Meine Länder

Meine Länder
Länder in dunkelgrün wurden bereits besucht,
Länder in hellgrün sind fest geplant,
Länder in orange sind in vorläufiger Planung für die nächsten zwölf Monate.

Samstag, 4. August 2018

Vom Himmel gefallen

... ist heute Glas auf den Bürgersteig, auf dem ich lief - naja, okay, die Glasflaschen fielen "nur" aus dem zweiten Stock, aber wenn ich die auf den Schädel gekriegt hätte (und es fehlten nur ein paar Meter, die ich schneller hätte sein müssen), das hätte ganz schön Aua gemacht ... Auf den Schreck musste ich erstmal einen heben ...

Ich kam heute spät aus der Bude (war heute Nacht wieder im Rudas-Bad, gleich mehr), und es war so gegen 14 Uhr oder so, als ich in der Stadt ankam. Wie fast schon üblich stieg ich an der Haltestelle Arany János aus, ging diesmal aber nicht zu meinem Pörkölt-in-Pfannkuchen-Menschen, sondern zwei Stände daneben zum Lángos-Mann. Die Schlange war lang, aber als ich dran war, bestellte ich mal wieder einen "ungarischen Lángos", also einen mit Kolbász und Sauerrahm und Käse und was weiß ich ...

Knoblauch war nicht so viel drauf, obwohl ich eigentlich heute Morgen unter der Dusche heißhunger auf Knoblauch hatte, aber ich habe es überstanden - überraschenderweise haben auch mein Hemd und meine Hose den Versuch, ein Lángos auf der Parkbank zu essen, überstanden, ich bin stolz auf mich ...

Ich wollte die Chance nutzen, mal einigermaßen am Tag in die Stefansbasilika zu kommen, nur leider war heute ein Hochzeit, sodass weite Teile der Kirche gesperrt waren (ein paar Fotos gibt's trotzdem). Auf dem Weg nach draußen stellte ein völlig geistesgestörter Tourguide die Gruppe mitten im Gang auf, sodass sich die ganzen Leute an dieser Bande vorbeischlängeln mussten. Eine Frau im Gegenverkehr wollte dabei dem Einwurfbolzen eines dieser Gedenkmünzenautomaten ausweichen, prallte beim Umgehungsversuch aber von einer wenig beweglichen Masse (meine Wenigkeit) ab (sie hatte natürlich auch nicht mit mir gesprochen oder so oder sich sonst bemerkbar gemacht) und dann erst recht voll gegen den Bolzen. Ein Stöhnen war die Folge, aber weil ich nun wirklich nichts dafür konnte und jetzt den Gang nicht noch weiter verengen wollte, lief ich zu. Schuld an der ganzen Malaise war aber diese bekloppte Führerin mit ihrer ebenso bekloppten Gruppe.

Danach machte ich mich auf den Weg in einer der Ruinenkneipe, die es hier in Budapest gibt, seit findige Unternehmer sich alte Ruinen unter den Nagel gerissen und da Kneipenlandschaften (so muss man es sagen) reingebaut haben - die bekannteste heißt szimpla kert, und dort nahm ich meinen After-Schreck-Drink, nämlich ein ungarisches Pale Ale. Die Pale Ales und ich werden keine so richtigen Freunde mehr, sodass ich auf dem Heimweg in ein irisches Pub einfiel und dort zwei Guinness verspeiste.

Es wäre übertrieben, wenn ich behauptete, ich hätte gestern oder heute einen Anfall von Heimweh gehabt, dazu gefällt es mir in Budapest einfach viel zu gut, aber andererseits ist es natürlich schon so, dass ich den einen oder anderen Abend im Sherry vermisse (nicht, weil man hier in Budapest kein Guinness bekäme, sondern vielmehr der Begleitung und der Gespräche wegen) und dass ich es ein bisschen vermisse, einfach mal zu den Kollegen in Wiesbaden ins Büro zu latschen und über, sagen wir, das Fußball-Wochenende zu sprechen (unser Instant-Messaging im Büro ist dafür kein voller Ersatz). Aber in zwei Wochen bin ich ja schon wieder fürs Wochenende in Deutschland und werde beim Sommerfest mit "höchschter Konzentration schon au" mit den Kollegen in Wiesbaden reden.

Nach dem Pubbesuch ließ es gut sein für heute, fuhr nach Hause, kaufte im Lädelchen um die Ecke noch Brötchen und Salami und Wasser und freue mich, dass ich morgen noch einen Wochenendtag habe ...

Ich hatte seit vor dem letzten Wochenende mal wieder Probleme mit meinem Zeh und meinem Fußgelenk, sodass ich am Montag und Dienstag nach der Arbeit überhaupt nichts gemacht habe außer mit der Straßenbahn zu fahren und von der Haltestelle heimzuhumpeln (oooooooooooh ... - danke, aber das geht lauter und aufrichtiger!).

Am Mittwoch ging es ein bisschen besser, und den Abend nutzte ich dann gleich aus, um hier um die Ecke eine der Gaststätten auszuprobieren, die ich in der inzwischen fünften Woche noch nicht ausprobiert hatte (eine, öhem, ist direkt unten bei mir im Haus, nämlich das Hotelrestaurant ...). Die Karte gab es nur auf Ungarisch, aber der Ober sprach ein bisschen Englisch, sodass ich mich bei der Bierbestellung nicht schwer tat (zumal das ich ja fast auf Ungarisch hinbekäme, wenn alle Stricke reißen), und auch bei der Vorspeise griff ich auf eine Empfehlung zurück und probierte noch mal hortobágyi palacsinta, das ist ein Pfannkuchen mit einer Füllung aus gemahlenem Fleisch (habe ich schonmal erläutert, glaube ich, sorry). Bei der Hauptspeise war ich allerdings komplett blank (einzelne Worte erkenne ich wieder, wie "marha" für Rind), aber am Ende spielte ich Roulette und bekam ein, wie meine Ungarisch-Lehrerin meinte, Lausbubengericht, nämlich ein Schnitzel mit Spinat-Schinken-Füllung mit Pommes und Reis. Am Ende bezahlte ich für Vorspeise, Hauptspeise und zwei Bier zwölf Euro und war sehr zufrieden ...

Am Donnerstag wollte ich eigentlich zum Fußball gehen, Újpest spielte Europa League gegen Sevilla, aber erstens hatte es am Nachmittag wie aus Kübeln geregnet, zweitens machte mein Fuß mir immer noch keinen völligen Spaß und drittens hatte Újpest das Hinspiel 0:4 verloren, sodass es auch nicht so aussah, als ob es ein Wunder gäbe (das führte zu einer üblen Beschimpfung meines niederländischen Kollegen, ich sei ein "Schönwetter-Fan", aber ein fradista, also ein Ferencváros-Anhänger, ist beleidigungstechnisch überhaupt nicht satisfaktionsfähig, von daher lassen wir das).

Gestern ging es mir dann wieder so gut, dass ich mich fluchtartig ins Wochenende verabschiedete, als ich feststellte, dass eine Viertelstunde später eine Fähre von der Bootslände in der Nähe meines Büros in Richtung Süden führe. Ich erwischte die Fähre und auch einen Sitzplatz in der zweiten Reihe, und wieder ging es an der Margareteninsel vorbei in Richtung Kettenbrücke. Der Himmel war wieder blau, und entsprechend war der Blick aufs Parlament wieder fantastisch, aber auch der Ausblick auf die Burg und den Gellértberg war durchaus nicht hässlich.

Ich stieg am Szent Gellért tér, also auf Budaer Seite aus, und lief am Hotel Gellért vorbei auf den Gellértberg hoch (Typisch, da ging es mir gerade wieder gut, da mache ich gleich einen mittelprächtigen Gewaltmarsch. Naja, "Gewaltmarsch" ist deutlich übertrieben, das ist ein steiler Spaziergang, aber weil ich immer so schnell wie möglich oben sein will, komme ich immer so ins Schwitzen ... Wie? Das liegt an meiner gertenschlanken Gestalt? Ha, da könnt ja jeder kommen!). Die Ausblicke wurden sukzessive immer fantastischer, und als ich ein Stück unterhalb des Gipfels einen kleinen Weg erblickte, der an einem Aussichtspunkt vorbeiführte, der ganz hübsch aussah, nahm ich diesen. Halleluja! Der Blick auf den Burgberg, auf die Donau und das Parlament, ja auf ganz Nord-Pest war fantastisch, doch leider kamen nach mir noch ein paar Leute, sodass ich den Ausblick nicht für mich allein hatte. Das reichte mir für heute, und ich nahm den Abstieg.

Ich kam am Rudas-Bad raus, zu dem ich ohnehin zum Nachtbaden wollte, nur war es jetzt gerade erst so 19.30 Uhr oder so, sodass ich viel zu früh gewesen wäre.

Ich bin in den Wochen hier zu einem großen Fan des ungarischen Parlamentsgebäudes geworden (nicht des Parlaments und der Mehrheit seiner Mitglieder ...), und daher wollte ich das Abendessen mit Blick auf das Parlament genießen. Während es jede Menge Lokale mit Blick auf die Burg gibt, muss man Lokale mit Blick aufs Parlament wirklich suchen, aber ich wurde am Batthyány tér fündig.

Dort ist ein Restaurant mit einer kleinen Außenempore mit fantastischem Blick aufs Parlament (nur getrübt durch die Straßenbahn, die alle paar Minuten vor der Nase des Parlamentsbegeisterten hält, weil sie dort ausgleicht, wenn sie zu schnell unterwegs war), das Essen (Entenbrust - ja, ich habe freiwillig Ente gegessen, die war sehr lecker, und danach gab's Somlauer Nockerl, eine Süßspeise aus Biskuitteig mit Schokoladensauce und Sahne, himmlisch ...) war auch ganz lecker, und für den Blick zahlt man ein kleines bisschen mehr (insbesondere dann, wenn man sich vom Ober bequatschen lässt, dass die Service Charge ja nicht als Trinkgeld gewertet werden sollte, gestern war's mir egal ...)

Ziemlich genau um 22 Uhr lief ich aus dem Restaurant raus, genoss nochmal den unverstellten Blick vom Parlament und fuhr dann mit der Straßenbahn ein paar Stationen zum Rudas-Bad. Die Schlange, die ich durch mein spätes Kommen zu umgehen gehofft hatte, ging bis auf die Straße, aber da sie sich anders als vor zwei Wochen aufgestellt hatte, ging es trotzdem einigermaßen schnell, bis ich in meiner Kabine und dann im Bad war.

Um es vorwegzunehmen: Heute Nacht ließ ich Schwimmbad und Wellnessbereich in Ruhe und blieb die ganzen dreieinhalb Stunden bis um 2 Uhr im alten, osmanischen Badebereich - der ist einfach am schönsten, und das Auge erholt sich ja auch mit ... (Fotos auch diesmal nicht, weil es - wie ich gestern sah - ausdrücklich verboten ist - nicht, dass sich jemand dran halten würde ...)

Ich fing mit dem 16-Grad-Bad an und ging dann in Runden über das 28-, 30-, 33-, 36-Grad-Bad ins 42-Grad-Bad, ließ in späteren Sessionen das 30- und 33-Grad-Bad aus, weil die oft ziemlich voll waren (so von halb elf bis halb eins war es heute Nacht ziemlich voll), und wechselte also zwischen 16 Grad, 28 Grad und 42 Grad warmen Wasser. Je einmal war ich im Dampfbad und in der Sauna, aber sonst genoss ich einfach das Wasser und guckte den Touristen (diese Anfänger, hihi) beim Baden zu.

Ich fange an, mich zum Budapester zu entwickeln, denn die Touristen, die im Becken schwimmen wollen, bringen mich zum milden Lächeln, und der Idiot, der ein paar Mal mit Kawumm ins Becken sprang, wurde unter klammheimlicher Freude meinerseits dann am Ende aus dem Bad geworfen (den hätten sie sofort rausschmeißen sollen, der war auch alles andere als nüchtern, aber sowas macht man in so einem altehrwürdigen Bad doch nicht ...).

Ansonsten brachte ich eine Französin zum Verzweifeln (oder zum Zweifeln an der Existenz meiner Temperatursensorik), weil sie mich erst im 42-Grad-Becken in Buddha-Stellung sitzen sah und drei Minuten später im 16-Grad-Becken in ebendieser Haltung, während sie bei beiden panisch Reißaus nahm ...

Und ansonsten, Freunde, nicht erst mit den Füßen fühlen und dann in Etappen in die Becken steigen, zügig reingehen, dann einfach tief atmen, dann hechelt man den Schmerz nur einmal weg und nicht mehrmals ... (Es ist immer wieder lustig zu sehen, wenn die scheinbar harten Kerle ihren Freundinnen was beweisen wollen, aber dann mimimi machen, wenn es ins 42-Grad-Becken gehen soll - sehr lustig, vor allem, weil sie sich immer verstohlen umblicken und hoffen, dass es keiner sieht ...)

Am Ende, als es leerer wurde, fand man mich im 30-Grad-Becken, weil das so schön gemütlich war (das 28-Grad-Becken fand ich gestern ein bisschen arg kühl, aber 30 Grad war toll und 36 Grad zum Verweilen irgendwie ein bisschen warm ...).

Um 2 Uhr brach ich aus dem Becken auf, erwischte gerade noch den Nachtbus und war ziemlich genau um 3 Uhr im Bett - heute Morgen ging es dann dementsprechend später los ...

--

Eines Abends hätte ich diese Woche fast einen Flug nach Burkina Faso über Silvester gebucht. Aber irgendwie waren 550 Euro plus Visum plus Hotel dann doch ein bisschen viel Geld für zwei volle Tage in Ouagadougou - ich habe also, es geschehen noch Zeichen und Wunder, von einer fixen Idee Abstand genommen ...

Die Reiseplanung 2019 hat allerdings schon relativ genaue Gestalt hinsichtlich der vorläufigen Ziele angenommen, auch wenn es noch eine Menge Wenns und Abers gibt. Im Großen und Ganzen sind aber folgende Touren angedacht, zumal ich ja aller Voraussicht nach auch noch vier Urlaubstage aus dem Jahr 2018 ins Jahr 2019 mit hineinübernehme, weil die Budapest-Sache meine diesjährige Urlaubsplanung ja ein wenig durcheinandergebracht hatte:
  • Im März konnte es über den Geburtstag meiner Mutter eine Woche nach Kuba oder so gehen.
  • Auch im Frühjahr würde ich gerne eine Woche Dschibuti und Somaliland machen.
  • Zwei Wochen durch Malawi und Mosambik könnten irgendwann im Laufe des Jahres anstehen.
  • Neuseeland und Fidschi und/oder Samoa steht wieder auf dem Programm.
  • Und natürlich wird es hoffentlich wieder die eine oder andere Wochenendtour geben - Barcelona steht da ziemlich hoch im Kurs, da war ich zwar schon einmal auf Tagestouren, aber so ganz richtig halt doch noch nicht, und der Park Güell sieht ziemlich gut aus ... 
--

Immer wollen die Leser Fotos haben ... Okay, okay, hier sind ein paar:

Nochmal Parlament vom Boot

Blick auf den Gellértberg

Blick auf Südpest

Panorama auf Burgberg, Donau und Parlament

Donau I

Donau II (konnte mich nicht entscheiden ...)

Stefansbasilika von innen

... und von außen
Mein Abendessenblick gestern Abend

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen