Ich bin fast ein bisschen stolz auf mich, dass quasi sofort meine Alarmglocken ansprangen und ich meiner Ma sagte, sie solle auf ihre Tasche aufpassen, denn der Kumpan von dem Typen hatte sich schon hinter ihren Stuhl geschlichen. So weit, so schlecht, die Typen schienen unverrichteter Dinge abzuziehen und die Gaststätte zu verlassen, als der Typ zu einem anderen Tisch ging, von dem gerade eine Frau aufgestanden war, um zur Toilette zu gehen ...
Der Typ quatschte an die andere Frau am Tisch heran und nahm mitten in unserem Sichtfeld die Kamera der anderen Frau an sich und stopfte sie unter seine Jackentasche. Als er sich umdrehte und sah, dass wir aufgestanden waren und auf ihn zeigten, war er noch so dreist, den Finger auf die Lippen zu legen, womöglich als Versuch, das als "Scherz" auszulegen ... Er sah aber schnell, dass er damit nicht durch kam, drehte sich wieder um und legte die Kamera wieder auf den Tisch.
Leider wusste ich nicht mehr, was "Dieb" auf Spanisch heißt, und bis ich dahinter kam, dass ich einfach nur in irgendeiner Sprache den Laden hätte zusammenbrüllen müssen, um ihn aufzuhalten, war die Zwei-Mann-Bande schon wieder weg ... Andererseits kam mir erst anschließend die Idee, dass so jemand ja durchaus ein Messer dabei haben und sich so "wehren" könnten. Hinterher jedenfalls kam noch Security und befragte uns, aber das half halt nichts mehr ...
Das Allerbeste war, dass die beiden Gringas (ich vermute, das waren US-Amerikanerinnen) ganz offenbar gar nicht gemerkt hatten, dass wir ihnen die Kamera gerettet hatten, denn obwohl sie sich dann nach dem allgemeinen Aufruhr neben uns setzten, kam da kein Wort des Dankes, und ich bin mir recht sicher, dass gerade Amis das gemacht hätten, wenn sie unsere gute Tat mitbekommen hätte ...
--
Es ist ein bisschen schade, dass ich mich dieser unschönen Geschichte aufmache heute, denn es war ein ganz wunderbarer Tag in diesem ganz wunderbaren Urlaub in Ecuador. Wir waren auch heute wieder gegen 1 Uhr wach, zwangen uns aber, noch ein bisschen zu schlafen, und so standen wir dann gegen halb sieben auf. Das Frühstück war wieder lecker, diesmal aßen wir beide Rührei, und dann ließen wir uns trotz des einigermaßen unklaren Wetters zum TelefériQo, also zur Seilbahn hoch in die Hausberge von Quito, bringen ...
Das Uber an sich war recht günstig, nur mussten wir die "Parkgebühren" für unseren Uber bezahlen, das war dann am Ende der doppelte Preis, aber immer noch günstiger als die Rückfahrt, für die ich kein Uber buchen konnte, weil es an der Talstation kein freies WLAN gab. Das ist aber Meckern auf sehr hohem Niveau, denn am Ende zahlten wir für zwei Taxifahrten zu je 20, 25 Minuten insgesamt 12 Dollar ...
Die Hin- und Rückfahrt mit der Seilbahn kostet für adultos 9 Dollar, für personas de tercera edad 6,50 Dollar, sodass wir für 15,50 Dollar hoch und runter kamen ...
Mit uns in der Gondel saßen drei Chinesinnen, aber eine Unterhaltung war nicht möglich, weil die kein Englisch sprachen und mein (nahezu, höhö) perfektes Chinesisch leider auch nicht verstanden - Saftladen!
Die Bergstation liegt auf etwa 3.950 Metern Höhe, und meiner Ma ging es ebenso gut wie mir. Ich hatte ja vor Quito mit seinen 2.850 Metern ein wenig Sorgen hinsichtlich meiner Mutter gehabt, aber die fühlt sich hier unten im Tal pudelwohl, und da oben in der Höhe auch, auch wenn sie nicht den Spaziergang ein bisschen in den Berg hinein mitmachen wollte.
Also setzte ich sie - unter Bewachung zweier ..., naja, Straßenhunde waren nicht, eher Berghunde - am Café an der Bergstation aus und lief - in völlig geeignetem Slipper-Schuhwerk - zunächst zum Aussichtspunkt "auf die Vulkane". Nun, es war heute Morgen etwas neblig, sodass man die Vulkane nicht sah (und auch die Aussicht auf Quito war nur bis zur halben Höhe der Seilbahn wirklich gut gewesen, danach wurde es auch da wolkig, und am Ende fuhren wir über den Wolken - herrlich!).
Ich spazierte hinter zwei deutschsprachigen Familien, die ihre armen kleinen Kinder da hochscheuchten, hinauf bis zu den wahrscheinlich höchstgelegenen Schaukeln der Welt auf - handygemessenen - 4.017 Metern Höhe und danach noch ein kurzes Stück weiter auf eine Aussichtsplattform auf 4.024 Metern.
Von da stieg ich ein kleines bisschen ab zu einem Rastplatz mit zwei Lamas, fotografierte noch ein bisschen und trottete dann zurück zu meiner Ma - natürlich alles im kurzärmligen Hemd (es war wirklich recht mild da oben) und - blöderweise - uneincremt, weil ich vor dem Frühstück das Eincremen auf nach dem Frühstück verschoben und es nach dem Frühstück vergessen hatte ...
Es ist aber alles halb so schlimm, weil es wirklich bewölkt war und die Sonne nicht soooo durchkam (und es war Morgen), alles bestens. Trotzdem fuhren wir recht bald wieder hinunter zur Talstation (diesmal in unserer Privatkabine) - und jetzt bekam meine Mutter Höhenangst, weil sie freie Sicht auf Quito im Tal hatte und keine Chinesinnen ihr die Sicht versperrten ...
Dass ich in der Gondel mal vorwärts, mal rückwärts saß, um Fotos zu machen, beruhigte sie auch nicht wirklich, aber am Ende kamen wir gut unten an. Alle Versuche, ein WLAN zu finden, scheiterten, also liefen wir in Richtung der Taxifahrer-Mafia, die dann für einen Dollar über dem ausgeschriebenen Preis uns in die Stadt, zum Parque Ejido, kutschieren sollte ...
Unterwegs fuhren wir plötzlich von der Schnellstraße ab, und ich realisierte erst in dem Moment so richtig, dass diesmal ja kein Uber unsere Fahrt mittrackte, aber der Fahrer wollte uns wirklich nicht hinterrücks meucheln, sondern nur eine Abkürzung fahren - sehr schnell jedenfalls kamen wir am gewünschten Ziel an, ich musste mich zwingen, beim Aussteigen zu zahlen (das ist beim Uber ja nicht nötig), und so liefen wir am Hilton vorbei in Richtung eines Künstlermarkts, als wir einen Supermarkt sahen ...
Die Preisgestaltung für die Sonnencremes hier in Ecuador im Allgemeinen und in dem Ding im Besonderen war irgendwie komisch, die Sonnencremes sind sehr, sehr teuer, am Ende kauften wir 20 Milliliter Sonnencreme mit Lichtschutzfaktor 70 (!!!) - 100 hätte es auch gegeben!!! - für, so glaubten wir, sieben Dollar ein ... Beim Bezahlen stellte sich heraus, dass da irgendwie 20 % Rabatt drauf waren, sodass wir nur fünf Dollar zahlte - und damit hatte sich die Einkaufsaktion auch schon wieder gelohnt, denn zurück zum Hotel und wieder zum Markt hätte mit dem Uber auch ungefähr so viel gekostet ...
In dem Künstlermarkt (die Künstler sitzen jedenfalls teilweise auch in China, glaube ich ...) kauften wir ein paar Souvenirs ein, waren aber sehr angetan, dass hier nicht wie manchen Basaren eine ganze Traube von Verkäufern hinter dir her rennt, sondern dass allenfalls recht vorsichtig auf das Angebot und die gute Qualität hingewiesen wurde ...
Danach ging es durch das Viertel Mariscal, das nachts wohl nicht wirklich sicher ist und heute kurz vor 12 Uhr auch nicht so ganz megatollrichtig einladend erschien, weil wir praktisch schon in der Nähe der deutschen Kneipe waren. An der Plaza Foch entschieden wir uns um und fuhren dann doch zu unserer Kneipe von gestern - bzw.: Wir wollten fahren. Reihenweise lehnten uns die Fahrer ab, und als sich endlich einer unserer erbarmte, sahen wir in der Nähe der Plaza Grande, dass die Verkehrssituation auch am Samstag katastrophal ist und deswegen keiner uns fahren wollte, gerade für 1,93 Dollar oder so ...
Nach endlicher Zeit kamen wir an, aßen recht lecker zu Mittag, die Service-Situation ist immer noch grenzwertig, aber sei's drum, sie erkannten uns jedenfalls wieder, und nach der Diebstahlverhinderungsaktion wollten wir mit dem Uber zum Hotel fahren.
Zu Fuß wären wir schneller (aber berghoch deutlich verschwitzter) gewesen, weil wir 20 Minuten auf einen Fahrer warteten und auch da immer wieder mal nach schon erfolgter Zusage doch wieder storniert wurden - am Ende kamen wir aber gut im Hotel an, machen jetzt wirklich Siesta und lassen uns gleich um 18 Uhr zu einem Restaurant mit angeblich recht schönem Ausblick auf Quito fahren, das uns unser Hausherr empfohlen hat ...
--
Freunde der Sonne, war das genial da oben!
Das Uber brachte uns ein paar Höhenmeter den Berg auf der anderen Seite der Avenida Guayaquil hinauf, und schon in der Anfahrt hatten wir großartige Ausblicke.
Wir wussten nicht, auf welchen Namen reserviert worden war, aber irgendwie fanden die uns, wir fuhren mit dem Außenfahrstuhl hoch und bekamen gefühlt den besten Platz des Restaurants zugewiesen (ja, wir waren sehr früh für ecuadorianische Verhältnisse ...), mit Panaromablick auf Panecillo und Stadt ...
Wir waren auch deswegen so früh, damit wir das Panorama sowohl bei Tag als auch bei Nacht erleben konnten, und beide Ansichten waren fantastisch.
Ebenfalls großartig war das Essen zu mitteleuropäisch-gehobenen Preisen, nur reute mich das Mittagessen in dem Laden an der Plaza Grande, weil ich jetzt nicht mehr so viel Platz im Magen hatte (Ruhe da hinten!).
Natürlich bestellten wir eine Vorspeise (Pulpo für meine Ma, lecker, und eine ecuadorianische Kartoffelsuppe für mich, sehr üppig und seeehr sättigend), dann ein Hauptgericht (Riesen-Langostinos für meine Ma, Surf & Turf für mich) und latürnich noch eine Nachspeise (Feigen mit Käse für meine Ma und ein Schokoladenkuchen für mich). Dazu wurden nach Portwein als Aperitif und Bier zum Hauptgericht jeweils ein Canelazo, eine Art ecuadorianischer Glühwein mit 40- bis 70-prozentigem Zuckerrohr-Schnaps, verzehrt ...
Jo, das Uber zurück fuhr (jetzt war dort gerammelt voll auf der Straße, auf der bei unserer Ankunft noch gähnende Leere war), wir wurden von unseren Vermietern abgefangen, wir unterhielten uns noch ein wenig, sind jetzt aber auf dem Weg ins Bett ... Heute Nacht sind wir hoffentlich nicht um 1 Uhr ausgeschlafen!
Blick auf Quito aus der Gondelbahn |
Wieso denke ich da an Reinhard Mey? |
Blick auf die Gondelbahn und die Wolken |
Nahaufnahme Gondelbahn |
Da hinten sind die Vulkane |
Schaukel auf über 4.000 Metern |
Höchster Punkt der Reise |
Lama-Rastplatz (Lamas rechts) |
Nochmal Blick in Richtung Vulkane |
Fahrt abwärts in den Nebel |
Und noch ein Blick auf Quito |
Hauptspeise |
Panorama bei Tag (links der Panecillo) |
Vorspeise (sorry für die Reihenfolge) |
Panecillo bei Nacht |
Blick in Richtung unseres Hotels bei Nacht |
Canelazo |
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen