Das Abendessen gestern Abend war lecker - hier in Kamerun schmecken mir sogar rote Bohnen, aber danach war der Ofen wirklich aus - um 21 Uhr oder so war ich im Bett. In der Nacht checkte ich noch für den Flug ein, aber ansonsten schlief ich bis kurz vor sieben Uhr durch.
Heute Morgen war der Strom ausgefallen, und im Dunkeln wollte ich nicht duschen (zumal ich ja jetzt weiß, dass bei dem wunderbaren Wasserdruck womöglich eine - mit Strom betriebene - Wasserdruckpumpe im Spiel ist), also trödelte ich ein bisschen länger herum als gedacht, bis endlich der Strom wieder ansprang.
Ich frühstückte, schmierte mich ein und verließ das Hotel. Wieder lief ich hinunter zum Post-Kreisverkehr, wieder war bei der Ecobank eine längere Schlange, wieder lief ich zu - diesmal ging ich nach rechts, an der Kathedrale vorbei, schoss ein Foto (so'n Straßenverkäufer wollte 500 Francs dafür haben, dass ich von seinem Bürgersteig aus die Kirche fotografiere, du hast da ein bisschen was missverstanden - es ist hier wohl durchaus üblich, für das Fotografieren von Menschen diesen nach Genehmigung - also erst fragen, dann fotografieren - ein paar Francs zu geben, aber so nicht, Bürschle!) und lief dann zum Marché Mfundi.
Ich stand den diversen Schubkarren schiebenden Jungs ständig im Weg herum, aber soooo wahnsinnig exotische Gewürze und Früchte sah ich nicht - ja, Ananas für 'n Appel und 'n Ei, das schon, aber da war mehr das Gewusel das Erlebnis (immer schön die Hände an den Wertsachen haben!) als die Früchte - und Gewusel war da definitiv!
Ich lief, nachdem ich so ein bisschen ans Ende des Marktes gekommen war, ein Stück zurück und entschied mich, noch einmal über den Boulevard des 20. Mai zu wandern, also bog ich am anderen großen Kreisverkehr in der Stadt nach links ab, ging im Supermarkt "Casino" nochmal Wasser und Fruchtsaft kaufen und bog sodann auf den Boulevard ein.
In 17 Tagen ist der 20. Mai, und vermutlich gibt es da eine Parade oder so etwas, denn da stehen Tribünen, die des Präsidenten ist besonders schön und da steht auch die Videowand direkt da vor, und auf diesem Boulevard dürfen keine Motos fahren!
Am Ende des Boulevards sind das Hilton und diverse Ministerien, jo, angesichts der deutlich schmaleren Straßen in Yaoundé ist der Boulevard schon ein bisschen sehenswert ...
Ich lief nun einen Berg hinauf, denn ich hatte heute ein Ziel, nämlich die deutsche Botschaft - erst unterwegs stellte ich fest, dass ich die Konsularabteilung anpeilte, aber das güldet trotzdem, wie wir einst in Kindertagen sagten ... Unterwegs kam ich noch am Rathaus und davor am Unabhängigkeitsplatz vorbei, fotografierte den Obelisken und lief danach zur Botschaft.
Der Wachmann kam auf mich zu, grüßte freundlich, ich grüßte zurück und machte eins meiner Gruselfotos vor deutschen Botschaften. Keine Ahnung, ob man das so ganz offiziell darf, aber hey, das ist meine Botschaft, da darf ich ja wohl hoffentlich ein Foto von schießen, oder? Oder?
Nun lief ich weiter zur Ecobank, aber auch da war die Schlange wieder lang - so richtig verstand ich die Logik nicht, aber die eine Tante brauchte ewig, dass es mir zu blöd war. Die Bank daneben wollte Wucherpreise an Gebühren, also lief ich zu - ich wollte wieder zur Cantine, und da war mir, als ob man auch mit Kreditkarte zahlen könnte ...
Ich trödelte ein bisschen, weil ich nicht Schlag 12 Uhr (der Öffnungszeit) dort einfallen wollte, eine Viertelstunde später war ich trotzdem immer noch der einzige Gast, aber es war offen; also setzte ich mich nach draußen und wählte aus dem Menü aus.
Vorspeise war ein Avacado-Karotten-Salat mit Kilishi, einer Art gewürztem Dörrfleisch, das es hier in West-/Zentralafrika wohl öfter gibt; nicht ganz mein Fall, aber definitiv probierenswürdig. Das Rindersteak war mir zu durch, obwohl ich "à point" (medium) bestellt hatte, schmeckte aber trotzdem, gerade weil die Pfeffersoße fantastisch war - ja, und die Crêpes zum Nachtisch waren auch lecker - alles gut ...
Die Kreditkartenzahlung schlug fehl, weil das Gerät defekt war und beim Drücken einer Taste zwei Zahlen anzeigte, und auch mit einem einfachen Zurück klappte es nicht - ich hatte gerade noch genug Bargeld, um bar zu zahlen, brauchte jetzt aber definitiv noch einmal einen Geldautomaten, um zumindest das Yango zum Flughafen bezahlen zu können.
Ich lief das Stück zurück, inzwischen kannte ich mich in Zentral-Yaoundé ja ein bisschen aus und wollte am Post-Kreisverkehr gerade zur Fußgängerampel gehen, als mich ein Mann von hinten nicht nur anfasste, sondern regelrecht festhielt. Reflexartig riss ich mich los, was er nicht lustig fand, sodass er mich noch einmal festhielt und einem zweiten Mann irgendwas erzählte. Wieder riss ich mich los und lief schnellen Schrittes zur Ampel. Ich habe keine, aber wirklich keine Ahnung, was das sollte.
Das kann von maximal unglücklich eskaliertem Missverständnis (dass er mir sicherheitshalber den Weg über den Gehweg statt über die Straße weisen wollte) über eine Verwechslung bis hin zu einem versuchten Raubüberfall alles gewesen sein - ich habe keinen blassen Schimmer. Das ging alles so schnell, dass ich erst im Nachhinein zum Nachdenken kam, und ich bin mir immer noch keiner Schuld bewusst. Ich war aber so spürbar erschüttert, dass ich ein paar Meter weiter einen gegenläufigen Träger versehentlich anrempelte - wenn der sauer gewesen wäre, das hätte ich verstanden ...
Und nein, ich will mir nicht abgewöhnen, dass ich sauer werde, wenn mich jemand anfasst, insbesondere ohne Vorwarnung und von hinten, und schon gar nicht will ich mir abgewöhnen, dass ich richtig sauer werde, wenn mich jemand festhält, insbesondere ohne Vorwarnung und von hinten.
Die zweieinhalb Stunden, die ich jetzt noch hatte, nutzte ich zur Erholung und zum finalen Duschen; ich zog mir frische Klamotten (einschließlich frischer Hose) an, checkte um 17 Uhr und bestellte mir ein Yango.
Dieser Fahrer rief mich nicht an - sehr wohltuend, und fuhr mich völlig entspannt und für 6,50 Euro in einer halben Stunde zum Flughafen; dabei ging es ein gutes Stück über die je Fahrtrichtung dreispurige Autobahn (!), auf der nun wirklich keine Motos fahren dürfen ... Der Check-in und die Sicherheitskontrolle waren problemlos, ich hätte normalerweise nicht einmal die Schuhe ausziehen müssen, aber da die piepsten, dann doch - das kann aber in Europa auch passieren. Jetzt sitze ich in der Bar und trinke noch ein Bierchen, und gleich boarden wir schon ...
Das Boarding war am Ende unproblematisch, auch wenn sie zweimal mein Handgepäck gewogen haben und es, öhm, zweimal leicht, aber gaaaaaanz leicht drüber war - das war aber am Ende egal ... verstehe, wer will. Mir war's recht ...
Jetzt geht aber los - Handy in Flugmodus!
Das heutige Handgemenge trübt den Gesamteindruck von Yaoundé nicht nachhaltig, und den von Kamerun schon gleich gar nicht. Man hat, glaube ich, im Blog gemerkt, wie ich mit diesem Land jeden Tag immer ein bisschen wärmer geworden bin: Der Eindruck mit der Korruption in Douala war nicht so toll, aber danach habe ich ausschließlich freundliche Menschen kennengelernt (der Typ von heute zählt nicht ...), das war super.
Ansonsten ist es natürlich hilfreich, wenn man ein bisschen Afrikaerfahrung hat, damit man von staubigen Stadtstraßen, dem Verkehr hier und der Art, wie man Auto fährt, von den hier wirklich häufig fehlenden Kanaldeckeln (in Yaoundé gefühlt mehr als in Douala, aber dort auch), von Müllbergen auf den Straßen, von Lärm und Schmutz und Armut nicht gleich so erschlagen wird, aber das klappt hier alles irgendwie - und man merkt, mit dem wunderbaren Apartment in Douala, dem tollen Apartment in Kribi und dem ganz großartigen Hotel hier in Yaoundé, mit der Möglichkeit, sein Taxi übers Handy zu bestellen (ich habe in den paar Tagen anscheinend 21 Fahrten mit Yango gemacht - und habe meine 5,0 Sterne als Passagier immer noch ...) und den mobilen Zahlungsmethoden (andere als in Europa, aber nicht weniger leistungsfähig), dass natürlich auch Kamerun im Aufbruch ist, touristisch und insgesamt. Und, das ist mir richtig aufgefallen, kaum ein Mensch zuckt hier noch, wenn ihm ein weißer Europäer begegnet - das war zuletzt in Bangladesch ja noch deutlich anders gewesen.
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Autobahn zum Flughafen |
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Avacadosalat mit Kilishi |
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Cantine (heute Mittag leer, Donnerstag Abend voll) |
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Unabhängigkeitsplatz |
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Westliches Ende des Boulevard des 20. Mai |
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Hilton |
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Boulevard des 20. Mai |
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Nochmal Kathedrale |
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