... habe ich heute mal wieder mit einer jungen Frau aus Bonndorf gespielt (an meinen Bruder, auch diesmal: nein), denn die begegnete mir heute Morgen beim Einsteigen in den Bus, oben am Hochfirst und dann wieder auf der Heimfahrt im Zug und im Bus ...
Aber fangen wir erstmal bei der gestrigen Wanderung an, die - im Vergleich zu heute - nicht ganz so spektakulär war, was mit zwei Dingen zu tun hatte: Erstens war das Wetter nicht ganz so fantastisch, und zweitens hielt ich immer schön am Fuße des Nordschwarzwaldes (ja, bis zum Nordschwarzwald habe ich es inzwischen gebracht), sodass die Ausblicke natürlich nicht sooo toll sein konnten. Ich bin jetzt zwar am Nationalpark Schwarzwald vorbeigelaufen (im Winter wollte ich wegen Schnees dort nicht hin), aber ich denke, dass ich - so gerne ich den Nordausläufer meiner Wanderkarte weiter nach Norden treiben möchte - irgendwann, vielleicht schon nächstes Wochenende, mal in Richtung Nationalpark gehe, mal schauen.
So, jetzt sollte ich aber vielleicht mal anfangen: Das Aufstehen gestern war schwer, sehr schwer, denn ich war - ebenso wie meine Mutter - erst um 3 Uhr im Bett. Das Wiedersehen von Mutter und Sohn (wir hatten uns ja fast eine Woche nicht gesehen ...) musste natürlich gefeiert werden, und nach einer angemessenen Anzahl von Zäpfle und dunklem Waldhaus ging es ins Bett. Den Bus um 8.40 Uhr peilte ich trotzdem an (und erwischte ihn auch), denn sonst wäre es mit der Heimkehr im Bus schwierig geworden - und die Benutzung des Mamataxis wollte ich gerne vermeiden.
Ich stieg also um 8.40 Uhr in den Bus ein, machte es besser als einst in Oberstdorf (aber ich wusste hier tatsächlich, dass die meine tolle Bahncard 100 akzeptieren), zeigte selbige also nur vor und ging festen Schrittes weiter nach hinten in den Bus - alles gut: Die Bahnbusgesellschaften (und dazu gehört neben der Südbadenbus auch die Südwestbus im Ortenaukreis) akzeptieren in aller Regel die Bahncard 100 auch in den Bussen, und da alle Busse hier unten im Kreis Waldshut SBG-Busse sind (glaube ich) galt das also auch hier.
Ich hatte eine Vier-Stunden-Reise bis Oberkirch vor mir, und in Neustadt, wo ich in die S-Bahn umsteigen wollte, scheiterte ich schon einmal daran, dass mir die Fahrplanauskunft nicht mitgeteilt hatte, dass ich auch eine halbe Stunde früher die S-Bahn runter nach Freiburg nehmen konnte. Nun hatte ich kein Brötchen gekauft, und stehe trotzdem eine halbe Stunde am Bahnhof herum, so dachte ich, doch die S-Bahn wurde in Neustadt eingesetzt, kam entsprechend früh, sodass ich zumindest im Warmen saß und auf die Abfahrt wartete.
In Freiburg kaufte ich mir ein Fleischkäsebrötchen, sprang für eine Station in den ICE (allein für so Sperenzchen liebe ich die BC100), stieg in Offenburg aus und enterte den Südwestbus (also auch mit der BC100), auf dass der mich zum Bahnhof in Oberkirch bringen möge. Dort in Oberkirch hatte ich am 14. Februar aufgehört, und von hier wollte ich weiter in Richtung Norden laufen.
Ich lief also zunächst ein Stückchen durch Oberkirch und verließ das Örtchen in Richtung Spring und Tiergarten. Ich lief an Obstbäumen vorbei (der eine oder andere fing schon fast an zu blühen, aber insgesamt war da noch nicht viel zu sehen im vermeintlichen "Obstgarten Mittelbaden") und an Weinreben (da war auch noch nicht viel zu sehen auf dem "Ortenauer Weinpfad"), das Gelände war wellig, aber gut händelbar (einmal wäre ich trotzdem fast - absichtlich - in den Weinberg hochgelaufen, weil das schön aussah, aber da ich gestern eher auf Strecke denn auf Höhenmeter aus war, ließ ich es bleiben) ...
Hinter Haslach kam ich nach Ulm, das ein Ortsteil der Gemeinde Renchen ist, und sah dort einen wunderschön blühenden Baum in einem Garten. Hinter Ulm ging es einen kleinen Anstieg hoch, aber ich blieb immer in der Nähe der dörflichen Zivilisation, bis ich schließlich über die Acher nach Oberachern kam. Kurz zuvor hatte mich aber ein Steppke, der - zulässigerweise - auf dem Bürgersteig fuhr, aus ungefähr einem Meter Abstand vom Gehweg geklingelt. Es war mehr so, dass ich vor Schreck vom Weg sprang als dass ich ihn bewusst vorbeigelassen hätte, er fuhr vorbei, ich rief ihm "bitteschön" hinterher, er realisierte seinen Fehler und rief "dankeschön" in den Wind, aber zum Glück war es kurz vor der Brücke, sonst wäre ich womöglich im Fluss gelandet ... Ich, übertreiben? Nie!
In Achern setzte ich mich auf einen großen, steinernen Blumenkübel, erntete einen skeptischen Blick von einer Frau (die war, glaube ich, weniger skeptisch, ob der Blumenkübel meine schlanke Gestalt trägt, sondern eher, ob ich - der ich mal wieder im Kurzarmhemd unterwegs war - noch ganz bache sei ... Das war Alemannisch ...) und überlegte, ob ich wie geplant weiterlaufe oder aber abbreche und zum Bahnhof in Achern marschiere.
Der Blick auf die Karte eröffnete mir, dass der Bahnhof ganz schön weit außerhalb von Achern war, die kleine Pause hatte mir gutgetan, also lief ich weiter, durch das schöne Örtchen Sasbach hindurch, dann - die Beine wurden müder - weiter entlang der Kreisstraße bis zur Haltestelle "Sasbachried Abzweig". Die weltpolitische Bedeutung dieser Haltestelle liegt darin, dass sie fast unmittelbar an der Grenze der Regierungsbezirke Freiburg und Karlsruhe liegt, und also schleppte ich mich noch ein paar Meter weiter, überquerte ebendiese Grenze, riss jubelnd die Arme empor und watschelte dann zurück zum Wartehäuschen. Juchhe, ich hatte nun - erstmals von Bonndorf ausgehend - einen anderen Teil Deutschlands als den Regierungsbezirk Freiburg im Land Baden-Württemberg betreten ...
Der Nervenkitzel hatte aber noch kein Ende genommen, denn ich hatte in Achern und in Freiburg nur ein paar Minuten zum Umsteigen, und so wie ich die Bahn kenne, hätte das eng werden können (wie am Freitag Abend, als ich rennend vom ICE zur S-Bahn unterwegs war und gerade noch so - zum Glück sahen Lokführer und Schaffner meine Schwungmasse in Bewegung auf sie zurasen - auf den Zug aufgesprungen war).
Joa, das Problem war, dass der Bus schon mit fünf Minuten Verspätung kam, und in Achern hatte ich nur drei Minuten zum Umsteigen. Ich konsultierte mehrfach die Fahrplanauskunft der Bahn, und vor lauter Konsultieren verpasste ich es, den Knopf zu drücken, dass ich am Bahnhof in Achern aussteigen will - es hätte wahrscheinlich gelangt (weil die Regionalbahn auch eine Minute Verspätung hatte), aber wenn es nicht gelangt hätte, wäre ich in Achern gestrandet gewesen.
Der Bus fuhr bis Offenburg, und manchmal ist es glücklich, dass die Bahn Verspätung hat, denn ich wollte auf einen verspäteten ICE aufspringen. Mein Bus holte seine Verspätung rein, aber der ICE schien das dummerweise auch zu tun, sodass ich zwischenzeitlich auch in Offenburg hätte rennen müssen, um überhaupt noch eine Chance zu haben. Doch dann, plötzlich, sah ich, dass der ICE sogar wieder Verspätung aufbaute - puh, jetzt würde ich langen.
In Offenburg stieg ich frohgemut aus, lief zum Bahnhof, guckte auf die Anzeige mit den kommenden Zügen - und fand meinen ICE nicht wieder. Was ist hier los? Was ist passiert? Bevor ich zum Alkohol griff (ich hatte gestern ein paar Ohrwürmer, aber Grönemeyer war tatsächlich nicht dabei), lief ich einfach zu dem Gleis, was mein Handy anzeigte und guckte in die leicht genervten Gesichter von einigen Wartenden. Der nächste angezeigte Zug wäre eine halbe Stunde später gefahren, sodass ich Hoffnung hatte, dass die genervt waren, weil sie auf meinen Zug warteten. Wenige Minuten später kam die erlösende Ansage, dass auf Gleis 1 jetzt der verspätete ICE einführe, ich stieg ein, stieg in Freiburg aus, lief gemütlich zum Gleis 7, stieg in die S-Bahn ein, fuhr durchs Höllental und hoch nach Titisee, wäre fast dort hängengeblieben, weil ich im falschen Zugteil saß und die Ansagen vor lauter Musikhören nicht gehört hatte, stieg also um in den Zugteil nach Neustadt und erwischte dort den letzten Bus nach Bonndorf, sodass ich um 20.14 Uhr nach fast zwölf Stunden on the road wieder zuhause war ...
Ich war hundekaputt nach fast 18 Kilometern, guckte zwar noch Serien, aber war seelisch und moralisch nicht in der Lage, noch Blog zu schreiben ...
Heute Morgen war ich dann - dank Zeitumstellung - einigermaßen früh ausgeschlafen, humpelte ins Bad, humpelte zurück ins Bett, guckte aus dem Fenster und dachte, dass das nicht wahr sein könne: solches Traumwetter ... Ich erschreckte meine Mutter mit meiner schieren Anwesenheit zweimal, dann entschied ich mich, sicherheitshalber auch diesen Tag außerhalb ihrer Wohnung zu verbringen (ansonsten singe ich ja ganz laut, damit sie nicht vergisst, dass ich da bin, aber bevor ich geduscht habe, bin ich weder ansprechbar noch singbereit) ...
Um 12.30 Uhr war ich an der Bushaltestelle, und da saß diese junge Frau mit Rucksack, die offenbar auch irgendwohin wandern gehen wollte. Um 12.40 Uhr fuhr der (recht volle) Bus ab, um 13.01 Uhr stieg ich in Unterlenzkirch aus.
Es ging erstmal ein Stück bergab, aber dann - für einen inzwischen in Niedersachsen wohnhaften Menschen - schon fast alpin-brutal den Berg hoch. Kurz vor Kappel streikte ich, als mein Wanderplaner mich in eine Senke und dann wieder den Berg hoch jagen wollte, also lief ich einen kleinen Umweg. Viel besser war es da auch nicht, denn auch da kam - ich sah einzelne Schneeflecken - erst eine Senkung und dann der Anstieg hoch nach Kappel, aber ich bilde mir ein, dass er weniger ausgeprägt war wie auf der ursprünglich geplanten Strecke.
Ich wanderte durch Kappel hindurch, einen richtig übel steilen Berg hoch (die Straße heißt passenderweise "Am Berg"). Meine Planung führe mich jetzt vom Querweg Freiburg-Bodensee weg, sodass der Anstieg ein bisschen erträglicher wurde, und als ich nach dem letzten steileren Wegstück auf dem Bergrücken ankam, war alles gut: Es ging noch bergan, aber mit sehr entspannten Steigungen, das war jetzt richtig, richtig schön ...
Etwas überraschend für mich war, dass ich noch richtig durch größere Schneeflecken stapfen musste, das hätte ich Ende März auch auf 1000, 1050, 1100 Meter Höhe nicht mehr erwartet. Ich war froh, dass der Querweg, auf den ich jetzt doch wieder kam, geräumt war, denn auch wenn der Schnee nicht kniehoch, sondern eher knöchelhoch, ist das doch immer anstrengender ...
Es war toll, mal wieder im (Nadel-)Wald zu sein und nicht immer nur die kahlen Stämme zu sehen! Doch, die heutige Tour machte mir schon richtig Spaß, und ich war ja noch nicht einmal am Gipfel des Querweges, am Hochfirst, angelangt ... Auf den letzten Metern verlief ich mich leicht, marschierte über den Parkplatz zum Hochfirstturm und sah da hinten viel Buntes.
Paraglider hatten dort oben ihren Stützpunkt, und so nah kam war ich so einem Absprungpunkt bisher nur in Bernau gekommen, aber da war nur einer unterwegs, heute war da mindestens ein Dutzend Männer (nur Männer), die ihre Gefährte in die Luft schwangen.
Das alles vergaß ich aber fast, als ich den vollen Blick auf den Titisee erlangte: traumhaft schön, wirklich traumhaft schön, gerade bei dem blauen Himmel heute und den schneebedeckten Schwarzwaldgipfeln - da war ich nicht zum letzten Mal, denke ich ...
Ich brachte den Paraglidern ein bisschen Unglück, denn jeder der beiden Startversuche, die ich fotografierte, musste abgebrochen werden. Ich war nicht der Einzige, der da oben herumstand und Titisee und Paraglider fotografierte, auch die Bonndorferin traf ich da oben an und musste schon schmunzeln.
Nach einer längeren Pause dort oben wagte ich mich an den Abstieg, und ich war von den Paraglidern anscheinend so beeindruckt, dass ich erstmal in die falsche Richtung lief, den Berg hoch. Erschwerend kam hinzu, dass der Weg, den ich lief, durch die Abflugschneise der Paraglider führte, aber ich wurde nicht angemotzt, denn das war ja ein allgemeiner Wanderweg, da müssen eher die aufpassen als ich, denke ich. Jedenfalls war es kein böser Wille. Dementsprechend peinlich war es, als ich dann ein paar Minuten später denen nochmal durchs Bild latschte - sorry!
Der Abstieg war schwierig, denn er war erstens steil und zweitens teilweise schneebedeckt, und dementsprechend rutschte ich öfter, konnte mich aber stets auf den Beinen halten. Einmal wollte der Schwarzwaldverein den Wanderer bei der Wegführung veräppeln, weil der Weg mitten durch unwegsames, steiles Gestrüpp ging, da lief ich lieber die paar Meter außenherum, da war ich sicherer.
Nun ging es durch den Wald, mir kam kaum jemand entgegen, ich unterquerte die B 500 und lief auf die Fußgängerzone in Titisee zu. Ich machte ein Foto vom Titisee (oder "Lake Titi", wie ich jedes Mal schreibe, wenn ich das Foto per WhatsApp verschicke), wollte mir ein Eis gönnen, sah die zwanzig Meter lange Schlange, ließ es gut sein und entschied mich - ich war viel zu früh für meinen Zug nach Neustadt - noch ein bisschen ins Höllental runterzufahren.
Ich war unterwegs mit einer Familie, deren Sohn eifrig den Zug erkundete und gelegentlich einen Brüller losließ, aber ich stieg (erst) am beabsichtigten Rückzugspunkt in Himmelreich aus, auch wenn die Umsteigezeit ein bisschen kürzer war als avisiert, weil wir in Hinterzarten ein bisschen Verspätung aufluden. Problem war es trotzdem keins, und ich saß diesmal sogar - ich spurtete in Himmelreich noch zum vorderen Zugteil - im richtigen Zugteil, sodass ich in Titisee sitzen bleibe konnte.
Beim Ausstieg in Neustadt stand da wieder die Bonndorferin vor mir, jetzt grinsten wir uns wirklich an und kamen ins Gespräch. Der Bus kam, alles war problemlos, bis wir in Lenzkirch am Kurpark ankamen.
Dort stand ein Mann ein, der - nun, wie soll ich es sagen - rotzendicht war und fragte, ob er nach Gündelwangen mitgenommen würde. Ausreichend Geld hatte er anscheinend nicht dabei, seine Tasche mit Flaschen hätte er fast in Lenzkirch "vergessen" (und vergaß sie dann auch fast, als er ausstieg), unterwegs nahm er seine Maske ab und quatschte die Bonndorferin voll, da die sich anscheinend kannten ... Sagen wir so: Niemand im Bus war unglücklich, als Monsieur in Gündelwangen ausgestiegen war.
Am Rathaus in Bonndorf stieg ich aus, lief heim, wurde mit lecker Abendessen bekocht und habe jetzt gefühlt den Rekord für den längsten Blogeintrag gebrochen. Sorry!
Angemessenerweise kommen jetzt 14 Bilder:
Obstbäume in Oberkirch |
Blick in die Landschaft vor Tiergarten (glaube ich) |
In Ulm (glaube ich) |
Über die Acher |
Da weißte Bescheid! |
In Sasbach |
Regierungsbezirksgrenzstein |
Im Schwarzwald |
Im Hochschwarzwald |
Hochfirstturm |
Titisee ohne Paraglider ... |
... und mit ... |
Achtung, Paraglider kreuzen! |
Lake Titi (höhö ... och menno!) |
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