Meine Länder

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Samstag, 29. August 2020

Spät geworden

... ist es am Donnerstag Abend bei Jessi und Christian, und entsprechend spät kamen wir gestern, am Freitag, dann weg ... Ich war gegen 2 Uhr im Bett, und um 11 Uhr kamen wir schließlich in Kaiserslautern weg. Dass das ein schöner Abend war, brauche ich wahrscheinlich nicht mehr zu betonen ...

Wir fuhren dann also, nachdem uns noch in Kaiserslautern ein Chaot in der 30er-Zone mit Tempo 60 die Vorfahrt genommen hatte (der Übertäter wurde dreißig Meter weiter an der roten Ampel in den Senkel gestellt), über Mainz und das Frankfurter Kreuz die A5 hoch und wechselten am Kirchheimer Dreieck auf die A4 in Richtung Dresden.

Einem kurzen Halt gleich nach der Einreise nach Thüringen folgte ein einstündiger kurzer Stadtspaziergang in Jena mit Markt, Uni-Hauptgebäude, Stadtkirche, Vorbeimarsch am botanischen Garten, Ernst-Abbe-Platz (mitsamt Schrottkunst) und - natürlich - einer Thüringer Bratwurst. Um 17 Uhr ging es weiter, nein, nicht auf die Autobahn, denn vor dem Hermsdorfer Kreuz war wohl ein Stau, sondern in Richtung Bürgel und dann ein kurzes Stück auf die A9, ehe wir wieder auf der A4 waren.

Kurz vor der polnischen Grenze fing es - die Staus vor uns hatten sich zum Glück alle aufgelöst - bestialisch an zu regnen, sodass der Grenzübertritt vor lauter Blitz und Donner fast unbemerkt blieb. Nach eineinhalb, zwei Stunden schließlich kamen wir in Breslau an, fuhren über teils gute, teils Kopfsteinstraßen ins Stadtzentrum und fanden das Hotel praktisch auf Anhieb.

Nach kurzem Aufenthalt auf dem Zimmer stürzten wir uns um 22 Uhr noch auf den Spaziergang ins Stadtzentrum, guckten uns ein bisschen den Großen Ring an und machten ein bisschen Kneipenhopping. Erst waren wir in zwei Studentenkneipen (in der ersten gab es keinen - von mir angekündigten - Wodka, in der zweiten war's irgendwie ein wenig schummrig), fast jede Bedienung spricht hier Englisch (kaum eine Deutsch), Masken werden in etwa so wie in Deutschland getragen (in den Kneipen kaum, in den  Läden und im öffentlichen Nahverkehr praktisch ohne Ausnahme), alles in Ordnung ...

Wir landeten schließlich doch noch - es war schon halb zwölf - in einer Touristenkneipe am Großen Ring (der ist ganz großartig, und auch das furchtbare Bankhaus, das inzwischen von einer spanischen Bank okkupiert wird, passt inzwischen irgendwie besser ins Bild), um dort noch eine Portion Piroggen zu teilen. Die waren so lecker, dass wir noch eine zweite Portion bestellten ...

Während wir da saßen, holte uns das Regenwetter, dem wir in Richtung Breslau davongefahren waren, ein, und weil kein Uber verfügbar war, suchten wir uns ein normales Taxi, machten den Fahrer mit einem Schlag steinreich und ließen uns zum Hotel fahren. Auch heute Nacht kam ich nicht vor Mitternacht ins Bett, aber schön war's natürlich ...

Heute Morgen ging es - im Hotel ward ein unblutig angeschossener Büffel gesehen - in den Frühstücksraum. Hier läuft es wie in Italien mit Maske und Einweghandschuhen, alles bestens, Rührei, Lachs, ich schlemmte, soweit das nach dem gestrigen Abend, an dem ich am letzten Wodka nur gerochen hatte und ihn dann weitergab an willigere Mitreisende, möglich war ...

Wir sind heute ziemlich viel gelaufen, vom Hotel, das direkt an der Oder liegt, an selbige, entlang der Oder zur Grunwaldbrücke, über diese drüber, vorbei an Universitätsgebäude zum Breslauer Dom, rüber auf die Kathedraleninsel, von der wieder rüber in Richtung Altstadt an der Markthalle vorbei. Unterwegs begegneten uns ab und zu kleine Zwergskulpturen, die hier an markanten Punkten in der Gegend herumstehen - süß .. Am Großen Ring machten wir wieder ausgiebig Fotos vom wunderschönen Rathaus und den bunten Häusern, richtig, richtig schön ...

Es folgte ein Spaziergang, denn wir wollten zum Computerspielmuseum. Das liegt südwestlich der Altstadt, sodass wir durch - ebenfalls schöne, urbane, kneipenreiche - Sträßchen liefen, über einen mit Wasser gefüllten Graben, am Freiburger Bahnhof vorbeikamen (nein, nicht Freiburg im Breisgau, Freiburg in Schlesien), nur um am Computerspielmuseum in einem Industriegebäude in der Nähe aufgrund fehlender Reservierung abgewiesen zu werden ... Sehr schade!

Nun denn, wir kauften uns eine Tageskarte für die Straßenbahn, fuhren mit selbiger durch südliche Stadtviertel und dann wieder in Richtung Kathedrale, bogen rechts ab und fuhren bis zur Haltestelle Zoo, denn wir wollten zur Jahrhunderthalle.

Dieses 1913 eröffnete Weltkulturerbegebäude ist von außen ganz schick anzusehen (auch wenn ich die architektonische Bedeutung als architektonischer Laie nicht so komplett nachvollziehen kann) und vor allem von einer schönen Parkanlage umgeben. Durch die wandelten wir, nachdem wir die Iglica, ein nadelförmiges Bauwerk von 1948, begutachtet hatten - das Ding ist echt ganz schön hoch (90 m). Um 15 Uhr sollte es auf dem kleinen See dort ein Springbrunnenspiel zu Musik geben.

Das wäre schon so - so wie es aufgezogen war - nicht so ganz großartig gewesen, denn den Zusammenhang zwischen Musik und Springbrunnenbewegung konnte jedenfalls ich nicht erkennen Zu allem Überfluss quatschte aber auch noch die ganze Zeit einer in der monotonsten Stimme der ganzen Welt in ein anderes Mikrofon, weil irgendein Sportverein da heute Tag der offenen Tür hatte ... Nach zwanzig Minuten ließen wir es gut sein, wanderten noch ein bisschen durch den - hübschen - Park, überlegten uns, ob wir in die Jahrhunderthalle reingehen, fanden heraus, dass die Webseite sagt, dass man nicht reinkönne, und dass die Beschriftungen in der Ausstellung alle nur auf Polnisch waren, ließen es dann sein und gingen in Richtung Oder ...

Da gibt es einige Strandbars, die wir vor allem auf der Suche nach einem stillen Örtchen suchten, das stille Örtchen war aber nicht so toll, sodass wir die Bars fluchtartig verließen und - nach dem dringend benötigten Kauf von Getränken in einem kleinen Supermarkt - zurück in die Altstadt fuhren. Wir spazierten noch einmal am Rathaus vorbei und kamen dann - relativ früh - in einer schönen Kneipe fürs Abendessen an.

Das Essen war ziemlich lecker, es gab Kartoffelpuffer mit einer Art Gulasch, schlesische Roulade und schlesisches Himmelreich (Bauchfleisch, Schweinesteak - das ist wohl nicht original, schmeckte aber lecker -, Trockenfleisch in einer Sauce, und dazu schlesische Klöße), das war echt gut! Auf der Karte hatten wir eine "Truhe schlesischer Schnäpse für Mutige" entdeckt, und den Fehdehandschuh nahmen wir natürlich auf: Da kommt dann wirklich ein kleines Truhchen, das dampft vom Trockeneis und da waren heute Rote-Bete-, Gurken-, Meerrettich- und Zwiebelschnäpse drin ... Pfui Deibel schmeckt das gut ...

Wir zahlten, gingen noch ein Eis essen (sehr lecker) und dann in Richtung Hotel. Jessi und Christian nehmen/nahmen noch einen Absacker in der Hotelbar, aber ich habe heute mal wieder viel zu genug getrunken, ein bisschen viel Sonne abgekriegt und noch ein bisschen an den Nachwehen von gestern zu knappsen gehabt, sodass ich schon aufs Zimmer ging. Ein paar Stunden Schlaf tun mir bestimmt gut, denn morgen wird auch wieder ein spannender Tag.

Achso, wir saßen gestern Abend in der Kneipe, und ich holte erstmal mein Handy heraus, um eine Karte von Deutschland in den Grenzen von 1913 bzw. 1937 zu suchen, auf der Breslau natürlich noch mehr oder weniger mitten in deutschem Gebiet lag. Daran ist nichts falsch, aber vielleicht ist es doch nicht so ganz clever, in einer Kneipe in Polen auf Deutsch mit Karten herumzufuchteln, die, nun ja, längst nicht mehr aktuell sind ... Naja, wird schon gepasst haben ...

Und heute kamen wir über einen Platz und beobachteten einen kleinen Hund, der ganz eifrig seinem Ball nachjagte, danach aber vergessen hatte, wo sein Frauchen saß. Der lief dann ganz verloren über den Platz, kam auf uns zu, guckten uns vertrauenselig an, merkte, wir sind's nicht, und lief weiter ... Der wird sein Frauchen gefunden haben, aber das war sooooo süß ...

Wow, so schnell wie jetzt waren die Bilder noch nie hochgeladen ...

Rathaus bei Nacht

Grunwaldbrücke

Dom

Markthalle

Großer Ring

Iglica

Jahrhunderthalle

Im Park bei der Jahrhunderthalle

Breslauer Zwerge

Rathaus


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