... des Wanderjahres habe ich gestern und heute gemacht. Wie? Wo denn geschrieben steht, dass das Wanderjahr vom 1. April bis zum 31. März geht? Na, im vorhergehenden Satz, guck noch mal genau hin, werter Leser.
Einen schönen Abschluss des jeweiligen Arbeitstages bildeten die Wanderungen allerdings auch, denn seit der Zeitumstellung habe ich ja abends noch drei Stunden Zeit (Tendenz steigend), und die nutze ich sicherlich das eine oder andere Mal noch aus ...
Gestern also machte ich nicht ganz pünktlich Feierabend, und weil ich keine Lust hatte, durch die Stadt zu latschen (ja, Bonndorf im Schwarzwald ist eine ordnungsgemäße Stadt!), nahm ich den Bus in Richtung Neustadt, stieg aber am Abzweig Schluchsee aus, wo ich den letzten Jahren wahrscheinlich nur eine Handvoll Menschen jemals ein- oder ausgestiegen sind ...
Von dort lief ich - es war in der Sonne sehr angenehm warm, im schattigeren Wald aber dann doch bestenfalls angenehm kühl - über den Männleswaldweg in Richtung Bahnwärterhaus, das ich aus einem anderen Winkel aus üblich anlief, weil ich sonst vom Wanderparkplatz an der alten Wassertretstelle komme.
Ich kreuzte meinen üblichen Weg und lief weiter in Richtung Glashütte, mir begegnete eine einsame Joggerin, sonst niemand, aber den Weg, den ich damals, als ich auf der dritten Wanderung am 7. April 2020 nach Glashütte, noch genommen (und nasse Füße gekriegt) hatte, verschmähte ich heute und lief - entgegen der Routenplanung - rechts auf einer Asphaltstraße weiter in Richtung Gündelwangen/Holzschlag.
An einer Gabelung hätte ich mich - trotz Blicks auf die Karte - fast verlaufen, aber ich bemerkte meinen Fehler und lief schnurstracks in den Wald hinein. Ich musste rechts auf einen Waldpfad abbiegen, dessen Existenz in der Karte dann irgendwann aufhörte, aber in Wirklichkeit war der Weg recht gut sichtbar, und auf einmal kam ich aus dem Wald heraus und hatte einen tollen Blick über die Wälder der Wutachschlucht und die jenseits gelegenen Hochflächen - sehr, sehr schön ...
Ich ging weiter - und traf auf Schnee. Nun hatte es mich auf dem Weg zum Hochfirst nicht so völlig überrascht, auf 1100 Metern noch auf Schnee zu treffen, aber hier, in Holzschlag, wunderte es mich doch ein bisschen ... Ich rutschte aber nicht aus, sondern überquerte das Schneefeld, lief wieder durch den Wald und kam bald darauf auf einer Hochfläche heraus, wo ich nicht nur wieder einen tollen Blick auf Gündelwangen und die Wutachschlucht hatte, sondern auch auf die untergehende Sonne ...
Zur Strafe für das Abkürzen mit dem Bus (und weil ich sonst viiiiiel zu früh am Bus in Holzschlag gewesen wäre) entschied ich mich, noch ein bisschen weiterzulaufen und am Abzweig Grünwald in den Bus einzusteigen. Ich lief parallel zum Bähnleradweg (nachdem ich auf dem Bähnleradweg die B 315 überquert hatte) und dann unter der alten Bahnbrücke hindurch zur Haltestelle.
Ich war viel zu früh dran, las noch ein wenig im Handy, fragte mich, wie sehr ich mich aufregen würde, wenn ich pünktlich um 19.55 Uhr in die Gegenrichtung hätte fahren wollen, nur um festzustellen, dass der Bus schon um 19.54 Uhr durchgerauscht war, und hörte dann - aus ziemlich großer Entfernung - meinen Bus herannahen.
Auch im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald, wo ich jetzt war, wurde die Bahncard 100 anstandslos akzeptiert, und um 20.14 Uhr war ich am Rathaus und bald zu Hause.
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Heute Abend fuhr ich mit dem Bus in die andere Richtung, nämlich gen Ewattingen und stieg in Münchingen aus. Ich lief an der dortigen Kirche vorbei und dann auf der Nebenstraße nach Boll weiter. Es ging über offenes Feld und zeitweise durch den Wald, es kamen vielleicht fünf Autos, die den Schleichweg fuhren, ab und zu hatte ich auch hier schöne Blicke auf die nördlich der Wutachschlucht gelegenen Gemeinden, das war jetzt nicht megaspektakulär, aber auch wieder eine richtig schöne Wanderung um Bonndorf herum. (Ich kam auch an einer Sammlung von Grenzsteinen vorbei, aber die stehen nicht mehr an ihrem ursprünglichen Ort, und deswegen finde ich so etwas dann ziemlich langweilig ...)
Hinter Boll ging es den nicht ganz unbrutalen Anstieg hoch, den ich einst am 6. April 2020 hinuntergekommen war, und heute nahm ich die alte Gedenktafel an den Blitzeinschlag, bei dem vier Kinder aus Boll 1921 ums Leben gekommen waren, wahr (letztes Jahr war ich an der vorbeigestürmt ...). An der Stelle war ich mit meiner älteren Ersatzoma ab und zu vorbeigelaufen, und den Spruch fand ich immer sehr gruselig (siehe unten auf dem Foto, wenn ich es hochgeladen kriege ...).
Kurz vor Tiefental hatte ich den Gipfel der heutigen Tour erklommen, jubelte angemessen und lief dann durch Tiefental hinunter zur B 315. Die Lotenbachklamm ist noch gesperrt (wie sie es am 8. April 2020 auch war, höhö ...), und heute fuhr ich vom dortigen Wanderparkplatz mit dem 19-Uhr-Bus zurück nach Bonndorf, sodass ich um 19.14 Uhr am Rathaus ankam.
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Im Wanderjahr 2020/21 waren es jetzt am Ende fast 1.300 Kilometer in knapp über 300 Stunden (12,5 Tage). Höhenmeter sollen es über 25.000 gewesen sein, also dreimal den Mount Everest hoch (!), aber der Zahl traue ich nicht so recht. In 117 Wanderungen habe ich 173 Gemeinden besucht (davon 93 in Deutschland, 69 in der Schweiz, zwei in Frankreich, acht in Österreich und eine in Liechtenstein) und bin im Schnitt 4,3 km/h (oder 13 Minuten, 57 Sekunden pro Kilometer) schnell gewesen.
Das Mamataxi ist unfassbarerweise mehr als 5.000 Kilometer gefahren (danke sehr!), und da sind nicht mal die Fahrten mit drin, die ich allein im Auto unterwegs war.
Allein im Schwarzwald habe ich einen Breitengrad und 24 Breitenminuten überwunden, von Ottersweier (Regierungsbezirk Karlsruhe) im Norden bei 48° 39' N bis Ruggell (Liechtenstein) im Süden bei 47° 14', von West nach Ost waren es zwischen Chalampé (Frankreich) bis Lustenau (Österreich) sogar zwei Längengrade und sechs Längenminuten, von 7° 32' O bis 9° 39' (Rundungsfehler allenthalben).
Nächste Ziele sind von Hannover aus erst einmal der Brocken, und dann der Heidschnuckenweg, und was ich im Schwarzwald so fabriziere, werden wir sehen, wenn ich weiß, ab wann ich wieder "normal" im Büro arbeiten soll/muss/darf/kann. Aber, lieber Leser, keine Sorge, ich werde berichten ...
Bitte beachten Sie die geänderte Fotoreihung. Fotos der ersten Klasse befinden sich in Abschnitt E und F ...
Hinter Tiefental II |
Hinter Tiefental I |
"Um 5 Uhr waren sie dort", gruselig ... |
End of Boll |
Langweilige Grenzsteine |
Zwischen Münchingen und Boll |
Bähnleradwegbrücke |
Blick auf die Wutachschlucht |
Gegen die Sonne II |
Schnee auf 800 Metern |
Gegen die Sonne I |
Bahnwärter Thiel wohnte hier eher nicht ... |
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