Meine Länder

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Länder in dunkelgrün wurden bereits besucht,
Länder in hellgrün sind fest geplant,
Länder in orange sind in vorläufiger Planung für die nächsten zwölf Monate.

Donnerstag, 30. August 2018

"Hier stinkt's"

So richtig glücklich wirkte die Österreicherin gestern nicht, als sie mit ihrem Mann im 40-Grad-Becken im Lukács-Bad saß. Mag schon sein, dass das Wasser im Lukács-Bad ein wenig sulfathaltig, also ein wenig schwefelig riecht - aber so schlimm ist es wirklich nicht ... Vielleicht machte sie sich auch nur Sorgen um ihre zwei Söhne, die erst später zu den Eltern stießen - wahrscheinlich hatten die es sich im Erlebnisbecken draußen unter freiem Himmel gemütlich gemacht.

Jedenfalls war die Österreicherin so unerfreut über irgendwie alles, dass sie auch aus dem (schönen) Dampfbad im Lukács schnell Reißaus nahm - dabei machte sie aber die Tür nicht zu, was den jungen Ungarn, der auf der Bank im Dampfbad saß, dazu veranlasste, auf Deutsch in die Runde zu sagen: "In Deutschland macht man wohl die Tür des Dampfbades nicht zu." Ich war erpicht darauf, die Ehre des Vaterlandes wiederherzustellen, und verwies darauf, dass das Österreicher waren (und keine Deutschen), woraufhin er sagte, Österreich sei das eh das 18. Bundesland Deutschlands (ich frage mich, was das 17. Bundesland sein soll ...). Ein kurzer Schlagabtausch folgte, in dem er noch etwas sagte, was ich nicht ganz verstand, worauf ich - zugegebenermaßen - dümmlich grinste, was er wiederum nachäffte. Depp!

Wahrscheinlich dachte er, wir wären eine Gruppe, die beiden Österreicher und ich, denn als er mit seinen Freunden später das Bad verließ und mich - allein - im Becken sitzen sah, hatte er seine gute Kinderstube wiedergefunden und sagte höflich "Auf Wiedersehen!", was ich - vor lauter Überraschung - nur mit einem kurzen Gruß und "Tschüss" erwiderte.

Denn eigentlich sind sie ja doch ziemlich höflich, diese Ungarn. Das merkt man durchaus auch daran, dass die Männer praktisch immer den Frauen den Vortritt in den Aufzug lassen - und auch in die Straßenbahn dürfen die Frauen zuerst einsteigen. Das ist nur dann etwas doof, wenn die Tür schon piept und im Schließen begriffen ist, während die drei Männer vor mir noch aushandeln, wie sie die eine Frau dann doch vor sich einsteigen lassen, obwohl die Tür breit genug ist ... Man kann es auch übertreiben, aber grundsätzlich finde ich das schon sehr sympathisch.

Der aufmerksame Leser dieses Blogs weiß inzwischen, dass ich eigentlich kein Riesenfan des Lukács-Bades bin (mit entschiedener Ausnahme des Dampfbades, das neben dem im Király das schönste in ganz Budapest ist, jawoll), aber dass ich doch irgendwie immer dort lande. Gestern war das wieder nicht meine Absicht, denn ich hatte mich fürs Veli Bej entschieden - doch als ich am Veli Bej ankam, hing dort ein Aushang, dass das Bad wegen eines technischen Defekts geschlossen sei. Irgendwie haben die hier ganz schön oft technische Defekte. Da es jetzt aber auch schon 18 Uhr war, das Lukács halt wortwörtlich ums Eck liegt und auch erst um 22 Uhr zumacht, ging ich eben dorthin - zumal die Schlange komischerweise recht kurz war. Diesmal blieb ich aber im Thermalbad und ließ das Erlebnisbecken Erlebnisbecken sein, war dreimal im Dampfbad, verbrühte mir am Dampfzufluss (gefunden!) ein bisschen den Knöchel - kein Notarzt nötig - und genoss die drei Thermalbäder und das Tauchbad, was besonders nach dem Dampfbad eine sehr willkommene Erfrischung ist.

Dabei wurde mir klar, dass es dagegen geht, gegen das Ende meines (ersten, siehe unten) Budapest-Aufenthaltes diess Jahr - in drei Wochen bin ich schon wieder in Deutschland. Ich war die ganze Zeit am Hochzählen gewesen (ich bin jetzt in der neunten Woche, höhö), dass ich das Herunterzählen ganz verdrängt hatte - und wenn ich meine Badetage Mittwoch und Sonntag einhalte, habe ich jetzt - abzüglich des gelegentlichen Nachtbadens am Wochenende - nur noch vier Stück übrig (diesen Sonntag, nächsten Mittwoch, übernächsten Mittwoch und dann am 16. September), denn am Sonntag nächster Woche komme ich ja erst aus Istanbul zurück. Zwar werde ich mit den beiden Istanbulern am Montag auch noch mal baden gehen, aber irgendwie kriege ich Torschlusspanik ...

Dieselbe wird aber dadurch gemindert, dass unser Sekretariat heute meine Flüge für den zweiten Budapest-Aufenthalt dieses Jahr gebucht hat: Am Sonntag, dem 2. Dezember fliege ich morgens um 10 Uhr nach Budapest, bleibe zwei Wochen hier und fliege am Samstag, dem 15. Dezember abends wieder zurück nach Frankfurt. Dadurch bin ich am Montag nach der Anreise frisch und fit und kann am Abschlussfreitag im Büro bleiben, so lange es eben im Winter nötig ist, ohne auf die Uhr gucken zu müssen, um das Taxi zum Flughafen noch zu erwischen. Das wird schön.

Schön wird es aber auch in Istanbul, hoffe ich - in acht Tagen bin ich schon in meiner Lieblingsstädte, und ich bin sehr gespannt, was meine Israel-Reisegesellschaft über die größte Stadt der Türkei sagt. Meine Mutter hat schon ziemlich genau meinen Plan nach der Ankunft im Hotel vorausgesagt: "Danach fahrt ihr Straßenbahn bis zur Fährhaltestelle und dann mit dem Schiff rüber nach Asien." Das war Spitze, um mal Hans Rosenthal zu zitieren ...

Jetzt fällt mir beim besten Willen keine Überleitung zu Hans Rosenthal ein ... Obwohl: Dalli dalli kam das Abendessen gestern am Oktogon, es gab Hähnchenpaprikasch und danach Somlói galuska, beides lecker, aber ich mag das nicht, wenn ich die Hähnchenschlegel beim Hähnchenpaprikasch noch auseinandernehmen muss - da bin ich dann faul (was ich ja sonst niemalsnie bin ...).

Ich bin gespannt, was das Wochenende so bringt - am Samstag spielt Újpest um 19.30 Uhr, dann ist das Spiel um 21.15 Uhr zu Ende, sodass ich es pünktlich ins Rudas zum Nachtbaden schaffen könnte - klingt wie eine Idee, zumal ich vom Ferenc-Szusza-Stadion mit der 30 und der 7 mit nur einmal Umsteigen direkt zum Rudas komme ... Klingt wie eine ziemlich gute Idee, mal sehen, wie lange eine solche gute Idee bei mir überlebt ...

Morgen ist aber erstmal noch Arbeiten angesagt, ich hoffe, ich kann es vermeiden, am Samstag nochmal ins Büro zu müssen ...

Montag, 27. August 2018

Alles in Mutter

Vor ein paar Tagen habe ich mich vertippt, daher heute absichtlich: also alles in Butter mit meiner Mutter (boah, auch noch ein Schüttelreim als Zugabe hinterher) ...

Was ich eigentlich sagen will: Meine Mutter ist gestern um 19.30 Uhr ohne Zwischenfälle wieder im Schwarzwald angekommen, obwohl sie nach ihrer Aussage bis zum Bodensee schlechtes Wetter gehabt habe. Sie wäre sogar noch schneller gewesen, wenn die österreichischen und deutschen Popul..., äh, Politiker nicht Europa und das Schengener Abkommen kaputtverrammeln wollten, es ist und bleibt traurig.

Ich weiß nicht, was ich gestern verbrochen habe, aber auf einmal tat mir alles weh, und als ich ins Bett ging, hatte ich Schüttelfrost vom Feinsten (höre ich da ein sarkastisches "oooooooooooh"? Jepp ... Na, warte!), und mein Knöchel tat mir auch noch weh. Heute Nacht schwitzte ich wie im hochtemperierten Dampfbad, und heute Morgen war alles wieder gut.

Bevor sich jetzt die Ärzte unter meinen Lesen über mich beugen und die sofortige Notschlachtung anordnen: Ich scheine mich gestern ein bisschen erkältet zu haben, denn gestern hat der Herbst in Budapest sein erstes Lebenszeichen von sich gegeben. Glücklicherweise war ich ja gestern baden, sodass die Erkältung mit dem Schlaf niedergerungen werden konnte.

Und heute Morgen schrieb mir sogar die Freundin, die ich wahrscheinlich, wenn sie mich mal in Budapest besuchen kommen sollte, mit Gewalt ins 28-Grad-Becken befördern muss, weil sie sonst "ich verbrühe" brüllt, ich sollte heute Abend vielleicht noch mal ins Bad gehen. Da habe ich mir die Augen gerieben ...

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So, jetzt habe ich genug berichtet von meinem gesundheitlichen Allgemeinzustand, nun kann ich auf den kleinen Abschnitt rechts oben (aber unter der Karte!) verweisen, wo "Budapester Bäder" steht. Ich habe meinen kleinen Badeführer von vor vier Wochen ein bisschen aktualisiert (zumal ich danach ja noch in zwei neuen Bädern war) und mit ein paar Anreiseinformationen versorgt (wenn man sich mal nach Budapest verirrt, was ich nur empfehlen kann). Ich hoffe, es ist für den einen oder anderen werten Leser nützlich.

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Deutschland spielt Ende November um die WM-Qualifikation im Herren-Rugby, und zwar in Marseille. November ist reise-/arbeitstechnisch immer eine ungeschickte Zeit für mich, aber vielleicht kann man die American-Football-Schnapsidee nach London diesmal durch eine Rugby-Schnapsidee nach Marseille ersetzen. Ich werde berichten (und wenn ich nicht berichte, dann ist die Idee halt hinfällig geworden ...).

Sonntag, 26. August 2018

Beilage=Unterlage

Diese seltsame Formel (auch und besonders für einen Mathematiker) bringen die ungarischen Köche immer wieder in Anwendung, sei es in guten Restaurants, sei es in der Mensa: Während bei uns in Deutschland die Beilage neben das Hauptgericht drapiert wird, wird in Ungarn das Hauptgericht auf die Beilage/Unterlage bugsiert. Das ist dann immer ein bisschen doof, wenn man das Schnitzel schneiden möchte und immer wieder abrutscht, weil die Pommes darunter uneben verteilt sind, aber ich habe das jetzt so oft und in verschiedenen Gastronomieeinrichtungen gesehen, dass ich an einen Trend glaube. Komische Sachen, die die Ungarn da machen ...

Wir waren ja in der Nacht von vorgestern auf gestern relativ zeitig aus dem Rudas gekommen, sodass wir gestern Morgen relativ früh wach waren. Dementsprechend konnten wir auch schnell aufbrechen. Meine Ma wollte eigentlich eine Stadtrundfahrt machen, aber ich fand, dass wir das genauso gut umsonst (sie muss als EU-Bürgerin über 70 hier sowieso nichts zahlen; es lebe die EU, mal wieder; ich habe ja meine Monatskarte) die Stadtrundfahrt abfahren könnten. Dementsprechend stiegen wir in die 105, fuhren am Heldenplatz vorbei und über die Kettenbrücke, stiegen am Clark Ádám tér um in die 16 und fuhren über die Burg bis zum Széll Kálmán tér, von wo aus wir in eine Straßenbahn umstiegen, die hinter dem Gellértberg in Richtung Süden fuhr. Unterwegs stiegen wir um in den Bus, der am nächsten zur Zitadelle fährt, ließen den Aufstieg zur Zitadelle dann aber sein (das mache ich in den nächsten Tagen mal), fuhren wieder runter und danach mit der Bäderlinie 19/41 einmal runter (in den Süden) und einmal hoch (in den Norden), sodass wir an allen fünf Bädern auf der Linie vorbeikamen. Den Abschluss machte das nachmittagliche Mittag-/Abendessen am Oktogon, ehe wir gegen 21 Uhr schon im Bett waren - das war gut, denn es sollte heute ja um 5 Uhr rausgehen.

Der Wecker heute Morgen war grausam, ich schlug noch eine halbe Stunde Kuscheln heraus, aber irgendwann musste ich doch aufstehen, weil ich meiner Ma versprochen hatte, sie auf die richtige Spur in Richtung Wien zu setzen. Es regnete wie aus Strömen und an der Árpádbrücke fuhr ich falsch (nach Norden statt nach Süden), danach fuhren wir ein bisschen im Seich herum, an der Margareteninsel vorbei und dann an der Elisabethbrücke in Richtung Westen.

Ich verpasste den Ort, um auszusteigen, weil wir plötzlich schon auf dem aquaplaninggefährdeten Autobahnzubringer waren, drehten noch einmal eine Runde, ehe meine Ma mich im nachlassenden Regen an einer Bushaltestelle rausließ, ich per Fußgängerbrücke den Zubringer überquerte und dann in den gerade herannahenden Bus einsteigen konnte. Von einem der Bahnhöfe fuhr ich kurz mit der Metro und dann kurz ins Büro.

Als ich im Büro Schluss machte, verpasste ich gerade die 115 und stieg dann in die 26 über die Margaretenbrücke ein, blieb aber bis zum Nyugati-Bahnhof (wieder auf Pester Seite) sitzen und stieg in die Straßenbahnlinie 2 ein. Das waren teilweise neue Strecken für mich, denn heute wollte ich etwas Neues ausprobieren, nämlich ins Dandár-Bad zum Planschen gehen.

Die Linie 2 fährt auf Pester Seite an vielen Sehenswürdigkeiten (insbesondere am Parlament) vorbei und bietet zudem einen tollen Ausblick auf die Burg. Südlich der Petőfi-Brücke stieg ich aus der Linie 2 aus, ging ein paar Schritte zurück und betrat das Dandár-Bad.

Die Verkäuferin wollte nach der Zahlung mein Armband nicht rausrücken, aber als ich mehrfach auf mein Handgelenk zeigte, merkte sie ihren Lapsus und gab es mir durch die Durchreiche. Ich zog mich im ersten Stock um und ging die Treppe herunter ins Bad.

Das Dandár ist ein relativ neues Bad (1928 erbaut, aber erst seit 1978 mit eigener Quelle), und es ist nicht so opulent bemalt wie das Gellért und natürlich kein türkisches Bad, aber es ist sehr untouristisch (beim Betreten des Dampfbades grüßt man sich auf Ungarisch) und vergleichsweise geräumig. Ich hatte mich auf eine kleinere Enttäuschung eingestellt, aber zum Glück täuschte ich mich bei dieser Erwartung, denn das Dandár wird wahrscheinlich nicht mein Lieblingsbad, aber es ist keineswegs auszuschließen, dass ich da nochmal hinfahre, zumal es heute um 12 Uhr, als ich ankam, relativ leer war.

Das Dandár besteht aus zwei Thermalbecken  mit 35 und 38 Grad und einem Tauchbecken mit 20 Grad im Gebäude sowie zwei weiteren Becken (angeblich auch Thermalbecken, aber die rochen chloriger) mit 36 und 38 Grad. Im Innenbereich im Erdgeschoss gibt es auch eine finnische Sauna, in der Saunawelt (die ist - wie die Außenbecken - Bestandteil des Wellnessbereiches, der zwei Euro extra kostet) gibt es nochmal eine und ein sehr schickes Dampfbad, auch wenn man da die Mosaiken in den Sitzbänken mal wieder erneuern könnte.

Ich wechselte öfter zwischen Innenbecken und Saunawelt hin und her (das sind ein bisschen längere Wege als im Király oder im Rudas, weil man jedes Mal durch die Schleuse und treppab, treppauf muss), badete im warmen Thermalwasser, dann im sehr warmen, danach im kühlen Wasser, ging dann zur Saunawelt und ins Dampfbad, dann dort ins 15-Grad-Tauchbecken (sehr angenehm nach dem Dampfbad) und fing den Spaß von vorne an.

Das Dampfbad ist ein bisschen zur Selbsteinstellung gedacht: Beim zweiten Gang dorthin war kaum Dampf da, sodass ich versuchte, den Dampf so zu erzeugen, wie ich es im Lukács gelernt hatte, indem ich die Bänken abspritzen wollte (ich war allein). Kaum hatte ich den Wasserhahn aufgedreht, kam ein pumpendes Geräusch (und kein Wasser), sodass ich ganz erschrocken den Hahn wieder abdrehte und mich ins warme, aber eben nicht dampfende Dampfbad setzte. Auch das Pärchen, das nach mir kam, nahm diesen Umstand so hin. Zum Glück kam dann aber eine Fünfergruppe von Männern, die das öfter schon gemacht hatte, der eine drehte den Wasserhahn auf, ignorierte das Pumpen (bzw. das Pumpen ist wohl richtig, damit der Dampfspender anspringt) und warf dann noch einen Brocken Eis (in manchen Saunabereich gibt es Eisspender) in den Dampfspender.

Halleluja, danach wurde es muckelig warm (so sagt man im Norden, habe ich gelernt), sodass ich richtig hübsch schwitzte. Schön war's!

Nach knapp drei Stunden ließ ich das Dandár ein Thermalbad sein, zog mich um (heute ist es kühler gewesen in Budapest, da schwitzte ich dann nicht so nach) und machte mich mit kurzem Zwischenstopp zum Mittag-/Abendessen auf nach Hause.

Ich glaube, heute gehe ich früh ins Bett. Also gleich (und hoffe, dass meine Ma mich nach guter Ankunft aus dem Bett klingelt ...) Gute Nacht!


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Ich habe neulich eine Mail bekommen, dass Russland es Inhabern einer Fan-ID der WM jetzt erlaubt, bis 31. Dezember dieses Jahres visumfrei nach Russland zu reisen. Auch wenn ich nicht so recht daran glaube, aber es erweitert die Möglichkeiten für eine spontane Vor-Winter-Städte-Schnapsidee doch ein kleines bisschen.

Samstag, 25. August 2018

Wenn treue Leser meckern

..., hat man eindeutig zu lange keinen Blog geschrieben, gerade, wenn es viel zu berichten gibt. Nur ist es leider ... nein, nicht leider ..., nur ist es so, dass die Abende mit meiner Mutter nahezu immer sehr schön sind, und dann fällt nach dem Drei-Gänge-Menü und dem zweiten Bier halt der Blog hintenrunter - tut mir leid!

Also, springen wir zurück zum Montag.

Wir kamen relativ zeitig aus dem Haus und fuhren erst einmal zum Oktogon, weil ich meiner Mutter eine der schönen Kneipenmeilen in Budapest zeigen wollte. Wir liefen vorbei an zwei Kneipen, an denen ich schon war (und die wir im Laufe der Woche zurückkehren würden), und an einem sehr schönen Café, an dem wir fast gefrühstückt hätten (dorthin würden wir im Laufe der Woche auch noch zurückkehren), ehe wir im jüdischen Viertel ankamen.

Ich wollte meiner Ma den Judaika-Laden zeigen, in dem ich meine Kippa gezeigt hatte, der hatte aber um die frühe Zeit (10.30 Uhr?) noch zu, sodass wir direkt in die Synagoge an der Kacinczy-Straße gingen. Ich hatte in weiser Voraussicht meine Kippa dabei und auf ging's ... Freunde, diese Synagoge (jetzt hätte ich fast "Moschee" geschrieben, geht's noch?) ist soooooooo schön - mit ihrer luftigen, fast modernen Dekorierung und der trotzdem sehr feierlichen Atmosphäre gefällt sie mir sehr, sehr gut ... (Und meiner Ma auch, wenn ich das richtig verstanden habe ...)

Jetzt war meine Mutter zum ersten Mal in einer Synagoge, und weil man auf einem Bein nicht stehen kann, liefen wir direkt noch zur Großen Synagoge. Um 11.30 Uhr war die deutschsprachige Führung angesetzt, wir kamen kurz vor knapp an, waren um 11.28 Uhr im Besitz der Eintrittskarten und wenige Minuten später an der schwarz-rot-goldenen Flagge angelangt. Kein Führer in Sicht (das war kein Wortwitz!), wir dachten schon, wir hätten ihn verpasst, aber ein paar Minuten später kam er angelatscht.

Der Typ war gut, erläuterte, dass die Synagoge, die größte Europas und nach einer New Yorker Synagoge die zweitgrößte der Welt, die der neologischen Gemeinde sei, die nicht ganz so streng religiös sei wie die orthodoxe Gemeinde, zu der unter anderem unsere Kacinczy-Synagoge gehört, und machte auch deutlich, dass nur etwa 10% der ungarischen Juden wirklich religiös sei.

Wir liefen vorbei am früheren Garten, die während der Zeit des Ghettos in einen provisorischen Friedhof umgewandelt wurde und es nach dem Krieg auch blieb, und kamen dann an der Skulptur einer Trauerweide an, auf der Namen der in der Schoah umgekommen ungarischen Juden als Blätter angebracht sind, und an einer kleinen, aber sehr eindrucksvollen Gedenkwand für in den Konzentrationslagern umgekommene Familien.

Doch, das war in jedem Fall sehr eindrucksvoll, auch wenn ich die Kacinczy-Synagoge rein von der Innenarchitektur schöner finde (die Große Synagoge wirkt im Inneren mehr wie eine große, schwere christliche Kirche).

Jetzt hatten wir aber richtig Hunger, und wir fanden - ein paar Schritte von beiden Synagogen entfernt - den Weg zum Gettó Gulyás, in das ich jetzt zum dritten Mal einkehrte. Für meine Ma gab es zunächst eine (ziemlich kleine) Portion Hortobágyi palacsinta (Pfannkuchen mit Fleischfüllung) und danach Kalbspaprikasch mit Bandnudeltalern im Speckrand (was ich an meinem ersten Abend dort hatte), für mich Tatar (eine ziemlich große Portion) und danach eine Portion Rinderpörkölt (Gulasch). Wir waren begeistert (ich zum wiederholten Mal), sodass das Gettó Gulyás jetzt in meinen Empfehlungen landet.

Manche Leser beschweren sich über die Länge der Blogeinträge, heute werden die Beschwerden besonders laut, denn wir sind erst in der Mitte des ersten Tages ...

Danach ging es aber ins Gellért-Bad. Das war nicht von Anfang so geplant, weil ich hoffte, dass meine Ma erst am Montag wieder fährt und wir am Sonntag davor ins Gellért gehen könnten, aber sie machte relativ deutlich, dass meine Planung hinfällig sei, sodass ich ihr das Gellért am ungarischen Nationalfeiertag zeigen wollte.

Ja, das Gellért ist schön hübsch mit seinen zweimal zwei Thermalbädern, mit den kalten Bädern (in die meine Mutter sich am liebsten verzog, auch wenn ihr die warmen Thermalbecken auch gefallen haben), und am Montag erwischte ich auch zweimal das Wellenbad - hui - das macht Spaß ...

Nicht ganz so Spaß gemacht hat mir, dass die Verkäuferin mir nur eine Kabine verkaufte anstatt der bestellten zwei, vor allem, weil ich dann an dem Armbandleser keine Kabine angezeigt bekam, dachte, dass wir freie Kabinewahl haben, und wir dann die Kabinen nicht zu bekamen, sondern mit Sack und Pack in die - meiner Mutter - zugewiesene Kabine umziehen mussten. Ärgerlich ... (Aber auch der Rauch war genauso schnell verzogen wie auf die bayerischen Schilderwaldexperten!)

Nach dem guten Mittagessen und dem Baden hatten wir nur noch Durst und fielen am Oktogon ins Irish Pub ein, wir mussten schließlich noch ein, zwei Stunden bis zum Beginn des Feuerwerks am Abend des Nationalfeiertages überbrücken, und nach der Limonade (ich habe wirklich Limonade getrunken, und nebenher noch ein Guinness oder so ...) ging es dann mit der Straßenbahn in Richtung Margaretenbrücke.

Die Straßenbahn hätten wir uns sparen können, denn nach wenigen hundert Metern war Vollsperrung der Straße und wir mussten zu Fuß laufen. Die Vollsperrung war nachvollziehbar, weil unfassbare Menschenmassen unterwegs auf die Margaretenbrücke waren. Ein bisschen mulmig war mir da schon zu Mute, aber als wir auf dem Bürgersteig standen (und nicht mehr im Menschenstrom) und aus der vierten oder fünften Reihe den Blick auf Parlament, Kettenbrücke und Burg genossen, da war es alles besser.


Uns taten schon die Füße weh, und normalerweise bin ich kein so'n Feuerwerksfan, aber das, was die Ungarn da abgezogen haben, das war schon sehr, sehr schick. Auch die Drohnen, die ihre Wege abflogen und dabei, wenn ich das richtig verstanden habe, unter anderem einen Hirsch in den Abendhimmel malten, waren sehr beeindruckend ...

Nach dem Ende des Feuerwerks machten wir, dass wir wegkamen, fuhren vom Nyugati-Bahnhof eine Station mit der (um die Zeit normalerweise schon geschlossenen) M3 - die war wohl für den Feiertag noch in Betrieb - zum Lehel tér und von dort mit der Straßenbahn zu meiner Bude.

Der Montag war ein sehr schöner, sehr ereignisreicher, aber auch durchaus anstrengender Tag.

Am Dienstag wollten meine Mutter und ich uns eigentlich am Oktogon treffen, aber ich änderte den Plan und beorderte sie zur Árpád-Brücke in der Nähe meines Büros. Nach anfänglichen Rückzugsgefechten mit den Straßenbahnen fand sie den Weg und wir erwischten die Fähre von der Népfürdő utca die Donau hinunter.

Wir hatten wieder wahnsinniges Glück mit dem Wetter, denn obwohl sich ein Gewitterchen anzukündigen schien, blieb es während der Fährfahrt aus - alles in Mutter. Wir aßen in einer Gaststätte am Dunacorso mit Blick auf die Burg, in der ich schon einmal gegessen hatte, und waren auch hier sehr zufrieden. Wenn die mich bei meinem zweiten Besuchsversuch nicht relativ brüsk abgewiesen hätten, kämen die vielleicht auch auf meine Liste ... Mal sehen, ob sie das noch herumdrehen können.

Weil uns die Dessertauswahl nicht so recht zusagte, gingen wir am Oktogon noch auf einen Absacker in eine weitere Kneipe, in der ich schon war, die nämlich einen großartigen Kaiserschmarrn hatten. Die haben keine so gute Google-Bewertung, sodass da ziemlich leer war, dafür kamen wir aber in den Genuss eines Beinahe-Exklusivservices, auch nicht schlecht.

Am Mittwochabend sollte es ins Királybad gehen - meine Ma wartete am Büro auf mich, weil ich hoffte, schon um 17.30 Uhr Schluss machen zu können, es wurde aber doch 18 Uhr, der Bus kam nicht passend für uns, die Straßenbahn auch nicht, die Uhr tickte, vor uns standen zwei Amis ewig an, aber am Ende waren wir noch gute zwei Stunden im Királybad und entspannten uns von den anstrengenden zwei Tagen seit dem Besuch im Gellért.

Dem Ami war das im Király alles ein bisschen zu wenig Action, der war nicht so richtig begeistert davon, aber meiner Ma gefiel dieses "nostalgische" Bad, auch wenn sie es - ich hatte "ein bisschen versifft" gesagt - "ein bisschen verwahrlost findet". Sagen wir, das Király ist wildromantisch, ich finde es da schön, vielleicht gerade weil es nicht so geleckt ist wie andere Bäder in Budapest.

Am Mittwoch war mir überall ein bisschen kühl, das 36-Grad-Becken fühlte sich wie 33 Grad an, das 40-Grad-Becken wie allenfalls 38, sodass ich selbst im 36-Grad-Becken ein wenig fror und im 26-Grad-Becken war es mir da definitiv zu kühl. Das Dampfbad im Király machte mir dagegen richtig Spaß, das war wieder ein guter Erholungsabend.

Die Erholung wurde aber bald darauf wieder zunichte gemacht, denn wir landeten zum Absacker am, wen wundert es, Oktogon. In dem Café, an dem wir am Montagmorgen noch vorbeigelaufen waren, bekamen wir noch zwei Plätze, und der Chef gefiel uns richtig gut, weil der alles im Blick hatte und, als Not am Mann war, auch selbst die Bestellungen entgegennahm oder auch selbst den Stiel eines heruntergefallenen Glases aufhob. Unsere Bedienung war ganz großartig, sodass ich nach dem zweiten Bier dann anfing, bei ihr auf Ungarisch zu bestellen - sie verstand sogar, was ich wollte, was mich immer noch sehr wundert ...

Um Mitternacht wurden wir ins Café hineingebeten, tranken nach dem Pálinka noch ein Absackerbier, fuhren - mangels Nachtbus vom Oktogon - mit dem Taxi, dessen Fahrer uns um ein paar Euro abzockte, weil er "vergaß", am Oktogon richtig abzubiegen, nachdem wir ihn angehalten hatten, nach Hause und fielen dann trotzdem um, öhem, halb zwei ins Bett.

Am Donnerstag Abend war das monatliche Fun event vom Büro aus, und am besten breiten wir über diesen Abend insgesamt den Mantel des Schweigens.

Am Freitag Morgen hüpfte ein junges Reh durch Budapest - das war möglicherweise meine Mutter, ich war es definitiv nicht. Am Nachmittag rief ich sie aus dem Büro an, fragte, wo sie sei, und wir trafen uns am Clark Ádám tér auf dem Budaer Brückenkopf der Kettenbrücke. Wir gingen noch ein paar Pflegeprodukte einkaufen und setzten uns dann (früh, fast zu früh) ins Ferenc József in der Nähe der Metrostation Opera. Auch da hatte ich bei meinem Restauranttesting in Budapest schon probegegessen, das Essen war sehr gut gewesen, nur vergaß der Ober mich beim Nachtisch. Unter der Woche wollten wir dort noch zu Abend essen (es war am Mittwoch, genau), hätten aber nur noch Getränke gekriegt, sodass wir dann aufgebrochen waren. Eine Chance bekam das Ding noch, und die Chance nutzte es ziemlich gut.

Ich aß die dort immer vorzüglichen Hortobági palacsinta, meine Ma bekam ein Wiener Schnitzel, und meine Hauptspeise war Wels-Paprikasch, was auch sehr, sehr lecker war. Zum Nachtisch gab es zwei Klassiker, palacsinta Gundel für meine Mutter, somlói galuska für mich, und die Somlauer Nockerln dort waren fantastisch, ganz, ganz toll. Ich überlege noch, ob die Kneipe auf meine Liste kommt.

Jetzt waren wir aber viel zu früh dran, weil wir erst um 22 Uhr ins Rudas konnten, und es war erst 19.30 Uhr oder so. Also gingen wir ins Kneipenviertel im alten Ghetto, suchten uns eine (bis dahin leere) Fußballkneipe, um das Eröffnungsspiel der Bundesliga zu gucken, verließen zur Halbzeit die Kneipe, um den Bus zum Rudas zu erwischen, standen ein wenig an, aber kamen dann relativ zügig rein.

Ich zeigte meiner Ma das Schwimmbad, den Wellnessbereich und die Dachterrasse, den Rest des Abends verbrachten wir aber im türkischen Bad. Wie erwartet machten ihr die 42 Grad wenig aus, auch wenn ihr die 16 Grad lieber waren, die Sauna gefiel ihr sehr gut, das Dampfbad hatte gestern einen komischen Geruch, schön war's trotzdem, aber wir waren hundekaputt, sodass wir ziemlich früh aufbrachen.

Im Nachtbus vom Astoria nach Hause saß eine zahnlose, besoffene Ungarin neben uns, die, als der Bus bremste, plötzlich aufgrund der Masseträgheit im Gang lag und auf dem Weg dorthin noch mein Knie traf (aua!). Zu allem Überfluss hatte sie ihren Ausstieg verpasst und musste dann in halsbrechischer Manier die Straße überqueren, während wir nach Hause liefen.

Joa, heute ist der letzte Tag für meine Ma, wir wissen, wo wir (früh) zu Abend essen wollen (in dem Café von Mittwoch Abend), aber was der Tag sonst bringt, wissen wir noch nicht. Ich werde berichten, versprochen.

Fotos:

Große Synagoge

Trauerweidenskulptur

Blätter der Trauerweidenskulptur

Feuerwerk I

G
Feuerwerk II

Damit keiner es vergisst: sehr schönes Parlamentsgebäude

Abendessenblick am Dienstag
Achso, es sieht jetzt so aus, als ob ich vom 2. bis 14. Dezember nochmal zwei Wochen in Budapest wäre. Juchhe ...

Montag, 20. August 2018

Mia san bescheuert

Boah, was habe ich mich gestern über die selbsternannten Organisationsweltmeister in München aufgeregt. Wer, von der Autobahn in Richtung Salzburg fahrend, in die Effizienzwelthauptstadt, ach, was sage ich, -universumshauptstadt, einfährt und der Beschilderung zur Autobahn folgt, würde nicht etwa in Salzburg, sondern in Garmisch-Partenkirchen landen. Ganz so weit fuhren wir nicht, weil wir dann bei nächster Gelegenheit umdrehten, aber erwürgen hätte ich die Beschilderungsplaner mit ihrem fancy, Entschuldigung, Scheißdreck gestern fast können - zumal sie dann, wenn du der Autobahnbeschilderung nicht folgst, danach super die Autobahn nach Salzburg beschildern. Saftladen, alle miteinander.

Dass man selbst "Wellblächdecker" schreibt, wenn man "Wellblechdächer" meint (gestern), sei mal dahingestellt ... Ich bin fast versucht, diesen Schmarrn, der fast an "Entdeckerdankmal und Küche" heranreicht, zu korrigieren, aber erstmal lasse ich es ...

Wenn man denn nicht in der Effizienzwelthauptstadt (der selbsternannten) herumirrt, ist Bayern eigentlich ganz hübsch, denn die Fahrt entlang des Bodensees (ja, das ist Baden-Württemberg, schon klar, aber danach kommt der Freistaat) und dann in Richtung Chiemsee/Salzburg, das ist schon ziemlich ansehnlich.

Die Grenzüberquerung nach Österreich ist völlig problemlos (zurück sind schon wieder ziemlich unprovisorisch aussehende Grenzstationen aufgebaut, es ist zum, nochmal Entschuldigung, Kotzen, wie die bekloppten Politiker die großen Errungenschaften Europas langsam, aber sicher kaputt machen), und die Vignette hatten wir schon in Deutschland gekauft.

Österreich ist zwar nicht breit, aber lang (von Deutschland aus gesehen), sodass die Strecke bis Wien doch ein bisschen hinzog. Grundsätzlich ging das mit dem Abwechseln alle zwei Stunden schon ganz gut, nur am Schluss fuhr ich dann vier Stunden am Stück, weil es sich irgendwie nicht mehr lohnte, noch einmal zu wechseln. Wenn man das so macht wie wir gestern, dann ist auch so eine Strecke von 1.000 Kilometern einigermaßen entspannt bewältigbar.

Um Wien herum war dann Budapest angeschrieben, sodass wir der Beschilderung folgten. An der österreichisch-ungarischen Grenze ist nach Ungarn alles so, wie es im Schengenraum sein soll, auf dem Rückweg machen die Politiker wieder Europa kaputt. Es ist so traurig.

Bei der Einfahrt nach Budapest hielt ich mich in Richtung Margaretenbrücke (die Árpádbrücke wird da gar nicht beschildert), verfuhr mich einmal, kam dann wieder an die richtige Strecke, und dann präsentierte ich meiner Ma gleich bei der Einfahrt diesen wunderbaren Blick von der Margaretenbrücke auf Parlament, Donau, Gellértberg und Burg. Schien ihr zu gefallen.

Am Oktogon schnallte ich nicht, dass ich zum Linksabbiegen erstmal rechts hätte abbiegen müssen, und auf dem Ring darfst du nie nach links abbiegen. Irgendwann war mir das zu blöd, ich bog rechts, rechts, rechts ab, durfte dann wieder nicht links abbiegen (als Fußgänger und ÖPNV-Nutzer achtet man nicht so auf die Einbahnstraßen ...), fuhr also gerade aus, bog dann links, links ab und durfte schließlich endlich rechts abbiegen auf den Ring in Richtung Oktogon.

Diesmal verpasste ich das Abbiegen nicht, wir fuhren auf den Heldenplatz zu und folgten der Route der 105, bis wir schließlich mit einmaligem Ums-Carré-Fahren am Hotel landeten. Wir parkten, beförderten unser Gepäck in die Bude und gingen schnellstens zur Bushaltestelle.

Die 105 fuhr gestern Abend nicht über die Kettenbrücke, sondern nur bis zum Deák Ferenc tér, sodass wir dort ausstiegen und mit der Metro nach Buda herüberfuhren. Ich wollte meine Ma in die Kneipe führen, von der aus ich vor ein paar Wochen diesen fantastischen Blick aufs Parlament hatte. Wider Erwarten klappte das, wir aßen sehr lecker (das Schweinepörkölt war ganz hervorragend, auch weil die Nockerl sehr gut waren), danach gab es dieses himmlische Somlói galuska - und während alledem genossen wir den Blick aufs Parlament (auch wenn ein TV-Übertragungswagen, der da wegen morgen stand, die unteren 10% des Parlamentsgebäude von der Sicht abschnitt) ...

Ich übertrieb es mit dem Sightseeing ein bisschen, denn ich schleppte meine Mutter - an der Synagoge vorbei - noch ins Szimpla kert, in diese Ruinenbar. Obwohl ich da vor ein paar Samstagen schonmal am frühen Nachmittag da war, erkannte ich das Ding kaum wieder, weil es zum einen proppevoll und zum anderen - jetzt im Dunkeln - bunt, laut, stickig, heiß war - ziemlich interessant, die Live-Band war gar nicht sooooo schlecht, aber jetzt kam der Mann mit dem Hammer.

Wir liefen zur Opera, verpassten gerade die 105, standen noch ein paar Minuten herum (weil die nächste erst zwanzig Minuten später kommen sollte), entschieden uns dann, mit dem Taxi heimzufahren, und waren nach der Ankunft binnen Sekunden in der Heia.

Fotos:

Budapest, Flughafen: Kettenterminal ...

Blick von Bayern auf Österreich

Sonntag, 19. August 2018

Ein neuer Rekord

... war es in der Nacht von Freitag auf Samstag nicht, jedenfalls nicht über alle plangesteuerten Verkehrsmittel, aber drei Stunden und eine Minute Verspätung mit der Bahn, das ist jedenfalls für schienengebundene Fahrzeuge dann doch neuer Rekord.

Das Boarding bei Wizz Air (und bei anderen Billigfluggesellschaften) am Budapester Flughafen ist, sagen wir, gewöhnungsbedürftig - es gibt eine Bordkartenkontrolle "für die Gates 12-18" und dann läuft man durch eine Gangway, dann eine Treppe runter und dann - wenigstens unter Wellblächdeckern - in eine riesige Wellblechhalle. Dort ist dann das richtige Pre-Boarding, ehe man in ungefähr zwölf, mit Ketten voneinander gesicherten Bereichen steht und auf das Boarding wartet. Sobald man dann boarden darf, geht man nochmal viele Meter unter Wellblech, ehe man nach Überquerung einer Flughafenstraße dann in den Flieger einsteigen darf.

Der Flug selbst war dann völlig problemlos, die Probleme fingen nur am Frankfurter Flughafen wieder an, denn bei Wizz Air kriegt man die Handgepäckkoffer, die man beim Abflug hatte abgeben müssen (es sei denn, die Firma hat einem "Priority Boarding" spendiert), direkt am Flieger wieder zurück. Weil das aber für alle Beteiligten unerwartet war, ging es nochmal ewig, ehe alle ihre Koffer hatten und der Bus von der Vorfeldposition am Terminal 3 sich zum Terminal 2 in Bewegung setzen konnte ...

Mein großer Koffer kam schnell, und in endlicher Zeit war ich in Wiesbaden angekommen - großes Hallo (Begrüßungs-Hallo, nicht Verabschiedungs-Hallo!) mit den Kollegen folgte.

Der Freitag war dann doch auch arbeitsreich, aber um 17.45 Uhr saßen wir im Sherry, denn um 21.05 Uhr ging mein Zug nach Frankfurt Hbf. Die S-Bahn war pünktlich, aber in Frankfurt hieß es schon, dass mein Zug 20 Minuten Verspätung habe. Nun denn. Wir verloren noch ein paar Minuten, aber irgendwann kurz vor Karlsruhe war der Ofen aus - und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Wir standen eine halbe Stunde, dann wurde angekündigt, dass die Beleuchtung halbiert würde (was ich aber nicht erkennen konnte), dann wurde das WLAN und ganz kurz mal die Klimaanlage ausgeschaltet.

Wir standen eine Stunde, zwei, ich rief zwischendurch meine arme Mutter an, die - nichtsahnend die planmäßige Ankunftszeit anpeilend - schon in Freiburg am Bahnhof stand (sie hielt sich mit McDonald's-Kaffee und Gesprächen mit Schalke-Fans bei Laune, ich weiß nicht, was schlimmer ist ...). Irgendwann ging es für uns langsamfahrend nach Karlsruhe, wo wir in einen Ersatzzug umsteigen konnten, der uns um 3.16 Uhr (statt 0.15 Uhr) in Freiburg rausließ.

Die Informationspolitik der Bahn ist unterirdisch (es hieß nur "technische Störung", ohne irgendeinen Hinweis auf die Dauer - klar, die wussten das vielleicht selbst nicht, aber es wäre für die Abschätzung gut gewesen zu wissen, ob sie eine Technikerin aus dem Bett klingeln mussten oder ob die Zugchefin das Problem selbst irgendwie beheben konnte), die Entschädigungspolitik akzeptabel - denn schon als absehbar war, dass wir eine Stunde Verspätung haben würden, kam ein Schaffner durch und übergab uns - unaufgefordert - Briefe, mit denen wir unsere - mickrige - Entschädigung von am Ende 50% des Fahrpreises (für mehr als zwei Stunden Verspätung) einfordern können.

Um halb fünf waren wir in Bonndorf, und um 9 Uhr schmiss meine Mutter mich aus dem Bett, weil wir für 10 Uhr zum zweiten Frühstück verabredet waren, um 12 Uhr dann ging es in die Germania, wieder gab es sehr leckeres Essen, und den Rest des Samstages guckte ich Doctor Who.

Heute Morgen fuhren wir um 7.29 Uhr in Bonndorf ab, wollen uns auf der Fahrt über Lindau, München und Wien alle zwei Stunden mit dem Fahren abwechseln, meine Mutter musste eben schon einem toten Fuchs ausweichen, aber bisher fährt es sich ganz gut.

Livebloggen werde ich heute wahrscheinlich nicht, aber vielleicht kommt heute Abend noch was, sonst wahrscheinlich morgen. Gerade einmal 1.006 km lagen vor uns, jetzt haben wir schon 27 geschafft, es geht voran ...

Donnerstag, 16. August 2018

Ausgebremst

... wurde ich diese Woche mehrfach.

Am Montag Abend wollte ich nochmal in die Kneipe bei mir ums Eck, ich der ich das Lausbuben-Schnitzel gegessen hatte. Ich lief wohlgemut dorthin, nur um den Laden geschlossen zu sehen. Wenn mich meine Ungarisch-Kenntnisse nicht täuschen (und wie könnten sie, höhö?), haben die vier Wochen Betriebsferien. Schade, sehr schade ...

Vor lauter Wut ging ich zum Lidl um die Ecke, kaufte dort mein Abendbrot und verkroch mich trotzig-weinend in meine Wohnung - naja, in Wirklichkeit surfte ich mal wieder im Internet ...

Am Dienstag Abend war ich zum geschäftsinternen Abendessen in der Stadt. Das (bisschen) Sightseeing, das davor stattfinden sollte, fiel im wahrsten Sinne des Wortes ins Wasser, denn es regnete "cats and dogs", wie mein deutscher Kollege meinte. Eine ungarische Kollegin, die etwas später kam, wurde befragt, ob es immer noch Hunde und Katzen regne, worauf sie erwiderte: "Nein, nur noch Meerschweinchen ..." Gelächter unter den des Deutschen Mächtigen am Tisch ...

Gestern machte ich sehr zeitig Schluss (so gegen 17.30 Uhr) und fuhr mal wieder zum Baden. Ich hatte noch ein sechstes Bad entdeckt, dass nicht weit vom Lukács entfernt ist und auch an der Bäderlinie 19/41 (ich etabliere diesen Begriff noch für die Reiseführer) liegt, und zwar das Veli-Bej-Bad.

Dieses Bad ist kein städtisches Bad und dementsprechend nicht im städtischen Bäderprospekt enthalten - das sorgt dafür, dass es ziemlich leer war, obwohl es ein ebenfalls sehr hübsches, altes türkisches Bad ist, das zwar zu einem Krankenhaus gehört, aber für die Öffentlichkeit zugänglich ist.

Das Veli Bej ist sehr familiär und grundsätzlich ganz ähnlich zum Rudas aufgebaut - in der Mitte, unter der großen Kuppel ist ein großes Becken (36 Grad), in den Ecken sind kleine Becken (23-25 Grad, 30-32 Grad, 32-34 Grad und 38-40 Grad). Anders als im Rudas aber sind aber nicht alle Torbögen offen, sondern jeder zweite ist zugemauert, sodass die Eckbecken nicht offen zugänglich sind, sondern nur durch jeweils einen kleinen Torbogen.

Das sorgt wiederum dafür, dass die kleinen Becken von eigenen kleinen Räumen umgeben sind und damit sehr viel intimer daherkommen als im Rudas. Das ist auf der einen Seite gut, weil du da wirklich ungestört bist (und ich hatte im Laufe des Abends mehrere Becken für etliche Minuten ganz für mich alleine), auf der anderen Seite aber immer ein bisschen doof, weil du, wenn da schon jemand im Becken ist, schnell das Gefühl hast, dass du störst, wenn du jetzt da reingehst.

Dadurch, dass es aber wirklich sehr leer war, musste ich meist nur ein paar Minuten warten, bis ich ungestört in ein Becken gehen konnte. Und dann lag ich da minutenlang allein im Becken, guckte auf die Decke (zwei der vier Brunnenräume haben eine Kuppel mit Lichteinfall, zwei eine Kuppel ohne), summte "Bridge Over Troubled Water" vor mich hin, bis mir einfiel, dass das nach dem Einsturz in Genua vielleicht nicht so gut kommt, und genoss das Bad.

Leider waren die Dampfräume gestern außer Betrieb - die sahen aber sehr schön aus, ich werde es sicherlich nochmal ausprobieren, dort reinzukommen. Und die Saunen waren eher klein, aber ich bin ja sowieso mehr der Dampfraum- als Sauna-Mensch ...

Um 20.40 Uhr verließ ich den Beckenraum (um 21 Uhr macht das Veli Bej zu), fuhr wieder mit der 4-6 zum Oktogon (das heißt "Oktogon", nicht "Octogon", wie ich öfter mal geschrieben hatte), landete dort wieder in einem Irish Pub und hatte nicht nur Guinness-Durst, sondern auch Hunger, sodass ich um 21.30 Uhr ein Irish Breakfast bestellte. Lecker war's ...

Heute Morgen war ich noch ein paar Stunden im Büro, fuhr dann aber mit Bus, Metro und wieder Bus zum Flughafen und wurde dort erneut ausgebremst. Liebe Freunde von Flughafen und Fluggesellschaften, was ihr an diesem Flughafen für ein Chaos veranstaltet, ist unfassbar. Überall stehen Leute im Weg rum, weil sie nicht wissen, wo sie hinsollen, weil überall Gedränge ist. Die Fluggesellschaften (egal, ob Lufthansa oder Wizz Air) sind aber auch selbst schuld, weil sie nur eine Mindestzahl an Check-in-Schaltern aufmachen - klar, dass sich da alles staut. Die Schlangen sind teilweise völlig unkoordiniert, was dann natürlich dafür sorgt, dass es regelmäßig solche Zierden der Menschheit gibt, die sich von der Seite in die Schlange drängeln wollen - einem zeigte ich eben sarkastisch den "Daumen hoch" und meinte: "Great job", woraufhin er wie ein Gaul mit den Lippen wackelte (keine Ahnung, wie der Fachausdruck dafür lautet ...).

Jetzt sitze in meiner Lounge, habe den Zeitpunkt für einen Piccola verpasst (ja, ich ...), und gleich um 15.05 Uhr geht es in Richtung Frankfurt. Morgen Abend geht es wohl ins Sherry und dann mit dem Zug in den Schwarzwald, und am Sonntag dann vom Schwarzwald aus mit dem Auto nach Budapest aufzubrechen. Schön wird's in Wiesbaden, im Schwarzwald und unterwegs, hoffe ich, schön wird's danach in Budapest bestimmt wieder.

Zwei Sachen noch: In Budapest begegnen einem relativ häufig Bettler. Die sitzen oft an den Treppen der U-Bahn-Stationen, aber manche schlafen auch irgendwo in einem verlassenen Hauseingang. Ich kann mir irgendwie nicht vorstellen, dass man in einem EU-Land wie Ungarn wirklich auf der Straße leben muss, aber die Anzahl ist schon deutlich höher auch als in einer größeren deutschen Stadt.


Achja, und vorgestern haben die Kollegen mich zum ersten Mal gefragt, ob ich beim cso-cso mitmachen möchte, beim Tischkicker. Ja, klar, ich hätte vorher mal fragen können, ob ich mitspielen darf, aber ich fand es sehr schön, dass sie jetzt mal mich gefragt haben. Ich glaube, ich habe mich nicht vollends blamiert ...

Mal sehen, woher der nächste Bericht kommt.

Sonntag, 12. August 2018

Ein schöner Tag

... war das heute, ich habe viel gesehen und trotzdem am Ende noch gute Entspannung gehabt, so soll es sein ...

Ich war einigermaßen frühzeitig wach und verließ dementsprechend "schon" gegen zehn Uhr mein Domizil. Erstes Ziel der Reise war das "Haus des Terrors", die ehemalige Adresse der Geheimdienste unter den faschistischen Pfeilkreuzlern (1944/45) und den Kommunisten (1945-1956). Ich ging, nach Entrichtung des Eintrittsgeldes, aber ohne Kauf eines Audioguides, erstmal in den Keller und guckte mir die Ausstellung dort an. Es scheint, als ob die Kuratoren einige der dortigen Zeller im (jedenfalls mehr oder weniger) Originalzustand gelassen haben, und es ist immer wieder gruselig, was Menschen anderen Menschen antun können: Homo homini lupus, hat da mal ein schlauer Brite gesagt, der Mensch ist dem Menschen ein Wolf.

Der Rest der Ausstellung leidet für Ausländer ein wenig darunter, dass vieles nur auf Ungarisch angeschrieben ist - ich finde es - ehrlich gesagt - ziemlich doof, wenn man eine Ausstellung nur mit dem Kauf eines Audioguides überhaupt richtig erfassen kann, dann sollen sie lieber den Eintrittspreis erhöhen und den Audioguide kostenfrei mitgeben. Nichtsdestotrotz fand ich den einen Raum beeindruckend, in dem sie - unter den Klängen von Metal-Musik - die Propaganda der Stalinisten und der Nazis im wahrsten Sinne des Wortes gegenüberstellen: Da sind jeweils vier Bildschirme angebracht, und auf beiden wird jeweils ein Aufmarsch, der jeweilige Anführer (Hitler/Stalin) und noch zwei weitere - ähnliche - Situationen gezeigt. Wer hier nicht auf die Idee kommt, dass die Kuratoren den Nazismus und den Stalinismus gleichsetzen wollten, der ist - meines Erachtens - schiefgewickelt, aber sei's drum ...

Das Museum ist auch ein bissel eng, und da kommt es nicht wirklich gut, wenn alle paar Meter irgendwelche Leute im Weg herumstehen - das kann ich überhaupt nicht leiden, das mochte ich schon nicht, wenn die Raucher aus der Uni heraustraten und - maximal einen halben bis ganzen Meter nach Erreichen der Frischluft - mitten im Weg stehen blieben. Auch die Leute, die am Ende einer Rolltreppe dann einfach stehen bleiben, möchte ich gerne mal - weil mir nichts anderes übrig bleibt, wenn von hinten gedrängelt wird - einfach mal ins Kreuz schubsen (müssen), dann merken sie vielleicht, was für einen Mist sie da machen ... Das wollte ich immer schonmal gesagt haben, jetzt war es heute dann mal soweit.

Alles in allem: Ja, ein sicherlich wichtiges Museum, aber das ganze Konzept ist nicht so richtig ganz megatoll gelungen, kann man reingehen, aber wer halbwegs mit offenen Augen durch die Gegend gelaufen ist in seinem Leben, hat durch die Ausstellung natürlich ungarnspezifische einige Fakten gelernt, aber dass der Nationalsozialismus und der Kommunismus nicht von Menschenfreunden propagiert wurde, das wusste ich schon vorher ...

Als zweites Ziel meines heutigen Ausfluges hatte ich die Große Synagoge ins Auge gefasst. Also fuhr ich - erstmals seit einigen Wochen - wieder mit der Metrolinie 1 bis zum Deák Ferenc tér und stieg dort in die 2 um, um noch die eine Station nach Astoria mitzunehmen. (Achso: Es gibt relativ häufig Fahrkartenkontrollen in der U-Bahn. Da stehen dann gelangweilte Leute in weißen Hemden an den Eingängen herum, und man muss schon wissen, dass das Fahrkartenkontrolleure sind, um ihnen die Fahrkarten hinzuhalten. Mir ist es am Anfang ein paarmal passiert, dass ich an denen vorbeigelatscht bin, halb, weil ich sie nicht als Kontrolleure erkannte, halb, weil ich es nur so kenne, dass die zumindest irgendwie verbal zu erkennen geben, dass die gerne die Fahrscheine sehen wollen. - da ist dann übrigens auch nichts passiert ... Inzwischen weiß ich, dass die - sehr höflichen - Ungarn den Kontrolleuren einfach so die Fahrscheine hinhalten, inzwischen mache ich das auch, es tut ja nicht weh, aber irgendwie komisch fühlt sich das immer noch an ...)

An der U-Bahn-Station Astoria stieg ich dann aus, ging die paar Schritte zur Großen Synagoge und sah nicht nur eine große Schlange, sondern auch, dass ich die deutschsprachige Führung knapp verpasst hatte. Ich hatte noch nichts gegessen heute, sodass Letzteres nicht so schlimm war, dann konnte ich vorher zu Mittag essen. Vor dem Mittagessen allerdings wollte ich mir noch eine Kippa kaufen - in der Großen Synagoge bekommt man zwar so Papierkippot, aber die finde ich immer sehr lästig, vor allem, weil die alle Naselang vom Kopf runter und durch die Gegend wirbeln. Meine Prager Kippa liegt aber gut im Schwarzwald in der Schublade und also wollte ich mir hier eine Zweitkippa, meine dann Budapester Kippa, zulegen (achso, eine Kippa ist die Kopfbedeckung, die die männlichen Juden jedenfalls in der Synagoge tragen, die Ultraorthodoxen auch außerhalb, wenn sie nicht ihre hohen Hüte tragen).

Ich hatte unterwegs über Google Maps einen Judaika-Laden erspäht, und den suchte ich auf. Doch, das ganze Lädelchen ist wirklich sehr hübsch, und ich fand nicht nur eine Kippa (bei der der Verkäufer spontan den Preis herabsetzte - vielleicht wusste er den angeschriebenen Preis auch nicht wirklich, ich äußerte mich dazu nicht ...), sondern auch so viele andere schicke Sächelchen, dass ich hier wahrscheinlich auch noch mal mit meiner Ma auftauchen werde.

Achso, apropos Ma, diese Kippa wird meine Mutter - anders als die Prager Kippa, die eher schlicht aus gehäkelter Wolle oder so ist - nicht mit einem Platzdeckchen verwechseln, denn meine Budapester Kippa ist aus schwarzem Samt mit einem Davidsstern drauf. Da stellt man sicher keine Tasse Tee oder sowas druff ...

Auf dem Weg zu dem Geschäft war ich an einer Synagoge vorbeigestolpert, und die wollte ich jetzt mal - mit meiner neu erworbenen Kopfbedeckung - reingehen. Die Leute dort verlangen 1.000 Forint (3 Euro) Eintritt, und auch wenn ich bei Gotteshäusern, die Eintritt verlangen, ziemlich skeptisch bin: Diese drei Euro lohnen sich - absolut! Diese Synagoge ist eines der farbenfrohsten und architektonisch fröhlichsten Gotteshäuser, das ich je betreten habe - die Grundfarbe ist hellblau, und auch die Muster sind sehr schön. Doch, dieses von außen gar nicht so gut als Synagoge erkennbare Gebäude in der Kazinczy-Straße ist ein kleiner Geheimtipp, den ich hier teilen will. Natürlich habe ich hier auch ein paar Fotos gemacht ... (Interessant fand ich, dass es hier keine Sicherheitskontrolle am Einlass gab - sehr schön!)

Ich stelle gerade fest, dass ich sooo viele Synagogen noch gar nicht betreten habe: Ich war mit der Schule in Freiburg und Zürich, danach in Prag in einer nicht mehr in Gebrauch befindlichen und in Amsterdam - war das heute wirklich erst meine vierte bzw. fünfte Synagoge? Krass. (Naja, wenn man die Westmauer in Jerusalem mitzählt, die faktisch auch als Synagoge genutzt wird, dann nicht, aber ansonsten war ich auch in Israel in keiner - überdachten - Synagoge).

Mit der Eintrittskarte hatte ich 10% Rabatt in dem koscheren Restaurant in dem orthodoxen Viertel erworben, und da ich ja ohnehin Hunger hatte, ging ich um die Synagoge herum in den Innenhof dieses Viertels, eine kleine Treppe hoch und setzte mich dann auf einen Tisch. Ich bestellte - neben einem Bier - als Vorspeise Gefilte Fisch und danach koscheres Rinderpörkölt.

Der Gefilte Fisch gilt ja als das jüdische Gericht schlechthin, so richtig meins ist diese Fischfarce in einem Scheibchen gelierten Fisch nicht. Ich habe es aufgegessen, schlecht war das bestimmt nicht, aber freiwillig werde ich das wahrscheinlich nicht mehr so schnell probieren. (Ich denke gerade an die Bat Mitzwa, so etwas wie die jüdische Konfirmation/Firmung - für Mädchen, für Jungs heißt das "Bar Mitzwa" -, in Zürich zurück, als wir mit der Klasse dort waren - die Familie hatte üppige Speisen auffahren lassen, und als noch viel übrig war, kam die Mutter auf uns Schüler zu und feuerte uns an, doch noch ein wenig zu essen - das ließen wir jungen Kerls uns nicht zweimal sagen ...) Das koschere Rinderpörkölt schmeckte jetzt nicht viel anders als unkoscheres Rinderpörkölt, also lecker, die Portion war sehr ordentlich - alles in allem war ich sehr zufrieden und schließe nicht aus, da nochmal essen zu gehen, denn auch der Gerbeaud-Kuchen zum Dessert war lecker ...

Nun war ich aber gesättigt und nicht mehr durstig, also konnte ich wieder zur Astoria-U-Bahn-Station gehen und von dort den Bus nehmen, denn ich wollte wieder einmal zum Rudas-Bad, um mir die Kuppel bei Tag anzusehen. Der Bus kam, ich stieg am Rudas-Bad aus, und es klingt wie ein Déjà-vu, wenn ich das erzähle: Es gab eine lange Schlange. Offenbar war so voll, dass sie erst Leute reinließen, wenn Badegäste das Bad verließen rausgingen, und das war mir dann so oder so zu voll.

Nun stand ich da an der Bäderlinie 19/41 auf Budaer Seite und wusste nicht, ob ich nach Süden zum Gellért-Bad oder nach Norden zum Király-Bad fahren sollte. Ich entschied mich, wie jeden der letzten beiden Sonntag fürs Király-Bad und bereute diese Entscheidung, wie sonst auch, nicht, auch wenn das Király heute durchaus auch nicht gerade leer war.

Um 15.15 Uhr war ich im Wasser, heute war ich öfter im Dampfbad und sonst meist im 36-Grad-Becken, wieder war es sehr schön, und auch heute war ich nicht zum letzten Mal im Király-Bad.

Als ich rauskam, hatte ich doch wieder Durst, lief an einer schönen söröző (gesprochen "schörösö"), einer Bierkneipe vorbei, lief erstmal doch weiter und stieg in die Straßenbahn 4-6 zum Oktogon ein. Wieder ging es über die Margaretenbrücke mit dem tollen Ausblick, ehe ich am Oktogon ausstieg und ein paar Meter zurücklief in ein Pub, denn ich hatte Appetit auf ein Guinness.

Nun, aus dem egy Guinness wurden, ähem, négy (das heißt "vier" oder so ...), dazu noch fünf Achtel einer Pizza (danach war ich pappsatt), danach wackelte ich zur 105 und fuhr heim.

Das war ein alles in allem rundherum gelungener Tag heute.

Die nächsten Tage werde ich wieder arbeiten, aber am Donnerstag verlasse ich gegen 12 Uhr das Büro, denn mein Flieger geht um 15.15 Uhr oder so, sodass ich am späten Nachmittag hoffentlich schon in Wiesbaden bin. Ich freue mich auf das Wochenende in Wiesbaden und im Schwarzwald und freue mich sehr, dass meine Ma dann eine Woche mit nach Budapest kommt - ich habe schon einen Bäder- und Restaurantplanentwurf gebastelt, das wird schön ...

Drei Fotos aus der Synagoge - die Uhr zeigt übrigens 13.15 Uhr (viertel nach eins, viertel zwei, je nachdem, woher man kommt in Deutschland, gell?). Im Hebräischen schreibt man ja von rechs nach links, also im Vergleich zum Deutschen "anders herum", und anscheinend macht das "anders herum" auch vor den Uhren nicht Halt.




Die deutsche Botschaft

... in Budapest habe ich heute aufgesucht, aber keine Sorge, nichts passiert, ich wollte nur einfach gerne sehen, wo "meine" Botschaft ist. Wer schonmal mit mir verreist ist, weiß, dass ich - wenn es sich ergibt - gerne mal der Botschaft vorbeischaue, einfach nur, um den Gummiadler an der Wand zu sehen - da gibt es ein ganz fieses Foto von mir vor der Botschaft in Mexiko (mit meiner schönen Kinderbrille), aber auch Bilder aus Brunei und Kiew, und jetzt gibt es eben auch ein Selfie vor der deutschen Botschaft in Budapest.

Nach dem ereignislosen Dienstagabend hat es mich am Mittwoch einfach mal überkommen, dass ich am Abend noch in die Stadt fuhr. Ich fuhr mit dem Ersatzbus für die Metro (die sind bis 2020 an der Grundsanierung der Metro M3, und 2018 ist das nördliche Stück komplett gesperrt, sodass man von "meiner" Haltestelle an der Árpád-Brücke bis zum Lehel tér mit dem Ersatzbus fährt und dort umsteigt in die Metro; außer am Wochenende und nachts, denn dann ist die gesamte M3 nur per Ersatzverkehr befahrbar) bis in die Stadt, fuhr noch eine Station mit der M2 und stieg an der Haltestelle Astoria aus.

Von da latschte ich in Richtung des Szimpla kert, dieser Ruinenkneipe, die ich letzten Samstag besucht hatte und wollte dort und am angrenzenden Foodtruckcourt eigentlich den Abend einläuten. Nunja, ich blieb eine Straße davor an einer Kneipe hängen, die ich auch am Samstag gesehen hatte und da schon gedacht hatte, dass ich die mal ausprobiere. Joa, ich bekam einen Tisch am Tresen, und auch wenn die Innenausstattung so überhaupt nichts mit dem Sherry zu tun hatte, fühlte ich mich auf Anhieb an meine Stammkneipe erinnert, denn die Stimmung war sehr gemütlich, freundlich, doch, ganz schick.

Ich aß Kalbspaprikasch mit überbackenenen Nudeln im Speckring, und während ich bisher mit Paprikasch keine guten Erfahrungen gemacht hatte, war das hier ganz vorzüglich, wenn auch keine riesige Portion - hierher wollte ich wiederkommen! Der Nachtisch, das somlói galuska (die Somlauer Nockerln), war nicht ganz so fantastisch (wie in der Kneipe mit Blick aufs Parlament), aber immer noch gut ...

Nach drei Bier ließ ich Ruinenkneipe Ruinenkneipe sein und lief an vielen Kneipen vorbei zur 105, mit der ich nach Hause fuhr. Ein schöner Abend war ...

Am Donnerstag Morgen hatte ich schon so ein Gefühl, und das Gefühl baute sich über den Tag weiter auf, dass vier Tage ohne Badbesuch lang genug waren. Also machte ich pünktlich Schluss auf der Arbeit, fuhr ins Hotel, packte ganz schnell meine Badetasche und fuhr danach mit der 30 und 7 zum Rudas-Bad, wo ich um 19 Uhr eintrudelte und ganz gemütlich zweieinhalb Stunden ins Thermalbad wollte, weil ich endlich mal die Kuppel bei Tag erleben wollte.

Die Rechnung hatte ich nur ohne den Wirt gemacht, denn wochentags ist das Rudas-Thermalbad nur bis 20 Uhr offen (das Wellnessbad bis 22 Uhr, aber auf das hatte ich keine Lust). Was nun? Das Király hat nur bis 21 Uhr offen, das Gellért sogar nur bis 20 Uhr, also musste ich fast dem Lukács-Bad noch ein Chance geben ... (Mir fällt gerade auf, dass diese vier Bäder - von Süden nach Norden: Gellért, Rudas, Király, Lukács - wie auf einer Perlenkette an der Straßenbahnlinie 19/41 auf der Budaer Seite liegen, da steigt man einfach irgendwo in die Bahn und landet - wenn man in die richtige Richtung fährt, natürlich - ganz sicher an einem anderen Bad ...)

Die Schlange um 19.15 Uhr war lang, aber ich kam nach endlicher Zeit rein, war schnell umgezogen und ging in den Thermalbereich. Das Lukács finde ich, das habe ich schon öfter geschrieben, alles ein bisschen beengt, sodass ich nach den ersten Minuten im größten Becken, dem 36 Grad warmen, mich aufmachte, um das "Erlebnisbecken" zu erkunden, das ich beim ersten Besuch des Lukács verpennt hatte.

Joa, das Erlebnisbecken ist ganz hübsch, halt ein Schwimmbad mit Whirlpool, Strömungskanal (das macht tatsächlich noch Spaß) und diversen anderen Sprudelquellen (davon wird meine Badehose immer so mit Luft gefüllt, sodass danach sehr viel Luft aus meiner Hose entweicht, was in stillerem Wasser dann ein wenig - ähm - komisch aussieht) ... Nicht unhübsch, aber jetzt auch nicht der absolute Megahammerburner ...

Gegen 20.30 Uhr, 21 Uhr wurde es dann im Thermalbereich doch ein bisschen leerer, sodass ich jetzt entspannt in alle Becken, auch in das 40-Grad-Becken konnte ... Ich war einmal - länger - im Dampfbad (das Dampfbad im Lukács ist neben dem im Király das schönste, obwohl das im Széchenyi auch ganz hübsch ist), das war sehr erholsam, zumal ich dann merkte, wie (einfach) die Ungarn ein bisschen Dampf machen: In allen Dampfbädern gibt es Wasserschläuche, mit denen man die Sitze abspritzen kann; nur erzeugt man dadurch natürlich gleichzeitig weiteren Dampf, und wenn man, wie der eine Ungar, dann noch die ganzen Skulpturen in der Dampfsauna abspritzt (ich dachte erst, das sei der Hausmeister ...), dann steigt der Dampfgehalt in der Kabine auch schön an - das macht Spaß, mache ich nächstes Mal auch mal.

Um 21.45 Uhr verließ ich pünktlich das Becken und um 22 Uhr das Bad und fuhr mir der Straßenbahn über die Margaretenbrücke zum Octogon. Das war das erste Mal, dass ich komplett über die Margaretenbrücke fuhr (bisher war ich immer nur von der Margareteninsel mit der 26 nach Buda gefahren), und dementsprechend sah ich zum ersten Mal das fantastische Panaroma von der Brücke mit Parlament, Kettenbrücke und Burgberg - da war ich dann heute Abend gleich nochmal, siehe unten ...

Ich hatte aufgrund der ganzen Hektik nicht zu Abend gegessen, und nach 22 Uhr gestaltet es sich jedenfalls in meiner Wohngegend sehr schwierig, noch was zu essen zu kriegen. Für die Innenstadt (und das Octogon zählt definitiv noch dazu, auch wenn es aus der ganz zentralen Innenstadt doch ein Stückchen in Richtung Heldenplatz ist) gilt das aber nicht, denn ich bekam in einem Lokal noch um 22.30 Uhr etwas zu essen.

Erst als ich saß, guckte ich nach der Google-Bewertung, die nicht so prickelnd war, aber der oft verrissene Service war bei mir sehr schnell, und das Essen (dreierlei Würste mit Pommes) war jetzt sicher keine Offenbarung, aber schlecht war es ganz bestimmt auch nicht.

Das war der zweite Abend in Folge, an dem ich nicht vor 23 Uhr zu Hause war.

Dass ich am Donnerstag Abend baden gewesen war, hielt mich nicht davon ab, am Freitag Abend zum Nachtbaden zu gehen, auch wenn ich irgendwie träge war und noch in meiner Wohnung herumbummelte. Entsprechend fuhr ich erst um 20 Uhr los, bekam in meiner avisierten Kneipe vom Mittwoch Abend keinen Platz mehr, auch der Foodtruckcourt war gerammelt voll und der Bierausschank nicht unbedingt von der schnellen Sorte, sodass ich weiterlief und weiterlief und weiterlief, irgendwo in der Nähe der Elisabethbrücke noch eine Pizzeria fand, dort ein Hühnchenpaprikasch aß, das nicht berauschend war, nicht mit Karte zahlen konnte (in einer der Haupttouristenmeilen Budapests, unfassbar!), zwanzig Meter zum Geldautomaten lief und dann genau passend zahlte, meinen Bus über die Elisabethbrücke verpasste und ... Okay, ich sollte den Satz mal beenden ... Ich lief schließlich über die Elisabethbrücke, kam um 22.30 Uhr zum Rudas, aber hatte schon wieder eine Schlange vor mir - sehr komisch ...

Ich war gestern Abend so spät dran, dass ich nicht mal mehr eine Kabine bekam und mit dem Fahrstuhl in den ersten Stock musste zur Schließfachabteilung. Damit habe ich ja inzwischen Übung, sodass ich schnellstens im Wasser war - und obwohl anscheinend so voll war, merkte man das irgendwie nicht so richtig - die meisten waren wohl im Wellnessbereich oder oben auf der Dachterrasse. Beides (Wellnessbereich und Dachterrasse) habe ich nach dem ersten Mal nicht mehr  aufgesucht, nicht, weil es abgrundtief furchtbar wäre, sondern einfach, weil es im alten türkischen Teil sooooo schön ist ...

Es ging erst ins 16-Grad-Becken, dann machte ich meine Runde 28-30-33-36, aber ich bin da immer noch nicht so ganz entspannt, weil ich einfach erstmal schnell ins 42-Grad-Becken will. Aaaah, hechel, hechel, schee ...

Nachdem ich das erste Mal im 42er-Becken war und mich im 16er-Becken abgekühlt hatte, war alles ganz entspannt und ich wackelte zwischen den verschiedenen Becken umher. Ich guckte einem Typen zu, wie er bei einer jungen und durchaus ansehnlichen Dame so dermaßen abblitzte, dass das ganze Becken kurzzeitig fast einfror, und genoss es, die verschiedenen Leute zu beobachten - die jungen Kerle aus Österreich, denen das richtig Spaß machte, von der Sauna ins 16-Grad-Becken und zurück zu marschieren, einen jungen Mann, der mich wahnsinnig an Guido Westerwelle erinnerte, den einen Ungarn, den ich, meine ich, letzten Samstag im Irish Pub gesehen hatte (auch Budapest ist klein ...).

Um halb drei war es dann ziemlich leer, sodass ich nach einem finalen Gang ins 42-Grad-Becken (fühlte sich jetzt sehr heiß an, ich war müde) und ins 16-Grad-Becken (fühlte sich jetzt sehr kalt an, ich war müde) aufbrach und zum Nachtbus ging. Jedes Wochenende ist da neben dem Rudas Party mit lauter Musik, und gestern war ich versucht, da noch einen Absacker zu nehmen, ließ es dann aber doch sein - irgendwann versacke ich da noch.

An der Haltestelle standen zwei junge Damen, die von einem völlig Besoffenen aus einer Gruppe von vier ziemlich besoffenen Jungs auf einigermaßen unschöne Weise angemacht wurden. Er traute sich zwar nur einmal in ihre Nähe und wurde von der einen dann sehr deutlich weggeschoben, aber du stehst da als unbeteiligter Mann - stocknüchtern, wie ich es zu dem Zeitpunkt wieder war - und malst dir aus, dass das jetzt gleich auch in einer Schlägerei enden könnte, und man selbst ist mittendrin. Am Ende war alles ... naja, nicht okay, aber die Damen hatten die Situation im Griff, und der Bus kam zum Glück auch, sodass nichts weiter passierte.

Heute Morgen schlief ich aus und verließ gegen 15 Uhr die Wohnung, fuhr in die Stadt, aß endlich zum zweiten Mal im Gettó Gulyás (der Kneipe von Mittwoch Abend), diesmal Lammpaprikasch, was auch lecker war, aber kein zweites Mal verspeist wird, fuhr dann auf die Burg, besuchte die deutsche Botschaft, lief in Richtung Fischerbastei, guckte mich dort nochmal um und fuhr dann wieder mit Bus und Metro in die Stadt.

Ich landete in einer Bierhandlungskneipe, die ganz schick war, war aber schon wieder ein bisschen müde, sodass ich durch das Kneipenviertel zum Octogon lief und mich da auf eine Bank setzte. Die Sonne war am Untergehen, sodass ich mich entschied, nicht sofort nach Hause zu fahren, sondern mit der Straßenbahn vom Octogon zur Margaretenbrücke zu fahren und das Panorama zu besichtigen.

Freunde, dieser Blick auf die Donau, auf das Parlament und die Kettenbrücke, auf den Burgberg und auf den Gellértberg, das ist so toll, vor allem, wenn erst die Beleuchtungen angehen und die blaue Stunde kommt - so traumhaft schön! An der Stelle werde ich am 18. September abends stehen und bestimmt das eine oder andere Tränchen verdrücken ... (Ich überlege, ob ich Anfang November nochmal für ein Wochenende einfliege, damit die Zeit bis Dezember nicht so lang wird, mal sehen ...)

Aber erstmal habe ich letzte Nacht Halbzeit gefeiert, fünfeinhalb Wochen liegen noch vor mir - das wird toll.

Eins wollte ich noch erzählen: Am Rudasbad und am Supermarkt, den ich gestern aufsuchte, hängen draußen so Überwachungskameraabzüge von Leuten, die sich nicht ordnungsgemäß verhalten haben (keine Ahnung, was die im Rudas gemacht haben, im Supermarkt waren es Ladendiebe ...). Das ist ein richtiger Pranger, und ich habe meine Zweifel, ob das mit der EU-Datenschutzgrundverordnung in Einklang steht. Mag sein, dass ich im Kleingedruckten in diese Nutzung einwillige, wenn ich in den Laden gehe, aber ob das wirklich wirksam sein kann, weiß ich nicht ...

Die St.-László-Kirche in der Nähe meiner Wohnung

Matthiaskirche

Panorama von der Margarentenbrücke (Parlament, Kettenbrücke, Burgberg)

Montag, 6. August 2018

Hajrá, lilák!

"Auf geht's, ihr Violetten!" Einer der Kampfrufe von Újpest, meiner neu gewonnenen Liebe (nein, Bruderherz, das ist ein Fußballverein, keine Frau!), ging mir nicht aus dem Kopf, und als ich heute Morgen einen Kollegen in seinem lila T-Shirt sah, erinnerte ich mich, dass ein anderer Kollege über diesen Kollegen gesagt hatte, er sei ein großer Újpest-Fan ... So kamen wir ins nicht-dienstliche Gespräch und, bums, hatte ich heute Abend die erste Facebook-Freundschaftseinladung eines Budapester Kollegen auf dem Handy ... Könnte passieren, dass ich in vier Wochen dann im Fanblock von Újpest auflaufe, mal sehen.

Mit einem anderen Kollegen (ich glaube, er war der, der mir den Hinweis zu dem Újpest-Fan gegeben hatte) war ich vor ein paar Tagen über Fußball ins Gespräch gekommen und als ich auf seine Frage, für welchen Budapester Verein ich jetzt sei, sagte, dass ich Újpest-Fan bin, meinte er, das sei eine gute Wahl. Allerdings sollte ich dem Vater seiner Freundin bloß nicht erzählen, dass er das gesagt habe, sonst würde der Vater (ein fradista) ihn killen - dazu muss man wissen, dass Újpest und Fradi (Ferencváros, grün-weiß) sowas wie das Dortmund und Schal... ich meine, Herne-West, der ungarischen Fußballszene sind (wenn ich das richtig verstanden habe). Das wäre doch mal der Grund für eine Fanfreundschaft zwischen dem BVB und Újpest, oder?

Der niederländische Kollege wiederum erzählte neulich, wie ein weiterer Kollege (der inzwischen wohl weg ist) alles andere als begeistert war, als man ihm, dem fradista, zum Geburtstag einen Gabenkorb ganz in lila (der Farbe von Újpest) vorbereitet habe - das ging bei dem anscheinend so weit, dass er selbst das Wort "lila" nicht in den Mund nahm.

Da fällt mir wieder das alte Bonmot ein: "Manche Leute sagen, Fußball ist eine Sache auf Leben und Tod. Das ist falsch. In Wahrheit ist es viel bedeutsamer."

Nach diesem kleinen Ausflug in die Welt des ungarischen Fußballs (die Ungarn werden übrigens nicht müde zu betonen, wie schlecht der ungarische Fußball doch sei) noch das gestern versprochene Bild des Király-Bades von außen:


Schön ist's da, auch wenn es mir gestern sogar einen kleinen Tick zu voll war ...

Und auf der Karte oben sind nun Kuba, Dschibuti, Somaliland, Malawi und Mosambik ordnungsgemäß orange - das heißt, die sind für innerhalb der nächsten zwölf Monate "ernsthaft in der vorläufigen Planung" ...

Sonntag, 5. August 2018

Hase und Igel

... habe ich heute, natürlich unbeabsichtigt, mit dem einen Badegast im Király-Bad gespielt, den ich letzten Sonntag schon dort gesehen hatte. Das Király-Bad war heute zwischenzeitlich ein bisschen voll, und immer, wenn er in ein Becken wollte, konnte er - jedenfalls gefühlt - sicher sein, dass ich mich schon in selbigem breitgemacht habe ... Er war trotzdem nicht weniger freundlich zu mir, was aber nichts heißt, denn in den Bädern wird sowieso sehr wenig (zumindest unter Fremden) kommuniziert, und auch wir haben außer dem gelegentlichen Austausch von Blicken keine Kommunikation betrieben - das wäre jetzt aber ein von den Ungarn gewesen, bei denen ich es wahrscheinlich zuerst auf Deutsch versucht hätte, denn er war schon ein bissel älter ...

Heute habe ich mir einen richtig schönen Sonntag gemacht, ich habe ausgeschlafen, mich dann in aller Ruhe angezogen, mich dann auf den Weg zum Király-Bad gemacht, es mir da gutgehen lassen, fuhr danach im Bus zurück in mein Hotel, packte aber nur meine Badetasche aus und verließ dann zügig die Wohnung wieder, denn ich wollte um 18 Uhr zu meinem ersten Spiel der ungarischen Liga. Újpest spielte gegen Kisvárda, und das Spiel war grottig, richtig grottig. Nach einem Freistoß köpfte ein Újpest-Spieler zum 1:0 ein, das war - neben einem sehenswerten Fernschuss von Újpest mit einer ebenso sehenswerten Torhüterparade - das einzige Highlight des Spiels.

Ich fluchte und kommentierte und feuerte vor mich an, natürlich auf Deutsch, während die Ungarn dasselbe auf Ungarisch taten - irgendwie kamen wir schon klar ... Zwischendurch wollte ein einzelner Kisvárda-Fan das Spielfeld stürmen, wurde aber unter allgemeinem Jubel abgefangen und abgeführt.

Das Einzige, was ich an diesem Tag vergessen habe, war zu essen - und dementsprechend hatte ich dann spätestens beim zweiten Bier im Stadion Hunger. Die Salami-Sandwiches waren aus (bzw. wahrscheinlich gab es trotz Eintrags auf der Speisekarte gar keine), sodass ich mich mit (Wasabi-)Chips zufriedengeben musste. Lecker waren die, keine Frage, aber auch scharf und sicher nicht durststillend ...

Am Ende des Tages landete ich im Hotelrestaurant, der Chef freute sich sichtlich, dass ich mich mal zum Abendessen ins Haus verirrt hatte, und das Rindergulasch war jetzt nicht schlecht, aber auch nicht fantastisch - kann man mal machen, muss aber sicher nicht jeden Abend sein ...

Der gemütliche Sonntag geht jetzt leider zu Ende - und jetzt wollte ich endlich mal ein Foto von einem Bad präsentieren (das Király-Bad, jedenfalls von außen), da spielt die Übertragung vom Handy zum Rechner verrückt ... Sachen gibt's, naja, dann beim nächsten Mal ...

Samstag, 4. August 2018

Vom Himmel gefallen

... ist heute Glas auf den Bürgersteig, auf dem ich lief - naja, okay, die Glasflaschen fielen "nur" aus dem zweiten Stock, aber wenn ich die auf den Schädel gekriegt hätte (und es fehlten nur ein paar Meter, die ich schneller hätte sein müssen), das hätte ganz schön Aua gemacht ... Auf den Schreck musste ich erstmal einen heben ...

Ich kam heute spät aus der Bude (war heute Nacht wieder im Rudas-Bad, gleich mehr), und es war so gegen 14 Uhr oder so, als ich in der Stadt ankam. Wie fast schon üblich stieg ich an der Haltestelle Arany János aus, ging diesmal aber nicht zu meinem Pörkölt-in-Pfannkuchen-Menschen, sondern zwei Stände daneben zum Lángos-Mann. Die Schlange war lang, aber als ich dran war, bestellte ich mal wieder einen "ungarischen Lángos", also einen mit Kolbász und Sauerrahm und Käse und was weiß ich ...

Knoblauch war nicht so viel drauf, obwohl ich eigentlich heute Morgen unter der Dusche heißhunger auf Knoblauch hatte, aber ich habe es überstanden - überraschenderweise haben auch mein Hemd und meine Hose den Versuch, ein Lángos auf der Parkbank zu essen, überstanden, ich bin stolz auf mich ...

Ich wollte die Chance nutzen, mal einigermaßen am Tag in die Stefansbasilika zu kommen, nur leider war heute ein Hochzeit, sodass weite Teile der Kirche gesperrt waren (ein paar Fotos gibt's trotzdem). Auf dem Weg nach draußen stellte ein völlig geistesgestörter Tourguide die Gruppe mitten im Gang auf, sodass sich die ganzen Leute an dieser Bande vorbeischlängeln mussten. Eine Frau im Gegenverkehr wollte dabei dem Einwurfbolzen eines dieser Gedenkmünzenautomaten ausweichen, prallte beim Umgehungsversuch aber von einer wenig beweglichen Masse (meine Wenigkeit) ab (sie hatte natürlich auch nicht mit mir gesprochen oder so oder sich sonst bemerkbar gemacht) und dann erst recht voll gegen den Bolzen. Ein Stöhnen war die Folge, aber weil ich nun wirklich nichts dafür konnte und jetzt den Gang nicht noch weiter verengen wollte, lief ich zu. Schuld an der ganzen Malaise war aber diese bekloppte Führerin mit ihrer ebenso bekloppten Gruppe.

Danach machte ich mich auf den Weg in einer der Ruinenkneipe, die es hier in Budapest gibt, seit findige Unternehmer sich alte Ruinen unter den Nagel gerissen und da Kneipenlandschaften (so muss man es sagen) reingebaut haben - die bekannteste heißt szimpla kert, und dort nahm ich meinen After-Schreck-Drink, nämlich ein ungarisches Pale Ale. Die Pale Ales und ich werden keine so richtigen Freunde mehr, sodass ich auf dem Heimweg in ein irisches Pub einfiel und dort zwei Guinness verspeiste.

Es wäre übertrieben, wenn ich behauptete, ich hätte gestern oder heute einen Anfall von Heimweh gehabt, dazu gefällt es mir in Budapest einfach viel zu gut, aber andererseits ist es natürlich schon so, dass ich den einen oder anderen Abend im Sherry vermisse (nicht, weil man hier in Budapest kein Guinness bekäme, sondern vielmehr der Begleitung und der Gespräche wegen) und dass ich es ein bisschen vermisse, einfach mal zu den Kollegen in Wiesbaden ins Büro zu latschen und über, sagen wir, das Fußball-Wochenende zu sprechen (unser Instant-Messaging im Büro ist dafür kein voller Ersatz). Aber in zwei Wochen bin ich ja schon wieder fürs Wochenende in Deutschland und werde beim Sommerfest mit "höchschter Konzentration schon au" mit den Kollegen in Wiesbaden reden.

Nach dem Pubbesuch ließ es gut sein für heute, fuhr nach Hause, kaufte im Lädelchen um die Ecke noch Brötchen und Salami und Wasser und freue mich, dass ich morgen noch einen Wochenendtag habe ...

Ich hatte seit vor dem letzten Wochenende mal wieder Probleme mit meinem Zeh und meinem Fußgelenk, sodass ich am Montag und Dienstag nach der Arbeit überhaupt nichts gemacht habe außer mit der Straßenbahn zu fahren und von der Haltestelle heimzuhumpeln (oooooooooooh ... - danke, aber das geht lauter und aufrichtiger!).

Am Mittwoch ging es ein bisschen besser, und den Abend nutzte ich dann gleich aus, um hier um die Ecke eine der Gaststätten auszuprobieren, die ich in der inzwischen fünften Woche noch nicht ausprobiert hatte (eine, öhem, ist direkt unten bei mir im Haus, nämlich das Hotelrestaurant ...). Die Karte gab es nur auf Ungarisch, aber der Ober sprach ein bisschen Englisch, sodass ich mich bei der Bierbestellung nicht schwer tat (zumal das ich ja fast auf Ungarisch hinbekäme, wenn alle Stricke reißen), und auch bei der Vorspeise griff ich auf eine Empfehlung zurück und probierte noch mal hortobágyi palacsinta, das ist ein Pfannkuchen mit einer Füllung aus gemahlenem Fleisch (habe ich schonmal erläutert, glaube ich, sorry). Bei der Hauptspeise war ich allerdings komplett blank (einzelne Worte erkenne ich wieder, wie "marha" für Rind), aber am Ende spielte ich Roulette und bekam ein, wie meine Ungarisch-Lehrerin meinte, Lausbubengericht, nämlich ein Schnitzel mit Spinat-Schinken-Füllung mit Pommes und Reis. Am Ende bezahlte ich für Vorspeise, Hauptspeise und zwei Bier zwölf Euro und war sehr zufrieden ...

Am Donnerstag wollte ich eigentlich zum Fußball gehen, Újpest spielte Europa League gegen Sevilla, aber erstens hatte es am Nachmittag wie aus Kübeln geregnet, zweitens machte mein Fuß mir immer noch keinen völligen Spaß und drittens hatte Újpest das Hinspiel 0:4 verloren, sodass es auch nicht so aussah, als ob es ein Wunder gäbe (das führte zu einer üblen Beschimpfung meines niederländischen Kollegen, ich sei ein "Schönwetter-Fan", aber ein fradista, also ein Ferencváros-Anhänger, ist beleidigungstechnisch überhaupt nicht satisfaktionsfähig, von daher lassen wir das).

Gestern ging es mir dann wieder so gut, dass ich mich fluchtartig ins Wochenende verabschiedete, als ich feststellte, dass eine Viertelstunde später eine Fähre von der Bootslände in der Nähe meines Büros in Richtung Süden führe. Ich erwischte die Fähre und auch einen Sitzplatz in der zweiten Reihe, und wieder ging es an der Margareteninsel vorbei in Richtung Kettenbrücke. Der Himmel war wieder blau, und entsprechend war der Blick aufs Parlament wieder fantastisch, aber auch der Ausblick auf die Burg und den Gellértberg war durchaus nicht hässlich.

Ich stieg am Szent Gellért tér, also auf Budaer Seite aus, und lief am Hotel Gellért vorbei auf den Gellértberg hoch (Typisch, da ging es mir gerade wieder gut, da mache ich gleich einen mittelprächtigen Gewaltmarsch. Naja, "Gewaltmarsch" ist deutlich übertrieben, das ist ein steiler Spaziergang, aber weil ich immer so schnell wie möglich oben sein will, komme ich immer so ins Schwitzen ... Wie? Das liegt an meiner gertenschlanken Gestalt? Ha, da könnt ja jeder kommen!). Die Ausblicke wurden sukzessive immer fantastischer, und als ich ein Stück unterhalb des Gipfels einen kleinen Weg erblickte, der an einem Aussichtspunkt vorbeiführte, der ganz hübsch aussah, nahm ich diesen. Halleluja! Der Blick auf den Burgberg, auf die Donau und das Parlament, ja auf ganz Nord-Pest war fantastisch, doch leider kamen nach mir noch ein paar Leute, sodass ich den Ausblick nicht für mich allein hatte. Das reichte mir für heute, und ich nahm den Abstieg.

Ich kam am Rudas-Bad raus, zu dem ich ohnehin zum Nachtbaden wollte, nur war es jetzt gerade erst so 19.30 Uhr oder so, sodass ich viel zu früh gewesen wäre.

Ich bin in den Wochen hier zu einem großen Fan des ungarischen Parlamentsgebäudes geworden (nicht des Parlaments und der Mehrheit seiner Mitglieder ...), und daher wollte ich das Abendessen mit Blick auf das Parlament genießen. Während es jede Menge Lokale mit Blick auf die Burg gibt, muss man Lokale mit Blick aufs Parlament wirklich suchen, aber ich wurde am Batthyány tér fündig.

Dort ist ein Restaurant mit einer kleinen Außenempore mit fantastischem Blick aufs Parlament (nur getrübt durch die Straßenbahn, die alle paar Minuten vor der Nase des Parlamentsbegeisterten hält, weil sie dort ausgleicht, wenn sie zu schnell unterwegs war), das Essen (Entenbrust - ja, ich habe freiwillig Ente gegessen, die war sehr lecker, und danach gab's Somlauer Nockerl, eine Süßspeise aus Biskuitteig mit Schokoladensauce und Sahne, himmlisch ...) war auch ganz lecker, und für den Blick zahlt man ein kleines bisschen mehr (insbesondere dann, wenn man sich vom Ober bequatschen lässt, dass die Service Charge ja nicht als Trinkgeld gewertet werden sollte, gestern war's mir egal ...)

Ziemlich genau um 22 Uhr lief ich aus dem Restaurant raus, genoss nochmal den unverstellten Blick vom Parlament und fuhr dann mit der Straßenbahn ein paar Stationen zum Rudas-Bad. Die Schlange, die ich durch mein spätes Kommen zu umgehen gehofft hatte, ging bis auf die Straße, aber da sie sich anders als vor zwei Wochen aufgestellt hatte, ging es trotzdem einigermaßen schnell, bis ich in meiner Kabine und dann im Bad war.

Um es vorwegzunehmen: Heute Nacht ließ ich Schwimmbad und Wellnessbereich in Ruhe und blieb die ganzen dreieinhalb Stunden bis um 2 Uhr im alten, osmanischen Badebereich - der ist einfach am schönsten, und das Auge erholt sich ja auch mit ... (Fotos auch diesmal nicht, weil es - wie ich gestern sah - ausdrücklich verboten ist - nicht, dass sich jemand dran halten würde ...)

Ich fing mit dem 16-Grad-Bad an und ging dann in Runden über das 28-, 30-, 33-, 36-Grad-Bad ins 42-Grad-Bad, ließ in späteren Sessionen das 30- und 33-Grad-Bad aus, weil die oft ziemlich voll waren (so von halb elf bis halb eins war es heute Nacht ziemlich voll), und wechselte also zwischen 16 Grad, 28 Grad und 42 Grad warmen Wasser. Je einmal war ich im Dampfbad und in der Sauna, aber sonst genoss ich einfach das Wasser und guckte den Touristen (diese Anfänger, hihi) beim Baden zu.

Ich fange an, mich zum Budapester zu entwickeln, denn die Touristen, die im Becken schwimmen wollen, bringen mich zum milden Lächeln, und der Idiot, der ein paar Mal mit Kawumm ins Becken sprang, wurde unter klammheimlicher Freude meinerseits dann am Ende aus dem Bad geworfen (den hätten sie sofort rausschmeißen sollen, der war auch alles andere als nüchtern, aber sowas macht man in so einem altehrwürdigen Bad doch nicht ...).

Ansonsten brachte ich eine Französin zum Verzweifeln (oder zum Zweifeln an der Existenz meiner Temperatursensorik), weil sie mich erst im 42-Grad-Becken in Buddha-Stellung sitzen sah und drei Minuten später im 16-Grad-Becken in ebendieser Haltung, während sie bei beiden panisch Reißaus nahm ...

Und ansonsten, Freunde, nicht erst mit den Füßen fühlen und dann in Etappen in die Becken steigen, zügig reingehen, dann einfach tief atmen, dann hechelt man den Schmerz nur einmal weg und nicht mehrmals ... (Es ist immer wieder lustig zu sehen, wenn die scheinbar harten Kerle ihren Freundinnen was beweisen wollen, aber dann mimimi machen, wenn es ins 42-Grad-Becken gehen soll - sehr lustig, vor allem, weil sie sich immer verstohlen umblicken und hoffen, dass es keiner sieht ...)

Am Ende, als es leerer wurde, fand man mich im 30-Grad-Becken, weil das so schön gemütlich war (das 28-Grad-Becken fand ich gestern ein bisschen arg kühl, aber 30 Grad war toll und 36 Grad zum Verweilen irgendwie ein bisschen warm ...).

Um 2 Uhr brach ich aus dem Becken auf, erwischte gerade noch den Nachtbus und war ziemlich genau um 3 Uhr im Bett - heute Morgen ging es dann dementsprechend später los ...

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Eines Abends hätte ich diese Woche fast einen Flug nach Burkina Faso über Silvester gebucht. Aber irgendwie waren 550 Euro plus Visum plus Hotel dann doch ein bisschen viel Geld für zwei volle Tage in Ouagadougou - ich habe also, es geschehen noch Zeichen und Wunder, von einer fixen Idee Abstand genommen ...

Die Reiseplanung 2019 hat allerdings schon relativ genaue Gestalt hinsichtlich der vorläufigen Ziele angenommen, auch wenn es noch eine Menge Wenns und Abers gibt. Im Großen und Ganzen sind aber folgende Touren angedacht, zumal ich ja aller Voraussicht nach auch noch vier Urlaubstage aus dem Jahr 2018 ins Jahr 2019 mit hineinübernehme, weil die Budapest-Sache meine diesjährige Urlaubsplanung ja ein wenig durcheinandergebracht hatte:
  • Im März konnte es über den Geburtstag meiner Mutter eine Woche nach Kuba oder so gehen.
  • Auch im Frühjahr würde ich gerne eine Woche Dschibuti und Somaliland machen.
  • Zwei Wochen durch Malawi und Mosambik könnten irgendwann im Laufe des Jahres anstehen.
  • Neuseeland und Fidschi und/oder Samoa steht wieder auf dem Programm.
  • Und natürlich wird es hoffentlich wieder die eine oder andere Wochenendtour geben - Barcelona steht da ziemlich hoch im Kurs, da war ich zwar schon einmal auf Tagestouren, aber so ganz richtig halt doch noch nicht, und der Park Güell sieht ziemlich gut aus ... 
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Immer wollen die Leser Fotos haben ... Okay, okay, hier sind ein paar:

Nochmal Parlament vom Boot

Blick auf den Gellértberg

Blick auf Südpest

Panorama auf Burgberg, Donau und Parlament

Donau I

Donau II (konnte mich nicht entscheiden ...)

Stefansbasilika von innen

... und von außen
Mein Abendessenblick gestern Abend