Meine Länder

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Sonntag, 12. August 2018

Die deutsche Botschaft

... in Budapest habe ich heute aufgesucht, aber keine Sorge, nichts passiert, ich wollte nur einfach gerne sehen, wo "meine" Botschaft ist. Wer schonmal mit mir verreist ist, weiß, dass ich - wenn es sich ergibt - gerne mal der Botschaft vorbeischaue, einfach nur, um den Gummiadler an der Wand zu sehen - da gibt es ein ganz fieses Foto von mir vor der Botschaft in Mexiko (mit meiner schönen Kinderbrille), aber auch Bilder aus Brunei und Kiew, und jetzt gibt es eben auch ein Selfie vor der deutschen Botschaft in Budapest.

Nach dem ereignislosen Dienstagabend hat es mich am Mittwoch einfach mal überkommen, dass ich am Abend noch in die Stadt fuhr. Ich fuhr mit dem Ersatzbus für die Metro (die sind bis 2020 an der Grundsanierung der Metro M3, und 2018 ist das nördliche Stück komplett gesperrt, sodass man von "meiner" Haltestelle an der Árpád-Brücke bis zum Lehel tér mit dem Ersatzbus fährt und dort umsteigt in die Metro; außer am Wochenende und nachts, denn dann ist die gesamte M3 nur per Ersatzverkehr befahrbar) bis in die Stadt, fuhr noch eine Station mit der M2 und stieg an der Haltestelle Astoria aus.

Von da latschte ich in Richtung des Szimpla kert, dieser Ruinenkneipe, die ich letzten Samstag besucht hatte und wollte dort und am angrenzenden Foodtruckcourt eigentlich den Abend einläuten. Nunja, ich blieb eine Straße davor an einer Kneipe hängen, die ich auch am Samstag gesehen hatte und da schon gedacht hatte, dass ich die mal ausprobiere. Joa, ich bekam einen Tisch am Tresen, und auch wenn die Innenausstattung so überhaupt nichts mit dem Sherry zu tun hatte, fühlte ich mich auf Anhieb an meine Stammkneipe erinnert, denn die Stimmung war sehr gemütlich, freundlich, doch, ganz schick.

Ich aß Kalbspaprikasch mit überbackenenen Nudeln im Speckring, und während ich bisher mit Paprikasch keine guten Erfahrungen gemacht hatte, war das hier ganz vorzüglich, wenn auch keine riesige Portion - hierher wollte ich wiederkommen! Der Nachtisch, das somlói galuska (die Somlauer Nockerln), war nicht ganz so fantastisch (wie in der Kneipe mit Blick aufs Parlament), aber immer noch gut ...

Nach drei Bier ließ ich Ruinenkneipe Ruinenkneipe sein und lief an vielen Kneipen vorbei zur 105, mit der ich nach Hause fuhr. Ein schöner Abend war ...

Am Donnerstag Morgen hatte ich schon so ein Gefühl, und das Gefühl baute sich über den Tag weiter auf, dass vier Tage ohne Badbesuch lang genug waren. Also machte ich pünktlich Schluss auf der Arbeit, fuhr ins Hotel, packte ganz schnell meine Badetasche und fuhr danach mit der 30 und 7 zum Rudas-Bad, wo ich um 19 Uhr eintrudelte und ganz gemütlich zweieinhalb Stunden ins Thermalbad wollte, weil ich endlich mal die Kuppel bei Tag erleben wollte.

Die Rechnung hatte ich nur ohne den Wirt gemacht, denn wochentags ist das Rudas-Thermalbad nur bis 20 Uhr offen (das Wellnessbad bis 22 Uhr, aber auf das hatte ich keine Lust). Was nun? Das Király hat nur bis 21 Uhr offen, das Gellért sogar nur bis 20 Uhr, also musste ich fast dem Lukács-Bad noch ein Chance geben ... (Mir fällt gerade auf, dass diese vier Bäder - von Süden nach Norden: Gellért, Rudas, Király, Lukács - wie auf einer Perlenkette an der Straßenbahnlinie 19/41 auf der Budaer Seite liegen, da steigt man einfach irgendwo in die Bahn und landet - wenn man in die richtige Richtung fährt, natürlich - ganz sicher an einem anderen Bad ...)

Die Schlange um 19.15 Uhr war lang, aber ich kam nach endlicher Zeit rein, war schnell umgezogen und ging in den Thermalbereich. Das Lukács finde ich, das habe ich schon öfter geschrieben, alles ein bisschen beengt, sodass ich nach den ersten Minuten im größten Becken, dem 36 Grad warmen, mich aufmachte, um das "Erlebnisbecken" zu erkunden, das ich beim ersten Besuch des Lukács verpennt hatte.

Joa, das Erlebnisbecken ist ganz hübsch, halt ein Schwimmbad mit Whirlpool, Strömungskanal (das macht tatsächlich noch Spaß) und diversen anderen Sprudelquellen (davon wird meine Badehose immer so mit Luft gefüllt, sodass danach sehr viel Luft aus meiner Hose entweicht, was in stillerem Wasser dann ein wenig - ähm - komisch aussieht) ... Nicht unhübsch, aber jetzt auch nicht der absolute Megahammerburner ...

Gegen 20.30 Uhr, 21 Uhr wurde es dann im Thermalbereich doch ein bisschen leerer, sodass ich jetzt entspannt in alle Becken, auch in das 40-Grad-Becken konnte ... Ich war einmal - länger - im Dampfbad (das Dampfbad im Lukács ist neben dem im Király das schönste, obwohl das im Széchenyi auch ganz hübsch ist), das war sehr erholsam, zumal ich dann merkte, wie (einfach) die Ungarn ein bisschen Dampf machen: In allen Dampfbädern gibt es Wasserschläuche, mit denen man die Sitze abspritzen kann; nur erzeugt man dadurch natürlich gleichzeitig weiteren Dampf, und wenn man, wie der eine Ungar, dann noch die ganzen Skulpturen in der Dampfsauna abspritzt (ich dachte erst, das sei der Hausmeister ...), dann steigt der Dampfgehalt in der Kabine auch schön an - das macht Spaß, mache ich nächstes Mal auch mal.

Um 21.45 Uhr verließ ich pünktlich das Becken und um 22 Uhr das Bad und fuhr mir der Straßenbahn über die Margaretenbrücke zum Octogon. Das war das erste Mal, dass ich komplett über die Margaretenbrücke fuhr (bisher war ich immer nur von der Margareteninsel mit der 26 nach Buda gefahren), und dementsprechend sah ich zum ersten Mal das fantastische Panaroma von der Brücke mit Parlament, Kettenbrücke und Burgberg - da war ich dann heute Abend gleich nochmal, siehe unten ...

Ich hatte aufgrund der ganzen Hektik nicht zu Abend gegessen, und nach 22 Uhr gestaltet es sich jedenfalls in meiner Wohngegend sehr schwierig, noch was zu essen zu kriegen. Für die Innenstadt (und das Octogon zählt definitiv noch dazu, auch wenn es aus der ganz zentralen Innenstadt doch ein Stückchen in Richtung Heldenplatz ist) gilt das aber nicht, denn ich bekam in einem Lokal noch um 22.30 Uhr etwas zu essen.

Erst als ich saß, guckte ich nach der Google-Bewertung, die nicht so prickelnd war, aber der oft verrissene Service war bei mir sehr schnell, und das Essen (dreierlei Würste mit Pommes) war jetzt sicher keine Offenbarung, aber schlecht war es ganz bestimmt auch nicht.

Das war der zweite Abend in Folge, an dem ich nicht vor 23 Uhr zu Hause war.

Dass ich am Donnerstag Abend baden gewesen war, hielt mich nicht davon ab, am Freitag Abend zum Nachtbaden zu gehen, auch wenn ich irgendwie träge war und noch in meiner Wohnung herumbummelte. Entsprechend fuhr ich erst um 20 Uhr los, bekam in meiner avisierten Kneipe vom Mittwoch Abend keinen Platz mehr, auch der Foodtruckcourt war gerammelt voll und der Bierausschank nicht unbedingt von der schnellen Sorte, sodass ich weiterlief und weiterlief und weiterlief, irgendwo in der Nähe der Elisabethbrücke noch eine Pizzeria fand, dort ein Hühnchenpaprikasch aß, das nicht berauschend war, nicht mit Karte zahlen konnte (in einer der Haupttouristenmeilen Budapests, unfassbar!), zwanzig Meter zum Geldautomaten lief und dann genau passend zahlte, meinen Bus über die Elisabethbrücke verpasste und ... Okay, ich sollte den Satz mal beenden ... Ich lief schließlich über die Elisabethbrücke, kam um 22.30 Uhr zum Rudas, aber hatte schon wieder eine Schlange vor mir - sehr komisch ...

Ich war gestern Abend so spät dran, dass ich nicht mal mehr eine Kabine bekam und mit dem Fahrstuhl in den ersten Stock musste zur Schließfachabteilung. Damit habe ich ja inzwischen Übung, sodass ich schnellstens im Wasser war - und obwohl anscheinend so voll war, merkte man das irgendwie nicht so richtig - die meisten waren wohl im Wellnessbereich oder oben auf der Dachterrasse. Beides (Wellnessbereich und Dachterrasse) habe ich nach dem ersten Mal nicht mehr  aufgesucht, nicht, weil es abgrundtief furchtbar wäre, sondern einfach, weil es im alten türkischen Teil sooooo schön ist ...

Es ging erst ins 16-Grad-Becken, dann machte ich meine Runde 28-30-33-36, aber ich bin da immer noch nicht so ganz entspannt, weil ich einfach erstmal schnell ins 42-Grad-Becken will. Aaaah, hechel, hechel, schee ...

Nachdem ich das erste Mal im 42er-Becken war und mich im 16er-Becken abgekühlt hatte, war alles ganz entspannt und ich wackelte zwischen den verschiedenen Becken umher. Ich guckte einem Typen zu, wie er bei einer jungen und durchaus ansehnlichen Dame so dermaßen abblitzte, dass das ganze Becken kurzzeitig fast einfror, und genoss es, die verschiedenen Leute zu beobachten - die jungen Kerle aus Österreich, denen das richtig Spaß machte, von der Sauna ins 16-Grad-Becken und zurück zu marschieren, einen jungen Mann, der mich wahnsinnig an Guido Westerwelle erinnerte, den einen Ungarn, den ich, meine ich, letzten Samstag im Irish Pub gesehen hatte (auch Budapest ist klein ...).

Um halb drei war es dann ziemlich leer, sodass ich nach einem finalen Gang ins 42-Grad-Becken (fühlte sich jetzt sehr heiß an, ich war müde) und ins 16-Grad-Becken (fühlte sich jetzt sehr kalt an, ich war müde) aufbrach und zum Nachtbus ging. Jedes Wochenende ist da neben dem Rudas Party mit lauter Musik, und gestern war ich versucht, da noch einen Absacker zu nehmen, ließ es dann aber doch sein - irgendwann versacke ich da noch.

An der Haltestelle standen zwei junge Damen, die von einem völlig Besoffenen aus einer Gruppe von vier ziemlich besoffenen Jungs auf einigermaßen unschöne Weise angemacht wurden. Er traute sich zwar nur einmal in ihre Nähe und wurde von der einen dann sehr deutlich weggeschoben, aber du stehst da als unbeteiligter Mann - stocknüchtern, wie ich es zu dem Zeitpunkt wieder war - und malst dir aus, dass das jetzt gleich auch in einer Schlägerei enden könnte, und man selbst ist mittendrin. Am Ende war alles ... naja, nicht okay, aber die Damen hatten die Situation im Griff, und der Bus kam zum Glück auch, sodass nichts weiter passierte.

Heute Morgen schlief ich aus und verließ gegen 15 Uhr die Wohnung, fuhr in die Stadt, aß endlich zum zweiten Mal im Gettó Gulyás (der Kneipe von Mittwoch Abend), diesmal Lammpaprikasch, was auch lecker war, aber kein zweites Mal verspeist wird, fuhr dann auf die Burg, besuchte die deutsche Botschaft, lief in Richtung Fischerbastei, guckte mich dort nochmal um und fuhr dann wieder mit Bus und Metro in die Stadt.

Ich landete in einer Bierhandlungskneipe, die ganz schick war, war aber schon wieder ein bisschen müde, sodass ich durch das Kneipenviertel zum Octogon lief und mich da auf eine Bank setzte. Die Sonne war am Untergehen, sodass ich mich entschied, nicht sofort nach Hause zu fahren, sondern mit der Straßenbahn vom Octogon zur Margaretenbrücke zu fahren und das Panorama zu besichtigen.

Freunde, dieser Blick auf die Donau, auf das Parlament und die Kettenbrücke, auf den Burgberg und auf den Gellértberg, das ist so toll, vor allem, wenn erst die Beleuchtungen angehen und die blaue Stunde kommt - so traumhaft schön! An der Stelle werde ich am 18. September abends stehen und bestimmt das eine oder andere Tränchen verdrücken ... (Ich überlege, ob ich Anfang November nochmal für ein Wochenende einfliege, damit die Zeit bis Dezember nicht so lang wird, mal sehen ...)

Aber erstmal habe ich letzte Nacht Halbzeit gefeiert, fünfeinhalb Wochen liegen noch vor mir - das wird toll.

Eins wollte ich noch erzählen: Am Rudasbad und am Supermarkt, den ich gestern aufsuchte, hängen draußen so Überwachungskameraabzüge von Leuten, die sich nicht ordnungsgemäß verhalten haben (keine Ahnung, was die im Rudas gemacht haben, im Supermarkt waren es Ladendiebe ...). Das ist ein richtiger Pranger, und ich habe meine Zweifel, ob das mit der EU-Datenschutzgrundverordnung in Einklang steht. Mag sein, dass ich im Kleingedruckten in diese Nutzung einwillige, wenn ich in den Laden gehe, aber ob das wirklich wirksam sein kann, weiß ich nicht ...

Die St.-László-Kirche in der Nähe meiner Wohnung

Matthiaskirche

Panorama von der Margarentenbrücke (Parlament, Kettenbrücke, Burgberg)

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