Meine Länder

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Sonntag, 9. August 2020

Erholen und die Verletzten bergen

 ... sollte ich die Schweizer lassen, meinte eine gute Freundin, nachdem ich sie um Rat gefragte hatte, ob ich heute nach Frankreich wandern oder aber den fünften Tag in Folge in die Schweiz einreisen solle (gestern war es mit dem Auto nach dem Hosenkauf in Stühlingen), aber da hatte ich das Auto meiner Mutter schon nach Jestetten-Altenburg kutschiert und war losgewandert.

Die Wanderung startete auf deutschem Boden, binnen weniger Sekunden war ich aber auf Schaffhauser Gebiet, nur um auf einen SH-ZH-(oder vielmehr CS-CZ)-Grenzstein in Nohl zuzuschießen, also einen Grenzstein zwischen den Kantonen Schaffhausen und Zürich - den Grenzstein zu Deutschland fand ich leider nicht, der ist wahrscheinlich wirklich unter einem Auto begraben ...

Ich lief auf Schaffhauser Straße (unmittelbar rechts davon begann Zürcher Gebiet) in Richtung Rheinfall, bog dann auf Gebiet des Kantons Zürich ein, stieg eine Treppe zum Rhein hinunter und war wenige Minuten später wieder auf Schaffhauser Gebiet ...

Ich war nicht wirklich überrascht, dass der Rhein da ein bisschen aufgewühlt war, denn ich bewegte mich schnurstracks auf den Rheinfall zu. Ich überholte die Masse an sehr vielen unglaublich langsam laufenden Menschen, hielt Abstand so gut es ging (es ging eher nicht gut), machte trotzdem hie und da ein schönes Fotochen, ging die Treppen hoch, schwitzte wie ein Gaul und lief dann vom Rheinfall weg, aber weiter schön am Rhein entlang.

Über ein Brückchen verließ ich Neuhausen am Rheinfall und den Kanton Schaffhausen und betrat mit Flurlingen erneut den Kanton Zürich. Flurlingen ist ein richtig schönes Städtchen, auf einer Rheinterrasse waren ganz viele junge Leutchen, ich enttarnte mich mit unschweizerisch krächzfreien "Grüezi" unmittelbar aus Deutscher, lief weiter (ich hatte erst zwei Kilometer oder so hinter mir) und kam dann auf einen von zwei Flecken Schaffhauser Gebiets, die südlich des Rheins (also hier linksrheinisch) liegen - den Zugangsweg zum Kraftwerk Schaffhausen (das andere Gebiet ist bei Stein am Rhein).

Hier lief ich, stets mit Blick auf die Schaffhauser Innenstadt, durch eine richtig schöne, grüne Uferpromenade, sah erstmals so richtig den Munot, die Schaffhauser Festung, und die Rhybadi, das Rheinschwimmbad, ehe ich auf Feuerthaler Gebiet kam (auch noch Zürich) und schließlich über eine weitere Rheinbrücke in die Stadt Schaffhausen, Kanton Schaffhausen zurückkam.

Am Rheinquai ging ich entlang, etliche Gaststätten und Imbisse waren hier, und am Rheinufer sowie im Rhein lagen und schwammen die (Sonnen-)Badenden, hier machte ich nach sieben Kilometern unter einem schattigen Baum mein erstes Päuschen ...

Das Rheinufer in Richtung Büsingen zieht sich, aber nach endlicher Zeit gelangte ich im Ortsteil Stemmer der deutschen Exklave Büsingen, Landkreis Konstanz an mein erstes Zwischenziel. Ich entdeckte den Grenzstein Nr. 123 Büsingen-Schaffhausen, machte einen kleinen Abstecher durchs Wohngebiet, kam aber bald wieder an die Hauptverbindungsstraße, die durch Büsingen führt ...

Büsingen ziiiiieht sich, es ging an allerlei Badeplätzen (großteils privat, manche öffentlich), dann durchs Örtchen am Rathaus und der Sparkasse vorbei, ehe ich am Ortsausgang nach rechts in Richtung Rhein (und Wald) abbog ...

So langten fingen die Beine an zu schmerzen, aber als ich im Wald unterwegs war, fühlte sich der Schatten (ich schwitzte natürlich bei der Hitze wie eine Sau und hatte viel zu wenig zu trinken dabei) so richtig schön kühl an. Auch in Büsingen scheint man "Grüezi" zu sagen, also brummelte ich mir das auch in den Bart ...

Am Waldheim hätte ich zum Grenzstein Nr. 3 den Berg hochgemusst, Nr. 2 fand ich nicht (war womöglich auf Privatgrund) und Nr. 1 liegt als Findling im Rhein, und ich hatte wieder keine Badeklamotten dabei, also kein Grenzstein mehr in Sicht zwischen Büsingen und Schaffhausen.

Ich lief auf Gebiet der Gemeinde Dörflingen (Schaffhausen) ein paar hundert Meter, bis ich zum Grenzstein Nr. 980 der Hauptkette zwischen Schaffhausen und Baden kam und also schon wieder in Deutschland angekommen war (diesmal in Germany proper, also im Hauptgebiet der Bundesrepublik, nix Exklave und so).

Es ging auf Gailinger Gebiet einen kleinen Hügel hoch, der jetzt aber - nach 15 Kilometern und bei gefühlt 30 Grad Hitze - richtig wehtat. Es wurde etwas besser, als ich das wunderschöne mittelalterliche Örtchen Diessenhofen auf der Schweizer Rheinseite erblickte, denn damit war die Grenzbrücke (über die ich noch wollte) und der Schlussspurt nahe ...

Einige Jungs (und Mädels?) sprangen von der gedeckten Holzbrücke in den Rhein (die achteten drauf, dass gerade keine Boote kamen), ich lief an ihnen vorbei, sah - glaube ich - die unmarkierte Grenzmarkierung (jaja, hab zuwenig getrunken, "unmarkierte Grenzmarkierung", passt aber in dem Fall, das war nur eine Warnbake und ein orangener Punkt auf der Straße), war kurz im Kanton Thurgau und zockelte dann zurück über die Brücke und ein paar hundert Meter mit heraushängender Zunge (ich hatte im Wald in Büsingen mein letztes Wasser getrunken) zum Parkplatz, an dem meine Mutter wartete, mich einsammelte und nach Hause verfrachtete, natürlich nicht ohne weitere Grenzüberquerungen (Gailingen/Dörflingen, Dörflingen/Büsingen, Büsingen/Schaffhausen, Schleitheim/Stühlingen). Daheim füllte ich erstmal meinen Wasser- und Zucker-Haushalt wieder auf, jetzt geht es mir wieder gut (ich war nicht dem Tode nah, aber anstrengend war es durchaus ...).

So, das waren heute 16,56 km, insgesamt habe ich (ohne die Taunus- und Pfälzerwald/Vogesen-Tour) in diesem Sommer jetzt über 597 Kilometer im Schwarzwald absolviert. Der Parkplatz in Gailingen war der östlichste Ort meiner Wanderungen. Insgesamt habe ich auf den Wanderungen hier in der Gegend sechs deutsche Kreise und seit heute vier Schweizer Kantone besucht sowie 62 Gemeinden (42 in Deutschland und 20 [!] in der Schweiz), davon acht heute erstmals (Neuhausen am Rheinfall, Flurlingen, Schaffhausen, Feuerthalen, Büsingen, Dörflingen, Gailingen und Diessenhofen).

Der höchste Punkt war auf dem Feldberg (1493m, auch wenn meine App mir nur 1481m anzeigt), der niedrigste Punkt in Müllheim auf 270m. Der  nördlichste Punkt war in Donaueschingen bei 47° 57' N, der südlichste vorgestern am Kraftwerk Reckingen bei 47° 34' N, der westlichste Punkt war in Müllheim bei 7° 37' O und der östlichste heute in Gailingen bei 8° 45' O.

Sooo, genug der Statistik, Fotos habe ich natürlich auch mitgebracht, und anders als bei Heidi kriegt nicht nur jeder eins, sondern jeder kriegt sogar 13!

Grenzstein Schaffhausen-Zürich in Nohl

Blick auf Nohl und Rhein

Rheinfall von unten

Rheinfall von oben

Komischer Grenzverlauf zwischen Schaffhausen und Zürich

Blick auf Munot (Schaffhausen) und Rhybadi

Letzter Grenzstein Nr. 123 zwischen Schaffhausen und Büsingen

Auf deutschem Gebiet, aber Schweizer (Geld im) Hosensack, so meine Interpretation

Schönes Haus in Büsingen

Blick auf Diessenhofen

Rheinbrücke

Diessenhofer Brückenspringer

Blick von der Brücke auf Diessenhofen


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