Meine Länder

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Länder in dunkelgrün wurden bereits besucht,
Länder in hellgrün sind fest geplant,
Länder in orange sind in vorläufiger Planung für die nächsten zwölf Monate.

Dienstag, 27. Dezember 2016

Carlingford Lough

Das ist nicht nur ein schöner Name, sondern auch ein wunderschöner Ort - jedenfalls dann, wenn man, wir wir gestern, an der nordirisch-irischen Grenze strahlend blauen Himmel hat und zwischen Newry und Dundalk nicht den schnellsten Weg, sondern die Küstenstraße wählt.

Ich hatte nicht ganz so gut geschlafen und hatte offenbar im Unterbewusstsein noch meiner Ma ihr Kissen entrissen, sodass ich mich nicht wahnwitzig erholt aus den Federn erhob. Wir hatten in Derry ein bisschen zu viel Pfund abgehoben (wir hatten ja gehofft, in Belfast in das eine oder andere Pub zu gehen, wo wir bar bezahlen wollten, was ja aber mangels "offen" nicht funktionierte). Deshalb bezahlte ich unser Frühstück bar; wieder ließen wir es uns schmecken, ehe wir noch einmal - bei unerwartetem Sonnenschein - in die Stadt marschierten. Vorbei ging es an schönen Pubs und dem Rathaus, durch die Royal Avenue, die Haupteinkaufsstraße von Belfast, in Richtung Hafen und dort zum Bigfish.

Meine Ma ist in ihrem Bekanntenkreis als begeisterte Sammlerin blau-weißen Porzellans bekannt, und deshalb musste ich meine Ma zu dem drei Meter langen Fischkunstwerk mit Keramikplatten am Belfaster Hafen führen. Sie war ordnungsgemäß begeistert, ich auch, aber noch mehr von dem Blick auf den Hafen, ehe wir uns dann zügig zurück zum Auto machten, das noch am Hotel stand.

Wir hätten auf direktem Weg über die Autobahn nach Dublin fahren können, aber wir wussten nicht, was wir unserem Handgepäck anstellen, und entschieden uns daher nach den guten Erfahrungen des Vortages, eine weitere der grünen scenic routes in unserer Karte abzufahren. Wir fuhren also in Newry ab in Richtung Südosten, verfuhren uns wie üblich ein bisschen (wir waren auf der falschen Seite des Fjords), fuhren wieder zurück und überquerten per Brücke die Fjordausläufer. Weiter ging es am Fjord entlang, wir reisten wieder (plötzlich) nach Irland ein und fuhren weiter am Carlingford Lough entlang. Zwei-, dreimal stiegen wir bei Eiseskälte und hübschem Wind aus, um die fantastische Schönheit dieses Fleckchens Erde zu genießen. Doch, an den Carlingford Lough (die Wendung mag ich ...) komme ich nochmal. Bei schönem Wetter.

Wir fuhren weiter, in Dundalk dann auf die Autobahn, tankten zweimal (einmal noch ein paar Liter am Flughafen), ich fluchte über die Autovermietungsabgabeverkehrsführung, aber am Ende fanden wir die Abgabestelle, von wo aus wir mit einem Shuttle-Bus zum Terminal gebracht wurden.

Ausreisekontrolle gab's keine, die Sicherheitskontrolleure machten ihrem Ruf, dass Denken bei ihrer Arbeit hinderlich ist, alle Ehre, aber am Ende waren wir durch, viel zu früh, und hatten Zeit für ein Bierchen.

Naja, drei Guinness später schlenderten wir zum Gate, mussten dort noch ein paar Minuten warten, konnten dann recht schnell an Bord, hatten wieder drei Plätze für uns in einem insgesamt keineswegs vollen Flieger, kamen pünktlich weg und überpünktlich an. Wir erwischten gerade so eine verspätete Bahn nach Wiesbaden und waren um 21 Uhr im Sherry. Die Leute dort sahen mich mitleidig an, weil wir nach einem Steak und zwei Bier schon zahlten, aber jetzt war ich doch ein wenig fertig.

Ab nach Hause und schnell ins Bett.

Es war sehr, sehr schön. Wir haben wahnsinnig viel gesehen in den drei Tagen, sind, glaube ich, fast 1000 km gefahren (982 km sagt mein Ausdruck von der Mietwagenfirma), es war für den Körper ein kleines bisschen anstrengend, aber der Geist wurde im wahrsten Sinne des Wortes häufiger richtig durchgepustet (das heißt nicht, dass ich heute auf der Arbeit nicht schon wieder heftigst über den Computer geflucht hätte ...).

Irland, so einen Kurztrip kann man mal gut wiederholen.

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Dieses Jahr werde ich erstmals seit ein paar Jahren an Silvester den ganzen Tag in Deutschland sein (es sei denn, mir fällt nochmal ein komplett schwachsinnige Idee ein, man weiß ja nie, aber es ist unwahrscheinlich).

Wo war's 2016 am schönsten?

Hm, das ist eindeutig die falsche Frage. Schön war's fast überall (okay, Laayoune in der Westsahara war völlig okay, aber nicht das Überflieger-Touristenziel, das wusste ich allerdings schon vorher).

Dass ich lebend ins Jahr 2016 und nicht am Silvesterabend platzte, war pures Glück, denn unsere französischen Gastgeber hatten nichts unversucht gelassen, um mich zu überfüttern. Die Heimfahrt am Neujahrstag durch Südfrankfurt und die Schweiz war schön. Toll war natürlich wie immer das Fährefahren in Istanbul im Februar - ich freue mich schon wieder auf den Februar 2017.. Senegal und Gambia waren, nach dem Reinfall mit der Anreise, richtiger Abenteuerurlaub, der hintenraus mit den tollen Hotels in Gambia und in M'bour im Senegal aber auch schöne Strandtage hatte. Casablanca hat mich beeindruckt, der Strand in der Westsahara eher weniger. Schnapsidee Nr. 1 des Jahres führte meine Kollegin und mich nach Tel Aviv, und zwar für ungefähr 18 Stunden - wir schwärmen heute noch fast jedes Mal, wenn wir im Sherry sitzen, wie schön das war. Ostasien, das war das Gelage mit dem alten Herrn in Tokio am Anfangsabend, das war lecker Essen in Taiwan, das war Baseball und anschließendes Verschlafen in Seoul, schön war das, aber auch wirklich anstrengend. Der Besuch des EM-Spiels in Lille war Schnapsidee Nr. 2 in diesem Jahr, aber ein 2:0-Sieg lohnt sich für mich Maskottchen halt immer. Die zwei Wochen im südlichen Afrika waren der absolute Hammer, das war traumhaft schön, die Victoria-Fälle, der Chobe-Nationalpark, Swakopmund - wunderbar. Aller guten Schnapsideen sind drei, und die 12 Stunden in London zum NFL-Spiel Ende Oktober waren definitiv eine Schnapsidee, die man wiederholen kann. Und jetzt zu Weihnachten Irland und Nordirland, das war dringend notwendiges Durchschnaufen.

Das war 2016, das war toll.

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Fotos aus Nordirland und Irland:

Unterwegs im Hochmoor

Malin Head

Stadtmauer von Derry

Guildhall in Derry

Belfast Bigfish

 Carlingford Lough
 

Sonntag, 25. Dezember 2016

Dreharbeiten zu "29 Days Later"

... dem neuesten Hollywood-Streifen über eine Invasion von Zombies nach Irland, fanden heute ganz offensichtlich in Belfast und der weiteren Umgebung statt, nur uns hatte leider keiner informiert. Nicht anders zu erklären ist es, dass heute Morgen die Straßen auf dem Weg von Belfast in Richtung (London-)Derry und heute Nachmittag die Straßen in der Innenstadt von Belfast leergefegt waren. Allenfalls einige zu spät kommende Komparsen waren zu sehen, sonst war alles leer. Die Kameratechnik wird auch immer ausgefeilter, denn ich habe nicht einmal Kameras gesehen.

Wir waren heute Morgen gegen halb acht Uhr wach, gingen um kurz nach acht frühstücken (zwei Portionen Irish Breakfast, wenn ich zurückkomme, bin ich endgültig rollfähig, fürchte ich) und waren um 9 Uhr ausgehfertig. Dann ging es auf die Autobahn in Richtung Antrim und weiter nach Derry (auf den Straßenschildern hier steht "Londonderry", auf denen in der Republik Irland nur "Derry", es ist also eine hochpolitische Frage, wie man die Stadt nun nennt, auweia). Das Wetter war, obwohl wir auf der Insel Irland sind, ziemlich englisch und chargierte zwischen Niesel, Regen und feuchter Luft ...

Weil es kurz vor Derry einigermaßen trocken war, entschieden wir uns, die zwei Küstenstraßen, die meine Ma drüben in der Republik erblickt hatte, abzufahren. Auch heute merkte man die Grenze nur daran, dass die Geschwindigkeitsbegrenzungen von "miles per hour" in "kilometres per hour" wechselten.

Auf ging es durchs Hochmoor. An einer besonders schönen Stelle versuchten wir, auszusteigen, was nur unter Gewaltaufwendung gilt, weil der Wind die Tür schön zudrückte. Mein Mantel (den meine Mutter standhaft als "Jacke" bezeichnet, pah) flog bald weg, die Irland-Karte flog tatsächlich durch die Gegend, konnte aber gerade noch so zurückerobert werden, wir wurden richtig durchgepustet, boah, war das schön.

Weniger schön war, dass heute praktisch alle Tankstellen in Irland dicht und verrammelt waren, sodass unsere Benzinsituation so langsam ein kleines bisschen bedrohlich wurde. Dies hielt uns jedoch nicht davon ab, zum Malin Head zu fahren, dem nördlichsten Punkt der ganzen Insel. Dort stiegen wir aus (wurden wieder fast umgepustet), gingen ein paar Schritte (ich ein paar mehr zum "Teufelsloch", von dem man aber nicht viel sehen konnte) und fuhren dann zurück in Richtung Moville und weiter nach Derry.

Erst in Derry fanden wir eine funktionsfähige Tankstelle (nachdem mein Auto mir eine verbleibende Tankfüllung von 5 km angezeigt hatte und wir nach Derry noch zehn Kilometer gefahren waren, jetzt kann ich es ja sagen, ohne dass meine Ma mich verprügelt ... Obwohl ...), doch meine Kreditkarten wurden gar nicht angenommen (kein wirkliches Wunder, wenn man die falsche Geheimzahl eingibt) und meinen Zwanzig-Pfund-Schein akzeptierte der Automat auch nur unter Protest.

Jetzt wieder mit liquidem Brennstoff ausgestattet, ging es in die Innenstadt auf einen menschenleeren Parkplatz. Nach einem kleinen Spaziergang, währenddessen meine Ma mitten auf der Hauptstraße stehen blieb (es kam eh kein Auto), fuhren wir, als es wieder anfing zu regnen, zurück in Richtung Belfast.

Es fuhren dann doch einige wenige Autos mit uns auf der Strecke, aber insgesamt war das wirklich beängstigend beeindruckend, wie leer die breiten Autobahnen heute waren. Wir stellten unser Auto am Hotel ab und versuchten, wenigstens irgendein geöffnetes Pub zu finden, spazierten in Richtung Rathaus, von dort weiter zu unserer Kneipe von gestern, aber überall, wirklich überall, war verrammelt und entsprechend zu. Selbst der Inder bei uns um die Ecke hatte heute geschlossen, sodass uns nichts übrig blieb, als in unserem Hotel den Weihnachtsabend zu verbringen.

Es gab Fish & Chips für meine Ma und Steak für mich, durchaus lecker, auch bezahlbar, und wir spülten das Essen mit ein paar Cider und ein paar Guinness herunter. Jetzt ist es hier 20.30 Uhr und wir sind schon bettfertig.

Auch heute war es wieder ein wunderbarer Tag, aber leider fliegen wir morgen schon wieder heim. Irland (Nord wie Süd) gefällt uns sehr, sehr gut, Belfast gucken wir uns morgen nochmal ein paar Stunden "richtig" an, ehe es dann gegen Mittag wieder nach Dublin und von dort um 16.40 Uhr zurück nach Deutschland geht.

Auch dieser Insel wird hiermit formell meine baldige Wiederkehr angedroht.

Fotos gibt's heute keine, vielleicht morgen oder in den nächsten Tagen.

Samstag, 24. Dezember 2016

Mäßigende Einflüsse

… aus Irland sind auf die britische Badezimmerkultur, die ich ja in Namibia in wenn nicht postfaktischem, so doch postkolonialem Furor beschimpft hatte, zu konstatieren, denn in unserem Holiday Inn hier im Stadtzentrum von Belfast gibt es einen abnehmbaren Duschkopf. Das kann nur ein guter Urlaub werden …

Wir waren dann gestern nach entspanntem Flug um 22.40 Uhr Ortszeit in Dublin, mussten am Flughafen dort noch eine mittlere Bergwanderung auf uns nehmen, bis wir an der Einreise waren, die aber Gott sei Dank schnell ging, und bekamen dann relativ fix unser Auto, einen kleinen himmelblauen Polo aus einer Wolfsburger Automanufaktur … Es ging mit 120 km/h über die irische und, neun Minuten nach Mitternacht reisten wir nach Nordirland ein, nordirische Autobahn in Richtung Belfast. Wir verpassten immer, an einem Parkplatz anzuhalten, weil die Autobahnparkplätze hier nur mit scharfen Linkskurven zu befahren sind, aber ich hatte mir zum Glück vorher die Streckenführung angeguckt und wusste ungefähr, wie wir zum Hotel kommen müssten. Ausnahmsweise klappte alles wie gedacht, wir konnten das Auto nach ein bisschen Hin- und Hergefahre hier direkt am Hotel abstellen und, nachdem wir zunächst vor geschlossener Schiebetür standen, ehe der Nachtportier uns reinließ, auch schnell einchecken. Wir verzichteten auf ein Bier, obwohl wir noch eins gekriegt hätten (es geschehen noch Zeichen und Wunder …).

Heute Morgen geschah ein weiteres Zeichen und Wunder: Ich war kurz vor meiner Mutter wach, und zwar um 8.30 Uhr. Wir machten uns relativ zügig fertig und gönnten uns das 12-Pfund-pro-Person-Frühstück hier im Hotel: Das hat sich gelohnt, weil ich denen in Form einer doppelten Portion Irish Breakfast die 12 Pfund wieder aus der Kasse geklaut habe …

Wir fuhren unfallfrei aus Belfast heraus, verfuhren uns auf dem Weg in Richtung Giant's Causeway nur unwesentlich und waren gegen 11.30 Uhr oder 12 Uhr an diesem Weltkulturerbe. Das Besucherzentrum war heute zu, was für uns den Vorteil hatte, dass wir umsonst parken durften. Wir verliefen uns erst fast, aber gingen dann hinunter zu den Basaltsteinen.

Schon der Weg hinunter mit den Aussichten auf die brausende See ist fantastisch, dort unten diese zigtausend Steine zu sehen, die sich hübsch gestapelt aus dem Boden erheben, und über dieselben zu stolpern, das ist total toll. Wir gingen ein paar Schritte weiter, sahen von weitem die "Orgel", eine weitere Gesteinsformation und machten uns dann gegen 13.15 Uhr wieder zurück. Wir fuhren über die Küstenstraße, mit gelegentlichen Abstechern zu schnuckeligen Häfchen, bis nach Carnlough und von dort zurück über die Autobahn in Richtung Belfast.

Heute erwischten wir die Ausfahrt nicht richtig, fuhren zu weit nach Süden, drehten um und kamen dann wie gestern Abend richtig raus. Wir parkten diesmal neben den anderen Autos an einer ad hoc von meiner Mutter hergestellten Parkbucht und gingen dann zu Fuß in Richtung Cathedral Quarter. Unsere angestrebten Pubs waren entweder zu oder voll und schlossen bald, sodass wir nach kurzer Suche noch ein Pub ansteuerten und dort jeweils zwei Bierchen verdrückten.

Zu Abend aßen wir in einer Wetherspoon-Kneipe. Diese Pub-Kette erzeugt bei Briten oft Kopfschütteln, aber für uns Mitteleuropäer sind die halt die Quintessenz von britischen Pubs. Das Bier war gut, das Essen war - nachdem sie es für meine Ma nochmal in die Mikrowelle gestellt hatten, damit es halbwegs warm war - essbar, zumal wir Hunger hatten.

Einen Absacker in unserer Hotelbar ließen wir uns nicht entgehen, aber jetzt ist es hier 22 Uhr und wir sind schon bettfertig (meine Ma ratzt schon). Football wird mangels Sender heute nicht geguckt, aber vielleicht sind wir morgen dann ein bisschen früher fit als heute ...

Sehr schön war dieser Heilig Abend, sehr entspannt, auch wenn der Wind uns am Giant's Causeway fast umgeblasen hätte (was bei meiner Figur schon was heißt ...). Mal sehen, für welche Ausfahrt wir uns morgen beim Frühstück entscheiden ...

Frohes Fest an alle Leser, ob das nu Weihnachten oder Chanukka ist, das fängt nämlich auch heute an ...

Die kaputte EU-Flagge scheint irgendwie sinnbildlich ...

Giant's Causeway

Die Orgel

Basalt

Küste

Basalt vor Küste

Nochmal Küste

Rathaus von Belfast

Freitag, 23. Dezember 2016

Die ganze Speisekarte auf meinem Hemd

... verteilt habe ich mir eben beim zum Scheitern verurteilten Versuch, unfallfrei Ramen, diese japanische Nudelsuppenabart, zu essen. Ich hätte es spätestens seit meinem Versuch in Tokio im Mai wissen müssen, dass ich das einfach nicht gebacken kriege ... Naja, mich sieht ja heute eh kaum mehr einer ...

Nach einem eher zähen Arbeitstag fuhren meine Ma und ich schon vorzeitig zum Flughafen, reisten in aller Ruhe am Terminal 2 aus und setzten uns zum Moschmosch am Terminal 2E, Non-Schengen. Dort gab es lecker Garnelensnacks und danach eben Ramen mit Schweinebauch und Hackfleisch - sehr lecker, aber halt auch eine spritzige Angelegenheit. Meine Ma meckerte nicht mal bei meinen Schlürfversuchen ...

Unser Flieger ist jetzt schon einmal eine Stunde verspätet, sodass wir statt planmäßig um 20.40 Uhr jetzt voraussichtlich erst um 21.40 Uhr abfliegen. Nach zwei Stunden Flug dürften wir so gegen 22.40 Uhr Ortszeit (eine Stunde Zeitverschiebung) in Dublin ankommen, dann übernehmen wir unser Mietauto und fahren dann noch anderthalb Stunden oder so nach Belfast. Vor 1 Uhr werden wir wahrscheinlich eher nicht im Bett sein ... Naja, wären wir, wenn man nach dem gestrigen Abend im Sherry geht, auch so nicht gewesen ...

Wir haben uns jetzt eben mal kurzgeschlossen: Wir werden wahrscheinlich einen Tag durch Nordirland und vielleicht auch mal in die Republik Irland fahren, einen Tag hauptsächlich Belfast unsicher machen und nach aktueller Planung dann am Montag relativ früh nach Dublin zurückfahren, das Auto am Flughafen abgeben und dann vielleicht noch mit dem Bus in die Stadt fahren, um im Temple Bar District einen zu heben. Aber Planungen sind bei uns ja dazu da, umgeworfen zu werden (siehe -küste, Elfenbein- ...).

Auf alle Fälle freue ich mich auf drei Tage auf der irischen Insel, um mal dem Alltag, der mich im Winter ja doch immer ganz besonders mit Beschlag belegt, ein wenig zu entfliehen. Regnen wird's zwar voraussichtlich, aber das ist uns piepegal, wenn wir mit Schirm unter dem Arm (oder über dem Kopf) durch die Gegend marschieren ...

Nächster Post normalerweise aus Belfast ...

Sonntag, 18. Dezember 2016

Spontan

... muss man sein.

Gestern hat es nicht so recht funktioniert, ich bin nach zwei, drei Stunden im Büro nochmal spontan zum Flughafen gefahren und habe bei zwei Reisebüros gefragt, ob sie noch kurzfristig günstige Flüge in den Süden im Angebot haben. Leider war da nix mehr frei unter 200 Euro und so viel wollte ich nach drei Schnapsideen 2016 dann doch nicht mehr für eine Nacht irgendwo im Süden bezahlen - zudem hatte ich nur meinen Ausweis dabei, sodass etwa Israel nicht einmal in Frage gekommen wäre, wenn das bezahlbar gewesen wäre.

Ich spazierte noch ein wenig herum, machte diesmal keine Rundfahrt mit und fuhr dann heim.

Keine Sorge, lieber Frankfurter Flughafen: Nächstes Wochenende komme ich auch wieder, dann geht es aber auch in den richtigen Abflugbereich - in fünf Tagen und ein paar Stunden geht der Flieger nach Dublin. Darauf freue ich mich so, so, so sehr ...

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Ein vorfristiges Weihnachtsgeschenk hat meine Ma sich selbst und mir gerade eben gemacht: Wir haben (endlich ...) die Flüge zu ihrem 70. Geburtstag gebucht.

Wir hatten ja um Südostasien, um Thailand und Kambodscha, später um die Philippinen herumgemacht - jetzt haben wir uns entschieden, es geht an die Elfenbeinküste.

Wie, was, das ist doch Afrika?! Richtig, das ist Afrika und nicht Asien, aber wir waren halt mal wieder spontan ... Ich habe gestern Abend diese lustige Flugroute nach Abidjan gesehen, und für den Preis von 417 Euro pro Person (am Ende sind es mit Kreditkartenzahlung dann 439 Euro geworden) kommt man wirklich sehr selten nach Afrika (südlich der Sahara).

Nun fliegen wir also mit der üblichen Freitag-Abend-nach-Addis-Abeba-Maschine von Ethiopian Airlines in die äthiopische Hauptstadt, dort kommen wir am Samstag Morgen an und steigen in eine andere Ethiopian-Maschine nach Accra in Ghana. Dort steigen wir nochmal um in eine Emirates-Maschine (!!), die aus Dubai kommt, in Accra zwischenlandet und dann schließlich nach Abidjan fliegt.

Der Flughafen liegt im Südosten von Abidjan, dort sollen auch schöne Strände sein, wo wir uns ein Hotel für eine Woche nehmen und einfach nur Strand und Sonne genießen. Grand-Bassam, so heißt das alte Kolonialörtchen, soll auch architektonisch noch die eine oder andere Perle vorweisen können, es ist sogar Weltkulturerbe - wir sind also hoffnungsvoll, dass das ein schöner entspannter Urlaub wird.

Eine Woche später fliegen wir dann wieder zurück, diesmal aber direkt nach Addis Abeba und von da weiter heim nach Frankfurt.

Das Visum für die Elfenbeinküste, oder wie das Land amtlich auch im Deutschen heißt, für Côte d'Ivoire, müssen wir online beantragen und bekommen es dann am Flughafen in den Pass gestempelt. 70 Euro wollen die Ivorer dafür haben, aber bei dem Flugpreis kann man das mal machen - und für Ghana brauchen wir kein Visum, weil wir in den zweieinhalb Stunden unseres Umstiegsaufenthalts nicht formal einreisen werden.

Das wird lustig ...

Sonntag, 4. Dezember 2016

Norbert

... war heute schon wieder unser Guide am Frankfurter Flughafen. Die 45-Minuten-Fahrt letzten Sonntag hat mich richtig angefixt, deshalb habe ich mir heute Morgen die XXL-Tour gegönnt und bin mit Norbert, Dietmar (unserem Busfahrer) und zwölf anderen Flughafeninteressierten zwei Stunden über den Flughafen gedüst.

Ich hatte gestern schonmal geguckt, wann die Fahrten sind, und dabei herausgefunden, dass um 10.30 Uhr die Morgen-XXL-Tour (19 Euro) stattfinden sollte. Als ich dann um kurz vor 8 Uhr wach war, entschied ich mich, auf einen der Restplätze zu hoffen, die man bekommen kann, wenn man nicht vorher online gebucht hat. Angesichts der Tatsache, dass es mehr als 40 Plätze gibt und am Ende nur 13 verkauft waren, gab es also allen Grund zu dieser Hoffnung.

Wieder ging es durch die Sicherheitskontrolle. Wir hatten schon die gelben Warnwesten angelegt, als sich herausstellte, dass der Mitarbeiter nur ein bisschen übereifrig war: Die Warnwesten trägt man nur, wenn man bei der Tour zur Flughafen-Feuerwehr teilnimmt, und das machten wir ja nicht. Also wieder ausgezogen, und in zivil in den Bus.

Wieder ging es erst zum Terminal 2, vorbei am einen oder anderen Lufthansa-A380, aber dann - anders als letzten Sonntag - nicht zurück zum Einser, sondern weiter hinter den beiden großen Startbahnen (Pisten 07C/25C und 07R/25L in der Fachsprache ...) entlang (schon interessant, wenn da so'n Flieger auf dich zu startet ...) zu den Vorfeldpositionen des im Bau befindlichen Terminal 3.

Während das Hauptgebäude noch in einer frühen Bauphase (Erdaushub) ist, werden die Vorfeldpositionen schon - als Abstellplätze für Flieger, die morgens ankommen und abends wieder zurück nach Afrika fliegen - genutzt. Und dann steht da halt plötzlich der Thai-A380 vor einem, der Busfahrer macht sogar die Tür auf, damit man gut fotografieren kann (Aussteigen verboten!), und man staunt ...

Weiter ging es an der Cargo City Süd und der A380-Werft vorbei, unter der Startbahn West (Piste 18) hindurch, vorbei am Enteisungsplatz, an dem die Enteiser ihre Lkws aus erhöhter Position per Joystick steuern: Der Lkw hat eine Art Kran mit Kranführergondel und aus der heraus steuert der Enteiser halt nicht nur die Gondel, sondern auch den Lkw selber - hinter dessen Steuer sitzt keiner. Sieht ziemlich gespenstisch aus ...

Anschließend bogen wir auf die Fahrbahn neben dem Rollweg zur Landebahn Nordwest (Piste 07L/25R) ab und guckten uns dort nicht nur ein paar Landungen, sondern auch die dortige Feuerwehrwache mitsamt Übungsflugzeugen an. Wir zwängten uns unter den zweiten Rollweg und an der ICE-Strecke vorbei zu den Instrumentenlandesystemen und kehrten dann um. In der Cargo City Nord wurden mehrere Porsche in einen Saudia-Frachtflieger eingeladen, und nach einer Rundfahrt um die Fluggastbereiche Z, A und B ging es zurück zum Ausgang.

Diesmal ließ ich nix liegen, fuhr hoch zum Abflugbereich, sah mich nochmal am Z-Abflug um und fuhr dann mit der Skyline kurz rüber zum Terminal 2. Dort haben die Helden der Steinzeit gerade mal wieder die elektronischen Passkontrollen außer Betrieb, ich hoffe, das ist in 19 Tagen, wenn ich da durch will auf dem Weg nach Irland, behoben. Die Besucherterrasse guckte ich mir nicht mehr an und fuhr relativ bald zurück nach Wiesbaden.

Auch das war wieder ein wunderbarer, spannender und trotzdem entspannter Tag. So mag ich meinen Sonntag.

Enteisung - 38 Minuten später sollte der Flieger in der Luft sein

Sonntag, 27. November 2016

Wieder mal zum Flughafen

... bin ich heute gefahren.

Keine Sorge, keine weitere Schnapsidee mehr dieses Jahr, also keine richtige ... Ich war heute relativ früh wach, war der Ansicht, dass ich heute mal raus müsste, und erinnerte mich, dass der Frankfurter Flughafen auch Rundfahrten anböte. Ich kaufte mir also zum zweiten Mal binnen vier Wochen eine Tageskarte Wiesbaden-Frankfurt und stieg - mit Zeitungen und Frühstück bewaffnet (das Gleiche habe ich vor vier Wochen auch schon geschrieben, glaube ich) - in die S-Bahn zum Flughafen.

Die Suche nach der Verkaufsstelle erwies sich als schwierig, weil die Informationen am Flughafen, ähm, ziemlich widersprüchlich waren: Die Karte unten in der Mall wies einen Ort zwischen Fashion-Store und Thai-Laden als Verkaufsstelle aus, aber dort befand sich inzwischen Sixt. Ich ging in Richtung Parkhaus, da gab es dann Hinweisschilder, denen ich folgte, bis ich an einen Ort kam (war interessant, da mal in Ruhe durch die Gegend zu laufen ...), an dem es links zum Flughafen-Store ging, während rechts in die andere Richtung gewiesen wurde ... Argh.

Nunja, nach endlicher (langer) Zeit fand ich dann den Flughafen-Store am beschilderten, nicht am auf der Karte ausgewiesenen Ort ... Die 11-Uhr-Tour hatte ich jetzt verpasst, aber um 12 Uhr gab es die nächste, und die verbleibende Dreiviertelstunde verbrachte ich - diesen seltenen Zustand der völligen Entspanntheit am Flughafen genießend - im Terminal 1C.

Um 12 Uhr wurden wir abgeholt, mussten durch eine richtige Flughafensicherheitsschleuse (klar, wenn man den Bus, mit dem wir kutschiert wurden, entführt und dann auf die Landebahn fährt, wenn gerade ein Flieger landet, dann kann man auch mit so einem Bus ziemlichen Schaden anrichten) und stiegen dann - schön abgetrennt von "richtigen" Flugpassagieren - in einen handelsüblichen Flughafenbus ein.

Unser Tourguide, eine Frankfurter Schnodderschnauze, erzählte fast so viel über die Flugzeuge wie er über die Fußball-Bundesliga redete, outete sich als Eintracht-Fan und Bayern-Nicht-Freund und außerdem sehr kenntnisreich über die verschiedenen Flugzeuge und Flugverbindungen.

Es war hochinteressant, mal eine Dreiviertelstunde im Bus (mit Sitzplatz!) über den Flughafen zu düsen, an den Vorfeldstellplätzen vorbei, durch die Cargo City (Nord), am einen oder anderen A380, dem einen oder anderen Boeing-Jumbo (was der Guide konsequent als "Böing" aussprach, weil der Vater des Boeing-Gründers ein deutscher Auswanderer war) vorbei. Ich habe das erste Mal den Tower so richtig bewusst gesehen und überhaupt eine nochmal viel bessere Orientierung auf diesem Riesenflughafen gewonnen.

Das war echt spannend. Ich war offenbar so hin und weg, dass ich dann meine Tasche mit "Spiegel", "Economist" und - größter Verlust - einer Tafel Schokolade im Bus liegenließ. Das ist mir noch nie passiert, wenn ich unterwegs war; nun war ich daheim an meinem Leib-und-Magen-Flughafen und vergesse meinen halben Hausstand ... Sehr clever ...

Naja, ich überlebte es und fuhr entspannt zurück nach Wiesbaden, wobei ich ausgiebig den Flugplan studierte (wo könnte man denn noch so überall hin?) und den Flughafenplan fast auswendig lernte ... Jetzt mache ich mir hier zuhause einen entspannten Nachmittag. Auch mal schön ...

Aber das nächste Mal will ich bitte dann wieder im Flieger sitzen, in weniger als vier Wochen. Juchhe.

Montag, 31. Oktober 2016

O say can you see

... ein paar Fotos?

Ich glaube, ich bin gestern den ganzen Tag mit einem Grinsen im Gesicht durch die Gegend gelaufen (außer, als ich dann nach einem Taxi gesucht habe ...).

Mit einer Nacht Abstand (sorry): Saugeil ...

Von London habe ich genau gar nix gesehen (also natürlich Wembley und die Ringautobahn ...), aber der geneigte Leser weiß ja, dass ich jetzt auch kein so'n Riesen-London-Fan bin. Wobei ich auch hier wieder sagen muss, dass die Engländer sehr freundlich waren, diesmal sogar in London (was ich bisher nicht so kennengelernt hatte).

Viele Menschen schimpfen über den Flughafen Heathrow, aber über das Terminal 5 kann ich nicht viel Negatives sagen, außer dass sie die Gates ein bisschen früher anschreiben könnten.

Die U-Bahn-Fahrt vom Flughafen zum Stadion hat mich 3,10 Pfund gekostet, etwa 3,50 Euro, da kann man wirklich nix sagen. Wenn man das dann mit der Taxifahrt mittelt, passt das schon irgendwie ... (Und dass man sich mit der kontaktlosen Kreditkarte in die U-Bahn ein- und auswählen kann, ist zwar ein datenschutzrechtlicher Super-GAU, aber natürlich auch extrem praktisch, weil man sich nicht so eine Oyster Card besorgen muss.)

In dem Zusammenhang fällt mir gerade auf, dass ich in Großbritannien - bis auf die Inderin, die ich auf dem Laufband am Flughafen umkurvte, was wir beide mit einem Lächeln quittierten - zwischen Aussteigen aus dem Flieger und der Ankunft im Hotel, um meine Karte abzuholen, mit keinem Menschen interagiert habe: Ich musste weder bei der Einreise mit enem Grenzer sprechen noch musste ich eine Fahrkarte bei einem Verkäufer erwerben, das finde ich ja eigentlich schon ganz interessant ...

So, und auch wenn ich vorzeitig aufbrechen musste, naja, jedenfalls vorzeitig aufgebrochen bin, kann ich mit großer Freude sagen, dass ich alle Punkte des Spiels gesehen habe ...

Doch, das war ganz schick gestern ...

Jetzt aber Fotos:

Wie Sie sehen, sehen Sie nichts ...

Da ist das Objekt der Begierde - und daneben eine Eintrittskarte ...

Wembley von außen ...

... und von innen

Show must go on ...

Kick-off

Kaum aus den Augen

… habe ich eben meine Kontaktlinsen bekommen, und das lag nicht nur daran, dass sie so uralt sind, sondern auch daran, dass ich sie jetzt knapp 20 Stunden in den Augen hatte.

Gestern Morgen wachte ich auf und irgendwie kam ich darauf, dass heute in London das letzte Spiel der NFL International Series stattfindet. Genauso irgendwie guckte ich mal nach, ob es noch Karten gibt. Es sah zwar auf der ersten Seite so aus, aber wenn man wirklich nach Karten suchte, waren alle weg. Naja, wäre ja sowieso ein Schnapsidee gewesen, und der Rückflug würde sowieso knapp werden, besonders, wenn das Spiel in die Verlängerung gehen würde …

Am Nachmittag guckte ich nochmal, gab wieder nix, aber über eine Wiederverkäuferseite konnte man noch Karten kriegen, natürlich mit ein bisschen Aufschlag, für den „great service“ der Wiederverkaufsseite … Ich schaute nochmal, ob es Flüge gibt, und obwohl die 10-Minuten-Frist zum Kauf der Karte schon abgelaufen war, klickte ich auf das „Jetzt kaufen“ - und bums, war ich im Besitz einer Karte für das Spiel heute. Dachte ich.

Nach ein paar Minuten kam auch die finale Bestätigung, dass ich die Karte hätte – prompt buchte ich den letzten Sitzplatz im British-Airways-Flieger heute Morgen um 7.25 Uhr ab Frankfurt nach London-Heathrow. Wow. Aller guten Schnapsideen 2016 sind drei, aber das war jetzt wirklich total bekloppt …

Heute Morgen wollte ich um 4 Uhr aufstehen, war schon um 3.30 Uhr war, duschte und war weit vor 5.11 Uhr am Wiesbadener Hauptbahnhof. Ich kaufte eine Tageskarte (!!) Wiesbaden-Flughafen und setzte mich mit Frühstück und Zeitschrift bewaffnet in den Zug. Um viertel vor sechs war ich am Flughafen, stieg in die Flughafenbahn, reiste aus und war um kurz nach sechs Uhr im Gatebereich. Meine tolle Loungekarte war heute sinnlos, weil die Lounge erst um 6.45 Uhr aufmacht, da war schon Boarding angesagt.

Wir stiegen in den Flieger ein und bekamen die Ansage, dass wir wegen - surprise, surprise - Nebels in Heathrow erst mit eineinhalb Stunden Verspätung in Frankfurt abfliegen würden, soweit sich das Wetter nicht bessere (tat es nicht).

Die Informationspolitik von British Airways war vorbildlich, der Flugkapitän höchstpersönlich ging ein paar Mal durch die Reisen und beantwortete sehr geduldig und freundlich Rückfragen von Passagieren - sehr cool.

Als wir einmal rollten, ging der Flug dann schnell, aber in Heathrow war's wirklich neblig, ich sah erst dann etwas anderes als "weiß", als wir praktisch schon unten waren ...

Die Einreise ging - am Automaten - sehr fix und schnell war ich auch in der U-Bahn, in die ich mit meiner kontaktlosen Kreditkarte (im zweiten Versuch) eincheckte. Mit der Piccadilly-Line ging es bis zum Green Park (oder so) und von dort mit schon vielen Football-Fans bis zum Wembley Park.

Halleluja, da war die Hölle los um kurz nach 11 Uhr. Ich musste ja erstmal meine Karte holen und lief schnellen Schrittes, aber entspannt zum Holiday Inn. Dort fand ich schnell die Abholsuite, aber als die Dame meine Daten aufrief, meinte sie, da gäbe es ein "issue", ein Problem(chen). Ob ich denn nicht informiert worden sei? Nein! Verfluchter Mist, verfluchter! Mein Handy funktionierte nicht, sie schrieb E-Mails, dann funktionierte mein Handy und ich erwischte deren Hotline, während die mich gerade zu erreichen versuchte. Argh. Am Ende bekam ich nach vielen Wirren eine bessere Karte als ich ursprünglich gekauft hatte - wenn sie mir jetzt die 20 Pfund Aufpreis noch berechnen, dann ist es mir heute auch wurscht, so viel Geld, wie ich heute durch die Welt geblasen habe ...

Nun hatte ich also meine Karte und ging, nachdem ich auf den Schreck in der Hotel-Lobby ein Bier herunterstürzte, in Richtung Wembley-Stadion. Wow. Es war neblig, aber den Bogen konnte man trotzdem sehen, die Engländer sind ja meist sehr freundlich, so auch die am Eingang, selbst wenn man am falschen Einlass ist.

Die Personen- und Taschenkontrolle war eher lasch, und schon war im Wembley-Stadion! Ich ging erstmal an meinen Platz und war völlig beeindruckt. Klar, ich war schon in ein paar Stadien auf diesem Planeten, aber in Wembley zu sitzen, das ist schon cool ...

Ich aß ein gar nicht so unschmackhaften Burger mit Pommes, trank noch ein Bier und war gerade zu den Hymnen fertig mit dem Essen.

Hymnen. Naja, die Amis halt. Sehr viel Pathos, auch bei den Briten, zumal in zwei Wochen auch noch Remembrance Day ist, da wurden viele Veteranen geehrt und gefeiert und beklatscht. Bei der Hymne aber war dann schon Gänsehaut, vor allem, weil das ganze Stadion (außer mir, haha, ich musste Fotos machen) die Choreografie mitmachte. Sah schon schick aus.

Das Spiel war hochspannend, es wogte hin und her, es gab verschossene Extrapunkte und verschossene Field Goals, es war sehr interessant, zumal man wirklich auch in aller Regel gut sehen konnte, wo der Ball gerade ist ...

Es kam aber, wie es kommen musste: Mit fast der letzten Aktion des Spiels fiel der 27:27-Ausgleich, und mir wurde jetzt unwohl. Ich guckte noch ein paar Minuten zu, aber dann machte ich mich - während der Verlängerung und zunehmend panisch - auf den Weg zu einem Taxi, denn mit der U-Bahn würde es, so dachte ich, jetzt zu knapp werden.

Am Stadion fand ich nix, also lief ich - immer noch schnellen Schrittes, aber ganz und gar nicht mehr entspannt - in Richtung der Hotels. Da standen auch keine Taxis (und ich war weiß Gott nicht der Einzige, der schon vor Spielende wegmusste), also lief ich zur ersten größeren Straße und fand dort - zum Glück - ein Taxi im Stau stehen.

Der Fahrer wendete und mit einigem Stau kamen wir eine Dreiviertelstunde später - um 18 Uhr - am Flughafen an. Ich war also komplett rechtzeitig gekommen und hätte vielleicht gar nicht so einen Stress machen müssen, zumal der Flieger noch zwanzig Minuten Verspätung hatte. Argh. Und das Taxi war natürlich nicht gerade billig ...

Mein Handy hatte inzwischen schlappgemacht, meine neue Bordkarte konnte ich am Automaten nicht ausdrucken, aber auch hier war der Typ dort am Check-in sehr freundlich und druckte mir mit Administratorrechten die Karte aus. Die Sicherheitskontrolle ging leidlich schnell, aber mein Gate stand noch gar nicht fest, sodass ich warten musste, bis die es um 19 Uhr endlich anschrieben.

Boarding ging schnell, Flug auch, Einreise in Deutschland nicht (die haben intelligenterweise abends wohl die Automaten ausgestellt, ts), die S-Bahn hatte wieder Schienenersatzverkehr, deswegen nahm ich die spätere, die bis Wiesbaden durchfuhr, und um ziemlich genau 0 Uhr war ich in meiner Bude.

Ein genialer, anstrengender, bekloppter, schöner, stressiger Sport-Sonntag geht jetzt zu Ende. Nochmal machen? Ja, aber dann mit ein bisschen mehr Vorlauf und einem Tag mehr in London, damit ich nicht wieder für 20 Stunden einen mittelprächtigen dreistelligen Betrag verbrate.

An Schnapsideen habe ich jetzt für die nächsten ..., ähem, Monate (oder vielleicht doch nur Wochen?) genug - Irland kommt noch, aber 2016 war schon jetzt ein verrücktes, schönes, tolles, fantastisches Reisejahr.

Achja, die britischen Fernsehleute hatten vor dem Spiel die American-Football-Spieler englische Sportbegriffe erklären lassen. Als der eine Typ das Abseits bei "unserem" Fußball richtig erklären konnte, jubelte ganz Wembley. Das war lustig ...
 
Bilder und vielleicht noch ein bisschen Nachklapp morgen oder in den nächsten Tagen. Over and out.

Sonntag, 23. Oktober 2016

Hin und her

.. schwanken meine Mutter und ich gerade - wieder einmal - wegen Südostasien.

Wir saßen gestern mal wieder im Sherry und haben jetzt auf einmal folgenden Plan: über ihren Geburtstag eine Woche irgendwo an den Strand und dann im Mai nach Südostasien - ob wir uns bei 30°C und hoher Luftfeuchtigkeit oder bei 40°C und hoher Luftfeuchtigkeit einen abschwitzen, kann uns dann fast wieder wurscht sein (ich weiß, dass ich mich für diesen Satz nächsten Mai verfluchen werde, aber was soll's).

Wir haben uns dann spontan in Strände auf der philippinischen Insel Boracay verliebt, was zur Folge hat, dass da oben in der Karte nun die Philippinen auch mal gelb sind.

Wer auf die Karte schaut, sieht, dass dort auch Laos jetzt gelb eingefärbt ist. Das liegt daran, dass ich schonmal für den März (alter Stand!) nach vernünftigen Rundflügen geguckt habe, und die Strecke Bangkok - Siem Reap (Angkor) - Luang Prabang (alte laotische Hauptstadt) - Chiang Mai (Elefanten) - Mandalay - Bangkok kriegt man schonmal für unter 500 Euro pro Person, was für fünf Flüge nicht so schlecht ist, finde ich (auch wenn bzw. weil man da jedes Mal in Bangkok umsteigt ...).

Buchen kann ich leider noch nicht, weil ich noch nicht weiß, wann meine letzte Prüfung nächstes Jahr ist (ich bin inzwischen zuversichtlich, dass es tatsächlich meine letzte Prüfung sein wird) und wann das dafür zwingend zu besuchende Seminar stattfindet. Aber das werde ich wahrscheinlich in ein bis zwei Wochen wissen, und dann müssen wir mal gucken, ob ich dann schon buchen kann, wenn ich mit meinem Chef gesprochen habe.

Wenn ich die Prüfung am Freitag bestanden habe, hätte ich voraussichtlich noch 26 Urlaubstage nächstes Jahr, fünf bräuchte ich für die Philippinen, zwölf für die drei Wochen im Mai, sodass ich dann noch neun Tage hätte, das sind fast zwei Wochen ... Klingt nicht soooo schlecht ...

Dienstag, 4. Oktober 2016

Ich bin wieder hier

... naja, "mein Revier" würde ich das Rhein-Main-Gebiet nicht nennen, und ich war schon wirklich weg, und versteckt habe ich mich schon gar nicht ...

Gestern Morgen war ich um 5.45 Uhr in der Vertikalen und um 5.48 Uhr oder so am Strand. Um 5.50 Uhr genoss ich die letzten Minuten im Wasser, und es war so, so schön ... Unsere Chefin hatte uns zwar wegen Unterströmungen und so gewarnt, aber da ich eh meist nur im hüfthohen (und auf der Sandbank im kniehohen) Wasser stand, hatte ich da jetzt keine so großen Bedenken. Die Wellen kamen in schöner Regelmäßigkeit, Planschen ist einfach was Schönes.

Um Punkt 6.30 Uhr (da sag noch einer was von asiatischer Unpünktlichkeit) stand unser Frühstück auf dem Tisch, unsere Chefin hatte es sich nicht nehmen lassen, uns noch "was Kleines" zu machen - also gab es "nur" Früchte über Früchte wie immer und eine grüne Blattsuppe, die so lauwarm warm. Sah aus wie ein Smoothie, nur halt lauwarm, und schmeckte trotz der grässlichen grünen Farbe gar nicht sooooo schlecht ...

Unser Taxi war um 7 Uhr da (bzw. sogar ein bisschen früher) und fuhr uns durch den Schulverkehr zum Flughafen, wo wir genau zwei Stunden vor Abflug ankamen. Nach zwei (!) Gepäckkontrollen vor dem Check-in konnten wir ganz entspannt einchecken, wurden von einem freundlichen Grenzer ausgestempelt und tranken noch einen teuren Latte bzw. eine heiße Schokolade.

Unser Flug ging pünktlich, und diesmal hatten wir sogar in der Colombo-Maskat-Maschine eigene Bildschirme im Sitz, sehr schön ... Unser Steward war der gleiche wie auf dem Hinflug, und er erwies sich als sehr hilfreich, als ich kurz vor dem Start beim Handy fallenließ und dieses dann beim Start drei Sitzreihen nach hinten rutschte - er fand es, ich fand dann irgendwann auch meine Kopfhörer und dann konnte es losgehen.

Wir waren vorfristig in Maskat, und bis auf die Tatsache, dass unsere Schlange bei der Sicherheitskontrolle plötzlich stockte, weil der Bildschirmkontrolleur gleichzeitig eine Nachuntersuchung vornahm (und Bente mir glaubhaft versicherte, sie habe auf dem Bildschirm gegenüber eine Pistole im Handgepäck gesehen - bibber ...), waren wir ganz fix am Gate. Die Omaner boardeten ein bisschen früh, weil wir noch ein paar Minuten im Bus stehen mussten, ehe die Reinigungsarbeiten zu Ende waren. Dafür wurden wir aber mit einem relativ leeren (und besonders in den hinteren Sitzreihen, in denen ich immer meine Plätze aussuche, sehr leeren) Flieger belohnt: Nach der "Boarding completed"-Ansage setzte ich mich in die Dreierreihe in der Mitte und hatte die für mich ganz alleine. Sehr schön.

Filme über Filme guckte ich, ehe wir um 18.20 Uhr in Frankfurt einschwebten. Die Bundespolizei hat gerade alle Hände voll zu tun, immer schonmal am Gate vorzukontrollieren, aber die echte Einreise ging einigermaßen fix, das Gepäck kam bald, ein Souvenir wechselte noch den Inhaber, und nach dem Zoll trennten sich Bentes und meine Wege.

Die S-Bahn kam einigermaßen pünktlich, verspätete sich unterwegs, aber gegen 21 Uhr war ich schließlich in meiner Bude. Ich duschte noch und bin jetzt vom Jetlag getrieben ein bisschen früher auf als sonst.

Es war toll.

Sonntag, 2. Oktober 2016

Not available

"Nicht verfügbar" waren heute einige Dinge, aber das war uns völlig wurscht ...

Heute Morgen sind wir erst richtig spät aufgestanden, naja, ich war zwischendrin um 7 Uhr mal auf und beantragte bei unserer Chefin Toilettenpapier, was auch postwendend kam (am Abend erläuterte sie uns dann, dass Sri-Lanker kein Toilettenpapier benutzen, sondern sich mit dem neben jeder Toilette befindlichen Schlauch nach dem Toilettengang waschen). Um 10 Uhr war Bente wach, um 10.30 Uhr setzte ich mich an den gedeckten Frühstückstisch, wie in den Tagen zuvor am Strand mit wunderbarem Blick aufs Meer, einfach toll.

Heute gab es neben vielen Früchten in Streifen geschnitte Teigware mit kleinen Fischchen zwischendrin und dazu sehr leckeren Tee. Wie jeden Tag war das Frühstück also ganz hervorragend, und zwar nicht nur wegen der location, sondern auch ganz entschieden des Geschmacks wegen ...

Den Rest des Vormittags und den Abend verbrachten Bente und ich am Strand, im Meer oder in unserem Bungalowchen. Wir genossen die Sonne, die Wellen und ich zwischendurch an einer Strandkneipe nebenan auch ein Bierchen oder zwei ...

Nach dem letzten Schwimm gegen 17 Uhr duschten wir und gingen in eine andere Strandkneipe zum Abendessen. Das Lion Beer, das wir haben wollten, war not available, dafür Tiger Beer, das zwar aus Singapur stammt, aber hier gebraut wird. Ebenfalls not available waren die Garnelen, die ich gerne haben wollte, dafür warf ich mich in den Rückkauf mit einem, naja, mit zwei Krebsen - der Ober meinte es gut mit uns, weil meine Wunschbestellung ja nicht verfügbar war.

Den verlustreichen Kampf gewann ich nach Punkten, weil ich brutalstmöglich mit Fingern aß und dadurch tatsächlich auch ein paar richtig gute fleischige Stücke aus dem Viech extrahierte. Nachtisch war auch not available, also zahlten wir (bzw. zahlte Bente, vielen Dank!) und holten uns an der Straße ein Eis, nachdem wir noch am Geldautomaten waren, weil das ein funktionsfähiges Bezahlgerät in unserem Hotel - man ahnt es schon - not available war.

Also lief ich dann mit einem mittleren sri-lankischen Monatsgehalt von knapp 350 € durch das schon nächtliche Negombo, wir erstanden noch Souvenirs und verabschiedeten uns von unserer Chefin und deren Handlanger.

Das Lankahuts wird in meiner noch zu eröffnenden Liste empfehlenswerter Hotels auf diesem Planeten einen Spitzenplatz einnehmen. Ich bin ja eigentlich ein Freund von eher anonymen Hotels, und das ist das Lankahuts mit seinen vier Zimmern garantiert nicht. Die Chefin ist auch durchaus selbstbewusst und weiß, dass sie hier ein kleines Paradies hat und zudem toll kochen kann, aber sie trifft perfekt die Balance zwischen "interessante Gespräche führen" und "nicht nerven". Dass die Lage hier direkt am Strand phänomenal ist, ist ja sowieso klar. Sri Lanka im Allgemeinen und diesem Hotel im Besonderen drohe ich hiermit formal meine Wiederkehr an.

Liebe Sri-Lanker, wenn ich mein Essen medium spicy (mittelscharf) haben möchte und während des Genusses (es war ja wirklich lecker) heule wie ein Schlosshund, dann will ich gar nicht wissen, was spicy (scharf) oder gar Sri Lankan spicy (sri-lankisch scharf) sein soll. Wahrscheinlich wird ein Europäer dann zum Feuerspucker, ohne dass jemand ein Feuerzeug davor hält ...

Es gibt hier etliche Straßenhunde, die aber ziemlich gut behandelt werden. Vorgestern ließ so ein armes Tier aber einen unglaublichen Ton von sich, weil der Wauwau sich seine Schnauze zwischen den Latten der Straßenliege eingeklemmt hatte. Wie passiert denn sowas? Nun, der Hund hat irgendwie einen Tumor oder eine Hirnhautentzündung oder eine andere schwere Krankheit, durch die sein Gleichgewicht und seine Kopfhaltung völlig durcheinandergeraten. Heute Mittag trug ihn der Angestellte hier vom Strand her in die Anlage, um ihm Wasser zu geben - als er seinen Pfoten stand mit seiner schrägen Kopfhaltung, fiel er gleich wieder um. Das ist ein sehr trauriges Bild. Heute Abend lag er hier in der Anlage und wurde nochmal von Bente beschmust - lange hat er nicht mehr zu leben, und das ist leider gut so ...

2016 ist ja ein Jahr der Schnapsideen bei mir, und diese Tour war keine Ausnahme. Natürlich wird es Menschen geben, die sich fragen, ob es sich lohnt, für einen lila Schein für ein paar Tage nach Sri Lanka zu fliegen und für einen weiteren grünen und einen braunen Schein einen Tag durch die Weltgeschichte zu fahren und sich drei Stunden lang einen Nationalpark anzugucken. Diese Fragen sind sinnlos, weil es hier um Elephas maximus, also süße, kleine, große, liebe Elefantos geht, ganz unabhängig war für mich die Antwort auf diese Frage aber auch: "Ja". Diese zwei Strandtage hier mit jeweils zwei, drei Schwimmgängen (okay, ich war nicht wirklich schwimmen, sondern habe versucht, vor lauter hübschen, mittelhohen Wellen nicht umzufallen und nicht meine Kontaktlinsen zu verlieren) waren einfach toll, und Elefanten gucken war supertoll, auch wenn die Fahrt anstrengend war und ich auf dem Rückweg gelegentlich um mein Leben fürchtete (unser Fahrer ist wirklich toll gefahren, aber trotzdem ...).

Nichtsdestotrotz reichen vier Tage natürlich nie und nimmer, um selbst in diesem kleinen Land "alles" zu sehen - es ist wirklich schön hier und es gibt sehr, sehr viel zu entdecken. Ich war nicht das letzte Mal in diesem Land, hoffe ich.

Samstag, 1. Oktober 2016

Well worth it

Sehr deutlich war es das heute wert, sehr, sehr deutlich.

Der Wecker war grausam, denn er ging um 6.30 Uhr (3 Uhr deutscher Zeit, bäh) runter, ich kuschelte noch eine Viertelstunde, dann stand ich auf und sprang ins Wasser, also ins Meer. So, so toll ...
Während ich planschte, duschte Bente und setzte sich schon an den Frühstückstisch, an den ich nach erfolgter Dusche ebenfalls setzte.

Heute hatte Madame mit uns srilankisches Frühstück vor: Es gab nicht nur Früchte, sondern auch Hoppers. Wer jetzt denkt, das wären Grashüpfer, liegt daneben: Das sind Reismehlfladen mit hart gebackenem Spiegelei drin, das mit einem scharfen, etwas fischigen Kohl per Hand gegessen wird. Sehr lecker, wirklich. Dazu gab es Falafel und noch so süßes Zeug (Pfannkuchen mit Kokosnusshonig ...), sehr schmackhaft.

Um 8.30 Uhr sollten wir abgeholt werden, um 8.25 Uhr war der Fahrer schon da, sodass wir uns fertig machten. Es empfing uns der sehr freundliche Fahrer im geschätzt teuersten Auto von Sri Lanka (wir hatten ja auch gut gezahlt dafür ...) und fuhr mit uns durch Negombo, vorbei am Flughafen und durch das hügelige Zentralland, bis wir fünf Stunden später, gegen 13.30 Uhr, in Udawalawe ankamen.

Der Fahrer, dies vorweg, verdiente sich sein Trinkgeld außerordentlich redlich: Es ist absolut unfassbar, wieso wir auf der gesamten zehnstündigen Fahrt hin und zurück gerade einmal zwei umgestürzte Tuktuks als Unfall gesehen haben, denn die fahren hier definitiv wie die Bekloppten: Ganz unten in der Hackordnung stehen die Fußgänger, darüber die Mopedfahrer, dann die Tuktuks, danach die Autos und darüber - hup, hup - die Busse und Lkws. Vor blinden Kurven oder Hügeln wird gehupt, auf dass eventueller Gegenverkehr möglichst nicht kommt oder zumindest ausweicht. Von den ganzen Fahrteskapaden ließ sich Bente aber nicht aus der Ruhe bringen, die ratzte geschätzt zwei Drittel der Fahrt tiefenentspannt vor sich hin, während ich sehr gewissenhaft verfolgte, wann mein letztes Stündlein geschlagen hätte. Meine Mutter wäre entweder nach zehn Metern aus dem Auto ausgestiegen oder hätte zumindest den Fahrer getadelt, dass er fast so schlimm fahre wie ich in Istanbul ...

Lustig sind die aus dem Buddhismus abgeguckten Gebetsfahnen an den - abends im Dunkeln grässlich kitschig beleuchteten - Kirchen, lustig ist auch, dass die Sri-Lanker eine neue Straße gemacht haben, aber zwischendrin ein Stückchen vergessen haben (vielleicht wurde es auch unterspült und muss dringend erneuert werden) ...

Unglaublich grün war es unterwegs, und auch sehr schön, die buddhistischen und hinduistischen Tempel, die Kirchen und die Moschee schiedlich-friedlich fast nebeneinander zu sehen, ohne dass da irgendwer hohe Mauern drumherum bauen oder sie sonstwie bewachen muss. Wahrscheinlich funktioniert das hier und da doch nicht so ganz ohne Reibereien, aber wenn man unterwegs durch die vielen Städtchen ist, sieht man das jedenfalls nicht gleich so ...

Wir kamen an einem Safari Resort an, wo wir erst einmal in einer echten Touristenfalle (haha) für insgesamt 11 Euro zu Mittag aßen, ehe wir gegen 14.30 Uhr dann in unseren Safarijeep umstiegen und in Richtung Nationalpark fuhren.

Zur Begrüßung stand da erstmal ein Elefant, der trotz Fütterungsverbot von vielen Touristen (nicht von uns!) gefüttert wurde. Der Elefant steht da vor einer extrem schönen Kulisse mit dem Udawalawe-Reservoir und dahinter einigen Bergen, sehr schick anzugucken.

Nach dem Einbiegen in den eigentlichen Park begegneten uns etliche Elefanten, Büffel, ein Schakal, Adler, kleine Affen, sehr viele Pfauen, ein paar Störche und eine fantastische Landschaft mit vielen alten, toten Bäumen, die durchaus sichtbar ein Elefantenfriedhof ist - absolut faszinierend.

Unterwegs kamen wir leider auch an einem ziemlich schwer verletzten Elefanten dabei, dem Helfer gerade eine Infusion legten. Wahrscheinlich wird die Kochsalzlösung bei dem Tier in Hektolitern gemessen - okay, der war schwach, Bente fand den Spruch auch schon nicht so witzig, aber ich wollte ich doch noch mal anbringen. Sorry.

In der Nähe des Elefantenfriedhofs sahen wir auch ein kleines Krokodil und zwischendurch auch ein abgefressenes Bein (nur das Bein!) eines rindartigen Viechs, das war durchaus beeindruckend. Turnierisch beeindruckend war der Reckaufschwung am Busch eines kleinen Affen, und sehr, sehr süß war die deutlich sichtbar (wegen der Ausbeulung zur Seite) schwangere Elefantin unten im Flussbett. Soooooo schön ...

Doch, das war heute ein durchaus anstregender Tag, aber auch ein sehr schöner. Nach 14 Stunden auf der Gass' kamen wir in unserem Hotel an, bekamen nichts mehr zu essen hier an unserem Küstenabschnitt (ich hatte unterwegs wenigstens noch zwei Teilchen mit sri-lankisch-scharfem Inhalt, hust ..., gegessen), aber dafür setzten wir uns mit Wein und Bier auf die Stufe unserer Terrasse und unterhielten uns beim Blick aufs Meer.

Eine Dusche befreite uns von Staub und Schweiß, und jetzt geht es hier um gleich halb zwei sri-lankischer Zeit zum Schlafen. Schön war's, aber morgen wird Strand-und-Meer-Tag gemacht ...

Riesen-Buddha

Hindu-Tempel

Udawalawe-Nationalpark

Elefant Nr. 1 und 2

Büffel

Faszinierende Gegend

Zugleich Elefantenfriedhof

Schwangere Elefantin

Note 1- für den Reckaufschwung

Scheint geschmeckt zu haben ...

Erstversorgung ...

Familie Elefant unterwegs

Eitel, sehr eitel

Tschüss, Udawalawe

Kitsch-as-Kitsch-can-Kirche

Freitag, 30. September 2016

Nicht in Seenot

... waren wir heute, aber dazu gleich mehr.

"Toller Tag", soll ich schreibe, sagt Bente. Und so gern ich es täte (furchtbares Deutsch!), ich kann ihr nicht widersprechen.

Gestern waren wir dann noch im recht touristischen "Lord's", das für sri-lankische (ich schreibe das jetzt mit Bindestrich, das ist wohl richtiger ...) relativ teuer, für unsere immer noch ziemlich günstig ist. Die sri-lankischen Restaurants bieten vier Schärfegrade an: mild, medium, scharf und sri-lankisch scharf ... Es war unser erster Abend, also nahmen wir mild, und dann war das Essen auch wirklich mild.

Bente aß Hühnchen-Curry, ich Fisch-Curry, dazu trank sie erst einen leckeren Mango-Cocktail und stieg danach auf das einzig wahre Getränk dieses Planeten um: Lecker Bierchen. Das "Lion", das hier in Sri Lanka den - Achtung, das eine Monsterwortspiel pro Reise ist heute fällig - Löwenanteil am Bierkonsum zu haben scheint, kann man durchaus trinken. Es kommt in 0,625-oder-so-Liter-Dosen, hier machen es die Sri-Lanker den Indern nach.

Bei den Currys kriegt man hier (naja, im Lord's jedenfalls) so einen Topf, in dem das eigentliche Curry drin ist, und dann noch drei, vier Schalen, in denen allerlei mehr oder weniger (für mich eher weniger) identifizierbare Zutaten zum Selbermixen dabei sind.

Bente und ich sind uns sicher, dass wir das gestern nicht stilgerecht gegessen haben, aber das war uns wurscht, denn lecker war es durchaus. Wir ließen mangels Kleingeld das Tuktuk Tuktuk sein und liefen die fünfzehn Minuten zurück in unser Hotel, kauften unterwegs noch Wasser ein und fielen dann ins Bettchen.

Heute Morgen wachte ich gegen 9 Uhr auf, trat nach kurzem Kleidungswechsel an den Strand und schmiss mich in die Wellen, die auch heute Vormittag noch oder schon wieder durchaus schön war. Aaaaaaah, sehr, sehr angenehm. Um 9.30 Uhr oder so wurde uns das Frühstück an einem Tisch am Strand serviert, entsprechend war ich bereit, Bente aus dem Bett zu werfen, aber sie war schon wach.

Liebe Leute, die Inhaberin hier tischte uns nicht nur Omelett und Bananen und Papaya auf, sondern auch noch viele andere, mir Grünzeug-Ignoranten völlig unbekannte Früchte auf (und damit meine ich jetzt nicht die Wassermelone und die Ananas, die es auch noch gab). Wer die anderen Früchte auf dem Foto unten kennt, kriegt als Belohnung einen warmen Händedruck von mir ...

Während des Frühstücks verkaufte uns die Chefin noch eine Fahrt durch die Kanäle, die es hier zum Teil natürlich, zum Teil durch die Niederländer angelegt gibt. Erstmal aber warfen wir uns (nach üppigen Früchte-Frühstück völlig unverantwortlich, aber sei's drum) nochmal in die warmen Fluten. Schöööööööööön ....

Um 12.30 Uhr waren wir eigentlich fertig, weil die Abholung um 13 Uhr kommen sollte, aber als der Typ dann doch sieben Minuten zu früh war, mussten wir noch den Schlüssel suchen, aber das klappte alles. Auf ging es mit dem Tuktuk an einen der Kanäle ...

Die Tuktuk-Fahrer (und Motorrad-Fahrer und alle miteinander einschließlich der Auto- und Fahrradfahrer) müssen völlig bekloppt sein: Überholt wird bei Gegenverkehr (das andere Tuktuk oder Motorrad wird schon zur Seite ausweichen), es wird fröhlich gehupt, wenn man um die Kurve fährt, damit das Gegenüber nicht selbige schneidet, ebenso, wenn ein Fußgänger auf die Fahrbahn zu treten droht (entsprechend wurde ich am Abend öfter angehupt ...), aber wenigstens ist unseren Fahrern bisher nicht die Tür abgefallen ... (Kein Wunder, es gibt keine Türen ...)

Am Kanal angekommen, stiegen wir um in ein Bötlein mit Planendach, und fuhren erstmal in Richtung eines Flüsschens. Es ist schwer, diese Fahrt in Worte zu fassen, nicht wegen der paar Vögel, die wir sahen (einen Eisvogel, einen Kormoran, ein paar Reiher oder was das waren), auch nicht wegen der drei, vier Warane unterwegs, sondern weil so eine Fahrt durch einen Mangrovenwald einfach etwas ist, was ein Banause wie ich dann als "Spreewald von Sri Linka" beschreibt. "Spreewald von ..." ist bei mir ja fast alles, was kanalartig an Vegetation vorbeifährt, aber am besten lasse ich alle untauglichen Erklärungsversuche und lade zwei Bildern mehr hoch. Jedenfalls war es richtig schön, da durch die Gegend zu tuckern. Und wir beide waren tiefenentspannt, als der Motor unseres Kutters unterwegs aufgab und unser Kapitän uns per Handpaddel zum Ufer hinüberrettete. Dort bekam er irgendwie ein Ersatzteil für den Motor und nach zehn Minuten ging's weiter. Gefahr für Leib und Leben bestand also nicht, deswegen waren wir nicht in Seenot ...

Auf den Schock hielten wir unterwegs bei einem 61-jährigen Mann an, der für uns auf die Kokospalme kletterte und den Palmsaft für uns abzapfte. Das sieht gefährlich aus, und entsprechend erhielt der Herr (wiederum auch mangels kleineren Scheinen) für unseren leicht alkoholhaltigen Drink ein sehr, sehr, sehr ordentliches Trinkgeld (wenn die Geldautomaten hier keine kleineren Scheine ausgeben, machen wir hier gerade den anderen Touristen die Preise kaputt, sorry ...).

Nach zweieinhalb Stunden Rundfuhrt schmiss unser der Chef wieder aus dem Boot und fuhr uns zurück ins Hotel. Bente legte sich an den Strand und veranlasste mich zur Frage, ob sie tot sei, so entspannt lag sie da auf der Liege, und kurz vor 17 Uhr sah ich mich genötigt, nochmal in die Fluten zu springen.

Ich glaube, ich blieb eine knappe Stunde im Wasser, hüpfte über die Wellen (ich blieb im stehbaren Bereich, auch weil unsere Chefin uns heute Morgen vor den Unterströmungen gewarnt hatte), wurde von vielen Wellen getroffen, jauchz und juchhe, das war scheeeee (sorry für den Schüttelreim).

Nach dem Duschen holten wir uns noch Bier, denn wir hatten mit der Chefin vereinbart, dass sie heute für uns kocht, aber weil unser Hotel keine Schanklizenz hat, mussten wir das Bier selbst mitbringen. Alkohol ist hier auch im Laden teuer (ich will nicht hundertprozentig ausschließen, dass der Typ mich übers Ohr gehauen hat, aber ich glaube eher, dass man halt für eine Flasche Wein hier auch nicht nur drei Euro zahlt), aber immer noch bezahlbar.

Nach der Heimfahrt im Tuktuk beschlossen wir den Abend so, wie wir ihn begonnen hatten: an einem Tisch am Strand, barfuß - einfach toll.

Die Chefin tischte uns typisch sri-lankische Speisen (minus Sri-Lanka-Schärfe, danke!) auf, so ein Pfannkuchen, mit Hackfleisch gefüllt und mit Gewürzen bestrichen, dazu Falafel und ein süßeres Gebäck, das man auch in die Gewürze tunken konnte. Sehr lecker, und dazu noch der Blick aufs Meer und die Wolken über einem: So soll Urlaub sein.

Das dachten sich auch zwei Straßen- (bzw. Strand-)hunde, die es sich nacheinander neben unseren Stühlen gemütlich machten, während wir uns bei Wein und Bier die Zeit vergessend unterhielten. Jetzt ist es 23 Uhr, morgen geht es früh raus, weil um 8.30 Uhr die Abholung in den Udawalawe-Nationalpark kommt.
Frühstück am Strand

Bougainville-Blumen oder so ...

Il Canale

Meeresbrandung

Die Palme fällt nicht

Tollkühner Kletterer

Ein Kokosholzhaus

So 'ne Sau!

Ein Waran

Der Strand in Negombo

Wenn's klappt, gehe ich morgen vor dem Frühstück nochmal schwimmen, wenn's nicht klappt, klappt's halt nicht ... Gute Nacht!