und schleuderte dieses gegen die gegenüberliegende Autotür. Wenige Grad höher, und das Handy wäre im hohen Bogen durch das geöffnete Fenster in den Gegenverkehr geflogen - auch da hatte ich richtig Glück, denn sonst wäre das Handy verloren und womöglich noch ein Auto beschädigt worden ...

Das Aufstehen heute war - wie immer in diesem "Urlaub" - mühsam, aber um 7.30 Uhr gab es Frühstück, und gegen 8.30 Uhr brachen wir mit vollgepacktem Auto auf. Es ging über fast ununterbrochen sehr vernünftige Nationalstraßen (ein kurzes Stück Autobahn war dabei, und ein paar Kilometer auf nicht ganz hundertprozentig vernünftigen Nationalstraßen) in Richtung Kloster Moldoviţa. Ein Blick in die Karte hätte mir eröffnet, dass wir noch einmal die Karpaten überqueren, da diese ja zwischen der Ukraine und Kronstadt eher von Nord nach Süd verlaufen, aber auch so fanden wir das heraus, denn die Ausblicke waren - wenn der Regen nicht häufiger in die Quere gekommen wäre - auch wieder ganz herausragend schön.

Mit der Einfahrt in den Kreis Suceava verließen wir Transsilvanien und fuhren in die Bukowina. Wir aßen hier mit im Supermarkt gekauftem Brot, Käse und zweierlei Salami (die Kommunikation mit der Fleischverkäuferin ging mehrfach daneben ...) an einem schönen Rastplatz zu Mittag und fuhren dann über teilweise recht unebene Gebirgsstraßen, bis ich Christian links in eine sehr unscheinbare Straße hineinwies. Er war sich alles andere als sicher, ob das eine gute Idee war, aber dann löste ich auf, denn wir waren am Kloster angekommen.

Die Mutteroberin unterhielt sich gerade auf Deutsch mit Leuten vom Malteser-Hilfswerk, wir bezahlten den Eintritt (2 Euro pro Person lasse ich mir gefallen) und betraten den wunderbaren Innenhof mit der noch wunderbareren Kirche. Die Sonne kam pünktlich heraus, es war großartig, auch wenn man im Inneren der Kirche, das gefühlt ganz frisch restauriert wurde, nicht fotografieren darf.

In einem kurzen Gespräch erläuterte uns die Mutteroberin (die übrigens so überhaupt nicht zuhören kann ...), dass sie in Regensburg studiert habe und deswegen so gut Deutsch spreche; es wurde ein wenig politisch mit Flüchtlingen und der Sauberkeit in Deutschland, aber dann verabschiedeten wir uns im - strömenden - Regen und rannten zum Auto.

Eine Stunde Fahrt nach Suceava folgte, bis wir hier im Hotel bei einer deutschsprachigen Rezeptionistin einchecken konnten. Das Hotel ist toll, das Hotelrestaurant weniger, nicht weil es nicht geschmeckt hätte, sondern weil sie manche Speisen aus der Speisekarte gar nicht da hatten und mir dann zu allem Überfluss noch ein falsches Gericht brachten. Ich hatte Hunger, und das Essen war nicht schlecht, aber jetzt habe ich wieder kaum etwas "typisch Rumänisches" gegessen auf dieser Tour.

Obwohl, doch, denn der Nachtisch aus im Ofen überbackenen Pfannkuchen bzw. Papanași (Quarkbällchen) konnte sich sehr sehen lassen. Die obligatorische Bierkunde wurde durchgeführt, auch die Gin Tonics bestanden den Test, also alles bestens.

Im Aufzug sprach ich noch mit Rumäninnen, die ins Augsburg leben, ein orthodoxer Priester kam noch dazu, wünschte mir auf mein "schönen Abend" "alles Gute", und jetzt geht es ins Bett, denn morgen geht es über Moldawien in die Ukraine ... Gute Nacht!

Rastplatz

Detail an der Klosterwand

Bukowina-Panaroma

Kloster Moldoviţa

Noch in Transsilvanien

Kloster Moldoviţa auf der Regenseite