Richtiges Tunesien? Joa, folkloristisch sicherlich nicht, zumal wir womöglich den Arabischen Abend heute Abend schwänzen, aber die Freundlichkeit nicht nur der (meisten) Zimmermädchen und (aller) Ober, sondern auch der hier durchaus in beträchtlicher Zahl anzutreffenden einheimischen Touristen, und ja, auch das in aller Regel sehr, sehr leckere dezidiert tunesische Essen, das gefällt uns schon. Natürlich ist das hier kein Abenteuertrip durch Libyen nebenan, bei dem du im Zelt in der Wüste schläfst und regelmäßig von Banditen überfallen wirst, natürlich ist das hier Pauschaltourismus, aber das darf nach bzw. in einem anstrengenden Jahresabschlusswinter auch durchaus einmal sein ...
So also verließen wir gestern nach dem Frühstück - mit Anorak und Mantel, denn so richtig warm ist es hier nicht, gerade nicht bei Wind - unser Hotel, den einsetzenden Nieselregen ignorierten wir und marschierten ein paar hundert Meter in Richtung des Marktplatzes und des Eingangs zur Marina. Natürlich wurden wir unterwegs von frierenden Einheimischen angesprochen, dass der Bruder oder Cousin oder irgendein anderes Familienmitglied ja in unserem Hotel den Laden betreibe und man daher gar nicht auf dem Markt einkaufen müsse, natürlich wird einem an der Marina allerlei Touristennippes verkauft (zu allerdings vergleichsweise erträglichen Preisen), das Bier kostet auch Geld und wurde daher zugunsten unseres All-inclusive-Getränkepakets verschmäht, und das Piratenboot, von dem die ganzen (also, öhm, zwei, drei) Schlepper einem am Strand erzählen, haben wir auch zu Gesicht bekommen. Das war dann unser kleiner Spaziergang durchs Örtchen, und weil es gerade, als wir an den Strand kamen, ein bisschen stärker anfing zu regnen, stellten wir uns in einer Durchfahrt zu einer Wohnsiedlung erst einmal unter. In der dortigen Anlage scheinen ausweislich des Wohnungsplans tatsächlich Menschen zu wohnen, vielleicht sind das auch nur Ferienwohnungen wohlhabender Tunesier, das kann schon sein, so direkt am Strand, aber das kann sich schon sehen lassen.
Den Durchgang zum Strand nutzten wir, denn wir stellten fest, dass der Rückweg zum Hotel von hier aus schneller über den Strand als über die Straße erfolgen würde, unterwegs machte sogar ich zumindest die Druckknöpfe meines Anoraks zu, denn wir wurden ordentlich durchgepustet, die Berge von Seegras wurden bewundert, und in unser Hotel liefen wir ohne Sicherheitskontrolle ein (die hatte ich bei unserer Ankunft am Montagabend mangels Sicherheitspersonal geschickt umgangen, wir wurden auch nicht zurückgepfiffen, das ist hier halt alles arg pro forma, weil sie jedenfalls mit diesen Sicherheitskontrollen - die die Touristen möglichst wenig beeinträchtigen sollen - die bösen Menschen nicht aufhalten werden - vor allem nicht, wenn die Ausgangstür frei zugänglich ist ...) ...
Der Strandspaziergang ging in den Aperitif vor dem Mittagessen über, dabei tranken wir Boukha - tunesischen Feigenschnaps - mit heißer Schokolade, danach wurde gegessen - und über den Rest des Tages breiten wir wegen Bett/Schlafen/Lesen/Seriengucken den Mantel des Schweigens. Dünner werde ich jedenfalls aus dem Urlaub auch nicht nach Hause kommen ...
Heute Morgen hatten wir dann beide Hunger, die Bambalouni schmeckten uns auch heute, das Ojja auch, die Köche hier führen einen echt geschickt an tunesisches Essen heran, das ist sehr schick ...
Auch heute folgte ein kleiner Spaziergang zum Strand, dort haben wir inzwischen unseren Stammplatz gefunden, auf allzeit trockenen Stühlen, auch wenn der Wind immer noch nicht weg ist. Danach gaben wir uns wieder dem Müßiggang hin, lasen (Mutter) bzw. guckten Serie (Sohn), das Mittagessen folgte mit hervorragenden Hühnchenspießchen, und nach dem Essen ging es - Überraschung! - wieder aufs Zimmer und ins Bett. Herrlich!
Manche Leserin und mancher Leser mag sich fragen, wer der Typ ist, der hier neben dem üblichen Autor, der auf wackligen Brücken über vermüllte Flussbetten Bangladeschs balanciert oder sich in den Iraks und Abchasiens dieser Welt tummelt, Pauschaltouristen-Gedöns aufschreibt, aber ich kann bestätigen, dass das ein- und dieselbe Person ist, die hier gerade mal ausnahmsweise Erholungsurlaub macht ...
Jetzt ist es gleich 18.30 Uhr und fast schon wieder Abendessens- oder zumindest Aperitif-Zeit, ich muss mal meine Ma aus dem Bett beordern, sonst kriegen wir ja hier nix zu essen, und das kann ja keiner wollen ...
Schönen Urlaub noch - am Sonntag werden wir schon um 10 Uhr abgeholt ...
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Schönes, kaltes Meer |
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Bambalouni |
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Seegras |
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Marina von Port El-Kantaoui |
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Blick aufs Meer |
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Sinnbild fürs Wetter |
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