Meine Länder

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Samstag, 26. August 2023

Fast vom Verkehrsschild erschlagen

... worden wäre ich heute auf dem Port d'Envalira, denn als ich - es war sehr windig - ein Foto vom Schild auf dem Pass machen wollte, fiel hinter mir - Christian sagte, einen Meter von mir entfernt - ein mit einem Betonfuß ausgestattetes Verkehrsschild um. Ich hörte es dann zwar klappern, aber dass das so nah gewesen war, hatte ich gar nicht richtig mitbekommen ... Nun denn, juchhe, wir leben noch!

Ich hatte verblüffenderweise ganz gut geschlafen, bei offener Balkontür (Jessi und Christian hatten ihr Fenster sperrangelweitoffen), um 7 Uhr ging der Wecker, kurz danach schrieben die beiden mir, dass sie auf dem Weg ins Bad seien, also unternahm ich das beschwerliche Stück weg ebenfalls.

Um kurz vor 8 Uhr klopfte ich bei den beiden, an der Rezeption war niemand, also ließen wir die Schlüssel liegen und schrieben eine Nachricht, dass sie uns bitte das Geld über die (dem Vermieter bekannte) Kreditkarte abbuchen sollten. Das geschah dann auch, alles bestens, auch wenn wir die Inhaber nie zu Gesicht bekamen.

Daher verließen wir Puigreig gegen 8 Uhr und fuhren - nun bei Helligkeit mit wunderbaren Blicken auf die südlichen Ausläufer der Pyrenäen - in Richtung França (und keineswegs in Richtung "Francia", denn auf praktisch allen Verkehrsschildern wird in Katalonien ausschließlich Katalanisch geschrieben und kein Spanisch).

Die Schengengrenze nach Frankreich wurde so passiert wie vorgesehen, nämlich so, dass wir es nicht wirklich bemerkten, und kaum waren wir in Frankreich, waren wir schon wieder in Spanien, nämlich der katalanischen Exklave Llívia. In diesem nicht ganz kleinen Örtchen tranken wir erst einmal koffeinhaltige Heißgetränke (selbst ich trank einen Espresso), kauften Käse, Brot und Schinken ein (die Verkäuferin identifizierte uns schnell als Deutsche und sagte dann zur Verabschiedung "Danke schön!"), fuhren zurück nach Frankreich (wieder kein Grenzstein) und hielten an einem Parkplatz mit Blick auf die Berge an. Das Frühstück wurde auf der Kofferraumabdeckung zu- und ausgebreitet und genüsslich verspeist - herrlich!

Nun ging es weiter in Richtung der französisch-andorranischen Grenzkontrolle, von der wir im Vorfeld nicht so ganz richtig wussten, was uns erwarten würde: Einerseits ist das eine Schengen-Außengrenze, andererseits kann man aus Andorra ja nicht richtig raus und vor allem nicht richtig rein, ohne durch Spanien oder Frankreich zu reisen, am Ende wurden wir - ohne dass sich jemand ernsthaft unsere Ausweise anschaute - durchgewunken. Mal sehen, ob das morgen, wenn wir potenziell mit andorranischer Schmuggelware nach Spanien einreisen könnten, auch so locker gesehen wird ...

Um 11.02 Uhr erreichten wir andorranisches Territorium. Wir hatten uns schon vor Wochen entschieden, den Envalira-Tunnel zu verschmähen und stattdessen über den höchsten befestigten Straßenpass der Pyrenäen zu fahren, und das war eine sehr gute Entscheidung. Bei der Auffahrt war es sehr windig, was wir feststellten, als wir auf einem großen Parkplatz neben der Polizei parkten und Fotos vom Gebirge machten, denn mir wehte es die Mütze vom Schädel.

Oben auf der Passhöhe wurde ich nicht nur vom Verkehrsschild attackiert, sondern Christian geriet auch in einen Beinahe-Sandsturm (und hatte ob der windigen Kühle da oben einen Pullover angezogen), sodass wir - nachdem wir alle Fotos gemacht hatten, die wir machen wollten - nun auch in Richtung Andorra-Stadt fuhren.

Wir bogen allerdings vorher ab, denn wir wollten zum Port de Cabús, einem weiteren hohen Straßenpass der Pyrenäen. Leider wurden wir in Erts von der Polizei angehalten und abgewiesen, da läuft dieses Wochenende irgendein World Cup, sodass wir nicht zum Port de Cabús auffahren konnten. Wir drehten also und fuhren nun wirklich in Richtung Andorra la Vella.

Dort parkten wir in einem Parkhaus, von dem ich hoffte, dass es nahe der Innenstadt war, kamen ans Tageslicht und waren mitten, aber wirklich mitten in der Innenstadt. Wir aßen erst einmal ein Eis und wanderten dann in Richtung des Flusses Valira, der durch Andorra la Vella fließt, machten dort eifrig Fotos, auch vom deutschen Honorarkonsulat, wanderten dann zurück zum Auto und machten uns auf zum nächsten Etappenziel.

Wir fuhren in Richtung Süden und danach in Richtung Westen, denn wir wollten nach Os de Civís. Jetzt werden wieder einige Leserinnen und Leser anfangen zu gähnen, aber Os de Civís ist eine Anomalie im Schengen-Regime: Os de Civís ist ein spanischer Ort, der aber mit dem Auto nur über Andorra zu erreichen ist (wir haben es nachgeprüft, die Strecke ist hinter dem Dörfchen gesperrt und auch schlecht); dementsprechend überquert man auf dem Weg von Andorra dorthin zwar eine Schengen-Außengrenze, da aber keine Gefahr von Schmuggel oder illegaler Migration besteht, wird diese Schengen-Außengrenze nicht überwacht, man kann also einfach durchfahren.

Das machten wir dementsprechend auch, hielten nach Prüfung der Unwegbarkeit der vermeintlich weiterführenden Straße noch kurz in Os de Civís für ein Getränk an (da hatten wir wenigstens wieder spanisches Roaming) und fuhren noch einmal in Richtung Port de Cabús in der Hoffnung, dass der World Cup vorbei ist und wir hochkämen.

Also ging es wieder in Richtung Andorra la Vella, durch die Stadt durch, hoch nach Erts, und wieder wurden wir von der Polizei ausgebremst. Nun hatten wir genug, fuhren wieder zurück (also wieder durch Andorra la Vella) und endeten hier in unserem kleinen Örtchen im Centre Comercial zum Einkauf.

Jessi und Christian hatten sich bereit erklärt, heute zu kochen (es riecht schon wunderbar, während ich diese Zeilen schreibe), auch, weil wir aus der Beschreibung unserer Unterkunft hier gesehen hatten, dass wir einen wunderbaren Ausblick ins Tal haben müssten, und den wollten wir genießen.

Der Ausblick ins Tal ist noch wunderbarer als ausgemalt, das ist ganz großartig, wir sitzen hier in der Küche, Jessi und Christian brutzeln, ich gucke von Zeit zu Zeit aus dem Panoramafenster und verliebe mich immer wieder neu in diesen Ausblick.

Das war heute ein ganz fantastischer Tag, auch wenn wir nicht zum Port de Cabús kamen; diesen Pass erwischen wir noch irgendwann. Wir hatten auch echt Glück mit dem Wetter, denn aus dem angeblich tagfüllenden Regen haben wir nur heute Mittag auf dem Weg aus Os de Civís ein bisschen stärkeren Nieselregen erlebt - uns gefällt es hier in Andorra wirklich gut ...

Den Blog lade ich jetzt mal vor dem Essen hoch, denn wir haben viel Bier eingekauft ...

Unterwegs in Richtung Frankreich

Schon wieder in Frankreich

Frühstück in Frankreich mit spanischem Speck und Käse

Auf zum französischen Pass

Nebel im Tal

Fast schon auf dem Port d'Envalira

Ort des Beinahe-Verbrechens

Blick vom Pass

Andorra la Vella, Blick auf den Valira

Honorarkonsulat

Fußgängerzone

Blick auf Andorra

Os de Civís

Fast wieder in Andorra

Blick aus unserer Küche ins Tal

... auch ohne Stühle und Tisch

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