... haben wir an Autobahngebühr heute in Bosnien-Herzegowina abdrücken müssen, und das ist kein Tippfehler, denn die Bosnier verwenden die Konvertible Mark, welche 1:1 an die D-Mark gebunden war, sodass heute 1 Euro genau 1,95583 Konvertiblen Mark entsprechen - im Alltag macht man natürlich 1:2, denn der Euro wird praktisch überall in Bosnien-Herzegowina akzeptiert.
Der Abflug aus Karlsruhe war - nach langwieriger Sicherheitskontrolle, weil einige Menschen ganz offenkundig zum allerersten Mal im Leben geflogen sind ... - ein wenig verspätet, dafür kamen wir nach nur siebzigminütigem Flug an. Schlussendlich waren wir nicht so wahnsinnig verspätet, sodass ich fast pünktlich ein Uber rufen konnte.
So etwas wie gestern Abend habe ich aber noch nicht erlebt: Reihenweise lehnten die bereits zugeteilten Fahrer unseren Auftrag wieder ab, sodass wir sicher 30, 40 Minuten am Flughafen herumstanden, bis sich ein Fahrer endlich unserer erbarmte, uns abholte und in die Stadt fuhr.
Wir hatten als Ziel die Fußgängerbrücke in die Altstadt angegeben, denn dort sollte Jessi in einem Café den Schlüssel übernehmen - das Problem war nur, dass dieses Café aufgrund unser Flug- und vor allem unserer Uber-Verzögerung bereits geschlossen hatte. Jessis Handy tat auch nicht, was es sollte, sodass ich irgendwann aufbrach, um wenigstens meinen Zimmerschlüssel zu erhalten (die Kneipe hatte angekündigt, bis 1 Uhr offen zu sein).
Die Kneipe war tatsächlich auf, ich wurde schon sehnlichst erwartet, bezog mein völlig akzeptables Zimmer, ging dann aber schnell zurück, um zu sehen, wie es Jessi und Christian ergangen war: Bei den beiden klappte es weiterhin nicht, die Unterkunft hatte auch keinen Zettel hinterlassen, sodass die beiden sich nicht anders zu helfen wussten, um in meine Unterkunft mitzukommen.
Wir hatten schon überlegt, ob die beiden sich das zweite Bett in meinem Zimmer teilen, aber nach einiger Diskussion innerhalb des Betreiberehepaares wurde den beiden noch ein Zimmer in meiner Unterkunft angeboten, gegen Barzahlung und ohne Quittung, versteht sich, aber dafür ging der Willkommenstrunk aufs Haus. Zwei Uhr war es, als wir ins Bett kamen, aber wenigstens kamen wir ins Bett ...
Heute Morgen war das Aufstehen mühsam, aber schlussendlich erfolgreich, wir trafen uns vor der Haustür und marschierten die eineinhalb Kilometer zur Autovermietung. Ich blieb draußen (draußen war es angenehmer kühl), dann hatten die zwei einen wunderbaren Seat angemietet, und los ging es in Richtung Autobahn und auf der Autobahn eine Stunde in Richtung Süden.
Eine weitere halbe Stunde ging es über Landstraßen (mitsamt Einkauf von Sprudel), bis wir die kroatisch-bosnische Grenze in Angriff nahmen. Das war aber alles kein großes Problem, auch wenn die kroatische Ausreise angesichts der sieben Autos vor uns etwas Zeit in Anspruch nahmen, die bosnische Einreise war dafür völlig problemlos, und wir bekamen sogar einen Stempel in den Pass (ich hatte den beiden zwar geraten, den Pass mitzunehmen, vielleicht bekäme man ja einen Stempel, aber dass wir tatsächlich einen Stempel bekamen, kam dann doch unerwartet für mich ...).
Nun ging es am Buško jezero, einem künstlichen See schon in Bosnien entlang, da machten wir ein paar Fotos, bevor es schließlich in den wunderbaren (aber jetzt nicht völlig begeisternden) Blidinje-Naturpark ging. Ich hatte Google als Zwischenstopp eine x-beliebige Kneipe in dem Naturpark angegeben, aber als wir uns deren Bewertung ansahen, die auf Google mit 4,8 ziemlich gut ausfiel, entschieden wir uns, dort zu Mittag zu essen.
Der Parkplatz war gerammelt voll, wir bekamen aber noch einen Platz, die Preise sahen sehr vernünftig aus, also bestellten wir zwei Vorspeisen und drei Hauptspeisen.
Joa, das Essen kam alles zusammen, das war nicht schlimm, aber die Bedienung grinste uns an, als sie alles aufgetischt hatte und der Tisch sich bald bog (wir haben vor lauter Verfressenheit - es hatte kein Frühstück gegeben - leider, leider keine Fotos gemacht) ...
Wir futterten Tomaten-Mozzarella-Salat und Uštipci s Lučnicom, frittierte Mehlfladen mit Sauercreme-Knoblauch-Sauce, dazu gab es Rumpsteak-Salat, Tortellini mit Steakstreifen und einen Grillteller - es war unglaublich, es war eine einzige Völlerei, und am Ende zahlten wir mit üppigstem Trinkgeld keine 70 Euro ... Leute, wenn ihr in Richtung Mostar fahrt, geht ins Hajdučke vrleti, ihr werdet es nicht bereuen.
Ich hatte auch zwei Bierchen getrunken (ich war ja nur der Navigator), sodass ich auf der anschließenden Fahrt in Richtung Mostar mal ein bisschen wegnickte. Rechtzeitig zu den Abzweigungen war ich wieder einigermaßen fit, und wir fanden in Mostar auch einen wunderbaren kostenfreien Parkplatz in der Nähe der Alten Brücke.
Wir liefen zunächst zum Aussichtspunkt unten an der Neretva, feuerten einen der Brückenspringer an, der dann tatsächlich in den Fluss hüpfte, liefen dann hoch und über die Brücke, tranken ein dringend nötiges Getränk auf einer Panoramaterrasse mit Blick auf Brücke und Neretva und liefen dann wieder zurück zum Auto.
In Mostar war ich ja zuletzt vor 14 Jahren, es hat sich viel verändert, und doch ist vieles gleich geblieben: Der Charme der Altstadt ist noch da, aber insgesamt fühlt sich Mostar viel moderner an als damals, ja, klar, auch in Bosnien steht die Zeit nicht still ...
Entlang der Neretva und dann über ein kleines Stück Bergstraße ging es in Richtung des kurzen Stücks bosnischer Autobahn im Süden des Landes, dafür mussten wir 1,20 Konvertible Mark, also 61 Cent bezahlten, die Ausreise aus Bosnien ging sehr schnell, die Wiedereinreise nach Kroatien schnell, und dann ging es über die Autobahn zurück nach Zadar.
Wir parkten das Auto auf dem zur Unterkunft von Jessi und Christian gehörigen Parkplatz, liefen in der Altstadt zur Sankt-Donata-Kirche und zur Meeresorgel, bei der die Wellen Luft in die Orgelpfeifen in der Strandpromenade drücken und wieder herausziehen, sodass es da ein ziemlich lautes Konzert der Wellen gibt, bevor wir - nach längerer Suche nach einer Kneipe mit Fassbier - in ein Brauerei-Pub einfielen, uns es dort gutgehen ließen und nun nach Hause gegangen sind ...
Jessi und Christian fahren morgen an die Krka-Wasserfälle, ich arbeite in ihrem Zimmer, und dann geht es für mich ja morgen Abend schon wieder zurück nach Deutschland, während die beiden erst übermorgen fliegen.
Das war ein wunderbarer, völlig verfressener, großartiger Tag mit unserem 39. gemeinsamen Land, es war herrlich, und ich hoffe, die Bilder zeigen das auch ...
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Zadar, Altstadt, gestern |
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Zadar, Gasse in der Altstadt |
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Bosnien, Blick auf den See |
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Unterwegs in Bosnien |
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Brücke von Mostar |
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Blick flussabwärts |
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Blick flussaufwärts |
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Sankt-Donata-Kirche in Zadar |