Meine Länder

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Donnerstag, 30. August 2018

"Hier stinkt's"

So richtig glücklich wirkte die Österreicherin gestern nicht, als sie mit ihrem Mann im 40-Grad-Becken im Lukács-Bad saß. Mag schon sein, dass das Wasser im Lukács-Bad ein wenig sulfathaltig, also ein wenig schwefelig riecht - aber so schlimm ist es wirklich nicht ... Vielleicht machte sie sich auch nur Sorgen um ihre zwei Söhne, die erst später zu den Eltern stießen - wahrscheinlich hatten die es sich im Erlebnisbecken draußen unter freiem Himmel gemütlich gemacht.

Jedenfalls war die Österreicherin so unerfreut über irgendwie alles, dass sie auch aus dem (schönen) Dampfbad im Lukács schnell Reißaus nahm - dabei machte sie aber die Tür nicht zu, was den jungen Ungarn, der auf der Bank im Dampfbad saß, dazu veranlasste, auf Deutsch in die Runde zu sagen: "In Deutschland macht man wohl die Tür des Dampfbades nicht zu." Ich war erpicht darauf, die Ehre des Vaterlandes wiederherzustellen, und verwies darauf, dass das Österreicher waren (und keine Deutschen), woraufhin er sagte, Österreich sei das eh das 18. Bundesland Deutschlands (ich frage mich, was das 17. Bundesland sein soll ...). Ein kurzer Schlagabtausch folgte, in dem er noch etwas sagte, was ich nicht ganz verstand, worauf ich - zugegebenermaßen - dümmlich grinste, was er wiederum nachäffte. Depp!

Wahrscheinlich dachte er, wir wären eine Gruppe, die beiden Österreicher und ich, denn als er mit seinen Freunden später das Bad verließ und mich - allein - im Becken sitzen sah, hatte er seine gute Kinderstube wiedergefunden und sagte höflich "Auf Wiedersehen!", was ich - vor lauter Überraschung - nur mit einem kurzen Gruß und "Tschüss" erwiderte.

Denn eigentlich sind sie ja doch ziemlich höflich, diese Ungarn. Das merkt man durchaus auch daran, dass die Männer praktisch immer den Frauen den Vortritt in den Aufzug lassen - und auch in die Straßenbahn dürfen die Frauen zuerst einsteigen. Das ist nur dann etwas doof, wenn die Tür schon piept und im Schließen begriffen ist, während die drei Männer vor mir noch aushandeln, wie sie die eine Frau dann doch vor sich einsteigen lassen, obwohl die Tür breit genug ist ... Man kann es auch übertreiben, aber grundsätzlich finde ich das schon sehr sympathisch.

Der aufmerksame Leser dieses Blogs weiß inzwischen, dass ich eigentlich kein Riesenfan des Lukács-Bades bin (mit entschiedener Ausnahme des Dampfbades, das neben dem im Király das schönste in ganz Budapest ist, jawoll), aber dass ich doch irgendwie immer dort lande. Gestern war das wieder nicht meine Absicht, denn ich hatte mich fürs Veli Bej entschieden - doch als ich am Veli Bej ankam, hing dort ein Aushang, dass das Bad wegen eines technischen Defekts geschlossen sei. Irgendwie haben die hier ganz schön oft technische Defekte. Da es jetzt aber auch schon 18 Uhr war, das Lukács halt wortwörtlich ums Eck liegt und auch erst um 22 Uhr zumacht, ging ich eben dorthin - zumal die Schlange komischerweise recht kurz war. Diesmal blieb ich aber im Thermalbad und ließ das Erlebnisbecken Erlebnisbecken sein, war dreimal im Dampfbad, verbrühte mir am Dampfzufluss (gefunden!) ein bisschen den Knöchel - kein Notarzt nötig - und genoss die drei Thermalbäder und das Tauchbad, was besonders nach dem Dampfbad eine sehr willkommene Erfrischung ist.

Dabei wurde mir klar, dass es dagegen geht, gegen das Ende meines (ersten, siehe unten) Budapest-Aufenthaltes diess Jahr - in drei Wochen bin ich schon wieder in Deutschland. Ich war die ganze Zeit am Hochzählen gewesen (ich bin jetzt in der neunten Woche, höhö), dass ich das Herunterzählen ganz verdrängt hatte - und wenn ich meine Badetage Mittwoch und Sonntag einhalte, habe ich jetzt - abzüglich des gelegentlichen Nachtbadens am Wochenende - nur noch vier Stück übrig (diesen Sonntag, nächsten Mittwoch, übernächsten Mittwoch und dann am 16. September), denn am Sonntag nächster Woche komme ich ja erst aus Istanbul zurück. Zwar werde ich mit den beiden Istanbulern am Montag auch noch mal baden gehen, aber irgendwie kriege ich Torschlusspanik ...

Dieselbe wird aber dadurch gemindert, dass unser Sekretariat heute meine Flüge für den zweiten Budapest-Aufenthalt dieses Jahr gebucht hat: Am Sonntag, dem 2. Dezember fliege ich morgens um 10 Uhr nach Budapest, bleibe zwei Wochen hier und fliege am Samstag, dem 15. Dezember abends wieder zurück nach Frankfurt. Dadurch bin ich am Montag nach der Anreise frisch und fit und kann am Abschlussfreitag im Büro bleiben, so lange es eben im Winter nötig ist, ohne auf die Uhr gucken zu müssen, um das Taxi zum Flughafen noch zu erwischen. Das wird schön.

Schön wird es aber auch in Istanbul, hoffe ich - in acht Tagen bin ich schon in meiner Lieblingsstädte, und ich bin sehr gespannt, was meine Israel-Reisegesellschaft über die größte Stadt der Türkei sagt. Meine Mutter hat schon ziemlich genau meinen Plan nach der Ankunft im Hotel vorausgesagt: "Danach fahrt ihr Straßenbahn bis zur Fährhaltestelle und dann mit dem Schiff rüber nach Asien." Das war Spitze, um mal Hans Rosenthal zu zitieren ...

Jetzt fällt mir beim besten Willen keine Überleitung zu Hans Rosenthal ein ... Obwohl: Dalli dalli kam das Abendessen gestern am Oktogon, es gab Hähnchenpaprikasch und danach Somlói galuska, beides lecker, aber ich mag das nicht, wenn ich die Hähnchenschlegel beim Hähnchenpaprikasch noch auseinandernehmen muss - da bin ich dann faul (was ich ja sonst niemalsnie bin ...).

Ich bin gespannt, was das Wochenende so bringt - am Samstag spielt Újpest um 19.30 Uhr, dann ist das Spiel um 21.15 Uhr zu Ende, sodass ich es pünktlich ins Rudas zum Nachtbaden schaffen könnte - klingt wie eine Idee, zumal ich vom Ferenc-Szusza-Stadion mit der 30 und der 7 mit nur einmal Umsteigen direkt zum Rudas komme ... Klingt wie eine ziemlich gute Idee, mal sehen, wie lange eine solche gute Idee bei mir überlebt ...

Morgen ist aber erstmal noch Arbeiten angesagt, ich hoffe, ich kann es vermeiden, am Samstag nochmal ins Büro zu müssen ...

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