… habe ich eben meine Kontaktlinsen
bekommen, und das lag nicht nur daran, dass sie so uralt sind,
sondern auch daran, dass ich sie jetzt knapp 20 Stunden in den Augen
hatte.
Gestern Morgen wachte ich auf und
irgendwie kam ich darauf, dass heute in London das letzte Spiel der
NFL International Series stattfindet. Genauso irgendwie guckte ich
mal nach, ob es noch Karten gibt. Es sah zwar auf der ersten Seite so
aus, aber wenn man wirklich nach Karten suchte, waren alle weg. Naja,
wäre ja sowieso ein Schnapsidee gewesen, und der Rückflug würde
sowieso knapp werden, besonders, wenn das Spiel in die Verlängerung
gehen würde …
Am Nachmittag guckte ich nochmal, gab
wieder nix, aber über eine Wiederverkäuferseite konnte man noch
Karten kriegen, natürlich mit ein bisschen Aufschlag, für den
„great service“ der Wiederverkaufsseite … Ich schaute nochmal,
ob es Flüge gibt, und obwohl die 10-Minuten-Frist zum Kauf der Karte
schon abgelaufen war, klickte ich auf das „Jetzt kaufen“ - und
bums, war ich im Besitz einer Karte für das Spiel heute. Dachte ich.
Nach ein paar Minuten kam auch die
finale Bestätigung, dass ich die Karte hätte – prompt buchte ich
den letzten Sitzplatz im British-Airways-Flieger heute Morgen um 7.25
Uhr ab Frankfurt nach London-Heathrow. Wow. Aller guten Schnapsideen
2016 sind drei, aber das war jetzt wirklich total bekloppt …
Heute Morgen wollte ich um 4 Uhr
aufstehen, war schon um 3.30 Uhr war, duschte und war weit vor 5.11
Uhr am Wiesbadener Hauptbahnhof. Ich kaufte eine Tageskarte (!!)
Wiesbaden-Flughafen und setzte mich mit Frühstück und Zeitschrift
bewaffnet in den Zug. Um viertel vor sechs war ich am Flughafen,
stieg in die Flughafenbahn, reiste aus und war um kurz nach sechs Uhr
im Gatebereich. Meine tolle Loungekarte war heute sinnlos, weil die
Lounge erst um 6.45 Uhr aufmacht, da war schon Boarding angesagt.
Wir stiegen in den Flieger ein und
bekamen die Ansage, dass wir wegen - surprise, surprise - Nebels in Heathrow erst mit eineinhalb Stunden Verspätung in Frankfurt abfliegen würden, soweit sich das Wetter nicht bessere (tat es nicht).
Die Informationspolitik von British Airways war vorbildlich, der Flugkapitän höchstpersönlich ging ein paar Mal durch die Reisen und beantwortete sehr geduldig und freundlich Rückfragen von Passagieren - sehr cool.
Als wir einmal rollten, ging der Flug dann schnell, aber in Heathrow war's wirklich neblig, ich sah erst dann etwas anderes als "weiß", als wir praktisch schon unten waren ...
Die Einreise ging - am Automaten - sehr fix und schnell war ich auch in der U-Bahn, in die ich mit meiner kontaktlosen Kreditkarte (im zweiten Versuch) eincheckte. Mit der Piccadilly-Line ging es bis zum Green Park (oder so) und von dort mit schon vielen Football-Fans bis zum Wembley Park.
Halleluja, da war die Hölle los um kurz nach 11 Uhr. Ich musste ja erstmal meine Karte holen und lief schnellen Schrittes, aber entspannt zum Holiday Inn. Dort fand ich schnell die Abholsuite, aber als die Dame meine Daten aufrief, meinte sie, da gäbe es ein "issue", ein Problem(chen). Ob ich denn nicht informiert worden sei? Nein! Verfluchter Mist, verfluchter! Mein Handy funktionierte nicht, sie schrieb E-Mails, dann funktionierte mein Handy und ich erwischte deren Hotline, während die mich gerade zu erreichen versuchte. Argh. Am Ende bekam ich nach vielen Wirren eine bessere Karte als ich ursprünglich gekauft hatte - wenn sie mir jetzt die 20 Pfund Aufpreis noch berechnen, dann ist es mir heute auch wurscht, so viel Geld, wie ich heute durch die Welt geblasen habe ...
Nun hatte ich also meine Karte und ging, nachdem ich auf den Schreck in der Hotel-Lobby ein Bier herunterstürzte, in Richtung Wembley-Stadion. Wow. Es war neblig, aber den Bogen konnte man trotzdem sehen, die Engländer sind ja meist sehr freundlich, so auch die am Eingang, selbst wenn man am falschen Einlass ist.
Die Personen- und Taschenkontrolle war eher lasch, und schon war im Wembley-Stadion! Ich ging erstmal an meinen Platz und war völlig beeindruckt. Klar, ich war schon in ein paar Stadien auf diesem Planeten, aber in Wembley zu sitzen, das ist schon cool ...
Ich aß ein gar nicht so unschmackhaften Burger mit Pommes, trank noch ein Bier und war gerade zu den Hymnen fertig mit dem Essen.
Hymnen. Naja, die Amis halt. Sehr viel Pathos, auch bei den Briten, zumal in zwei Wochen auch noch Remembrance Day ist, da wurden viele Veteranen geehrt und gefeiert und beklatscht. Bei der Hymne aber war dann schon Gänsehaut, vor allem, weil das ganze Stadion (außer mir, haha, ich musste Fotos machen) die Choreografie mitmachte. Sah schon schick aus.
Das Spiel war hochspannend, es wogte hin und her, es gab verschossene Extrapunkte und verschossene Field Goals, es war sehr interessant, zumal man wirklich auch in aller Regel gut sehen konnte, wo der Ball gerade ist ...
Es kam aber, wie es kommen musste: Mit fast der letzten Aktion des Spiels fiel der 27:27-Ausgleich, und mir wurde jetzt unwohl. Ich guckte noch ein paar Minuten zu, aber dann machte ich mich - während der Verlängerung und zunehmend panisch - auf den Weg zu einem Taxi, denn mit der U-Bahn würde es, so dachte ich, jetzt zu knapp werden.
Am Stadion fand ich nix, also lief ich - immer noch schnellen Schrittes, aber ganz und gar nicht mehr entspannt - in Richtung der Hotels. Da standen auch keine Taxis (und ich war weiß Gott nicht der Einzige, der schon vor Spielende wegmusste), also lief ich zur ersten größeren Straße und fand dort - zum Glück - ein Taxi im Stau stehen.
Der Fahrer wendete und mit einigem Stau kamen wir eine Dreiviertelstunde später - um 18 Uhr - am Flughafen an. Ich war also komplett rechtzeitig gekommen und hätte vielleicht gar nicht so einen Stress machen müssen, zumal der Flieger noch zwanzig Minuten Verspätung hatte. Argh. Und das Taxi war natürlich nicht gerade billig ...
Mein Handy hatte inzwischen schlappgemacht, meine neue Bordkarte konnte ich am Automaten nicht ausdrucken, aber auch hier war der Typ dort am Check-in sehr freundlich und druckte mir mit Administratorrechten die Karte aus. Die Sicherheitskontrolle ging leidlich schnell, aber mein Gate stand noch gar nicht fest, sodass ich warten musste, bis die es um 19 Uhr endlich anschrieben.
Boarding ging schnell, Flug auch, Einreise in Deutschland nicht (die haben intelligenterweise abends wohl die Automaten ausgestellt, ts), die S-Bahn hatte wieder Schienenersatzverkehr, deswegen nahm ich die spätere, die bis Wiesbaden durchfuhr, und um ziemlich genau 0 Uhr war ich in meiner Bude.
Ein genialer, anstrengender, bekloppter, schöner, stressiger Sport-Sonntag geht jetzt zu Ende. Nochmal machen? Ja, aber dann mit ein bisschen mehr Vorlauf und einem Tag mehr in London, damit ich nicht wieder für 20 Stunden einen mittelprächtigen dreistelligen Betrag verbrate.
An Schnapsideen habe ich jetzt für die nächsten ..., ähem, Monate (oder vielleicht doch nur Wochen?) genug - Irland kommt noch, aber 2016 war schon jetzt ein verrücktes, schönes, tolles, fantastisches Reisejahr.
Achja, die britischen Fernsehleute hatten vor dem Spiel die American-Football-Spieler englische Sportbegriffe erklären lassen. Als der eine Typ das Abseits bei "unserem" Fußball richtig erklären konnte, jubelte ganz Wembley. Das war lustig ...
Bilder und vielleicht noch ein bisschen Nachklapp morgen oder in den nächsten Tagen. Over and out.
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