Meine Länder

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Sonntag, 16. August 2020

Die Extrarunde um den Kreisverkehr

 ... heute Morgen war notwendig und richtig, denn so waren wir heute Morgen noch einmal in Monaco (jedenfalls ein Teil des Kreisverkehrs gehört zum Stadtstaat, möglicherweise auch der gesamte Kreisverkehr, Google Maps und OpenStreetMap sind sich da uneinig, und markiert ist halt auch nüscht), sodass wir dann - mit Frankreich, Monaco, Italien, der Schweiz und Deutschland - heute mal wieder ein Fünf-Länder-Tag eingelegt haben.

Meine Mutter redete mir den Col de la Bonette aus, mit dem wir laut Google Maps 14 Stunden Netto-Fahrtzeit für den Heimweg gebraucht hätten, denn mit dem Col de l'Iseran, dem Kleinen und dem Großen St. Bernhard waren schon 12 Stunden angesetzt ...

Um ziemlich genau 8 Uhr verließen wir das Hotel, kauften uns noch vom Hotel die Lunchbox für je acht Euro, diskutierten (untereinander) darüber, ob sie das wert war, und fuhren den Berg hoch in Richtung Autobahn. Es wurde keine Tankstelle gesehen, aber wir wollten noch in Frankreich tanken, also fuhren wir an der nächsten Ausfahrt wieder ab, fuhren einmal ums Karree und tankten dann am Automaten.

Es ging auf der Direttissima zurück auf die Autobahn, über die Grenze und ein Stück des Weges zurück, das wir gestern (gestern!) gekommen waren ... Schließlich aber fuhren wir vorfristig ab in Richtung Norden, in Richtung Turin, fuhren auf der tangenziale, wurden wild umfahren, wenn wir bei erlaubten 60 km/h "nur" 20 km/h drüberfuhren (ich brüllte einige Italiener lautstark an, aber die hörten mich zum Glück für ihr Seelenheil nicht) und verließen schließlich die Autobahn, um in Richtung Francia, also Frankreich, zu fahren ...

Es gibt drei Arten von Bergfahrern: 1. die "Holländer", die bei jeder Kurve, und sei sie noch so unbedeutend, in die Eisen steigen; 2. die Raser, die bei Sichtweisen von ca. zehn Metern zur nächsten Kurve von hinten angerast kommen und dich überholen; 3. mich. Ich fluchte über die Holländer, ich fluchte über die Raser, die Raser fluchten über mich, die Holländer bestimmt auch, es war ein einziges Gefluche - es hat also großen Spaß gemacht ...

An der italienisch-französischen Grenze entdeckte meine Mutter (!) vor mir (!!) den Grenzstein, der wurde fotografiert, dann ging es weiter, durch wunderschöne, teilweise grüne, teilweise karge Bergstraßen, an einigen Stauseen vorbei, hoch zum Col de l'Iseran, dem, der regelmäßige Leser weiß das schon längst, höchsten befahrbaren Alpenpass ... Juchhe, Foti g'macht (achso, ja, "Foti" ist der alemannische Plural von "Foto"), weitergefahren ...

In Val d'Isère am Fuß des Iseran war heute auch im Sommer die Hölle los, ich will gar nicht wissen, was hier im nächsten coronadfreien Winter passiert ... Wir waren kaum unten, ging es schon wieder hoch zum Kleinen St. Bernhard - zuerst fanden wir die Straße nur dank Navi, denn wir kamen nicht aus der üblichen Richtung, dann war endlich Italie, also Italien, ausgeschildert ...

Es gab - da oben ist großes Wandergebiet - viele Parkplätze, aber keine direkt an den Grenzsteinen, also ließen wir Grenzsteine Grenzsteine sein (ich hatte Italien/Frankreich ja heute schon) und fuhren - es war jetzt ca. 14.30 Uhr - ein Restaurant an. Zu essen hätte es nur Dessert oder Toast gegeben, also fuhren wir weiter.

Wir landeten etwas unterhalb des Passes in einem Refugio, einer Berghütte - da ist im Winter bestimmt auch viel los, aber auch heute im Sommer war hier High Life. Wir bekamen noch etwas zu essen, bestellen als Vorspeise - wir hatten Hunger - einen Wurst-Schinken-Teller (der fantastisch war!), danach gab es für meine Mutter Champignons, für mich dreierlei Fleisch (Wurst, Kalbsragout und Wild), zu beiden Käse-Polenta nach Art des Hauses. Gut war's, aber - nach einiger Überlegung - auch nicht fantastomanisch, aber wir waren glücklich gesättigt.

Der Espresso vorab und hinterher war jeweils sehr sinnvoll, denn es zeichnete sich ab, dass die Fahrt lang werden würde ... Es ging hinunter ins Aosta-Tal, dort auf die Autobahn, dann hoch in Richtung Großer St. Bernhard. Wir bogen rechts ab zum Pass, hinter uns war ein Düsseldorfer der Kategorie "Oberraser", vor uns ein Walliser der Kategorie "Holländer", alles verkehrt hier, aber die Straßen - neben denen es teilweise ohne jede Barriere zig Meter praktisch senkrecht in die Tiefe ging - waren auch ein bissel schräg ...

Oben an der Passhöhe wurde noch schnell ein Foto des italienisch-schweizerischen Grenzsteins gemacht, dann ging es - die Fahrt und die Ausblicke waren fantastisch, gar keine Frage - hinunter nach Martigny. Meine Mutter, die bisher dahin ihre Beifahrerrolle mehr oder weniger genossen hatte (außer die zwei Drittel der Zeit, in der sie vor Todesangst stocksteif da saß und sich aus Angst, eine Gewichtsverlagerung könnte uns zum Absturz bringen, nicht bewegte ...), fuhr nun ein Stück, damit ich mal Pause machen konnte, auf die Autobahn und in Richtung Bern, bis es dunkel wurde ...

Wir tauschten an einer Raststätte, ich erstand Wasser und - man höre und staune, außerhalb Deutschlands - eine Spezi, und danach rollten wir über die schweizerische Autobahn bis nach Brugg im Kanton Aargau. Von da ging es über dunkle Straßen nach Koblenz, danach über die Grenze nach Waldshut und schließlich nach Hause ... In Bonndorf war große Dunkelheit, selbst der Schnitzer war schon dicht, sodass wir uns mit Zäpfle aus der Flasche begnügen mussten.

Natürlich war das wieder ein Wahnsinn, aber es war halt auch wahnsinnig schön, es hat unglaublich Spaß gemacht, wir haben es richtig krachen lassen, aber das muss und darf halt auch mal sein ...

Fotos:

Grenzstein Italien-Frankreich

Stausee im Berg

Unterwegs in den Alpen
Gletscher

Col de l'Iseran
Blick vom Col

Grenzstein Italien-Schweiz am Grossen St. Bernhard

Seechen am Grossen St. Bernhard



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