... war ich gestern auf der Rheinbrücke Neuenburg-Chalampé, nachdem ich schon ungefähr 17 Kilometer in den Knochen hatte ... Die ehrenwörtliche Erklärung, die ich für die Einreise nach Frankreich brauche, hatte ich natürlich dabei - hust -, aber kontrolliert hat das eh keiner ...
Eine (lange) Etappe fehlte noch, um den Südwestschwarzwald zu umrunden, und diese Etappe wollte ich gestern auf mich nehmen.
Also fuhr ich mit dem Bus nach Neustadt, von dort mit der S-Bahn nach Freiburg und schließlich mit einem Regionalzug nach Kleinkems, wo ich am 18. Dezember - auf meiner letzten getrackten Tour - in den Zug gestiegen war. Diesmal konnte ich den Berg hinuntergehen und kam bald zum Rhein. Kurze Zeit später, zwischen Rheinkilometer 184 und 185 (natürlich wurden alle Rheinkilometer fotografisch dokumentiert), kam ich an den westlichsten Punkt meiner Wanderungen, denn bei 7° 30' 47" ö. L. war ich um gerade einmal 20 Gradsekunden, also wenige hundert Meter, weiter westlich als am 18. Dezember ...
Es ging auf einer wunderbar bewanderbaren, wenn auch trotz des fast ununterbrochenen Ausblicks auf den Rhein jetzt nicht so wahnsinnig spannenden Strecke in Richtung Norden - der erste Rheinkilometer war die Nr. 184 gewesen.
Nach dem Rheinkilometer 185 kam ich an einem Autobahnrastplatz vorbei, und die Tür vom Rastplatz zum Wanderweg war geöffnet, denn auf dem Rastplatz ist ein auch und gerade für Wanderer interessanter Myriameterstein. "Myriameter" ist die altertümliche Bezeichnung für 10.000 Meter, und dieser Stein bezeichnete 20 Kilometer Entfernung, also zwei Myriameter, von Basel. Man beachte, dass hier wohl 20 Kilometer zum Stadtzentrum von Basel gemeint waren, denn von der Grenze (und dem heutigen Rheinkilometer 170) war ich hier erst etwas über 15 Kilometer entfernt. So richtig gut durchschaubar ist diese Rheinkilometrierung wirklich nicht, zumal es da allerlei Sonderkonstellationen gibt.
Sei es, wie es sei, ich lief weiter, kam kurz darauf an einer Seilkrananlage zur Flussmessung entlang und blieb auf dem Rheinauenweg. Ich lief an einer Autobahnraststätte vorbei, die auf dem Wanderweg Werbung machte, dass man durchaus auch als Wanderer dort einkehren könne, denn da war ein Zugangsweg offen (das hatte ich so auch noch nie gesehen) und erreichte nach einigen Kilometern den "modernen" Myriameterstein (naja, eher das Myriameterschild) mit der 190 darauf: Ich war also 190 Rheinkilometer von der alten Rheinbrücke in Konstanz entfernt.
Kurz nach diesem Schild musste ich einen kleinen Umweg laufen, weil dort jetzt neuerdings ein Rheinhochwasserrückhaltebecken angelegt wurde, und um dieses musste ich herum latschen. Kurz hinter Rheinkilometer 194 unterquerte ich die Autobahnbrücke, und ich hatte aufgrund eines Eintrages in der Wikipedia ein bisschen die Hoffnung gehabt, dass es da doch eine Möglichkeit gebe, auch als Fußgänger die Brücke zu überqueren - allein, ich fand sie nicht ...
Also blieb ich auf deutscher Seite, machte dann nach 15 Kilometer oder so auf einem Baumstamm für ein paar Minuten Pause, kam fast nicht wieder in die Gänge (vielleicht war es doch keine optimale Idee, nach sechs Wochen mit keiner ernstzunehmenden Wanderung auf einen Schlag 18 Kilometer anzuvisieren, aber "vernünftig" konnte ich ja noch nie ...) und schleppte mich zur Rheinbrücke, über die ich am 20. August 2020 (!) erstmals französisches Gebiet erreicht hatte ...
Ich musste unter der Brücke durchlaufen und dann über einen Trampelpfad zur Straße hoch, lief bis ungefähr einen Meter hinter die (vorbildlich angezeigte) deutsch-französische Grenze, machte dort Fotos (unter den leicht spöttischen Blicken einer sehr freundlichen Französin, die ihr Fahrrad über die für Autos zur Zeit gesperrte Brücke schob) und lief wieder zurück zum deutschen Brückenkopf.
Hier war nun die Streckenführung meiner Wanderapp sehr abstrus, denn sie führte mich - weil angeblich der Fußgängerweg an der neu trassierten Bundesstraße noch nicht fertig war - noch ein Stück am Rhein entlang. Nun denn, auf, auf, marsch, marsch, ich kam bis zum Grenzstein 199 - und dann war Schicht im Schacht. Die Landesgartenschau findet 2022 in Neuenburg statt, und dementsprechend ist das zukünftige Landesgartenschaugelände noch abgesperrt - das hätte man dem Wanderer aber auch mal mitteilen können! Also lief ich zurück und wagte es doch entlang der Bundesstraße - und, oh Wunder, der kombinierte Fußgänger-Fahrrad-Weg war fertig!
Wenige Meter vor dem Bahnhof stieg meine Trackingapp dann mangels Akku aus, aber ich schaffte es in den früheren Zug nach Müllheim, wartete dort auf den Zug nach Freiburg, stieg in den Zug in Richtung Villingen um, geriet noch in eine 3G-Kontrolle (zum Glück hatte ich mein Wanderhandy mit dem Strom im Zug wieder ein wenig aufladen können, aber notfalls hätte ich auf dem Diensthandy auch noch den 3G-Ausweis gehabt), fuhr bis Unadingen (weil ich sonst in Neustadt ewig auf den Bus hätte warten müssen), stieg dort aus und in den Gegenzug um, stieg dann in Neustadt in den Bus ein und kam pünktlich zu Hause an.
Heute Morgen hatte ich ein bisschen Muskelkater, und ich fürchte, das wird morgen nicht besser werden, aber jetzt habe ich wenigstens das Zwischenziel der Südwestschwarzwaldumrundung erreicht. Zudem knackte ich gestern die 1.500-Kilometer-Marke für den Schwarzwald (dort sind es nach der 18,85-km-Wanderung gestern jetzt 1.517,32 Kilometer, während es insgesamt 1.591,42 Kilometer sind, wenn man die Wanderungen in Richtung Brocken, in Dänemark, in den Alpen, in den Vogesen und sonstwo noch dazurechnet).
Die Nordstrecke dieser Umrundung hatte mich im Sommer 2020 am Schluchsee vorbeigeführt, dazu kam die Strecke Feldberg-Bärental, über den Feldberg und den Notschrei ging es in Richtung Wiedener Eck und Belchen, über den Haldenhof und dann über die Rheinebene nach Müllheim und Neuenburg. In der anderen Richtung folgte ich der Steina von der Quelle bis zur Mündung in die Wutach, der Wutach bis zur Mündung in den Rhein und dann - meist auf deutscher Seite, aber wenn es die Quarantänevorschriften erlaubten, gerne auch auf schweizerischer Seite - durch beide Laufenburg, nach Bad Säckingen und Rheinfelden, ab der Wehrbrücke Augst/Wyhlen auf Gebiet der Kantone Basel-Landschaft und Basel-Stadt nach Basel, dort ums Rheinknie nach Huningue und Weil am Rhein und von dort Ende letzten und Anfang dieses Jahres zur Rheinbrücke in Neuenburg.
Insgesamt habe ich - in Fließrichtung - den Rhein ab Ruggell in Liechtenstein gesehen, bis zum Bodensee ging es, am Bodensee ging es entlang, dann praktisch den gesamten Hochrhein entlang (an zwei, drei Stellen habe ich ernsthafter abgekürzt, die hole ich vielleicht noch nach) und jetzt am Oberrhein auch von Basel (was so Rheinkilometer 166 oder so sein müsste) bis zum Kilometer 199. Mal sehen, ob ich noch ein Stück weiter nach Norden laufe oder mir ein neues Langstreckenziel suche, aber das entscheide ich mehr oder weniger spontan.
Mal sehen, ob ich die 2.000 Kilometer dieses Jahr vollmache.
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Nach dem corona(nachwehen)bedingten Reinfall mit der Portugalreise wollten Jessi, Christian und ich das nicht lange auf uns sitzen lassen, also schlichen wir die ganzen letzten Tage schon um Porto herum (die beiden fliegen Ende März noch auf die Azoren ...) und haben jetzt endlich gebucht: Am 4. März geht es von Frankfurt-Hahn nach Porto, wir haben ein Hotel in der Nähe der Innenstadt gebucht und kommen dort drei Nächte unter, bis es am 7. März wieder zurück zum Hahn geht. Meine Ma wurde überzeugt bzw. genötigt, auch mitzukommen, und so fliegen wir zu viert - das wird gut!
Wir haben uns für den 5. März ein Auto gemietet, denn wir fahren zur Fußgängerbrücke "516 Arouca". Das ist die längste Fußgängerbrücke der Welt oder jedenfalls in Europa, und wir gucken mal, wie wir uns da in 175 Höhe über der Schlucht des Paiva schlagen. Über das Ding wollte ich laufen, seit ich letztes Frühjahr einen Bericht über die Eröffnung sah, jetzt klappt es (hoffentlicht) schon recht zeitnah. 12 Euro Eintritt (bzw. 10 Euro für meine Ma als Seniorin) sind natürlich schon ein happiger Obulus für eine Brücke, aber andererseits musste man die halt auch erstmal bauen ...
Wir werden sicherlich den einen oder anderen Portwein in Porto süffeln, und die Francesinha in Porto geht auf mich - das wird sicher ganz lustig werden ...
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So, Fotos von gestern gibt es auch noch:
Ein Meter in Frankreich |
Autobahnbrücke |
19. (moderner) Myriameter |
Altertümlicher Myriameterstein II (20 km von Basel) |
Blick auf den Rhein |
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