Meine Länder

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Dienstag, 11. August 2020

Das Ding wackelt!

Natürlich war ich heute wieder in der Schweiz, wenn auch nur das kurze Stück zwischen Seldengraben und Wiizemersteg, aber den siebten Tag in Folge wollte ich schon in der Schweiz gewesen sein ...

Auch wenn ich dabei zwei Grenzbrücken überschritt, war die Wackelbrücke die Stahlbrücke über die Wutach auf vollständig deutschem Gebiet, auf die ich zwecks Fotomachen von der Eisenbahn-Wutachbrücke drauflief ... Zum Glück guckte ich beim Draufgehen vor allem auf die andere Brücke, denn als ich auf den Boden schaute und sah, dass mich nur ein Gitter und viel heiße Luft vom Fall in die Wutach abhielt, wurde mir doch ein bisschen mulmig. Nicht so schlimm wie auf dem Glasboden im CN Tower in Toronto, aber ein bisschen ...

Aber von Anfang an: Nach Feierabend erprobten Mutter und Sohn eine neue, innovative Taktik, damit Mutter nicht zweimal den Sohn fahren muss - wir brachten mein Auto an den Wiizemersteg, ich stieg in das Auto meiner Ma um, und wir fuhren gemeinsam nach Achdorf zur Scheffellinde, denn dort wollte ich starten. Clever, gell?

Der Weg führte über die im Volksmund "Wellblechweg" genannte Kreisstraße, und die heißt so, weil es ständig auf und ab geht ... Wir kamen in Achdorf an, ich stieg aus und meine Mutter fuhr über Ewattingen heim.

Unter den Juristen sagt man, der Blick ins Gesetz erleichtere die Rechtsfindung, und unter Wanderern sagt man, der Blick auf die Karte erleichtere die Wegfindung ... Nun, ich Vollhonk hatte mir die Strecke so geplant, dass ich auf exakt der gleichen Strecke, die wir mit dem Auto nach Achdorf gefahren waren, jetzt einige Kilometer zurücklatschen durfte. Natürlich, ich wollte den Ring um Achdorf und Ewattingen herum schließen, aber da war ich nun auf der Straße unterwegs und stiefelte in Richtung Wald.

Nach zweieinhalb Kilometern durfte ich in den Wald abbiegen, verlief mich aber gleich mal, weil die tollen Wanderweg-Weiser zwar auf gerader Strecke alle paar Meter zu finden sind, aber bei einer Weggabelung erstmal gar nicht ... Zum Glück merkte ich den Fehler einigermaßen zügig, zeigte dem erstbesten Wegweisermärkchen am Baum einen bestimmten Finger (unglaublich professionelle Reaktion, ich weiß ...) und lief nun in Hörentfernung zur Wutach durch den - ansonsten wunderbaren - Wald ...

Mir begegneten kaum Menschen, ein Mountainbiker kam von hinten angerast (auf dem engen Weglein darf der nie und nimmer fahren, und schon gar nicht so schnell, aber sei's drum, ich will ja kein Waldwart sein), und so wanderte ich gemütlich durch einigermaßen kühlen Flühenwald in Richtung Grimmelshofen.

Kurz vor Grimmelshofen überquert die Sauschwänzlebahn die Wutach, und die Brücke ist - wie die gesamte Streckenführung - ein Ingenieursmeisterwerk. So richtig wohl fühlte ich mich auf der Fußgängerbrücke über die Wutach aber eben nicht, jedenfalls nicht, nachdem ich mal nach unten geguckt hatte, ich hielt mein Handy und meinen Wanderstock ganz fest (der Wanderstock war heute übrigens sehr hilfreich, denn es ging teilweise steil bergab) und war froh, als ich wieder festen Waldboden unter den Füßen hatte.

Die letzten Wutachflühen-Meter mit untergehender Sonne (die ging hinter den Berglein unter, es war noch immer gut hell) führten mich nach Grimmelshofen. Die Einwohner dieses zu Stühlingen gehörenden Örtchens waren alle recht freundlich, nur eine ältere Dame fragte mich aus heiterem Himmel, ob's mir "pressiert" - ich war ihr wohl zu schnell unterwegs. Nun ja ...

Ich überquerte die Bundesstraße, lief in Richtung Sportplatz, dann links hoch zum Seldengraben, überquerte dort die deutsch-schweizerische Grenze, begegnete in der Schweiz zwei Deutschen, die ich durch mein Grüezi völlig verwirrte, und war ziemlich froh, als ich über den Wiizemersteg wieder nach Deutschland und zu meinem Auto kam ...

Das waren zwar heute nur 10,82 Kilometer, aber irgendwie war ich kaputt. Vielleicht mache ich morgen mal Pause, hätte ich mir durchaus verdient ...

Fotos:

In den Wutachflühen

Die Wutach

Eisenbahnbrücke über die Wutach von der Fußgängerbrücke

Die Wutach näher als mir lieb war

Sonnenuntergang in den Wutachflühen

Grenzbrücke Seldengraben

Grenzbrücke Wiizemersteg (mit Sto-Gebäude im Hintergrund)


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