Meine Länder

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Samstag, 4. Mai 2024

Nicht veräppeln lassen vom 18. Jahrhundert

... darf man sich an der Mitad del Mundo, der "Mitte der Welt", denn obwohl da eine leuchtend gelbe Linie durch diese Touristenattraktion verläuft, die den Äquator markieren soll, ist der Äquator tatsächlich etwa 240 Meter weiter nördlich. Dass die Geodäten damals im 18. Jahrhundert mit ihren Mitteln dann doch so genau messen konnten, verdient natürlich allen Respekt, dass die ecuadorianische Regierung die Abweichung nicht einmal erläutert, natürlich nicht ...

Aber fangen wir mal am Anfang an: Wir waren gegen 4 Uhr auf, auch weil wir recht zeitig ins Bett gegangen waren. Wir trödelten vor uns hin und so gegen 7.30 Uhr gingen wir zum Frühstück - ich aß leckeres Rührei, meine Ma gekochte Eier, aber die waren nicht hartgekocht, sodass ich beim Abbeißen (meine Ma hatte mir eines ihrer Eier abgegeben) erstmal lecker Eigelb an meine Hand spritzte - ausnahmsweise ging die Sauerei diesmal nicht auf mein Hemd, das wäre heute recht unglücklich gewesen ...

Danach verließen wir unser wunderbares Hotelele und riefen uns ein Uber, das zügig angefahren kam. Sehr zügig ging es eine gute Dreiviertelstunde in Richtung Norden, wobei wir wunderbare Blicke auf die riesige Stadt Quito, aber auch auf die wunderbar grünen Anden hatten. Gegen 8.45 Uhr schmiss uns der Fahrer am Freizeitpark Mitad del Mundo raus, wir wurden von einer Fremdenführerin angesprochen, aber dann dankenswerterweise nach unserer Ablehnung auch schnell in Ruhe gelassen, bis wir merkten, dass das Ding erst um 9 Uhr öffnet.

Die Zeit nutzten wir und liefen erst über die Straße und dann an der Straße entlang bis in ein Wohnviertel, das uns nicht völlig geheuer war, gerade weil da viele Wachhunde auf den Grundstücken unterwegs waren. So richtig beeindrucken ließen wir uns davon aber nicht, denn mit dem GPS auf meinem Handy konnte (und wollte) ich den Äquator exakt bestimmen. Schließlich kamen wir auf dieser kleinen Nebenstraße (die Einheimischen machten den Eindruck, an den Anblick solcher bekloppter Gringos, die den exakten Äquator suchen, gewöhnt zu sein) auf 0° 0' 0" nördlicher/südlicher Breite und damit an den Äquator. Die beiden Wachhunde, die direkt auf dem Äquator lagen, wussten wahrscheinlich gar nicht, was sie da jeden Tag machen, wenn sie von der Nord- auf die Südhalbkugel und andersherum spazieren ... Banausen!

Nun gingen wir zurück zum Freizeitpark, überquerten wieder todesmutig die Straße, zahlten den Eintritt (fünf Dollar für den Erwachsenen, zweieinhalb Dollar für die Seniorin, was im Spanischen als tercera edad, also "drittes Alter" bezeichnet wird ...) und betraten das Touristendorf. (Beim Eintritt fragten sie noch, ob wir unsere Pässe dabei hätten, weil sie uns einen Touristenstempel in den Pass drücken wollten! Wir hatten die Pässe wirklich nicht dabei, aber da hätte ich mich auch mit Händen und Füßen dagegen gewehrt - Touristenstempel, pah!)

Auch hier waren die Menschen sehr, sehr freundlich (wenn auch natürlich geschäftstüchtig), natürlich machten wir Fotos von der vermeintlichen Äquatorlinie, hier waren wir einfach nur Touristen, das ist auch mal schön ... Nach ein bisschen Souvenirbummel (gekauft haben wir nix) nahmen wir einen Frühschoppen mit una cerveza grande, das waren dann 600 Milliliter (dazu wurde Cola und Wasser konsumiert), und damit hatten wir den Vormittag auch schön verbummelt.

Mit dem Uber - das klappte auch hier im Vorort von Quito ganz hervorragend - fuhren wir für 13 Dollar die Dreiviertelstunde hoch und runter zurück nach Quito und ließen uns in der Nähe der Plaza Grande herausschmeißen.

In der Fußgängerzone um die Plaza Grande, den Hauptplatz der Stadt, war die Hölle los - irgendwie ist heute wohl Feiertag gewesen (einige liefen auch mit Luftballons vom día mamá, was ich als Muttertag interpretiere, herum, auch wenn laut Google auch hier der Muttertag erst am zweiten Sonntag im Mai ist), jedenfalls war es gerammelt voll. Um den Präsidentenpalast herum sind Absperrungen, der Präsident hat ja den Ausnahmezustand verlängert und hat offenbar ein bissel Bammel vor dem Volk, nun denn ...

Wir liefen über die wunderschön grüne Plaza Grande, verzichteten (für heute) auf den Eintritt in die Metropolitankathedrale, guckten aus der erhöhten Position aber wieder auf den Platz zurück mitsamt der Unabhängigkeitsstatue und schauten dann, dass wir etwas zum Mittagessen kriegen.

Sagen wir so: Die Google-Bewertung spielte heute nicht die überragende Rolle in der Auswahl des Etablissements, wie sie es normalerweise tut, denn mein Magen mochte die Gewürze hier aus den vergangenen Tagen nicht ganz so gerne.

Wir setzten uns also in das erstbeste Restaurant mit erträglicher Bewertung, bestellten zwei verschiedene Craft-Biere und dann auch etwas zu essen. Meine Ma bekam Hähnchenschlegel mit Wedges, ich hatte hornado, eine Art Schweinebraten, dazu Kartoffelpfannküchlein namens llapingacho und geröstete Maiskörner sowie lecker Avocado und Pico de Gallo ... Ich fand's lecker ...

Nach dem Essen wurde es fast lächerlich komisch: Es war ein halbes Dutzend Bedingungen unterwegs, aber unsere Bedienung ward nicht mehr gesehen, und so wurden wir auch nicht gefragt, ob wir noch etwas bestellen wollten ... Nach sicherlich zwanzig Minuten kam unsere Bedienung wieder, grinste uns auch an, sodass ich dann vorsichtig den Finger hob, dass wir schon noch gerne etwas trinken würden ... Den Cappuccino und den Espresso bekamen wir, dann verließen wir die - sehr schön eingerichtete - Gaststätte und machten noch einen kurzen Spaziergang durch die immer noch gerammelt volle Fußgängerzone ...

Wir machten kurz Rast auf der Plaza Grande, sahen, wie ein Herr zehn Meter von der Polizei entfernt, laut Marihuana feilbot, guckten uns die Menschen an, die hier Eis und Getränke und was weiß ich noch alles verkauften, es war viel Polizei auf dem Platz (nachts sollte man in der Altstadt anscheinend etwas vorsichtig sein, aber auf der Plaza Grande ist anscheinend immer Polizei), es war wieder einmal das pralle Leben - das gefiel uns sehr gut ...

Irgendwie aber, es war jetzt 14 Uhr oder so, waren wir dann doch müde, sodass wir ein Uber bestellten, das seeeeeehr lange brauchte, weil die Anfahrtsstraße verstopft war, sodass wir den Abstand zu uns in Zehn-Meter-Schritten alle 30 Sekunden oder so maßen, die Fahrt kostete jetzt keine zwei Dollar, und ins Hotel fielen wir zur "Siesta" ein ... Die Siesta geht fließend in den Nachtschlaf über - hoffentlich haben wir den Schlafmangel und den Jetlag bald überwunden ...

In Manta werden wir vom Fahrer unseres Hotels abgeholt, der Taxifahrer heißt mit Vornamen "Stalin", das kann ja was werden ...

Achso, und als wir gestern ankamen, begrüßte uns die Seniorchefin des Hauses, die sich dann, als die Juniorchefin angekommen war, mit ihr in vernünftigem - also für mich viel zu schnellem Spanisch - austauschte. Dabei fiel das Wort gringos, das in Lateinamerika ja für nordamerikanische und europäische Ausländer aller Art verwendet wird, wir waren uns nicht sicher, ob sich das in dem Moment auf uns bezog, aber seitdem bezeichnen wir uns selbst mehr oder weniger ironisch als Gringos ...

Insgesamt gefällt uns beiden Ecuador und Quito richtig, richtig gut, und meine Ma ist glücklich, dass sie nicht vom Bus in die Metro und andersherum hechten muss, sondern dass wir ganz gemütlich alles mit dem Uber, das hier wirklich bezahlbar ist (auch wenn es sich natürlich auch läppert), erledigen ...

Fotos gibt es heute auch:

Wirklich auf dem Äquator

Angeblich auf dem Äquator

Im Touristendorf

Fahrt in Richtung Altstadt von Quito

Präsidentenpalast

Unabhängigkeitsdenkmal

Plaza Granda

Hornado

Jesuitenkirche


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