Ich ließ mir ein Yango kommen, das wartete schon unten, weil der Aufzug und ich auf Kriegsfuß standen, aber das war nicht schlimm. Ich ließ mich - durch irgendwie nicht so richtig einladende Straßen (brutale Schlaglöcher, schlimmer als in Douala) - zu einem Club fahren. Der war zwar geöffnet, aber die waren noch in den Vorbereitungen für den Club-Abend, der, wie sich herausstellte, erst etwa drei Stunden später losgehen sollte. Ich bekam aber ein Bier (Heineken, warm) und entschied mich, danach die Flucht anzutreten. Das war nicht feindselig dort, aber ich saß da definitiv wie bestellt und nicht abgeholt herum. Das Bier kostete drei Euro, ich hatte nur einen 15-Euro-Schein, den konnte kein Mensch wechseln, die europäischen Zahlsysteme kennt hier keiner, die kamerunischen hatte ich nicht, am Ende konnte ich per Kreditkarte zahlen, auch recht ...
Ich lief die ungefähr zehn Minuten über zwar einigermaßen hell erleuchtete, aber eben auch ziemlich leere Straßen, so richtig sicher, dass das eine gute Idee ist, was ich da gerade mache, war ich nicht, weil da eben ein paar Menschen unterwegs waren und ich die Gegend nicht kannte, aber ich kam wohlbehalten an.
Und da war ich richtig - es gab wunderbare Musik, da war Stimmung, ich konnte draußen sitzen (es gab nur noch einen Fünfertisch, den okkupierte ich), und ich saß kaum, als drei Jungs Anfang, Mitte zwanzig fragten, ob sie sich zu mir setzen dürften. Sie hatten eine Flasche Wodka bestellt und Mangosaft und süppelten das vor sich hin, während ich bei meinem Bier blieb.
Irgendwann kamen wir - einer sprach sehr gut, einer gut Englisch und der Dritte verstand viel, aber redete nicht so arg viel (Englisch) - ins Gespräch, aber meist unterhielten sie sich zunächst untereinander.
Der Alkohol lockerte aber die Zunge und irgendwann ging es los - wir diskutierten über Trump und Kolonialismus (Stephen fasste das ungefähr wie folgt zusammen, ich übersetze: "Kein Volk wollte kolonisiert werden, aber wenn, dann waren die Deutschen am wenigsten schlecht." Das habe ich jetzt zum zweiten Mal in die Stoßrichtung gehört - nach der Dame im Mobilfunkamt -, dass ich so langsam anfange zu glauben, dass das eine verbreitetere Ansicht in Kamerun ist.) Wir kamen sogar zu LGBT-Themen, wo die drei, glaube ich, verstanden, was ich sagen wollte, nämlich, dass es mich nix angeht, was jemand in seinem Schlafzimmer macht, aber so richtig zustimmen wollten sie der Ansicht auch nicht. Sei es, wie es sei, am Ende wurden Telefonnummern ausgetauscht und Bilder gemacht, natürlich half ich noch beim Wodka aus, und das Essen, das bestellt wurde und bei dem ich mitnaschen musste, war ganz, ganz, ganz hervorragend!
Am Ende wurden wir um halb zwei sanft und sehr, sehr freundlich aus dem Lokal herausgekehrt, mein Yango kam schnell und fuhr mich für 1,50 Euro die zehn Minuten zurück ins Hotel. Ich fiel ins Bett und wachte heute Morgen viel zu früh auf. Ein bisschen gefrühstückt habe ich, aber es ist jetzt halb elf, und so ganz erholt bin ich noch nicht - aber so langsam sollte ich mich mal einschmieren und rausgehen.
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Jo, das tat ich dann auch tatsächlich, aber erst, nachdem ich für teuer Geld einen Late Check-out erkauft hatte - so kann ich morgen bis 17 Uhr im Zimmer bleiben, nochmal duschen und vielleicht sogar noch ein Schläfchen halten.
Ich marschierte ein paar Schritte hinunter zum großen Kreisverkehr an der Kathedrale (die von außen nicht so wahnsinnig beeindruckend aussieht, wenn ich das so sagen darf ...).
Eigentlich wollte ich noch Geld abheben, aber die Schlange war mir zu lang, also stand ich an drei verschiedenen Stellen um den Kreisverkehr in der Gegend herum, starrte auf den wahnsinnigen Verkehr und versuchte, mich nach gestern Abend wieder zu sammeln. Nein, im Ernst: Ich hatte nur zu wenig geschlafen, und das machte sich bemerkbar, ansonsten ging es mir im Großen und Ganzen schon wieder gut.
Ich ging noch ein paar Schritte weiter und kaufte ein paar Getränke ein, dann ließ ich mich - natürlich rief der Fahrer wieder an ... - von einem Yango zum Monument de la Réunification, zum Wiedervereinigungsmonument, fahren, das an die Vereinigung des französischen und britischen Kamerun 1961 erinnert.
Jo, das gelegentlich (und bei sowas weiß ich immer nie, ob das sarkastisch gemeint ist) als "kamerunischer Eiffelturm" bezeichnete Bauwerk ist ein wenig in die Jahre gekommen, die 1,50 Euro Eintritt, verschmerzte ich, und den Aufstieg auf die Aussichtsplattform schaffte ich auch. Der Blick auf Yaoundé von da oben ist wirklich hübsch, das muss ich sagen, das passt dann schon.
Nun hatte ich aber wirklich keine Lust mehr und rief mir ein Yango, ich musste, weil die App meinen Standort nicht richtig ermittelt hatte, ein paar Schritte laufen, der Fahrer rief mich wieder an, aber inzwischen schreibe ich denen daraufhin einfach, wo ich bin und hinwill, das wissen die natürlich eigentlich schon, aber das scheint mir auch eine Verifikationsmaßnahme zu sein, weil ja hier alles über Bargeld abläuft und die sonst - veräppelt werdend - durch die Gegend zu vermeintlichen Kunden fahren ...
Im Hotel habe ich jetzt am Rechner herumgewirbelt, mich ein bisschen in die kamerunische Geschichte eingelesen (das mache ich ja immer gerne vor Ort), so langsam habe ich Hunger (mein Frühstück heute war nicht so arg üppig) - und dann gehe ich heute wirklich früh ins Bett ...
Eine Ehrenrettung muss ich noch loswerden, weil ich da einem Missverständnis unterlegen war: Die Menschen, die ich als Bettler betrachtet hatte, weil sie mit dem Daumen und Zeigefinger "Geld" signalisierten, wollten in Wirklichkeit Geldwechseldienste anbieten - der eine Handwerker, den ich in Kribi kennengelernt habe, meinte auch, dass der Kurs bei den Wechslern sogar besser sei als der offizielle (der CFA-Franc ist ja an den Euro gekoppelt), aber bei meiner Bank kriege ich beim Geldabheben auch praktisch exakt den offiziellen Kurs - und ich laufe keine Gefahr, einem Betrüger aufzusitzen, das passt schon für mich.
Morgen will ich vielleicht noch zur deutschen Botschaft, mal sehen. In der Nähe wäre fürs Mittagessen auch die Cantine, mal gucken, ob ich das verbinde - auch das Nationalmuseum soll einen Blick wert sein, aber das mache ich morgen wie heute - spontan und geruhsam ...
Morgen Abend um 21.10 Uhr (Ortszeit, 22.10 Uhr deutscher Zeit) geht mein Flieger, ich werde hier so gegen 17 Uhr auschecken, mein Yango zum Flughafen nehmen und dann den Hindernisparcours kamerunische Ausreise in Angriff nehmen ... Um 5.10 Uhr am Sonntag Morgen komme ich an, habe planmäßig üppig Zeit für Einreise und Sicherheitskontrolle, denn erst um 8.30 Uhr geht es nach Frankfurt. Dort komme ich um 9.30 Uhr an (planmäßig) und verpasse wahrscheinlich den ICE um 9.51 Uhr, sodass mich Muttern dann doch in Rötenbach abholen kommen muss. Nach Dusche und vielleicht etwas Schlaf geht es vielleicht noch in die Bonndorfer Gastronomie, aber das gucken wir genauso wie oben: spontan und geruhsam.
Heute auch mal ein paar Bilder von den letzten Tagen:
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Blick auf Yaoundé |
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... vom Wiedervereinigungsmonument |
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Gestern: Unterwegs in Kamerun |
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In Pouma |
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Vorgestern: Abschied von Kribi |
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Garnelen à la kribienne |
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Freundliche Mitbesucher am ... |
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Lobé-Wasserfall |
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Strand ... |
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... mit sehr gutem Essen |
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Und zum Nachklapp noch Kathedrale hinter dem Kreisverkehr hier in Yaoundé ... |
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