Ich hatte gerade meine Feierabendwanderung in Ellikon am Rhein gestartet, als ich meinen Augen nicht traute: Ich dachte, die Frau, die da durch den Rhein schwimmt, spricht beruhigend auf ihr Kind ein, dass es nur noch ein kleines Stückchen sei, aber als ich genauer hinschaute, sah ich einen armen Wauwau ziemlich panisch in Richtung Land paddeln. Sie haben es, denke ich, geschafft, der Hund und sein Frauchen, und ich fürchte, irgendwann muss ich es dem Hund nachmachen und die deutsch-schweizerische Grenze schwimmend (oder was ich dafür halte ...) überqueren.
Heute stand aber erst einmal eine andere Art des Übertritts über die Grenze zwischen Deutschland und der Schweiz an, nämlich auf einer Rheinfähre. Nun bin ich mit meiner Mutter schon ab und zu von Deutschland in die Schweiz über den Bodensee gefahren, aber so richtig auf einem Boot über den Rhein in seiner flusslichen (und nicht in seiner [boden]seelichen Gestalt) war ich, glaube ich, noch nie. (Heute Nacht fällt mir der Gegenbeweis ein, aber bis dahin bleibe ich bei meiner Ansicht.)
Ich fuhr also mit dem Auto meiner Mutter (die Mutter selbst streikte heute, weil ich ihr gestern ihren Faulenzersonntag geklaut hatte) nach Stühlingen, über den Zoll nach Schleitheim, über Neuhausen nach Jestetten, dann in Richtung Lottstetten-Nack und dort links runter in den Wald zur Nackermühle. An der fährt man vorbei, kommt auf eine Schlagloch-Schotterpiste und landet dann nach einigen Minuten an einem gut ausgebauten Waldparkplatz.
Dort stellte ich das Auto ab, lief kurz zum Grenzstein Nr. 1, den ich am 25. Juni (auf der letzten Tour vor meinem Knieproblem) schon besucht hatte, und dann den Pfad hinunter zum Rhein. Dort steht ein Pfosten mit einem Gummiadler (also, ein Hoheitszeichen der Bundesrepublik Deutschland), eine Glocke und ein roter Knopf mit Sprechanlage. Wenn man mit der Fähre über den Rhein fahren will, muss man die Glocke läuten und den roten Knopf drücken. Das tat ich (ich glaubte, mein Glockenschlag sei zaghaft gewesen, aber das läutete ganz gut, wenn man direkt danebensteht) - und nichts geschah. Menno.
Es gesellte sich ein Pärchen zu mir, die zugucken wollten, was ich da mache, und die feuerten mich an, nochmal zu klingeln. Das tat ich dann nach einigen Minuten, als immer noch nix ging, diesmal läutete ich dreimal ... Ah, da drüber bewegt sich was ...
Der Fährmann (Hans, wie ich später erfuhr) kam aufs Boot und setzte das Ruder so, dass die Strömung des Rheins (da ist kein Motor an dem Boot) die Rüedifaar von der Schweizer auf die deutsche Seite bugsierte. Dort begrüßte er mich (wir beide trugen Maske, weil das auch in der Schweiz seit Anfang Juli in allen öffentlichen Verkehrsmitteln Pflicht ist) und setzte, nachdem er wieder abgelegt (und das Desinfektionsmittel abgebaut hatte - war wohl seine letzte geplante Tour für heute), das Ruder jetzt so, dass die Strömung des Rheins uns wieder zurückbrachte (jetzt war das Seil zwischen Führseil über den Rhein und Boot gespannt)
Drüben zahlte ich 3 Franken für die dreiminütige Fahrt, aber das war das Erlebnis wert.
Ich startete meine Tracking-App und lief durch den Wald am Rhein entlang. Ich war der einzige Mensch weit und breit, der nicht Badeklamotten anhatte, denn im Wald und am Rhein waren ziemlich viele Menschen zugegen, die auch hier ein paar hundert Meter den Rhein hochliefen und sich dann von der Strömung zurücktragen ließen.
Ich hatte tolle Ausblicke auf den Rhein, doch am Kraftwerk in Rheinau ging es eine steile Treppe hinauf, bis ich schließlich auf der Ebene des Örtchens Rheinau ankam ... Ich hatte geplant, zur Klosterkirche auf der Rheininsel zu wandern, das dann aber doch gestrichen, weil es heiß war und ich schwitzte, mich dann aber wieder umentschieden, zumindest mal zu gucken, wie das da so aussieht. Also lief ich in den Ort hinein, vorbei an einigen sehr schönen Fachwerkhäusern und sah die Klosterinsel.
Die Öffnungszeiten zogen mich aus der Affäre, denn die Klosterkirche war schon zu, sodass ich - ohne Abstieg an den Rhein auf dieser Seite - wieder kehrtmachte. Rheinau liegt in einer Schleife des Rheins, sodass ich auf der anderen Seite des Städtchens dann doch zum Rhein abstieg und über eine weitere gedeckte Brücke wieder nach Deutschland wanderte.
Hier war ich 21. Mai schon vorbeigekommen, doch nun nahm ich den Weg in umgekehrter Richtung (damals war ich über den Rafzerstein und Lottstetten nach Balm und - an der Brücke nach Rheinau vorbei - weiter nach Nohl gelaufen). In Balm wählte ich allerdings den etwas längeren, vermeintlich flacheren Anstieg anstatt den steilen Anstieg direkt an dem Grillplatz, den meine Mutter auch schon kennengelernt hat. Zum dritten Mal wusch ich meine Hände im Dorfbrunnen in Balm und lief dann - an der Kläranlage vorbei - zur Uferwiese in Nack.
Eine letzte steile Treppe folgte, dann war ich an meinem Auto, trank erstmal eine ganze Flasche Wasser leer und fuhr dann - wieder über Neuhausen und Schleitheim/Stühlingen - zurück ...
Auch das war wieder eine schöne, durchaus nicht unanstrengende Wanderung, mal gucken, ob ich morgen mal Pause mache, das hängt sicherlich auch ein bisschen vom Wetter ab ...
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Die Glocke muss man läuten
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Die Rüedifaar auf dem Weg nach Ellikon am Rhein ...
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... hängt fest am Seil
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Der Rhein zwischen Ellikon und Rheinau
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Bunkeranlage am Rhein
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Rheinau I
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Rheinau II |
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Rheinau III - Klosterinsel
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Blick von der Rheinbrücke Rheinau-Altenburg
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Rheinbrücke
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Grenze mit Schmuggelwasser
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Abendstimmung am Rhein auf deutscher Seite I
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Abendstimmung am Rhein auf deutscher Seite II |
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Abendstimmung am Rhein auf deutscher Seite III |
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