... hatte ich die Einreisekarten ausgefüllt, sodass die Grenzerin ausgerechnet Christian nach der Telefonnummer fragte (die nie jemals ein Mensch anrufen wird). Das führte zu Missverständnissen zwischen Jessi und Christian, während mein Pass in der Spezialkontrolle war - meiner Grenzerin hatte das kamerunische Visum (so glaube ich) nicht so recht zugesagt. Am Ende galt aber "it's okay" - ich jagte ihr noch nach und fragte, wo das Problem war, aber so gut Englisch sprach die Sekundärgrenzerin dann doch nicht, und übertreiben wollte ich es mit der Nachfragerei beim chinesischen Staatsorgan nun auch wieder nicht. Das ganze Groß-Missverständnis war übrigens nur deswegen entstanden, weil keiner von uns gesehen hatte, dass wir so eine bekloppte Einreisekarte ausfüllen mussten. Als ich das dann schnallte und zurückging, wurde mir Gefolgschaft verweigert, sodass ich dann in der Schlange - meine war schneller als die von Jessi und Christian - diese Zettel befüllte, die sonst keine alte Sau anguckt ... Nun, da hatte ich die Rechnung ohne die chinesischen Grenzer gemacht - aber am Ende war ja, wie so häufig, alles gut.
Ich konnte heute Nacht ganz brutal schlecht einschlafen und war bis halb vier oder so wach. Normalerweise kann ich, wenn ich flach liege, einigermaßen schnell einschlafen, aber diese Nacht ging gar nix. Irgendwann war ich aber dann doch eingepennt und heute dann auch fit.
Wir frühstückten in der Gaststätte von gestern Abend, ganz in der Nähe und fuhren danach mit MTR (Metro) und Zug nach Lo Wu. Vor uns fuhr ein Zug gerammelt voll zur Pferderennbahn, aber unser Zug zur (festland)chinesischen Grenze blieb bis zur vorletzten Station einigermaßen leer. Dort aber wurde es voll, und als zwei Züge fast gleichzeitig ankamen, war es in der Grenzstation doch doch voll.
Die Ausreise aus Hongkong funktionierte problemlos an der elektronischen Einreise, dann ging es zu Fuß über ein Flüsschen und zur relativ kurzen Schlange für die Ausländer. Nach der Serie von Missverständnissen ging es schließlich schmerzlos am festlandchinesischen Zoll vorbei - juchhe, wir waren in China proper, im "richtigen" China - und das visumsfrei, weil bis zum 31. Dezember Deutsche ohne Visum nach China einreisen können.
Die Suche nach einem Geldautomaten gestaltete sich als schwierig, sodass ich schließlich den 1.000-Hongkong-Dollar-Schein von gestern aus dem Casino (in Macau) in chinesische Yuan wechselte. Damit konnten wir Getränke kaufen und auch unsere Fahrkarten in Form von Jetons.
Wir fuhren eine halbe Stunde oder so zum höchsten Gebäude von Shenzhen, dem Ping An Finance Centre. Das Ding mit 599 Metern Höhe ist das fünfthöchste Gebäude der Welt (nach dem Burj Khalifa in Dubai, dem Merdeka 118 in Kuala Lumpur, dem Shanghai Tower und den Uhrtürmen in Mekka, Saudi-Arabien) und hat auf 562 Metern Höhe eine Aussichtsplattform.
Ich verwechselte mal kurzfristig Nord und Süd, wurde freundlicherweise von Jessi darauf hingewiesen, dass es in die Richtung eher in Richtung Mongolei denn in Richtung Hongkong ginge, und machte es ein paar Stunden später nicht besser, als ich uns zurück in Hongkong ein paar Meter in die falsche Richtung navigierte.
Ich war noch einmal zurückgegangen, um einen Blick aufs Meer und idealerweise auf das Riesenrad zu erhaschen, als ich sah, dass sich eine Schlange bildete - und es kurz vor 15 Uhr war. Ich schlussfolgerte, dass es da eine Führung zum Schwingungstilger geben würde, sammelte meine Leutchen ein, und so waren wir die einzigen Ausländer, die da mit unterwegs war (dabei war das Video sogar mit englischen Untertiteln, sehr löblich!).
Nun hatten wir aber auch das heutige Tagesziel - diesen Turm in Shenzhen, unsere Reisegruppe mag ja hohe Gebäude ... - in Festlandchina erreicht und fuhren - in "Wolfgang's Steakhouse" wollten wir nach Ansicht der Preise nicht essen ... - mit der Metro zurück zur Grenze und fuhren über mehrere Rolltreppen nach oben zur Ausreiseebene. Auch diesmal guckte die Grenzerin irgendein Visum in meinem Pass genauer an, ließ mich dann aber immerhin ohne weitere Verzögerung ausreisen (mit Stempel - die Ein- und Ausreisestempel Chinas waren bisher die einzigen Stempel auf dieser Reise). Wir überquerten wieder das Grenzflüsschen, konnten am Automaten einreisen (die Einweiserin wollte uns erst nicht zum Automaten lassen, aber der Sticker auf der Rückseite unserer Pässe löste ein Umdenken aus), der Hongkonger Zoll war auch vernünftig, und bald saßen wir schon wieder in der Bahn zurück in die Stadt.
Wir aßen im liebgewonnenen Lokal bei uns um die Ecke zu Abend und überlegten dann, ob wir heute vielleicht auf den Peak fahren, von dem aus man einen schönen Ausblick auf Hong Kong Island und Kowloon haben soll. Von dem Plan ließen wir aber auch heute Abend ab, denn der Blick auf die Webcams zeigte, dass der Blick von oben eher grau sein würde - oder, wie Christian treffend ausdrückte: "Da könnten wir uns auch eine Tüte über den Kopf ziehen - wäre der gleiche Ausblick und billiger ..."
Die Alternative, die wir eigentlich für den Rückwegabend in Hongkong geplant hatten, lautete, nun endlich mal mit der Fähre von Hong Kong Island nach Kowloon zu fahren. Wir liefen von unserer Bude über eine Fußgängerüberführung zur Hafenpromenade - und waren begeistert. Der Blick auf Kowloon war großartig, und ich fand, dass der Nebel in 200 Metern Höhe, der die oberen Stockwerke der höchsten Wolkenkratzer, zur Atmosphäre sogar noch beitrug.
Wir warteten, bis es dunkel/dunkler geworden war, und fuhren dann mit der Fähre hinüber nach Kowloon. Auf die Idee war auch viele andere Menschen gekommen, denn auf der Fähre und erst recht in Kowloon war die Hölle los. Die Hafenpromenade dort drüber ist aber großartig ...
Wir fuhren - den richtigen Bus fanden wir mit Mühe, weil die Linie 1A anders fährt als die Linie 1 ... - zum Temple Street Night Market und wanderten über diesen. An den Essensständen am Anfang ging selbst ich an manchen Sachen sehr schnell vorbei, aber am Nippesmarkt stöberten wir ein bisschen - es gab T-Shirts und Schlüsselanhänger und Elektronik und, und, und ...
Am Ende der Temple Street drehten wir um, liefen eine Parallelstraße entlang, dort aß ich noch einen Oktopus-Bällchen-Spieß (nix Besonderes), wollte versehentlich mit chinesischem statt Hongkonger Geld bezahlen (ich habe viel zu viele verschiedene Währungen im Geldbeutel) danach fuhren wir mit der Metro ganz unspektakulär unter dem Meer hindurch nach Hause.
Das Wetter hier ist - für Hongkong - wahrscheinlich recht kühl, es sind "nur" 24, 25 Grad, auch wenn die Luftfeuchtigkeit natürlich hoch ist. In Kaiserslautern ist es laut der Wetterstation von Jessi und Christian wärmer als in Hongkong - unglaublich! Andererseits sind die Busse und Bahnen ziemlich derb heruntergekühlt - heute stellte sich Christian bei jedem Stopp der Bahn von der Grenze in die Stadt in die Tür, um sich ein bisschen aufzuwärmen ...
Auch diesen Tag heute fand ich ganz großartig - klar, wir haben von Macau, Shenzhen und Hongkong nur einzelne Einblicke gewonnen, aber die waren sehr, sehr interessant - und ich mag es ja auch sehr, in lokalen Fastfood-Restaurants zu essen und mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu fahren, um zu gucken, wie man hier so lebt - und das haben wir hier ausgiebig gemacht.
Morgen können wir das Gepäck jedenfalls beim Pförtner unseres Gebäudes lassen (ich habe eben die Antwort unseres Vermieters gelesen, dass der schon den nächsten Gast hat, sodass wir nicht später auschecken können) - dann wird noch irgendwo Dim Sum verspeist und gegen 16.30 Uhr geht es zum Flughafen, denn um 20.25 Uhr (14.25 Uhr deutscher Zeit) geht der Flieger nach Port Moresby in Papua-Neuguinea. Dort kommen wir übermorgen um 5.10 Uhr Ortszeit (21.10 Uhr deutscher Zeit morgen) an und werden von unserem Guide für die Stadtrundfahrt abgeholt.
Die Reise ist - wenig überraschend, wie die regelmäßige Leserin und der eifrige Leser weiß - intensiv, gar keine Frage, aber ich finde sie echt superspannend - den Reisepass werden wir voraussichtlich nur am Dienstag und Mittwoch in Cairns nicht benötigen, ansonsten werden wir an jedem Tag den Pass entweder zu einer Ein- oder Ausreise oder aber am Flughafen (für den Inlandsflug in Australien) benötigen ... Jo, Jessi-Christian-ich-Urlaub halt ...
Fotos mal wieder vogelwild durcheinander, fürchte ich:
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Temple Street Night Market |
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Hong Kong Island |
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Kowloon |
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Hong Kong Island von Kowloon aus |
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Menschenmasse in Kowloon |
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Hong Kong Island mit Fähre |
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Blick vom Ping An Finance Centre |
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Jetons zum Metrofahren in Shenzhen |
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Höchstes Gebäude von Shenzhen |
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Propagandavideo im Turm |
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Das geht's runter ... |
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Schwingungstilger (dass es das Wort gibt, wusste ich auch nicht) |
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Blick von unten ... |
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